Die Säkularisierung des arabischen Denkens

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[ZENIT]
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Nachfolgend lesen Sie einen Original-Beitrag
des Politikwissenschaftlers Mohammed Khallouk.
Khallouk, 1971 in Marokko geboren, studierte zunächst Internationale Sprachtheorien, Geschichte der Sprachen und Philosophie an der Mohammed V.- Universitä in Rabat, anschließend Politikwisssenschaften an der Universität Marburg. Er promovierte über islamischen Fundamentalismus in Marokko und habilitiert zur Zeit an der Bundeswehruniversität München über Juden in Marokko.
Mohammed Khallouk hat bereits einige Texte
als ONLINE-EXTRA für COMPASS verfasst.
Einem zeitgemäßen Islambild verpflichtet
© Dr. Mohammed Khallouk
In philosophischen und gesellschaftswissenschaftlichen Debatten ist nicht selten die These vertreten worden, die Aufklärung in Europa und speziell im deutschen Kulturraum sei erst dadurch ermöglicht worden, dass die christlich geprägten Eliten und Wissenschaftler sich von der Bevormundung durch Kirche und Theologie befreit, ein religiös begründet eingegrenztes Weltbild erweitert sowie neuen Sichtweisen die Pforten geöffnet hätten. Eine tatsächliche oder vermeintliche Rückständigkeit der Islamischen Welt erkläre sich folglich aus der fehlenden Bereitschaft der Muslime, bestehende Denkmuster zu hinterfragen und sich Philosophien und Erkenntnissen von außerhalb der eigenen Tradition zu öffnen.
In der Tat sind innerhalb der muslimischen Elite gegenwärtig Vergangenheitszentriertheit und eine konservative Beharrungstendenz unübersehbar vorhanden, bei Muslimen in Deutschland nimmt jedoch die Bereitschaft zu, sich aktiv in den modernen reflexiven philosophischen und gesellschaftswissenschaftlichen Diskurs einzubringen und im Austausch mit den Intellektuellen des jüdisch-christlichen Kulturkreises nach Konzepten Ausschau zu halten, die sowohl den Orient als auch den Okzident geistig und materiell zu Fortschritten führen. Zugleich trägt man dazu bei, die Assoziation mit Fundamentalismus und einer antiintellektuellen Grundeinstellung aus dem Muslimbild der deutschen Mehrheitsgesellschaft und ihrer Eliten herauszuziehen.
Für den aus Marokko stammenden Rachid Boutayeb stand die gleichberechtigte Partizipation an der gesellschaftlichen Debattenkultur in Deutschland seit Beginn seines hiesigen Philosophiestudiums ganz oben auf der Agenda. Vor allem der Einbeziehung der deutschsprachigen Medienlandschaft wies er dabei Priorität zu, damit die Allgemeinheit seine wissenschaftlich begründete Perspektive wie diejenige seiner Diskussionspartner aufnehmen und davon profitieren kann.
Er legt seine Thesen nicht nur in deutschsprachigen Zeitungen wie Lettre International und Merkur dar, sondern hält außerdem Vorträge auf Tagungen an verschiedenen Universitäten und leitet bei der Deutschen Welle die Diskussionssendung „Kultursalon“, in der bedeutende, dem gegenseitigen Verständnis von Orient und Okzident verpflichtete Intellektuelle aus der Arabischen Welt und dem deutschsprachigen Raum ihre Positionen und Gesellschaftskonzepte erläutern. Teilnehmer waren u. a. die bekannte Berliner Islamwissenschaftlerin Gudrun Krämer, der marokkanisch-jüdische Publizist, Historiker und Leiter des einzigen Museums für jüdische Kulturgeschichte in der Arabischen Welt in Casablanca Simon Levy, sowie der ehemalige Vorsitzende des Zentralrates der Muslime in Deutschland e.V. Nadeem A. Elyas.
Dieses vielseitige Engagement von Boutayeb und anderen in Wissenschaft und Mediendiskurs aktiv partizipierenden Muslimen trägt entscheidend dazu bei, der deutschen Gesellschaft ins Bewusstsein zu tragen, dass Muslime als ein elementarer Bestandteil darin ihre politische und intellektuelle Weiterentwicklung künftig in entscheidendem Maße mitbestimmen. Hier hat sich eine junge gebildete Muslimgeneration in Deutschland etabliert, die sich in der Lage zeigt, mit der geistigen Elite aus der nichtmuslimischen Mehrheitsgesellschaft einen wissenschaftlichen und gesellschaftspolitischen Diskurs auf Augenhöhe zu führen. Sie befördert die Debatten vielmehr mit Gedanken aus der eigenen islamischen Tradition, ohne die Leistungen der abendländischen Aufklärung und der großen Denker der europäisch-christlichen Tradition in Frage zu stellen.
Indem immer mehr junge diskursfähige Muslime hierzulande ihre Zurückhaltung in gesellschaftlichen und philosophischen Debatten ablegen, bereiten sie das Fundament dafür vor, dass sich das Deutschland des 21. Jahrhunderts zu einem Ort gegenseitiger kultureller und intellektueller Befruchtung abend- und morgenländischer Ideen entwickelt. Als Vorbild dient das maurisch-mittelalterliche Andalusien, in dem das Zusammentreffen und der Dialog jüdischer, christlicher und muslimischer Naturwissenschaftler und Philosophen den Wegweiser für die späteren Aufklärungsgedanken Lockes, Roseaus und Kants aufstellte und damit die gegenwärtige Progressivität in Europa erst ermöglichte. Der Islam entwickelt sich auf diese Weise nicht nur im imaginären Bild der Gesellschaft, sondern auch in der praktischen ideellen wie materiellen Umsetzung wieder zu einem Rahmen, in dem Innovation und permanente Erneuerungsbereitschaft gedeihen können.
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