ONLINE-EXTRA Nr. 236
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Ein Banker merkt, wie ihn seine Arbeit krank macht - und er entschließt sich seinen gut bezahlten Job aufzugeben und sein bisheriges Leben gewissermaßen buchstäblich vom Kopf auf die Beine zu stellen, indem er ohne einen Groschen Geld in der Tasche durch die Welt zieht! So hat es Christian Seebauer gemacht, als er vor dreizehn Jahren seine Stelle als Verwaltungsdirektor einer Bank gekündigt hat und stattdessen neue Ruhe und Kraft in der Kunst, beim Malen und Schreiben - und als Abenteurer auf Reisen sucht.
Im Frühjahr 2014 durchwanderte er in 46 Tagen den Israel National Trail, "einen der zehn schönsten Fernwanderwege der Welt" (National Geographic), vom Kibbuz Dan an der Nordgrenze zum Libanon bis nach Eilat am Roten Meer. Ohne einen Cent in der Tasche war er vollständig auf die Begegnungen und die Hilfe von anderen Menschen angewiesen. Seine Befürchtungen, als Deutscher ständig mit der Vergangenheit konfrontiert zu werden, bestätigten sich nicht. Stattdessen erlebte er die Israelis als weltoffen, neugierig und einzigartig hilfsbereit. Sein Fazit nach dem Israel-Abenteuer: "Am Israel Trail finden Wanderer und Pilger das, was sie sich vom Jakobsweg erwartet hätten: Ruhe und innere Einkehr."
Seine atemberaubenden Fotos und seine unglaublichen Geschichten präsentiert er in beeindruckenden Dia-Vorträgen, zu denen man ihn gerne engagieren kann - und seit Anfang diesen Jahres liegt auch sein Buch vor - "Israel Trail mit Herz. Das Heilige Land zu Fuß, allein und ohne Geld" -, in dem er seine Eindrücke und Erfahrungen anschaulich niedergeschrieben hat. Liest man sein Buch, wird man das Land und seine Bewohner anschließend mit anderen Augen sehen!
COMPASS freut sich, Ihnen heute aus dem Buch von Christian Seebauer das Vorwort von Charlotte Knobloch sowie die zwei ersten, einleitenden Kapitel im Wortlaut präsentieren zu können. COMPASS dankt dem Autor sowie dem SCM-Verlag für die Genehmigung zur Wiedergabe der Texte und Fotos an dieser Stelle!
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Online-Extra Nr. 236
Die erste Begegnung mit Christian Seebauer gehörte zu den besonderen, und ich erinnere mich noch sehr genau daran. Suchenden Menschen begegnet man immer wieder. Menschen, die sich wirklich auf die Suche machen wollen, die bereit sind, etwas hinter sich zu lassen und sich auf unbekanntes Terrain zu begeben, sind nicht so oft anzutreffen. Aber hier kam ein Mann zu mir, der den Aufbruch wagen würde – das spürte ich sofort, auch wenn er noch viele Fragen und Zweifel hatte. Christian Seebauer wollte zu Fuß durch das Heilige Land, auf der Suche nach sich und dem Land, das für so viele Menschen verschiedener Religionen ein Ort der Sehnsucht, ein Traum bleibt. Ihn aber ließ die Idee einer Wanderung, des Shvil Israel, nicht los. Und nun hoffte er – auch gegen die scheinbar vernünftigen Einwände, die er von verschiedenen Seiten zu hören bekam und die sich nicht einfach von der Hand weisen ließen – auf Ermutigung. Dr. Charlotte Knobloch wurde 1932 in München geboren und ist seit 1985 Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Von 2005 bis 2013 war sie Vizepräsidentin des Jüdischen Weltkongresses und von 2003 bis 2010 Vizepräsidentin des Europäischen Jüdischen Kongresses. Von 2006 bis 2010 war sie Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland.
Vorwort von Dr. Charlotte Knobloch
Die konnte ich ihm von ganzem Herzen geben. Denn ich war sicher, dass er in Israel finden würde, wonach er suchte. Welches Land wäre ein besseres Ziel für einen solchen Aufbruch als Israel, das Verheißene, das Gelobte, das Heilige Land? Ist es nicht geradezu kennzeichnend für diesen schmalen Landstreifen zwischen Wüste und Mittelmeer, dass er Menschen aufnimmt, die aufgebrochen sind – im konkreten wie im übertragenen Sinn? Ist Israel mit seiner einzigartigen Natur- und Kulturlandschaft, seiner jahrtausendealten Geschichte, nicht seit jeher ein Land mit besonderer Anziehungskraft?
Sofort hatte ich die Bilder von meiner ersten eigenen Israelreise 1952 mit meinem Mann vor Augen: Wir haben uns damals spontan in dieses bezaubernde Land verliebt. Heute lebt dort ein Teil meiner engsten Familie, und ich erlebe regelmäßig das pulsierende Leben mit all seinen herrlichen Seiten – aber natürlich auch die Bedrohung, der diese einzige Demokratie im Nahen Osten seit ihrer Gründung ausgesetzt ist.
Dennoch: Israel ist kein Land, das einem Angst machen oder in dem man Angst haben muss – auch wenn die tägliche Berichterstattung denen, die es nicht kennen, einen anderen Eindruck vermittelt. Im Gegenteil: Die fröhliche Offenheit und umwerfende Gastfreundschaft der Israelis würden Christian Seebauer aufnehmen – ihn, den Nichtjuden aus Deutschland, den Suchenden, den Menschen. Da war ich mir sicher. Auf seiner Wanderung würde er ein ungewöhnlich vielgesichtiges und vielgestaltiges Land kennenlernen, Menschen aus aller Herren Länder, die ein außergewöhnlicher Gestaltungswille und Optimismus eint – und eine ansteckende Lebensfreude.
Nun freue ich mich mit Christian Seebauer, dass er seinen Traum wahr gemacht hat und zu seiner Wanderung aufgebrochen ist, zu Fuß, mit wachen Sinnen und offenem Herzen – und dass er so viele Schätze gefunden hat: Menschen, Geschichten, Orte, die es wert sind, erzählt zu werden. »Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen«, wusste Johann Wolfgang von Goethe. Christian Seebauer ist wirklich im Heiligen Land gewesen – möge sein Buch viele ermuntern, es ihm gleichzutun.
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1000 Kilometer in 46 Tagen! Quer durch die Wüste. Christian Seebauer beschließt, sich dieser Herausforderung zu stellen. Das Experiment: Er will den Israel National Trail - kurz Israel Trail - laufen, ohne einen einzigen Cent auszugeben. Das Ziel: An seine körperlichen und mentalen Grenzen zu gehen. Entschleunigen, sich Zeit nehmen. Nur mit Karte und Rucksack ausgestattet macht er sich auf den Weg. Temperaturen bis zu 35 Grad, endlose Weiten, atemberaubende Naturphänomene. Ein fesselnder Reisebericht über eine Reise zu sich selbst.
Mein Traum vom Heiligen Land
Hoch über dem »Small Crater«, wie sie im Heiligen Land ihren Krater liebevoll nennen, habe ich meine innere Ruhe wiedergefunden. Ich liege allein auf einer verschlissenen Isomatte auf dem warmen Wüstenboden und blicke in einen tiefschwarzen Sternenhimmel. So intensiv wie hier habe ich das Firmament noch nie in meinem Leben gesehen. Mein Zelt habe ich längst verschenkt. So wie fast alles, was ich nicht tragen konnte. Doch mit jedem Gegenstand, von dem ich mich auf meinem langen Weg getrennt habe, bin ich dem Glück und mir selbst immer näher gekommen. Ich fühle wieder etwas. Durch meine Finger lasse ich langsam den steinigen Sand bröseln. Keine Geräusche. Keine Laute. Kein Licht. Hier ist nichts, außer Gott und ich. Habe ich gerade »Gott« gesagt? Daran muss ich noch arbeiten. Trotzdem huscht mir heute ein kleines »Danke, lieber Gott. Danke, dass du da bist« über die Lippen. Was morgen ist? Wer weiß? Mein Ziel, irgendwo anzukommen, habe ich längst schon aufgegeben. Ich lebe von der Hand in den Mund. Von Tag zu Tag. Dafür lebe ich wieder im Hier und Jetzt. Ein gutes Gefühl.
Seit über vier Wochen bin ich nun zu Fuß unterwegs auf dem Israel National Trail. Ein Weg, der mich vor allem zu mir selbst geführt hat. Und ein Weg, der alles Verbitterte in mir weggefegt hat. Was übrig geblieben ist, ist eine schutzlose Hülle. Und die Bereitschaft, echte Gefühle zuzulassen. Während mein richtiges Leben nicht wirklich so verlaufen ist, wie ich mir das einmal vorgestellt hatte, gibt mir dieser Weg vom ersten Meter an eine wunderbare Geborgenheit. Ruhe von alldem, was zuvor mein Gehirn zermartert hat. Genau so wie hier hätte ich mir vor Jahren meinen Jakobsweg gewünscht.
Heute werde ich noch so lange in den atemberaubend schönen Sternenhimmel blicken, bis mich der Schlaf übermannt. Und morgen werde ich mich im ersten Licht rekeln und darauf freuen, dass ich einfach weiterlaufen darf. Völlig frei. Ich werde darauf vertrauen, dass auch morgen ein guter Tag wird. Einer, an dem ich wieder jemanden treffe und etwas menschliche Nähe spüren darf. Und einer vielleicht, an dem ich ein Stück Brot bekomme. Einer, an dem ich vor Freude lachen oder weinen kann. Und einer, der mich noch einmal weiter über alles hinausführt, was ich mir jemals hätte vorstellen können.
1 000 Kilometer gehe ich hier einsam den auf Stein gemalten orange-blau-weißen Markierungen nach. Ich träume von Millionen Schritten und den vielen wunderbaren Menschen, die mir auf dem Fernweg bisher begegnet sind. Menschen, die vielfältiger nicht sein können. Juden, Muslime, Christen. Israelis, Araber, Beduinen. Jung und alt. Immer waren es Menschen, die mir ihr Herz weit geöffnet haben. Diesen Weg ganz allein und ohne Geld zu gehen, war für mich ein lang gehegter Traum. Eigentlich stehe ich in meinem Leben auf der Sonnenseite. Wie sich das Leben aber anfühlt, wenn ich nichts außer meinem Charme und einem Lächeln zurückgeben kann, das wollte ich unbedingt am eigenen Leib erfahren.
Dass viele Gefühle oft ganz unverhofft wie ein Sturm über mich gefegt sind, mich klein und demütig, aber auch offen und neugierig gemacht haben, empfinde ich als das größte Geschenk meiner Reise. Meiner Frau Conny, die mich wieder einmal verständnisvoll losgelassen hat, damit ich mich selbst finden darf, verdanke ich, dass ich heute hier bin. Nachdem auch meine beiden Töchter ihr Okay gegeben hatten, ging alles recht schnell.
Das erste Mal in Israel
Über Istanbul fliege ich mit der Billigairline nach Tel Aviv. Der Flieger nach Istanbul ist brechend voll und wenn man über Nationalitäten schmunzeln darf, dann jetzt. Alles ist so voll, dass ich bezweifle, dass der Airbus von der Startbahn je abheben würde. Für die meisten geht es »heim« in die Türkei. Nach wenigen Stunden Aufenthalt in Istanbul wartet dann das Flugzeug nach Tel Aviv. Was sind das für Menschen, die da jetzt einsteigen? Gebannt und fasziniert versuche ich mir einen ersten schüchternen Überblick auf das zu verschaffen, was mich womöglich im Heiligen Land erwartet.
Es sind ganz andere Typen als im Flieger nach Istanbul. Plötzlich sieht wieder alles recht vertraut aus, oder sagen wir besser: europäisch. Keine Bärte mehr, oder allerhöchstens bei den jungen Reisenden recht coole Bärte eben. Bärte, die mehr zum Typus Windsurfer, Rucksacktourist oder eben »Chiller« passen. Die Erwachsenen in meinem Alter sehen ebenso aus wie bei uns. Entspannte, zeitgemäße Kleidung. Jeans und T-Shirt. Auch sind die Passagiere hier nicht mehr so laut. Zum ersten Mal höre ich Sprachfetzen auf Hebräisch. Es ist doch Hebräisch, oder? Kurzerhand frage ich einfach. Denn obwohl es fremde Menschen sind, fühlt sich alles doch recht vertraut an. Eigentlich hatte ich den jungen Typen mit den Rastalocken und der Bob-Marley-Bommelmütze vor mir gefragt. Doch die beiden etwa 18-jährigen Mädels vor ihm drehen sich zu mir um und antworten mit einem zauberhaften Lächeln: »Ja, das ist Hebräisch. Aber wir können es selbst nicht perfekt. « Was folgt, ist ein herzliches Lachen.
Hier im Flieger gibt es keine Sippen wie auf dem Flug nach Istanbul, da spricht jeder mit jedem, und das in einem kunterbunten Sprachenmix. Ich höre immer wieder so etwas wie Hebräisch, dann wieder viel Englisch, aber auch Deutsch, Französisch, Russisch, alles eben. Das gefällt mir. Ich bin hundemüde und lehne mich beim Flug entspannt zurück. Endlich fasse ich etwas Mut für meine Reise. Ich spüre, dass ich an diese Menschen herankommen kann, dass sie freundlich sind. Das lässt mich für die Zeit, in der wir über Zypern und das Mittelmeer fliegen, glücklich schlafen (erzählt mir Lisa, meine Sitznachbarin, später).
Kurz nach Mitternacht stehe ich bepackt mit einem viel zu schweren Rucksack vor einem grimmig blickenden Zollbeamten am Ben-Gurion-Flughafen in Tel Aviv. Lisa war vor mir und ist schon durch die Kontrolle. Der Zöllner fragt mich nach meinem Reiseziel und sein Blick wechselt dabei ständig zwischen dem Passport und meinem Gesicht hin und her. Ich bin jedoch zu müde, um nervös zu sein. »Israel National Trail« sage ich ihm und dann schallt mir ein erstauntes »Wow« entgegen. Ich muss es gerade mit diesem Stichwort geschafft haben, ihn aus seiner gewohnten Abfertigungsroutine herauszureißen. Ganz langsam wiederholt er »Shvil Israel«, so nennen die Einheimischen ihren »Israel Weg«. Seine undefinierbare Mimik wechselt spontan in einen aufmerksamen und begeisterten Zustand: »Fantastic!« Sofort knallt er kraftvoll seinen Stempel wie einen Akt der ganz persönlichen Begrüßung in den Ausweis, beugt sich vor und sagt in akzentfreiem Deutsch: »Herzlich willkommen in Israel! Alles Gute am Shvil Israel!«
Keine zwanzig Minuten hat es gedauert vom Flugzeug bis zum Ausgang des Flughafens. Hier draußen atme ich erst einmal tief durch. Die Luft ist kühl und feucht und es ist erstaunlich ruhig im Freien. Worauf habe ich mich da eingelassen? Die letzten Fluggäste, die mit mir gerade den Airport verlassen, werden alle irgendwie von Familien und Freunden abgeholt. Auch Lisa sehe ich noch, wie sie von Freunden umarmt wird und dann in einen wartenden Pick-up einsteigt.
Jeder Ankommende scheint hier abgeholt zu werden und hat wohl eine feste Bleibe. Ich selbst muss mich auf einen Kontakt verlassen, den ich gestern Abend noch im Internet geknüpft habe. »Ido Ben« heißt der – zumindest im Internet. Er ist Couchsurfer, also jemand, der Durchreisenden ein Bett zur Verfügung stellt. Und er hat mir gestern geschrieben, wenn er Zeit hat, wird er mich gegen Mitternacht am Flughafen »eventuell« abholen. Mehr habe ich nicht in petto und so kann ich nur hoffen und warten, auf einen gewissen Ido, den ich ebenso wenig kenne wie er mich.
Der Vorplatz des Flughafens leert sich vor meinen Augen und das erste Mal überkommen mich Zweifel über mein Vorhaben. Klar, ein Teil meines Bekanntenkreises hat mich für verrückt erklärt. Aussagen wie »Das schaffst du niemals!« habe ich immer wieder zu hören bekommen. Nur dieses Mal war es noch schlimmer. Da gab es auch die, die meiner Frau gegenüber sagten, ich sei absolut verantwortungslos. Zwei kleine Kinder und ausgerechnet Israel, wo es doch so unsicher sei – und so weiter und so fort. Mit jeder Minute fühle ich mich schlechter und mir wird klar, dass ich nun so ziemlich der Letzte bin, bevor die Lichter ausgehen. Warum auch sollte irgendein Couchsurfer weit nach der vereinbarten Zeit einen fremden Reisenden noch von hier abholen?
Doch wie aus dem Nichts erscheint tatsächlich gegen halb zwei ein klappriger blauer Mitsubishi und ein junger Mann steigt aus. Das muss Ido sein! Ist er es wirklich? Habe ich tatsächlich so viel Glück? Der junge Mann mit Wollmütze ruft laut fragend über den Vorplatz: »Chris-ti-an?« zu mir hinüber und ich kann mein Glück kaum fassen. Meine erste Nacht scheint gerettet zu sein. Zumindest ist also hier meine Reise noch nicht zu Ende. Auch ich habe nun, wie all die anderen Passagiere, eine liebe Seele gefunden, die mich hier im fremden Heiligen Land ganz persönlich in Empfang nimmt.
»Ist doch selbstverständlich«, meint Ido fröhlich. Trotzdem kommt mir noch immer alles wie in einem guten Traum vor. Dass es wirklich ist, fällt mir schwer zu glauben. Und genau darum wird es in den nächsten zwei Monaten gehen: Glauben!
Je länger wir nun mit dem Auto aus Tel Aviv in Richtung Süden – also der für mich falschen Richtung – hinausfahren, umso hilfloser fühle ich mich allerdings. Denn Ido lebt gar nicht in Tel Aviv, sondern 40 Autominuten außerhalb in der absoluten Pampa. Jede Minute Nachtfahrt bringt mich nun erst einmal fort von meinem geplanten Startpunkt im äußersten Norden Israels und stellt mich vor ein neues Problem. Wie soll ich hier vom Land wieder wegkommen? Gegen halb zwei Uhr nachts erreichen Ido und ich ein kleines Kibbuz im Nirgendwo. Ich habe noch nie ein Kibbuz gesehen. Es gleicht einem kleinen Dorf, ist jedoch eingezäunt und hinein geht es durch ein großes gelbes Tor. Erst einmal bin ich sehr froh, dass ich hier eine Bleibe gefunden habe. Auch wenn die Bibel sagt: »Kein Fremder durfte draußen zur Nacht bleiben, sondern meine Tür tat ich dem Wanderer auf« (Hiob 31,32), kommt mir mein Start schon sehr surrealistisch vor.
Ido ist etwa 25 Jahre alt und lebt noch bei seinen Eltern. Sein Zimmer besteht im Wesentlichen aus zwei Matratzen am Boden, einem selbst zusammengeschraubten PC mit offenem Gehäuse und einer Stereoanlage aus vergangenen Zeiten. Ido ist Weltenbummler und selbst viel mit dem Rucksack unterwegs, zuletzt mehrere Monate in Kanada, erzählt er mir. Weil er Wandererfahrung hat, glaube ich ihm sofort, dass mein Rucksack viel zu schwer ist. Aber das soll mich heute nicht mehr interessieren. Ido besorgt uns im Elternhaus noch Brot, eine vegane Wurst und dann macht er frischen Pfefferminztee. Und zwar wirklich frisch, nämlich mit dem, was im Vorgarten wächst. Kurz darauf überfällt mich die Müdigkeit und es stört mich nicht im Geringsten, dass Ido ein Nachtmensch ist und noch mit irgendwem am Computer chattet.
Der Autor
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Jahrgang 1967, studierte Elektrotechnik mit dem Abschluss Diplom-Ingenieur und wurde dann Verwaltungsdirektor einer großen deutschen Bankengruppe. Nach seinem Burnout wanderte er den Küstenweg, die Urvariante des Jakobswegs. Seit 2010 erfüllte er sich seinen Lebenstraum und arbeitet selbständig als Künstler, Webdisigner und Autor.
Über seine Erfahrungen und Eindrücke auf dem Israel-Trail bietet Christian Seebauer einen Dia-Vortrag mit faszinierenden Fotos an und freut sich über Einladungen!
Kontakt zum Autor und/oder COMPASS:
redaktion@compass-infodienst.de
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