ACHTUNG
Guten Tag!
"Der Tag, den die internationale Gemeinschaft mit Spannung erwartet hat, beginnt ohne Überraschungen. Der Himmel über Israel ist blau, die Sonne scheint. Allein die Titelseiten der beiden größten Tageszeitungen lassen ahnen, dass dieser 1. Juli ein besonderer Tag ist. Die linke Zeitung Haaretz warnt auf der Titelseite vor den Folgen der Annexion, die konservative Jerusalem Post zitiert Ministerpräsident Benjamin Netanjahu: "Wir arbeiten immer noch an der Souveränität." Der Satz wirkt wie die Entschuldigung eines Mannes, der sein Versprechen nicht fristgerecht halten kann."
Mit diesen Worten beginnt Steffi Hentschke in der ZEIT ihre Reportage über die Stimmung im Westjordanland, genauer in der Siedlung Tekoa. Die Siedlung, in der 3.600 Menschen leben, wurde in den Siebzigerjahren gegründet und liegt direkt neben dem gleichnamigen palästinensischen Dorf, in dem 8.000 Menschen leben. Dort hat sie Shaul David Judelman getroffen, der seit 20 Jahren in Israel, seit sechs Jahren nun in Tekoa lebt. Der Siedler Judelman - und das ist das Bemerkenswerte hier - ist Friedensaktivist. Als Direktor leitet er die Organisation "Roots", die sich für ein Miteinander von Siedlern und Palästinensern einsetzt. Und ebenso sprach Hentschke auch mit Khaled Abu Awwad, dem palästinensischen Co-Direktor und Mitbegründer von Roots. Er verweist im Gespräch auf den Koran, dort stehe, "dass die Israeliten von Anfang an hier waren, die Juden gehören hierhin – genau wie wir Palästinenser." Die Zweitstaatenlösung im Sinne des Oslo-Abkommens ist tot, sagen Beide, der Siedler und der Palästinenser. Und so setzen sich beide Männer für eine konförderale Lösung, einen gemeinsamen Staat ein: "Das Land gehört nicht uns allein".
Ganz ähnlich sieht das auch Klaus Hofmann, Professor i. R. für Anglistik und Englische Literatur an der J. W. Goethe-Universität in Frankfurt a.M, in einem Beitrag für die Wochenzeitung DER FREITAG. Er diskutiert die neuesten Entwicklungen anhand diverser Vorschläge verschiedener politischer Denker und schlussfolgert:
"Es tut sich die Aussicht auf eine Zukunft eines Staates auf, der sich neutral zu der ethnischen, kulturellen, religiösen Identität seiner Bürger verhält. Die nationale Vereinnahmung des Staates könnte der bürgerlichen Gleichberechtigung aller Bewohner weichen. Man mag es als List der Vernunft, ein cunning of history (Ian Lustick), sehen, dass gerade die politische Rechte Israels Avantgarde einer Entwicklung ist, die diese Möglichkeit in den Blick rückt. [...] Angesichts dieser Sachlage und ihres Herkommens ist das Beschwören einer „Zwei-Staaten-Lösung“ abwegig. Vielmehr fordert die in den Annexionsplänen sich abzeichnende Entwicklung auf einen umfassenden Staat hin eine Aufmerksamkeit, die sowohl der Skepsis wie der Hoffnung Raum gewährt. Hat sich doch ein solcher Staat gegen jüdische wie arabische Interessen durchzusetzen, um jüdischen wie arabischen Interessen gerecht zu werden."
Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND
Von alledem ist interessanter Weise auch das, was der israelische Philosoph Omri Boehm in seinem jüngsten Buch "Israel - eine Utopie" darlegt, nicht weit entfernt. Auch er nimmt Abschied von der Zwei-Staaten-Lösung. Boehm beruft sich auf den Vordenker der Aufklärung, Immanuel Kant, wonach es "Mut" brauche, sich aus der "selbst verschuldeten Unmündigkeit" zu befreien und sich seines "eigenen Verstandes zu bedienen" - und nenntdie Zwei-Staaten-Lösung eine "Zwei-Staaten-Illusion". Seine Alternative: "Als wahre israelische Patrioten müssen wir heute die bekannten zionistischen Tabus auf den Prüfstand stellen und den Mut haben, uns einen Umbau des Landes vorzustellen: vom jüdischen Staat in eine föderale, binationale Republik." Als Vorbild für seine "binationale Vision" nennt er Haifa. Warum Haifa? Anders als Jerusalem, das Symbol jüdischer Sehnsucht, anders auch als Tel Aviv, jene vibrierende und säkulare Strandstadt, ist Haifa eine kosmopolitische Stadt, in der "Araber und Juden wie selbstverständlich die Liebe, das Gespräch und das Leben miteinander teilen". Wenn Israel, so Boehm, "eine zivilisierte Zukunft haben soll, [...] wird es sich das Leben in Haifa zum Vorbild nehmen müssen". Einen zusätzlichen Trumpf kann er in seiner Argumentation auch noch aufführen: Er kann nachweisen, dass seine Gedanken mutatis mutandis nicht nur bereits Theodor Herzl hatte, der Begründer des Zionismus, sondern auch andere wichtige Zionisten, vor allem der brillante Wladimir Jabotinsky (1880–1940), Ahnherr des Rechtszionismus. Boehms Buch wird u.a. von Micha Brumlik in der ZEIT und von Alexandra Föderl-Schmid in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG ausführlich vorgestellt: "In Haifa liegt die Lösung!"
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Vor fast genau 70 Jahren am 5. Juli 1950 verabschiedete das israelische Parlament ein Gesetz, dessen erster Artikel lautet: „Jeder Jude hat das Recht, ins Land einzuwandern.“ Es war die Geburt des sogenannten Rückkehrgesetzes. Matthias Bertsch erinnert in DEUTSCHLANDRADIO an die Entstehung, den Verlauf und die Folgen des Gesetzes und zitiert dabei u.a. die Politikwissenschaftlerin Lidia Averbukh, die darauf hinweist, dass das hebräische Original von "Alija" spricht, Aufstieg. Gemeint ist damit der Aufstieg oder die Rückkehr nach Jerusalem, und so heißt das Gesetz nicht Einwanderungs-, sondern Rückkehrgesetz, erklärt die Politikwissenschaftlerin:
„Man konnte sich auf den Namen Rückkehr einigen, weil das für die jüdische Tradition sehr wesentlich ist, diese Erinnerung an das Gelobte Land und die Vertreibung daraus. Sowohl in der religiösen Tradition, aber auch in der säkularen Tradition des Judentums ist der Gedanke, dass man früher ein einheitliches Volk war in einem Gebiet, das zu dem Zeitpunkt der Staatsgründung Palästina war, das ist natürlich konstitutiv überhaupt für das jüdische Denken.“
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL INTERN.
Es ist nicht weniger als eine Kampfansage, die der Bürgermeister von Tel Aviv Ron Huldai formuliert hat. In der letzten Woche verkündete er nämlich, wie Till Magnus Steiner für die TAGESPOST berichtet, "wie seine Stadtverwaltung die Regierung herausfordern will: Künftig sollen Paare, sich auf der Basis einer Erklärung in Tel Aviv als Ehepaare registrieren lassen können. Damit wird es auch in der Stadt auch homosexuelle oder interreligiösen Paaren möglich sein, ihren festen Beziehungsstatus von der Kommunalverwaltung anerkennen zu lassen. Bisher sind sie gezwungen, im Ausland zivilrechtlich zu heiraten."
Der Link zum Bericht in der Rubrik ISRAEL INTERN.
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Seit Jahresbeginn hat Wladimir Putin auffällig oft in mehreren Äußerungen versucht, das Bild vom Zweiten Weltkrieg und die Rolle der Sowjetunion darin auf den Kopf zu stellen. So auch nun in einem Text, den der Kreml auch auf Deutsch jüngst online stellte. Vor allem der Hitler-Stalin-Pakt wird bei Putin kleingeredet - die Schuld schiebt er stattdessen Polen zu. Seine Thesen sorgen für Aufsehen - nicht nur aus inhaltlichen Gründen, sondern auch, weil die russische Botschaft den Artikel an zahlreiche Osteuropa-Historiker verschickt hat, mit der Aufforderung, die Thesen in Publikationen einfließen zu lassen. Doch wie haltbar sind Putins Argumente? Der MDR hat zwei namhafte Historiker um Einschätzung gebeten: Joachim von Puttkamer, Professor für Osteuropäische Geschichte und Direktor des Imre-Kertész-Kollegs in Jena, und Professor Stefan Rohdewald von der Universität Leipzig: "Wer war Schuld am Zweiten Weltkrieg?". Und in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG befasst sich auch Ulrich M. Schmid mit dem geschichtsverdrehenden Text Putins und beschreibt dessen Kalklül wie folgt:
"Er möchte jene «Lektionen» aus der Vergangenheit ziehen, die sich in der Gegenwart politisch verwerten lassen. Damit dreht er aber die Logik der Geschichtswissenschaft um: Er legt sich die Vergangenheit nach seinen Bedürfnissen zurecht und versucht nicht einmal, das historische Material in eine differenzierte und kritische Deutung überzuführen."
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Vor dem Hintergrund der Mbembe-Debatte kritisiert Michael Wuliger eine wachsende Instrumentalisierung der Schoa für eigene, passende Zwecke. Dem damit einhergehenden Prozess der Abstraktion hält er in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG entgegen:
"Wenn Juden an die Schoa denken, denken sie konkret. Sie sehen vor sich ihre ermordeten Verwandten, von denen wenig blieb als einige vergilbte Fotos. Sie denken an ihre Eltern und Großeltern, die, wenn sie überlebt hatten, seelisch zutiefst beschädigt waren. Sie spüren Schmerz über einen nie wieder gutzumachenden menschlichen Verlust. Den Luxus, die Ermordung von sechs Millionen Individuen als abstrakte Kategorie zu denken, haben sie nicht. Dafür braucht man wohl einen anderen Familienhintergrund."
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Am 8. Juli 1950, fast auf den Tag genau vor 70 Jahren, beginnt ein Skandal, der dem Ansehen der Bundesrepublik über einen längeren Zeitraum hinweg schaden wird. An jenem Tag wurde der Jurist Hans Globke (1898 – 1973), Mitverfasser und Kommentator der Nürnberger Rassengesetze von 1935, zum Ministerialdirektor berufen - und drei Jahre später von Kanzler Adenauer (CDU) zum Staatssekretär und Chef des Bundeskanzleramtes befördert. Fortan gehen alle wichtigen Dossiers und Entscheidungen über seinen Schreibtisch. Globke exponiert sich nicht zuletzt bei Personalangelegenheiten. Das heißt, er reaktiviert bevorzugt Beamte, die zwischen 1933 und 1945 in den Diensten des NS-Staates standen. Daran erinnert Rudolf Wahlter in einem Beitrag für die Wochenzeitung DER FREITAG: "1950: Schmutzwasser".
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Im Auftrag von Harper`s Magazine kam der amerikanische Rechtswissenschaftler Lawrence Douglas im Herbst 2009 nach Deutschland, um über den Prozess gegen John Demjanjuk zu berichten, der wegen Beihilfe zum Mord in mindestens 27.900 Fällen angeklagt war. Als »Hilfswilliger« der SS hatte der inzwischen 89-jährige gebürtige Ukrainer zwischen 1942 und 1945 in mehreren nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslagern Dienst getan. Lawrence Douglas schildert in seinem nun vorliegenden Buch den Prozess gegen Demjanjuk vor dem Landgericht München II als Höhepunkt einer mehr als drei Jahrzehnte dauernden juristischen Auseinandersetzung - und macht damit deutlich, wie Alexander Haneke in seiner Buchvorstellung in der FAZ schreibt: "Der Fall Demjanjuk war ein Meilenstein der juristischen Aufarbeitung".
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In einem grundlegenden Artikel für das in Österreich erscheinende sozialdemokratische Magazin KONTRAST erklärt Stefan Mayer die Bedeutung und Geschichte des Antisemitismus: Was genau ist eigentlich Antisemitismus? Seit wann gibt es Antisemitismus? Warum schüren Politik und Religion immer wieder den Hass auf Jüdinnen und Juden? Die Geschichte des Antisemitismus reicht weit zurück. Auch im Zeitalter der Information, im Zeitalter des Internet lebt der Antisemitismus weiter - und auch in Österreich: "Antisemitismus einfach erklärt: Bedeutung und Geschichte".
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Das Landesamt für Verfassungsschutz des Bundeslandes Berlin hat eine Broschüre zu „Antisemitismus in verfassungsfeindlichen Ideologien und Bestrebungen“ vorgelegt. In der Info-Broschüre werden die verschiedenen Erscheinungsformen des Antisemitismus beschrieben und dieses Phänomen im verfassungsfeindlichen Spektrum Berlins dargestellt. Dabei wird deutlich, wie eng Antisemitismus und Verfassungsfeindlichkeit miteinander verbunden sind. Für das schweizer Portal AUDIATUR stellt Stefan Frank die Broschüre ausführlich vor - und einen Link zum Herunterladen der Broschüre als pdf-Datei gibt es auch: "Antisemitismus und Verfassungsfeindlichkeit: Eng miteinander verbunden".
Links dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Der Tod von George Floyd stößt auch Diskussionen über Rassismus in Deutschland an. Das jüdische Ernst-Ludwig-Ehrlich-Studienwerk (ELES), das seit längerem versucht, offensiv Allianzen zwischen Minderheiten und für eine plurale Demokratie zu schmieden, hat dazu kürzlich einen bemerkenswerten Beitrag geleistet. In einer Online-Diskussion hat ELES den Blick auf "Schwarze Juden und Jews of Colour" gelenkt, und damit auf die Geschichte der schwarz-jüdischen Beziehungen in einer von White Supremacy (Weißer Vorherrschaft) durchdrungenen US-Gesellschaft und darauf, wie die Probleme in Deutschland liegen. Ursula Rüssmann hat die Diskussion über das wechselhafte Verhältnis von Schwarzen und Juden in den USA, über deutsche Denkverbote und Systeme, die Menschen ausschließen, für die FRANKFURTER RUNDSCHAU zusammengefasst: "Rassismus gegen Juden und Schwarze".
Der Link zum Bericht in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
In Deutschland hat man sich an Zustände gewöhnt, an die man sich niemals gewöhnen darf: Jüdische Schulen müssen von Bewaffneten bewacht werden, jüdischer Gottesdienst findet unter Polizeischutz statt, Bedrohungen sind alltäglich. Der Staat hat zugelassen, dass es so weit kommt - durch eine Polizei, die diese Gefahr nicht effektiv abwehrt, sondern verwaltet; durch eine Justiz, die immer wieder beschönigt. Der jüdische Autor und gelernte Jurist Ronen Steinke ist durch Deutschland gereist und erzählt in seinem Buch "Terror gegen Juden" von jüdischem Leben im Belagerungszustand. Er trifft Rabbinerinnen und Polizisten, konfrontiert Staatsschützer, Geheimdienstler und Minister mit dem Staatsversagen. Leticia Witt hat das Buch für DOMRADIO gelesen - und Eugen El berichtet für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG vom zweiten »Jüdischen Salon« des Zentralrats der Juden, bei dem Ronen Steinke der Gesprächsgast war. Und in der FRANKFURTER RUNDSCHAU kommt der Autor schließlich im Interview selbst zu Wort. Dabei weist er u.a. darauf hin, dass der erste versuchte und zum Glück gescheiterte Bombenanschlag auf eine Synagoge nach 1945 im Jahre 1969 "von der linken Gruppe 'Tupamaros Westberlin' verübt (wurde). Und die standen nicht irgendwo am Rande, sondern im Rampenlicht der Spontiszene. Der geistige Drahtzieher des Attentats, Dieter Kunzelmann aus der 'Kommune 1', wurde noch in den Achtzigern von den Grünen hofiert und konnte auf ihrer Liste ins Berliner Abgeordnetenhaus einziehen. An dieser Gewalt waren damals nur wenige Menschen beteiligt. Aber wie man das hinterher in der linken Szene bagatellisiert hat, das war die Schuld von sehr vielen."
Die Links zum Thema in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
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Es ist eine schwierige Beziehung, die Linke zu Religionen und Kirchen haben. Von Beginn an haben die Kirchen die sozialistische Arbeiterbewegung als atheistisch und kirchenfeindlich bekämpft. Für die Linken wiederum war Religion oft nur falsches Bewusstsein, »Opium des Volkes« (Marx), schädlich im Kampf gegen Ausbeutung und Unterdrückung. Diesem schwierigen und historisch belastetem Thema widmet sich der von Cornelia Hildebrandt und anderen herausgegebene Sammelband "Die Linke und die Religion. Geschichte, Konflikte und Konturen", der sich ebenso mit dem Verhältnis von Christentum, Judentum und Islam zur säkularen Gesellschaft befasst. Armin Pfahl-Traughber hat den Sammelband für den HUMANISTISCHEN PRESSEDIENST gelesen: "Die Linke und die Religion".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Angesichts der noch immer möglichen Annexion von Teilen des Westjordanlandes durch Israel und einer damit drohenden Eskalation in Nahost hat der Vatikan versucht, die Konfliktparteien zur Zurückhaltung zu mahnen. In einem diplomatisch ungewöhnlichen Schritt berief der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin die Botschafter Oren David (Israel) und Callista Gingrich (USA) zu dringenden Gesprächen in den Vatikan ein. Dabei müssendeutliche Worte gefallen sein, wie KATHPRESS und CNA berichten. Der Heilige Stuhl hat zudem erneut betont, dass "der Staat Israel und der Staat Palästina das Recht haben, innerhalb international anerkannter Grenzen zu existieren und in Frieden und Sicherheit zu leben." Und auch die Weltweite Evangelische Allianz (WEA/Deerfield/US-Bundesstaat Illinois) hat sich gegen Israels Annexionspläne im Westjordanland ausgesprochen, wie IDEA berichtet: "Diplomatischer Vorstoß des Vatikan im Annexionsstreit in Nahost".
Die Links zu den Berichten in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Im christlich-jüdischen Verhältnis nimmt die Wahrnehmung und Diskussion um Leben und Werk der zum Katholizismus konvertierten und in Auschwitz ermordeten Jüdin Edith Stein schon immer einen besonderen Stellenwert ein. Insbesondere ihre 1998 durch Papst Johannes Paul II. vorgenommene Heiligsprechung sorgte seinerzeit für lebhafte Diskussionen. Seitdem nun die gesammelten Werke von Edith Stein erscheinen, kann man ihr Denken selbst gut nachvervolgen. Im Jahr 2000 hat man zudem bis dato unbekannte Korrespondenzen von und an Edith Stein aufgefunden, die nun veröffentlicht wurden. Darunter er Brief Edith Steins an Papst Pius XI., in dem sie ihn warnt, dass »Schweigen nicht imstande sein wird, auf die Dauer den Frieden mit der gegenwärtigen deutschen Regierung [Hitlers] zu erkaufen.« Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz berichtet in der TAGESPOST über die neu gefundenen Text und Übersetzungen, die die Sicht der "Patronin Europas" (Johannes Paul II.) auf das Judentum besonders deutlich machen: "Nachfolge in einer zerrissenen Zeit".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
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Bald beginnt der Prozess gegen den mutmaßlichen Attentäter von Halle. Jüdinnen und Juden in Deutschland fühlen sich seit dem Anschlag noch unsicherer in Deutschland. Sie haben das Gefühl, dass sie selbst für ihre Sicherheit sorgen müssen, so Carsten Dippel in einer Reportage für DEUTSCHLANDRADIO. Er sprach in Halle mit Rabbiner Elisha Portnoy und anderen Gemeindemitgliedern und zeichnet eine Bestandsaufnahme über die Gefährdung jüdischen Lebens in Deutschland: „Kann ich hier in Ruhe weiterleben?“
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
"Ich bin eine jüdische, intellektuelle Sozialistin – dreifacher Fluch!": So beginnen die "Lebenserinnerungen einer Ärztin", die Käte Frankenthal, Jahrgang 1889, im amerikanischen Exil verfasste, wohin die Jüdin vor den Nazis geflohen war. Nicht besonders hervorgehoben hat sie den Nachteil oder Fluch, wie sie selbst sagt, als Mädchen zur Welt gekommen zu sein. Der Weg in die akademische Ausbildung war für Frauen ihrer Generation noch steinig. Die zweite Tochter einer jüdischen Kaufmannsfamilie in Kiel, muss sich ihr Medizinstudium mühsam erkämpfen, gegen den Widerstand der Eltern und in einer latent antisemitischen Umgebung. Als eine der ersten Ärztinnen Deutschlands sorgte sie im Berlin der 1920er Jahre für einen Skandal: Sie verteilte kostenfrei Verhütungsmittel und kämpfte gegen den Abtreibungsparagrafen. Sigrid Hoff porträtiert die mutige Frau in einem Beitrag für RBB: "Sie war eine der ersten Kämpferinnen gegen Paragraf 218".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Eine jüdische TV-Sendung in Deutschland gibt es bislang nicht – bis jetzt! Die Europäische Janusz-Korczak-Akademie hat gemeinsam mit der Jewish Agency ein interaktives Netz-Format von Juden für Juden entwickelt: "JC TV". Die Idee entstand während der Coronakrise, als es darum ging, Bildungsangebote ins Netz zu verlegen. Binnen weniger Wochen stellte ein neunköpfiges Team „Jewish Challenge Television“ auf die Beine, den ersten jüdischen TV-Sender in Deutschland. Er ist interaktiv, heißt: Zuschauer können an Workshops teilnehmen oder Interviewgästen Fragen stellen. Das Programm ist vielfältig – aber auch etwas brav, meint Thomas Frank, der das Projekt für DEUTSCHLANDRADIO vorstellt: "Eine junge jüdische Stimme".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Die in Berlin und Tel Aviv lebende Journalistin und Schriftstellerin Mirna Funk beschäftigt sich mit der Präsenz jüdischer Kultur in Deutschland. Für das Modemagazin VOGUE erzählt sie in ihrer Kolumne "Jüdisch heute" von ihrem Alltag als deutsche Jüdin. In ihrem jüngsten Text schreibt sie darüber, dass es den freien Willen nicht nur theoretisch gibt und dass man das Leben genießen sollte. Sie tut das anhand der Geschichte vom Sündenfall und seiner jüdischen Lesart, wobei deutlich wird, dass
"der freie Wille ein fundamentales Konzept im Judentum ist, das sowohl die Tora als auch das gesamte jüdische Koordinatensystem durchzieht. Neben dem Zweifel ist vielleicht nichts so jüdisch wie die Vorstellung der freien Wahl."
Der Link zu ihrem Essay in der Rubrik JÜDISCHE WELT
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Er warnte vor einer „Homolobby“, sagte, „der ganze Genderdreck ist teuflisch und satanisch“. Nun hat die Staatsanwaltschaft gegen den umstrittenen Pastor der evangelischen St.-Martini-Gemeinde in Bremen, Olaf Latzel (52), Anklage wegen Volksverhetzung erhoben. Bei einem Ehe-Seminar am 19. Oktober des vergangenen Jahres habe er sich in einer Weise geäußert, die den öffentlichen Frieden stören und zum Hass gegen homosexuelle Menschen aufstacheln könne, begründete der Sprecher der Bremer Staatsanwaltschaft am vergangenen Donnerstag die Klage vor dem Amtsgericht. Zugleich verletzten die Äußerungen die Menschenwürde. Schon jetzt darf Latzel nicht mehr auf die Kanzel, wie EVANGELISCH.de, der TAGESSPIEGEL und IDEA berichten: „Wir befinden uns in einer schweren Auseinandersetzung“
Die Links dazu in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.
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Einer der wenigen Autoren, die bereits 1946 ihre KZ-Erfahrungen veröffentlichten, war der französische Trotzkist und Widerstandskämpfer David Rousset mit seinem »L’Univers Concentrationnaire«, »Das KZ-Universum«, das in Frankreich zum Klassiker wurde. Weshalb das Buch erst heute auf Deutsch erscheint, ist rätselhaft. Offenbar gab es dann doch Bedenken in den Verlagshäusern, mutmaßt Klaus Bittermann im NEUEN DEUTSCHLAND, "die deutschen Leser mit dieser Form der Beschreibung des »radikal Bösen« zu konfrontieren, vermutlich weil es zu wenig »wissenschaftlich« war, zu lyrisch, zu subjektiv, zu französisch, zu drastisch. Was immer die Gründe letztlich waren, es ist auffällig, dass es gerade im Land der Täter über 70 Jahre dauerte, bis das Buch erscheinen konnte, während »L’Univers Concentrationnaire« sehr schnell in vielen Ländern herauskam, in denen die Nazis gewütet hatten."
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN
Einen angenehmen Tag wünscht
Dr. Christoph Münz
redaktion@compass-infodienst.de
(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)
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