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ISSN 1612-7331
12.09.2011 - Nr. 1285
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Morgen, Dienstag 13. September 2011,  sowie am Donnerstag, 15. September erscheint KEIN COMPASS!

Am Mittwoch, 14. September 2011, erscheint ONLINE-EXTRA Nr. 149 mit einigen Auszügen aus dem bemerkenswerten Band "Der Jüdische Friedhof Weißensee. Momente der Geschichte".

Die nächste tagesaktuelle Ausgabe erfolgt am Freitag, 16. September 2011.


Guten Tag!

Nr. 1285 - 12. -September 2011


Trotz des gewaltsamen Anfgriffs auf die israelische Botschaft in Kairo sendet Israel versöhnliche Zeichen. Einen Streit mit dem Nachbarland will offenbar auch in Israel niemand riskieren. Bereits zweimal hat Israels Premier angekündigt, man bemühe sich gemeinsam mit der ägyptischen Regierung um die baldige Rückkehr des Botschafters. Keinen Grund zur Panik sieht auch der Sicherheitsexperte Shlomo Brom, den die TAZ zu den Vorfällen befragte. Brom  ist führender wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Nationale Sicherheitsstudien (INSS) der Universität Tel Aviv. Der Brigadegeneral der Reserve war Direktor der strategischen Planungsabteilung der Israelischen Verteidigungsarmee und gehörte Verhandlungsdelegationen bei Friedensgesprächen mit den Palästinensern, mit Jordanien und Syrien an. "Der Weg zum Krieg ist noch weit", sagt er im Interview. Ulrich W. Sahm wiederum weist in seinem Kommentar für ISRAELNETZ auf das eigentliche Ziel des wütenden Mobs in Kairo hin. Er schreibt:
"Nicht Israel, sondern die eigene Regierung war das wahre Ziel der Demonstranten, die zeitgleich auch das Innenministerium stürmten. Sie benutzten Israels Botschaft als bewährten Sündenbock, um ihrer Wut über die gescheiterte Revolution Luft zu machen - zum Schaden ihres Landes und sogar ihrer eigenen Demokratiebestrebungen."
Zu einem ähnlichen Ergebnis gelangt auch Matthias Sailer in seiner Analyse für die ZEIT:
"Die Geschehnisse legen daher vor allem eine Vermutung nahe: Das derzeitige ägyptische Regime hat durch seine Zurückhaltung gegenüber den Angreifern ein Ventil für den Unmut der Bevölkerung gegen die eigene Politik geschaffen. Das macht es einfacher, eine repressivere Politik gegenüber ungeliebter und allzu kritischer Opposition rechtfertigen zu können."
Alle Links zum Thema in den Rubrik ISRAEL UND NAHOST AKTUELL sowie ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Der Countdown läuft: Ende September wollen die Palästinenser in der Uno beantragen, als Staat anerkannt zu werden. Während Israel, die USA und auch Europa versuchen, genau das mit allen diplomatischen Mitteln zu verhindern, scheinen die Palästinenser gleichwohl zum ersten Mal die besseren Chancen zu haben, meint Ulrike Putz in ihrer Reportage für den SPIEGEL: "Showdown im Palästina-Poker".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Trotz anhaltender Spannungen vor Ort boumt Israels Tourismus. Erstaunlicherweise wird dabei ein Ort von vielen Israel-Urlaubern ignoriert, bestenfalls oft nur gestreift: Haifa. Und dies, obwohl die Stadt im Norden Israels nicht irgendein Kaff ist, sondern mit 270 000 Einwohnern immerhin die drittgrößte des Landes. Und sie hat alles, was ein bevorzugtes Reiseziel braucht. Vor allem aber findet man hier eine interessante Mischung der Bevölkerung (Juden, Drusen, christliche und muslimische Araber), die noch dazu so entspannt miteinander auskommen, wie es niergendwo sonst im Heiligen Land der Fall ist, wie Sönke Krüger in seiner Reportage für die WELT schildert: "Wo Juden, Christen und Moslems gemeinsam feiern".
Der Link zur Reportage in der Rubrik ISRAEL INTERN.

"Kom-Mit-Nadev" heißt ein Freiwilligenprogramm, das junge Israelis nach Deutschland locken will. Yael Paz hat den Sprung gewagt und hat ein Jahr beim Sozialdienst katholischer Frauen in Frankfurt gearbeitet – und Frankfurt lieben gelernt, wie Julia Rönsch in ihrer Reportage für die FRANKFURTER NEUE PRESSE erzählt: "Was eine junge Israelin an Frankfurt liebt".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

In der WELT kommt der israelische Historiker Tom Segev noch einmal auf sein Interview mit Günter Grass zurück, das weltweit für ein lautes Rauschen im Blätterwald sorgte (siehe Compass 05.09.2011). Erneut betont er, dass er die inkriminierte Passage mit den angeblich sechs Millionen ermordeten deutschen Kriegsgefangenen immer noch nicht entscheidend findet, jedenfalls nicht so schlimm wie den selbstmitleidigen Ton, den er in Grass' Autobiografie "Beim Häuten der Zwiebel" festzustellen meint. Segev schreibt:
"So wie ich das Buch gelesen habe, kommt nicht allein Grass, sondern die ganze deutsche Nation darin als Opfer daher, das Mitleid verdient."
Der Link zu Segevs Replik in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Die Bundesregierung sieht nach wie vor keine Veranlassung, Internetportale mit muslim-feindlichen Inhalten stärker überwachen zu lassen. Es gebe zwar eine Reihe von deutschen Internet-Seiten mit „bisweilen islamfeindlichen Beiträgen“, schreibt das Innenministerium in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion. Diese aber seien „nicht zwangsläufig Ausdruck einer extremistischen Bestrebung“. Die innenpolitische Sprecherin der Linken, Ulla Jelpke, reagierte empört: „Volksverhetzung muss offenbar im Braunhemd mit Hitler-Bärtchen daherkommen, um von der Bundesregierung auch als solche erkannt zu werden“, sagte sie der FRANKFURTER RUNDSCHAU. Im Mittelpunkt des kritischen Interesses steht dabei der Internet-Blog „Politically Incorrect“, der mit seinen bis zu 60000 Zugriffen am Tag als eines der größten islam-feindlichen Weblogs in Europa gilt. Jörg Schindler beschreibt in der FRANKFURTER RUNDSCHAU nähere Hintergründe: "Islamfeindliche Propaganda".
Ergänzend dazu kann man auf TELEPOLIS einen äußerst umfangreichen Beitrag von Gerhard Piper lesen, der es unternommen hat, die "umfassendste, aber dennoch unvollständige Darstellung der Moscheeangriffe in insgesamt 106 Städten und Gemeinden in Deutschland" aufzulisten und zu analysieren: "Moscheeanschläge: schleichende Kristallnacht".
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik ANTISEMITISMUS/RECHTSEXTREMISMUS.

Bundespräsident Christian Wulff hat am Sonntag der Opfer der Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA gedacht. In München nahm er am Internationalen Friedenstreffens der Gemeinschaft Sant’Egidio teil, einem Weltfriedenstreffen der Religonen, wo er zur Eröffnung eine Ansprache hielt. Zuvor traf sich der Bundespräsident mit Vertretern aller Weltreligionen und wohnte einer Gedenkveranstaltung für die Opfer des 11. Septembers auf dem Marstallplatz bei. Das jährliche interreligiöse Treffen geht auf eine Initiative von Papst Johannes Paul II. zurück, der 1986 zum Weltfriedensgebet nach Assisi geladen hatte. Das diesjährige Motto des Internationalen Friedenstreffens in München lautet "Zusammen leben - unsere Bestimmung! Religionen und Kulturen im Dialog". «Für Judentum, für Christentum und für den Islam gilt: Religion gibt keine Lizenz zum Töten, Religion ist ein Weg, das Leben dankbar anzunehmen, das Leben gottgefällig und menschenwürdig zu gestalten», sagte Wulff in seiner Rede. Der entscheidende Weg zum Frieden sei, eine Allianz der Kulturen und Weltreligionen zu schmieden: «Wir müssen die Konkurrenz gegenseitigen Misstrauens durch eine Allianz des Vertrauens besiegen.»
Links zum Wortlaut der Rede Wulffs sowie zu weiteren Berichten über das interreligiöse Friedenstreffen in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Vor dem Hintergrund des zehnten Jahrestags der Anschläge auf das World Trade Center setzt sich in der Wochenzeitung DER FREITAG Aziz Al-Azmeh insbesondere mit den Folgen von 9/11 im Blick auf die Wahrnehmung des Islam und der Muslime auseinander. Al-Azmeh, geboren 1947, ist Professor für Islamstudien und historische Anthro­pologie im Fachbereich Mediävistik an der Central European University in Budapest. In seinem Essay geht er insbesondere auch auf die in jüngerer Zeit wieder häufiger beschworenen, vermeintlichen "jüdisch-christlichen Wurzeln" in Deutschland ein:
"Der wissenschaftlichen Rede von jüdisch-christlichen Phänomenen entspricht keine ethnologische Realität. Die neumodische Begriffsgarnitur ist eng verbunden mit dem politischen Philosemitismus und, besonders in Deutschland, mit einer dem Pietismus entsprungenen Buß-und-Bet-Mentalität. Gespeist von der Kraft dieses Philosemitismus verkörpert sich das Konzept einer jüdisch-christlichen Tradition in unterschiedlich dosierter Islamophobie. Würde man die historischen Traditionen korrekt benennen, erhielten sie die Bezeichnungen „jüdisch-muslimisch“ und „islamo-jüdisch“. Die jüdisch-christliche Tradition ist ein politischer Wunsch, eine ideologische Trope. Sie entspringt einem falschen Bewusstsein, der Verkennung des imaginierten kollektiven Selbst und dessen „Anderem“.
Der Link zu seinem Essay in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Ebenfalls mit 9/11 beschäftigen sich u.a. zwei Beiträge in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG. Hannes Stein schildert in einer Reportage, wie sich New Yorker Juden an die Anschläge auf das World Trade Center erinnern - und beschreibt in einem weiteren Beitrag, dass Juden und Muslime in den USA es geschafft haben, alles in allem auch nach 9/11 friedlich nebeneinander zu leben: "American Way".
Die Links zu den beiden Beiträgen in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Synagogen waren für die Architektur ein einzigartiges Experimentierfeld. In faszinierender Vielfalt wurden gesellschaftlicher Aufstieg und Öffnung des Judentums ab Mitte des 19. Jahrhunderts umgesetzt: maurisch-byzantinisch, historistisch, gefolgt von Art nouveau und stupender Moderne. Während in Österreich nur vier Synagogen der Nazi-Barbarei entgingen, sind die beeindruckenden Bauten in der Slowakei neu zu entdecken: Zu Zeiten des Kommunismus vernachlässigt und zweckentfremdet, wurden viele inzwischen neu belebt. Marianne Enigl beschreibt für das österreichische Nachrichtenmagazin PROFIL das jüdische Erbe der Slowakei: "Tiefes Blau".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Joseph Ratzinger, heute als Papst Benedikt XVI. allgemein bekannt, war schon immer ein Gegner progressiver Tendenzen innerhalb der katholischen Kirche, so auch der Befreiungstheologie in Lateinamerika. Diese beeinflusste viele soziale und revolutionäre Bewegungen, hat jedoch inzwischen an Radikalität verloren. Wolf-dieter Vogel versucht in der JUNGLE WORLD eine Bestandsaufnahme der Befreiungstheologie und des Verhältnisses des Vatikans zu ihr vorzulegen: "Marx als Messias".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

Rund 150.000 osteuropäisch-jüdische Arbeiter wurden während des Ersten Weltkriegs für den Bergbau im Ruhrgebiet angeheuert. Sie waren ein klassenbewusstes Proletariat, streikerprobt und politisch organisiert. Ludger Heid ist einer der wenigen Historiker, der über diese Minderheit in der deutsch-jüdischen Gesellschaft forscht - und nun eine umfangreiche Bestandsaufnahme als Buch vorgelegt hat: "Ostjuden - Bürger, Kleinbürger, Proletarier". Günther Bernd Ginzel hat den über 700 Seiten starken Forschungsertrag für DEUTSCHLANDRADIO gelesen: "Jüdische Proletarier im Ruhrgebiet".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Im Fernsehen haben Sie heute abend eine mehr als interessante Qual der Wahl: Von Dokumentationen über den jüdischen Humor und synagogale Musik bis hin zu einer satirisch-bissigen Reportage von Henryk M. Broder oder einem preisgekrönten Episodenfilm, der das Leben dreier junger Muslime in Berlin darstellt.
Mehr dazu in den FERNSEH-TIPPS.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag und eine gute Woche wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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EDITORIAL HIGHLIGHTS

12. September 2011

 * Israel und Ägypten bemühen sich um Deeskalation ... mehr
 
 * Showdown im Palästina-Poker ... mehr
 
 * Haifa: Wo Juden, Christen und Moslems gemeinsam feiern ... mehr
 
 * Eine junge Israelin in Frankfurt ... mehr
 
 * Tom Segev über sein Interview mit Günter Grass ... mehr
 
 * Islamfeindliche Propaganda ... mehr
 
 * Moscheeanschläge: schleichende Kristallnacht ... mehr
 
 * Weltfriedenstreffen der Religionen: Gedenken an 9/11 ... mehr
 
 * Islam und christlich-jüdische Wurzeln ... mehr
 
 * New Yorker Juden erinnen an 9/11 ... mehr
 
 * Juden und Muslime in den USA ... mehr
 
 * Synagogen: Jüdisches Erbe in der Slowakei ... mehr
 
 * Marx als Messias: Die Befreiuungstheologie ... mehr
 
 * Buch-Tipp: Ludger Heid - Ostjuden: Bürger, Kleinbürger, Proletarier ... mehr
 
 * TV-Tipps: Jüdischer Humor, synagogale Musik und muslimisches Leben in Berlin ... mehr

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