ACHTUNG

Guten Tag!
Nach seinem Vorstoß in der UNO von vergangenen Freitag haben tausende Palästinenser am Sonntag Präsident Mahmud Abbas in Ramallah bei seiner Rückkehr wie einen siegreichen Helden gefeiert. Abbas bekräftigte vor der jubelnden Menge seine Forderung nach einem vollständigen Siedlungsstopp Israels als Bedingung für neue Friedensverhandlungen, wie mehrere Zeitungen berichten. Für ISRAELNETZ hat sich Ulrich W. Sahm den eingebrachten Antrag der Palästinenser genauer angesehen und beschreibt einige Details. Besonders auffällig in dem Antrag ist nach seiner Analyse, "dass zwar ein „israelisch-palästinensischen Konflikt“ und „israelische Siedlungsaktivitäten“ erwähnt sind. Aber das Wort Israel oder gar „Staat Israel“ ist in allen Dokumenten ausgespart worden." Besorgt über die Situation im Nahen Osten zeigt sich auch Außenminister Westerwelle im Interview mit der WELT. Auf die Frage der WELT, ob das Abstimmungsverhalten Deutschlands bei einer möglichen Abstimmung noch offen und die Solidarität mit Israel verhandelbar sei, antworte Westerwelle: "Nein. Wir kennen unsere Verantwortung für Israel. Aber wenn wir dem Friedensprozess einen Dienst erweisen wollen, dann dürfen wir unsere diplomatischen Spielräume nicht durch öffentliche Vorfestlegungen einengen. Noch ist ja gar nicht klar, wann und ob überhaupt abgestimmt wird."
Links zu Berichten, Kommentaren und Interviews zum Thema in den Rubriken ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND sowie ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
25 Prozent der israelischen Hochschulabsolventen verlassen ihr Land jährlich. Mit diesem "Brain Drain" verliert Israel eine seiner wichtigsten Ressourcen: Junge, intelligente und gut ausgebildete Akademiker. Der in Amsterdam lebende Historiker Daniel Cil Brecher meint im Interview mit dem DEUTSCHLANDRADIO, dass es die multikulturelle Atmosphäre und die Gleichheit in den westlichen Städten ist, das die jungen Israelis mehr und mehr anlockt: "Es ist nicht mehr unser Land".
Der Link zum Interview in der Rubrik ISRAEL INTERN.
Walter Rauff ist der Erfinder der mobilen Vergasungswagen, in denen die Nazis schon vor dem Bau der Konzentrationslager Tausende Juden ermordeten. Nach dem Krieg wurde er gleichwohl als freier Mitarbeiter vom BND angeworben und von ihm Zeit seines Lebens protegiert - trotz seiner Verbrechen, von denen der BND auch noch wusste. Dies berichten übereinstimmend die SÜDDEUTSCHE§ ZEITUNG und die WELT: "Vom Gas-Mörder zum mittelständischen Unternehmer".
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Die WELT sprach mit Steve Sem-Sandberg, der jüngst einen vielbeachteten Roman über das Getto von Lodz geschrieben hat (siehe: Compass 20.09.2011). In dem Gespräch über die Moral des Erfindens und den rätselhaften "Judenältesten" Chaim Rumkowski betont Sem-Sandberg die besondere Perspektive, die er in seinem Roman eingenommen hat:
"Es ist problematisch, wie leicht sich diese Erzählungen [von Überlebenden] in Hollywood-Dramaturgien verwandeln lassen. In Roman Polanskis Film "Der Pianist" kann man am Ende den Helden alleine davongehen sehen. Der einsame Überlebende. Ich habe darauf mit einem geradezu physischen Schmerz reagiert, weil die Lüge dabei so offensichtlich war. Der Holocaust ist in vielen, vielen Fällen nicht etwas, das man überlebt. Als ich zum ersten Mal über den Roman nachgedacht habe, war mir klar, dass es die Geschichte der Nicht-Überlebenden sein muss. Es sollte auch ein Roman der vielen Stimmen sein. Der Stimmen all der Menschen, die auf diesen paar Quadratkilometern eingesperrt waren und dort gestorben sind."
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Vom Votum der Abgeordneten bis zum Bericht der Fachleute hat es lange gedauert, doch nun ist es bald soweit. Das vom Bundestag im November 2008 beschlossene „Expertengremium Antisemitismus“ wird nach Informationen des TAGESSPIEGELs noch in diesem Jahr seinen ersten Bericht zu Judenhass in Deutschland vorlegen. Das Papier liegt dem TAGESSPIEGEL bereits vor und Frank Jansen gibt einen ersten Eindruck wieder: "Kritik an Fixierung auf muslimischen Judenhass".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Nach dem Wahlerfolg der Berliner Piratenpartei fragt sich alle Welt, was es denn mit dieser Partei genau auf sich hat. So auch Elke Wittich, die in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG bei der eher linken Bewegung der Piraten auch auf rechte Trends und Holocaust-Relativierter gestoßen ist. Ebenfalls mit den Piraten beschäftigt sich ein weiterer Beitrag der Nachrichtenagentur IDEA. Hier liegt der Fokus freilich auf der Frage, welches Verhältnis die Piraten zur Religion einnehmen.
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Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, hat nach dem Treffen mit Papst Benedikt XVI. am vergangenen Donnerstag in Berlin ein rundum positives Fazit gezogen. Die Begegnung sei von Wärme, Herzlichkeit und Verständnis geprägt gewesen, sagte Graumann der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG. Der Papst hatte bei dem Treffen insbesondere die inzwischen gewachsenen Anstrengungen im christlich-jüdischen Dialog lobend hervorgehoben. Wörtlich hob er einige Initiativen besonders hervor:
"In der Öffentlichkeit wird vor allem die „Woche der Brüderlichkeit“ wahrgenommen, die von den lokalen Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit jedes Jahr in der ersten Märzwoche organisiert wird. Von katholischer Seite gibt es zudem jährliche Treffen zwischen Bischöfen und Rabbinern sowie strukturierte Gespräche mit dem Zentralrat der Juden. Schon in den 70er Jahren trat das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) mit der Errichtung eines Gesprächskreises „Juden und Christen“ hervor, der in fundierter Weise im Laufe der Jahre viele hilfreiche Verlautbarungen hervorgebracht hat. Nicht unerwähnt bleiben soll das historische Treffen im März 2006 für den jüdisch-christlichen Dialog unter Beteiligung von Kardinal Walter Kasper. Diese Zusammenkunft hat bis in jüngste Zeit reiche Früchte getragen."
Graumann hatte gleichwohl in seiner Rede auch eininge strittige Punkte sehr deutlich angesprochen, "die uns wirklich weh tun":
"Das Thema Piusbrüder, die unserer Meinung nach wie vor für Fanatismus, Fundamentalismus, Rassismus, Antisemitismus, ja schlicht für finsterstes Mittelalter und für Unversöhnlichkeit pur stehen, schmerzt uns nach wie vor. Ebenso wie das Thema Karfreitagsfürbitte. Und die in Aussicht genommene Seligsprechung von Papst Pius XII. würde uns, aus unserer Sicht und in unserem Empfinden, weiteren Schmerz und Enttäuschung verursachen."
Die Links zu den Reden und zu Berichten über das Treffen in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Die Geschichte sorgt für Empörung: In der westukrainischen Stadt Lemberg sollten Reste einer einst bedeutenden Synagoge einem Hotel für Fußballfans weichen, berichtete der britische "Guardian". Vor allem jüdische Medien schlugen Alarm. Doch bei einem Ortsbesuch, den Ulrich Krökel für den SPIEGEL unternommen hat, weckt Zweifel: "Der Skandal um die Synagoge von Lemberg".
Der Link zum Bericht in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Sie schufen den Mythos Hollywood: Aus ärmlichen Verhältnissen kommend, kämpfte eine Gruppe armer, osteuropäischer Juden um die Erfüllung des Amerikanischen Traums - im wahren Leben wie auf der Leinwand. Diesel Thema widmet sich demnächst eine Ausstellung im Jüdischen Museum Wien unter dem Titel "Bigger than Life - 100 Jahre Hollywood. Eine jüdische Erfahrung". Danielle Sperra gibt in der österreischisch-jüdischen Zeitschrift NEWS ÜBER UNS erste Eindrücke wieder: "Vom Stetl in die Traumfabrik".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Die Orte Marienbad, Karlsbad und Franzensbad galten lange Zeit während der Sommermonate als Zentren jüdischen Lebens. Die Münchner Historikerin Mirjam Triendl-Zadoff hat diese "sommerlichen jüdischen Orte" untersucht und ihre Ergebnisse in einem fastzinierenden Buch ("Nächstes Jahr in Marienbad") zusammengetragen. Kirsten Seurp-Bilfeldt stellt das Buch und ihre Autorin in einem Beitrag für DEUTSCHLANDRADIO näher vor: "Eine sommerliche Kulturgeschichte jüdischen Lebens".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Ich bin dann mal weg! ... Der Papst hat Deutschland wieder verlassen - und die Bilanz fällt, zumindest in der deutschen Presse, eher enttäuscht bis negativ und bisweilen sehr kritisch aus. Ingolf Bossenz meint etwa im NEUEN DEUTSCHLAND im Blick auf die Rede des Papstes im Deutschen Bundestag: "Hunderte frei gewählte Abgeordnete ließen sich von einem Mann die Leviten lesen, der in der Position eines absoluten Monarchen Legislative, Exekutive und Rechtsprechung in seiner Person vereint. Es gab neben Vor- und Nach- sogar Zwischenapplaus." Ebenfalls sehr kritisch auf die "Lehrstunde" des Papstes im Bundestag schreibt Friedhelm Hengsbach, seines Zeichens einer der renommiertesten Sozialethiker Deutschlands, in der SÜDDEUSCHEN ZEITUNG: "Die Menschenrechtsideen und ihre Realisierung aus dem christlichen Schöpferglauben abzuleiten, gelingt wohl nur mit Hilfe einer Geschichtsklitterei, die den erbitterten kirchlichen Widerstand verklärt." Der Chefredakteur von "Publik-Forum", einem Magazin kritischer Christen, Wolfgang Kessler, ist nach dem Besuch von Papst Benedikt XVI. noch ernüchterter als vorher. Er meint im Interview mit dem DEUTSCHLANDRADIO, dass viele engagierte Katholiken von ihrem Oberhaupt enttäuscht sind und zum Ungehorsam aufrufen werden. Im TAGESSPIEGEL kommentiert Stephan-Andreas Casdorff: "Dieser Papst sieht die Zeichen der Zeit (Matthäus), aber er deutet sie nicht als Aufforderung, die katholische Kirche mutig zu öffnen, sondern sie im Gegenteil nach innen zu festigen. Als müssten deren Gläubige Sicherheit in Katakomben finden, so hallt nach, was der Bischof von Rom spricht. Nicht die Jahre, die kommen, prägt er damit, sondern die Jahrtausende, auf denen sein Amt ruht, sprechen aus ihm." Ähnlich auch Philipp Gessler in der TAZ: "Man kann die Botschaft der letzten beiden großen Ansprachen des Papstes vor seinem Rückflug nach Rom etwas überspitzt so zusammenfassen: Die Laien sollen weltabgewandter, unpolitischer und romtreuer werden, die Hierarchie ärmer, braver und strenger gegenüber dem Kirchenvolk. Es ist das, was sich im Episkopat des jetzigen Papstes seit langem zeigt, nämlich eine römische Sehnsucht nach der kleinen, braven Truppe im weiten Abstand zur bösen Welt da draußen."
Links zu Berichten, Kommentaren und Interviews zum Thema in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.
Sechzehn protestantische Autoren zeigen auf, wo - jenseits aller Kirchendiplomatie - die drängenden Fragen des konfessionellen Miteinanders liegen. Das Buch "Lieber Bruder in Rom" versammelt Briefe von mehr oder weniger prominenten Protestanten, herausgegeben von Günther Beckstein. Andreas Malessa hat das Buch für DEUTSCHLANDRADIO gelesen: "Ein evangelischer Brief an den Papst".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.
Einen angenehmen Tag und eine gute Woche wünscht
Dr. Christoph Münz
redaktion@compass-infodienst.de
(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)

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