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ISSN 1612-7331
12.10.2017 - Nr. 1742
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ACHTUNG

Die nächste Tagesausgabe erscheint am Dienstag, 17. Oktober 2017.



Guten Tag!

Nr. 1742 - 12. Oktober 2017



Lange war man in Israel überzeugt, Machthaber Asad werde im Syrienkrieg unterliegen und stürzen. Nun scheint das Gegenteil zu geschehen, Asad geht als Sieger aus dem Konflikt hervor. Für Israel ist das Grund zur Sorge. Nicht wegen Asad selbst - mit ihm hatte man in den Jahren vor dem Bürgerkrieg wenig Ärger -, aber Asads Verbündete, Israels Erzfeinde Iran und Hizbullah, gewinnen immer mehr an Boden. Wie Israel dieser Gefahr begegnen will, schildert Ulrich Schmid in seiner Reportage für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG: "Israel fürchtet Iran vor seiner Haus".
Der Link zur Reportage in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Tausende israelische und palästinensische Frauen waren kürzlich durch die israelische Wüste marschiert, um für Frieden im Nahostkonflikt zu protestieren (siehe Compass 10.10.2017). Ihre gemeinsame Forderung: neue Friedensverhandlungen. Doch die Palästinenserinnen stehen in ihrer eigenen Bevölkerung zunehmend unter Druck, denn gemeinsame Auftritte mit jüdischen Israelis werden immer mehr zum gefährlichen Tabu, wie Benjamin Hammer für DEUTSCHLANDRADIO berichtet: "Gegenwind für palästinensische Friedensaktivistinnen".
Der Link zum Bericht in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Als die israelische Schrifstellerin Julia Fermentto 2011 ihren Debütroman „Safari“ vorlegte, gab es einen Skandal wegen der drastischen sexuellen Darstellungen in dem Buch. Ein Bestseller wurde der Roman trotzdem. Vor wenigen Wochen hat sie nun ihren zweiten Roman „Kfar Saba 2000“ veröffentlicht. Er erzählt von zwei Jugendlichen auf Identitätssuche, von einem Mord - und vom "Erwachsenwerden" eines ganzen Landes. Mirna Funk, selbst Schriftstellerin und Journalistin, hat mit Fermentto über ihr Buch gesprochen und u.a. danach gefragt, inwiefern es sich nicht nur um eine "Coming-of-Age-Story" zweier Jugendlicher handelt, sondern auch vom "Erwachsenwerden" Israels:
"Fermentto: Es gibt da diese in der Luft schwebende Frage: Ist Israel eigentlich ein normales Land des Westens? An der Oberfläche sieht es so aus. Mein Roman spielt in einem netten Vorort. Alles ist amerikanisiert. Die Eltern der Kinder sind Innenarchitekten, sie fahren nach Frankreich in den Urlaub, sie gehen ins Restaurant und zu Zara und Mango shoppen. Diese Geschichte, die ich erzähle, hätte überall in der westlichen, globalisieren Welt passieren können. Hätte! Aber da gibt es etwas, das nirgendwo anders als Kombination vorkommt und das die israelische Gesellschaft definiert, auch wenn es kaum auffällt: Die dritte Generation hat ein Gefühl des Nicht-Dazugehörens. Und das ist kein politisches Problem. Es geht viel tiefer. Es geht um die unterschiedlichsten Traumata von jüdischer Immigration und den Juden und ihrem Verhältnis zu Israel."
Der Link zum Interview in der Rubrik ISRAEL INTERN

Sie ist die größte Universität des Landes, die Ben-Gurion- Universität in Beer-Sheva am Rande der Negev-Wüste mit mehr als 17.000 Studenten. In Umfragen kürten die israelischen Studenten sie zur beliebtesten Universität des Landes. Hier scheint es das perfekte Studentenleben zu geben. Gleichzeitig kann die wissenschaftliche Arbeit mit den herausragenden anderen israelischen Universitäten mithalten. Das erinnert beinahe an Ben-Gurions Vision, der einst sagte: "Die Zukunft Israels liegt in der Negev-Wüste". René Wachtel hat sich für das österreichisch-jüdische Journal NUR ÜBER UNS vor Ort umgesehen: “Die Zukunft Israels liegt in der Negev-Wüste”.
Der Link zu seiner Reportage in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Dieser Tage hat der neue Botschafter des Staates Israel Jeremy Issacharoff (62) seinen Posten in Berlin angetreten. Aus diesem Anlass traf die BILD-ZEITUNG den Botschafter zum offenen Gespräch über Deutschland und Israel, die Krisen im Nahen Osten, den Einzug der AfD in den Bundestag und die politischen Diskussionen am familiären Abendbrottisch. Beim Interview mit dabei auch Laura Kam, die Ehefrau des Botschafters. Auf die Frage, wie es für sie persönlich sei, hier zu leben, da sie doch das Kind einer Holocaust-Überlebenden sei, antortet sie:
"Es ist faszinierend. Ich habe nicht das Gefühl, das Land oder die Stadt aufgrund der Vergangenheit nicht genießen zu können. Aber wenn ich ein Mahnmal oder einen Stolperstein sehe oder mit Menschen ins Gespräch komme, kriecht die Erinnerung doch immer wieder hoch. Für viele Juden war Deutschland nach dem Holocaust eine No-Go-Area. Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der man nie wieder deutschen Boden betreten oder auch nur deutsche Produkte kaufen wollte. Meine Mutter und meine Großmutter kommen aus Dortmund, meine Mutter ist als Kleinkind nach Belgien gezogen, ihr Vater war Fußballspieler und hatte dort einen neuen Verein. Während des Kriegs wurde sie versteckt und hat so überlebt. Ihre Mutter ist im Ghetto in Dortmund gestorben, ihr Vater wurde in Auschwitz ermordet, der Großvater in Theresienstadt. Wir haben also eine sehr schwere Familiengeschichte." 
Der Link zum Interview in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

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Kaum bekannt und sehr spannend: 1939 erarbeitete China einen Plan, verfolgte europäische Juden in der abgelegenen südwestlichen Provinz Yunnan in der Nähe der birmanischen Grenze anzusiedeln. Das geht aus kürzlich im chinesischen Staatsarchiv entdeckten Dokumenten hervor. ... Der aus unbekannten Gründen nie in die Tat umgesetzte Plan spiegelt die Sympathie der chinesischen Elite für die Juden wider – und ihre Bereitschaft, den Juden in ihrer Zeit der Not zu helfen. Er reflektiert aber auch pragmatischere Abwägungen, wie Aron Shai, Prorektor und Professor für Ostasienwissenschaften an der Tel Aviv University, in einem Forschungsbericht für den TAGESSPIEGEL darlegt: "China plante die Rettung der Juden Europas".Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Er hat den Holocaust überlebt - und sich ein Leben lang damit beschäftigt, emotional und wissenschaftlich. Gestern (11. Oktober) konnte er seinen 85. Geburtstag feiern: Der Historiker Saul Friedländer. Er wurde 1932 in Prag als Kind deutschsprachiger Juden geboren. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht floh er 1939 mit seiner Familie nach Frankreich, wo ihn seine Eltern in einem katholischen Internat versteckten, bevor sie in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und ermordet wurden. Friedländers zweibändiges Hauptwerk "Das Dritte Reich und die Juden" gilt als Meisterwerk der Geschichtsschreibung. Als Friedländer im Oktober 2007 in der Frankfurter Paulskirche den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen bekam, zitierte er in seiner bewegenden Dankesrede aus Briefen seiner Eltern. Mit seiner Geschichtsschreibung, in deren Mittelpunkt die Opfer stehen, habe er »den Ermordeten die ihnen geraubte Würde zurückgegeben«, befand damals die Friedenspreis-Jury. Mit Sorge blickt der 85-jährige zur Zeit auf Deutschland: "Die Wahl in Deutschland (...) ist ein Schock für mich", sagt er und ergänzt: "Aber noch schlimmer als die Lage in Deutschland selbst ist das Phänomen, eine Art Rückschlag von populistischen ultra-rechts stehenden Parteien in Europa" und den USA. U.a. die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG, DOMRADIO und die WIENER ZEITUNG würdigen den Jubilar: "Den Opfern eine Stimme geben".
Die Links dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

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"Für den milliardenschweren Investor und Philanthropen George Soros war es ein arbeitsreiches Jahr. Seit Anfang 2017 hat er in Syrien einen chemischen Angriff vorgetäuscht, Trump-Protestmärsche in Washington finanziert, den „Soros-Plan“ zur Überschwemmung Ungarns mit Flüchtlingen ersonnen, in Mazedonien einen Regierungswechsel erzwungen, Israels Premierminister unterminiert und mehrere wichtige Berater im Weißen Haus feuern lassen. Nicht schlecht für einen Mann von 87 Jahren."
Mit diesen spitzen Worten zu Beginn seines Beitrages nimmt Gideon Rachman im BUSINESS INSIDER die antisemitischen Verschwörungstheorien gegen Soros aufs Korn. Rachman sieht in den Feindlichkeiten gegenüber einer Person freilich auch etwas Besorgniserregendes über die Weltpolitik insgesamt. Und dabei weist er auch auf das zwiespältige Verhalten Israels gegenüber Soros hin:
"Soros' Aktivitäten machten ihn sogar zur Zielscheibe in Israel. Der unübersehbare Antisemitismus vieler internationaler Anti-Soros-Kampagnen ist für die Netanjahu-Regierung offenkundig weniger von Belang als Soros' Unterstützung der Rechte von Palästinensern und anderer Anliegen, die der israelischen Rechten missliebig sind."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Vor einigen Monaten machten jüdische Eltern öffentlich, dass ihr Sohn an ihrer Berliner Schule fortwährend antisemitisch beschimpft wird - vor allem von Mitschülern mit meist arabischen Wurzeln. Der Fall sorgte wochenlang für heftige Diskussionen. Nun will der Berliner Senat Lehrern helfen, damit umzugehen und bietet ein Programm zur Fortbildung. Claudia van Laak hat sich das für DEUTSCHLANDRADIO genauer angesehen: "Den Ursachen von Judenhass auf den Grund gehen".
Ebenfalls von einer "Fortbildungsmaßnahme" - freilich einer recht ungewöhnlichen, aber gleichwohl sehr pfiffigen - berichtet im österreichisch-jüdischen Journal NEWS ÜBER UNS Werner Hanak-Lettner, Chefkurator am Jüdischen Museum Wien. Hintergrund sind Protokolle einer studentischen Chatgruppe mit antisemitischen, frauen- und behindertenfeindlichen „Witzen“, die im Frühjahr ans Licht kamen. Gemeinsam mit der Direktorin des Jüdischen Museums Wien, Daniella Spera, tüftelten sie die Idee aus, Mitglieder jenes judenfeindlich chattenden "Männerkollektivs" zu einem Workshop in das Jüdische Museum einzuladen. Immerhin fünf der ca. 30 betroffenen Personen folgten der Einladung, von deren Verlauf Hanak-Lettner doch recht Bemerkenswertes zu berichten weiß: "... dass ein solcher Kurs nicht schaden kann".
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Volksgemeinschaft oder Staatsbürgerinnen: Im Jüdischen Museum in Berlin wurde kürzlich über die Welt der AfD diskutiert - und warum sie Chancen hat, noch mehr Köpfe zu besetzen. Mit dabei war u.a. der Historiker Michael Wildt, Professor für Neue Geschichte an der Humboldt-Universität in Berlin und Spezialist für NS-Geschichte, der über die Geschichte und Gebrauch des Begriffs "Volk" erst kürzlich ein schmales Buch veröffentlichte. Ebenfalls mit auf dem Podium war der Düsseldorfer Rechtsextremismusforscher Alexander Häusler. Und für den TAGESSPIEGEL hat Andrea Dernbach der Diskussion gelauscht: "Wer ist das Volk?"
Der Link zu ihrem Bericht in der Rubrik RECHTSEXTREMISMUS.

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Was Christen oder Muslime glauben, das ist in groben Zügen so ziemlich jedem geläufig. Dagegen ist in der Öffentlichkeit so gut wie nichts darüber bekannt, was konfessionsfreie Menschen denken und für „glaubwürdig“ halten. Das ist eigentlich erstaunlich, bilden sie doch in Deutschland mehr als ein Drittel der Bevölkerung, in Berlin zum Beispiel stellen sie die übergroße Mehrheit dar. Uwe Lehnert, emeritierter Professor für Bildungsinformatik der Freien Universität Berlin, der sich selbst ebenfalls der Gruppe der Konfessionsfreien und "Ungläubigen" zuordnet, möchte das gerne ändern. Für ihn bilden Vernunft und Humanismus den entscheidenden Leitfaden:
"Dieser Neue Humanismus besteht vereinfacht gesagt aus drei Komponenten: einem naturalistischen Weltbild, einem säkularen Wertesystem und einer strikten Diesseitsorientierung. Für mich persönlich würde ich mein humanistisches Bekenntnis wie folgt beschreiben, und ich denke, dass sich sehr viele meiner humanistischen Freunde dieser Sicht anschließen können."
Im TAGESSPIEGEL erläutert er dann diese Komponenten und zeigt auf, wie seines Erachtens ein Weltbild jenseits der Religionen aussehen kann: "Was glaubt jemand, der nicht glaubt?"

Dazu passend sei ein ausführliches und sehr anregendes Interview in der ZEIT (Campus-Ausgabe) mit Andreas Urs Sommer empfohlen, der Philosophie sowie Kirchen- und Dogmengeschichte studiert hat und heute als Professor für Kulturphilosophie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und Nietzsche-Spezialist lehrt. Er selbst ist agnostischer Skeptiker und rät zu Entspanntheit im Umgang mit religiösen Fragen, positioniert sich in der Sache gleichwohl recht deutlich: "Eine Gesellschaft aus Atheisten könnte perfekt funktionieren". Auf den Hinweis des Fragestellers, Religionsbefürworter argumentierten oft, christliche Werte seien zentral für unsere Gesellschaft, und die damit verbundene Frage, ob sie damit Recht hätten, antwortet Sommer:
"Man spricht zwar so selbstverständlich von "christlichen Werten", aber wenn man genauer hinsieht, fällt auf: Der Begriff wurde im 19. Jahrhundert ausgerechnet von einem Philosophen geprägt, der mit dem Christentum sehr wenig am Hut hatte, nämlich von Friedrich Nietzsche. Für ihn waren "christliche Werte" nichts Positives, sondern Selbsterniedrigung, Jenseitsorientierung und das Schlechtreden der Welt. Die Christen haben diese Formulierung erst in Anspruch genommen, als ihre felsenfesten Überzeugungen sich im 20. Jahrhundert verflüchtigten. Seitdem sind "christliche Werte" ein höchst unbestimmtes Sammelsurium von allem Möglichen, das man auf biblische Grundlagen zurückführen kann  — oder auch nicht. Eigentlich ist die neutestamentliche Ethik äußerst radikal und fordert, man solle sich völlig von der Welt abwenden, sich selbst aufgeben, keinen Privatbesitz haben: "Eher kommt ein Kamel durchs Nadelöhr, als ein Reicher ins Himmelreich." So wird sie aber von keiner unserer Großkirchen umgesetzt. Stattdessen hat die Kirche eine Sozialethik entwickelt, die sich nicht grundsätzlich von dem unterscheidet, was griechische Philosophen oder römische Staatsmänner auch gelehrt haben: Formen der Rücksichtnahme, der Gerechtigkeit, der Gleichheit vor dem Gesetz. Dafür braucht man kein Christentum."
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

David Flusser war ein jüdischer Religionswissenschafter, Erforscher von palästinischen und rabbinischen Traditionen des Judentums, der Qumranschriften - und des Neuen Testaments! Flusser wuchs in Prag auf. Er emigrierte 1939 nach der Besetzung Tschechiens durch das Regime des Nationalsozialismus nach Palästina. Dort wurde er 1962 Professor für vergleichende Religionsgeschichte an der Universität Jerusalem. Er war Mitglied der israelischen Akademie der Wissenschaften und Träger des Israel-Preises. Sein Hauptschwerpunkt lag auf der Erforschung des Neuen Testaments und seines rabbinischen Hintergrundes, wobei er die Qumranschriften heranzog. Flusser engagierte sich stark im jüdisch-christlichen Dialog. Anlässlich seines 100. Geburtstages (15. September) widmet Martin Majer dem 2000 in Jerusalem verstorbenen Forscher im DEUTSCHEN PFARRERBLATT ein lesenswertes Porträt, in dem es gegen Ende heißt:
"Mit zunehmendem Alter galt sein Interesse vermehrt der Gestalt Jesu, die er ganz und ohne Abstriche von der Empfängnis bis zur Himmelfahrt im Rahmen des Judentums sah. Natürlich war Flusser sehr stark am irdischen Jesus interessiert, zumal eine solche Gestalt – bezüglich aller Lebensstationen – nur innerhalb des Judentums denkbar war. Sogar die sich im Christentum weiterentwickelnden Motive wie Jungfrauengeburt, Versuchung, Martyrium, Trinität, Sakramente, Zwei-Naturen-Lehre, Wiederkunft u.a. beleuchtete er stets vom jüdischen Blickwinkel aus – und deshalb in einer positiven Weise. Sollten sich die neueren Initiativen der EKD und ihrer Gliedkirchen dauerhaft, verlässlich und verbindlich durchsetzen, das Judentum von christlicher Seite aus nicht (mehr) als defizitär, vergangen oder abgelöst zu betrachten, dann könnten darin auch segensreiche Früchte des Lebenswerks von David Flusser gesehen werden."
Der Link zum Porträt in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

In einem Essay für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG greift Kacem El Ghazzali, ein säkularer marokkanischer Schriftsteller, einmal mehr die Frage auf, ob das islamische Kopftuch ein Symbol des Patriarchats darstellt oder Ausdruck der Selbstbestimmung muslimischer Frauen zu werten ist. Seine Haltung in dieser Frage bringt er klar zum Ausdruck, indem er u.a. schreibt:
"Machen wir uns nichts vor: Das Kopftuch ist ein Symbol von Patriarchat und Unterdrückung. Im Namen der Religion wird der Frau geboten, sie müsse sich verschleiern, um nicht das sexuelle Verlangen der Männer zu wecken. Dieses Argument liegt gedanklich auf derselben Linie, wie wenn bei einer Vergewaltigung die Schuld dem Opfer und nicht dem Täter zugewiesen wird. Anderseits stellt das Verhüllungsgebot eine Verurteilung des Begehrens dar – es steht für den Krieg gegen den Körper und sein natürliches Verlangen. Auch deshalb kann ich nicht verstehen, weshalb so viele westliche Feministinnen den islamischen Schleier in einem so romantischen Licht betrachten."
Der Link zu seinem Essay in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

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In einer eher industriell geprägten, wenig attratkiven Gegend von Zürich befindet sich ein kleines Juwel: die Ma’adan Bakery. Sie ist die einzige jüdische Bäckerei der Schweiz. Sie hat vor zwei Jahren ihren Betrieb aufgenommen - und hat sich zu einem Erfolg entwickelt, wie Martin Sturzenegger für den schweizer TAGES-ANZEIGER berichtet. Und dies nicht nur aufgrund der jüdischen Käuferschaft: ca. 30 Prozent der Kunden, so der Bäckereiinhaber Beck, seien Nicht-Juden. Der Unternehmer spricht von drei "Erfolgsfaktoren", die Gäste jeder religiösen Ausrichtung anziehen:
"Erstens: die frischen Produkte. Zweitens: die speziellen Ladenöffnungszeiten – Sonntag ist ein normaler jüdischer Arbeitstag, und daher ist die Bäckerei auch an diesem Tag geöffnet. Drittens: laktosefreie Produkte."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Zwei Familienforscher arbeiten im Alleingang die jüdische Geschichte Mecklenburgs auf. Jede freie Minute verbringen die Beiden - Sylvia Ulmer, eine Verwaltungsangestellte aus Berlin, und Jürgen Gramenz, Softwareentwickler aus Halle - in Archiven und Bibliotheken. Sogar eine genealogische Datenbank führen sie – privat finanziert. Freilich gefällt nicht jedem ihr Engagement, wie Alexa Hennings für DEUTSCHLANDRADIO berichet: "Wir hatten hier keine Juden".
Der Link zum Thema in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Lesungen, Diskussionen und jede Menge Neuerscheinungen: Zur Frankfurter Buchmesse werden bis Sonntag rund 280.000 Besucher in Frankfurt am Main erwartet. Ehrengast der weltgrößten Fachmesse ist diesmal Frankreich, das mit 180 Autoren vertreten ist. Insgesamt nehmen mehr als 600 Schriftsteller teil. Darunter sind auch in diesem Jahr wieder zahlreiche jüdische und israelische Autoren. Die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG gibt einen Überblick: "Menasse, Reza, Polak".
Und in einem weiteren Beitrag an gleicher Stelle macht sich Michael Wuliger den Spaß, zehn Bücher vorzustellen, "die es diesmal leider nicht auf die Frankfurter Buchmesse geschafft haben". Ein Beispiel? Bitteschön:
"Jakob Augstein: 111 Dinge, die man über Israel wissen muss, ohne jemals dort gewesen zu sein.
Am Beispiel des jüdischen Staates demonstriert der »Spiegel«-Kolumnist und leidenschaftliche Israelkritiker, wie fehlende Sachkenntnis die Meinungsbildung erleichtert."

Und noch ein Beispiel:
"David Lau und Jitzhak Joseph: Ene, mene, muh, wir sind jüdischer als du!
Die Oberrabbiner des Staates Israel erklären, warum 80 Prozent aller Juden in der Welt nicht koscher sind."

Die Links zu den beiden Beiträgen in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Vorwurf und Vorurteil sind alt: Das Judentum sei eine "Gesetzesreligion" - und Gesetze sind etwas Einengendes, Zwingendes, beinahe Totalitäres und stehe letztlich der Freiheit entgegen. Nein, sagen die Juden selbst und begehen auf fröhliche Art und Weise gerade heute ihren „Tag der Gesetzesfreude“ (Simchat Thora), wie Hannes Stein in einem ebenso intersseanten wie pfiffigen Beitrag für die WELT erläutert. Am Beginn seines Beitrages empfiehlt er für den heutigen Abend einen Besuch in einer beliebigen Synagoge:
"Was wird der neugierige Gast an diesem Abend zu sehen bekommen? Scharen von jüdischen Männern und Frauen, von Jungen und Mädchen, die ausgelassen tanzen. Sie tanzen mit den Thorarollen, die extra zu diesem Zweck aus dem Thoraschrein geholt werden. Sie lachen, sie singen, albern herum. Sie begehen ein Fest, für das es im christlichen Kalender keine Entsprechung gibt: Simchat Thora, den „Tag der Gesetzesfreude“."
Der Link zu seinem Essay in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

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Unter Wladimir Putin erlebt das Land eine Renaissance der Religion – und des Fundamentalismus. Besorgniserregend ist freilich die Entwicklung, dass dabei Christen immer öfter zur Gewalt greifen. Ein Phänomen freilich, das seine Wurzeln schon in der Sowjetunion hat. Dort bildeten sich bereits in dern 80er Jahren nationalistisch-religiöse Bewegungen wie "Pamjat", die den Glauben an eine „zionistische Weltverschwörung“ mit aggressivem Christentum und Monarchismus verbanden, wie Pavel Lokshin in seinem informativen Beitrag für die WELT erläutert: "Russlands neues 'kriegerisches Christentum'".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

Nirgends in Europa wurde die Reformation so flächendeckend und konsequent umgesetzt wie in den Skandinavischen Ländern. Das Luthertum wurde Staatsreligion, die religiöse Gemeinschaft fungierte als Grundlage des Staates, bevor die Idee einer Nation überhaupt entstand. Schweden, Dänemark und die jahrhundertelang von diesen beherrschten Länder Island, Norwegen und Finnland sind bis auf den heutigen Tag die lutherischsten Staaten der Welt, schreibt René Nyberg in einem Beitrag für die FAZ. Und er erklärt dabei auch einige Kuriositäten, wie etwa die Bewahrung alter religiöser Riten oder die Verwendung der Messgewänder der katholischen Kirche in Finnland und in Schweden: "Luther, der wichtigste Finne".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

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Die große Biographie Martin Bubers aus der Feder des an der Pariser Sorbonne lehrenden Philosophen und Religionshistorikers Dominique Bourel setzt Maßstäbe in der Buber-Forschung. Mit der zuerst 2015 unter dem Originaltitel „Martin Buber. Sentinelle de l‘humanité“ im Pariser Verlag Albin Michel anlässlich des 50. Todestages Bubers erschienenen, jetzt auch in Deutsch verfügbaren Studie gelingt es dem Autor, die zahlreichen Facetten des vielseitig engagierten, interdisziplinär wirkenden Sozial-, Religions- und Dialogphilosophen Martin Buber (1878 Wien -1965 Jerusalem) vorbildlich zusammenzuführen, meint Siegbert Wolf, der die Biographie für HAGALIL näher vorstellt. Sein Fazit ist voller Begeisterung:
"Diese mit annähernd 1.000 Seiten umfängliche, flüssig geschriebene und gut lesbare Biographie – hervorzuheben ist auch die gelungene Übersetzungsarbeit von Horst Brühmann – wird sicherlich für lange Zeit als das Standardwerk der Buber-Forschung gelten. Zu wünschen ist ihr eine breite Leserschaft und öffentliche Rezeption."
Der Link zu Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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EDITORIAL HIGHLIGHTS

12. Oktober 2017

 * Israel fürchtet Iran vor seiner Haus ... mehr

  * Gegenwind für palästinensische Friedensaktivistinnen ... mehr

  * „Ist Israel ein Land des Westens?“ ... mehr

* “Die Zukunft Israels liegt in der Negev-Wüste” ... mehr

* Israels neuer Botschafter Jeremy Issacharoff im Gespräch ... mehr

* China plante die Rettung der Juden Europas ... mehr

* Zum 85. Geburtstag von Saul Friedländer ... mehr

* Der Hass auf George Soros ... mehr

* Den Ursachen von Judenhass auf den Grund gehen ... mehr

* Kurs gegen Antisemitismus im Jüdischen Museum Wien ... mehr

* Rechte Rhetorik: "Wer ist das Volk?" ... mehr

* Was glaubt jemand, der nicht glaubt?... mehr

* "Eine Gesellschaft aus Atheisten könnte perfekt funktionieren"  ... mehr

* Ein »jüdischer Neutestamentler«: David Flusser ... mehr

* Das islamische Kopftuch ist ein Symbol des Patriarchats ... mehr

* Und plötzlich kaufen die Hipster beim jüdischen Bäcker ein ... mehr

* "Wir hatten hier keine Juden" ... mehr

* Jüdisches auf der Frankfurter Buchmesse ... mehr

* Gesetz und Freiheit: Simchat Thora ... mehr

* Russlands neues 'kriegerisches Christentum' ... mehr

* Luther, der wichtigste Finne ... mehr

* Buch-Tipp: Dominique Bourel - Martin Buber ... mehr... weiter zum vollständigen

EDITORIAL
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ACHTUNG:
Die nächste Tagesausgabe erscheint am Dienstag 17. Oktober 2017.