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"Karneval auch als Zeichen für das Paradies schon hier auf der Erde"
(COPYRIGHT: Andreas Rehnolt,
Düsseldorf - Zum zweiten Mal in der Geschichte des Karnevals wird am 24. Februar beim Rosenmontagszug in Düsseldorf ein gemeinsamer interreligiöser "Toleranzwagen" durch die Straßen ziehen. Juden, Protestanten, Katholiken und Muslime stellten am Montag den von dem berühmten Wagenbauer und Künstler Jacques Tilly gestalteten Mottowagen vor der Presse vor.
Die Seiten des Wagens zeigen auf blauem Hintergrund eine evangelische Pfarrerin, einen katholischen Bischof, einen jüdischen Rabbiner und einen muslimischen Imam gut gelaunt und jeweils mit einer roten Pappnase. Besonderheit diesmal: Auf dem Wagen sind Mitglieder des überwiegend aus homosexuellen Muslimen bestehenden Kulturvereins "Orient-Okzident-Express - Engagierte Muslime im Rheinland", der nach den Worten seines Vorsitzenden Ataman Yildirim für die Teilnahme die "vollste Unterstützung" des Kreises der Düsseldorfer Muslime hat.
Yildirim will nach seinen eigenen Worten erreichen, dass "Muslime auch zu Playern im Karneval werden" und nicht nur zuschauen, sondern "diese gelebte Vielfalt mitgestalten." Er selbst, der als Sozialarbeiter bei der Arbeiterwohlfahrt tätig ist, habe beim Karneval erfahren, "dass das Paradies ja schon hier auf der Erde ist und man nicht erst sterben muss, um das zu entdecken".
Auf dem "Toleranzwagen" ist deshalb laut Yildirim auch der Hodscha Nasreddin als prominentester Protagonist humoristischer prosaischer Geschichten im gesamten türkisch-islamisch beeinflussten Raum zu sehen. Nasreddin sitzt falsch herum auf einem Esel und will damit zeigen, dass man - egal wie - seinen Weg gehen kann. Nasreddin gilt als Pendant zu Till Eulenspiegel und hat angeblich im 13./14. Jahrhundert gelebt. "Einer muss den Narren spielen", meinte Yildirim, dessen Verein "für alle offen da ist, die ein offenes Herz haben".
Der "Toleranzwagen" mit einer Besatzung von insgesamt 32 Närrinnen und Narren der vier Religionsgemeinschaften zeigt auch vier Symbole der Religionen und jeweils eine der für die jeweilige Religion typischen Gotteshäuser in Düsseldorf. Also die Synagoge, die evangelische Johanneskirche, die katholische Lambertuskirche sowie die noch im Frühjahr dieses Jahres eröffnende große Moschee im Düsseldorfer Stadtteil Reisholz.
Über allem schwebt das närrische Sessionsmotto in der NRW-Landeshauptstadt: "Unser Rad schlägt um die Welt", das der Brauchtumsfigur des Düsseldorfer Radschlägers huldigt. Den gab es nach den Worten des kommissarischen Stadtdechanten Frank Heidkamp vom katholischen Gemeindeverband Düsseldorf bereits im Jahr 1288.
Damals feierte man in Düsseldorf den Sieg von Graf Adolf über das Heer des Kölner Erzbischofs. "Die Kinder schlugen das Rad vor Freude und Begeisterung über den Frieden", so Heidkamp am Montag. Nun also solle das Karnevalsmotto in der NRW-Landeshauptstadt deutlich machen, "dass wir uns alle freuen, wenn es auf der ganzen Welt mehr Frieden, Toleranz und Freude gibt." Insofern sehe er den Toleranzwagen auch "als gutes Zeichen dafür, dass wir uns uns hier in der Stadt auf den Weg dafür machen", betonte der katholische Geistliche.
In Zeiten mit zunehmendem Antisemitismus aber auch mit Islam- und Christenfeindlichkeit wollen die vier Religionsgemeinschaften auch hierzulande wolle man "auch ein Zeichen setzen, dass wir zusammen Karneval feiern und gemeinsam Spaß haben können", erklärte Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel. Der Kommunalpolitiker wünschte sich, dass die Idee des Toleranzwagens auch in anderen Karnevalsstädten "viele Nachahmer findet".
Erneut sollen wieder rund zwei Tonnen Wurfmaterial vom Wagen der Religionen ins närrische Volk geworfen werden. Darunter auch eine halbe Tonne koschere Kamellen, die die Jüdische Gemeinde bereit stellt und die auch von Muslimen geschnappt und gegessen werden dürfen. Der "Toleranzwagen" wird nach den Statuten des Rosenmontagszugs in Düsseldorf 2021 nicht mehr mitziehen.
"Dann ist das Projekt offiziell beendet, was im nächsten Jahr passiert ist noch unklar", so der Koordinator des Toleranzwagens, Walter Schuhen von der Jüdischen Gemeinde. Superintendent Fucks meinte allerdings, das er das Thema beim kommenden Rat der Religionen in der NRW-Landeshauptstadt zum Thema machen wolle. Vielleicht könne man ja auch die Buddhisten, Hinduisten oder orthodoxen Christen in der Stadt zur Teilnahme an einem neuen Projekt gewinnen.
Microtext-Journalistenbüro)
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