ACHTUNG
Guten Tag!
US-Präsident Donald Trump hat Israels Souveränität über die besetzten syrischen Golanhöhen anerkannt. Das präsidenitale Dekret erfolgte während eines Besuchs des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu im Weißen Haus. Nach internationalem Recht gelten die Gebiete als von Israel besetztes Territorium Syriens - und so hat der Vorstoß des US-Präsidenten international Kritik auslöst. Auch aus Deutschland kam Gegenwind: „Wir erkennen die Annexion der Golanhöhen nicht an“, ließ Bundesaußenminister Heiko Maas wissen. In Israel wurde die Initiative hingegen von Regierung und Opposition begeistert aufgenommen. In der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG sinniert Ulrich Schmidt über die Auswirkungen vor allem im Blick auf den Wahlkampf in Israel:
"Bleibt der israelische Wahlkampf, und hier sind die Auswirkungen tatsächlich erheblich. Nicht nur, dass Netanyahu einen weiteren Prestigeerfolg einheimsen kann, Trumps Ankündigung lässt auch seine Rivalen schlecht aussehen. Wie wollen sie reagieren, wie sollen sie sich vom Regierungschef absetzen? ... [Kontrahent Benny Gantz] hatte schon Anfang März verkündet, der Golan bleibe israelisch. Gantz hat Grund zur Zurückhaltung. Er kann die Stimmung in der Wählerschaft nicht ignorieren, und er wird von Netanyahu bereits jetzt fast täglich als üble linke Socke verunglimpft. Doch natürlich ist es peinlich, bekennen zu müssen, dass man im Grunde derselben Meinung ist wie der Mann, den man ersetzen will."
Susanne Knaul sieht das in der TAZ ähnlich: "Der angezählte Ministerpräsident bekommt Schützenhilfe aus Washington." Und in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG kommentiert Alexandra Föderl-Schmid: "Der Frieden im Nahen Osten jedenfalls rückt nach der Anerkennung der Golanhöhen als Teil Israels in immer weitere Ferne."
In der WELT wiederum weist Clemens Wergin den Vorwurf zurück, Trumps Anerkennung des Golans als Teil Israels sei mit der Annektierung der Krim durch die Russen zu vergleichen:
"Und darin besteht eben der Unterschied: Die russische Annektion der Krim ist das Ergebnis eines russischen Angriffskrieges. Die israelische Besetzung des Golan hingegen ein Ergebnis mehrerer arabischer Angriffskriege. Und die legitime Frage, die man durchaus stellen darf ist: Wie viele Kriege müssen arabische Staaten eigentlich gegen Israel führen und verlieren, bis sie den Anspruch auf das dabei verloren gegangene Territorium verspielen? [...] Tatsächlich sendet Trumps Anerkennung jedoch ein wichtiges Signal aus, an die Syrer genauso wie an die Palästinenser: Die Zeit steht nicht auf Eurer Seite und die Welt wird nicht ewig darauf warten, bis ihr Euren Israelkomplex überwunden habt."
In ähnliche Richtung analysiert der Historiker Michael Wolffsohn in seinem Kommentar für die BILD-ZEITUNG und nimmt Trump gegen seine Kritiker in Schutz:
"Es mag gefallen oder nicht: Wer Trump gar für dumm hält und meint er sei zu keiner Strategie fähig, irrt. Ob einem die Strategie zusagt oder nicht: Es gibt sie. Das zeigt sich wieder bezüglich seiner Israel- und damit Nahost-Politik. Am Donnerstag hat Trump – haben also die USA – Israels Souveränität über die Golan-Höhen anerkannt. Zusammen mit seiner Anerkennung von Jerusalem als Israels Hauptstadt und seiner Iran-Politik wird die Strategie erkennbar. Ausgangspunkt der Trump-Strategie ist die Anerkennung der Wirklichkeit als Wirklichkeit. Im zweiten Schritt will er offenbar die bestehende Wirklichkeit bewahren und festigen oder aber überwinden. Darin unterscheidet sich Trumps Denken und Handeln fundamental vom deutschen und westeuropäischen."
Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.
Exakt heute vor vierzig Jahren reichten sich in Washington Ägyptens Präsident Sadat und der israelische Ministerpräsident Begin die Hand. Nach der Revolution im Iran sicher eines der einschneidenden Ereignisse des Jahrs 1979 im Nahen Osten. Zwar war der Friedensschluß zwischen Israel und Ägypten ein "kalter Frieden", den Sadat schließlich mit dem Leben bezahlte, aber er hat gehalten, bis heute. Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG und der österreichische STANDARD erinnern an jene Tage, an die Folgen des Abkommens und seine Bedeutung für heute: "Camp-David-Abkommen: Alte Feinde, pragmatisch verbündet".
Die Links dazu in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.
"Während der jüngste Raketenbeschuss den Wahlkampf in Israel beherrscht und Spekulationen über einen neuen Gaza-Krieg auslöst, tobt Tausende Kilometer entfernt eine ideologische Schlacht um das Land. In den USA tragen die militärischen, aber vor allem die ideologischen Spannungen zu einer Eskalation zwischen den politischen Parteien, vor allem aber unter den US-Demokraten selbst bei. Im Zentrum der Auseinandersetzung stehen zwei Fragen: Wer eigentlich steht bedingungslos an der Seite Israels? Und darf man Israel kritisieren, ohne gleich als antisemitisch zu gelten?"
Stefan Kornelius berichtet in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG über den seit Wochen tobenden Kampf unter den US-Demokraten über die Nahost-Politik: "Jede Seite wittert Verrat".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
Die 2:4-Niederlage in der EM-Qualifikation gegen Israel hat bei Österreichs Fußball-Teamspielern nicht nur Enttäuschung, Ärger und Scham hervorgerufen. Es herrschte auch ein gewisses Gefühl der Verwunderung darüber, wie man am Sonntag in Haifa als Weltranglisten-23. derart lasch in eine Blamage gegen den 92. im FIFA-Ranking stolpern konnte. In Israel dagegen herrschte Euphorie. Regierungschef Benjamin Netanjahu rief sogar den dreifachen Torschützen Eran Zahavi aus den USA an, um ihm zu gratulieren. „Es war großartig“, sagte Netanjahu. „Ihr habt Israel einen Riesensieg beschert, es war ein Erfolg für jeden von euch, aber auch eine nationale Errungenschaft.“ Im österreichischen STANDARD macht der israelische Soziologe auf einen anderen Aspekt aufmerksam, der einmal mehr die politische Relevanz des Fussballs verdeutlicht: Seit der der österreichische Trainer der israelischen Nationalmannschaft Herzog die Mannschaft trainiere, "spielen mehr Nichtjuden in der Nationalmannschaft des jüdischen Staates denn je zuvor. Manchmal waren es sechs, mit einem nichtjüdischen Kapitän, am Sonntag waren es vier: zwei arabische Spieler, darunter der Star von Red Bull Salzburg, Munas Dabbur, sowie ein tscherkessischer und ein drusischer Fußballer." Vor diesem Hintergrund bemerkt er:
"Kann es sein, dass der Österreicher Herzog mit seinem israelischen Team das jüdische Selbstverständnis Israels untergräbt, und das in einer Zeit, wo die Regierungspartei als Wahlkampftaktik Angriffe auf die arabischen Bürger Israels für vollkommen legitim hält? Heute leben auf israelischem Gebiet etwa 1,7 Millionen Araber und stellen 21 Prozent der israelischen Staatsbürger. Und Staatsbürgerschaft bedeutet doch eigentlich formal gesehen Gleichheit. Das israelische Nationalstaatsgesetz, im Juli 2018 verabschiedet, stellt das infrage. Herzog hat die Mannschaft drei Monate später übernommen. Hat ihm niemand von diesem Gesetz erzählt? In seiner ruhigen Art lässt er sich nicht auf politische Fragen ein. Er spricht Fußball und nur Fußball. Und der Erfolg gibt ihm recht. Solange die Mannschaft gut spielen wird, kann der österreichische Herzog sich über die israelische ethnische Politik stellen."
Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
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Rafi Eitan war der Chef der israelischen Geheimdienst-Truppe, die 1960 zur Festnahme von Adolf Eichmann führte, dem Organisator des Holocaust. Nun ist der legendäre Nazi-Jäger im Alter von 92 Jahren gestorben. Politiker, allen voran Premier Benjamin Netanjahu, betrauerten den schillernden Mossad-Agenten als „Helden Israels“. U.a. Gil Yaron und Alexandra Föderl-Schmid erinnern in Nachrufen in der WELT und SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG an "Israels berühmtesten Spion" und seine legendäre Eichmann-Festnahme: "Der beste Mann des Mossad".
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Auf gut 1.000 Seiten hat der Jurist Paulus van Husen seine Erinnerungen festgehalten. Sie reichen vom Kaiserreich bis zur Nachkriegszeit. Vor allem aber zeigen Sie einen überzeugten Katholiken, der aktiv gegen das NS-Regime Widerstand geleistet hat. 1891 geboren, in einem tief religiösen Elternhaus in Münster aufgewachsen, ist er ab 1934 Richter am Oberverwaltungsgericht in Berlin und nutzt den juristischen Spielraum seines Amtes, etwa um bedrängten Juden zu helfen, die unter den von den Nazis eingeführten so genannten Judensteuern leiden. Oder er versucht, klösterliche und kirchliche Einrichtungen zu retten, die die Nazis beschlagnahmen wollen. Im DEUTSCHLANDRADIO erinnert Marie Wildermann an den vergessenen Mann des Widerstands: "Katholiken kontra Nazis".
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„Asozial", „Bombenwetter", „entartet" oder „Volk" - nicht wenige deutsche Begriffe sind im öffentlichen Sprachgebrauch verpönt, weil sie mit der ideologisch und propagandistisch aufgeladenen Rhetorik der Nationalsozialisten in Verbindung gebracht werden. Trotzdem tauchen sie gelegentlich in unserer Alltagssprache auf. Spätestens aber seit in der aufgeheizten politischen Debatte verstärkt sprachliche Grenzen ausgereizt und Tabus gebrochen werden, stellt sich wieder die Frage, welche Wörter man benutzen darf, ohne an die NS-Ideologie anzuknüpfen. Vor diesem Hintergrund hat sich der Journalist, Historiker und Linguist Matthias Heine mit der Sprache der Nazis auseinander gesetzt und geht dazu konkret auf etwa 80 Begriffe in seinem soeben erschienen Buch "Verbrannte Wörter" näher ein. Manche, etwa „Eintopf", dürften dabei überraschen. Umgekehrt zeigt sich, dass nicht alles in die Nazi-Schublade gehört, was wir dort hineingepackt hätten. Informativ und anschaulich bietet Heines Buch wertvolle Orientierung auf einem heiklen Terrain. DEUTSCHLANDRADIO hat mit ihm ein längeres Gespräch geführt. Zu den überraschenden Worten, die nach Heine eindeutig als NS-Begriff zu qualifizieren sind, gehört auch der auf den ersten Blick harmlos klingende Begriff "Aktion". Dazu erläutert Heine:
"'Aktion' war eine der zentralen Vokabeln der NS-Sprache. Das gab es natürlich schon vorher, aber es hat wirklich in der NS-Sprache dann eine besondere Bedeutung, häufig im Zusammenhang mit „Aktionen gegen...“ Leute, die umzubringen waren – also Juden, Behinderte – wurde es oft gebraucht, auch aber im Zusammenhang für Mobilisierung der Volksgenossen, um einen anderen Begriff zu gebrauchen. Also das geht dann hin bis zur „Aktion ‚Weihnachtsbilder malen für die Front‘“. Diese harmlose Bedeutung hatte es auch. Man kann es natürlich weiter benutzen. Das geht ja bis hin zu dezidiert Umwertungen. „Aktion Sühnezeichen“, eine gesellschaftliche Affäre, die sich ausdrücklich mit der Wiedergutmachung für den Nationalsozialismus befasst, nennt sich so. Es gibt die „Aktion Mensch“, früher „Aktion Sorgenkind“, die sich für Behinderte einsetzt. Es entbehrt nur nicht einer gewissen Ironie, dass diese Sachen mit einem Begriff bezeichnet werden, der in der NS-Zeit genau das Gegenteil bedeutete. Deswegen will ich das aber nicht verdammen. Wörter können auch wieder leergespült werden. Es schadet aber nicht zu wissen, dass es diese Bedeutung in der NS-Zeit hatte. Es geht auch bei mir vor allen Dingen um Aufklärung, um Neugier. Ich finde es auch einfach interessant, das zu wissen."
Der Link zum lesenswerten Interview in der Rubrik VERGANGENHEIT...
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Zuletzt im Februar machte Alain Finkielkraut (69), jüdisch-französischer Philosoph und Schriftsteller, Schlagzeilen, als er am Rande einer Gelbwesten-Demonstration in Paris antisemitisch beschimpft wurde. Am 25. März 2016 hatten die beiden Filmemacher Joachim Schroeder und Sophie Hafner für ihren Dokumentarfilm "Auserwählt und ausgegrenzt: Der Hass auf Juden in Europa" vor laufender Kamera ein 45-minütiges Interview mit Finkielkraut geführt, in dem sie mit ihm über neue Formen des Antisemitismus, insbesondere in Frankreich, sprachen. Das Gespräch fand keinen Eingang in den Film und wurde bislang nicht veröffentlicht. Nun hat es das schweizer Portal AUDIATUR erstmals dokumentiert. In einer der Fragen ging es auch darum, dass die politische Linke Israel als Nationalstaat vom Standpunkt modernen Denkens gesehen für "anachronistisch" halte. Finkielkraut bemerkt dazu, diese Argumentation reiche bis zum Neuen Testament zurück, wo es heisse, Israel habe seine Mission erfüllt. Im Interview erläutert er diese Verbindung zwischen christlichem Antijudaismus und dem modernen Antisemitismus der Linken wie folgt:
"Ich merke an, dass einige Vertreter der neuen radikalen Linke ihre Inspiration ausdrücklich aus den Briefen des Paulus zieht. Einer von ihnen, Alain Badiou, hat ein Buch zu Ehren des heiligen Paulus geschrieben. Die frohe Botschaft des Paulus ist gerade die, dass er eine weltumspannende Botschaft verbreitet hat, dass er die Verbindung des Fleisches durch eine Verbindung des Geistes abgelöst hat. Der Vorwurf, der den Juden in den Anfängen durch die Christenheit gemacht wurde, war eben der, dass sie auf ihrer Besonderheit beharren wollten zu einer Zeit, als Christus das Wort Gottes allen zugänglich machen wollte. 2004 habe ich mit grossem Interesse einen Artikel von Tony Judt [einem 2010 verstorbenen britisch-amerikanischen Historiker; Anm. d. Red.] gelesen, in dem er erklärt, dass Israel ein Anachronismus sei, da wir ja mehr und mehr in einer Welt ohne Grenzen lebten; in dieser Situation versteiften sich die Israelis darauf, ein ethnisches Staatsmodell zu verteidigen und zögen sich auf die nationale Ebene zurück. Das ist so, als würde man noch einmal auf säkulare Art die Eröffnungsszene des Christentums nachspielen: Eine neue Welt entsteht, aber die Juden lehnen sie von vornherein ab und wollen um jeden Preis bleiben, was sie sind."
Der Link zum vollständigen Interview in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
„Der alltägliche Antisemitismus ist nie verschwunden. Sie werden fast keine jüdische Familie finden, die nicht irgendwann mal solche Erfahrungen gemacht hat, im beruflichen Umfeld, im weiteren Bekanntenkreis, Situationen, wo dann plötzlich Äußerungen kommen, die man nicht erwartet hat und die dann verletzend sind. Oder noch schlimmer: In der Schule, wenn dann Kinder ausgegrenzt werden durch antisemitische Äußerungen.“
So sagt es Jan Mühlstein, Vorsitzender von Beth Shalom, in einer Reportage von Thies Marsen für DEUTSCHLANDRADIO über den Antisemitismus in Bayern. Rund 17.500 Mitglieder zählen die 13 jüdischen Gemeinden in Bayern – das sind nicht einmal anderthalb Promille der Gesamtbevölkerung. Und dennoch kann eine so kleine Bevölkerungsgruppe nicht einfach unbehelligt vor sich hin leben und wird regelmäßig mit Hass überzogen: "Beten unter Polizeischutz".
Der Link zur Reportage in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Nationalismus, Rechtspopulismus und Fremdenfeindlichkeit haben Konjunktur. Vier Historiker aus Jena, unter ihnen Norbert Frei, versuchen in der gemeinsam vorgelegten Publikation "Zur rechten Zeit. Wider die Rückkehr des Nationalismus" Deutschlands trübe Seiten zu erklären. Sie beginnen damit 1945 und liefern einen kompakten Überblick, woher der vermeintliche neue Rechtsruck kommt und zeigen auf, dass AfD und Pegida nicht aus dem Nichts entstanden sind. SÜDDEUTSCHE ZEITUNG und DEUTSCHLANDRADIO stellen das Buch näher vor: "Das rechte Kontinuum".
Die Links dazu in der Rubrik RECHTSEXTREMISMUS.
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Ingolf evangelische Theologe Ingolf Dalferth lehrt in den Vereinigten Staaten, genauer an der Claremont Graduate University in Kalifornien. Er ist eigentlich schon emeritiert, knapp über 70 Jahre alt, aber er kann es nicht lassen. Rund zehn Jahre US-Erfahrung haben ihn dabei stark geprägt - vor allem auch im Blick darauf, wie sich Religion und Religiosität in den USA von denen in Europa unterscheiden. Er beobachtet in den USA eine „unglaubliche religiöse Pluralität“, die er für die Weltgesellschaft für wegweisend hält. In den USA würden Menschen zunehmend ihre religiöse Zugehörigkeit ändern – auf eine „undramatische Weise“. Zu diesem Zerfließen der Religionsidentitäten führt er im Interview mit DEUTSCHLANDRADIO aus:
"Sie werden in einer ganz anderen Weise als bei uns zu Optionen. Man verändert sich mit Gründungen von Familien, mit Veränderungen im Berufsfeld. Ich habe Studierende, die innerhalb von den sechs, sieben Jahren, in denen ich sie kenne, schon zweimal ihre religiöse Zugehörigkeit geändert haben, die also von Evangelikalen zu Anglikanern wurden und jetzt Orthodoxe sind – oder die aus einer buddhistischen Tradition kommen und jetzt Christen geworden sind. Und das Umgekehrte – die Christen waren und die Buddhisten sind oder beides geblieben sind. Das ist in einer viel undramatischeren Weise der Fall, als es bei uns zu sein pflegt."
Der Link zum Interview in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Sabine Balve ist eine deutsche “Global Campaignerin”, mit Wohnsitz in Dubai und Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Sie ist als Gründerin der globalen Initiativen World Leaders Forum Dubai und Global Tolerance Faces international bekannt und vielfach als Pionierin bei der Förderung der “Global Citizenship” für eine nachhaltige Welt in Frieden im Mittleren Osten ausgezeichnet. Nach vielen Auslandsreisen lebt und arbeitet sie seit nunmehr 13 Jahren in den Vereinigten Arabischen Emiraten. In einem längeren Essay für das Debattenmagazin THE EUROPEAN beschreibt sie ihre Erfahrungen als Christin in einem arabisch-muslimischen Land - Erfahrungen, die offenbar so ganz anders sind, als wir es gewöhnlich für diese Weltgegend annehmen. U.a. schreibt sie:
"Ich war zutiefst beeindruckt, dass ich als Christin und zudem als deutsche Frau, Witwe, und Geschäftsfrau nicht auf den erwarteten “islamischen” Widerstand traf, vor dem mich mein damaliges Büro und Freunde in Deutschland und Europa aber auch in Amerika gewarnt hatten. Die Warnungen erwiesen sich als unbegründete Vorurteile in den Emiraten. Die Vereinigten Emirate sind ein multikulturelles Land, ca. 15 % Einheimische und 85 % Ausländer, ungefähr 200 verschiedene Nationalitäten, sind hier ansässig. 76 Kirchen gibt es in den Emiraten und etwa 900.000 Katholiken. 2015 wurde in den Vereinigten Arabischen Emiraten ein Gesetz erlassen, das alle Formen der Diskriminierung aufgrund von Religion, Kaste, Glauben, Lehre, Rasse, Hautfarbe oder ethnischer Herkunft kriminalisiert."
Mit vielen Beispielen und Erlebnissen schildert sie, wie sie die Arabischen Emiraten als interreligiös offenes Land erlebt hat. Ihr Fazit lautet schließlich:
"Ich habe die Vereinigten Arabischen Emirate immer als multikulturell, tolerant und offen denkend erlebt, als ein Land das es durchaus verdient hat auf internationaler Ebene Vorbild zu sein."
Der Link zu ihrem Essay in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Für den israelischen Historiker Israel Yuval, Professor für jüdische Geschichte an der Hebräischen Universität Jerusalem, ist das heutige Judentum ohne das Christentum nicht denkbar. Die jüdische Religion sei historisch durch den Konflikt mit dem Christentum geformt, sagt der Professor für jüdische Geschichte - und kehrt dabei das uns vertraute Verhältnis kurzerhand auf den Kopf: "Der christliche Einfluss ist die DNA der jüdischen Religion, die historisch durch diesen Konflikt geformt wurde. Das Christentum ist in diesem Sinne die Mutter und das Judentum die Tochter, nicht umgekehrt". Den hunderte Jahre später entstandenen Talmud sieht er als eine Reaktion auf das Neue Testament und die Pessach-Hagadah betrachtet er als eine Polemik zu Ostern, wie er im Interview mit DOMRADIO erläutert: "Wer hat den Schlüssel zum Himmel?".
Der Link zum Interview in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
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Mark Belkin hat am jüdischen Gymnasium in Berlin sein Abitur gemacht, jetzt arbeitet er zwölf Monate in Ruanda in einem Jugendprojekt, bei dem es auch um die Aufarbeitung des Völkermords geht. Über seine Erfahrungen dort bloggt er seitdem. Die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG druckt einen Teil seiner Eindrücke ab, bei denen es vor allem um Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen dem Genozid in Ruanda und dem Holocaust geht - sowie im Umgang mit der Erinnerung an diese Verbrechen: "Kaddisch in Ruanda".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Einmal im Monat organisiert gibt es in der Synagoge Oranienburger Straße in Berlin einen sogenannten Regenbogen-Schabbat für transsexuelle Männer und Frauen, für Lesben, Schwule, Bisexuelle – kurz für "Queers", so der Oberbegriff. Erst kommt ein Schabbatsegen über Brot und Wein, der sogenannte Kiddusch mit einem Essen, dann ein Vortrag, ein Gespräch oder Referat zum Beispiel zur Geschichte von Lesben, Schwulen, Transsexuellen in deutschen Synagogen. Die Teilnehmer haben ein Bedürfnis, sich mit anderen jüdischen Queers auszutauschen, denn allzu oft seien jüdisches Leben und lesbisches, schwules oder Transgender-Leben getrennte Welten. Wie aber wird das Problem der Transsexualität aus jüdischer Sicht theologisch beurteilt? Während das liberale Judentum kein Problem mit Transsexualität hat, sehen die meisten orthodoxen Rabbiner darin einen Verstoß gegen göttliche Gebote. Doch eigentlich ist die Bibel beim Thema Transsexualität weniger eindeutig, als es zunächst scheint, erläutert Gerald Beyrodt in seinem informativen Beitrag für DEUTSCHLANDRADIO: "Transsexualität im Judentum".
Der Link zum Thema in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Alle sind sie untereinander und schicksalhaft mit dem ehemals roten Wedding verbunden, diesem ärmlichen Stadtteil in Berlin. Mit dem heruntergekommenen Haus dort in der Utrechter Straße. Leo, der nach 70 Jahren aus Israel nach Deutschland zurückkehrt, obwohl er das eigentlich nie wollte. Seine Enkelin Nira, die Amir liebt, der in Berlin einen Falafel-Imbiss eröffnet hat. Laila, die gar nicht weiß, dass ihre Sinti-Familie hier einst gewohnt hat. Und schließlich die alte Gertrud, die Leo und seinen Freund Manfred 1944 in ihrem Versteck auf dem Dachboden entdeckt, aber nicht verraten hat. Regina Scheer, die großartige Erzählerin deutscher Geschichte, hat die Leben ihrer Protagonisten zu einem literarischen Epos verwoben voller Wahrhaftigkeit und menschlicher Wärme: "Gott wohnt im Weddinig". Die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG und die BERLINER ZEITUNG stellen den Roman näher vor: "Gehen oder bleiben?".
Die Links dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
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In allen deutschen Bundesländern ist Christi Himmelfahrt ein gesetzlicher Feiertag. Doch kaum ein Mensch hat noch eine Ahnung, was der Hintergrund eines christlichen Gedenktages sein sollte, an dem Jesus auf einer Wolke in den Himmel aufsteigt. Wirklich umstritten ist dieser christliche Feiertag, den viele Gläubige wie Ungläubige entspannt verbringen, dennoch nicht. Dabei ist die Botschaft dieser Bibelgeschichte alles andere als entspannt, sondert birgt ein bemerkenswert politisches Provokationspotential, wie Kaja Wieczorek, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Neues/Altes Testament an der Universität Hamburg, in einem Essay für das theologische Portal FEINSCHWARZ erläutert: "Die Himmelfahrt Christi: politische Provokation?"
Der Link dazu in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.
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Amos Oz führte bis kurz vor seinem Tod Gespräche mit seiner Lektorin Shira Hadad über das Leben, die Liebe, den Eros, Kibbuzim, Israel, die Jugend, Religion, Politik, das Alter, das Schreiben und den Tod. Diese Gespräche liegen nun als Publikation vor: "Was ist ein Apfel?". Maria Ossowski hat den Band für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG gelesen: "Wehmut, Witz und Wollpullover".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.
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Drei Paare, drei Religionen und ein alles veränderndes Ereignis: Für eine heute Abend im TV zu sehende Filmreportage wurde ein jüdisches, ein christliches und ein muslimisches Paar bei dem großen Abenteuer begleitet, ein Kind zu bekommen. Sei es das Ausrufen des Namens in der Synagoge, das Haarescheren in der muslimischen Gemeinde oder die Taufe durch den evangelischen Pfarrer - den drei Paaren gibt ihr Glaube Kraft und Sicherheit, wie die Reportage deutlich macht: "Guter Hoffnung - Eltern werden in drei Religionen".
Mehr dazu in den FERNSEH-TIPPS.
Einen angenehmen Tag wünscht
Dr. Christoph Münz
redaktion@compass-infodienst.de
(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)
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