ACHTUNG
Guten Tag!
Gleich drei Reportagen geben Einblicke in die Stimmungslage der Palästinenser, insbesondere im Gaza-Streifen. Inge Günther berichet für die FRANKFURTER RUNDSCHAU, dass trotz allem Bemühen der Palästinenser, den Weg zurück in die Normalität zu finden, man immer noch unter den Folgen des letzten Krieges leidet und eine neue Eskalation fürchtet. Lissy Kaufmann nimmt in ihrer Reportage für den TAGESSPIEGEL insbesondere die palästinensische Jugend in den Blick. Sie fühlen sich von der Politik zunehmend vernachlässigt - und ihre Wut richtet sich immer mehr auch gegen die eigene Regierung. Und Martin Klingst befasst sich anhand eines sehenswerten Filmes in seinem Beitrag für die ZEIT ebenfalls mit der Stimmungslage unter der jungen Bevölkerung des Gazastreifens: "Die vernachlässigte Generation"
Die Links zu den Reportagen in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.
Es hat mittlerweile eine lange Tradition und wird oft genutzt: Als Zeichen des Friedens und der Versönung werden immer wieder mit Spenden aus Deutschland in Israel Wälder gepflanzt. Aber das Projekt hat eine Schattenseite, wie eine Reportage von Michael Obert für die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG zeigt. Denn eine Reihe von Kaufurkunden belegen offenbar, dass der Boden, auf dem der "Wald der deutschen Länder" sich ausbreitet, nicht im Besitz des israelischen Staates ist, sondern eigentlich einer Beduinenfamilie gehört. Doch Israel erkennt diese Eigentumsverhältnisse nicht an: "Wo Dörfer waren, sollen Bäume wachsen".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
Vor 30 Jahren trafen die israelische und die deutsche Fußballnationalmannschaft erstmals in einem Freundschaftsspiel in Tel Aviv aufeinander. Der Weg dahin war nach Nationalsozialismus und Holocaust beschwerlich, aber förderlich für die Annäherung zwischen den beiden Staaten. Bernd Soballa erinnert an diesen Weg in einem Beitrag für DEUTSCHLANDRADIO: "Der Sport schlägt Brücken".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
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Die Fosse Ardeatine nahe Rom ist der wichtigste Gedenkort Italiens. Hierher fuhr der gerade gewählte neue italienischen Staatspräsident Sergio Mattarella 2015 noch vor seiner offiziellen Vereidigung; hierher kam 2011 Papst Benedikt XVI., um der Opfer der Besatzungszeit zu gedenken; auch US-Präsident George W. Bush machte, vom Vatikan kommend, 2004 einen Abstecher zu dem Memorial. Der Gedenkort erinnert an die Ermordung von 335 Römern in den Ardeatinischen Höhlen am 24. März 1944. Um den Ort kreisen gleichwohl viele Mythen - von beiden Seiten, wie Antonia Kleikamp in ihrem Beitrag für die WELT aufzeigt: "Die Wahrheit hinter dem SS-Massaker bei Rom".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...
In seinem nun auch auf Deutsch vorliegenden Buch "Der Pakt" vertritt der amerikanische Historiker Ben Urwand die These, dass das US-Kino aus wirtschaftlichen Gründen vor den Nazis eingeknickt sei und die mehrheitlich jüdischen Film-Mogule Hollywoods in den 30er-Jahren die filmischen Steigbügelhalter Hitlers gewesen weien. In vorauseilendem Gehorsam ließen sie Antinazi-Projekte versanden, verhinderten pro-jüdische Drehbücher, drehten deutschlandkritischen Filmideen den Hahn ab, so Urwand. Dies geschah, um ihre Geschäftsinteressen in Nazi-Deutschland zu wahren, damals Europas drittgrößter Absatzmarkt. Alexander Kluy hat sich mit These und Buch für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG näher befasst: "Hollywood und Hitler".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...
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Vergangene Woche legten der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) und die Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus (GRA) ihren gemeinsamen Antisemitismusbericht für das Jahr 2016 vor. Trotz der scheinbar beruhigenden Zahlen - prozentual und absolut gesehen gab es in der Schweiz so wenig Zwischenfälle wie nirgendwo sonst in Europa und den USA - täuscht dieser Eindruck und weist Schwächen auf, wie Simon Erlanger in der schweizer-jüdischen Wochenzeitung TACHLES erläutert: "Neue Antisemitismusstudie dringend nötig".
Links zum Thema in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Ein Brandanschlag auf eine Wuppertaler Synagoge sei kein antisemitischer Akt - so entschied das Oberlandesgericht Düsseldorf zu Beginn dieses Jahres. Die Begründung freilich erscheint abenteuerlich, um nicht zu sagen skandalös: In einem rechtskräftigen Urteil befand das Gericht nämlich, dass der Angriff auf das jüdische Gebetshaus während des Gaza-Krieges 2014 politisch motiviert gewesen und als Kritik an Israel und nicht als Antisemitismus zu werten sei! Bis heute wurde diese skandalöse Entscheidung nur von wenigen prominenten Deutschen kritisiert, beklagen die beiden Rabbiner Abraham Cooper und Yitzchok Adlerstein in einem Beitrag für den TAGESSPIEGEL: "Wie kann ein Anschlag auf eine Synagoge nicht judenfeindlich sein?"
Der Link zum Aufschrei in der Rubrik ANTISEMITISMUS
Fast schon 50.000 Klicks innerhalb einer Woche erhielt der britische Rabbiner Jonathan Sacks mit seinem seinem jüngsten Comic-Video. In dem auf YouTube publizierten Video-Clip bezieht er Stellung zur BDS-Kampagne. Kernaussage: Der Boykott ist falsch und gefährlich. Was das Video so eindrücklich macht, ist seine beinahe genial simple, aber grafisch äußerst anspruchsvolle und wirkungsvolle Gestaltung mittels der sogenannten "white-board"-Technik. ISRAELNETZ und JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG berichten über das Video - und natürlich kann man, nein, sollte man sich es auch selbst ansehen: „Menschenrechte als Deckmantel für Antisemitismus“
Links zu den Beiträgen und das (englischsprachige) Video selbst in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
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Jesus war als Figur lange ein Tabu in der israelischen Kultur. Das Israel Museum in Jerusalem hat ihm nun eine große Ausstellung gewidmet. 40 Künstler zeigen 150 Gemälde, Plastiken und Installationen (siehe auch: Compass 20.03.2017). In der Schau wird deutlich: Eine künstlerische Annäherung an Jesus ist für jüdische Künstler heikel, wie Torsten Teichmann für DEUTSCHLANDRADIO berichtet: "Jüdische Künstler und Jesus".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Gestorben wird überall. Selten aber wird so religionsübergreifend und dicht bestattet wie auf dem Jerusalemer Zionsberg, der in allen drei großen Religionen der Stadt als Bestattungsort eine lange Tradition hat. Hier teilen sich Juden, Muslime und verschiedene christliche Konfessionen posthum die heilige Erde. Nun gibt es eine neue Online-Dokumentation, die über die Friedhöfe des Zionsbergs informiert, wie Andrea Krogmann für DOMRADIO berichet: "Neues Leben für Zions alte Gräber".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Es ist eine Schwelle, die nur wenige Deutsche überschreiten: die Schwelle in eine der zahlreichen Moscheen in unserem Land. Sie sind für die meisten von uns eine fremde Welt: Wer predigt dort? Wer geht dorthin? Was wird dort gepredigt? Und welche Rolle spielen Moscheen bei der Integration von Muslimen in die deutsche Gesellschaft? Um darauf eine Antwort zu finden war der Journalist Constantin Schreiber in islamischen Gotteshäusern, um zu erfahren, was dort stattfindet. Die Sendung "der moscheereport", deren erster Teil heute Abend ausgestrahlt wird, dokumentiert Freitagspredigten und übersetzt sie aus dem Arabischen oder Türkischen ins Deutsche. Damit werden diese Predigten erstmals für ein deutschsprachiges Publikum verständlich und nachvollziehbar. In Interviews mit KATHOLISCH.de und dem TAGESSPIEGEL berichet Schreiber heute vorab von seinen Erfahrungen und Schlussfolgerungen: "Hoppla, was wird denn hier für eine Meinung verbreitet!"
Die Links zu den Interviews in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT - und mehr zur Filmdokumenation in den FERNSEH-TIPPS.
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Lior Bar-Ami übernimmt das Amt des Gemeinderabbiners in der einzigen progressiven jüdischen Gemeinde Österreichs, Or Chadasch (Neues Licht). Am gestrigen Sonntag wurde er in der Or-Chadasch-Synagoge in Wien inauguriert. Damit löst der 31-jährige gebürtige Deutsche den langjährigen Gemeinderabbiner Walter Rothschild ab. Nina Goldmann stellt für ORF den Nachfolger etwas näher vor: "Offen für alle".
Der Link zum Porträt in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Speisegesetze, Jungfräulichkeit, Homosexualität - mit solchen Fragen beschäftigen sich Menschen seit alters her. Auch in den Religionen. Fragen rund um Leib und Leben führen oft zu Konflikten. Auch heute in unseren vermeintlich so aufgeklärten und säkularen Gesellschaften. Und das gilt für alle Religionen. Der Medizinhistoriker Robert Jütte, Professor am Institut für Geschichte der Medizin der Robert-Bosch-Stiftung, hat sich mit diesen Fragen vor allem mit Blick auf das Judentum besonders intensiv beschäftigt. In seinem jüngsten Buch zeigt er von den biblischen Quellen bis heute, wie sich Vorstellungen vom Körper im Judentum im Laufe der Geschichte verändert haben. DEUTSCHLANDRADIO hat darüber mit ihm ein ausführliches Gespräch geführt: "Wertschätzung des Lebens".
Der Link zum Gespräch in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Bernard und Winifred Schlesinger waren trotz ihrer deutschen Herkunft stolze englische Juden. Zweimal zog Bernard für seinen König in den Krieg gegen Deutschland. In der Zeit erzwungener Trennung schrieben sie sich fast täglich. Aus ihren nachgelassenen Briefen hat ihr Enkel, der anglo-niederländische Schriftsteller Ian Buruma, das einfühlsame Porträt eines lebenslangen Liebespaars komponiert. Es wirft zugleich Fragen jüdischer Identität und Assimilation auf. In zwei Gesprächen gibt der Autor Auskunft über die Geschichte seiner Großeltern, ihr Ringen um eine europäische Identität und ihre Besuche in Bayreuth nach dem Zweiten Weltkrieg - und trotz des Holocaust: „Sonst überlässt man Hitler das letzte Wort“
Die Links zu den Gesprächen in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
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In einem kritischen und lesenswerten Essay für die FAZ befasst sich die Neuzeithistorikerin Ulrike Jureit mit der Frage, welche zeitgenössischen Deutungen staatlicher- wie kirchlicherseits eigentlich im Zentrum der Gedenkfeierlichkeiten um die Person Luthers und der Reformation stehen. Kritisch sieht sie insbesondere das Bemühen der EKD, das Freiheitsverständnis des Reformators als Vorläufer der Freiheitsrechte der liberalen Demokratie verstehen zu wollen. Und dem Bundestag wirft die Historikerin vor, zu dieser Legendenbildung beizutragen. Dem hält sie u.a. entgegen:
"Historisch sind solche Redensarten nicht überzeugend. Luthers Freiheitsbegriff unterschied sich fundamental von einem aufklärerischen Verständnis, wie es später für die beginnende Moderne grundlegend wurde, und auch jedwede Form von Toleranz ist fern von dem, was die religiösen Erneuerungsbewegungen des 16. Jahrhunderts auszeichnete. Menschenrechte und Demokratie? Es gehört nicht viel dazu, in diesen Inanspruchnahmen das zuweilen schon fast hilflose Bemühen zu erkennen, eine Geschichte und ihre Protagonisten, die uns heute in vielerlei Hinsicht fremd sind, mit gegenwartstauglichem Sinn zu versorgen."
Der Link zum Essay in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.
1980 war die sogenannte Einheitsübersetzung die erste moderne Bibelübersetzung in deutscher Sprache, die nicht von einzelnen Gelehrten, sondern einer kirchlichen Arbeitsgruppe erstellt wurde und damit offiziellen Charakter bekam. Bald erkannte man allerdings auch ihre Schwächen. Den allzu häufigen Verzicht auf eine wörtliche Wiedergabe zugunsten einer Umschreibung hat nicht nur Papst Benedikt mehrfach gerügt. Eine Revision wurde angestrebt. Sie liegt nun vor. Bernhard Lang hat für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG genauer unter die Lupe genommen: "«Heil dir» oder «sei gegrüsst»?"
Der Link zu seinen Lektüreeindrücken in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.
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In reportagehaften Kapiteln schildert der Schriftsteller und Journalist Norbert Kron in seiner jüngsten Publikation den Schulalltag der Bialik-Rogozin-Schule in Tel Aviv. Für Kron ist die Bialik-Rogozin nichts weniger als die "beste Schule für Einwanderer". Kron stützt sein Urteil nicht allein auf das Gefühl von Heimat, das die Schule vielen ihrer Schüler vermittele. Auch die Zahlen sind beeindruckend: Die Schüler kommen aus 51 verschiedenen Nationen, nicht einmal die Hälfte von ihnen hat einen israelischen Pass. 96 Prozent erreichen die Hochschulreife, was nur gut der Hälfte aller israelischen Schüler gelingt. Warum glückt hier, was anderswo so häufig scheitert: Integration? Und was können deutsche Schulen daraus lernen? Johann Aschenbrenner hat das Buch von Kron für die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG gelesen: "Ein Gefühl von Heimat".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.
Einen angenehmen Tag und eine gute Woche wünscht
Dr. Christoph Münz
redaktion@compass-infodienst.de
(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)
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