Das Judentum und Jesus von Nazareth
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[DER TAGESSPIEGEL]
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Das Judentum und Jesus von Nazareth: Jesus als Mensch und nicht als Messias
Gemeinsam für die Heilung der Welt
(COPYRIGHT: Markus Himmelbauer,
Erstmals organisierte die Italienische Bischofskonferenz eine solch hochrangige Tagung mit Gästen aus den USA, Großbritannien und Israel, 400 Personen nahmen daran teil – darunter auch eine zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter des Judentums. Das Treffen in Salerno hatte eine jahrzehntelange Vorgeschichte in den Begegnungen zwischen Rabbiner Giuseppe Laras und Kardinal Carlo Maria Martini in Mailand. Eine bewegende Begegnung fand noch am Tag vor dessen Tod statt: Rabbiner Laras besuchte Martini und Martini bat Laras, ihn zu segnen. Auf die Gegenbitte von Laras wiederum segnete der Kardinal den Rabbiner.
Die drei Tage des Studierens, Zuhörens und Betens vom 24. bis 26. November 2014 behandelten verschiedene Themen vom Antijudaismus durch die Jahrhunderte zur Anerkennung des Staates Israel, den Holocaust, die Verbesserung der jüdisch-christlichen Beziehungen, das Zweite Vatikanum und den Weg des Tikkun Olam – der Heilung der Welt durch Christen und Juden. Alle Präsentationen wurden aus christlicher und aus jüdischer Sicht durchgeführt. Unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern herrschte die Meinung, dass solch eine Begegnung von zehn Jahren noch nicht möglich gewesen wäre.
Kardinal Francesco Cocopalmerio, der ehemalige Weihbischof von Mailand und jetzt Präsident des Päpstlichen Rates für die Interpretation von Gesetzestexten, war ein Motor des Kolloquiums zusammen mit Don Cristiano Bettega, dem Direktor des Büros für Ökumenismus und interreligiösen Dialog der Italienischen Bischofskonferenz, und auf jüdischer Seite Rabbiner Laras und Vittorio Bendaud, Koordinator der Maimonides Foundation.
Liebe für das Volk Israel
Kardinal Cocopalmerio erinnerte daran, dass „unter den kostbarsten Worten, die wir Kardinal Martini verdanken, jene der Liebe für das Volk Israel sind.“ Der Kardinal unterstrich, dass „die so genannte Lehre von der Substitution, nach der die Kirche als neues Volk Gottes das ehemalige Gottesvolk Israel ersetze“ falsch sei: „Israel war, bleibt und wird immer das Volk Gottes sein“ – wie von Paulus bestätigt. Daher sei jeder Wunsch oder Versuch, Juden zum Christentum zu konvertieren unlogisch und nicht akzeptabel.
Unter den christlichen Sprechern fanden sich renommierte Persönlichkeiten wie Erzbischof Bruno Forte von Chieti-Vasto und Mitglied der Kommission für Ökumene und Dialog; Prof. Pierre Lenhardt vom Ratisbonne Christian Center for Jewish Studies in Jerusalem; der Mailänder Bibelwissenschaftler Luigi Nason; Professor Daniele Garrone von der Waldenser Fakultät in Rom und Sr. Mary Jungen, Professor am Union Theological Seminary in New York.
Bischof Forte sprach vom „Ewigen Bund: Israel und die Kirche“ in Bezug auf den christlichen Glauben und seiner „heiligen Wurzel“ (vgl. Röm 11,16-18). Es sei „Marcionismus“, wer das Neue Testament als Triumph über „den bösen Gott der Juden“ interpretiere und die Überlegenheit der Evangelien betont. „Obwohl von der Kirche widerlegt, übte das großen Einfluss auf das christliche Bewusstsein aus und war sicherlich einer der entfernten Ursachen des Antisemitismus, der nicht aufgehört hat, sich in ihren Reihen schlängeln. Was Bestand hat“, so Forte, „ist der selbstständige Wert des ersten Bundes und der andauernde religiöse Bedeutung Israels.“ Er erinnerte daran, dass Jesus „ein Jude für immer“ gewesen sei. Erlösung sei eine gemeinschaftliche Erfahrung, Liebe sei nicht allein, sondern nur in Gemeinschaft möglich: „Ohne Gemeinschaft und ohne das heilige Volk können wir die Schriften nicht interpretieren.“ Die christliche Identität und der christliche Weg durch die Zeit finden ihren Grund in der Liebe zu Israel.
Die Tora in alle Welt tragen
Die jüdischen Referentinnen und Referenten vertraten allesamt die Orthodoxie. Rabbiner Laras bekräftigte in seiner verlesenen Ansprache: „Wir dürfen nie den Glauben an den Dialog verlieren.“ Die gemeinsamen Aufgaben von Juden und Christen seien 1) die Bekämpfung des Antisemitismus, 2) das Streben nach Koexistenz in Würde und Frieden, 3) im Namen Gottes gegen die Götzenanbetung auftreten und wachsam sein gegen die frevelhafte Gleichsetzung von Religion mit Fanatismus, Gewalt und Krieg und 4) die Schönheit der Tora zu bewahren und zu bekräftigen. In Treue zu unseren jeweiligen Traditionen „glauben wir, dass Gott auch unsere Wege erfüllen will, auch wenn sie in der Vergangenheit getrennt und weit voneinander entfernt waren. Unsere Reise hat bereits begonnen, und wenn wir durchhalten und in sie investieren, werden wir mit Hilfe des Herrn ihm Schulter an Schulter dienen und in seiner Gegenwart wohnen. Unsere Wege werden am Ende der Zeiten zusammenkommen. Wir wissen nicht, wann dies geschehen wird, aber wir glauben, es wird geschehen, wenn jeder von uns mit Demut und Mut dieser Verpflichtung in unserem täglichen Leben treu bleibt.“
Daneben sprachen Rabbi Yitzhak Irving Greenberg, Professor am National Jewish Center for Learning and Leadership USA und seine Frau, Blu Greenberg, eine Vertreterin der Jewish Orthodox Feminist Alliance; Rabbi David Rosen, Internationaler Direktor für interreligiöse Angelegenheiten des AJC (American Jewish Committee) und Mitglied der bilateralen Kommission zwischen Israel und dem Heiligen Stuhl; Rabbi Shlomo Riskin, Präsident des Or Torah Stone Colleges, Prof. David Meghnagi, Direktor des Internationalen Master-Studiengangs Didaktik der Schoa an der Universität Rom III, und Rabbi Eugene Korn, Akademischer Direktor des Center for Jewish-Christian Understanding & Cooperation in Israel.
„In den jüdischen Gemeinden finden wir sowohl Gegnerschaft zum als auch Unterstützung für den Dialog mit der Kirche“, analysierte Rabbiner Rosen eindringlich. „Die historisch negative jüdische Sicht des Christentums war im Wesentlichen das Ergebnis dessen, was Juden im Namen des Christentums erfahren hatten. Das Bild heute ist zumeist noch eine Folge dieser tragischen Vergangenheit“, sagte er. Doch der Besuch von Johannes Paul II. in Israel, „in Yad Vashem in tränenreicher Solidarität mit dem jüdischen Leiden und an der Klagemauer Respekt zollend der jüdischen Tradition um die göttliche Vergebung für die Sünden der Christen bittet, die im Laufe der Jahrhunderte an den Juden begangen wurden – das waren atemberaubende Offenbarungen für einen Großteil der israelischen Gesellschaft.“ Einige bedeutende Konsequenzen dieses Besuchs war die bilaterale Kommission zwischen dem Oberrabbinat von Israel und der Kommission des Heiligen Stuhls für die religiösen Beziehungen mit dem Judentum. „Wir stehen heute auf jeden Fall in einer neue Phase im Bezug auf die jüdisch-orthodoxe Sicht der christlichen Welt.“
Rabbi Riskin sprach davon, wie das Judentum der Welt die Ethik und den Monotheismus schenkte: „Gott will, dass wir die Tora den Nationen der Welt predigen.“ Wolle Israel dem Bund mit Gott treu bleiben, so müsse es der Welt predigen, so Riskin. Blu Greenberg hielt eine inspirierende Lektion in jüdischer Auslegung der Zehn Gebote; Rabbi Eugene Korn präsentiert eine anregendes Zusammenfassung seines Buchs „Rethinking Christianity: Rabbinical positions and possibilities”.
Rabbi Korn präsentiert seine Analyse des Christentums oft in Partnerschaft mit Sr. Mary Jungen, die eine christliche Perspektive auf das „Überdenken“ der historischen Beziehungen des Christentums mit den Juden bot. Sie platzierte klar und detailliert die neutestamentlichen Texte in ihrem historischen Kontext als Schlüssel zur Überwindung antijüdischer Stereotypen und betonte die Bedeutung einer erneuerten Aufmerksamkeit auf biblische Studien. Diese seien nicht einfach Exegese, sondern auch Auslegung: „Wie würden Sie die Texte auslegen, wenn ein Jude unter den Zuhörenden sitzt?“ Daneben benannte sie Themen, die in Nostra Aetate noch offen geblieben waren, etwa der Geist der Gastfreundschaft. Eugene Korn bezeichnete das Christentum als „Erfüllung des Bundes mit Abraham“ (Gen 12).
Rabbi Greenberg diskutierte die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Bundesreligionen. Die Unterschiede zwischen beiden Religionen „... sind sekundär zu dem, was wir gemeinsam haben - vor allem, wenn man annimmt - wie ich -, dass es Gottes Absicht war, neben dem bleibenden Bund mit Israel die Nationen durch das Christentum zu erreichen.“ Gott habe die Welt nicht einheitlich geschaffen, sondern als Gemeinschaft. In Bezug auf die Mission in unserer Zeit sagte er: „ Wir danken Gott für das Privileg, in dieser Zeit zu leben und dass uns nun die Möglichkeit gewährt ist, um unsere Geschichte zu heilen und uns zusammenzuschließen, um Gottes Welt zu heilen.“
Österreichischer Koordinierungsausschuss)
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