ACHTUNG
ONLINE-EXTRA Nr. 305
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Wer heute die Synagoge in Halle besuchen möchte, muss sich fünf Tage vorher mit einer Ausweis-Kopie anmelden. Erst nach polizeilicher Prüfung wird eine Genehmeigung erteilt. Vor dem 9. Oktober 2019 war dies nicht nötig, aber dieser 9. Oktober vor einem Jahr änderte alles. An jenem Tag, dem jüdischen Versöhnungstag Yom Kippur, hatte Stephan B. einen Anschlag auf die Synagoge in Halle verübt, zwei Menschen erschossen und weitere verletzt. Seit gut zwei Wochen muss er sich dafür nun vor Gericht verantworten.
Während einer der Prozesstage berichtete eine 24 Jahre alte Studentin aus Berlin, die zum Zeitpunkt des Anschlags in der Synagoge gewesen war, von ihren posttraumatischen Belastungsstörungen, unter denen sie noch heute leide. Die 24-Jährige, die erst vor eineinhalb Jahren fürs Studium aus Polen nach Berlin gezogen war, legte gleichzeitig auf beeindruckende Weise Zeugnis davon ab, was sie den Folgen des judenfeindlichen Mordanschlags entgegen zu setzen versucht. Sie habe sich entschlossen, so sagt sie aus, ihren Traum in Deutschland zu studieren und zu leben, nicht von dem Täter zerstören zu lassen. “Ich möchte mein Studium hier beenden, ich möchte hier leben und dieser Anschlag wird mich mit Sicherheit nicht daran hindern, dass ich die Synagoge besuche und meinen Glauben lebe.” Eine starke Frau. Eine starke Stimme. Ein starkes Ja zum Leben.
Starke Stimmen von 20 Jüdinnen versammelt auch ein Band, der vor kurzem im kleinen Berliner Lichtig-Verlag erschienen ist. Dessen emsige und engagierte Verlagsleiterin Nea Weissberg hat ihn herausgegeben - und er erscheint zur rechten Zeit: "Halle ist überall – Stimmen jüdischer Frauen". Die 20 Frauen "äußern sich zu ihrer Sorge, Angst und Empörung an jenem Tag, dem 9. Oktober 2019, und über ihr Leben, das in irgendeiner Form mit Antisemitismus in Berührung kam", berichtet Nea Weissberg im Vorwort. "Die Vielfalt ist groß: Die Autorinnen haben verschiedene Berufe und politische Haltungen und auch ihre religiösen Einstellungen zum Judentum sind unterschiedlich". Und eine der Autorinnen, Luba Meyer, gehörte seinerzeit auch zu den Beterinnen, die den antisemitischen Anschlag in der Synagoge zu Halle miterlebt hatten.
Der Berliner Publizist Gabriel Berger hat den eindrucksvollen Band gelesen. In der nachfolgenden Rezension, die hier heute als ONLINE-EXTRA Nr. 305 erscheint, gibt er seine Eindrücke und Gedanken wieder, die er bei der Lektüre dieser empfehlenswerten Anthologie gewonnen hat: "Halle ist überall".
COMPASS dankt Gabriel Berger für die Genehmigung zur Wiedergabe seiner Rezension an dieser Stelle!
Online-Extra Nr. 305
online exklusiv für ONLINE-EXTRA
Einen angenehmen Tag, ein schönes Wochenende und Gut Schabbes wünscht
Dr. Christoph Münz
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