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ISSN 1612-7331
26.01.2015 - Nr. 1545
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ACHTUNG

Am Donnerstag, 29. Januar 2015, erscheint ONLINE-EXTRA Nr. 214 mit einem Beitrag des evangelischen Theologen Hans Maaß: "Der Antisemitismus der trägen Herzen".


Guten Tag!

Nr. 1545 - 26. Januar 2015



Netanyahu soll auf Einladung der Republikaner vor dem amerikanischen Kongress eine Rede zur Bedrohung durch den radikalen Islamismus halten. Mit dem Weissen Haus wurde diese Einladung freilich nicht abgesprochen, wodurch die Rede Netanyahus in den Mittelpunkt des israelischen Wahlkampfs geraten ist.  Die Opposition fürchtet die irreversible Beschädigung der Beziehungen, Netanyahu sieht hingegen eine einmalige Chance, wie Ulrich Schmid in seiner Reportage für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG beschreibt: "Der beste Verbündete ist auch der schwierigste".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Einer Umfrage der Tageszeitung Haaretz zufolge ziehen fast 40 Prozent der jungen Israelis in Erwägung, Israel zu verlassen, berichet Martin Hoffmann in der JUNGLE WORLD. Sie seien frustriert von der politischen Führung, hohen Lebenshaltungskosten und der angespannten Situation im Land, wie Hoffmann in seiner Reportage näherhin erläutert: "Israelische Klaustrophobie".
Der Link zu seinem Beitrag in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Seit der Aufnahme diplomatischer Beziehungen vor 50 Jahren haben sich Israel und Deutschland einander in erstaunlicher Weise angenähert. Allerdings sehen Deutsche Israel deutlich kritischer als umgekehrt. Und gerade bei der jüngeren Generation in beiden Ländern gibt es einen Trend zur Entfremdung. So könnte man eine Studie der Bertelsmann-Stiftung grob zusammenfassen, über deren Ergebnisse DER SPIEGEL und die Stiftung selbst unterrichtet: "Deutsche blicken skeptisch auf Israel".
Die Links dazu in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Einen Tag vor dem Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus und dem 70. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz wartet die Bertelsmann-Stiftung mit erschreckenden Zahlen auf: Laut einer Umfrage der Stiftung zu den deutsch-israelischen Beziehungen will eine große Mehrheit der Deutschen die Geschichte der Judenverfolgung lieber hinter sich lassen und sich stattdessen gegenwärtigen Problemen widmen. Einen regelrechten Schlussstrich wollen demnach 58 Prozent der Befragten ziehen. Bei den 40- bis 49-Jährigen ist es jeder Zweite, bei den über 60-Jährigen sogar 61 Prozent. Anders sieht es laut der Umfrage in Israel aus: Dort wollen nur 22 Prozent mit der Vergangenheit abschließen. Nähere Infos dazu liefert ein Bericht in der TAZ: "Deutsche wollen mit Holocaust abschließen".
Diesen wenig erfreulichen Zahlen im Blick auf den morgigen Gedenktag stehen gleichwohl viele Beiträge in den deutschen Zeitungen zur Seite, die sich mit gelungenen und weniger gelungenen Formen der Erinnerung an Auschwitz auseinandersetzen.
Die Links dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

In der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG rekapituliert der Münchner Historiker Michael Brenner die keineswegs antisemitismus-freie Geschichte Frankreichs und seiner Juden während der letzten zwei Jahrhunderte, die er als eine Geschichte von "Hoffnungen und Enttäuschungen" charakterisiert:
"Ja gewiss, Frankreich wäre nicht Frankreich ohne Juden, aber man mag boshaft hinzufügen: Es wäre auch nicht Frankreich ohne seine Antisemiten. In dieser Perspektive unterscheidet sich das Land freilich nicht grundsätzlich von seinen europäischen Nachbarstaaten. Die französischen Besonderheiten bestehen einerseits in den grossen Hoffnungen, die man in das Mutterland der Judenemanzipation setzte, und anderseits in den daraus resultierenden Enttäuschungen."
Ebenfalls in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG meldet sich Daniel Rickenbacher zu Wort, der an der Universität Zürich zu arabischem Nationalismus und Antizionismus forscht. Mit engagierten Worten mahnt er, wer den Islam von seiner Verantwortung für die Anschläge in Paris freispreche, stärke letztlich nur die Islamisten. Rickenbacher beklagt in diesem Zusammenhang eine Bagatellisierung des muslimischen Antisemitismus und schließt sich stattdessen der Einschätzung des Politikwissenschaflters Bassam Tibi an, der von einer "Islamisierung des Antisemitismus" spricht und meint:
"Auch nach den Anschlägen besuchten europäische Politiker Moscheen statt Synagogen und warnten vor «Islamophobie» statt Antisemitismus, als wären nicht Juden die Opfer antisemitischer islamistischer Anschläge geworden, sondern Muslime. Eine groteske Umkehr von Tätern und Opfern."
Die Links zu den Beiträgen sowie darüberhinaus auch zu Interviews zum Thema Antisemitismus mit Josef Schuster, dem Vorsitzenden des Zentralrats der Juden, sowie mit seiner Vor-vorgängerin Charlotte Knobloch in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Der offene Brief, den der emeritierte Theologieprofessor Ekkehard Stegemann kürzlich schrieb, war gepfeffert: Das Hilfswerk der evangelischen Kirchen der Schweiz (Heks), so sein Vorwurf, vertrete eine radikal antiisraelische Haltung. Stein des Anstosses ist vor allem die finanzielle Unterstützung des Heks für die israelische Organisation Zochrot (hebräisch für «Erinnern»), die einseitige und nicht akzeptable Positionen im Nahostkonflikt einnehme. Simon Hehli fasst den bisherigen Verlauf der Auseinandersetzung in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG zusammen. Darüber hinaus kann man sowohl den Wortlaut des Brandbriefes von Stegemann online lesen wie auch eine inzwischen erfolgte Erwiderung von Heinz Bichsel, dem Bereichsleiter Ökumene, Mission und Entwicklungszusammenarbeit bei den Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn. Und schließlich hat sich auch die Christlich-Jüdische Arbeitsgemeinschaft der Schweiz mit einer Stellungnahme zu Wort gemeldet, die ebenfalls im O-Ton zu lesen ist: "Hauskrach bei den Reformierten wegen israelkritischen Hilfswerks".
Die Links zum Streit in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Michal Bodemann, emeritierter Soziologieprofessor der Universität von Toronto und Autor zahlreicher Bücher über Juden in Deutschland nach 1945 und selbst Mitglied der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, wendet sich in der Debatte um die Ursachen des islamistischen Terrors entschieden gegen oft hergestellte Zusammenhänge von Religion und Terror:
"Natürlich haben die spezifischen Ausdrucksformen dieser suizidalen islamistischen Gewalt mit dem religiös-kulturellen Umfeld des Islams zu tun, so wie Auschwitz ohne das Christentum und israelische Siedlungspolitik ohne das Getto nicht voll zu deuten sind. Aber durch den Koran erklären lässt sich dieser Terror nicht. Das Gleiche gilt für das Neue Testament oder die Thora."

Stattdessen meint er in seinem Beitrag für die TAZ:
"Die wirkliche Erklärung für den islamistischen Terror liegt stattdessen in den real existierenden Verhältnissen: den repressiven, autoritären, verkrusteten Strukturen fast aller arabischen Länder, ein Immobilismus, der nicht zuletzt auch aufgrund ihrer Kolonialisierung durchs westliche Abendland besteht und einen wirklichen Arabischen Frühling, also Demokratisierung, fast überall verhindert."
Einen deutlich anderen Akzent setzt wiederum Rudolf Burger, einer der renommiertesten Philosophen Österreichs, im Gespräch mit der WIENER ZEITUNG. Zwar bekennt er, er habe keien Angst vor dem radikalen Islam, befürchte jedoch eine "zitzlerweise Erosion" unserer säkularen Lebensweise durch den gemäßigten Islam. Als "katholischer Atheist" verteidigt er die Errungenschaften der Aufklärung und des Säkularismus, sieht jedoch auch darin keineswegs die Lösung der aktuellen Problematik:
"Verzeihen Sie meine Altersmüdigkeit, aber es gibt keine Lösung. Wenn es die gäbe, wäre nämlich die Geschichte zu Ende. Probleme werden immer nur transformiert, umgelegt, durch die "Lösung" des einen Problems entsteht ein neues. Und all das zusammengenommen nennt man eben Geschichte."
Im TAGESSPIEGEL meldet sich der Berliner Historiker Heinrich August Winkler zu Wort und verweist einmal mehr darauf, dass insbesonder islamische Gesellschaften sich mit der Demokratie und den säkular-pluralen Werten schwer tun:
"Für das Christentum ist die strikte Trennung von göttlichen und irdischen Gesetzen grundlegend. Das geht zurück auf den Satz Jesu 'Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist.' Im Koran fehlt eine vergleichbare klare Aussage. Darauf hat schon Montesquieu 1748 in seinem Werk 'Vom Geist der Gesetze' hingewiesen. Die Schwierigkeit vieler islamischer Gesellschaften mit der Demokratie hat ihren Grund in der Weigerung islamistischer Parteien, diese Trennung von irdischen und göttlichen Gesetzen vorzunehmen."
Die Links zum Thema in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

70 Jahre nach Kriegsende bekommt das Land Brandenburg wieder ein jüdisches Gotteshaus. Ist das allein schon ohne Frage eine bemerkenswerte Nachricht, so kommt in diesem Fall noch eine Besonderheit hinzu, denn die Synagoge in Cottbus war einst eine evangelische Kirche! Wie es dazu kam schildern DOMRADIO und JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG: "Was kann uns Besseres passieren".
Die Links dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT

David Eisenberg, Sohn des Wiener Oberrabbiners Eisenberg, wurde in Wien geboren, ging dort zur Schule und hat in den USA und Israel seine Rabbiner-Ausbildung gemacht. Heute ist er als Rabbiner einer kleinen Gemeinde in Manchester tätig, die ungefähr 300 Familien umfasst. Das österreichisch-jüdische Journal NEWS ÜBER UNS hat mit ihm nun u.a. über kulturelle Unterschiede zwischen Manchester und seiner Geburtsstadt Wien gesprochen: "Die dritte Generation".
Der Link zum Interview in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Darf ein Geistlicher den Glauben an die Auferstehung verliertern? Darf er starke Zweifel daran hegen, dass Gott höchstpersönlich das Leben auf diesem Planeten erschuf? Und was passiert, wenn er diese Ansichten dann auch noch öffentlich macht? Diese Fragen bewegen das protestantische Dänemark, wo ein Pastor dies just so tat - und einen Glaubenskrieg auslöste, bevor er inzwischen wieder reumütig zum "rechten Glauben" zurückkehrte. Dirk Schümer erzählt seine Geschichte in der WELT:  "Pastoren können doch nicht glauben, was sie wollen".
Der Link dazu in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

Der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber,  der sich zeitlebens für die Verständigung von Christen und Juden einsetzte, ist einem breiteren Publikum vielleicht vor allem durch seine "Erzählungen der Chassidim" bekannt geworden, die er jahrzehntelang sammelte. 1949 erstmals erschienen gibt es nun endlich eine von Michael Brocke betreute Neuausgabe dieses Weisheitsbuchs der gläubigen Ostjuden. Jörg Plath stellt es im DEUTSHLANDRADIO vor und meint, dass das Buch selbst "für Anhänger anderer Glaubensrichtungen, sogar für lebensbejahende Agnostiker ein Quell der Freude" sein könne.
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Saul Friedländer, einer der bedeutendsten Historiker des Holocaust, wurde Mitte der 30er Jahre von seine jüdischen Eltern bei Nonnen in einem katholischen Kloster in Frankreich versteckt. Während er als Internatsschüler und getaufter Katholik unter dem Namen Paul-Henri Ferland überlebte, wurden seine Eltern vermutlich 1942 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet. Heute Abend ist eine Dokumentation im Fernsehen zu sehen, wie der 2007 mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnete Historiker sich auf den Weg in seine eigene Vergangenheit und damit auch auf der schmerzlichen Suche nach seiner Identität begab.
Mehr dazu in den FERNSEH-TIPPS

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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EDITORIAL HIGHLIGHTS

26. Januar 2015

  * Israel: Rede Netanyahus vor dem Kongress wird Wahlkampfthema ... mehr
 
 * Israelische Klaustrophobie ... mehr
 
 * Studie: Deutsche blicken skeptisch auf Israel ... mehr
 
 * Deutsche wollen mit Holocaust abschließen ... mehr
 
 * 70 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz ... mehr
 
 * Frankreich, seine Juden und der Antisemitismus... mehr
 
 * "Islamisierung des Antisemitismus" ... mehr
 
 * Schweiz: Hauskrach bei den Reformierten wegen israelkritischen Hilfswerks ... mehr
 
 * „Islamische Gesellschaften tun sich schwer mit Demokratie“ ... mehr
 
 * Terror verstehen ... mehr
 
 * "Der Terror ist kein politischer Gegner" ... mehr
 
 * Erste Synagoge in Brandenburg ... mehr
 
 * Wien: Die dritte Generation ... mehr
 
 * Pastoren können doch nicht glauben, was sie wollen ... mehr
 
 * Buch-Tip: Martin Buber - Erzählungen der Chassidim ... mehr
 
 * Fernseh-Tipp: Saul Friedländer - Das versteckte Kind ... mehr

 
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