ACHTUNG
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Zwei ausführliche Beiträge in der ZEIT befassen sich mit der Situation im Gaza-Streifen. Zum einen warnt im Interview der Direktor des UN-Palästinenserhilfswerks (UNWRA) Matthias Schmale vor den Folgen, die die Streichung der finanziellen Hilfe für die Palästinenser durch die USA haben könnte befürchtet soziale Unruhen. In dem ausführlichen Interview spricht Schmale über die derzeitigen Lebensbedingungen in Gaza, äußert sich zur Hamas, deren innerpalästinensischem Bruderzwist mit der Fatah und zur Rolle der UNWRA. Auf die Frage, wie er den Friedensplan von Jared Kushner beurteilt, anwortet er:
"Es folgt dem bisherigen chaotischen Ansatz der Trump-Regierung. Nach dem Motto: Es kann nicht so weitergehen, also setzen wir alles ab, was bisher gemacht wurde. Dabei schlägt Kushner keine wirkliche Alternative vor, denn eine politische Lösung, mit der neben den Israelis auch die Palästinenser einverstanden sein könnten, hat er nicht."
Und zur Rolle Europas meint er:
"Die Europäer ... könnten politisch viel mehr Einfluss nehmen. Offenbar sind die Europäer aber zu sehr mit sich selbst beschäftigt, mit dem Brexit, Ungarn, dem Rechtsruck in Europa. Und vielleicht fürchten sie, dass sie zu wenig Rückhalt hätten, wenn sie jetzt das Israel-Palästina-Problem offen angehen würden. Den Preis für die fehlenden politischen Initiativen zahlen vor allem die Palästinenser, aber auch die Israelis."
Der zweite Beitrag zur Situation in Gaza ist eine sehr lange, eindrucksvolle und mit Fotos ergänzte Reportage von Andrea Backhaus, die sich insbesondere mit der Situation der palästinensischen Jugendlichen in Gaza beschäftigt. Sie scheinen von vielen Chancen abgeschnitten, finden aber dennoch Wege, die Grenzen zu überwinden. Backhaus hat mit jungen Palästinensern gesprochen, unter ihnen Anhänger und Gegner der Hamas, offen judenfeindliche umd moderate Jugendliche. In ihrer Reportage wird die Kluft deutlich, die die palästinensische Gesellschaft zur Zeit durchzieht: "Träume sterben nicht hinter dem Zaun".
Die Links zu Interview und Reportage in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.
Mustafa Barghouti wurde 1954 in Jerusalem geboren. 2005 erreichte er in der Wahl um die Nachfolge von Jassir Arafat als unabhängiger Kandidat Platz zwei hinter dem heutigen Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmud Abbas. Er ist Vorsitzender der Partei Palästinensische Nationale Initiative. Die TAZ führte nun mit ihm ein Interview, in dem Barghouti Israel und die USA dafür kritisiert, dass sie die Zweistaatenlösung faktisch nicht mehr verfolgen und warnt vor einem System der Segregation: „Ein-Staat-Lösung mit Apartheid“.
Der Link zum Interview in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.
Wenn sich Israelis und Palästinenser in Gesprächsgruppen treffen, ist dies eine Herausforderung mit vielen Hürden, bei der es äußere Widerstände – etwa Checkpoints – genauso wie innere zu überwinden gilt. Und es ist möglich: seit Jahren etwa treffen sich israelische und palästinensische Frauen, die alle Mitglieder der Organisation "Elternkreis-Familienforum" ("The Parents Circle") sind. Sie eint und spaltet die gleiche Erfahrung: Während des Nahostkonflikts haben sie Brüder, Schwestern, Ehemänner oder Kinder verloren, die bei einem Terroranschlag oder bei Kämpfen als Zivilisten oder Soldaten ums Leben kamen. Das mittlerweile sechste Dialogtreffen der Frauen hat Lissy Kaufmann für DEUTSCHLANDRADIO begleitet: "Leid und Tränen teilen".
Der Link zu ihrer lesenswerten Reportage in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.
Nach mehreren, zuletzt äußerst drastischen Fällen von Misshandlungen in privaten Kindertagesstätten haben Eltern für eine Überwachung der Kitas demonstriert, berichtet Susanne Brandes für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG. Das Problem in Israel sei, dass praktisch jeder eine private Kindertagesstätte eröffnen könne, ohne jegliche staatliche Prüfung oder Kontrolle. Dies müsse unbedingt geändert, Ausbildung und Training verbindlich werden. Das sei um so wichtiger, als dass lediglich 23 Prozent der Kinder unter drei Jahren in staatlich überwachten Einrichtungen seien: "Kinderbetreuung in der Kritik".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL INTERN.
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»Mit seinen Filmen wollte Artur Brauner nicht nur unterhalten, er nutzte das Medium Film auch, um die Zuschauer über das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte aufzuklären und seine eigenen Erlebnisse zu verarbeiten«, heißt es in einer Würdigung des Zentralrats der Juden anlässlich des Todes von Artur Brauner, der im Alter von 100 Jahren in Berlin gestorben ist. Bekannt und reich geworden mit Winnetou-Filmen und Monumental-Epen wie den Fritz-Lang-Abenteuern "Der Tiger von Eschnapur" und "Das indische Grabmal", war sein eigentliches Lebensthema der Holocaust. Brauner, der 49 Verwandte im Holocaust verlor und die Schoa versteckt in den Wäldern der Sowjetunion überlebte, lag vor allem die cineastische Aufarbeitung der Nazi-Zeit am Herzen, wie sie etwa im Film "Hitlerjunge Salomon" ihren Niederschlag fand. Zahlreiche Beiträge würdigen den "letzten Tycoon des deutschen Films" mit Nachrufen: "Er gab den Opfern Gesichter".
Die Links dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...
In den weitläufigen Archiven der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem befinden sich viele letzte Aufzeichnungen von Deportierten, in denen sie die Nachwelt dazu aufforderten, die Mörder des NS-Regimes nicht ungestraft davonkommen zu lassen und die Opfer zu rächen. Zutiefst verständlich und menschlich nachvollziehbar. Und dennoch blieben Vergeltungsakte von jüdischer Seite nach dem Krieg äußerst selten. Die Gründe dafür erläuterte der amerikanische Historiker Mark Roseman auf einer kürzlich stattgefundenen Tagung des Münchner NS-Dokumentationszentrums über Gewalt in der Nachkriegszeit. "Das Bemerkenswerteste an jüdischer Rache war ihr Fehlen", sagte er, wie Joachim Käppner in seinem Bericht über die Tagung in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG berichtet: "Unglaubliche Selbstbeherrschung".
Der Link zum Bericht in der Rubrik VERGANGENHEIT...
Die nationalsozialistische Propaganda gab seinen Tod als »Selbstmord« aus - doch tatsächlich war der angebliche Suizid von Erich Mühsam (1878-1934) in Wirklichkeit ein Mord: Der Schriftsteller wurde in der Nacht zum 10. Juli 1934 im KZ Oranienburg von der SS umgebracht. Der gewaltsame Tod des Anarchisten, der für das Ideal einer freien und herrschaftslosen Gesellschaft einstand, erregte vor 85 Jahren international großes Aufsehen und lenkte ebenso früh wie folgenlos den Blick auf den Terror der Nazis. Yvonne Jennerjahn erinnert im NEUEN DEUTSCHLAND an die Ermordung des Dichters und Anarchisten exakt vor 85 Jahren: "Sich fügen heißt lügen".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...
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Anklam im hohen Norden Deutschlands hat einen schlechten Ruf, gilt es doch als Neonazi-Hochburg. Vor fünf Wochen etwa, Ende Mai, hat die NPD bei der Wahl zur Stadtvertretung um stolze 10,6 Prozent zulegen können, nahezu unbemerkt vom Rest der Republik. Eine Partei, die im Geiste verwandt ist «mit dem historischen Nationalsozialismus», wie es im Verfassungsschutzbericht heisst, und deren Vorsitzende in der Vergangenheit dazu aufgerufen hatten, «Einfluss und Macht des Zentralrates der Juden» zu brechen. Und ausgerechnet dort hin, mitten nach Anklam, ist Yehudit Bachman, schweizerisch-israelische Jüdin, gezogen, um direkt neben der Zentrale der NPD einen Laden zu eröffnen. «Kauft bei Juden!», steht in ihrem Schaufenster. Sie sagt: «Ich muss den Nazis die Stirn bieten.» Christoph Reichmuth hat die mutige Frau besucht und schildert seine Eindrücke in der LUZERNER ZEITUNG: "Schalom, ihr Nazis!".
Der Link zur Reportage in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Inwiefern muss und kann speziell die Bildungspolitik angesichts eines greifbaren Anwachsens judenfeindlicher Aggression und Gewalt reagieren? Um diese Frage ging es am Dienstag bei der Podiumsdiskussion »Antisemitismus – Antisemitismuskritische Bildung – Herausforderungen für Universität und Gesellschaft« in der Alten Universität Würzburg. Eingeladen hatte das Institut für Evangelische Theologie und Religionspädagogik. Zu Gast waren u.a. Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, und Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Gisela Burger hat die Podiumsdiskussion für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG verfolgt: "Bildung gegen Hass".
Der Link zu ihrem Bericht in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Dass es in der arabischen Welt und unter Arabern im Exil einen weit verbreiteten Antisemitismus gibt, ist in den letzten Jahren häufig und teils kontrovers thematisiert worden. In einem Essay für DEUTSCHLANDRADIO geht der Autor und Islamwissenschaftler Stefan Weidner der Frage nach, wie der arabische Antisemitismus entstanden ist, aus welchen islamischen, christlichen und säkularen Quellen er sich speist und in welche globalen Konfliktlinien er sich heute einschreibt. Der Beitrag will nicht nur verdeutlichen, wie die aus diesem Diskurs gewonnenen Erkenntnisse dazu beitragen können, Antisemitismus und Rassismus einzudämmen, sondern auch die politischen Rahmenbedingungen erhellen und neue Lösungsstrategien für den Nahost-Konflikt aufzeigen: "Arabischer Antisemitismus im globalen Spannungsfeld".
Der Link zum Essay in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Jugendhelfer sollten sich deutlich stärker mit dem Thema Rechtsextremismus beschäftigen und dafür ausgebildet werden. Das ist eine der zentralen Forderungen von Experten beim ersten Studientag zum Thema „Rechtsextremismus“ an der Frankfurt University of Applied Sciences (UAS). „Es gibt deutschlandweit keine feste Verankerung in den Lehrplänen“, sagte Professor Nikolaus Meyer von der privaten Hochschule IUBH, der den Studientag mit organisiert hatte. „Die Neue Rechte, das sind keine Dummköpfe, sondern wir haben es mit einer neuen historischen Figur zu tun, dem Rechtsintellektuellen“, sagte der Publizist und Erziehungswissenschaftler Micha Brumlik zur Eröffnung der Veranstaltung. Es sei wichtig, sich früh mit den Lebenswelten von Rechtsextremen auseinanderzusetzen. Maike Verlaat hat den Studientag für die FAZ beobachtet: "Rechtsextremismus fehlt in Lehrplänen".
Der Link zu ihrem Bericht in der Rubrik RECHTSEXTREMISMUS.
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Linda Sarsour ist eine bekannte politische Aktivistin in den USA. Von 2005 bis Februar 2017 war sie Vorsitzende der Arab American Association of New York (AAANY). Sarsour wurde 1980 als ältestes von sieben Kindern in Brooklyn, New York, geboren. Ihre Eltern waren in den späten 1970er Jahren aus al-Bireh (Westjordanland) in die USA eingewandert. Ihr bürgerrechtlerisches Engagement in New York City setzte in Folge der islamistischen Terroranschläge am 11. September 2001 ein und schlug sich bald in landesweiten Aktivitäten nieder, für die sie u.a. 2011 vom Weißen Haus unter US-Präsident Barack Obama als "Champion of Change" („Heldin des Wandels“) ausgezeichnet wurde. Das ist die eine Seite von Sarsour. Dem gegenüber stehen immer wieder antisermitische und antizionistische Aussagen, die bar aller historischen, soziologischen und religionswissenschaftlichen Fakten sind. Ihre jüngste Entgleisung schlug sich in einem Twitter-Post am 5. Juli 2019 nieder, in dem es wörtlich heißt: „Jesus war ein Palästinenser aus Nazareth und er wird im Koran als braun/bronze farbiger Mann mit wolligem Haar beschrieben.“ Die Religionswissenschaftlerin Tina Adcock, der derzeit an der Tel Aviv University ihre Master-Arbeit schreibt, setzt sich in einem Beitrag für das schweizer Portal AUDIATUR mit diesem hanebüchenen Tweet auseinander: "Linda Sarsour und der palästinensische Jesus".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
"Jesuiten im Dialog mit Juden und dem Judentum" lautete eine Tagung in Paris, an dem auch der Provinzial der Schweizer Jesuiten, Christian Rutishauser, teilgenommen hat. Im Interview mit KATH.ch erklärt er, wo der jüdisch-christliche Dialog nach der Kontroverse um den Aufsatz von Benedikt XVI. steht, wie sich das Judentum verändert und warum er findet, dass dieses in der Theologen-Ausbildung zu kurz komme. Dazu sagt er beispielsweise:
"Das Judentum hat im Theologie-Studium ein viel zu geringes Gewicht. In der Predigt fristet das Alte Testament gegenüber dem Neuen Testament immer noch ein Schattendasein. Im Kirchenvolk ist zudem ein unterschwelliger Markionismus nach wie vor dominant: Das Alte Testament gilt als minderwertiger Bibeltext und der Gott des Alten Testaments wird als Gott der Strenge oder Rache dem Gott Jesu entgegenstellt. Es gilt jedoch den Eigenwert der jüdischen Bibel anzuerkennen und zu verstehen, dass das Judentum nicht museal verstanden wird – wie es im Alten Testament verhandelt wurde. Viele verkennen, dass die jüdische Geschichte weitergegangen ist und wir heute ein lebendiges Judentum mit unterschiedlichen Traditionen haben."
Der Link zum ganzen Interview in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
In Diskussionen um den Islam hierzulande geht es immer wieder auch um die Rolle der Imame. Sie sollen mehr oder nur Deutsch sprechen und predigen, sollen nicht mehr aus dem Ausland „importiert“ werden und am besten nur noch in Deutschland ausgebildet werden. Gleichwohl dürfte der Großteil der deutschen Bevölkerung vermutlich noch nie einen Imam persönlich getroffen haben - und wahrscheinlich auch nicht wissen, was genau denn die Aufgaben eines Imams sind. Ferid Heider, der Arabistik studiert hat und seit über 10 Jahren als Imam in vielen Moscheen und Organisationen aktiv war, erläutert in einem Beitrag für ISLAMiq, was es heißt, Imam einer Gemeinde zu sein: "Der Imam - wer bin ich, was mache ich?".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
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Das friedliche Nebeneinander unterschiedlicher Gottesdienst-Formen ist in der jüdischen Welt immer noch die Ausnahme: Meist beten Gemeinden entweder orthodox oder liberal. Aber die sogenannte Limmud-Bewegung hat es sich zum Ziel gesetzt, jüdische Gegensätze unter einem Dach zu versammeln: die Orthodoxen, die Transgender, die Liberalen, die Feministinnen, die Traditionellen, die Frommen, die religiös Desinteressierten, die Säkularen. So geschehen vor einigen Tagen in Mannheim. Für DEUTSCHLANDRADIO war Gerald Beyrodt mit vor Ort: "Gegensätze unter einem Dach".
Der Link zu seinem Bericht in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Streng gläubiger Jude und Stand-up-Comedian – das scheinen zwei Welten zu sein, die nicht zueinander passen. Hier ein starres Regelwerk, da das bunte Showbusiness. Aber Ashley Blaker, ein Comedian aus London, bringt genau das zusammen: Er macht Witze über sein Leben als orthodoxer Jude. Ada von der Decken porträtiert den jüdischen Commedian in einem Beitrag für Deutschlandradio. Zu seinem Selbstverständnis als orthodoxer Komiker sagt er:
„Ich nehme mich selbst nicht allzu ernst. Ich erkenne in meinem Alltag viele – wenn ich das so sagen darf – Absurditäten. Und manchmal denke ich: Unser frommes Leben ist doch verrückt, warum machen wir das? Aber darüber kann man auch lachen. Für mich ist das Selbsterkenntnis.“
Der Link zum Porträt in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Nach mehreren großen Auswanderungswellen hat sich die Anzahl der im Iran lebenden Juden inzwischen stabilisiert. Israelischen Statistiken zufolge migrierten von 2002 bis 2010 insgesamt 1.100 Juden nach Israel. Den Verbliebenen bietet sich eine überraschend positive Perspektive. Sie sind als Minderheit anerkannt, haben einen festen Sitz im Parlament und genießen "innere Freiheit", zumindest was ihre Religionsausübung angeht. Sie haben eigene Metzgereien, ihre Rabbis führen Hochzeiten durch, und die Gemeinde darf für den Schabbat ihren eigenen Wein herstellen und konsumieren. Und das, obwohl im Iran Alkohol sonst streng verboten ist. Um das Leben der größten jüdischen Gemeinde in der muslimischen Welt kennenzulernen, hat Jan Schneider für QANTARA die jüdische Familie Musazadeh in Teheran besucht und den Schabbat mit ihnen gefeiert: "Schabbat in der Islamischen Republik".
Der Link zu seiner Reportage in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Orgel und jüdische Tradition – auf den ersten Blick passt das eigentlich nicht zusammen. »Und ob«, sagt Andor Izsák, der als Professor seit Jahrzehnten auf der ganzen Welt Synagogenorgeln sammelt – oder das, was die Nazis davon übrig gelassen haben. Fast ein Leben lang hat sich Izsák dieser Aufgabe verschrieben. Im Interview mit der JDÜISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG berichtet der Musikwissenschaftler über sein Sammeln von Orgeln, spricht über seinen 75. Geburtstag und über Yehudi Menuhin. Auf die Frage, wie er als Kind orthodoxer Eltern überhaupt zur Orgel gekommen sei, erzählt er:
"Das ist eine unglaubliche Geschichte. Mit neun oder zehn Jahren nahmen mich meine Eltern ins Kino mit, wo es einen Film über den Dirigenten Roberto Benzi gab. Er war als Kind fasziniert von einer Kirchenorgel, die der alte Pfarrer spielte. Ich war hingerissen und habe den Film mehrfach angesehen. Dann kam eine Frau, die im Geheimen Nonne war. Das war im kommunistischen Ungarn verboten. Sie nahm mich mit in eine katholische Kirche und fragte den Organisten, ob ich etwas spielen dürfe. Ich kam mit den Füßen noch nicht an die Pedale, aber ich habe gespielt und gesagt: Das ist mein Leitmotiv, das mich mein Leben lang begleiten wird."
Der Link zum Interview in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
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In einem langen Essay für die FAZ befasst sich Franz-Xaver Kaufmann, der Sozialpolitik und Soziologie an der Universität Bielefeld lehrt, mit der drohenden Entfremdung der Kirchen von ihren Gläubigen. In den Mittelpunkt seiner Ausführungen stellt er den Begriff des "Klerikalismus", dessen historische Genese er schildert bis hin zur jüngsten Kritik des Papstes am Klerkikalismus. Insbesondere am Beispiel des Mißbrauchsskandals buchstabiert Kaufmann die Probleme der gegenwärtigen Kirche und schreibt u.a.:
"In ihrem antimodernistischen Abwehrkampf hat die Kirche auf die Loyalität klerikaler Hierarchien gesetzt und sich der Moderne entfremdet. Zunehmend droht die Gefahr, dass sie sich auch ihren Gläubigen entfremdet – der sexuelle Missbrauch und vor allem dessen lang anhaltende systematische Vertuschung wirken wie Brandbeschleuniger."
Der Link zum Essay in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.
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Ein prominenter Benediktinermönch und ein prominenter muslimischer Religionsphilosoph schreiben gemeinsam ein Buch: „Im Herzen der Spiritualität“. Anselm Grün und Milad Karimi wollen zeigen, wie sich Muslime und Christen begegnen können. „Dieses Buch kann helfen“, meint Andreas Main, der das Dialog-Buch für DEUTSCHLANDRADIO gelesen hat: "Zwei Mystiker begegnen sich".
unser Rezensent.
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.
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Die 73-jährige Anwältin Lea Tsemel verteidigt in Israel trotz schwerer Angriffe aus dem eigenen Land noch immer als Terroristen beschuldigte Palästinenser und tritt dabei für die Unschuldsvermutung ein. Die jüdische Anwältin kämpft seit 50 Jahren für palästinensische Straftäter, die in Israel keine Stimme haben. Ihren Gegnern gilt sie deshalb nicht selten als Verbündete des Teufels. Heute Abend im TV ist ein Dokumentarfilm über ihr Leben und ihre Arbeit zu sehen "Lea Tsemel, Anwältin". Die Dokumentarfilmer Rachel Leah Jones und Philippe Bellaiche begleiteten Lea Tsemel ein Jahr lang im Kampf für einen 13-jährigen palästinensischen Jungen und fragen danach, welch hohen Preis die Anwältin für sich und ihr Familienleben bezahlt. Historisches und privates Archivmaterial seit dem Sechstagekrieg 1967 zeichnen aber auch den beruflichen Werdegang parallel zu dem Geschehen um Ahmads Prozess nach.
Mehr dazu in den den FERNSEH-TIPPS.
Einen angenehmen Tag wünscht
Dr. Christoph Münz
redaktion@compass-infodienst.de
(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)
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