Judenhass, wieder und wieder
Zahl antisemitischer Taten in Frankreich 2014 verdoppelt
Frankreich geht gegen grassierenden Antisemitismus vor
[DER STANDARD (Österreich)]
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Antisemitismus bedroht jüdisches Leben und Demokratie in Deutschland
(COPYRIGHT: Andreas Rehnolt
Zick stellte am Holocaust-Gedenktag neue Zahlen und Ergebnisse zu antisemitischen Einstellungen in der deutschen Bevölkerung vor. Der Wissenschaftler David Schlangen präsentierte seine Analyse der Kommunikation der Pegida-Bewegung, in der laut den Forschern zunehmend auch Antisemitismus eine Rolle spielt. "Die Zustimmung zu offenen antisemitischen Vorurteilen ist im vergangenen Jahr nach den Sommerprotesten gegen Israel erneut angestiegen. Laut einer Umfrage des IKG im Jahr 2014 stieg zum Beispiel die Zustimmung zu antisemitischen Einstellungen zwischen Juni und September 2014.
23 Prozent – also fast ein Viertel – der älteren Deutschen ab 60 Jahren, meint, "Juden haben zu viel Einfluss in Deutschland". Bei den Jüngeren bis 30 Jahren ist die Zahl mit knapp zehn Prozent zwar deutlich geringer, sie bleibe aber seit Jahren beinahe auf einem ähnlichen Stand, hieß es weiter. Wie stark antisemitische Vorurteile verbreitet seien, zeigt sich nach Angaben der Forscher auch an einer Frage, die sich auf die Verfolgung und Ermordung von Juden in Nazi-Deutschland bezieht. Die Mehrheit der 2014 in der Studie "Fragile Mitte" Befragten äußerte sich verärgert darüber, "dass den Deutschen auch heute noch die Verbrechen an den Juden vorgehalten werden."
"Gerade die Anti-Gaza-Demonstrationen im vergangenen Sommer haben Antisemitismus erneut auf eine erschreckende Weise aufbrechen lassen, und zwar durchaus auch in jenen Teilen der Bevölkerung, die sich selbst als Mitte versteht", so die Wissenschaftler weiter. "Der Reflex, die Geschichte der Schoah loszuwerden, erschwert das Erinnern nach Ausschwitz", so Zick. In Anbetracht der Hass-Taten gegen Jüdinnen und Juden und ihre Einrichtungen in Europa, wäre eher "ein unruhiges Erinnern" angemessen. "Der Antisemitismus bedroht das Leben von Jüdinnen und Juden und die Demokratie in Deutschland und Europa“, sagte Zick.
Antisemitische Einstellungen treten nach Angaben der Forscher auch in der Pegida-Bewegung in Erscheinung. "Pegida ist gewissermaßen ein Sammelbecken für menschenfeindliche Einstellungen gegenüber einer ganzen Reihe von sozialen Gruppen", hieß es weiter. Zwar sehe man auf Pegida-Kundgebungen Israelfahnen, aber viele Europakritiker und Sympathisanten rechtspopulistischer Gruppen seien "mindestens klammheimlich antisemitisch".
Das IKG untersucht seit zwölf Jahren die Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in Deutschland. Nach Annahmen der Forscher ist dabei immer auch an den Zusammenhang zwischen Antisemitismus und Islamfeindlichkeit sowie anderen Vorurteilen zu denken. Insofern ergebe es Sinn, sich Pegida genauer anzusehen, erklärte Zick. Hintergründe zum Internet-Auftritt von Aktivisten und Sympathisanten von Pegida stellte David Schlangen vor, Computerlinguist an der Universität Bielefeld. Der Forscher hat die öffentliche Facebook-Kommunikation der Pegida-Bewegung untersucht.
Seinen Analysen zufolge kommt knapp vier Fünftel der Kommentare auf der Pegida-Facebook-Seite von Konten, bei denen der dazu eingetragene Name als männlich klassifiziert werden kann. Auf der Facebook-Seite von Pegida wird auch kommentiert von Facebook-Benutzern, die auch auf der Seite der NPD aktiv sind: "Etwa 3,5 Prozent der Kommentierer auf der Pegida-Seite melden sich auch auf der Facebook-Seite der NPD zu Wort. Von ihnen stammen etwa vier Prozent der Kommentare auf der Pegida-Seite", so Schlangen.
Internet: www.uni-bielefeld.de/ikg
Microtext-Journalistenbüro)
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