ACHTUNG
Guten Tag!
Die Palästinenser begrüssen es, dass das Internationale Strafgericht ihre Klagen gegen Israel prüfen wird. Freilich ändert das kaum etwas daran, dass die Palästinenser zutiefst zerstritten sind. "In erster Linie geht es dabei um Geld, genauer um die Löhne der PA-Angestellten", erläutert Ulrich Schmid in einem Beitrag für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG: "Sowohl die Beamten im Westjordanland als auch diejenigen in Gaza warten vergeblich auf ihre Saläre. Im Fall des Westjordanlands hat das damit zutun, dass Israel den Transfer von Steuergeldern an Ramallah gestoppt hat, im Fall von Gaza kommt die alte Feindschaft zwischen den beiden palästinensischen Gruppen hinzu."
Der Link zu seinem Beitrag über das "Fernduell" von Hamas und Fatah in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.
Dass eine israelische Zeitung kürzlich alle Frauen aus einem Foto entfernte, hat die Welt amüsiert. Für gewisse Ultraorthodoxe aber ist dies ein Gebot der Sittsamkeit. "Für Karikaturisten ist die Feder die Waffe der Wahl", meint Ulrich Schmid und "für ultraorthodoxe Juden ist es Photoshop". In Israel selber erregt solches eher wenig Aufmerksamkeit, so Schmid, denn dass Ultraorthodoxe Frauen wegretuschieren, ist gängige Praxis, so schildert er in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG: "Eine Welt ohne Frauenbilder". Dieser orthodox motivierten Mißachtung der Frauen stehen andererseits gerade in Israel "starke Frauen" gegenüber, wie sie jüngst von Daniela Segenreich in ihrem Buch "Zwischen Kamelwolle und Hightech" eindrucksvoll skizziert werden. Carsten Hueck hat das Buch für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG gelesen und ist davon angetan, wie dabei eine "kleine Kulturgeschichte der israelischen Frau" entstanden ist: "Auf der anderen Seite".
Die Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL INTERN.
"Uns verbindet heute eine Partnerschaft, deren Dichte und Tiefe vor fünf Jahrzehnten sich niemand auch nur annähernd hätte vorstellen können", sagte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier zu beginn einer hochkarätigen Gesprächsrunde, die kürzlich im Auswärtigen Amt zusammenkam. Zum Auftakt der Feiern zu 50 Jahren deutsch-israelischer Beziehungen diskutierten dort neben Steinmeier der israelische Schriftsteller Meir Shalev und der Filmregisseur Edgar Reitz über "Heimat in den Zeichen der Krise". Rolf Brockschmidt zeichnet die Diskussion im TAGESSPIEGEL nach: "Das Wunder der Versöhnung und die Suche nach Heimat". Ebenso berichtet auch Ayala Goldmann in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG über die Diskussion und vermerkt allerdings auch, dass dabei deutliche Kritik an der Regierung in Jerusalem zu hören war: "Undiplomatischer Auftakt".
Die Links dazu in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
Schon die Täter des NS-Völkermords erwiesen sich als zynische Statistiker, die ihr grausames Tun akribisch bürokratisch festhielten. Die Zahlen, mit denen sie sich brüsteten, haben Historiker über Jahrzehnte hinweg analysiert. Wie dies vonstatten ging, und wie man letztlich zu dem grausigen Ergebnis der sechs Millionen ermordenten Juden kam, zeichnet Sven Felix Kellerhoff in der WELT nach: "Sechs Millionen Opfer – Woher stammt diese Zahl?"
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...
Das Leben und Schicksal des genialen Mathematikers Alan Turing, der den deutschen Enigma-Geheimcode der Nazis entschlüsselte, dadurch zahllosen Menschen das Leben rette und schließlich ungedankt und vergessen starb, wird nun in dem Kinofilm "The Imitation Game" erzählt. Der Film, der bereits für sieben Ocars nominiert ist und dessen Hauptdarsteller von der Presse hoch gelobt werden, findet auch hierzulande große Beachtung, wie die zahlreichen Filmkritiken bezeugen: "Die Mensch-Maschine, die half, Hitler zu besiegen".
Die Links zu den Filmkritiken, in denen man einiges über die "Einsamkeit und Brillanz" dieses Genies Alan Turing erfährt, in der Rubrik VERGANGENHEIT...
In Frankreich grassiert ohne Frage der Antisemitismus, allerdings machen die Solidaritätsbekundungen mit den jüdischen Opfern nach den islamistischen Anschlägen von Paris und das Bekenntnis zu den Fundamenten der Republik Hoffnung. So Eva Zum Winkel in ihrer Reportage und Analyse der Situation in Frankreich, die in der JUNGLE WORLD zu lesen ist: "Zeichen der Hoffnung"
Der Link dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Freilich denken nicht allein Juden in Frankreich immer öfter daran, das Land, ja Europa überhaupt zu verlassen. Gerade junge jüdische Familien fragen sich inzwischen auch hierzulande, ob sie in Deutschland noch eine Zukunft haben, wie Jakob Wetzel am Beispiel der Stimmungslage unter Münchner Juden in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG schildert: "Die neue Angst der Münchner Juden".
Der Link dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Das Zusammenleben von Christen, Juden und Muslimen klappt im niedersächsischen Osnabrück erstaunlich gut. Die Bistumsleitung habe dafür eine große Offenheit, sagte die Dialogbeauftragte Katrin Großmann. Regelmäßig treffen sich Vertreter der Religionsgemeinschaften zum Austausch. Im Interview mit DEUTSCHLANDRADIO schildert sie, wie das gedeihliche Neben- und Miteinander konkret aussieht: "Runder Tisch für Christen, Juden und Muslime".
Der Link zum Interview in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Die Debatte um das Verhältnis des Islam zur Gewalt ist durch die Terrorangriffe in Frankreich erneut entflammt. Im TAGESSPIEGEL rekapituliert Thomas Lackmann in einem lesenswerten Essay, wie im Blick auf die Gewaltfrage die Domestizierung der anderen beiden Weltreligionen - Judentum und Christentum - vonstatten gegangen ist und skizziert sodann die kritischen Fragen im Blick auf den Islam:
"Während es Judentum und Christentum mit Schwankungen gelang, ihre Talente zum Gewaltverzicht herauszuarbeiten, wird „der“ (ziemlich vielfältige) Islam auf dem Schulhof der Religionen derzeit wie ein prekärer Problemzögling beobachtet, dessen Neigung und Eignung zur Besserung in Frage steht. Fehlt dem Koran, seinen verbindlichen Interpretationen und dem Initialschub der militanten Gründergenerationen jene DNA, die eine spirituelle Integration des ungesicherten Sichzurücknehmens, der Zweifel und Niederlagen, ja des Untergangs und auch eine Läuterung der Martyriums-Konzepte ermöglicht? Lassen sich Koran- Appelle zu Love & Peace und die häufigste Nennung Allahs als „Allerbarmer“ aufrechnen gegen zahlreiche martialische Appelle?"
Ebenfalls sehr lesenswert ein Beitrag von Jens Alber, emirtierter Soziologe und Politologe aus Berlin, der in der FAZ eine notwendige Differenzierung der Thematik im Blick auf die innerislamische Strömungen vornimmt und grundsätzlich anmahnt:
"Statt stereotyp jeglichen Zusammenhang mit der Religion zu leugnen, wäre differenzierter zu klären, wo und wie die Verbindungslinien zwischen religiösem Glauben und politischem Radikalismus verlaufen."
Dem gleichen Thema nimmt sich schließlich auch auf sehr engagierte Weise Ibrahim Qurashi an, seines Zeichens selbst Muslim, Künstler und Autor, der mehr als zehn Jahre in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden lebte. Im SPIEGEL beklagt er vor allem die nach wie vor zu große Zurückhaltung der Muslime, wenn es um die Auseinandersetzung mit und Distanzierung von vorgeblich islamisch legitimierter Gewalt geht:
"Ich frage: Wo sind die muslimischen Massenproteste gegen diese abscheulichen Mordaufrufe? Wo sind die kraftvollen Stimmen unserer Führungsfiguren? Figuren, die zwar - völlig zu Recht - immer lautstark protestieren, wenn die israelische Besatzungsmacht Rechte des palästinensischen Volkes missachtet. Von denen man aber nichts hört, wenn es um die Missachtung der Grundrechte auf Meinungs- und Pressefreiheit geht. Die ihre Stimme nicht erheben gegen Aufrufe zur Gewalt. Gewaltaufrufe, die angeblich inspiriert sind von dem Bedürfnis, den Islam zu verteidigen. Wo sind die Stimmen der islamischen Mehrheit? Warum schweigt sie jetzt noch immer?"
Die Links zum Thema in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Seit einigen Tagen schon debattiert man in Österreich mitunter recht heftig um das in Wien angesiedelte, von Saudi-Arabien finanzierte Zentrum für Internationalen Dialog (KAICIID). Unter Verweis auf jenen saudi-arabischen Blogger, der wegen eines Aufrufs zur Religionsfreiheit zu 1.000 Peitschenhieben verurteilt worden war, mehren sich die Stimmen, das Zentrum zu ächten. Einer der im Dialog sicher erfahrensten und ungesehensten Rabbiner, Rabbi David Rosen, plädiert für die Beibehaltung des Zentraums wie auch des dort organisierten Dialogs. "Das König-Abdullah-Zentrum hat erst vor wenigen Wochen auf einer Konferenz in Wien eine umfassende Erklärung gegen religiöse Gewalt im Nahen Osten zustande gebracht", schreibt er im österreichischen STANDARD: "Nur mit diesem Dialog kann dem Terror beigekommen werden". Ganz anders sieht das der österreichisch-jüdische Schrifsteller Doron Rabinovici, der an gleicher Stelle engagiert meint, es sei an der Zeit, "mit dieser Farce Schluss zu machen". Wer, wie er, die Schließung des König-Abdullah-Zentrums in Wien fordere, sei nicht für den Abbruch von Dialog und Gesprächen mit dem Islam, sondern um eine Klärung, unter welchen Bedingungen dieser stattfinden und fruchtbar sein könne. Rabbi Rosen hält Rabinovici entgegen:
"Das Dialogzentrum ist, um in der Diktion der Theologen zu sprechen, Blendwerk, das nicht das Dunkel verscheucht, sondern nur verklärt. Es spricht das islamistische Grauen in Saudi-Arabien nicht an. Mehr noch: Es lehrt uns nicht, theologische, politische und soziale Fragen voneinander zu unterscheiden."
Die Links zum Thema in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Nicht erst nach den jüngsten Terroranschlägen in Frankreich diskutieren Europas Juden zunehmen intensiver die Frage, ob Europa ihnen noch Schutz und Sicherheit bieten kann. In der WELT rief vor diesem Hintergrund jüngst Hannes Stein beschwörend aus: "Juden Europas, kommt nach Amerika!". U.a. schrieb er:
"Ich möchte jedenfalls nicht, dass mein Sohn in einem Europa aufwächst, das im Grunde ein riesiger jüdischer Friedhof ist. Ich möchte nicht, dass irgendwer ihm ins Gesicht spuckt, weil er eine Kippa trägt. Ich will nicht, dass er sich sagen lassen muss, seine archaischen Bräuche hätten in diesem Land nichts zu suchen. Er soll in einem Umfeld aufwachsen, in dem Judesein etwas ganz Undramatisches, beinahe schon Langweiliges ist. Außerdem würde mir natürlich gefallen, wenn es in New York mehr koschere französische Restaurants gäbe. Und darum hat Rabbi Shmuel Herzfeld recht: Die Vereinigten Staaten sollen gefälligst ihre Tore aufmachen."
Ihm entgegnet nun der deutsch-jüdische Historiker Michael Wolffsohn, ebenfalls in der WELT und weist darauf hin, dass Juden letztlich nirgendwo sicher sind, "nicht einmal in Israel":
"... denn Juden sind in Gefahr, weil die freie Gesellschaft von außen und innen bedroht wird. Wenn und wo Juden bedroht sind, ist die offene, freiheitliche Gesellschaft bedroht. Die Juden sind nur ein Zeichen für die Dauergefahr, in der sich die offene Gesellschaft befindet. Überall und immer."
Auch der neue Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, plädiert dafür, "wir Juden müssen einen kühlen Kopf bewahren". Ebenfalls in der WELT stellt er fest:
"Auch wenn die deutschen Juden verunsichert sind, die Koffer werden nicht gepackt, auch nicht innerlich. Wir wollen hier weiter das Leben gestalten. Sonst hätten die Terroristen ihr Ziel erreicht!"
Die Links zum Thema in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Immer noch wenig bekannt: Zehntausende Juden prägten im 19. und 20. Jahrhundert die chinesische Großstadt Shanghai. Ihr kulturelles Erbe wird nun wiederentdeckt, berichtet Inna Hartwich in ihrer Reportage für die BERLINER ZEITUNG. Ergänzend dazu im DEUTSCHLANDRADIO ein spezieller Aspekt dieser Wiederentdeckung: Dass Shanghai gerade in den 1930er Jahren für Juden zum wichtigen Zufluchtsort wurde, davon zeugt eine einzigartige Sammlung hebräischer Drucke, die belegt, wie man dort unter widrigsten Bedingungen die eigene Religion studierte. Die Bücher werden zurzeit in Berlin restauriert, berichtet Dieter Wulf: "Jüdisches Leben in Shanghai".
Die Links dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
In der verdienstvollen und stets lehrreichen Reihe der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG "Religiöse Begriffe aus der Welt des Judentums" geht es heute um einen überraschenden Begriff: Schnee! "Für Kinder faszinierend, für Pendler meist ärgerlich, für Wintersportler eine traumhafte Kulisse", so erläutert Chajm Guski und klärt auf, dass uns auch in Tanach und Talmud der Stoff begegnet, aus dem man hierzulande häufig Schneemänner baut.
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Im Interview mit der BERLINER ZEITUNG spricht Kirchenhistoriker und Theologe Hubert Wolf unter anderem über unterdrückte Traditionen der katholischen Kirche, Äbtissinnen als De-facto-Bischöfe und den Reformkurs von Franziskus. Zu letzterem meint er:
"2015 wird ein entscheidendes Jahr. Die Beratungen über Familie und Sexualmoral muss er mit belastbaren Ergebnissen beenden. Sonst wird es heißen: Dieser Papst hält schöne Predigten und setzt wunderbare Zeichen, aber ihm fehlt die Kraft zur Veränderung. Und die Kurie würde endgültig dazu übergehen, den Papst auszusitzen."
Der Link zum Interview in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.
Der israelische Schrifsteller Meir Shalev erzählt in seinem nun auf Deutsch vorliegenden Roman "Zwei Bärinnen" eine Familiengeschichte über drei Generationen, die vor allem eines verbindet: Ein Fluch. Eine starke Erzählung mit einem klitzekleinen Hoffnungsschimmer am Ende, meint Carsten Hueck, der das Buch für DEUTSCHLANDRADIO gelesen hat: "Ein Hauch von Western in Israel".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrig ONLINE-REZENSIONEN.
Schließlich: Werfen Sie einen Blick in die FERNSEH-TIPPS. Neben einer vielversprechend klingenden Diskussionsrunde zum Thema "Auschwitz - die Zukunft der Erinnerung" gibt es die vielfach ausgezeichnete Dokumentation "Pizza in Auschwitz" zu sehen sowie eine Dokumenation über Synagogen in Deutschland.
Einen angenehmen Tag wünscht
Dr. Christoph Münz
redaktion@compass-infodienst.de
(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)
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