"Deutscher Medienpreis": Kritik an Preisverleihung und Laudator
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"Deutscher Medienpreis":
Kritik an Preisverleihung und Laudator
Kritik an Preisverleihung und Laudator
In einem Brief an den ehemaligen Bundespräsidenten Prof. Dr. Roman Herzog hat der Deutsche Koordinierungsrat, Dachverband von über 80 Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Deutschland, sein "großes Befremden" darüber zum Ausdruck gebracht, dass Herzog bereit sei, als Laudator für den umstrittenen palästinensischen Theologen Mitri Raheb zu wirken, der am 24. Februar 2012 in Baden-Baden mit dem "Deutschen Medienpreis" ausgezeichnet wird.
Als ehemaliger Schirmherr des Deutschen Koordinierungsrates habe Herzog sich stets "auch mit unseren Zielen verbunden" und sich "entschieden gegen alle Formen der Judenfeindschaft, religiösen Antijudaismus, rassistischen und politischen Antisemitismus sowie Antizionismus" eingesetzt. Um so weniger könne man verstehen, dass er nun einen Theologen zu würdigen gedenke, der in seiner Theologie "jahrhundertealte judenfeindliche Stereotypen palästinensisch neu" belebe und ausdrücklich die Überzeugung vertrete, "Israel sei in den biblischen Verheißungen Gottes durch Palästina" zu ersetzen und zudem sei "Jesus Palästinenser und kein Jude".
Gerade in Deutschland müsse das in fataler Weise an "Kirche und Theologie des Nationalsozialismus" erinnern, als "das Heil vom jüdischen auf das deutsche Volk übergehen" sollte und "Jesus als Arier galt". Vor diesem Hintergrund müsse Rahebs "palästinensische Befreiungstheologie ganz klar als antisemitisch" bezeichnet werden. Der Brief schließt mit der besorgten Anfrage, wie Herzog Mitri Raheb würdigen könne, ohne dessen "Theologie zu verschweigen und seine Juden- wie Israelfeindschaft zu übergehen".
Bad Nauheim, 15. Februar 2012
Deutscher Koordinierungsrat
www.deutscher-koordinierungsrat.de
Der "Jerusalemverein",
Mitri Raheb und die Kanzel von Adolf Stoecker
Mitri Raheb und die Kanzel von Adolf Stoecker
Mitri Raheb und die Kanzel von Adolf Stoecker
Mit der Kanzel des Berliner Doms unlösbar verbunden ist die Erinnerung an Adolf Stoecker, der 1874 zum Hof- und Domprediger berufen wurde. Seine Position nutzte Stoecker um auch politischen Einfluss zu nehmen, vor allem als bekennender Antisemit. Mit ihm nahm der moderne Antisemitismus seinen Anfang. Stoeckers Hasspredigten gegen den „zersetzenden jüdischen Einfluss auf unser Volksleben“ erreichten in gedruckter Form sechsstellige Auflagen. Der Hofprediger hatte erheblichen Anteil daran, dass der Judenhass in kürzester Zeit in die Mitte der deutschen Gesellschaft vorrückte. So legte er einen Keim für den späteren Erfolg des nationalsozialistischen Antisemitismus.
Diese Erinnerung scheint man im Vorstand des Jerusalemvereins verdrängt zu haben. Auf der Kanzel Adolf Stoeckers hält Dr. Mitri Raheb, Pfarrer der Weihnachtskirche in Bethlehem, am 19. Februar, um 10 Uhr, die Festpredigt für das 160. Jahresfest dieses ebenfalls im Dom gegründeten Vereins, der die „deutschen evangelischen Einrichtungen im Heiligen Land“ fördert. Wer Rahebs Reden und Predigten der vergangenen Jahren verfolgt hat, kann dies nur als provokante Ignoranz seines Vorstandes unter dem Pommerschen Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit verstehen.
Mitri Raheb hat die judenfeindlichen Stereotypen Adolf Stoeckers palästinensisch neu erfunden. Er grenzt sich mit seiner Befreiungstheologie vehement von der „westlichen Theologie“ der vergangenen Jahrzehnte ab, in die eben auch die Erkenntnis der notwendigen Überwindung christlicher Judenfeindschaft eingeflossen ist. Raheb vertritt ausdrücklich die Überzeugung, das Israel der biblischen Verheißungen sei heute durch Palästina zu ersetzen. Außerdem sei Jesus Palästinenser und kein Jude. Er meint dies nicht nur in theologischem, sondern auch in rassistischem Sinn; so sprach er 2010 von der DNA Jesu, die seiner eigenen näher sei als die von Benjamin Netanyahu. Der Betlehemer Pfarrer betreibt eine theologische wie politische Delegitimierung Israels als Volk und als Staat.
Vielleicht klingen Dr. Rahebs Lehren in Bethlehem anders. In Deutschland aber sind sie eindeutig antisemitisch – und das nicht erst seit dem „Antisemitismus-Bericht“ der Bundesregierung, der solche Delegitimierung unter die gegenwärtigen „Erscheinungsformen des Antisemitismus“ rechnet. Offenbar stört es niemanden im Jerusalemverein und damit in breiten Teilen unserer evangelischen Kirchen, 130 Jahre nach Adolf Stoecker wieder einen Antisemiten im Dom predigen zu hören.
Ricklef Münnich
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