Deutsche Bibliothek
ISSN 1612-7331
07.10.2020 - Nr. 1917
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Die nächste Tagesausgabe erfolgt am Dienstag, 13. Oktober 2020.


Guten Tag!

Nr. 1917 - 07. Oktober 2020



Die Normalisierungsabkommen Israels mit den Vereinigten Arabischen Emiraten und Bahrain haben das Potenzial, zu den ersten «warmen» Deals mit arabischen Staaten zu werden. Sie befördern das Geschäft, lassen veraltete Denkmuster sterben und können sogar der Friedenssuche dienen. Das meint zumindest Ulrich Schmid in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG und beschreibt ausführlich die wirtschaftlichen Verbindungen und die Branchen, die am meisten von der jüngsten Entwicklung profitieren können. Sein Fazit:
"Nichts wird nach diesen Verträgen im Nahen Osten sein wie zuvor. Wenn Araber Arabern vormachen, dass man mit dem Judenstaat, jahrzehntelang das Objekt von Kriegen, Vernichtungsphantasien und Boykotten, auch vernünftig, gelassen und profitabel umgehen kann, ist das ein psychologischer Durchbruch ohnegleichen."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

In der TAZ diskutiert Susanne Knaul die verschiedenen Ansätze für eine Einstaatenlösung zur Lösung des Nahostkonflkts im Vergleich zur Zwei-Staatenlösung. Auslöser ihrer Überlegungen ist ein Essay des US-amerikanischen Politologen und Publizisten Peter Beinart in der "New York Times", der in Israel für heftige Diskussionen sorgte. Der praktizierende Jude, der regelmäßig zu Gast im Heiligen Land war, nimmt als überzeugter und bekennender Zionist Abschied von der Zweistaatenlösung. „Ich glaube nicht mehr an den jüdischen Staat“, so der Titel seiner Abhandlung. Stattdessen stellt er sich eine jüdische Heimat in einem Staat vor, in dem Gleichberechtigung für alle BürgerInnen gilt. Susanne Knaul freilich bleibt skeptisch:
"Im Vergleich zu den Problemen, die ein Staat für beide Völker mit sich bringen würde, erscheint die Umsetzung der Zweistaatenlösung wie ein Kinderspiel. Die Hunderten Siedlungen und Siedlerstraßen machten aus Palästina einen Flickenteppich, sagen Zweifler. Na und? Es gibt Transitstraßen, Brücken und Tunnel. Ideen über Ideen lagen auf dem Tisch, als man in guten Zeiten des Friedensprozesses gemeinsam über Verbindungsmöglichkeiten zwischen dem Gazastreifen und dem Westjordanland nachdachte."
Der Link zum Essay in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

In vielen Städten Israels gingen auch am jüngsten Wochenende geschätzt 100.000 Menschen trotz Lockdowns auf die Straße, um gegen Premier Netanyahu zu protestieren. Und da größere Versammlungen verboten waren, traf man sich an Hunderten von Orten in kleineren Gruppen, wie der österreichische STANDARD berichtet. Bei den landesweiten Protesten sind allerdings auch zahlreiche Menschen festgenommen worden, wie man u.a. im SPIEGEL lesen kann. Maria Sterkl kommentiert dazu im STANDARD:
"Wenn es der Plan der Regierung war, die Demonstrationen einzudämmen, dann ging er nicht auf. Hunderte Mini-Proteste schossen im ganzen Land aus dem Boden. Handyvideos belegen eine Häufung von Polizeigewalt bei den Protesten, und in sozialen Medien wurde von linker Seite am Sonntag deutliche Kritik an der Exekutive laut: Diese kümmere sich vor allem um die Straßenproteste, schaue bei Massengebeten in ultraorthodoxen Siedlungen in Zeiten von Corona aber weg."
In der TAZ kommentiert Judith Poppe wiederum die Zunahme an Gewalt, die die Polizei gegenüber den Protestierenden an den Tag legt:
"Für diese Zunahme an Gewalt ist nicht zuletzt Netanjahu verantwortlich. Er hetzt gegen die Demonstrationen, bezeichnet sie als eines der „zerstörerischsten Dinge im Land“ und behauptet, sie brächten „Corona und Anarchie hervor“. Eine bedrohliche Situation, die die derzeitig gigantisch hohen Infektionszahlen darstellen, instrumentalisiert er so für seine eigenen Zwecke: die Demonstrationen zu zerschlagen. [...] Netanjahus Politik der Spaltung hat bittere Folgen: ein dysfunktionales politisches System, ein tiefer Riss, der durch die Gesellschaft geht, und Gewalt gegen seine Gegner*innen."
Die Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL INTERN.

"Sechs Jahre kannst Du in deinem Land säen und die Ernte einbringen, im siebten sollst du es brach liegen lassen und nicht bestellen. Die Armen in deinem Volk sollen davon essen, den Rest mögen die Tiere des Feldes fressen. Das Gleiche sollst du mit deinem Weinberg und deinen Ölbäumen tun." So heißt es im 2. Buch Mose 23, 10-12 - und darauf beruht die jüdische Tradition des Schmitta-Jahres, demzufolge einmal in sieben Jahren der Acker brachliegen soll. Wie aber ist diese Regel in Zeiten der modernen Agrarwirtschaft auszulegen und umzusetzen? Brigitte Jünger berichtet für DEUTSCHLANDRADIO über Menschen in Israel, die hierfür kreative Lösungen gefunden haben: "Ein Sabbatjahr für den Acker".
Der Link zu ihrer Reportage in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Nach allgemeiner Auffassung unterstützte die Bundesrepublik Deutschland die Bildung des israelischen Staates aus moralischen Gründen - zur Sühne für die Nazi-Vergangenheit -, spielte aber im arabisch-israelischen Konflikt keine bedeutende Rolle. Daniel Marweckis bahnbrechende Analyse, die bislang leider nur auf Englisch vorliegt, dekonstruiert die Mythen um die seltsame Allianz zwischen Israel und dem demokratischen Nachkriegsdeutschland. Gründliche Archivrecherchen zeigen seiner Meinung nach, wie deutsche Politiker oft unaufrichtige, zynische oder sogar teilweise antisemitische Motive hatten und ihre Nazi-Vergangenheit durch die Unterstützung des neuen israelischen Staates zu beschönigen suchten. Und: die deutsche wirtschaftliche und militärische Unterstützung trug wesentlich zur frühen Konsolidierung Israels und schließlich zur regionalen Hegemonie bei. Dieses erste Bündnis hat die Rolle Deutschlands im israelisch-palästinensischen Konflikt bis zum heutigen Tag beeinflusst. Fazit seiner Studie:  Beiden Seiten ging es bei der Annäherung nicht in erster Linie um moralische Überlegungen, sondern um handfeste politische, wirtschaftliche und militärische Interessen. Der Historiker René Wildangel hat das Buch für Qantara.de gelesen: "Plädoyer gegen Verklärung".
Der Link zu seinen Leseeindrücken in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

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Vor einhundert Jahren erschien Ernst Jüngers weltberühmtes Kriegstagebuch "In Stahlgewittern", in dem er den Krieg zugleich als Naturereignis und Vernichtungsmaschine beschrieb. Ohne Frage eines der einflußreichsten Bücher seiner Zeit und zugleich bis heute kontrovers diskutiert. Die Auflage des Buches wuchs vor allem in den Jahren des Nationalsozialismus erheblich. Jünger wurde von Hitler und anderen führenden Nazis heftig umworgen - ließ sich aber nie völlig vereinnahmen, meint der Historker Ralf Gebel in einem Beitrag für die BERLINER ZEITUNG: "Überleben und Töten".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Für immer wird sein Name mit dem Werk »Schindlers Liste« aus dem Jahr 1982 verbunden bleiben, dem Steven Spielberg elf Jahre später in einem der erfolgreichsten Filme aller Zeiten ein Denkmal für die Ewigkeit setzte: gemeint ist der australische Schriftsteller Thomas Keneally, der dieser Tage seinen 85. Geburstag feiert. Annika Burgess und Carola Frentzen porträtieren aus diesem Anlass den Autor in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG. Dabei erzählen sie auch noch einmal, wie Keneally einst auf die Idee kam, die Geschichte von "Schindlers Liste" zu erzählen:
"Dabei beruhte die Entstehung des Buches nur auf einem glücklichen Zufall: 1980 traf Keneally auf dem Weg zum Flughafen von Los Angeles in einem Geschäft auf Leopold »Poldek« Pfefferberg. »Ich kenne eine wunderbare Geschichte«, sagte der und erzählte, wie Oskar Schindler ihn und viele andere vor dem sicheren Tod in einem SS-Lager gerettet hatte. Pfefferberg nahm den Schriftsteller, dessen Name ihm bekannt war, mit in einen Hinterraum. »Dort zeigte er mir die erste Kopie von Schindlers Liste, die ich je gesehen habe«, erinnert sich Keneally. »Ich dachte: Wow! Das ist eine erstaunliche Story.«"
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Wer als Autor im Dritten Reich publizieren wollte, musste sich offiziell registrieren lassen als Mitglied der Reichsschrifttumskammer. Aber was bedeutete das? Wieviel Anpassung wurde verlangt? Wie war das Verhältnis zum Staat und wie das Selbstverständnis als Repräsentant des deutschen Geisteslebens? Hielt man Kontakt zu emigrierten Kollegen? Und wie stellte man sich zur Verfolgung und Deportation der Juden? Anatol Regnier hat für sein nun vorliegendes Buch Schriftstellernachlässe und Verlagskorrespondenz gesichtet und lässt die Protagonisten ausführlich selbst zu Wort kommen. Überzeugte Nazis sind darunter, andere glaubten, das Richtige zu tun und taten das Falsche. War man als Dagebliebener, wie man sich auch drehte und wendete, Teil des Systems? Oder war es möglich, als Schriftsteller im nationalsozialistischen Deutschland integer zu bleiben? Die Befunde sind oft überraschend ambivalent und sehr viel differenzierter, als die Schwarz-Weiß-Logik Nazi/Antinazi vermuten lässt. Florian Kiesinger stellt den Band in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG näher vor: "Wie sind deutsche Autoren mit dem NS-System umgegangen?".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

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Ein Jahr nach dem Anschlag in Halle wurde in Hamburg ein jüdischer Student vor der Synagoge in Hamburg-Eimsbüttel niedergeschlagen und schwer veletzt. Vertreter aus Politik, Judentum und Kirchen haben mit Trauer und Bestürzung auf den Anschlag reagiert. Die Forderungen am Tag danach freilich ähneln sich: mehr Schutz für jüdische Einrichtungen und mehr Engagement gegen Antisemitismus. Und in Hamburg diskutiert man darüber, wie sicher das jüdische Leben denn noch vor Ort ist. Der Hamburger Senat will das Schutzkonzept für die jüdischen Einrichtungen in der Stadt prüfen. Zugleich wolle man dem Antisemitismus mit mehr positiver Sichtbarkeit des jüdischen Lebens in der Stadt entgegentreten, sagte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) nach einem Treffen mit Landesrabbiner Shlomo Bistritzky und den Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde, Philipp Stricharz und Eli Fel. "Wir brauchen eine bessere Aufklärung und Bildung der Bevölkerung", sagte Josef Schuster, Vorsitzender des Zentralrats der Juden und zielt in ähnliche Richtung wie Tschentscher: "Es geht darum, das Judentum, jüdisches Leben bekannter zu machen - nicht immer im Zusammenhang mit der Schoa, nicht nur aus der Opferperspektive. Das Judentum ist nichts Exotisches."
In der TAZ mahnt Maram Stern, Executive Vice President des Jüdischen Welt­kongresses:
"Man darf beim Antisemitismus keinen Fuß breit nachgeben, Antisemitismus darf nicht als Normalität akzeptiert werden, die eben nun mal vorkommt. Kinder und Jugendliche dürfen nicht in einer Gesellschaft aufwachsen, die sich mit Antisemitismus abgefunden hat. Sie dürfen nicht täglich auf ihren sozialen Medien wie beispielsweise TikTok erleben, dass Antisemitismus etwas Denkbares und Sagbares ist."
In der ZEIT schildert Félice Gritti, wie es nach dem Anschlag um die Stimmung in der jüdischen Gemeinde vor Ort bestellt ist und zitiert deren Vorsitzenden Philipp Striacharz:
"Man muss sich eingestehen – und das tue ich ungern –, dass auch Hamburg eine Stadt ist, in der man sich als Jude nicht bedenkenlos bewegen kann." Stricharz ergänzte, die Gemeinde fühle sich von der Politik durchaus gestärkt, nicht alleine gelassen. "Aber", sagt er mit Blick auf den Kampf gegen Antisemitismus, "man muss jetzt bereit sein, härter zu werden".
Empört und zornig stellt Erica Zingher in der TAZ fest, dass den antisemitischen Attentaten immer die "gleichen, leeren Politphrasen" folgen würden - und kritisiert schar die ständige Rede von Einzeltätern und Einzeltaten:
"Antisemitische und rassistische Taten werden selten sofort als das gesehen, was sie sind: antisemitisch und rassistisch. Stattdessen werden die Verbrechen pathologisiert. Es ist einfacher, von einem antisemitischen Einzelgänger zu sprechen, der versuchte, an Jom Kippur eine Synagoge zu stürmen und ein Massaker anzurichten. Oder von einem einzelnen Rassisten, der in Hanau zehn Menschen ermordete. Es ist einfacher, rechtsextremistische Chatgruppen bei der Polizei als vereinzelte Probleme wahrzunehmen. Einzelgänger. Einzeltäter. Einzelfälle. Niemals Zusammenhang oder Kontinuität. Sonst müsste man ja als Gesellschaft fragen: Was hat das mit mir zu tun? Und als Staat: Wie können wir diese Menschen besser schützen? Und warum haben wir uns so lange geweigert, das ernsthaft zu tun?"
In ZEIT CAMPUS und in JETZT, dem Magazin der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, sind schließlich eine Reihe von Interviews mit jungen Juden und Jüdinnen zu lesen. So etwa mit Anna Staroselski, 24, Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion, Bini Guttmann, 24, Präsident der Europäischen Union Jüdischer Studenten oder mit dem 23-jährigen Ruben Gerczikow, der seit März 2019 Mitglied im Vorstand der Jüdischen Studierendenunion Deutschlands ist. Auf die Frage, was die Gesellschaft gegen den Antisemitismus unternehmen könne, sagt Letzterer u.a.:
"Wir müssen viel früher anfangen und in der Erziehung etwas verändern. Dass das jüdische Leben in Deutschland "normaler" wird und einfach als Teil der deutschen Kultur akzeptiert wird. Judentum ist mehr als nur der Nahostkonflikt, die Schoah und Antisemitismus. Innerhalb der deutschen Gesellschaft werden wir als Jüdinnen und Juden in eine Opferrolle gedrängt. Der wehrlose Jude, die schwächliche Jüdin. Ich kann für mich und viele Freunde und Bekannte sprechen: Wir sehen uns nicht als Opfer und wollen auch nicht als Opfer gesehen werden."
Links zu Berichten, Kommentaren und Interviews zum Thema in der Rubrik ANTISMEMITISMUS.

Die DDR gilt noch heute als "antifaschistischer Staat". Ihr Gründungsmythos versprach eine Gesellschaft, die die nationalsozialistische Herrschaft überwand, indem sie den Kapitalismus im Osten abschaffte. Während in der DDR die Helden des kommunistischen Widerstands verehrt wurden, wollte sich freilich kaum jemand mit den Tätern und den Taten der Judenvernichtung auseinandersetzen. Als "Sieger der Geschichte" wähnte man sich befreit von Schuld und Verantwortung - und befreit von jeglichem Antisemitismus. Und dennoch: Der Staat Israel wurde ab 1965 von der DDR-Regierung und ihren Partnern im Nahen Osten sogar gezielt bekämpft. In einem Feature, das kürzlich im SÜDWESTRUNDFUNK ausgestrahlt wurde, erzählt und analysiert Michael Hänel die Geschichte von Juden- und Israelfeindlichkeit in der DDR. Das Manuskript kann nun als pdf-Datei heruntergeladen werden: "Staatsfeind Israel - Antisemitismus in der DDR".
Der Link dazu in der Rubrik ANTISMEMITISMUS.

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In einem lesens- und nachdenkenswerten Essay für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG denkt Roman Bucheli darüber nach, ob es so ganz ohne Gott geht und empfiehlt, dass sich darauf auch eine aufgeklärte Gesellschaft lieber nicht verlassen solle. So vermerkt er zu Beginn seines Essays:
"Gerade die längst zur rhetorischen Routine gewordene Berufung auf eine angeblich christlich-jüdische Tradition verschleiert die Ratlosigkeit darüber, welchen Stellenwert Religion in Fragen von Politik und Gesellschaft noch haben kann. Die Leerformel ist symptomatisch für die Preisgabe eines religiösen Fundaments, das Herausforderung, Aufgabe und Ärgernis in einem ist, da es keine einfachen Antworten bereithält, dem Einzelnen jedoch abverlangt, Haltung zu zeigen. An seine Stelle tritt die Unverbindlichkeit einer Wohlfühl-Weltanschauung, die mit der Chimäre einer abendländischen Traditions- und Wertegemeinschaft Unterschiede beflissen einebnet, statt sie so selbstbewusst wie respektvoll zu benennen."
Der Link zum Essay in der Rubrik INTERRELIGIÖSER DIALOG.

Ob Koran, Christen- oder Judentum – die öffentliche Wahrnehmung wird oft von radikal-konservativen Kräften bestimmt. Das muss sich ändern, meint die Theologin und Religionsphilosophin Gesine Palmer in einem Beitrag für DEUTSCHLANDRADIO. Sie fordert insbesondere liberale Kräfte in den Religionen auf, sich zu Wort zu melden und zusammenzuschließen, denn:
"Insbesondere in Gesellschaften, in denen sich die Gegensätze zwischen religiösen und säkularen Bevölkerungsgruppen hart aneinanderstoßen (dazu gehört die israelische ebenso wie einige der moderneren muslimischen Gesellschaften), sagen ziemlich viele ziemlich vernünftige Leute seit langem sehr deutlich, dass die Grenzen weder zwischen den Religionen selbst noch auch zwischen den aufgeklärten und den religiösen Menschen verlaufen. Die Grenzen verlaufen vielmehr zwischen den radikal-konservativ denkenden und den liberal denkenden Menschen – egal ob Muslime, Christen oder Juden."
Der Link zu ihrem Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSER DIALOG.

Das Christentum verdankt sich der jüdischen Tradition. Doch Christen pflegten diese Wurzeln zu wenig, meint Joachim Valentin, Direktor des katholischen Kultur- und Begegnungszentrums "Haus am Dom" in Frankfurt am Main und Vorsitzender des Frankfurter Rates der Religionen. In einem Beitrag für KATHOLISCH.de verweist er insbesondere auf die Liturgie, um dem entgegen zu wirken:
"Für uns Christinnen und Christen gibt es einen einfachen Weg, dieser Lage anders gerecht zu werden: In jedem Sonntagsgottesdienst muss eine Lesung aus der jüdischen Bibel gelesen werden – oft wird sie "aus Zeitgründen" weggelassen, anstatt über sie zu predigen. Wieder ein Stück weniger Nähe zum alten Ölbaum, wieder ein Stück weniger normale Anwesenheit jüdischer Tradition mitten in unserer Kultur, wieder ein Stück mehr Entfremdung der Anderen, der "Juden"."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSER DIALOG.

Ausführlich berichtet KATHPRESS über den Auftakt der Wiener Ringvorlesung zum interreligiösen Dialog mit Online-Podiumsdiskussion. Dabei haben sich Theologen der drei abrahamitischen Religionen - Judentum, Christentum und Islam - für einen intensiveren interreligiösen Dialog ausgesprochen. Der interreligiöse Dialog könne als Instrument der Friedenssicherung gerade angesichts der Corona-Pandemie und wachsender Konflikte eine entscheidende Rolle spielen. Die Podiumsdiskussion bildete den Beginn der Ringvorlesung "Judentum - Christentum - Islam. Inter- und transdisziplinäre Perspektiven auf den interreligiösen Dialog der abrahamitischen Religionen". Im Rahmen der bis Januar 2021 angelegten und online abgehaltenen Ringvorlesung werden Experten aus Theologie, den Sozialwissenschaften, der Religionswissenschaft sowie der Geschichtswissenschaft zu Wort kommen, um das Thema aus ihrem jeweiligen Blickwinkel zu reflektieren: "Interreligiöser Dialog in Pandemie-Zeiten unentbehrlich".
Der Link zum Bericht in der Rubrik INTERRELIGIÖSER DIALOG.

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Am vergangenen Wochenende hat das jüdische Laubhüttenfest begonnen. Es ist einerseits ein Erntedankfest, andererseits erinnert man sich an den Auszug aus Ägypten. Die Sukka, die Laubhütte, die man dabei baut, ist nach oben offen und nur mit Zweigen bedeckt, dabei ist der Blick zum Himmel frei. Während des einwöchigen Festes nimmt man die Mahlzeiten in der Hütte ein. Aber geht geht das auch in Zeiten der Pandemie? Eng zusammensitzen in einer Hütte? Oder doch besser darauf verzichten? Welche Risiken kann man eingehen, welche vermeidet man lieber? In einem Beitrag für die WIENER ZEITUNG reflektiert Alexia Weiss über die bedrückende Situation, ein religiöses Fest in Zeiten der Pandemie zu begehen:
"Zu jüdischen Festen gehört es dazu, in größerem Kreis und eben gemeinsam zu feiern. Der Seder zu Pessach im kleinsten Familienkreis hat sich heuer nicht so angefühlt, wie es eigentlich gehört. Diese Woche ist es genauso. Es sind traurige Feiertage. Nein, eigentlich ist es sogar noch eine Prise schlimmer. Während im Frühjahr zu Pessach das Alleinsein vieler das Hauptthema war, sind inzwischen viele Menschen erkrankt und von ein paaren musste sich die jüdische Gemeinde für immer verabschieden. Das ist ein großer Einschnitt. Und der wird wohl für immer Spuren hinterlassen."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Von ganz ungewöhnlichen Sukkot-Feierlichkeiten in Nürnberg berichten NORDBAYERN.de und eine Reportage in DEUTSCHLANDRADIO. Die traditionell errichteten Laubhütten befinden sich nämlich in diesem Jahr in Nürnberg auf dem Dach der einst von den Nazis erichteten Kongresshalle. Die Initiative dazu ging vom deutsch-israelischen Verein aus. Durch die Auswahl des Ortes möchte man man unterstreichen, dass jüdisches Leben wieder ein Teil der gesellschaftlichen Realität in Nürnberg geworden ist: "Den Nazis auf dem Dach herumtanzen".
Die Links zu den Berichten in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Castelló d’Empúries ist ein mittelalterliches Städtchen in der katalanischen Provinz Girona. Es liegt etwa 140 Kilometer nördlich von Barcelona am Golf von Roses und ist die ehemalige Hauptstadt der Grafschaft Empúries. Überregionale Bedeutung genießt das mehrtägige mittelalterliche Festival Terra de Trobadors, das insbesondere an die alten Zeiten erinnern soll, als Castelló d’Empúries noch Hauptstadt der Grafschaft Empúries war. Einige Troubardourfeste in Castello standen in den vergangenen Jahren unter dem Zeichen der mittelalterlichen jüdischen Vergangenheit der Grafenstadt. Die deutsche Tageszeitung der nördlichen Costa Brava ARENA hat sich dies zum Anlass genommen, den Spuren der jüdischen Vergangenheit zu folgen und berichtet davon in einer zweiteiligen Reportage: "Ein Gang durch das jüdische Castelló d´Empúries".
Die Links dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

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Schon seit einigen Jahren, noch vor dem Tönnies-Skandal, steht für viele Jugendliche in Deutschland fest: Kein Fleisch mehr! Oft wird dies auch mit dem 5. Gebot „Du sollst nicht töten“ begründet. Ist dies nur ein momentaner Jugendtrend oder gab es solch eine Sichtweise schon früher bei den Christen? Simon Doering hat sich für die TAGESPOST auf biblische Spurensuche zum Thema Vegetarismus begeben: "Eingefleischt Vegetarier".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

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Deutsch-jüdische Nachkriegsgeschichte: Migration, Konflikte und intellektueller Neubeginn. War die Geschichte jüdischen Lebens in der Bundesrepublik in erster Linie ein langfristig erfolgreicher Prozess von Aussöhnung und Neubeginn nach dem Holocaust? Oder verharrten die wenigen jüdischen Überlebenden, die sich im »Land der Täter« ansiedelten, lediglich auf »gepackten Koffern« und traten öffentlich kaum in Erscheinung? Am Beispiel der Stadt Frankfurt am Main und der Juden, die dort nach 1945 lebten, zeigt Tobias Freimüller in seinem Buch "Frankfurt und die Juden" exemplarisch die Widersprüchlichkeit und Komplexität der jüdischen Nachkriegsgeschichte Westdeutschlands wie unter einem Brennglas. Jörg Später hat das Buch für die TAZ gelesen: "Fremde Heimat".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

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Ein Jahr nach dem Attentat auf die Synagoge in Halle kann man heute Abend eine Reportage im Fernsehen sehen, in der vor allem die Betroffenen zu Wort kommen. Wie haben diejenigen den Anschlag erlebt, die sich an Jom Kippur 2019 in der Synagoge in Halle aufgehalten haben: "Das Leben danach - Das Attentat von Halle".
Mehr dazu in den FERNSEH-TIPPS

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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EDITORIAL HIGHLIGHTS

07. Oktober 2020

 * Geschäfte mit dem Feind ... mehr
 
 * Schönes neues Heiliges Land ... mehr
 
 * Massengebete und Miniproteste trotz Lockdowns in Israel ... mehr
 
 * Ein Sabbatjahr für den Acker  ... mehr
 
 * Deutschland und Israel: Plädoyer gegen Verklärung ... mehr
 
 * "In Stahlgewittern" ... mehr
 
 * "Schindlers Liste": Autor wird 85 ... mehr
 
 * Wie sind deutsche Autoren mit dem NS-System umgegangen? ... mehr
 
 * "Auch in Hamburg kann man sich als Jude nicht bedenkenlos bewegen" ... mehr
 
 * Staatsfeind Israel - Antisemitismus in der DDR ... mehr
 
 * Geht es ganz ohne Gott? ... mehr
 
 * Liberale Gläubige, zeigt Euch! ... mehr
 
 * Wie Christen jüdisches Leben "normal" sein lassen können ... mehr
 
 * Interreligiöser Dialog in Pandemie-Zeiten unentbehrlich ... mehr
 
 * Sukkot in Corona-Zeiten ... mehr
 
 * Den Nazis auf dem Dach herumtanzen ... mehr
 
 * Ein Gang durch das jüdische Castelló d´Empúries ... mehr
 
 * Biblische Spurensuche: Eingefleischt Vegetarier ... mehr
 
 * Buch-Tipp: Tobias Freimüller - Frankfurt und die Juden ... mehr
 
 * TV-Tipp: Das Leben danach - Das Attentat von Halle ... mehr
 
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EDITORIAL
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ACHTUNG:
Die nächste Tagesausgabe erfolgt am Dienstag, 13. Oktober 2020.