ACHTUNG
Guten Tag!
In Israel ist man nach den Wahlen mehr oder weniger dort gelandet, wo man auch vor den Wahlen schon war: Patt zwischen den beiden großen politischen Blöcken. Einerseits. Andererseits - und damit beschäftigen sich nahezu alle Kommentatoren in ihren Überlegungen zum Ausgang der israelischen Parlamentswahlen - andererseits demonstriert das Wahlergebnis, dass die Rechnung des amtierenden Regierungschefs Netanyahu nicht aufgegangen ist, denn in der bisherigen Konstellation kann er nicht weiterregieren. Und so interpretieren die meisten Stimmen die derzeitige Lage als den "Anfang vom Ende der Ära Netanjahu" (FRANKFURTER RUNDSCHAU). Im TAGESSPIEGEL formuliert es Christian Böhme so:
"Benjamin Netanjahu hat sich verzockt. Das ist ungewöhnlich für einen Mann, der sich wie wenige andere darauf versteht, mit Macht zu taktieren, seine politischen Gegner gegeneinander auszuspielen und Konkurrenten geschickt ins Aus zu manövrieren. Und das stets zum eigenen Vorteil. Doch dieses Mal hat ihn sein Instinkt im Stich gelassen."
In einer möglichen künftigen Regierung ohne Netanyahu sehen viele eine dringend erwünschte Chance. So kommentiert Stefan Kornelius in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG:
"In Israel selbst würde der Wechsel hin zu Oppositionsführer Benny Gantz eine Befreiung von der bleiernen, vergifteten Atmosphäre des Populisten und Demagogen Netanjahu bedeuten. Nicht erst in diesem Wahlkampf, sondern schon seit Jahren polarisiert Netanjahu mit seinem steroidgeschwängerten Weltbild und seiner Ignoranz für Recht und Ausgleich Israels Gesellschaft. Immer mehr entwickelte er sich zu einem autoritären Machthaber, der die demokratische DNA Israels deformierte und den säkularen Staat in einen religiösen Machtapparat verwandelte."
Und ähnlich auch der langjährige Israel-Korrespondent der ARD, Richard C. Schneider, in seinem Kommentar in der ZEIT:
"Wenn sich also das vorläufige Ergebnis bewahrheitet, dann hat Israel diesmal auf Netanjahus Wahlkampf mit einem Nein reagiert: Nein zum antiarabischen Rassismus, nein zur antiliberalen, demokratiefeindlichen Demagogie, nein zur Orthodoxie, nein zur Korruption, nein zu sozialen Verwerfungen eines Landes, in dem die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden. Und nein zu einem Premierminister, dem eine Anklage wegen Korruption und damit eine mehrjährige Haftstrafe droht."
Was mithin als Chance für die israelische Gesellschaft erhofft wird, bedeutet jedoch auf der anderen Seite keineswegs auch eine Chance für den israelisch-palästinensischen Konflikt. Darauf weist beispielsweise Ulrich Schmid in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG hin:
"Auch wenn es zu einem Machtwechsel kommt: Einen fundamentalen aussenpolitischen Kurswechsel wird es nicht geben. ... Im Umgang mit den Palästinensern bliebe wohl fast alles beim Alten. Blau-Weiss spricht zwar vage vom Frieden, doch der Weg dorthin liegt im Dunkeln. Lieberman wollte härter gegen die Hamas vorgehen als Netanyahu. Auch unter Gantz bliebe das Jordantal unter israelischer Kontrolle und Jerusalem die ungeteilte Hauptstadt Israels. Von Iran und dem Hizbullah schliesslich liesse sich auch eine neue Regierung nichts bieten. Israels Linke haben mehr Kriege geführt als die Rechten, Wehrhaftigkeit ist keine Parteifrage. Und Gantz will sich ganz gewiss nicht den Vorwurf einhandeln, in Sicherheitsfragen hinter Netanyahu zurückzustehen."
Links zu Berichten, Kommentaren und Intervies zum Ausgang der Wahlen in Israel in der Rubrik ISRAEL INTERN.
Tom Gross ist einer der einflussreichsten Journalisten, wenn es um den Nahen und Mittleren Osten geht - auch wenn er vermutlich kaum jemandem hierzulande bekannt ist. "Wer im Nahen und Mittleren Osten etwas zu sagen hat, liest seinen Newsletter: Politiker, Geheimdienstleute, Diplomaten, Medientypen. Seine Mails, die in unregelmäßigen Abständen eintreffen, sind immer eine Art Wundertüte", so Alan Posener in einem Porträt des Journalisten, der als Jude keinen leichten Stand hat, in der WELT: "Ein Linker im Kampf gegen linke Lebenslügen".
Der Link zum Porträt in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.
Jannis Hagmann von der TAZ hat kürzlich an einer Pressereise teilgenommen, die unter dem Motto „Jüdisch-Arabische Koexistenz in Israel“ stand. Eingeladen hatte zu der Reise die „Europe Israel Press Association“ (EIPA), eine kleine Lobbygruppe aus Brüssel mit Außenstellen in Paris, Berlin, London und Rom. Insgesamt 19 Journalisten aus ganz Europa, von Polen bis nach Portugal, nahmen teil, darunter einige Journalisten, die bereits Erfahrung im Nahen Osten gesammelt haben, aber für die meisten war es der erste Besuch in der Region. Hagmann schildert eindrucksvoll einige zentrale Punkte des Besuchsprogramms, aber sein Fazit fällt insgesamt ernüchternd und sehr kritisch aus:
"Auf der EIPA-Pressereise wird aus dem Nahostkonflikt mit seinen vielschichtigen Konfliktdimensionen und seinen miteinander konkurrierenden Narrativen ein simples Gut gegen Böse. Ein Nebeneinander unterschiedlicher historischer Erfahrungen, das auch jene der palästinensischen Bevölkerung einschließt, wird nicht zugelassen, ein alternatives Narrativ nicht anerkannt (Jabari bleibt tatsächlich unser einziger palästinensischer Gesprächspartner aus der Westbank). Das Wort Militärbesatzung fällt vonseiten unserer Reiseleiter kein einziges Mal. Von Menschenrechten ist im offiziellen Rahmen der Reise nicht die Rede."
Der Link zum Reisebericht in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
In Israel waren ihre Bücher über den Holocaust Bestseller, aber seitdem Lizzie Doron auch die Besatzung thematisiert, findet sie keinen israelischen Verleger mehr. Mit der JUNGLE WORLD sprach sie kürzlich über den Schatten des Holocaust, den Boykott israelischer Schriftsteller durch BDS und die Kraft einer israelisch-palästinensischen Freundschaft. Auf die Frage, ob denn auch die israelische Leserschaft kein Interesse am Besatzungsthema und seinen Auswirkungen auf den Alltag habe, antwortet sie:
"Mir wurde gesagt, es sei weder die richtige Zeit noch das richtige Thema. Niemand interessiert sich dafür, dass der Feind eine Rolle in unserem Alltag spielt. Wir sind mehr mit anderen Problemen, unseren Ängsten, Traumata und Erinnerungen beschäftigt und dem tiefen Glauben, dass jeder die Juden hasst. Es ist sehr zynisch, das zu sagen, aber wir feiern gewissermaßen unsere Opferrolle. Wir versuchen, unser Verhalten, die Besatzung, den Hass zu rechtfertigen – wofür wir allerdings sehr gute Gründe haben. Wir lassen uns von diesem Narrativ leiten und sind gegenüber alternativen Narrationen, die unsere Gefühle oder unsere Rechtfertigung verändern könnten, nicht offen genug."
Der Link zum Interview in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
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In der Ukraine spielt der Holocaust bislang kaum eine Rolle in der Gedenkkultur. Dabei wurden 1,5 Millionen Juden auf dem Gebiet der heutigen Ukraine von den Nazis ermordet. Unzählige Massengräber sind bis heute unmarkiert und ungeschützt. Der „Holocaust durch Kugeln“ – in den Ländern Osteuropas, wo er stattfand, aber auch in Deutschland, dem Land der Täter, ist er noch immer wenig bekannt. Das soll sich nun ändern: Das deutsch-ukrainische Projekt „Erinnerung bewahren“ erforscht jetzt diese vergessenen Orte und wandelt sie in Gedenkstätten um, wie Lorenz Hoffmann und Lars Meyer für DEUTSCHLANDRADIO berichten: "Neue Holocaust-Gedenkstätten in der Ukraine".
Der Link zum Bericht in der Rubrik VERGANGENHEIT...
Es ist eine fast vergessene Geschichte, wie sich zwei Menschen ein Herz fassten und im untergründigen Protest gegen die Nazis ihr Leben riskierten. Bis zur Entdeckung der Gruppe – von der Gestapo »Rote Kapelle« genannt – im Sommer 1942 vereinen Harro und Libertas über 150 meist junge, häufig künstlerisch veranlagte Menschen, wobei Frauen mit 40 Prozent stark repräsentiert sind – eine Besonderheit im deutschen Widerstand. Unterstützung für jüdische Freunde, geheim verbreitete Flugschriften, eine spektakuläre Zettelklebeaktion im Herzen Berlins sowie die Weitergabe militärischer Informationen aus Harros Dienststelle, dem Reichsluftfahrtministerium, an die Alliierten gehören zu ihren zahlreichen, brandgefährlichen Aktionen. Norman Ohler hat nun einen Roman über die Widerstandsgruppe geschrieben, der zugleich auch eine Liebesgeschichte enthält: „Harro und Libertas. Eine Geschichte von Liebe und Widerstand“. Jan Küveler stellt die Geschichte hinter dem Buch, das Buch selbst und seinen Autor in der WELT näher vor: "Eine fast vergessene Geschichte des deutschen Widerstands".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...
Die Kirchen im Zweiten Weltkrieg: Bischöfe beider Konfessionen forderten die Gläubigen zu treuer Pflichterfüllung an Front und „Heimatfront“ auf. Sie beschworen in ihren Predigten göttlichen Beistand für den deutschen Sieg. Bis heute wird eher an den Widerstand erinnert als an die Unterstützung der Propaganda. In einem Beitrag für DEUTSCHLANDRADIO gibt Michael Hollenbach einen Überblick dazu, wie Glockengeläut und Gebete für den Sieg zum Weltkriegsalltag gehörten.
Ergänzend dazu an gleicher Stelle ein Gespräch mit dem Publizisten und Friedensaktivisten Peter Bürger, der kürzlich katholische Predigten und Hirtenbriefe aus der NS-Zeit veröffentlicht hat. Sein Befund lautet: Die deutschen Bischöfe unterstützten den Krieg und hätten die Gäubigen zum „gottgewollten Staatsgehorsam“ aufgerufen. Das sei Blasphemie. Bürger hat auch anlässlich des 80. Jahrestages des Überfalls auf Poen am 1. September eine Arbeitshilfe publiziert: "Erfüllt eure Pflicht gegen Führer, Volk und Vaterland!". Sie enthält ebenso eindrucksvolle wie erschreckende römisch-katholische Kriegsvoten aus den deutschen Bistümern und der Militärkirche. Die Arbeitshilfe steht zudem als digitales Sonderheft der "edition pace" vollständig und kostenfrei als pdf-Datei online: "Erfüllt eure Pflicht gegen Führer, Volk und Vaterland!"
Links zum Thema in der Rubrik VERGANGENHEIT...
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Eine unheimliche Anhäufung von Angriffen auf Juden erschüttert seit einigen Wochen den New Yorker Stadtteil Brooklyn, die Welthauptstadt des orthodoxen Judentums. Lange Zeit waren solche Attacken in Crown Heights, Midwood oder in anderen Vierteln Brooklyns völlig undenkbar. Doch die Zeiten haben sich geändert – was viele New Yorker und liberale Amerikaner mit der apologetischen Politik Donald Trumps gegenüber Rassisten der White-Supremacists-Bewegung in Verbindung bringen. Doch wie so oft sind die Dinge komplexer, erläutert Daniel Killy in seiner Reportage für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG: "New York: Angst in Brooklyn".
Der Link dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Mike Delberg wurde 1989 in Berlin geboren. Er sitzt im Vorstand der CDU Moabit und arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bundestag. Delberg engagiert sich im Jüdischen Sportverband "Makkabi" und ist Repräsentant der Jüdischen Gemeinde Berlins. In dieser Funktion setzt er sich gegen Antisemitismus ein und war zum Beispiel Mitveranstalter der Kundgebung "Berlin trägt Kippa", mit der auf den Angriff auf einen Kippa-tragenden Israeli in Berlin reagiert wurde. Vor dem Hintergrund der nicht abreißenden antisemitischen Übergriffe in Berlin hat der SPIEGEL mit dem jüdischen CDU-Politiker gesprochen. Auf die Frage, wie oft er selbst in seinem Alltag mit Antisemitismus konfrontiert sei, antwortet Delberg:
"Täglich. Ich bin in mehreren jüdischen Verbänden aktiv, und da kriege ich sehr viel mit. Manche Leute schicken mir tatsächlich Briefe nach Hause. Und natürlich bekomme ich auch Nachrichten über Facebook oder Instagram: Fuck Israel, alle Juden sollen brennen und sowas. Judenhass ist sehr präsent in meinem Leben."
Der Link zum Interview in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Sein Vater war Hitlers Generalgouverneur in Polen und als solcher einer der Haupttäter des Holocaust. Die Alliierten haben ihn in Nürnberg gehenkt. Im SPIEGEL schreibt nun sein Sohn Niklas Frank über die erschreckenden Assoziationen, die sich bei ihm bei den Auftritten der AfD einstellen:
"Jetzt aber tauchen wieder Väter von meines Vaters Art auf, die mein Hirn vergiften wollen. 80 Jahre bin ich alt. Mein Leben lang hörte ich dieses verdruckste Schweigen, dieses nicht wirklich anerkennen wollen unserer Verbrechen. Doch nur wenn wir sie anerkennen, können wir trotz des damit verbundenen Schmerzes und der Wut ein ehrliches Leben ohne Hass hinlegen. Oft betrachte ich meines Vaters Totenfoto. Wie er nach seiner Hinrichtung da liegt mit kaputtem Genick. Zurzeit lacht er mich frech an, denn das Schweigen wurde beendet – von der AfD."
Der Link zum Essay in der Rubrik RECHTSRADIKALISMUS.
Die Frage, wie man mit der AfD umgehen soll, ist sehr umstritten - und stellt sich natürlich auch immer wieder den Journalisten, die über sie berichten. In der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG setzt sich nun Philipp Peyman Engel mit dem Problem auseinander und begründet, warum er die Anfragen von AfD-Politikern für ein Interview regelmäßig ablehnt. Zunächst gesteht er ein, dass "ein hart geführtes und gut vorbereitetes Streitgespräch mit einem AfD-Politiker abseits von jüdischen Themen spannend" wäre. Bei Fragen des Klimaschutzes, der Digitalisierung, Bildung und Kulturpolitik stehe die AfD "komplett entblößt" da. Aber dennoch gäbe es gute Gründe, die gegen ein Interview mit AfD-Vertretern sprächen:
"Doch auch diese Gespräche möchten wir als jüdische Zeitung, mit vielen Lesern und Autoren, deren Familienangehörige in der Schoa ermordet wurden, nicht führen. (...) Der AfD ist hier nichts zu entlocken. Es gibt bei dieser Partei nichts zu enttarnen oder freizulegen. Es gibt bei den Rechtspopulisten keine zweite Ebene. Es liegt alles offen zu Tage."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik RECHTSRADIKALISMUS.
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In Berlin entsteht ein bisher einzigartiges Gottes- und Begegnungshaus für Christen, Juden und Muslime. Am Montag wurden die Gründungsarbeiten des „House of One“ feierlich abgeschlossen, wie das christliche Medienmagazin PRO und der ORF berichten. Die Grundsteinlegung ist für 14. April 2020 geplant. Ab 2023 oder 2024 sollen eine Kirche, eine Synagoge und eine Moschee Platz finden. Die Kosten belaufen sich auf 47,2 Millionen Euro. Das Geld kommt aus Spenden, der Bund und das Land Berlin unterstützen den Bau mit jeweils zehn Millionen Euro. In der BERLINER ZEITUNG kommentiert Maritta Tkalec das Projekt mit ungewohnt scharfen Worten:
"Das Projekt steht unter dem immergleichen schlechten Stern – der Machtpolitik. Zwar reden Juden und Christen miteinander, doch unter den Muslimen fand man für das Projekt außer zwei Herren der zwielichtigen Gülen-Bewegung keine Partner. [...] Arabische, pakistanische oder indonesische Muslime denken nicht daran, sich mit einem Rabbiner auf eine gemeinsame Bühne zum Dialog zu setzen. Das House of One ist ein Trugbild. Eine Fassade, die Realitäten weglügt. Politik sollte solches Als-ob-Getue nicht unterstützen."
Die Links zum Thema in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Anfang der Woche erlebte das süditalienische Matera, ein Treffen ganz anderer Art: Es tagte das Muslim Jewish Leadership Council (MJLC). 15 Rabbiner und Imame aus ganz Europa waren in die diesjährige europäische Kulturhauptstadt angereist, um gemeinsame Anliegen zu besprechen. Angesichts der Ausgrenzung religiöser Minderheiten standen im Zentrum der Debatten Anstrengungen, die freie Religionsausübung zu gewährleisten sowie Hassrede und Diskriminierung von Juden und Muslimen in Europa zu bekämpfen. Michael Thaidigsmann berichtet in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG über das Treffen - und hat mit Rabbiner Pinchas Goldschmidt, dem Präsidenten der Europäischen Rabbinerkonferenz, über den jüdisch-muslimischen Dialog und das Treffen in Italien gesprochen. Auf die Frage, wie er den vielfach zu hörenden Zweifeln an diesem Treffen begegne, antwortet Goldschmidt:
"Wir Verantwortlichen in den beiden Gemeinschaften haben Einfluss. Wir müssen Vorbilder sein und vorangehen. Glauben Sie mir, wenn sich ein Imam in einer Freitagspredigt offen gegen Antisemitismus wendet und zur Solidarität mit jüdischen Mitbürgern aufruft, dann hat das einen Effekt."
Die Links zu Bericht und Interview in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
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"Er hat das Leben, dessen Wert ihm als Überlebender des ungarischen Holocaust stets bewusst war, geliebt und in all seinen Facetten ausgekostet: György Konrád, Student der ungarischen Literatur, gelernter Sozialarbeiter, Autor zahlreicher Bücher und Schriften, Präsident des Internationalen Pen-Klubs, Präsident der Berliner Akademie der Künste, Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, des ungarischen Kossuth-Preises, des Europäischen Karlspreises, des Großen Verdienstkreuzes, Offizier der Französischen Ehrenlegion, um nur einige seiner vielen Auszeichnungen zu nennen, dreimal verheiratet, Vater von fünf Kindern – es ist ein außergewöhnlich erfülltes und reiches Leben, das nun am 13. September in Budapest seinen Abschluss gefunden hat."
Die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG und die schweizer-jüdische Wochenzeitung TACHLES widmen dem Leben und Schaffen dieses jüdischen Mahners, Dissidenten und Zeitzeugen bewegende Nachrufe: "Ein großer Europäer".
Die Links dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Welchen gemeinsamen Nenner haben Juden weltweit, und wie kann eine Einheit des jüdischen Volkes in Vielfalt aussehen? Solchen Fragen gehen derzeit 36 jüdische Denker von sechs Kontinenten und verschiedenen Strömungen des Judentums nach. Sie tun das im Rahmen des Projekts der »Genesis Philanthropy Group« und des israelischen Diasporaministeriums. Am Ende soll eine »Deklaration unseres gemeinsamen Schicksals«, eine Art »Roadmap« für die Zukunft des Judentums stehen. Nun wurde in Jerusalem ein erster Entwurf der Erklärung vorgestellt, wie Andrea Krogmann für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG berichtet: "'Roadmap' für die Zukunft des Judentums".
Der Link zu ihrem Bericht in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Shalom Lipner war außenpolitischer Berater im Stab des israelischen Ministerpräsidenten. In einem Beitrag für den österreichischen STANDARD betont er im Blick auf die beiden US-Präsidenten Obama und Trump, dass es nicht zur Aufgabe eines US-Präsidenten gehöre, über "gute" und "schlechte" Juden zu befinden:
"Es ist seltsam – und furchterregend – für Juden, zu sehen, wie amerikanische Präsidenten über "gute" und "schlechte" Juden entscheiden. Die Frage "Wer ist ein Jude?" ist seit langem ein Kernthema der politischen Debatte in Israel, dessen Rückkehrgesetz die Staatsbürgerschaft auf nach Israel einwandernde Juden ausweitet, doch der persönliche Glaube spielt in diesem Diskurs keine Rolle. Dass Glaubensfragen jetzt in den USA unter dem Mikroskop begutachtet werden, ist unerhört. Ob den verantwortlichen Parteien dabei die Interessen des jüdischen Volkes am Herzen liegen oder nicht, ist keine Entschuldigung für dieses Verhalten."
Der Link zu seinem Essay in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Seit geraumer Zeit kann man im Magazin der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG in unregelmäßigen Abständen Kolumnen und Essays der jungen Publizistin Linda Rachel Sabiers lesen, auf die COMPASS schon öfter verlinkt hat. In ihren Texten setzt sie sich als säkulare Jüdin immer wieder mit ihrer Herkunft, ihren gelebten Traditionen und den Ritualen des ihr in die Wiege gelegt Judentums kritisch, aber stets liebevoll auseinander. Ihre Beiträge zeichnen sich stets durch Klugheit, Empathie und ein beeindruckendes stilistisches Gespür für Sprache aus. So auch in ihrer jüngsten Kolumne, die von dem jüdischen Ritualbad der Mikwe handelt. Sie erzählt, wie sie als Kind einst davon träumte, "als Braut am Vorabend meiner Hochzeit in türkisblaues Wasser zu tauchen, um dann majestätisch wieder aufzutauchen, mich in warmes Frottee zu hüllen und wie eine gereinigte Königin am nächsten Tag unter einem festlich geschmückten Baldachin zu stehen." Später jedoch lernte sie, woher die Tradition der Reinwaschung der Frau kommt, das sie auf dem Verständnis der Unreinheit der Frau während der Menstruation ruht (Nidda) - und begann zu zweifeln, insbesondere nun, wo sie tatsächlich kurz vor ihrer eigenen Heirat steht:
"Kann ich es, als moderne Frau, die monatlich blutet, mit meinem Idealismus vereinbaren, die Mikwe als Teil meines Einstiegs in die Ehe zu betrachten und gleichzeitig den abgrenzenden Teil der Nidda auszublenden? Der Gedanke daran, womöglich auf diesen lang gehegten Wunsch zu verzichten, stimmt mich traurig. Doch ich kann nicht ignorieren, dass sich der romantische Blick auf mein einst als jüdisch-blaue Lagune stilisiertes Ritualbad verändert hat. Ich realisiere heute, dass nur ein unreiner Mensch erst reingewaschen werden kann – ich empfinde mich während meiner Menstruation nicht als unrein. Es ist ein ganz natürlicher Vorgang meines Körpers, der Leben schenken kann, und meinen zukünftigen Mann nicht davon abhalten wird, mich zu küssen und ein Bett mit mir zu teilen."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
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Welche Möglichkeiten hat eine Kirche, die als Minderheit in einem weitgehend säkularen und konfessionslosen Umfeld für Glaube und Religion zu werben? In welchen Formen gestaltet sich christliches Leben und Zeugnis im Osten Deutschlands? Und wie kann sich Kirche im Wissen um ihre eigenen Möglichkeiten und Begrenzungen ihrer Sendung vergewissern und diese mit Leben füllen? Mit Zukunftsfragen dieser Art beschäftigt sich ab Donnerstag in Magdeburg "die pastorale!", ein viertägiger Kongress der ostdeutschen Bistümer, wie Steffen Zimmermann für KATHOLISCH.de berichtet: "Welche Zukunft hat die Kirche in Ostdeutschland?"
Der Link zu seinem Bericht in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.
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Er war früher Palmach-Kämpfer und schüttelte später die Hand Arafats: Jitzchak Rabins Lebensweg erscheint zunächst als widersprüchlich. Eine neue Biographie von Itamar Rabinovich zeichnet die Entwicklung des 1995 ermordeten Premiers nach. Sandro Serafin hat das Buch für ISRAELNETZ gelesen: "Der Mann, der Falke und Taube war".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.
Einen angenehmen Tag wünscht
Dr. Christoph Münz
redaktion@compass-infodienst.de
(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)
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