ACHTUNG
Die nächste tagesaktuelle Ausgabe erfolgt am Montag, 21. Juli 2014.
Guten Tag!
Auf ägyptische Vermittlung hin hat die israelische Regierung dem Vorschlag einer Waffenruhe im Gazastreifen zugestimmt. Die einzigen, die im Kabinett dagegen stimmten, waren der rechtsnationalistische Aussenminister Avigdor Lieberman und der nationalreligiöse Wirtschaftsminister Naftali Bennett. Auch die Hamas reagierte ablehnend. Die letzten Meldungen, die über den Ticker laufen, während diese Zeilen geschrieben werden, berichten freilich von neuerlichen Luftangriffen der israelischen Armee, nachdem die Hamas trotz der Waffenruhe Israls seit den Morgenstunden, weiterhin eine Rakete nach der anderen abgeschossen hat...
In der WELT schildert Michael Borgstede, dass mit jedem Toten in Gaza der politische Druck der internationalen Gemeinschaft auf Israel wächst. Zugleich rückt Borgstede die Verhältnisse ein wenig gerade und betont u.a.:
"Auch wenn jeder Tote eine persönliche Tragödie bedeutet, sind bei 1300 Angriffen bisher 85 palästinensische Zivilisten ums Leben gekommen. Die öffentliche Empörung darüber stellt vielerorts allerdings längst diejenige über die bis zu 170.000 Toten des syrischen Bürgerkrieges in den Schatten."
In einem weiteren Beitrag für die WELT wirft Borgstede einen interessanten Blick auf die Geschichte des Gaza-Konflikts in den lezten Jahren, ein Konflikt, der trotz aller Ideen und Bemühungen unendlich zu werden drohe: "Gaza ist ein Knochen, der uns im Hals steckt".
Unterdessen spitzt sich die humanitäre Lage in Gaza immer weiter zu. Stefan Dominioni arbeitet als Logistiker bei der Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ mit zwei weiteren Franzosen und einem US-Amerikaner in Gaza-Stadt. Der TAGESSPIEGEL sprach mit ihm über die Situation der Menschen im Kriegsgebiet: "Wir sind müde und gestresst".
In der TAZ weist der israelische Schriftsteller Nir Baram in seiner Analyse zum Zustand der israelischen Gesellschaft u.a. auf markante Unterschiede der gegenwärtigen Auseinandersetzung mit früheren hin:
"Wenn ich das, was unsere Armee in den letzten Tagen in Gaza angerichtet hat, mit dem vergleiche, was bei der letzten Operation im Jahr 2012 war, dann sehe ich zwei wesentliche Veränderungen. Ich sehe diesmal keine Euphorie darüber, dass die Armee Ziele in Gaza bombardiert. Und ich sehe keine Glorifizierung der Soldaten. Die israelische Gesellschaft wird müde. Und sie ist enttäuscht. Ihr wird vor jeder Militäroperation versprochen, danach werde alles besser sein als vorher. Aber das ist nicht so, es kehrt keine Ruhe ein. Auf jede Operation folgt die nächste. Das ist der Teufelskreis, den wir durchbrechen müssen."
Und in der WELT beklagt der in Berlin lebende palästinensische Israeli und Diplompsychologe Ahmad Mansour, dass die Hamas die Jugend nur Hass und Vergeltung lehre. Frieden mit Israel sei dem entgegen aber nur möglich, wenn die Palästinenser ihre Vorurteile überwinden, meint er. Solange sich dies nicht ändere, bleibe es...: "Wie in einem Irrenhaus".
Die Links zum Thema in den Rubriken ISRAEL UND NAHOST AKTUELL, ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND, ISRAEL INTERN sowie ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
"Seit der Ermordung drei junger Israelis geben die Bilder und Parolen im öffentlichen Diskurs klar zu erkennen, dass es nicht „nur“ um Vergeltung und Rache gegen die palästinensischen Entführer geht, sondern um eine rassistische Hetze."
So der israelische Historiker Moshe Zimmermann, der sich in einem nachdenkenswerten Essay in der BERLINER ZEITUNG mit dem inner-israelischen Rassismus auseinandersetzt und dabei auf dessen europäisches Erbe hinweist:
"Nationalistische Ideologien und der Antisemitismus in Europa führten seit Ende des 19. Jahrhunderts nicht nur zum „Export“ von Juden aus Europa nach Palästina, sondern auch zum direkten und indirekten Export des europäischen Rassismus. Fragt man nach dem Stellenwert des gegenwärtigen Rassismus im Nahost-Konflikt, so lassen sich seine europäischen Wurzeln nicht leugnen."
In seiner weiteren Analyse dieser Entwicklung sowie der ihr innewohnenden Paradoxien betont er u.a. vor allem auch diesen Aspekt: "Hier vermischt sich der importierte Rassismus besonders deutlich mit dem religiösen Fundamentalismus."
Der Link zu seinem Beitrag in der Rubrik ISRAEL INTERN.
In ihrem Ende Juli auf Deutsch erscheinenden Buch "Hitlers Helferinnen" schildert die US-amerikanische Historikern Wendy Lower, Professorin für Geschichte am Claremont McKenna College in den USA und Fellow an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, die Geschichten von elf deutschen und zwei österreichischen Frauen, die nicht nur bloße Mitwisserinnen, sondern "woman killers" waren. Katharina Mittelstaedt gibt für den österreichischen STANDARD am Beispiel der beiden Österreicherinnen einen Einblick in das Buch: "Hitlers kaltblütige Furien aus Wien".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...
Vor 80 Jahren trafen sich in Wuppertal-Barmen Vertreter aus allen evangelischen Landeskirchen, um sich als "Bekennende Kirche" gegen den totalen Machtanspruch des nationalsozialistischen Staates über die Kirche zu wehren. Sie verfassten die "Barmer Theologische Erklärung", die allerdings mit keinem Wort die Judenverfolgung erwähnt. Rainer Brandes beschreibt im DEUTSCHLANDRADIO die Entstehung und Wirkung der Erklärung sowie ihre problematischen Aspekte: "Ein nicht unumstrittenes Dokument des NS-Widerstandes".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...
„Kindermörder Israel“, „Hamas, Hamas – Juden ins Gas“, „Stopp Juden“. „Allahu Akbar“. Derlei Parolen waren während anti-israelischer Demonstrationen in den letzten Tagen nicht selten zu hören. In einer gespenstischen Allianz von Neonazis, Linken und Islamisten kamen Hass und Hetze gegen Israel und purer Antisemitismus zum Ausdruck. In Frankfurt reichte gar die Polizeit ihr Megaphon zur besseren Verbreitung solcher Hasstiraden. Als einzige politische Partei unterstützte im Übrigen allein die Partei DIE LINKE alle Proteste. Vor diesem Hintergrund sehr trefflich, was Sonja Vogel in einem empörten Kommentar über die Berichterstattung ihrer journalistischen Kollegen in der TAZ schreibt:
"Arme Hamas, sie bleibt chronisch unterschätzt. Weil nicht sein kann, was nicht sein soll. Und so geht in den deutschen Medien weiter die Legende von den „Rebellen“, bewaffnet mit Zwillen oder ein paar rumpligen Raketen, die sich keine Bunker für Gaza leisten können, keine politische Agenda haben. Dass die Raketen der Hamas mittlerweile 150 Kilometer bis nach Haifa reichen? Scheiß der Hund drauf. Die Milliarden, die die EU der Autonomiebehörde überwies? Wurscht. Dass die Raketen aus Wohngebieten starten, um deren Beschuss zu provozieren? Halb so wild. Und dass es nach Hamas-Charta auf israelischem Gebiet keine Juden mehr geben soll? Nicht so gemeint."
Links zu Berichten und Reaktionen auf den offenen Ausbruch an Judenfeindlichkeit auf den Straßen Deutshlands in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Kritik an der bestehenden Welt durchzieht das gesamte abendländische Denken und markiert ohne Frage einen Kern des europäisch-aufklärerischen Geistes. Radikalisiert sich diese Kritik jedoch wie etwa im Gnostizismus und gnostischen Denken, so erklärt Micha Brumlik im Interview mit der Internet-Zeitung FREIE WELT, verliert man die Basis für politisches Handeln. Brumlik erläutert im Interview u.a. die Zusammenhänge, die er im Blick auf gnostisches Denken zwischen Religion und Judenfeindschaft sieht und warnt auch vor gnostischen Elementen im gegenwärtigen politischen Denken: »Wer die Welt gestalten will, muss Kompromisse machen«
Der Link zum Interview in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT
Ein bißchen Weltmeisterschaft muss am heutigen Tage auch sein, allerdings überraschender Weise von theologischer Seite aus: Fans sind von einer Gottheit in Raserei versetzte Enthusiasten, meint Jochen Stöckmann in einem Beitrag für DEUTSCHLANDRADIO. Und so stelle sich die Frage, wer bei der WM diese Gottheit ist? Stöckmann begibt sich also auf die Suche nach dem Fußballgott und den Parallelen von Fußballspiel und Gottesdienst: "Und der Herr schiedsrichtert".
Der Link zu seinem Beitrag über Päpste, Fans und Fußballgötter in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Es sah schlecht aus... es sieht schlecht aus... und wird wohl auch weiterhin schlecht aussehen um den geplanten Bau einer Synagoge in Potsdam. Am Freitag hatte die Landesregierung die Baupläne auf Eis gelegt, da unter den drei jüdischen Gemeinden in Potsdam keine Einigung etwa über den Architektenentwurf zu erzielen war. Dami bleibt Brandenburg das einzige Bundesland ohne jüdisches Gotteshaus. Die Gesetzestreue Jüdische Landesgemeinde Brandenburgs hat unterdessen den Stopp für eine Synagoge in Potsdam heftig kritisiert. Die Landesregierung sei nicht berechtigt, einer Religionsgemeinschaft Bedingungen zu stellen, teilte die Landesgemeinde am Sonntag mit. Sabine Schickentanz schildert in den POTSDAMER NEUESTEN NACHRICHTEN die jüngsten Entwicklungen in diesem nun schon seit Jahren anhaltenden Trauerspiel:"Joffe will Neustart für Synagoge".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Am Jüdischen Museum wechseln die Direktoren - Michael Blumenthal geht, der Judaist Peter Schäfer kommt. Thomas Lackmann nimmt dies im TAGESSPIEGEL zum Anlass, über die weitere Entwicklung des Museums nachzudenken. Wichtig sei vor allem, so meint er, das erfolgreiche Haus stärker in Berlin zu verwurzeln: "Her mit der Kettensäge".
Der Link zu seinen Überlegungen in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Moshé Feldenkrais (1904 – 1984) revolutionierte die Lehre von der Bewegung. Sein therapeutischer Ansatz gewinnt im Zuge der laufenden Renaissance von Yoga, Pilates und Rückenschulen zunehmend an erneuter Aufmerksamkeit. In Wien gibt es lange schon ein Feldenkrais Institut, dessen Geschichte interessante Parallelen zum Leben von Moshé Feldenkrais offenbart, wie Ute Rossbacher in ihrer Reportage für das österreichisch-jüdische Journal NEWS über UNS erzählt: "Schicksal mal vier: 1884 – 1904 – 1984 – 2014".
Der Link zu ihrem Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Er wütete, er schrie, er beleidigte sein Publikum - und die Menschen liebten ihn dafür. In den Fünfzigern begeisterte der Jesuitenpater Johannes Leppich mit cholerischen Predigten Tausende von Menschen. In Fulda etwa sprach Leppich vor 40.000 Menschen. In Bochum goss es in Strömen, der Platz war ein Meer aus schwarzen Regenschirmen - 22.000 Menschen hatten den Weg auf sich genommen. Wie war es einem verschrobenen Jesuiten im grauen Ordenskleid nur gelungen, Abertausende Deutsche so mitzureißen? Wolfgang Brenner versucht in seinem Beitrag für den SPIEGEL dieses Rätsel zu ösen: "Das Maschinengewehr Gottes".
Der Link dazu in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.
Während in Europa der Zweite Weltkrieg beginnt und mit ihm die Ermordung der europäischen Juden, nimmt in Südafrika ein junger jüdischer Mann sein Medizinstudium auf. Harold Klein würde lieber in Europa kämpfen - doch stattdessen steht er mit rassistischen und antisemitischen Kollegen in der Pathologie. Und fast alle der sezierten Leichen sind schwarz. Was davor und danach in seinem Leben geschieht, davon berichtet der zweite Roman von Anne Landsman, den Sabine Rohlf für die BERLINER ZEITUNG näher vorstellt: "Die Gedanken eines Quastenflossers".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.
Heute Abend im Fernsehen - leider zu später Stunde - eine der nicht nur anrührendsten und zugleich heitersten, sondern auch einer der erfolgreichsten deutschen Dokumentarfilme: "Herr Zwilling und Frau Zuckermann". Was als Spurensuche in der alten galizischen Stadt Czernowitz begann mit ihrer deutsch-polnisch-österreichisch-russisch-rumänisch-ukrainischen Geschichte, wurde zum Porträt zweier Protagonisten: Herr Zwilling, 70, unverbesserlicher Pessimist, und Frau Zuckermann, 90, ausgestattet mit ungebrochener Zuversicht. Die beiden sind letzte Vertreter aus der ehemals so fruchtbaren jüdischen Gemeinde von Czernowitz, in deren Lebensgeschichten sich die Tragödie des 20. Jahrhunderts verdichtet. Der Dokumentarfilm erhieht zahlreiche Preise auf internationalen Festivals. Sehenswert!
Mehr dazu in den FERNSEH-TIPPS.
Einen angenehmen Tag wünscht
Dr. Christoph Münz
redaktion@compass-infodienst.de
(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)
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