ACHTUNG
Hinweis: In der Zeit von 10. November 2015 bis einschließlich 24. November 2015 erscheint KEIN COMPASS!
Guten Tag!
Welche Rolle spielt die palästinensische Autonomiebehörde und Palästinenserpräsident Abbas im Blick auf die seit Wochen stattfindenden Messer-Attacken gegen israelische Bürger? Mit dieser Frage beschäftigen sich zwei Beiträge - und kommen dabei zu gänzlich unterschiedlichen Antworten. Während in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG Ulrich Schmid schreibt, Abbas distanziere sich von der aktuellen Gewaltwelle, sprich in Richard Herzinger in der WWELT dem Palästinenserpräsidenten eine gehörige Portion Mitschuld an der aufgeheizten Situation zu: "Der Westen sollte dem Desperado Abbas misstrauen".
Die Links zu den beiden Beiträgen in der RubrikISRALE UND NAHOST HINTERGRUND.
Im Blick auf den Auslöser der jüngsten Gewaltattacken - der Streit um den Tempelberg - hat Susanne Knaul für die TAZ mit dem Großmufti von Jerusalem, Scheich Mohammed Ahmad Hussein, ein interessantes Interview geführt. Der Großmufti, 1950 in Jerusalem geboren, studierte zunächst Islamisches Recht in Jordanien und dann Moderne Islamwissenschaften an der Al-Kuds-Universität in Jerusalem. Der verheiratete Vater von neun Kindern wurde 2006 von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas zum Großmufti berufen. Vorher war er Imam der Al-Aqsa-Moschee und Kustos der muslimischen Heiligtümer in Jerusalem. Das Interview ist lesenswert, da es in mancherlei Hinsicht die Denk- und Argumentationskategorien auf palästinensischer bzw. muslimischer Seite deutlich werden lässt. Auf die Frage beispielsweise, ob er Beweise für seine Ansicht habe, dass es auf dem Tempelberg in Jerusaelm niemals einen jüdischen Tempel gegeben habe, antwortet Hussein kurzerhand:
"Religionen brauchen keine Beweise. Sie basieren auf Botschaften von Gott. Die Muslime bezeichnen die Moschee als Al-Aqsa-Moschee, und so ist es."
Der Link zum vollständigen Interview in der Rubrik ISRALE UND NAHOST HINTERGRUND.
In der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG porträtiert Daniela Segenreich einen anderen prominenten Geistlichen in Israel: den Oberrabbiner von Tel Aviv, Israel Meir Lau: "1937 geboren, hat den Grossteil seiner Kindheit in Verstecken, Ghettos und Konzentrationslagern verbracht. Mit knapp sechs Jahren wurde er in Buchenwald interniert. Der Grossteil seiner Familie, darunter auch sein Vater und einer seiner Brüder, war zu dem Zeitpunkt bereits tot, von seiner Mutter war er auf dramatische Weise am Bahnhof getrennt worden. Israel Meir Lau hat diesen Posten zehn Jahre lang innegehabt. Jetzt ist er beinahe achtzig und zum zweiten Mal Oberrabbiner von Tel Aviv, der grössten jüdischen Gemeinde im Land."
Der Link zum Porträt in der Rubrik ISRAEL INTERN.
In den vergangenen fünf Jahren hatte eine deutsch-israelische Schulbuchkommission die Darstellung des jeweils »Anderen« in Schulbüchern untersucht. Ein deutliches Ergebnis war, dass in deutschen Schulbüchern in den untersuchten Fächern Geografie, Sozialkunde und Geschichte die Darstellung Israels überwiegend bis ausschließlich unter dem Blickwinkel des Nahostkonflikts stattfindet (siehe Compass 25.06.2015). Um diesen Blickwinkel pädagogisch zu erweitern, wurde in den vergangenen Monaten von Historikern und Pädagogen eine Lehrerhandreichung zum deutsch-israelischen Verhältnis erarbeitet. Sie wird dieser Tage auf einer Tagung vorgestellt. In der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG informiert Jenny Hestermann, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fritz Bauer Institut in Frankfurt und Mitverfasserin dieser Lehrerhandreichung, über einige der Themen und Aspekte: "Mehr als nur Konflikte"
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
Mirna Funk wurde 1981 in Ostberlin geboren. Sie studierte Philosophie sowie Geschichte an der Humboldt-Universität. Heute arbeitet sie als freie Journalistin und Autorin. Und sie lebt in Berlin und Tel Aviv. Kürzlich erschien ihr erster Roman "Winternähe", der u.a. von der deutschen Nahost-Obsession handelt. In der TAZ ist ein Interview mit ihr zu lesen, in dem es um jüdische Identität, das deutsch-israelische Verhältnis sowie Fragen des Antisemitismus und der Erinnerungskultur geht. Was den letzt genannten Punkt betrifft, macht sie u.a. einen interessanten Vorschlag:
"Ich vermisse ein liebevolles, gemeinsames Erinnern. In Israel gibt es den Holocaust-Erinnerungstag, an dem um 10 Uhr morgens eine Sirene für zwei Minuten losgeht und alle Menschen einfach stehen bleiben. Ich fände es schön, wenn Deutschland und Israel das gemeinsam machen würden, am selben Tag zur selben Zeit. Dann würde es nicht mehr nur darum gehen, wer Opfer und wer Täter ist. Man würde es als geschichtliches Ereignis begreifen."
Der Link zum vollständigen Interview in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
Kürzlich war in der TAZ eine interessante und gleichwohl eher unaffällig platzierte Meldung zu lesen, derzufolge Generalstaatsanwalt Fritz Bauer Anfang/Mitte der 60er Jahre etwa 100 Ermittlungsverfahren gegen NS-Juristen eingestellt hat! Das passt auf den ersten Blick so gar nicht zu dem mutigen Staatsanwalt, der im gleichen Zeitraum die Auschwitz-Prozesse auf dne Weg gebracht hat. Über diesen Widerspruch und seine Gründe macht sich nun in der TAZ Micha Brumlik seine Gedanken: "Ein existenzieller Prozess".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...
Mit dem Kriegsende befanden sich Millionen von verschleppten Menschen in Deutschland, die erst nach und nach in ihre Heimat zurückkehrten. Darunter befanden sich auch eine nicht unerhebliche Zahl jüdischer Überlebender, denen dieser Rückweg in die alte Heimat jedoch verwehrt blieb. In einem Beitrag für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG beschreibt Susanne Urban, Leiterin der Abteilung Forschung und Bildung des International Tracing Service (ITS) in Bad Arolsen, wo eines der grössten Archive zur NS-Verfolgung und zum Holocaust existiert, wie das Schicksal dieser sogenannten "displaced persons" aussah und warum ihre Etablierung in der deutschen Erinnerungskultur erst langsam und mit Schwierigkeiten verbunden war: "Ein Leben im Transit".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...
Österreichs Freiheitliche Partei (FPÖ) hat am Montagabend eine ihrer umstrittensten Abgeordneten, Susanne Winter, aus der Partei ausgeschlossen, nachdem diese ein Ultimatum für einen freiwilligen Rückzug hatte verstreichen lassen. Die Juristin stolperte über eine antisemitische Aussage auf Facebook, die sogar für die FPÖ, die wahrlich nicht im Verdacht übertriebener politischer Korrektheit steht, das duldbare Maß überschritt. Über die genaueren Hintergründe berichten die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG und die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG: "Die falschen Freunde in der FPÖ".
Die Links zu den Berichten in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Zwischen den Seiten vieler Werke, die als Literatur-Klassiker gelten, sind noch immer zahlreiche antisemitische Stereotype zu finden. Während Antisemitismus im öffentlichen Raum im Westen zumeist, außer in seiner antizionistischen Variante, tabuisiert ist und sanktioniert wird, konnte er in der Literatur offenbar problemlos überwintern, meint Lucius Teidelbaum in einem Beitrag auf HAGALIL. An literarischen Beispielen von Oscar Wilde, Charles Dickens, Hans Fallada und George Orwell erläutert er die Problematik: "Antisemitismus zwischen Buchdeckeln".
Der Link dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Auf der Internetseite der "Arbeitsgemeinschaft Kirche und Judentum" in der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands (EKM) ist ein Interview mit dem Beauftragten für christlich-jüdischen Dialog in der EKM, Teja Bergrich, zu lesen, das ursprünglich in der ZEIT erschienen ist. In dem Gespräch geht es um Luthers Judenfeindschaft und dessen prägende Wirkung auf die Kirche: "Der größte Sündenfall".
Der Link zum Interview in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Beinahe daran anknüpfend und das Thema des Antijudaismus aufgreifend sei noch die Rezension zweier Bücher des amerikanischen Sozialwissenschaftlers David Nirenberg empfohlen. Im österreichischen STANDARD stellt Bert Rebhandl dessen jüngste, teilweise für Aufsehen sorgenden Publikationen "Antijudaismus. Eine andere Geschichte des westlichen Denkens" sowie "Jüdisch als politisches Konzept" vor. Nirenbergs zentrale These lautet, dass der Antijudaismus, also eine negativ geprägte Bestimmung dessen, was jüdisch ist, die gesamte abendländische, westliche Tradition konstitutiv war - und das lange vor dem rassistischen Antisemitismus in der Moderne: "Anijudaismus als Konstante".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Viel ist dieer Tage über die Flüchtlinge zu lesen und zu sehen, die derzeit nach Deutschland kommen. Insbesonder zeigen sich manche besorgt, mit welcher kulturellen Prägung und mit welchem Glauben diese Menschen nun unter uns leben werden. Die ZEIT hat vor kurzem einfach einige der Flüchtlinge, die aus Syrien, dem Libanon und dem Irak kommen, direkt selbst danach befragt, um zu hören, welchen Gott sie denn nach Deutschland mitbringen: "Was glaubt ihr denn?".
Der Link zu den Statements in der Rubrik INTERRELIIGÖSE WELT.
Micha Brumlik reflektiert vor dem Hintergrund von Luthers Judenfeindschaft über die Frage, welche Rolle die Juden und die jüdische Gemeinschaft im Blick auf das vielfältige Luther-Gedenken einnehmen können und sollen. Dabei plädiert er für eine strikte Trennung zwischen "Gedenken" und "kritischer Erinnerung". Was er darunter versteht, erläutert er in seinem Beitrag für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG: "Kritisches Erinnern".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIIGÖSE WELT.
Das Jüdische Museum Wien zeigt anlässlich des 650-jährigen Bestehens der Universität Wien von 3. November 2015 bis 28. März 2016 die neue Ausstellung "Die Universität. Eine Kampfzone". Dabei wird erstmals ein Überblick über die Beziehung zwischen Jüdinnen, Juden und den Wiener Universitäten vom ausgehenden Mittelalter bis in das 20. Jahrhundert gegeben. Sie zeigt die Universität einerseits als jüdisches Hoffnungsgebiet und andererseits als Ort blutiger Pogrome und erzählt über Inklusion und Exklusion aus jüdischer Perspektive. Die österreichischen Zeitungen DER STANDARD und DIE PRESSE sowie das ÖSTERREICH-JOURNAL erläutern Hintergründe und Inhalte der neuen Ausstellung: "Vom Ort der Hoffnung zum Vorhof der Hölle".
Die Links dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Der in Russland geborene und dann mit seinen Eltern in die USA ausgewanderte Gary Shteyngart wurde mit selbstironischen, witzigen Romanen bekannt. Sie alle enthalten zahlreiche Elemente aus seinem Leben - wie sich jetzt in seiner Autobiografie nachlesen lässt, die Johannes Kaiser im DEUTSCHLANDRADIO begeistert vorstellt: "Gary Shteyngart hat seine Aufgabe mit Bravour gemeistert und eine Autobiografie vorgelegt, die so überdreht wie vergnüglich ist. Eigentlich perfekte Strandlektüre."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Dass es nicht nur nur große Männer wie Martin Luther oder Johannes Calvin waren, welche die katholische Kirche reformierten, daran erinnert Christoph Fleischmann in einem Beitrag für DEUTSCHLANDRADIO. Notwendig, denn viele Wegbereiter gerieten über die Jahrhunderte in Vergessenheit, so wie beispielsweise Sebastian Castellio, dessen Ideen, so Fleischmann, überraschend modern waren: "Außenseiter der Reformation".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.
Und noch einmal Luther und die Reformation, diesmal aber unter einer ganz anderen Perspektive: Der Reformator Martin Luther hat eben nicht nur die Theologie, sondern auch die deutsche Sprache durch seine Bibelübersetzung maßgeblich geprägt. Theologen, Schriftsteller und Übersetzer beschäftigen sich seit Jahren mit seinen Leistungen - auch unter diesem Gesichtspunkt. Nun ist ein Sammelband zum Thema erschienen, den Matthias Bertsch für DEUTSCHLANDRADIO vorstellt: "Von Lückenbüßern und Lügenmäulern".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.
Einen angenehmen Tag wünscht
Dr. Christoph Münz
redaktion@compass-infodienst.de
(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)
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