ACHTUNG:
Guten Tag!
Die jüngste Publikation des israelischen, in den USA lebenden Philosophen Omri Boehm findet weiterhin viel Aufmerksamkeit in den deutschen Medien. Boehm sucht in seinem Buch "Israel - eine Utopie" einen Ausweg aus der verfahrenen Situation des Nahostkonflikts und findet ihn in der Idee eines binationalen Staates, der Israelis und Palästinenser vereint. Dabei räume er, so Carsten Hueck in seiner Rezension für DEUTSCHLANDRADIO, "mit vielen Vorstellungen auf, an denen liberale Israelfreunde hierzulande schlafwandlerisch festhalten". Das Buch sei "klar in der Analyse bestehender Verhältnisse, bestimmt in seiner Argumentation, originell in der Aktualisierung vergangener Diskurse und notwendig hinsichtlich einer demokratischen Perspektive für Israel." In der TAZ gibt Klaus Hillenbrand freilich zu bedenken:
"Was Boehm bei dieser Vorstellung verkennt respektive auslässt: Zu einer Friedenslösung gehören mindestens zwei Partner. ... Es lässt sich nicht behaupten, dass die palästinensische Führung (von der es inzwischen zwei gibt, eine im Westjordanland, eine im Gazastreifen) immer von Friedenssehnsucht geprägt gewesen sei, im Innern wie im Äußeren. Im Gegenteil: Sie hat bewiesen, wie man noch die realistischsten Bemühungen torpedieren kann."
Skeptisch heißt es gegen Ende seiner Kritik:
"Herzl stieß bei seinen Vorstellungen auf ein Bedürfnis vieler unterdrückter Juden weltweit, den Diskriminierungen zu entfliehen. Deshalb wurde er zum Begründer einer erfolgreichen Bewegung. Boehms Vorstellungen dagegen dürften in Israel ähnlich viele Anhänger finden wie Jerusalem verschneite Tage kennt."
Noch bissiger urteilt Michael Wuliger in der ALLGEMEINEN JÜDISCHEN WOCHENZEITUNG. Nachdem er die ZEIT zitiert, die das Buch kürzlich als "wohl bedeutendstes Buch zu Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts" bezeichnete, kommentiert Wuliger:
"Nur schade – jedenfalls für den Verfasser und die Rezensenten –, dass diese bedeutendste Lösung dort, wo sie ansetzen soll, nicht einmal zur Kenntnis genommen wird. Omri Boehms Buch ist eine Übersetzung aus dem Englischen. Nicht aus dem Hebräischen. In Israel ist es überhaupt nicht erschienen. [...] In anderen Worten: Das Buch ist eigentlich für die Katz. Seine Landsleute, die Omri Boehm ansprechen will, interessieren sich nicht für das, was er zu sagen hat. Und die Deutschen, die seine Vision so begeistert aufnehmen, sind, auch wenn sie das nicht gerne hören mögen, in Nahost irrelevant. Boehms Idee wird bleiben, was der Titel schon verspricht: eine Utopie."
Dem ließe sich allenfalls noch entgegenhalten, was Jakob Hessing in seiner Buchvorstellung für den TAGESSPIEGEL nicht ganz zu unrecht bemerkt:
"Er [Boehm] nennt sein Buch eine Utopie und bezieht sich damit auf den Gründer des Zionismus: Theodor Herzl. Auch er hatte für seinen Judenstaat ein binationales Gefüge im Sinn, und kurz vor seinem Tod, als die Kämpfe um die Bewegung ihn schon geschwächt hatten, malte er diese Vision noch einmal aus. Herzl schrieb den utopischen Roman „Altneuland“ (1902), schilderte darin eine jüdisch-arabische Gemeinschaft und stellte sie unter das Motto: „Wenn ihr wollt, ist es kein Märchen.“ So, noch immer unerfüllt, lauten auch die letzten Worte von Omri Boehms Buch."
Die Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.
Um für eine Gleichberechtigung im Nahen Osten zu sorgen, haben sich verschiedene Frauenbewegungen in Israel gegründet. Sie setzen sich gegen die Unterdrückung ein. Bemerkenswert an den diversen Organisationen, so Mira Leonie Balvert in ihrem Beitrag für die NORDWEST-ZEITUNG, dass sie interkommunale und als auch transnationale Räume öffnen, "in denen sich israelisch-jüdische und palästinensische Frauen aus dem Westjordanland und dem Gazastreifen die Möglichkeit hatten, sich zu treffen und ihre gemeinsamen, geplanten Aktionen umzusetzen. Außerdem waren zwar israelisch-jüdische Frauen die vorherrschende Gruppe unter den Aktivistinnen der meisten Organisationen, aber ihre Agenda überquerte die nationalen Grenzen."
Der Link zum Bericht in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.
Inmitten der COVID-19-Pandemie sind gute Nachrichten schwer zu bekommen. Historische Feinde im Nahen Osten haben sich jedoch zusammengetan, um das Virus zu bekämpfen, Tabus zu brechen und neue Bereiche der Zusammenarbeit zu erschliessen, berichten Toby Dershowitz, leitender Vizepräsident für Regierungsbeziehungen und -strategie bei der Foundation for Defense of Democracies (FDD), und Talia Katz, Analystin für Regierungsbeziehungen, in ihrem Beitrag, der auf AUDIATUR zu lesen ist. Sie schildern, wie arabische Länder und palästinensische Gesundheitsfachkräfte eng mit Israel zusammengearbeitet haben, um Hilfe zu leisten und lebensrettende Behandlungen zu erforschen.
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.
Angesichts stetig steigender Corona-Infektionszahlen müssen die Menschen in Israel eine Reihe neuer Restriktionen hinnehmen, eine Art "Lockdown light". So müssen in Israel bis auf weiteres an jedem Wochenende Restaurants, Geschäfte, Einkaufszentren, Sporteinrichtungen, Friseure und Schönheitssalons geschlossen bleiben. Auch Bibliotheken, Museen, Zoos und andere Touristenattraktionen dürfen von Freitagabend bis Sonntagmorgen nicht öffnen. Unerdessen halten die massiven Proteste gegen die Regierung und insbesondere die Person des Ministerpräsidenten Netanyahu weiter an. Gemäss einer Erhebung des Israel Democracy Institute vertrauen nur noch 29 Prozent der Befragten Netanyahus Krisenmanagement, berichtet etwa Inga Rogg in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG. Im österreichischen KURIER schreibt Norbert Jessen über die Reaktionen auf den Zickzack-Kurs Netanyahus:
"An die 1,5 Milliarden Euro will Netanjahu über Israel ausgießen: Arbeitslos oder nicht, arm oder reich, alt oder jung, alle sollen einmalig und bedingungslos ein staatliches Kopfgeld um die 200 Euro erhalten. „Zur Ankurbelung der Wirtschaft“, so Netanjahu. Seine eigenen Berater sind entsetzt. Die Medien: „Vom Kapitalisten zum Sozialisten auf Steroide.“ Die Netzwerke brodeln: Er denkt, wir sind korrupt wie er selbst."
Ähnlich schildert es Judith Poppe in der TAZ und zitiert u.a. Gayil Talshir, Professorin für Politikwissenschaft an der Hebräischen Universität in Jerusalem, die darauf hinweist, die Öffentlichkeit sehe nun, wie Netanjahu sich um seine eigene finanzielle Situation und seine Gerichtsverhandlung in drei Korruptionsfällen kümmert und nicht um die Millionen Arbeitslosen und diejenigen, die unter der ökonomischen Krise leiden: „Das Gesicht dieser Proteste ist Netanjahu, und so sind die Proteste wohl nicht der letzte Sargnagel in seiner politischen Karriere, aber doch ein Nagel.“
Der SPIEGEL freilich zitiert Professorin Tamar Herman, die vor dem Hintergrund sinkender Umfragewerte für Netanyahu auf die Frage, ob die Coronakrise den Ministerpräsidenten sein Amt kosten könne, nüchtern antwortet:
"Das denke ich nicht. Es gibt am politischen Horizont einfach niemanden, der ihn ersetzen könnte."
Die Link zum Thema in der Rubrik ISRAEL INTERN.
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Gestern Vor 76 Jahren verübte Claus Schenk Graf von Stauffenberg ein Attentat auf Adolf Hitler. Nach dem Scheitern des Umsturzversuchs wurden er und weitere Widerstandskämpfer noch in derselben Nacht hingerichtet. Mit einer Gedenkstunde hat die Bundesregierung den Widerstand gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft gewürdigt. Zur Gedenkveranstaltung kamen auch Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer und Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller, wie Berichten in den Medien zu entnehmen ist. In der TAGESPOST kommt Stauffenbergs älstester Sohn Berthold im Interview zu Wort und sprich über die Motive seines Vaters, während im FOCUS Tim Pröse fünf Vorurteile, die über Stauffenberg und den deutschen Widerstand herrschen, zu widerlegen sucht: "5 große Irrtümer zum Stauffenberg-Attentat - und die Wahrheit über den 20. Juli".
Links zum Thema in der Rubrik VERGANGENHEIT...
Es sind Geschichten, die unglaublich klingen: Geschichten von Ordensfrauen, die in der NS-Zeit jüdische Kinder in Klöstern und Konventen versteckten. Geschichten von Priestern, die unter Lebensgefahr ihre mit dem Tod bedrohten Schutzbefohlenen in kirchliche Internate, ja sogar in Pfarrhäuser schmuggelten. Die meisten von ihnen überlebten im Schoß der Kirche. Doch in die Dankbarkeit mischt sich nach dem Krieg oft Bitterkeit. Denn vielen dieser Kinder wurde später ihre jüdische Herkunft verschwiegen und eine fremde übergestülpt, eine katholische. Und damit tut sich die katholische Kirche bis heute noch schwer, berichtet Kirsten Serup-Bilfeldt in einem Beitrag für DEUTSCHLANDRADIO, in dem sie eine Reihe der unglaublichen Geschichten und Schicksale erzählt: "Leben gerettet, Identität verloren".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...
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Am vorletzten Wochenende starteten rechtsextreme Twitter-User*innen in den USA den Hashtag #JewishPrivilege. In den Tweets, die sich schnell darunter häuften, spiegelten sich alle Formen von Antisemitismus wider. Von christlich-religiös motiviertem Judenhass bis hin zu dem Vorwurf, Juden seien für die Sklaverei in den USA verantwortlich gewesen und würden nun alles „den Weißen“ zuschieben. Der jüdische Autor und Aktivist Hen Mazzig wollte das nicht hinnheme und begann am Sonntag jenes Wochenendes, den von Rechtsextremen gestarteten Hashtag zu kapern - erfolgreich, wie Tessa Högele für ZE.TT, einem Onlinemagazin des Zeiverlags für junge Erwachsene schildert: "#JewishPrivilege: Wie Jüdinnen*Juden den Hashtag umdeuten, um auf Antisemitismus aufmerksam zu machen".
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Vor dem Hintergrund des heute beginnenden Prozesses gegen Stephan B., der im Oktober 2019 versucht hat, in der Synagoge im deutschen Halle ein Blutbad anzurichten, veröffentlicht die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG gleich drei Beiträge, die sich mit der Bedrohung jüdischen Lebens und dem Antisemitismus und Deutschland beschäftigen. Hansjörg Friedrich Müller war in Halle und hat sich in der jüdischen Gemeinde umgehört, ob sich in Sachen Polizeischutz seit dem Anschlag etwas getan hat. Der ehemalige Israel-Korrespondent Richard C. Schneider analysiert die Bedrohnungslage für Juden in Deutschland, die immer lauter die Frage stellen würden, ob sie in Deutschland noch eine Zukunft haben oder besser auswandern sollten:
"Keine Frage: Europa war und ist ein antisemitischer Kontinent. Und in den letzten Jahren wird der Judenhass stärker, lauter, aggressiver. So gut wie überall. Ausgerechnet in Deutschland ist die Entwicklung besonders dramatisch."
Burkhard Liebsch, an der Ruhr-Universität in Bochum lehrender Philosoph, hält wiederum in seinem Beitrag die Frage, ob Deutschland kein Land mehr für Juden sei, für falsch gestellt. Denn Juden können aus Deutschland weggehen. Aber können sie die Koffer irgendwo auspacken? Er schreibt:
"Dennoch möchte man ihnen zurufen: Bleibt hier, packt nicht die Koffer! Anderswo drohen die gleichen Probleme. Und sie drohen auch allen anderen, Nichtjuden. Bezeichnend ist in dieser Hinsicht die Leichtigkeit, mit der sich der Attentäter von Halle sozusagen ersatzweise zwei andere Opfer suchen konnte, nachdem er, offenbar frustriert, realisiert hatte, dass die Tür zur Synagoge nicht nachgeben würde. So wie es ihm im Grunde vollkommen egal war, wer sich dahinter befand, Männer, Frauen, Kinder, so war es ihm vollkommen gleichgültig, wer an deren Stelle für seinen Hass herhalten sollte."
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Karl-Eduard von Schnitzler, geboren 1918 im noblen Vorort Dahlem in eine großbürgerliche Familie, war zwar schon früh aus Rebellion gegen seine Herkunft zum überzeugten Kommunisten geworden, der er sein Leben lang blieb, bis zu seinem Tod 2001. Aber eben gleichzeitig und untrennbar zum Antisemiten. In seiner Propagandashow „Der schwarze Kanal“, die vom 21. März 1960 bis zum 30. Oktober 1989 fast jeden Montagabend im DDR-Fernsehen ausgestrahlt wurde, pflegte er seinen "schon pathologischen Israel- und damit unweigerlich Judenhass", schildert eindrücklich Sven Felix Kellerhoff in einem Beitrag für DIE WELT. Die Folgen von Schnitzlers antisemitischer Propaganda sieht Kellerhoff bis in die Gegenwart hineinwirken:
"Die aktuell in Ostdeutschland noch höhere Affinität zu rechtspopulistischen und fremdenfeindlichen Affekten als im Westen dürfte unter anderem mit der Hetze eines Schnitzlers zu tun haben. Jedenfalls ist das bis zum Beweis des Gegenteils eine legitime Annahme."
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Inzwischen ist es uns allen vertraut: in Zeiten des Coronavirus gilt das regelmäßige und gründliche Händewaschen als wichtigste Maßnahme, um die Ausbreitung der Krankheit einzudämmen. Doch nicht nur aus hygienischer Sicht lohnt sich ein Blick auf die richtige Technik des Händewaschens. Auch in der Religion hat es als ritueller Akt einen hohen Stellenwert. Dabei gibt es allerdings wichtige Unterschiede zwischen einzelnen Glaubensrichtungen zu beachten, wie Johannes Senk, Leticia Witte und Christoph Schmidt in ihrem Blick auf die jüdische, islamische und christliche Praxis des Händewaschens für KATHOLISCH.de schildern: "Das Händewaschen als religiöses Ritual".
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Der Psychoanalytiker Erich Fromm war außerdem Philosoph und Bestsellerautor, zeitweise mit Kultstatus - nicht zuletzt wegen seiner Kritik an religiösen Autoritäten. Das war nicht von Anfang an so. Fromm wurde 1900 in Frankfurt am Main geboren. In seiner Familie praktiziert man die jüdische Religion, viele Rabbiner zählen zu seiner Verwandtschaft. In seiener Studentenzeit in Heidelberg gab es einen Spruch unter Kommilitonen: "Mach mich wie den Erich Fromm, dass ich in den Himmel komm". Der Bruch mit der Religion seiner Eltern setzte erst vergleichsweise spät ein, war aber folgerichtig, um das Verhältnis von Mensch und Religion unbelastet zu erforschen, was er sodann ausgiebig tat, wie Sven Ahnert in seinem Porträt für DEUTSCHLANDRADIO schildert: "Ihr werdet sein wie Gott".
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Am 28. Juni entzog Israels Rundfunkaufsichtsbehörde dem in Großbritannien beheimateten evangelikalen TV-Sender GOD TV die Ausstrahlungsrechte (siehe Compass 1.7.2020). „Wir haben festgestellt, dass es sich bei GOD TV um einen Kanal handelt, der gezielt versucht, Juden an das Evangelium heranzuführen“, so ihr Vorsitzender Ascher Biton. Vor diesem Hintergrund beleuchtet Ralf Balke in einem Beitrag für HAGALIL die Aktivitäten evangelikaler und freikirchlicher Bewegungen in ihrem Verhältnis zum Judentum. Dabei spielen die sogenannten "Messianischen Juden" eine wichtige Rolle. Messianische Juden betrachten Jesus als ihren Messias und haben sich zum Ziel gesetzt, auch alle anderen Juden vom Evangelium zu überzeugen. Und genau über diese missionarische Tätigkeit gibt es immer wieder Streit: "Unter falscher Flagge".
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Vom 30. Juli bis zum 5. August 1947 trafen sich im Hotel Kulm in schweizerischen Seelisberg 65 Teilnehmer aus 19 Ländern, darunter 28 jüdische Teilnehmer, zur «Internationalen Konferenz der Christen und Juden». Ziel und Zweck des siebentägigen Treffens war die Bekämpfung von Antisemitismus durch die Überarbeitung der christlichen Lehre und Theologie und die Aufnahme des jüdisch-christlichen Gesprächs. Auf Englisch hiess der Anlass denn auch «Emergency Conference on Antisemitism», zu Deutsch «Dringlichkeitskonferenz gegen Antisemitismus». Dazu arbeiteten sie zehn Punkte aus, die sogenannten "10 Punkte von Seelisberg", die nicht nur eine wichtige Etappe auf dem Weg zur Konzilserklärung «Nostra Aetate» der katholischen Kirche von 1965 darstellten, sondern auch zum Gründungsdokument des Internationalen Rates der Christen und Juden wurde, dem in der Folge gegründeten Dachverband von 38 christlich-jüdischen und interreligiösen Dachorganisationen in 32 Ländern. In einem Beitrag für die schweizer-jüdische Wochenzeitung TACHLES erinnert Simon Erlanger an jenes für den christlich-jüdischen Dialog nach 1945 entscheidende Ereignis: "Der Kampf gegen Antisemitismus".
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Der Zentralrat der Juden in Deutschland begeht sein 70-jähriges Bestehen. Wegen der Corona-Pandemie gab es keine öffentlichen Feierlichkeiten, sondern nur ein Gedenken auf digitalem Wege. Der Organisation gehören inzwischen 105 jüdische Gemeinden mit rund 100.000 Mitgliedern an. Die frühere Präsidentin des Zentralrats, Knobloch, schrieb in einem Gastbeitrag für die BILD AM SONNTAG, niemand habe mit einer solchen Lebensdauer gerechnet, als die Organisation am 19. Juli 1950 gegründet wurde, also nur fünf Jahre nach dem Ende des Holocaust. Auch Josef Schuster, aktueller Präsident des Zentralrats, betont im Interview etwa mit DOMRADIO:
"Die Koffer, auf denen die Juden in der Nachkriegszeit sprichwörtlich gesessen haben, sind ausgepackt. Das ist auch nach dem Anschlag von Halle so - nur schaut seitdem der eine oder andere auch mal nach, wo die leeren Koffer stehen."
Im Interview mit der TAZ sieht der Historiker und Rabbiner Andreas Nachama, Vorsitzender der Allgemeinen Rabbinerkonferenz und jüdischer Präsident der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, den politischen Kampf gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus als eine der großen Herausforderungen für den Zentralrat der Juden in den nächsten Jahren. Es sei wichtig, dass es eine »jüdische politische Stimme gibt, die sagt: So geht es nicht«.
In der WELT erinnert Jacques Schuster an die alles andere als leichten Anfänge des Zentralrats im Lande des Holocaust:
"Im Jahr 1949 schrieb der berühmte jüdische Religionsphilosoph Gershom Scholem an seinen Kollegen Hans-Joachim Schoeps: „Ich staune, dass Sie in dieser Luft atmen können.“ Schoeps war nach Kriegsende nach Deutschland zurückgekehrt, obwohl sein Vater und seine Mutter in Theresienstadt und Auschwitz ermordet worden waren. Wie alle Juden, die nach dem Holocaust im Land der Täter lebten, traf ihn die volle Verachtung der jüdischen Gemeinden überall auf der Welt. Deutschland? Nie wieder! Man muss sich Scholems Satz ins Gedächtnis rufen, um zu ermessen, welches Wunder es ist, dass heute, 75 Jahre nach Kriegsende, rund 100.000 Juden in dem Land leben, das für sie zwölf Jahre lang nichts als eine Zone der Erniedrigung, der Quälerei und des Massenmordes war."
Viele Links zum Thema in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Muss man erst eine jüdische Gemeinde gründen, um Jude werden zu können? Hartwig Hornbostel ist davon überzeugt. „Ich versuche seit Jahrzehnten zu konvertieren, aber das wird mir von der orthodoxen Gemeinde verwehrt.“ Deshalb wollen er und weitere Mitstreiterinnen und Mitstreiter eine liberale jüdische Gemeinde in Bremen gründen. Justus Randt schildert im WESER-KURIER die Hintergründe und Pläne für dieses Vorhaben: "Liberale jüdische Gemeinde soll in Bremen entstehen".
Der Link zum Bericht in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Weil immer mehr Leute die Online-Partnersuche als Zumutung erleben, kehren sie der Dating-App "Tinder" den Rücken zu, berichet Birgit Schmid in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG und macht einen überraschenden Vorschlag: "Man sollte den Eltern, Verwandten und Freunden gestatten, sich in die Suche nach dem Passenden einzumischen." Um die Vorzüge dieser Idee deutlich zu machen, verweist sie auf die jüdische Kultur, in der die arrangierte Ehe seit Jahrtausenden funktioniere:
"Junge jüdisch-orthodoxe Paare werden so verkuppelt, oft auch durch professionelle Partnervermittler, die die beiden Familien gut kennen oder sich Informationen über sie einholen. Gefällt den Heiratswilligen, was sie über den anderen hören, treffen sie sich, um dann zu entscheiden, ob sie sich ein zweites Mal treffen. Dieser Prozess nennt sich «Schidduch». Das hebräische Wort «Schidduch» bedeutet «Vorstellen», «Verhandeln».
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
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Vor 150 Jahren hat sich der Papst für unfehlbar erklärt. Was er in Glaubensfragen „ex cathedra“ entscheidet, das gilt für immer. Was dies für die heutige Kirche bedeutet und dass sich damals schon die Kirchenmänner dabei nicht einig waren, schildern Josef Hochsträsser und Kirsten Serup-Bilfeldt in ihren Beiträge für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG und DEUTSCHLANDARIO: "Wie der Papst unfehlbar wurde".
Der Link dazu in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.
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In wenigen Biografien verdichtet sich das 20. Jahrhundert so sehr wie in derjenigen des Historikers Ernst Kantorowicz. Den Ersten Weltkrieg und die Hölle von Verdun erlebt er an vorderster Front. Kaum zurück in der Heimat, immatrikuliert er sich 1919 in Heidelberg – aber noch im selben Jahr sehen wir den 24-Jährigen im Trab durch Berlin, auf der Jagd nach Kommunisten. Der Spartakusaufstand tobt und droht die Weimarer Republik kurz nach ihrer Gründung auseinanderzureissen. Einige Jahre später, als die junge Republik tatsächlich kollabiert, ist er der Gejagte: Als jüdischer Gelehrter schützt ihn auch sein Eisernes Verdienstkreuz Zweiter Klasse nicht vor den Nationalsozialisten. Er flieht nach Berkeley. Dort entließ man ihn, als er sich 1950 weigerte, einen antikommunistischen »Treueeid« zu unterzeichnen. Kantorowicz wurde an das »Institute for Advanced Study« in Princeton berufen, wo er bis zu seinem Tod neue Freundschaften, u. a. mit Erwin Panofsky und Robert Oppenheimer, schloss. Nun liegt eine beeindruckende Biographie über ihn vor, die Paul Ostwald für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG gelesen hat: "Ein strammer deutscher Nationalist wird zum liberalen Intellektuellen".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN
Einen angenehmen Tag wünscht
Dr. Christoph Münz
redaktion@compass-infodienst.de
(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)
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