ACHTUNG
Guten Tag!
Seit der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel, deren 50-jähriges Jubiläum im Mai dieses Jahres gefeiert wurde, ist das Verhältnis beider Staaten ein Besonderes. Welches Bild vom anderen Land haben junge Israelis und Deutsche heute? Und welche Rolle spielen Schule und Unterricht – und insbesondere die Bildungsmedien – bei der Herausprägung der Vorstellungen vom jeweils Anderen? Diesen Fragen geht seit 2011 die Deutsch-Israelische Schulbuchkommission nach und untersucht die Darstellung Israels in deutschen Schulbüchern und Deutschlands in israelischen Lehrwerken der Unterrichtsfächer Geschichte, Geographie und Sozialkunde. Am morgigen Dienstag, 23. Juni, wird die Kommission ihre Befunde und Empfehlungen auf einer Veranstaltung im Auswärtigen Amt präsentieren, gefolgt von einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion zum Israel- und Deutschlandbild unter jungen Deutschen und Israelis. Das GEORG ECKERT INSTITUT, unter dessen Dach die Schulbuchkommission wirkt, stellt bereits heute die morgen zu präsentierenden Ergebnisse als Download bereit: "Bilder vom Anderen".
Weitere Infos und natürlich die Links zur Studie selbst in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
Nur ein paar Tausend Drusen leben derzeit auf den Golanhöhen, nachdem als Israel im Sechstagekrieg 1967 die syrische Armee zurückdrängte. Die Drusen sind Anhänger einer Religionsgemeinschaft, die sich im 11. Jahrhundert vom Islam abspaltete. Sie glauben an die Wiedergeburt und sind jeweils dem Staat gegenüber loyal, in dem sie leben. Daher dienen die israelischen Drusen auch überwiegend in der israelichen Armee, wohingegen sich die Drusen auf dem 1981 von Israel annektierten Golan bis heute mehrheitlich als Syrer empfinden und treue Anhänger des Assad-Regimes sind. Nur ein Bruchteil nahm die israelische Staatsbürgerschaft an - und fürchten mehr denn je um ihre Glaubensbrüder auf der anderen Seite der Grenze, in Syrien, die zunehmend durch Islamisten bedroht werden. Vor diesem Hintergrund kam es dieser Tage vermehrt zu Spannungen, die auch von Israel mit Sorge gesehen werden: "Golan-Zerreissprobe für Drusen und Israeli".
Links zu Berichten und Hintergründen in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.
Bisher und für gewöhnlich waren weltliche Berufe für ultraorthodoxe Männer in Israel ein Tabu. Viele widmen sich bis heute allein dem Studium religiöser Schriften, während vielfach ihre Frauen dem Broterwerb nachgehen. Nun aber ist zu beobachten, dass immer mehr ultraorthodoxe Männer in der florierenden Hightech-Branche Israels arbeiten, wie Lissy Kaufmann in einer Reportage für DEUTSCHLANDRADIO schildert: "Ultraorthodoxe und ihre Start-ups".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL INTERN.
Kürzlich beklagte Filipp Piatov in der WELT, dass es vor allem linke, antizionistische Israelis seien, die nach Berlin ausgewandert sind und die mit ihrer offen antiisraelischen Haltung dem deutsch-israelischen Dialog und der Diaspora schaden würden (siehe Compass 18.06.2015). Nun antwortet ihm an gleicher Stelle Igor Mitchnik, 24 Jahre alt, in Sankt Petersburg geboren und mit seinen Eltern als Kind nach Deutschland gekommen. Der Publizist und Autor plädiert für eine andere Sicht auf die Israelis in Berlin: "Seid nicht so streng mit israelischen Party-Kids".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
Mutter Deutsche, Vater alliierter Soldat - Besatzungskinder in Deutschland. Aus Scham und Angst haben ihre Mütter oft jahrzehntelang geschwiegen. Daher konnten viele dieser Kinder erst spät, manchmal zu spät, mit der mühsamen Suche nach dem Vater beginnen, wie Stephanie Lahrtz in ihrer historischen Reportage für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG berichtet: "Die Hälfte fehlt".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...
Die feindliche Einstellung gegenüber Juden wächst europaweit - und so auch in den Niederlanden und dort vor allem bei muslimischen Jugendlichen. Dies ergab nun eine Studie, deren erschreckenden Zahlen die Regierung zunächst nicht veröffentlichen wollte. Nun aber ist die Studie in die Öffentlichkeit gelangt, wie Helmut Hetzel für die österreichische Tageszeitung DIE PRESSE berichtet: "Studie belegt steigenden Antisemitismus in den Niederlanden".
Der Link zum Bericht in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Wie steht es eigentlich um den Grad an antisemitischen Denkens bei deutschen Kindern, die zwischen 1933 und 1945 die Schule besuchten? Sie sind judenfeindlicher eingestellt als diejenigen, die ihre schulische Prägung zuvor oder danach erlebten. Ihre antisemitische Haltung zeige sich auch viele Jahre nach Ende der Nazizeit, schreiben Wissenschaftler aus den USA und der Schweiz im Fachmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences". Der SPIEGEL berichtet über die Ergebnisse der Untersuchung: "Hass auf Juden, ein Leben lang".
Der Link dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
In einem sehr persönlich gehaltenen Essay schildert der Pädagoge Bruno Osuch, der als Kind eines katholisch-polnischen Vaters und einer evangelischen Mutter aufwuchs, seinen "Weg zum Humanismus". Osuch, Präsident des Humanistischen Verbandes Deutschlands im Landesverband Berlin-Brandenburg und 2000 für seine Dissertation zur Werteerziehung mit dem Internationalen Erich-Fromm-Preis ausgezeichnet, kommt dabei u.a. auch auf seine heutige Haltung gegenüber Religion und Glaubenden zu sprechen, die er in jüngeren Jahren "noch ganz im Freudianischen Sinne als einer Neurose vergleichbar" hielt:
"Heute verwehre ich mich gegen eine solche Zuschreibung gläubiger Menschen, denn sie ist überheblich und unredlich. Es gibt diese Aspekte in Religionen wie bei nicht religiösen Weltanschauungen. Eine humanistische Toleranz muss mehr sein als nur von oben herab gewährte Duldung; und sie muss auch mehr sein als pragmatische Koexistenz um des lieben Friedens willen. Sie ist Respekt, Anerkennung und im besten Falle Wertschätzung des anderen, die ihren Ausdruck auch in kritischer Auseinandersetzung finden kann."
Der Link zum Essay in der Rubrik INTERRELIGÖSE WELT.
Vor einigen Wochen hat der Berliner Theologe Notger Slenczka von Seiten des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit heftige Kritik ausgelöst mit seinem Vorschlag, das Alte Testament aus dem christlichen Kanon zu streichen (siehe z.B.: Compass 09.06.2015). Eins seiner Argumente lautet, "dass das Textkorpus des Alten Testaments zunächst und vor allem dem Judentum gehöre - und dass die christliche Kirche mit der Beanspruchung der alttestamentlichen Schriften Gefahr laufe, das Judentum zu enteignen", erklärt der in Wien lehrende Theologe Jan-Heiner Tück in seinem lesenswerten Beitrag für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG. Tück hält Slenczkas Thesen durchaus für debattierwürdig, auch wenn er nicht mit ihnen übereinstimmt:
"Das Projekt einer Rehabilitierung der altkirchlichen Bibel-Hermeneutik hätte daher die Frage zu klären, wie die Verbindung zwischen alttestamentlicher Verheißung und neutestamentlicher Erfüllung theologisch fruchtbar gemacht werden kann, ohne in antijudaistisches Fahrwasser zu geraten. ... Würde man das Alte Testament aus dem Kanon streichen, liefe das nicht nur auf eine 'Entjudaisierung', sondern auch auf eine Entwurzelung des Christentums hinaus. Eine solche Amputation aber kann niemand wollen."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGÖSE WELT.
Nach dem verheerenden Brandanschlag auf das deutsche Benediktinerkloster Tabgha am See Genezareth hat Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu laut dem israelischen Sender "i24news" jetzt auch den Inlandsgeheimdienst eingeschaltet. Unterdessen teilte ein Polizeisprecher mit, 16 tatverdächtige jüdische Jugendliche seien nach einer Befragung zunächst wieder auf freien Fuß gesetzt worden, wie in mehreren Berichten in den deutschen Medien zu lesen ist, wo der Vorfall noch immer auf große Resonanz stößt. Kritisch mit eben dieser medialen Resonanz beschäftigt sich hingegen Ulrich W. Sahm in einem Kommentar für ISRAELNETZ und schreibt u.a.:
"Während deutschsprachige Medien und sogar der Vatikan weitgehend schweigen, findet man in englischsprachigen Medien noch unzählige weitere Attacken auf Christen und ihre Gotteshäuser. In der Zentralafrikanischen Republik seien acht Kirchen, Missionszentren und eine unbekannte Zahl christlicher Heime in der Provinz Nana Grebizi niedergebrannt worden – nach Attacken schwerbewaffneter muslimischer Fulami-Hirten. In Ägypten wurden zahlreiche koptische Kirchen verbrannt und angegriffen, was zu einem Exodus einer der ältesten christlichen Gemeinschaften geführt hat. Im Irak haben Islamisten vom IS nicht nur chaldäische Kirchen aus dem 10. Jahrhundert, sondern auch Heiligtümer aus den vergangenen 3.000 Jahren zerstört. ... Diese Liste lässt sich noch beliebig ausweiten auf Kenia, den Libanon, Libyen, wo 21 koptische Christen von dem IS am Strand geköpft worden sind, Uganda, und andere Länder. In den deutschen Medien macht sich niemand die Mühe, die Massaker, Vertreibungen und Zerstörungen christlicher Kulturgüter einzeln zu verfolgen."
Links zum Thema in der Rubrik INTERRELIGÖSE WELT.
Wird Deutschland nun auch wieder zum Weltmeister in Sachen Streik? Erst die Lokführer, dann die Erzieher, aktuell auch die Postboten - und soeben haben die Flugbegleiter es auch angekündigt: Streik. Wie wird das eigentlich in der jüdischen Welt beurteilt? Wie sagt die jüdische Tradition über den Arbeitskampf? Diesen Fragen widmet sich in einem Beitrag für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG Daniel Neumann, seines Zeichens Rechtsanwalt und Geschäftsführer des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Hessen: "Recht auf Streik?".
Der Link zu seinem Beitrag in der Rubri JÜDISCHE WELT.
In vielen jüdischen Museen Deutschlands dominieren nach wie vor Ausstellungen über die Schoa, beklagt Dmitrij Belkin, HIstoriker und Referent des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerkes in Berlin. Hierzulande drehe man sich in der musealen Darstellung des Judentums all zu sehr "im Kreis der traurigen, immer neu wiederkehrenden Ausweglosigkeit." Dem möchte er eine andere Grundhaltung entgegensetzen: "Mehr Gegegnwart wagen!"
Der Link zu seinem Plädoyer in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Ultraorthodoxe Juden: fromm-verschlossen und mit Humor nichts am Hut? Von wegen. Mendy Pellin aus New York macht Comedy mit Schtreimel und kratzt mächtig an diesem Vorurteil. Zum Beispiel mit seiner Version des Hip-Hop-Hits »Talk Dirty To Me« von Jason Derulo: »Talk Yiddish To Me« heißt die im Internet kursierende »nisht-dirty parody« von Pellin und seiner Gruppe »Jewbellish«. Markus Springer stellt den ultraorthodoxen Komiker im SONNTAGSBLATT vor und verrät auch einige Links zu einschlägigen YouTube-Videos: "Du bist a yotz!"
Der Link zum Porträt in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Die Veröffentlichung der ersten Umwelt-Enzyklika in der Geschichte der katholischen Kirche ruft immer noch - überwiegend positive - Resonanz im Blätterwald hervor. PUBLIK-FORUM etwa beurteilt sie als "Meilenstein für den Vatikan" und hebt insbesondere die "Wortwahl des Papstes" hervor: "Sie ist scharf, radikal und fordernd. Franziskus geißelt das kapitalistische Wirtschaftssystem und den Missbrauch der Natur. Tief sorgt er sich um den ökologischen Zustand der Erde, vor allem aber um die Lebensbedingungen der Armen. Aus dieser Enzyklika spricht ein grüner Sozialpolitiker – und ein religiöser Idealist". Auch für den Berliner katholischen Theologen Rainer Kampling ist der Text "genial". Doch der Papst hätte teilweise mehr differenzieren sollen, kritisiert er im Interview mit DEUTSCHLANDRADIO: "Der Text benennt zentrale Probleme".
Links zum Thema in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.
An einem sogenannten "Institut für Theologische Zoologie" (Münster) verbreitet der Leiter, ein katholischer Priester und Zoologe, die traditionellen Lehren der katholischen Kirche zum Themenbereich Schöpfung/Evolution: Unter dem Deckmantel des Tierschutzes soll dabei der Kreationismus in Deutschland verbreitet werden, kritisieren der Evolutionsbiologe Ulrich Kutschera und der Biologie-Professor Stefan Wirth in einem sehr kritischen Beitrag für den HUMANISTISCHEN PRESSEDIENST: "Theologische Zoologie und biblische Schöpfungsglaube".
Der Link dazu in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.
Wenn von der Wiederkehr der Religion und theokratischen Herrschaften die Rede ist, denken wir gemeinhin an den Islam, an Kalifate, die Taliban oder den IS. Israel würde auf einer derartigen Landkarte erst einmal kaum auftauchen, denn immerhin ist das Land die einzige stabile Demokratie im Nahen Osten. Wenn Israel also bezichtigt wird, langsam in eine „religiöse Ethnokratie“ abzudriften, wiegt das schwer. Umso schwerer, wenn dieser Vorwurf von einer prominenten Stimme aus dem Innern Israels kommt, einer Frau zumal, die weit über die Grenzen hinaus gehört wird. Die Soziologin Eva Illouz, eine engagierte politische Streiterin, tut dies nun mit mehreren Essays, die jetzt in einem Buch zusammengefasst vorliegen und das Ulrike Baureithel für die Wochenzeitung "DER FREITAG" näher vorstellt: "Innere Stimmen".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.
Einen angenehmen Tag und eine gute Woche wünscht
Dr. Christoph Münz
redaktion@compass-infodienst.de
(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)
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