ONLINE-EXTRA Nr. 135
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In gut vier Wochen, am Sonntag, den 13. März 2011, wird die diesjährige "Woche der Brüderlichkeit" (WdB) feierlich eröffnet. Ausgerichtet wird sie vom Deutschen Koordinierungsrat (DKR), dem Dachverband der über 80 Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Deutschland. Zentraler Bestandteil jeder Eröffnung ist die Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille, die in diesem Jahr erstmals in der über vierzigjährigen Geschichte der Preisverleihung, an einen muslimischen Preisträger geht, den Orientalisten und Publizisten Navid Kermani.
Das Motto der diesjährigen WdB, wie stets identisch mit dem Jahresthema der Gesellschaften, lautet in 2011: "Aufeinander hören - Miteinander leben". Mit diesem Jahresthema und der erstmaligen Preisverleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille an einen muslimischen Gelehrten wird nahezu programmatisch deutlich, dass der christlich-jüdische Dialog sich dem Gespräch mit den Muslimen und dem Islam nicht verweigert und den interreligiösen Dialog als wichtigen Bestandteil der Integration von Muslimen und Muslima auch in der deutschen Gesellschaft würdigt.
Diese und weitere Aspekte finden auch Ihren Ausdruck in dem stets zu Jahresbeginn publizierten "Themenheft" des DKR, das immer dem jeweiligen Jahresthema gewidmet ist. Und so findet man denn in der jüngsten Ausgabe des Themenheftes auch eine Reihe von Beiträgen, die sich mit dem Islam, der Integrationsproblematik und dem interreligiösen Dialog in theoligscher, sozialer und politicher Perspektive beschäftigen. Ein Schwerpunkt des Heftes stellt die Betrachtung des Jahresthemas aus jüdischer, christlicher und diesmal eben auch aus muslimischer Perspektive dar. Letzteres ist dokumentiert durch einen Beitrag des Islamwissenschaftlers, Übersetzers und Verlegers Ahmad Milad Karimi, der im letzten Jahr u.a. mit der Gründung des ersten islamischen Kinder- und Jugendbuchverlags "Salam" für Aufsehen sorgte. Sein Beitrag im aktuellen Themenheft - "Aufeinander hören - Miteinander leben. Eine islamische Betrachtung aus dem Geiste des Koran" - präsentiert Ihnen COMPASS heute online exklusiv als ONLINE-EXTRA Nr. 135.
COMPASS dankt Autor und Redaktion des Themenhefts für die Genehmigung zur Online-Wiedergabe an dieser Stelle!
online exklusiv für ONLINE-EXTRA
Online-Extra Nr. 135
»Und wenn Gott gewollt hätte, Im Zentrum des Islams, der sich wesentlich als eine Offenbarungsreligion begreift, steht bekanntlich der Koran als die Liebeserklärung des einen Gottes, von dem Hegel im § 573 der Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften von 1830 sagt: »Will man (…) das Bewußtsein des Einen (…) in der schönsten Reinheit und Erhabenheit sehen, so muß man sich bei den Muhammedanern umsehen.« Diese zunächst in Mekka, dann in Medina allmählich geoffenbarte Botschaft ist für Muslime das lebendige Wort Gottes. Nicht bloß Wort, sondern es will ein gesprochenes Wort sein, ein Wort, welches vorzutragen ist, wie es auch die Etymologie des Wortes »Koran« belegt. Wenn Muslime den Koran vortragen, die koranische Stimme vernehmen, so wird die Offenbarung Gottes in ihrer ersten Regung gleichsam vergegenwärtigt. Die derart entfaltete Gegenwart erinnert an den Augenblick der Offenbarung an den Propheten Muhammad. Erinnerung in jedem Sinne des Wortes ist die einheitsstiftende Mitte der Religion des Islams. Nicht äußerlich geschieht die Erinnerung, sondern das zu Erinnernde gewinnt gerade im Akt des Erinnerns selbst an Gestalt. Rainer Maria Rilke beschreibt das erste Offenbarungsereignis im Islam mit den Worten: »Da aber als in sein Versteck der Hohe, Die Dramatik dieser Szene ist für das islamische Bewusstsein von größter Aktualität. So ist der Koran eben die erste Stimme, die ein ganz besonderes Aufeinanderhören verlangt. In diesem Sinne ist der Koran keine starre und einseitige Weisung, vielmehr hat die Zuwendung des Herrn aller Welten im Islam, vor dessen Antlitz alles untergehend ist, einen poetischen Charakter, ist doch die Poesie die vollkommenste literarische Form, wodurch die Liebe Ausdruck findet. Für Muslime ist der Koran nämlich in seinem arabischen Original unnachahmlich, sein Grundcharakter wird erst aus seiner Gesamtkomposition erfahrbar. Der Koran ist ein rhythmischer Text voller Klang und Musikalität, ja eine »progressive Universalpoesie«, wie es der Romantiker Friedrich Schlegel in seinem 116. Athenäums-Fragment entfaltet. Deshalb verwundert es nicht, dass die bedeutendsten Werken von Nizami, Hafiz oder Rumi, die vornehmlich von der Liebe handeln, nichts anderes ausdrücken als eine Zwiesprache mit dem Koran. Begreift man den Koran als eine Liebeserklärung Gottes an die Menschen, so ist es die Liebe, die das Aufeinanderhören gebietet. Auf der Bühne der Welt treten Schöpfer und Geschöpf gegenüber; so dass sich das Geschöpf dann als ein Geschöpf erfährt, indem der Schöpfer, ja sein Schöpfer ihn anspricht. Diese Ansprache Gottes ist deshalb eigentümlich, weil sie durch ihren poetischen und mithin offenen Charakter keine monotone Rede eines selbstgefälligen Gottes darstellt.
hätte Er euch gemacht zu einer Gemeinde, eine einzige.
Aber Er wollte euch in dem prüfen, was Er euch gegeben.
So wetteifert um die guten Dinge!« (Koran 5,48)
sofort Erkennbare: der Engel, trat,
aufrecht, der lautere und lichterlohe:
da tat er allen Anspruch ab und bat
bleiben zu dürfen der von seinen Reisen
innen verwirrte Kaufmann, der er war;
er hatte nie gelesen - und nun gar
ein solches Wort, zu viel für einen Weisen.
Der Engel aber, herrisch, wies und wies
ihm, was geschrieben stand auf seinem Blatte,
und gab nicht nach und wollte wieder: Lies.
Da las er: so, dass sich der Engel bog.
Und war schon einer, der gelesen hatte
und konnte und gehorchte und vollzog.«
THEMENHEFT 2011
Mit Beiträgen von: Ahmad Milad Karimi, Navid Kermani, Zafer Senocak, Landesrabbiner Jonah Sievers, Jakob Hessing, Debbie Weissman, Esther Golan, Micha Brumlik, Grigori Lagodinsky, Norbert Bolz, Bernd Schröter, Henning Niederhoff u.v.a.
Demzufolge ist es zwar während der Koranrezitation, in diesem Akt der Liebe, Gott, der spricht, Gott, der hört, und Gottes ist die Stimme und doch weist der Koran mannigfach unterschiedene sprachliche Ebenen auf. Der Koran besticht nämlich durch seine Eindeutigkeit und Mehrdeutigkeit, durch seine bestimmte Gedankenführung und seine fragmentarische Natur, durch seine Klarheit und sein Ge-heimnis, durch seine wörtliche und bildliche Sprache. Man könnte die Liste noch eine Weile fortführen. Kurz, nicht nur die Attribute Gottes, wie Nasr Hamid Abu Zaid bemerkt, sondern der Koran selbst verweist auf mehrschichtige Spannungen, die vielleicht die literarische Gattung der Sure konstatieren. Aus der Fülle dieser Spannungen zeigt es sich, dass der Islam keine absolute Religion ist. Ihre Selbstständigkeit als eine Weltreligion, welche durch die universale Zuwendung eines barmherzigen und all-gegenwärtigen Gottes geprägt ist, für sich genommen, ist kaum zu verstehen. Im Gegenteil: Der Islam erringt seine Identität erst aus einer kommunikativen Auseinandersetzung mit dem Judentum, Christentum, den Polytheisten, Atheisten oder gar Antitheisten. Wie das Hören aufeinander, das als Bedingung der Möglichkeit eines friedlichen Mit- bzw. Füreinanderlebens ist, gelingen kann, macht der Koran vor, denn all die genannten Akteure werden nicht nur direkt angesprochen, vielmehr kommen sie selbst zu Wort. So zeichnet sich der Koran gerade durch seine Polyphonie aus als Gleichnis für eine Lebenswirklichkeit, die ebenso polyphon konzipiert ist. Im Kreis dieser vielfältigen Stimmen ist der Islam beheimatet, ja er entspringt gleichsam aus einem Aufeinanderhören und Miteinanderleben heraus; denn der Islam ist auch – historisch gesehen – immer schon mitten im Leben, mitten in der vielfältigen und pluralen Gemeinschaft. Im Gespräch beheimatet, ist der Islam nicht vom Schwert, sondern vom Wort und vom Schreibrohr getragen, wie es aus der ersten Offenbarung zu entnehmen ist: »Trag vor ’ Das Hören auf Gott und das Leben mit seinem Wort ist inngst verwoben mit dem Hören auf und dem Leben mit und für den Nächsten. Liebe, Demut und Dankbarkeit sind Grundeigenschaften, die die Muslime in ihrem religiösen Habitus in sich tragen, doch weit mehr als bloß gottgefällige Handlungen stellen sie zugleich ethische Kategorien dar, die sich vornämlich intersubjektiv ereignen. So heißt es im Koran 5,44-48: »Siehe, Wir haben herabgesandt die Tora,’ Diese für das Selbstverständnis des Islams konstitutive Bestimmung des interreligiösen Gesprächs zeichnet Respekt und die Anerkennung des Anderen als das Andere vor. Im Koran 29,46 heißt es: »Und streitet mit den Leuten der Schrift auf die schönste Weise nur,’ (…). Ein Gespräch zu entfachen, welches das Prädikat »schön« trägt, ist somit die Pflicht einer jeden Muslima und eines jeden Muslims. So erklärt sich auch der Umstand, dass eine Reihe der Streit-schriften innerhalb der islamischen Tradition auch dieses Prädikat ernst nehmen, dementsprechend lautet z.B. der Titel Muhammad Al-Gazzalis Streitschrift: »Die schöne Widerlegung der Gottheit Jesu«. Interreligiöse Gespräche haben eine lange und reiche Tradition. Sicher war ihre erste Phase durch eine Streit- und Kontroversliteratur beherrscht, die einen überwiegend polemischen Charakter besaß, doch mit der Zeit zeigt sich jedoch, dass das Gespräch und das Hören aufeinander auch zu einem größeren Respekt vor den anderen Religionen sowie zu einer Verfeinerung der eigenen Argumentation führen kann.
im Namen deines Herrn, der erschuf,
erschuf den Menschen aus einem Blutklumpen!
Trag vor,’
denn dein Herr ist im Guten unübertrefflich,
der durch das Schreibrohr nahe brachte,
den Menschen lehrte,
was er nicht wusste!« (Koran 96,1-5)
darin Rechtleitung und Licht.’
(…)
Wir ließen ihnen folgen Jesus, den Sohn der Maria,’
um zu bestätigen, was vor ihm war in der Tora.’
Wir gaben ihm das Evangelium,’
darin Rechtleitung und Licht,’
um zu bestätigen, was vor ihm war in der Tora,’
als Rechtleitung und Ermahnung für die Gottesfürchtigen.’
(…)
Und Wir haben dir herabgesandt die Schrift mit der Wahrheit,’
um zu bestätigen, was vor ihm war von der Schrift,’
und darüber Gewissheit zu geben.’«
Und sagt: „Wir glauben an das, was zu uns herabgesandt ’
und was zu euch herabgesandt.’
Und unser Gott und euer Gott ist der Eine.’
Und Ihm sind wir ergeben.“’«
Arthur Schopenhauer konnte seine Enttäuschung über den Koran nicht zurückhalten, so schreibt er über das metaphysische Bedürfnis des Menschen im Kapitel 17 des zweiten Band seiner Schrift Die Welt als Wille und Vorstellung: »Dieses schlechte Buch war hinreichend, eine Weltreligion zu begründen, (…) wie auch, sie zu blutigen Kriegen und den ausgedehntesten Eroberungen zu begeistern.« Heute hätte Schopenhauer mehr und genauere Beispiele angeben können, werden doch, wenn auch von einer kleinen Minderheit, häusliche Gewalt, Unterdrückung, Selbstmordattentate und sogar Terroranschläge im Namen des Islams und des Korans ausgeübt. Warum sich die Täter auf den Koran beziehen, ist vielleicht aus dem Habitus zu entnehmen, wie sie mit dem Koran umgehen. Sie tun so, als hätten sie einen Werkzeugkasten vor sich mit lauter bunten Werkzeugen, die man nach Belieben verwenden kann. Primär fundamentalistisch ist dabei nicht, dass sie nach Wunsch und Begehren, gerade die Textstellen für sich herausnehmen, die sie für ihre Politik instrumentalisieren wollen; sondern der religiöse Fundamentalismus liegt gerade darin, dass sie unmittelbar zu verstehen glauben, was sie im Koran lesen, gleichsam ohne die Kenntnisnahme der Tradition.
Der Salam Verlag bietet muslimischen Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, sich mit ihrer Religion und ihrer vielseitigen Identität durch qualitativ hochwertige Literatur auseinanderzusetzen. Die Bücher werden von fachlich kompetenten Autoren konzipiert und von einem wissenschaftlichen Beirat unterstützt. Mit einem vielfältigen und klar strukturierten Programm möchte der Verlag auf der einen Seite für eine gelungene und fruchtbare Integration der Muslime in Europa beitragen und auf der anderen Seite Muslime in ihrem religiösen Selbstverständnis unterstützen.
Religionen, wenn sie einen politischen Charakter gewinnen, werden pervertiert, weil sie vielleicht eine unbändige Kraft und Anziehung besitzen, ja sie generieren unhinterfragbaren Argumente. So gesehen ist die Religion Gnade, aber auch Fluch. Religiöser Fanatismus entsteht dann, wenn das Bewusstsein beginnt, eindimensional zu werden. Plötzlich verliert der Koran seine Offenheit, seine Dynamik. Sprachbilder werden zur Realität, Empfehlungen zur Pflicht, die Polyphonie des Korans zur Monophonie, Vieldeutigkeit zur Eindeutigkeit, Unklarheiten werden überlesen. Was hier verloren geht, ist einfach die Seele des Korans, was aber bleibt, ist nicht einmal der Leib, sondern nur der Leichnam desselben. Die sogenannten Fundamentalisten müssten enttäuscht sein, wenn sie erfahren, dass sie, indem sie den koranischen Text für ihre politischen Machtinteressen verstellen, auch den Grundcharakter des Islams verfehlen. Ist der Koran nach dem Selbstverständnis aller Muslime das reine Wort Gottes, so ist die Behauptung, man wisse absolut sicher, was im Koran steht, so dass man sogar damit Attentate rechtfertigen will, genuin nicht islamisch. Sein Wissen als absolutes Wissen neben dem Wissen Gottes zu stellen, heißt eben neben Gott selbst Gott spielen. So begehen sie nahezu das schlimmste Vergehen im monotheistischen Sinne: širk, Gott etwas daneben stellen. Dies ist die Eigenart der Fundamentalisten, die sich jedoch grundlegend widersprechen, denn sie haben gerade kein Fundament; sie sind bodenlos. Dies ist wohl die List der Vernunft. Sie spielen Gott auf Erden und verfehlen dabei das Leben. So vergehen sie nicht nur gegen jede Menschenrechtskonvention, sondern auch und gerade gegen die Bedingungen ihrer eigenen Religion. »Gott ist unser Herr und euer Herr.’
Im Unterschied dazu versteht sich der Islam als – um es mit den Worten von Abdul Karim Soroush zu sagen – »ein gerader Weg« in stetiger Überprüfung und dauerndem Gespräch mit den anderen Wegen, dass nun diese Überprüfung des eigenen Weges, dass dieses Gespräch nicht gewaltsam, sondern islamisch sein soll, das heißt eben »schön«, versteht sich von selbst. Was heißt dann aufeinander hören? Sich verschließen vor dem Anderen oder sich nicht einlassen in einer anderen Position können und sind keine Lösung. Ohne Zweifel ist die Bedingung eines gelingenden Aufeinaderhörens und Miteinanderlebens das gegenseitige Wissen und Wissen-wollen voneinander und im gleichen Atemzug die adäquate Selbsteinschätzung, dass wir nicht in unserer Existenz unüber-trefflich sind. Vielleicht ist das einfachste Selbstbild einer Muslima oder eines Muslims die Einsicht, nicht Herr über sich selbst zu sein. Eine Einsicht, von der nicht zuletzt die Psychoanalyse seit den Analysen Sigmund Freuds bzgl. des Unbewussten überzeugt ist. Das bedeutet vor allem für die Muslime, dass sie in allen Belangen des Lebens in Demut vor Gott handeln und urteilen. Mit diesem theoretischen Primat ist dabei der Boden für eine achtsame Lebensgestaltung gelegt; so dass die Idee, sich erst im Gespräch zu finden und sein Leben erst durch die Lebensteilung, wie es der Philosoph Rainer Marten bezeichnet hat, zu erringen, Realität gewinnt, eine islamische Lebenswirklichkeit.
Religiöser Pluralismus bedeutet dabei kein bloßer Relativismus, dass alle irgendwie Recht hätten. Die Frage ist, ob dann ein friedliches Miteinander derart hergestellt werden kann, so dass andere Religionen und Weltansichten nur dann toleriert und respektiert werden können, wenn sie im eigenen System subsumiert sind. Oder ist vielleicht die Wahrheit zwar absolut, aber nicht unbedingt exklusiv? Und die eigentlich bewegende Frage ist: wer hat die Macht, die Macht darüber zu richten? Von dem jeweils eigenen Lebensentwurf zu behaupten, er sie einzig wahr, ist zumindest nicht islamisch; denn darüber richtet allein Gott. Wofür sich jedoch Muslime abmühen sollten, ist zu versuchen, ihr Leben gemäß dem Willen Gottes zu gestalten, ob nun der Versuch gelingt oder scheitert, bewirkt Gott. Diese Haltung ist insofern sympathisch, als sie zur Bescheidenheit anmutet, aber keineswegs zur Unfreiheit. Muslime sind frei, sowohl im Streben nach der Glückseligkeit als auch nach dem Wissen, ja es ist ihre Pflicht, Wissen und Erkenntnis zur erlangen, denn wie ein berühmtes Wort des Propheten Muhammad sagt: »Wer sich selbst erkannt hat, der hat erkannt seinen Herrn.« Religion überhaupt, islamisch betrachtet, ist ein Akt der Freiheit und für die Freiheit, wie der Thronvers im Koran bezeugt. So ist die Mitgestaltung einer demokratischen Mehrheitsgesellschaft eine dankbare Aufgabe für jede Muslima und jeden Muslim.
Schließlich ist zu konstatieren, dass der Islam in Deutschland keine fremde Religion mehr darstellt; so dass sich das gemeinsame Leben insbesondere für die junge Generation der Muslime normalisieren kann, jedoch sich noch in den Anfängen befindet. Eine besondere Aufmerksamkeit für eine ange-messene Bildung der muslimischen Kinder, vor allem im Bereich der Religion und Sprachen, sowie die Errichtung des Faches islamische Studien an der Universität sind grundlegende Schritte, die gegenwärtig angegangen werden. Es ist aber auch andere junge Muslime in Deutschland anzutreffen, die nicht warten, bis sie Gehör finden, sondern sowohl im Bereich der Theologie und der Politik, aber auch auf dem Gebiet der Literatur und der Kunst selbst tätig werden und von sich hören lassen.
Bezeichnend für die islamische Perspektive ist, dass die Religion des Islams nicht das Nebeneinander, sondern das Miteinander fordert. Das Miteinanderleben, das Miteinanderstreiten um die Wahrheit, um sich zu kennen, den anderen zu verstehen und miteinander um die guten Dinge zu eifern. Es ist jedoch notwendig zu erkennen, dass keine Religion Besitzer der absoluten und mithin exklusiven Wahrheit ist, sondern – wenn überhaupt – dann an ihr Teil hat, solange sie nicht im Namen Gottes, sondern in Verantwortung vor Gott handelt als ein gerader Weg, so heißt es im Koran 42,15:
Uns unsere Werke und euch eure Werke!’
Kein Streitgrund zwischen uns und euch.’
Gott wird uns versammeln.’
Und zu Ihm führt die Heimkehr.«
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Der Autor
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geb. 1979 in Kabul, Studium der Philosophie, Mathematik und Islamwissenschaft in Darmstadt, Freiburg und Neu Delhi.
Als Wissenschaftler, Übersetzer und Schriftsteller bewegt er sich seit vielen Jahren sowohl in den Sprachen und Kulturen des Islam wie auch in der europäischen Kultur- und Geistesgeschichte.
Er ist Mitherausgeber der Kalliope (Zeitschrift für Literatur und Kunst). Im Herbst 2009 erschien Karimis poetische Neuübersetzung des Koran.
www.miladkarimi.de
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