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ISSN 1612-7331
22.11.2018 - Nr. 1805
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Erstmals Karnevals-Prinzenpaar bei der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf

Juden, Protestanten, Katholiken und Muslime werden beim Rosenmontagszug am 4. März nächsten Jahres auf einem gemeinsamen interreligösen Karnevalswagen durch die NRW-Landeshauptstadt ziehen.

Düsseldorf - Erstmals in der Geschichte des Düsseldorfer Karnevals hat am Dienstagabend ein Karnevals-Prinzenpaar die Jüdische Gemeinde in der NRW-Landeshauptstadt offiziell mit Prinzengarde und Leibgarde der Prinzessin besucht. Mit dabei waren zudem Abordnungen zahlreicher weiterer Karnevalsvereine, der Vorstand des Comittee Düsseldorfer Carneval, Vertreter der christlichen Kirchen, des Kreises Düsseldorfer Muslime und der Vorstand der drittgrößten jüdischen Gemeinde in Deutschland.
 
Die hatte beim zurückliegenden Rosenmontagszug 2018 einen eigenen Wagen gestaltet, mit dem sie an den "größten jüdischen Sohn" der Stadt Düsseldorf erinnert hatte. Schon das hatte über Deutschland hinaus für viel Aufmerksamkeit gesorgt, erklärte der Verwaltungsdirektor der Jüdischen Gemeinde, Michael N. Szentei-Heise am Dienstagabend. Die Aufmerksamkeit war umso größer, da das Thema "Karneval und jüdische Mitbürger historisch vorbelastet sei", so Szentei-Heise.
 
Er erinnerte vor den Düsseldorfer Karnevalisten unter anderem daran, dass im Jahr 1922 im benachbarten Köln ein erster jüdischer Karnevalsverein  gegründet worden war. Schon ein Jahr später, 1923 und damit zehn Jahre vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten, wurde der Verein in der Domstadt bereits verboten. Während der NS-Zeit dann fuhren antisemitische Mottowagen und Motive mit Diffamierungen der Juden bei den Karnevalsumzügen überall in Deutschland mit.
 
Für den Rosenmontagszug am 4. März kommenden Jahres in Düsseldorf werden Juden, Protestanten, Katholiken und Muslime in der Stadt nun einen gemeinsamen interreligiösen Mottowagen zum närrischen Sessionsmotto "Gemeinsam jeck" gestalten. Laut Szentei-Heise "hat es das im Karneval noch nie gegeben." Als er die übrigen Religionsgemeinschaften in der Stadt gefragt habe, hätten alle zugestimmt.
 
In Zeiten wie diesen, mit zunehmendem Antisemitismus hierzulande wolle man damit "auch ein Zeichen setzen, dass wir zusammen Karneval feiern und gemeinsam jeck sein können". hieß es beim Besuch des Prinzenpaares am Dienstagabend. Prinz Martin I erklärte in vollem Ornat, er sei "froh, dass man in Düsseldorf damit Geschichte schreiben" werde. Auch Karnevalsprinzessin Venetia Sabine sprach von "einem Meilenstein in der Geschichte."  
 
Bei dem Empfang der Jüdischen Gemeinde für das amtierende Prinzenpaar wurden am Dienstagabend auch der eigens gefertigte Karnevalsorden der Jüdischen Gemeinde erstmals vergeben. Auf dem Orden in Form eines Sterns prangen neben dem Sessionsmotto "Gemeinsam Jeck" auch ein Rabbiner, ein Imam sowie ein katholischer Bischof. Alle drei tragen eine Clownsnase.
 
Zudem sind Gotteshäuser der drei Religionsgemeinschaften auf dem Orden zu erkennen. Um den geplanten interreligiösen Karnevalswagen zu finanzieren, wird demnächst ein Crowdfunding gestartet. Ab einer gewissen Geldsumme sollen die Spender neben einer Steuerbescheinigung auch den Orden der Jüdischen Gemeinde erhalten.

(COPYRIGHT:  Andreas Rehnolt,
Microtext-Journalistenbüro)


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