ACHTUNG

Guten Tag!
Israels Regierung hat vor, den Charakter des israelischen Nationalstaats als einem jüdischen Staat per Gesetz festschreiben - und hat damit heftige Diskussionen ausgelöst (siehe: Compass 28.11.2014). Es sei im Moment eine "sehr unglückliche Zeit für die israelische Demokratie", sagte jetzt der Historiker und Journalist Tom Segev im Interview mit dem DEUTSCHLANDRADIO. Eine ganze Generation von Bürgern und Politikern im Land habe die Demokratie vernachlässigt, meint er: "Die israelische Demokratie ist in einer wirklichen Gefahr"
Der Link zum Interview in der Rubrik ISRAEL INTERN.
In sehr bewegenden Worten beschreibt Yali Sobol, 1972 als Sohn des bekannten israelischen Dramatikers Joshua Sobol in Haifa geboren, in einem Essay für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG die eigentlichen Folgen der jüngsten Terroranschläge auf die Psyche der Israelis, die er zunehmend angstgesteuert sieht. Zugleich sieht er einen gehörigen Teil Verantwortung auf israelischer Seite an der zugespitzten Situation. Ihm gehe es jedoch vordringlich darum, einen Eindruck zu vermitteln, "was die gegenwärtige Welle von Terror und Gewalt bei den Israeli auslöst". U.a. schreibt er:
"Wenn ich meinen Sohn in den Kindergarten bringe und wir die Baustelle an der Dizengoff-Strasse passieren, merke ich auf, weil dort Araber beschäftigt sind. Ich halte seine kleine Hand unwillkürlich etwas fester. Das hat mit meinen politischen Überzeugungen rein nichts zu tun, es ist ein instinktiver, unfreiwilliger Reflex. Wenn wir an einem grossen Traktor vorbeikommen, schaue ich automatisch, ob jemand darin sitzt, und wenn ja, versuche ich ebenso automatisch festzustellen, ob es ein Jude oder ein Araber ist. Ist das Rassismus oder ganz einfach Angst?"
In einem weiteren Interview mit Avi Primor, dem ehemaligen israelischen Botschafter in Deutschland, das auf DEUTSCHLANDRADIO zu lesen ist, äußert sich Primor ausführlich zur Frage nach der Bedeutung der Religion in den jüngsten Konflikten. Auf die Frage, welche Rolle denn die Religion in den Auseinandersetzungen spiele, sagt er:
"Als Hetze. Man benutzt die Religion, um die Leute gegen den Feind aufzuhetzen. Das stimmt bei den Fundamentalisten, unter den Islamisten, unter den Arabern und Palästinensern, das stimmt aber auch bei uns, unter Juden. Das rechtsextremistische Lager steht unter Hetze der Religion. Also, ich nenne die klipp und klar Fanatiker."
Und schließlich noch ein lesenswerter Beitrag des israelischen Psychoanalytikers Carlo Strenger in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG. Auch er sieht in der Angst und dem Schüren von Angst derzeit ein Hauptproblem im Konflikt zwischen Palästinensern und Israelis. Und er mahnt:
"Wir wissen heute, dass die Motivation, zum religiösen Terror zu greifen, oft ein Versuch junger Menschen, meist Männer, ist, klare Identität und Lebenssinn zu erhalten. Diese Motivation ist umso grösser, je mehr die eigenen Kultur und Religion erniedrigt wird. Die wiederholten Versuche israelischer rechtsextremistischer Politiker, die Rechte der arabischen Bürger Israels weiter einzuschränken, die Bildung eines palästinensischen Staates zu verhindern und neuerdings den Status quo auf dem Tempelberg zu ändern, verstärken solche Ressentiments nur."
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik ISRAEL INTERN.
Aus Unwissenheit und aufgrund eines Gefühls der Ungerechtigkeit sind muslimische Jugendliche oft leichte Beute für islamistische Israelfeinde und Judenhasser. Zwei junge österreichische Muslime, der 18-jährige Mehmet und sein Zwillingsbruder Garip aus Wien, machten sich kürzlich lieber ein eigenes Bild und nahmen an einem viertägigen Jugendaustausch zwischen Wien und Tel Aviv teil. Irene Brickner schildert im österreichischen STANDARD, welche Erfahrungen die Beiden dabei gemacht haben: "Heilsame Reise nach Tel Aviv".
Der Link zur Reportage in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
Die Befreiung Italiens nach Mussolinis Sturz war gewissermaßen ein eigener kriegerischer Prozess noch mitten im Weltkrieg. Langsam kroch die Front von Süden nach Norden, bis sie im Jahre 1944 Florenz erreichte. Dort gedenkt man nun in diesenm Herbst des Widerstands. Barbara Villinger Heilig erzählt in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG die Hintergründe und von den Vorbereitungen für das Gedenken: "Die Letzten sind jetzt neunzig".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...
Antisemitismus - das dürfte durchaus bekannt sein - ist auch in der Türkei weit verbreitet. Und so fällt auch der Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan immer mal wieder durch mehr als zweifelhafte Kommentare etwa gegen Israel auf. Was sich aber vergangene Woche der Gouverneur der westtürkischen Stadt Edirne leistete, war selbst für türkische Verhältnisse ein starkes Stück und hat die Kommentatoren der Zeitungen tagelang beschäftigt. Frank Nordhausen erzählt in der BERLINER ZEITUNG die ganze Geschichte: "Der Hass des Gouverneurs".
Der Link dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Im Flügelkampf der Linken über die Haltung zu Israel setzt der Parteivorstand verstärkt auf Deeskalation: Kritik sei nicht automatisch antisemitisch, so heißt es, aber am Existenzrecht des Staates Israel dürfe nicht der geringste Zweifel bestehen. Der TAGESSPIEGEL und NEUES DEUTSCHLAND beschreiben die jüngsten Versuche der FührungsLINKEN, sich von israel-kritischen Positionen abzusetzen: "Linkenvorstand zieht Grenze bei Israelkritik".
Die Links dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Eine traurige Tradition: Der Zentralrat der Juden erhält immer wieder Hassmails. Wie er sich dagegen zu wehren versucht, beschreibt in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG der Rechtsanwalt und Geschäftsführer des Zentralats der Juden in Deutschland Daniel Botmann: "Was wir uns nicht bieten lassen".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Zum ersten Mal in der Geschichte engagieren sich Führer der katholischen, anglikanischen und orthodoxen Kirche sowie der buddhistischen, hinduistischen, jüdischen und moslemischen Glaubensgemeinschaften für eine gemeinsame Initiative gegen die Sklaverei. Am Internationalen Tag zur Abschaffung der Sklaverei am 2. Dezember werden sie in Rom zusammen kommen, um eine gemeinsame Erklärung zu unterzeichnen. Mehr dazu in einem Bericht der österreichischen Nachrichtenagentur KATHWEB: "Religionsführer unterzeichnen Anti-Sklaverei-Erklärung"
Der Link zum Bericht in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Im Zusammenhang mit Selbstmordattentaten islamistischer Terroristen fällt immer wieder der Begriff «Märtyrer». Er ist völlig fehl am Platz, jedenfalls wenn mit ihm die Täter gemeint sein sollen, so der katholische Theologe Jan-Heiner Tück in einem hoch interessanten und lesenswerten Beitrag in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG, in dem er einen Blick auf die Geschichte des Martyrerbegriffs in Judentum, Christentum und Islam wirft. Eingangs hält er zunächst fest:
"In der öffentlichen Debatte über den gewaltbereiten Islamismus werden Jihadisten immer wieder als Märtyrer bezeichnet, die dann, wenn sie im «Gotteskrieg» den Tod erleiden, postmortale Gratifikationen in Fülle erwarten dürfen. Wie allerdings das Morden im Namen Gottes aus christlicher Sicht eine Perversion des Gottesnamens darstellt, so ist es irreführend und pervers, Selbstmordattentäter mit dem Ehrentitel von Märtyrern zu schmücken. Vielmehr sind gerade die Opfer des Jihadismus häufig Märtyrer, da sie ihre religiösen Überzeugungen auch unter Todesandrohung nicht zur Disposition stellen. Im Blick auf die Opfer wäre es zynisch, liesse man den islamistischen Tätern die Selbstbezeichnung «Märtyrer» durchgehen."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Ergänzend dazu nicht minder interessant, wie ebenfalls in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG der Freiburger Professor für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte Mariano Delgado den Weg nachzeichnet, wie das Christentum das Phänomen der Gewalt in den Griff bekommen hat. Aus dieser Geschichte der Zähmung der Gewalt lasse sich nämlich auch etwas über die Eindämmung von Gewalt und die Entschärfung von religiösen Gewaltpotenzialen ingesamt lernen: "Ohne Schwert und Feuer".
Der Link zum Beitrag von Delgado in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.
Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat einen neuen Vorsitzenden: Der Würzburger Arzt Josef Schuster, bisheriger Vizepräsident, wurde am Sonntag zum Nachfolger von Dieter Graumann gewählt. Fast alle großen Zeitungen stellen den neuen Mann und die Herausforderungen, die auf ihn warten, heute in entsprechenden Beiträgen näher vor. In der WELT etwa bemerkt Jacques Schuster: "Der neue Zentralratsvorsitzende der Juden hat drei große Herausforderungen zu meistern. Dafür darf er sich nicht nur an Ignaz Bubis orientieren, sondern sollte auch an den Feuerkopf Galinski denken." Thomas Lackmann fasst die anstehenden Aufgaben für Schuster wie folgt zusammen: "Kontrovers bleiben auch innerhalb der jüdischen Gemeinschaft wichtige Fragen und Antworten: Versteht man sich als Religions-, als Kultur- oder als Erinnerungsgemeinde? Und wie sind beispielsweise in Berlin die Interessen der deutsch geborenen Juden, der russischstämmigen und der säkularen Berliner Israelis, die mit Einheitsgemeinde nichts am Hut haben, unter einen Hut zu kriegen?" Und in DOMRADIO kommt der neue Zentralratspräsident im Interview auch selbst zu Wort. Auf die Frage, worin er die größte Gefahr für das jüdische Leben in Deutschland sehe, in Neonazis, Salafisten oder antisemitischen Bürgerlichen, antwortet Schuster:
"Am meisten sorgt mich diese unheilige Allianz aus radikalen Muslimen - es geht mit nicht um den Islam an sich! - mit der extremen Rechten und Linken. Das ist eine neue Qualität des Judenhasses, eine bedrohliche Radikalisierung vor allem bei muslimischen Jugendlichen, die mich beunruhigt."
Die Links zum Thema in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Viele der Juden, die nach dem Holocaust aus dem Exil wieder nach Deutschland zurückkehrten, entschieden sich bewusst für die DDR. "Weil sie glaubten, dort herrschen die Antifaschisten", sagte der Publizist Günther Bernd Ginzel im Interview mit dem DEUTSCHLANDRADIO, in dem es um die Situation der Juden in Zeiten der DDR geht. Bei diesen Re-Immigranten habe es sich um eine enorm qualifizierte Minderheit gehandelt, die nicht religiös gebunden war: "Sie kamen als Idealisten".
Der Link zum Interview in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Zum klassischen Klischee eines orthodoxen Juden gehören sicher sowohl der Bart als auch die Schläfenlocken. Gleichwohl tragen viele religiöse Juden und sogar Rabbiner weder das eine noch das andere. Ist es also ein Gebot, Bart und/oder Schläfenlocken zu tragen? Oder handelt es sich nur um einen Brauch? Rabbiner Avraham Radbil versucht diese Frage in einem Beitrag für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG zu beantworten: "Männliche Zierde".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
"Man muss die klassische Kleinfamilie nicht so böse einschätzen, wie es einst Heimito von Doderer tat, der fand, wer sich in sie begäbe, käme darin um. Aber selbst wenn man die Sache milder betrachtet, kann man trotzdem manches erleben, was der oben benannten Katastrophe recht nahe kommt. Von dieser berichtet Adriana Altaras mit dem ihr eigenen unorthodoxen Humor nun in 'Doitscha. Eine jüdische Mutter packt aus'". Mit diesen Worten beginnt Irene Bazinger in der BERLINER MORGENPOST ihre Rezension des zweiten Buches von der Schauspielerin und Regisseurin Adriana Alteras, die von ihrem Erstling "Titos Brille" (2011) einst mehr als 200.000 Exemplare verkauft hatte. Nun als zum zweiten...
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.
Einen angenehmen Tag und eine gute Woche wünscht
Dr. Christoph Münz
redaktion@compass-infodienst.de
(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)

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