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ISSN 1612-7331
05.02.2016 - Nr. 1616
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Die nächste tagesaktuelle Ausgabe erfolgt am Dienstag, 9. Februar 2016.



Guten Tag!

Nr. 1616 - 05. Februar 2016



In der Nacht zum 2. Juli 2014 stand der 16-jährigen Abu Chdeir vor seinem Elternhaus in Ostjerusalem, als ihn drei als rechtsextrem eingestufte Täter überwältigten, ihn ins Auto zerrten, in den Wald fuhren, ihn mißhandelten, mit Benzin überschütteten und bei lebendigem Leib verbrannt hatten. Jetzt standen sie vor Gericht und erhielten teils sehr lange Haftstrafen, die den Vater des Getöteten freilich nicht zufriedenstellten, wie FRANKFURTER RUNDSCHAU und SPIEGEL berichten: "Lange Haftstrafen für grausamen Mord an Palästinenser"
Die Links zu den Berichten in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Ben Segenreich schildert für den österreichischen STANDARD, wie Israel derzeit "zwischen Terrorwelle und Aufstandsangst" lebt. Fast täglich werden neue Anschläge palästinensischer Angreifer gemeldet. Sicherheitskräfte tun sich schwer im Umgang mit der scheinbar spontanen Gewalt. U.a. berichtet er:
"67 Prozent der Palästinenser befürworten die Messerattacken, ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts PSR im Dezember. In Politikerreden, im TV und auf Facebook-Seiten der Fatah-Partei werden Angreifer als "heroische Märtyrer" gefeiert und betrauert. Zugleich wird die These verbreitet, Israelis würden Attacken fingieren, Palästinenser grundlos erschießen und ein Messer neben die Leiche legen. Viele Palästinenser scheinen das zu glauben, trotz unzähliger Aufnahmen von Überwachungskameras."
Wie man in diesem Klima wiederum in der quirligen und lebenshungrigen Stadt Tel Aviv umgeht, inmitten von Partys, umgeben von Sandstränden und Bauhauskultur, beschreibt wiederum Sonja Gurris in einer Reportage für N-TV: Die Stadt, so ihr Eindruck, ist eine Blase, die die Angst vor Terroranschlägen außen vor halten will und in der die Taktik laute: "Die Terrorangst wegtanzen".
Die Links zu beiden Reportagen in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Haben Sie das gewußt: An der Küste Israels, nördlich von Nahariya, liegt ein winziges Land, das nach eigenen Regeln funktioniert: Achzivland, eine sogenannte "Mikronation", ein Kleinstaat, der 1972 von Eli Avivi gegründet wurde. Der Kleinstaat wird sogar vom israelischen Ministerium für Tourismus gefördert, in den Siebzigern haben sogar Sophia Loren und Paul Newman hier gebadet und gefeiert - und all dies, obwohl der rechtliche Status des Kleinstaates umstritten ist. Agnes Fazekas ist für DIE ZEIT vor Ort gewesen und erzählt die Geschichte des Kleinstaates, seines Gründers und wie es sich dort lebt: "Der Staat bin ich".
Der Link zur Reisereportage in der Rubrik ISRAEL INTERN.

In einer etwas längeren, sehr informativen und hoch interessanten Reportage erläutert Philipp Alvares de Souza Soares im MANAGER MAGAZIN, warum Israel für deutsche Konzerne wie Telekom, SAP oder BMW zum gelobten Land geworden ist. U.a. schreibt er:
"Israel wird geradezu geliebt von deutschen Konzernen. Die finden dort, was sie daheim so schmerzlich vermissen: Hightechgründer, die sie mit Innovationen versorgen. Neu sind der Elan und der Aufwand, mit dem ausländische Dickschiffe wie die Telekom vor Ort um Gründer buhlen. Insbesondere die Deutschen hätten in den letzten zwei Jahren mächtig aufgedreht, sagt Hemdat Sagi, die als Handelsattaché in der israelischen Botschaft in Berlin Konzerne mit Start-ups vernetzt. "Ich kann mich vor Anfragen kaum retten." Von Bayer bis Siemens habe sich schon der halbe Dax bei ihr gemeldet."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

Im Foyer des Auswärtigen Amtes in Berlin sind zur Zeit Bilder über die Arbeit von "Amcha", jenem einzigartigen psychosozialen Hilfsdienst zu sehen, der sich seit seiner Gründung 1987 in Israel um die Überlebenden des Holocaust kümmert, insbesondere um deren psychotherapeutische Betreuung. Auch in Deutschland hat Amcha eine Depandence (siehe: http://amcha.de/) und zeichnet für die erwähnte Ausstellung verantwortlich, die Heide Sobotka für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG besucht hat: "Die Last, die an der Seele nagt".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Die unseligen Schatten des "Dritten Reiches" fielen naturgemäß auch auf die Neuanfänge nach 1945. Dies galt auch für die Kirchen. Und die Schatten trugen Namen – Namen, die in Kirchenkreisen bislang einen guten Klang hatten. So auch in der evangelischen Nordkirche, wie es in einer Ausstellung zu sehen ist, die am Freitag eröffnet wurde und die den Titel trägt "Neue Anfänge nach 1945? Wie die Landeskirchen Nordelbiens mit ihrer NS-Vergangenheit umgingen". Und es ist eine hochaktuelle und hochkontroverse Ausstellung, was sich allein daran zeigt, dass schon vor ihrer Eröffnung ein ehemaliger Bischof eine Fachtagung mit initiierte, die in ihrer Einladung den Machern der Ausstellung "offensichtlich wahrheitswidrige Behauptungen" vorwarf. Wolfgang Thielmann schildert das Problem und die Hintergründe in einem Beitrag für DIE ZEIT: "Nicht zu vergessen. Die Nordkirche arbeitet ihre NS-Vergangenheit auf – und einigen geht das zu weit".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Juden in Deutschland fühlen sich zunehmend bedroht, die Stimmung wird stetig aggressiver. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Ausmaß von Antisemitismus in der Gesellschaft haben Frank Jansen und Christian Böhme für den "Tagesspiegel" gestellt und zu beantworten versucht. Jetzt ist ihr Beitrag in der ZEIT online zu lesen: "Wie gefährlich ist der Antisemitismus in Deutschland?"
Der Link dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Wie diese wachsende Bedrohungslage nicht zuletzt für die hier aus den ehemaligen GUS-Staaten zugewanderten Juden sich anfühlt, beschreibt sehr eindrücklich ebenfalls im TAGESSPIEGEL die in Moskau geborene, seit 1986 in Berlin lebende Biolgin, Schriftstellerin und Publizistin Sonja Margolina: "Der deutsche Hafen ist nicht mehr sicher". Ihr Fazit ist wenig ermutigend:
"Der Hass auf Israel und der importierte arabische Antisemitismus sind bedrohlicher als alles, wovor Juden seit Anfang der 1990er Jahre in den sicheren Hafen Deutschland geflohen waren. Viele Symptome sprechen dafür, dass parallel mit dem Anstieg der muslimischen Einwanderung auch der bodenständige deutsche Antisemitismus von links bis rechts wieder sein Haupt erhebt. Atmosphärisch fühlt sich das ein wenig an wie in „Cabaret“ mit Liza Minnelli, wo inmitten des brummenden Festes braune Zeichen des kommenden Unheils auftauchen. Für Juden markiert diese Entwicklung einen tiefen historischen Einschnitt. Hofften sie doch, in Deutschland eine neue Geschichte beginnen zu können. Nun werden sie von den alten Gespenstern eingeholt."
Der Link zu ihrem Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Um herauszufinden, wer die Anhänger von Pegida sind und was sie umtreibt, haben Journalisten der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG alle Kommentare und Posts gesammelt, die zwischen 28. Dezember 2014 und 31. Dezember 2015 auf der Facebook-Seite von Pegida veröffentlicht wurden. Ihre quantitative Analyse zeigt, wie dramatisch Pegida an Relevanz verlor - bis die Flüchtlingskrise die Bewegung gerettet hat. Hannes Munzinger, Antonie Rietzschel und Hauke Bendt präsentieren in ihrem Beitrag einige der zentralen Ergebnisse ihrer Untersuchungen: "Pegida auf Facebook: Hetze im Sekundentakt".
Der Link dazu in der Rubrik RECHTSRADIKALISMUS.

Welche Rolle spielt Religion bei der Integration von Flüchtlingen? Diese Frage beschäftigt auch die evangelische Theologin Petra Bahr. Es müsse mehr darüber geredet werden, was Muslime in entwurzelten Situationen brauchen - aber auch über die Grenzen der Religionsfreiheit. Denn gerade Christen wüssten aus ihrer eigenen Tradition, dass Religion auch über eine destruktive Dimension verfüge. DEUTSCHLANDRADIO führte mit der Theologin ein längeres Gespräch: "Wir müssen über die Grenzen der Religionsfreiheit reden"
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Die „Entdeckung des Judentums“ als „Wurzel“ – für den Bibelwissenschaftler Prof. Dr. Franz Mußner war das der entscheidende Einschnitt auf seinem theologischen Weg. Mit seinem Buch „Traktat über die Juden“ (1979) habe Mußner eine fast 2000-jährige Geschichte von Traktaten gegen die Juden beendet und geholfen, eine ganze Tradition zu verändern, betont Prof. Dr. Tobias Nicklas, Lehrstuhlinhaber für Exegese und Hermeneutik des Neuen Testaments an der Universität Regensburg. 1985 wurde Mußners Einsatz für den christlich-jüdischen Dialog mit der Buber-Rosenzweig-Medaille gewürdigt. Vergangenen Sonntag konnte Mußner seinen 100. Geburtstag begehen. Die Fakultät für Katholische Theologie feierte den Geburtstag mit einem Festakt, zu dem mehr als 70 Freunde, Wegbegleiter und Schüler nach Regensburg kamen. Der Jubilar konnte aus gesundheitlichen Gründen selbst nicht dabei sein. MITTELBAYRISCHE ZEITUNG und SONNTAGSBLATT berichten über den Festakt und würdigen die Verdienste Mußners: "Ein Mittler zwischen Christen und Juden".
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Glaubt man einer neuen Untersuchung, so hat der Fundamentalismus unter muslimischen Migranten in Europa besorgniserregende Ausmasse. Zu diesem Schluss kommt zumindest der «Six Country Immigrant Integration Comparative Survey» des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB). Dazu befragte das WZB knapp 6000 Muslime mit türkischem oder marokkanischem Migrationshintergrund, die in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Belgien, Österreich oder Schweden leben. Matthias Herren stellt die Ergebnisse der Studie in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG vor und erklärt, warum Experten sich gleichwohl über die Aussagekraft der Studie streiten: "Elementare Kluft".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Vergiftetes Klima, Grabenkämpfe, umstrittene Wahlen: Damit machte die Jüdische Gemeinde Berlin einmal mehr auch in jüngster Zeit Schlagzeilen. Insbesondere jungen Gemeindemitgliedern wird das alles zu blöd, sie fordern einen Neustart, wie Jérôme Lombard in seiner Reportage für NEUES DEUTSCHLAND schildert. Ergänzend dazu nimmt der soeben neu- und wiedergewählte, gleichwohl umstrittene Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Gideon Joffe in einem Interview mit der BERLINER ZEITUNG Stellung zu den strittigen Punkten und spricht u.a. darüber, wie er den Streit zu schlichten und Versöhnung zu stiften sich vorstellt. Thema ist aber auch die wachsende Judenfeindschaft, die dem Vorsitzenden Kopfzerbrechen bereitet: "Wir brauchen mehr Schutz für jüdische Einrichtungen".
Die Links zur Reportage und zum Interview in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Das Wort "Ghetto" ist uns heute sehr geläufig und aufgrund der geschichtlichen Ereignisse zumeist negativ besetzt, und das wird sicher noch lange so bleiben. Trotzdem, es ist der Mühe wert, sich auf die Suche nach dem Ursprung dieses Wortes zu begeben. Die Spur führt nach Venedig, genauer gesagt, in das Ghetto di Venezia, wie Rita und Rudi Schneider in ihrem Beitrag für DEUTSCHLANDRADIO berichten: "Durch das venezianische Cannaregio".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Die internationale Kabbalah-Bewegung hat nun auch in Berlin ein festes Zuhause. Dort wurde in Schöneberg soeben ein entsprechendes Zentrum eröffnet. Internationales Publikum aller Altersklassen fand sich dazu ein - und der wichtigste Redner des Abends, Meir Yeshurun, mischt sich unter die Gäste. Sein Lehrer Philip Berg war Begründer der Kabbalah-Centre-Bewegung, die unter anderem durch Madonna in den USA bekannt wurde. Agnes Monka war für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG ebenfalls dabei: "Spirituell in Schöneberg".
Der Link zu ihrem Bericht in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

1972 verfasste Hubertus Mynarek einen offenen Brief an Papst Paul VI., in dem er die Aufhebung des Zölibates und die Demokratisierung der katholischen Kirche forderte. Im gleichen Jahr trat er aus der Kirche aus und heiratete. Seinen Angaben zufolge war er damit der erste Universitätsprofessor der deutschsprachigen Theologie im 20. Jahrhundert, der aus der katholischen Kirche austrat. Noch 1972 wurde ihm die kirchliche Lehrerlaubnis entzogen. Vom österreichischen Staat wurde er daraufhin zwangspensioniert. Seitdem hat er sich als Kirchenkritiker einen Namen gemacht. In einem Beitrag für den HUMANISTISCHEN PRESSEDIENST nimmt er nun eine Bemerkung von Papst Franziskus auf, die dieser im Interview mit der italienischen Tageszeitung "La Repubblica" gemacht haben soll: die "sensationell, ja revolutionär klingende Aussage, Gott sei nicht katholisch". Mynarek lotet die Konsequenzen dieser Aussage aus: "Ist der 'Unfehlbare' ein Ketzer?".
Der Link dazu in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

Der Islamismus-Experte Ahmad Mansour fordert in seinem letzten Buch "Generation Allah" ein Umdenken im Umgang mit den Extremisten. Claudia Keller hat das Buch für den TAGESSPIEGEL gelesen und stellt es näher vor: "Zuflucht im Totalitären".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Er raucht viel und fährt Moped, seine Predigten sind energisch und modern. Als eine katholische Zeitung seine jüdische Herkunft betont, provoziert er einen Skandal, als er behauptet, er habe mit der Konvertierung zum Katholizismus dem Judentum keinesfalls abgeschworen. Die Rede ist von Jean Marie Lustiger, Kardinal Lustiger. Heute Abend, leider sehr spät, eine höchst empfehlenswert Dokumentation über eine Ausnahmepersönlichkeit von seltenem Rang: "Der jüdische Kardinal".
Mehr dazu in den FERNSEH-TIPPS.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag, ein schönes Wochenende und Gut Schabbes wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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EDITORIAL HIGHLIGHTS

05. Februar 2016

* Lange Haftstrafen für grausamen Mord an Palästinenser ... mehr
 
 * Israel zwischen Terrorwelle und Aufstandsangst ... mehr
 
 * Die Terrorangst wegtanzen ... mehr
 
 * Achzivland: Der Staat bin ich ... mehr
 
 * Warum deutsche Unternehmen nach Israel pilgern ... mehr
 
 * Amcha: Die Last, die an der Seele nagt ... mehr
 
 * Nordkirche und NS-Vergangenheit ... mehr
 
 * Wie gefährlich ist der Antisemitismus in Deutschland? ... mehr
 
 * Der deutsche Hafen ist nicht mehr sicher ... mehr
 
 * Pegida auf Facebook: Hetze im Sekundentakt ... mehr
 
 * "Wir müssen über die Grenzen der Religionsfreiheit reden" ... mehr
 
 * Franz Mußner: Ein Mittler zwischen Christen und Juden ... mehr
 
 * Studie: Fundamentalismus unter muslimischen Migranten ... mehr
 
 * Unmut über Streit in Jüdischer Gemeinde Berlin ... mehr
 
 * Gideon Joffe im Interview ... mehr
 
 * "Ghetto": Durch das venezianische Cannaregio ... mehr
 
 * Kabbalah-Zentrum in Berlin eröffnet ... mehr
 
 * Ist der 'Unfehlbare' ein Ketzer? ... mehr
 
 * Buch-Tipp: Ahmad Mansour - Generation Allah ... mehr
 
 * TV-Tipp: Der jüdische Kardinal ... mehr
 

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ACHTUNG:
Die nächste tagesaktuelle Ausgabe erfolgt am Dienstag, 09. Februar 2016.