ACHTUNG
Die nächste Tagesausgabe erfolgt am Montag, 18. November 2013.

Guten Tag!
Ein Schweizer Ärzteteam hat Hinweise auf eine Vergiftung des toten Palästinenserpräsidenten Jassir Arafat mit Polonium gefunden. Die Witwe Arafats spricht daraufhin vom "Verbrechen des Jahrhunderts". Russische Wissenschaftler waren zuvor allerdings zu einem anderen Ergebnis gekommen. Und Israel nennt das neue Arafat-Gutachten kurweg eine "Seifenoper".
Links zu Berichten und Kommentaren in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST AKTUELL.
Die Bauarbeiten auf der Anhöhe nördlich von Ramallah sind in vollem Gange: In Westjordanland wird erstmals eine neue palästinensische Stadt gebaut. In Rawabi soll nach dem Willen der Initianten die Vision eines fortschrittlichen Palästinas verwirklicht werden. Seit zwei Jahren wird gebaut, Anfang nächsten Jahres sollen die ersten 3500 Bewohner einziehen. Pläne gibt es für 25 000 Neuzuzüger, doch mit der Zeit sollen in der Stadt 40 000 Personen leben. Allerdings müssen die Beteiligten immer wieder mit israelischen Restriktionen kämpfen, berichtet Monika Bolliger für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG: "Eine Stadt aus dem Nichts".
Der Link zu ihrer Reportage in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.
Seit Jahren begleiteten Korruptionsvorwürfe seine Karriere. Ihretwegen musste Avigdor Lieberman sogar den Posten als Außenminister räumen. Jetzt hat ein Gericht den rechtsnationalen Politiker freigesprochen. Während Ministerpräsident Netanjahu sich auf Rückkehr des rechtsgerichteten Ex-Außenministers in die Regierung freut, löst das Urteil im In- und Ausland neben Gratulationen auch Befürchtungen aus: "Der Poltergeist kehrt zurück".
Links zu Berichten und Kommentaren in der Rubrik ISRAEL INTERN.
Von einem wenig wahrgenommenen, aber sehr interessanten Konflikt innerhalb der israelischen Gesellschaft berichtet Peter Münch in NEUES DEUTSCHLAND. Gegenüber stehen sich Anhänger der Kach-Bewegung, die sich für Gewalt gegen Palästinenser und afrikanische Flüchtlinge ausspricht, und israelische Skinheads, die - einst eine unpolitische Bewegung - diese Angriffe verhindern wollen und die rassistischen Parolen der Kach-Bewegung entlarven: "Glatze, Stiefel, hochgekrempelte Jeans".
Der Link zur Reportage in der Rubrik ISRAEL INTERN.
In der WELT berichtet Eva Lindner von den Deutsch-Israelischen Literaturtagen in Tel Aviv und Jerusalem, wo die Schriftsteller über Heimat und Herkunft im Zeitalter einer digitalen Diaspora diskutieren. Aus Deutschland und Österreich sind neben Eva Menasse auch Dea Loher, Ina Hartwig, Jan Wagner und Doron Rabinovici gekommen. Sie treffen auf die israelischen Autoren Assaf Gavron, Avner Shapira, Aviad Kleinberg und David Polonsky: "Ganz zu Hause ist man nur in der Sprache".
Der Link zum Bericht in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
Das Selfhelp Home in Chicago wurde einst für Juden gebaut, die den Holocaust überlebt hatten. Zwölf leben noch in der Einrichtung am Lake Michigan, die jüngste Mitte 80, der älteste 102. "Ich bin froh, dass hier Menschen sind, die das gleiche durchgemacht haben", sagt eine Bewohnerin. Sharon Cohen hat das Selfhelp Home für den SPIEGEL besucht: "Das Haus der Überlebenden".
Der Link zu ihren Eindrücken in der Rubrik VERGANGENHEIT...
"Kein bloßes Ritual" - Mit dieser programmatischen Überschrift setzt sich Dieter Graumann, Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, mit dem Vorwurf auseinander, Holocaust-Gedenkveranstaltungen wie jetzt zum bevorstehenden 75. Jahrestag der Novemberpogrome seien bloß ein ritualisiertes Gedenken, eine "Gewohnheit", die nur noch der "political correctness" entspreche. In seinem Beitrag für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG sagt er dazu u.a.: "Auch ich würde mir natürlich eine ehrliche, emotionale Anteilnahme wünschen, doch ist nicht sogar auch ein »ritualisiertes Gedenken« immer noch viel besser als ein planvolles Vergessen?"
Ebenfalls in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG ein Beitrag des Göttinger Professors der Sozialwissenschaften, Samuel Salzborn, der das Gedenken am 9. November als notwendig "verstörend" beschreibt: "Das Gedenken am 9. November ist verstörend. Viele Gefühle mischen sich in der Erinnerung an die Verstorbenen und Ermordeten, an die Opfer des Nationalsozialismus: Trauer und Wut, Verzweiflung und Schmerz, Angst und Einsamkeit. Was unsere Gefühle von denen unterscheidet, die wir so oder ähnlich auch aus anderen Situationen kennen, ist die tiefe, leere Verstörung." Letztlich müsse die Erinnerung an die Pogromnacht dazu führen, den Antisemitismus von heute mehr ins Blickfeld zu nehmen.
Die Links zu diesen und weiteren Beiträgen zum 9. November in der Rubrik VERGANGENHEIT...
Neben Juden und Roma brachte das NS-Regime auch über viele andere Menschen viel Leid - auch über Christen. Gleichwohl darf Gewalt gegen Christen damals wie heute dennoch nicht in den Kontext der Schoa gestellt werden, meint Markus Himmelbauer in einem Essay für die österreichische Zeitschrift DIE FURCHE. Himmelbauer, Geschäftsführer des österreichischen Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit, setzt sich in seinem Essay mit der problematischen Frage der Opferhierarchien auseinander: "Von Opfern und Opfern".
Der Link zu seinem Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...
Der jüdische Regisseur János Szász hat Agota Kristofs Erfolgsroman „Das große Heft“ kongenial verfilmt - als erbarmungslose Kriegsparabel. Mit der BERLINER ZEIUTNG sprach er über den Wandel von Kindern zu Monstern und den gegenwärtigen Antisemitismus in seiner Heimat Ungarn. Offen bekennt er:
"Ich habe Angst. Es gibt Anschläge; neulich wurde ein 89-jähriger Rabbi auf der Straße zusammengeschlagen. Die rechten Garden Ungarns marschieren öffentlich in den Uniformen von vor 1945 auf, und niemand hindert sie daran! Das ist eine Schande. Die ungarischen Rechten heute tragen die gleichen Uniformen wie die Leute, von denen mein Vater damals abgeholt wurde. Hooligans singen in den Fußballstadien „Juden, nehmt den Zug nach Auschwitz“, und niemand hindert sie. Und diese neuen ungarischen Faschisten vernetzen sich immer besser, etwa mit den rumänischen. Vielleicht sollte ich an Auswanderung denken."
Der Link zum Interview in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
In der österreichischen Tageszeitung DIE PRESSE ist ein hoch interessanter Essay des ehemaligen Labour-Abgeordneten im britischen Unterhaus und späterem britischen Europaminister Denis MacShane zu lesen, in dem er sich mit den antisemitischen Verirrungen britischer Intellektueller auseinandersetzt. MacShanes Hauptthese lautet in etwa so: Während Englands geistige Elite vor 1939 noch Juden ablehnte, ist heute an deren Stelle die Ablehnung Israels getreten. Als Paradebeispiel führt er dabei den britischen Philosophen Brian Klug an, der sich als vehementer Israel-Kritiker und Befürworter eines Israel-Boykotts einen Namen gemacht hat. Pikanter Weise, so ist dann in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG zu lesen, ist just dieser Brian Klug Hauptredner einer wissenschaftlichen Antisemitismus-Tagung, die heute und morgen ausgerechnet im Jüdischen Museum in Berlin stattfindet.
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Der dänische Jurist Morten Kjaerum ist Direktor der EU-Agentur für Grundrechte mit Sitz in Wien. Die Agentur stellt am Freitag dieser Woche eine Studie zum Antisemitismus in Europa vor, in deren Rahmen erstmals jüdische Bürger befragt wurden, wie sie Hass und Ressentiments wahrnehmen. Die Umfrage wurde in neun EU-Mitgliedsländern, darunter Deutschland und Ungarn, durchgeführt. Die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG hat mit ihm über die Studie gesprochen: "Ein Weckruf".
Der Link dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Nirgendwo sonst auf unserem Planeten sitzen die Weltreligionen so dicht beieinander wie in Jerusalem, wo Klagemauer, Al-Aksa-Moschee und Grabeskirche den sprichwörtlichen Steinwurf auseinander liegen. Zwar haben sich manche mit den ständigen Pöbeleien wie mit einer unabwendbaren Plage abgefunden, aber der interreligiöse Spannungspegel steigt, berichtet Inge Günther in ihrer Reportage für die FRANKFURTER RUNDSCHAU: "Die Randalierer vom Zionsberg".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Zu Besuch bei Artur Brauner: Am Dienstagabend sucht eine kleine Delegation der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Berlin (GCJZ) den Filmproduzenten in seinem Haus im Grunewald auf, um ihm die Ehrennadel der Gesellschaft zu verleihen. Die GCJZ wurde 1949 gegründet, Brauner ist 1952 beigetreten. Damit ist er das älteste Mitglied. Fabian Wolff war für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG bei der Ehrung mit dabei: "Ehrennadel für das älteste Mitglied".
Der Link zu seinem Bericht in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Der Zentralrat der Muslime hat dem Münsteraner Theologen Mouhanad Khorchide mangelnde Gläubigkeit vorgeworfen. Es gehe gar nicht um Frömmigkeit, sagt hingegen Khorchide. Seines Erachtens handele es sich vielmehr um politische Verwerfungen in Zusammenhang mit der Besetzung des Koordinationsrats der Muslime. Die TAZ berichtet und kommentiert die Auseinandersetzung und im DEUTSCHLANDRADIO ist ein Interveiw mit dem Islamprofessor zu lesen: "Über die Frömmigkeit eines Menschen kann nur Gott entscheiden"
Die Links dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
1885 als Körperschaft öffentlichen Rechts gegründet, zählte die Jüdische Gemeinde von Chemnitz im Jahr 1899 tausend Mitglieder. Sie stammten aus Deutschland, Rumänien, Russland, Österreich, Galizien und Polen. 1923 war sie auf 3.500 Mitglieder angewachsen. 1945 kehrten 57 Chemnitzer Juden aus den Todeslagern oder dem Exil zurück. 1989 zählte das damalige Karl-Marx-Stadt nur 12 jüdische Einwohner, der jüngste davon 60 Jahre alt. 2002 wurden in der Stollberger Straße 28 eine Synagoge und ein Gemeindezentrum eingeweiht. Heute leben mehr als 600 Menschen mit jüdischen Wurzeln in Chemnitz. Viele stammen aus Russland und der Ukraine. Wie das nun wiedererwachte jüdische Leben in Chemnitz seinen Weg such, schildert Josefine Janert in einer Reportage für die TAZ: "Eine Erkenntnis mehr".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT .
Und noch ein ausführliches und sehr informatives Porträt einer anderen jüdischen Gemeinde, das Oliver Stenzel für die Wochenzeitung KONTEXT geschrieben hat: Vor 75 Jahren brannte in der Reichspogromnacht auch die Stuttgarter Synagoge. Stolpersteine erinnern heute an die von den Nazis ermordeten Juden, aber über die bereits 1945 neu gegründete jüdische Gemeinde wissen indes die wenigsten etwas: "Juden sind wie alle Menschen – es gibt viele verschiedene"
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT .
Für gewöhnlich sortiert man die jüdische Religion in eine orthodoxe und eine liberale Variante ein. Hierzulande wenig bekannt, in den USA aber recht stark vertreten, ist die dritte Variante: der Rekonstruktionismus. Ihrem Gründer, Mordechai Menachem Kaplan, widmet Kevin Zdiara in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG ein informatives Porträt und erläutert Kaplans zentralen Gedanken, dass das Judentum eine durch Jahrtausende hindurch entstandene und sich weiterentwickelnde Zivilisation sei, in deren Zentrum zwar die Religion stehe, doch Sprache, Geschichte, Kunst und nicht zuletzt der Zionismus den Rahmen liefern: "Glaube nach amerikanischer Art".
Der Link zum Porträt in der Rubrik JÜDISCHE WELT .
Mehr als 220 Rabbiner aus allen Teilen Europas sowie zahlreiche Gäste nehmen am 10. November an einer Festveranstaltung in der Jüdischen Gemeinde in Berlin teil, die dem zehnjährigen Bestehen der Orthodoxen Rabbinerkonferenz (ORD) in Deutschland gewidmet ist. Zu diesem Anlass hat die ORD ein Interview mit Avichai Apel, Mitglied im Vorstand der ORD, veröffentlicht, das Sie in der Rubrik JÜDISCHE WELT lesen können: "Jüdisches Leben in Deutschland auf dem Weg in die Normalität".
In Deutschland treten aktuell mehr Menschen als üblich aus der katholischen Kirche aus. Auch die evangelische Kirche ist betroffen. Experten in verschiedenen Bistümern sprechen bereits vom "Tebartz-Effekt". Stichprobenartige Untersuchungen des WDR haben beispielsweise ergeben, dass sich die Zahl der Kirchenaustritte in Nordrhein-Westfalen im Oktober im Vergleich zum Vormonat verdoppelt und teils verdreifacht haben. Und in München wiederum gab es 1250 Austritte, im Vergleich zu 602 im September. Die evangelische Kirche sei dabei in gleichem Maße wie die katholische Kirche von der Austrittswelle betroffen, heißt es in den Berichten von SÜDDEUTSCHER ZEITUNG und WELT: "Kirchenaustritte drastisch gestiegen".
Die Links dazu in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.
Unscheinbar sei ihre Straße, schreibt die französische Journalistin Pascale Hugues, die seit über 20 Jahren als Korrespondentin in Berlin lebt, und seit dem Mauerfall sei die Straße auch noch an den Rand der Stadt abgeglitten. Aber sie, Pascale Hugues, Korrespondentin für das Magazin Le Point, Kolumnistin des Tagesspiegels und der Süddeutschen Zeitung, wohnt dort. Es ist ihre Straße. Und so hat sie ihr ein ganzes Buch gewidmet - und Erstaunliches zutage gefördert. So etwa, dass einst 106 Juden aus Hugues’ Straße deportiert wurden. Mehrere hat sie gefunden und besucht. In Kalifornien, New York und Israel. Die ZEIT ist von der Akribie der Autorin und ihren Geschichten mehr als begeistert: "Und was sie herausfand, ist so verstörend, anrührend und vergnüglich, dass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen, die schlichte Straße nicht mehr verlassen mag."
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.
Heute Abend im Fernsehen zwei unbedingt sehenswerte Dokumentationen: Zum einen eine Dokumentation über jenen Darmstädter Architekturstudenten, der auf einmalige Weise eine virtuelle Rekonstruktion zerstörter Großsynagogen durchführte: "Synagogen - Monumente gegen das Vergessen". Zum anderen die mit einem halben Dutzend Preisen ausgezeichnete israelische Dokumentation "Pizza in Auschwitz", die auf ebenso berührend wie erschütternde Weise das Ringen und Bemühen eines Holocaust-Überlebenden zeigt, seinen Kindern die Erfahrungen vom "Planeten Auschwitz" zu vermitteln.
Mehr zu beiden Dokumentationen in der Rubrik FERNSEH-TIPPS.
Einen angenehmen Tag wünscht
Dr. Christoph Münz
redaktion@compass-infodienst.de
(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)

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