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Kurz vor dem Ende seiner Amtszeit hat US-Aussenminister Pompeo im von Israel besetzten Westjordanland einen umstrittenen Besuch absolviert. Der palästinensische Premier Schtajjeh zeigte sich empört. Gleichwohl, so Tim Aßmann in seinem Bericht für TAGESSCHAU.de, bilanzierte Pompeo mit Blick auf die zurückliegenden Jahre der Trump'schen Nahost-Politik: "Frieden, mehr Wachstum und weniger Risiken für die Menschen weltweit, hier in der Region und der Heimat des jüdischen Volkes - das haben wir gemeinsam erreicht und es ist historisch. ... Sie können stolz auf sich sein. Ich weiß, Präsident Trump ist stolz. Wir haben Unglaubliches geleistet."
Von Israel aus begab sich Pompeo an den Golf, zwar nicht nach Bahrain, aber Stationen waren die Vereinigten Arabischen Emirate, Katar und Saudi-Arabien. Im Mittelpunkt der Gespräche stand wohl die gemeinsame Front gegen den Iran und eventuelle neue Sanktionen der USA. Gudrun Harrer kommentiert im österreichischen STANDARD kritisch:
"Absurdes Resultat von Trumps Politik ist, dass der Iran nun über zwölfmal mehr angereichertes Uran verfügt, als er unter dem Atomdeal haben dürfte, und dabei ist, eine neue Anreicherungszentrifugengeneration in Betrieb zu nehmen."
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Für weitaus mehr Aufsehen als Pompeos Reise sorgte freilich die zunächst geheim gehaltene Visite Benjamin Netanjahus in Saudi-Arabien. Netanjahu war damit der erste Regierungschef seines Landes, der nach Neom gereist war und sich dort mit Kronprinz Mohammed bin Salman getroffen hat. Christian Böhme wertet im TAGESSPIEGEL den Besuch insbesondere als "Kampfansage an den Iran" und zugleich als Botschaft an den neu gewählten US-Präsidenten Biden, der im Gegensatz zu Trumps harter Linie gegenüber dem Iran bereits signalisiert hat, eher auf Verhandlungen zu setzen. Böhme macht allerdings auch auf inner-saudische und inner-arabische Probleme im Kontext einer Annäherung an Israel aufmerksam:
"Zum einen ist die anti-israelische Stimmung in der arabisch-muslimischen Welt nach wie vor weit verbreitet. Das kann das erzkonservative Königreich nicht ignorieren. Zum anderen macht sich Saudi-Arabien immer noch – offiziell – für die Sache der Palästinenser stark."
Ähnlich analysiert auch Andrea Spalinger in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG:
"Der 84-jährige König Salman hält wie viele Spitzenpolitiker aus seiner Generation an der traditionellen arabischen Loyalität gegenüber den Palästinensern fest. Vor einer Normalisierung der Beziehungen zu Israel fordert er einen Friedensschluss im Nahen Osten und die Schaffung eines palästinensischen Staates. Saudiarabien sieht sich als Hüter der heiligsten Stätten des Islams in Mekka und Medina und als Führungsmacht in der arabischen Welt, und der Monarch will nicht riskieren, dass diese Position durch ein umstrittenes Abkommen mit Israel infrage gestellt wird. Sein 35-jähriger Sohn steht den Palästinensern jedoch kritischer gegenüber und plädiert für eine Annäherung an Israel aus wirtschaftlichem Interesse."
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Die geplante Ernennung des nationalreligiösen Politikers und Generals Ephraim »Effi« Eitam (68) zum Direktor der Jerusalemer Holocaustgedenkstätte Yad Vashem sorgt für breite Kritik - nicht nur national, auch international: Bislang hätten 750 Wissenschaftler sowie Mitarbeiter jüdischer Museen und Gedenkstätten einen Protestbrief unterzeichnet, teilte einer der Initiatoren, Hanno Loewy, Direktor des jüdischen Museums Hohenems in Österreich, mit. Zu den Mitunterzeichnern des Aufrufs, so die BERLINER ZEITUNG, zählen Wissenschaftlerinnen wie die US-Historikerin Deborah Lipstadt und die Germanistin Vivian Liska, Schriftsteller wie Lizzie Doron, Max Czollek und Amos Gitai, und Leiter Jüdischer Museeen, Gedenkstätten und Ausstellungen wie Hanno Loewy, Cilly Kugelmann, Volkhard Knigge und Sybille Steinbacher. Auch die Leiter zweier Organisationen, die außerhalb Israels Gelder für Yad Vashem sammeln, unterzeichneten die Erklärung: Joel Herzog, Präsident der Schweizer Freunde von Yad Vashem und Florian Marxer, Präsident der Gesellschaft der Freunde von Yad Vashem in Liechtenstein. Die Kritik, so erläutert Joseph Croitoru im SPIEGEL, entzündet sich nicht nur daran, dass der ehemalige hochdekorierte Brigadegeneral Effi Eitam, der mehrere Ministerämter bekleidet hat und in den letzten Jahren als Präsident einer israelischen Ölfirma tätig war, keinerlei fachliche Kompetenz für das Amt vorweisen kann. Auch halten ihn die Kritiker für moralisch ungeeignet und begründen dies mit Eitams extrem antiarabischen Äußerungen. Eitam hatte einst die kollektive Vertreibung der Palästinenser und den Tod Yassir Arafats gefordert. Konkret regte er an, man möge den Palästinenserführer vor ein Tribunal führen "wie einst Adolf Eichmann". Im STANDARD zitiert Maria Sterkl Amos Goldberg, Professor für die Geschichte des Holocaust an der Hebräischen Universität Jerusalem: "Eitam ist nicht irgendeine Marionette, er hat eine klare Agenda." Der Holocaust drohe instrumentalisiert zu werden, um Kritiker des israelischen Staats mundtot zu machen. "Wer Israels Politik kritisiert oder das Recht der Palästinenser auf Selbstbestimmung unterstützt, wird zum Antisemiten abgestempelt." Diese Tendenz gebe es bereits jetzt, unter Eitam drohe sie zur Leitlinie der Gedenkstätte zu werden, befürchtet Goldberg, der selbst zehn Jahre in Yad Vashem tätig war. In der BERLINER ZEITUNG weist Hanno Loewy darauf hin, dass der Streit auch ein innerisraelisches "Dilemma des israelischen Staates [offenbart], der zugleich Demokratie und jüdischer Staat sein will. Yad Vashem als „nationale Gedenkstätte“ will beides sein, ein Manifest gegen Rassismus und die Unterdrückung von Minderheiten und eine Institution der Herstellung jüdisch-israelischer Identität, die arabisch-israelische Staatsbürger symbolisch ausschließt." Und im TAGESSPIEGEL plädiert das Autoren-Duo Shimon Stein und Moshe Zimmermann vehement dafür, dass auch Deutschland sich zu Wort melden solle:
"Auch das offizielle Deutschland sollte – mit Blick auf seine Vergangenheit und aus Respekt vor der Holocaust-Erinnerung – signalisieren, dass es mit Eitams Ernennung nicht einverstanden ist. Die Ausrede, Deutsche dürften sich hier „nicht einmischen“, wäre fatal. Sie würde jenen Kräften in Deutschland erst recht Auftrieb verschaffen, die nach dem „Schlussstrich“ rufen und eine erinnerungspolitische Wende um 180 Grad anstreben."
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75 Jahre nach dem Beginn der Nürnberger NS-Kriegsverbrecherprozesse hat Bundespräsident Steinmeier deren Bedeutung für die Entwicklung eines universalen Völkerstrafrechts gewürdigt. Bei einem Festakt im historischen Verhandlungssaal des Nürnberger Justizpalasts erinnerte Steinmeier an die herausragende Bedeutung der Verfahren. „Der Hauptkriegsverbrecherprozess in Nürnberg war eine Revolution“, sagte der Bundespräsident. Dieser habe nicht nur Rechtsgeschichte, sondern auch Weltgeschichte geschrieben. Steinmeiers Rede ist im Wortlaut nachzulesen. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Beiträgen und Interviews, die an die Nürnberger Prozesse erinnern und deren rechtsgeschichtliche Bedeutung ausloten: „Als ob es darum gegangen wäre, Ungeziefer im Haus zu vernichten“.
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Zum zweiten Mal hat eine Tagung an der Musikhochschule in Weimar verfolgte Musiker im nationalsozialistischen Thüringen in den Blick genommen. Ermordete, eingesperrte, in den Selbstmord oder ins Exil gedrängte Menschen standen dabei im Mittelpunkt, wie Henry Bernhard für DEUTSCHLANDRADIO berichtet und dabei u.a. das Schicksal des Komponisten Hans Heller exemplarisch in den Blick nimmt: "Auf den Spuren vergessener Komponisten, Instrumentalisten und Sänger".
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Philippe Sands ist Anwalt beim Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag, seine Mutter war als Kind und einzige Überlebende einer grossen jüdischen Familie aus Lemberg nach London entkommen. «The Ratline» heisst sein neues Buch im Original, auf Deutsch «Die Rattenlinie», womit die viel genutzte Route über den Vatikan bezeichnet ist, die deutschen und österreichischen Kriegsverbrechern nach der deutschen Niederlage die Möglichkeit bot, nach Lateinamerika zu entkommen. Beispiele dafür: Eichmann, Mengele. Auch die Hauptfigur seines Buches unternimmt den letztlich gescheiterten Versuch, diesen Weg zu nehmen, wird jedoch, bevor es so weit ist, vom Tod ereilt: der SS-Offiziers Otto Wächter, Spross einer der angesehensten Familien Österreichs, zunächst Jurist in Wien und ab 1939 NS-Gouverneur von Krakau bzw. ab 1942 von Galizien. Nach 1945 als Massenmörder gesucht, gelingt ihm zunächst die abenteuerliche Flucht in den Vatikan unter den Schutz des Bischofs Hudal. Doch bevor er sich nach Argentinien absetzen kann, stirbt er 1949 überraschend. Ausgehend von den privaten Briefen und Tagebüchern der Familie Wächter, gelingt Sands ein intimes, verstörendes Porträt des SS-Mannes und seiner Frau, wie der niederländische Schriftsteller Cees Nooteboom zutiefst beeindruckt von der Lektüre des Buches in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG berichtet. Nootebooms Fazit:
"Sicher ist, dass Philippe Sands mit «Die Rattenlinie» ein Buch geschrieben hat, in dem es um eine verbrecherische Ideologie, Rassenwahn, Chaos, Unterdrückung und Widerstand samt ihren Nachwehen geht. Dass es ihm gelungen ist, wie ein Zauberer diesem Chaos einen Anschein von Klarheit zu geben, ist eine grosse Leistung, nicht zuletzt weil Gut und Böse so rigoros dargestellt werden, dass es auch als Warnung in neuen dunklen Zeiten gelesen werden kann."
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Es ist eine lange und kontroverse Debatte, welche Kritik an der Politik Israels legitim ist und welche die Grenzen hin zum Antisemitismus überschreitet. Dafür bedarf es klarer Prinzipien, meint Andreas Schütz in einem Beitrag für TELEPOLIS. Zu diesem Zweck schlägt er ein allgemeines Schema für die Einordnung von Kritik vor, eine "ethische Landkarte", wie er es nennt. Dabei unterscheidet er drei Arten von Kritik: gute, schlechte und illegitime Kritik - und erläutert sehr präzise, was er damit genau meint. Er diskutiert und demonstriert schließlich seine vorgeschlagene Methodik sodann am Beispiel des Arpartheidsvorwurfs gegenüber Israel: "Kritik an Israels Politik: eine ethische Landkarte".
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"Ja, hallo, ich bin Jana aus Kassel, und ich fühle mich wie Sophie Scholl, da ich seit Monaten aktiv im Widerstand bin, Reden halte, auf Demos gehe, Flyer verteile." So war es dieser Tage auf einer der Anti-Corona-Demonstrationen der Querdenker-Bewegung zu erleben - und warf damit einmal mehr ein besonders grelles Licht auf die immer häufiger zu beobachtenden Verharmlosungen des Holocaust im Rahmen der Corona-Protestler. Hinzu gesellen sich allerlei Verschwörungsmythen und antisemitische Töne. Der Antisemitismusbeauftrage der Bundesregierung, Felix Klein, sieht folgerichtig den Judenhass gar als zentrales Bindeglied der Corona-Proteste und sagt u.a.: „Solche Verharmlosungen des Nationalsozialismus und seiner tatsächlichen Opfer erodieren nicht nur unsere hart erkämpfte Erinnerungskultur, und verhöhnen die tatsächlichen Opfer, Sie zeugen entweder auch von einer perfiden bewussten Strategie und einem Mangel an Empathie und Bildung auf vielen Ebenen.“ Auch der Zentralrat der Juden zeigt sich zunehmend besorgt. Seit Monaten müsse man mitansehen, wie bei den »Demonstrationen der Corona-Leugner die Schoa relativiert und deren Opfer sowie Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus hemmungslos instrumentalisiert werden«, so Präsident Josef Schuster in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZHEITUNG. »So wie die Demonstranten keine Rücksicht auf die Gesundheit anderer Bürger nehmen, so haben sie auch keinen Respekt vor NS-Opfern. Das ist ein widerliches Schauspiel«, kritisierte Schuster. In einem Beitrag für TAGESSCHAU.de zitiert Patrick Gensing den Antisemitismusforscher und Antisemitismusbeauftragten des Landes Berlin, Samuel Salzborn, der darauf daruf hinweist, dass solche NS-Vergleiche wie zuletzt bei den Corona-Leugnern "eine Doppelfunktion [erfüllen], in deren Zentrum eine antisemitische Täter-Opfer-Umkehr steht". Mit Blick auf die NS-Vergangenheit handelt es sich laut Salzborn "um eine geschichtsrevisionistische Relativierung der Shoah, bei der die antisemitische Vernichtungspolitik auf infame Weise instrumentalisiert wird". Mit Blick auf die Gegenwart "phantasieren sich die Verschwörungsgläubigen in eine Opferrolle, die die demokratische Politik dämonisieren und delegitimieren soll".
Pia Lamberty, Sozialpsychologin an der Universität Mainz, mahnt laut einem Beitrag in DEUTSCHLANDRADIO gleichwohl davor, sich etwa über solche Personen wie Jana aus Kassel nur lustig zu machen oder mit Häme zu überschütten:
"Natürlich sei es wichtig, dass über Vorfälle wie diesen gesprochen wird. Aber die Psychologin wünscht sich mehr reflektierte Reaktionen auch in den sozialen Netzwerken. Denn, wer sich über solche absurden Vergleiche einfach nur lustig macht, reproduziert diesen Vergleich trotzdem und trägt ihn weiter in die Gesellschaft. Deshalb sei es wichtig, einzubetten, einzuordnen und analytischer vorzugehen, wenn es um solche Vorfälle geht. Schwierig findet Pia Lamberty auch die ganzen Abwertungen, die mit der Kritik von Jana aus Kassel einhergehen. Die Bezeichnung der Rednerin als dumm oder psychisch labil sei unpassend. Denn Verschwörungsmythen zu verbreiten habe nicht zwingend etwas mit psychischer Gesundheit zu tun. Das stigmatisiere Menschen, die zum Beispiel an einer psychischen Krankheit leiden."
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Der Dortmunder Rechtsextremismusforscher Dierk Borstel war als Sachverständiger im NPD-Verbotsverfahren vor dem Bundesverfassungsgericht tätig. Er hält nichts von der Debatte um ein AfD-Verbot, die der thüringische Innenminister Georg Maier (SPD) angestoßen hat. Damit mache man der Partei ein Geschenk. Im Interview mit der ZEIT sagt er:
"Ich halte die Debatte um ein AfD-Verbot für hanebüchen. Einerseits macht man der AfD damit ein großes Geschenk. Sie ist eigentlich gerade in einer Schwächephase, weil sie kein zentrales Agendathema wie etwa die Geflüchtetenfrage hat. Dieser Vorschlag schenkt der AfD eine Aufmerksamkeit, wie die Partei sie liebt. Sie kann sich in der Opferrolle präsentieren. Die Verbotsdebatte schweißt außerdem zusammen."
Der Link zum Gespräch in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
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Wann immer es um Demokratiedefizite und fehlenden Schutz der Menschenrechte in muslimischen Ländern geht oder um islamistisch motivierten Terrorismus, weisen einige Experten gern auf die Notwendigkeit religiöser Reformen im Islam hin. Kacem El Ghazzali hält das für irreführend, wie er in einem Essay für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG wortgewandt erläutert. Er glaubt, eine Neubesinnung im Islam legitimiere letztlich nur den Vorrang der Religion über Politik und Gesellschaft:
"Das Hauptproblem, das diejenigen ignorieren, die nach Reformen rufen, ist jedoch das Reformkonzept selbst. Der Versuch, religiöse Texte zu interpretieren, um die Religion zur Akzeptanz der Werte der Menschenrechte und der Demokratie zu drängen, zielt letztlich nur darauf ab, Konzepte des modernen Staates zu islamisieren. Auf diese Weise jedoch beherrscht die Religion weiterhin alle Aspekte des modernen Lebens."
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Als katholische Kirche öffentlich gegen antisemitische Äußerungen in der Politik vorzugehen, ist „manchmal mit Ärger verbunden”, aber unerlässlich. Das sagte im Gespräch mit VATICAN NEWS zur ökumenischen Antisemitismus-Plakataktion "#jüdisch - beziehungsweise - christlich: näher als Du denkst" der Bischof von Erfurt, Ulrich Neymeyr. Dabei gehe es auch darum, den aktuellen kirchlichen Stand des Verhältnisses zum Judentum zu vermitteln. "Das ist eine Frage der theologischen Ausbildung, dass Pfarrer und Religionslehrerinnen vorbereitet sind, nicht Vorgestriges sagen, sondern auf der Höhe der theologischen Entwicklung predigen und ihren Unterricht gestalten."
In einem Beitrag für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG geht Rabbiner Jehoschua Ahrens noch einen Schritt weiter und plädiert dafür, dass die Religionsgemeinschaften in politischen und gesellschaftlichen Frage gemeinsam Stellung beziehen sollten, um Gehör zu finden. So habe beispielsweise die Corona-Pandemie eine ganze Reihe von ethisch-moralischen Fragen aufgeworfen. Und hier seien dann eben doch die Religionen gefragt. »Da sehen wir, wir werden gebraucht als ethisch-moralische Instanzen. Wir haben etwas einzubringen abseits von karitativen Dingen.«
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Nach Hamed Abdel Samad (siehe Compass 13.11.2020) kritisiert nun auch Necla Kelek in einem Beitrag für die Zeitschrift EMMA sehr scharf die Islamkonferenz unter Bundesinnenminister Seehofer, wo säkulare Muslime schon gar nicht mehr eingeladen waren. Die Gestaltung des Verhältnisses zum Islam nach dem Vorbild des Verhältnisses von Staat und Kirchen funktioniert nach ihrer Meinung nicht:
"Das deutsche Staatskirchenrecht, beziehungsweise das Religionsverfassungsrecht geht davon aus, dass die Gläubigen einer Religion sich organisieren. In allen Staatsverträgen und Gesetzen ist vom Verhältnis von Staat und Kirche die Rede. Man könne, so das Argument der Regierung, deshalb nur mit den Organisierten, also den Verbänden sprechen. Diese Argumentation ist juristisch höchst bizarr. Angemessener wäre es, die Fragen der Integration und Interessen der Muslime im Verhältnis zum Staat in einem 'Islamgesetz' zu regeln, wie zum Beispiel in Österreich, statt sich hinter dem Staatskirchenrecht zu verstecken, das für diese Fragen ungeeignet ist, weil die Islamverbände die Vorgaben nicht erfüllen."
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Antony Blinken soll Berichten zufolge neuer US-Außenminister werden: Der gewählte US-Präsident Joe Biden will den 58-Jährigen am Dienstag für das Amt benennen, berichtete unter anderem die »New York Times« unter Berufung auf Insider in der Nacht zum Montag. Antony Blinken war von 2009 bis 2013 Nationaler Sicherheitsberater von Joe Biden, als dieser noch Vize des damaligen US-Präsidenten Barack Obama war. Der mögliche Nachfolger von Mike Pompeo entstammt einer Diplomatenfamilie, wuchs in Paris auf und ist Jude. Die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG stellt ihn näher vor: "Bekommen die USA einen jüdischen Außenminister?"
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Literatur, Kunst, Theologie – es gibt kaum einen Bereich des Geisteslebens, mit dessen Vertretern und Institutionen Martin Buber, einer der einflussreichsten Denker der jüngeren deutsch-jüdischen Geisteswelt, nicht im Austausch gewesen wäre. Mehr als 40.000 Briefe von ihm und an ihn sind überliefert – insbesondere im Nachlass des Philosophen in Jerusalem, aber auch verstreut in Archiven weltweit. Diesen Schatz für die Forschung zugänglich zu machen, das ist das Ziel des neuen Akademieprojekts, das Prof. Dr. Christian Wiese, Judaist und Inhaber der Martin-Buber-Professur an der Goethe-Universität, mit Mitteln von Bund und Land nun angehen kann, wie ein Bericht in FRANKFURT LIVE näher erläutert: "24 Jahre für die Buber-Forschung im digitalen Zeitalter".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Mit biblischen Geschichten hat man es nicht leicht. Stimmt es wirklich, was dort steht? Existierten Awraham, Jizchak und Jakow tatsächlich? Waren Juden in Ägypten versklavt und wanderten nach dem Auszug 40 Jahre lang durch die Wüste? Und noch schwieriger: wie ist das mit der Schöpfungsgeschichte eigentlich zu verstehen? In einem Beitrag für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG versucht Elischa Portnoy, Rabbiner der jüdischen Gemeinden zu Halle und Dessau und Mitglied der Orthodoxen Rabbinerkonferenz, darzulegen, warum sich Evolutionstheorie und Tora nicht zwangsläufig widersprechen müssen: "Glaube und Wissenschaft".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
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Sie hat einem Papst abgerungen, dass immer eine Frau an der Spitze ihrer katholischen Organisation steht. Chiara Lubich, die Gründerin der Fokolar-Bewegung, hat ihre Kirche immer wieder irritiert und verschreckt. Der Widerstand gegen ihre fromme Mission deprimierte sie. Doch am Ende stand ein Sieg, wie Corinna Mühlstedt in einem Porträt für DEUTSCHLANDRADIO berichtet: "Eine moderne Mystikerin".
Der Link dazu in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.
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er ungarisch-britische Schriftsteller Arthur Koestler war zweifellos einer der vielseitigsten und engagiertesten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Als Journalist, in England gefeierter Bestsellerautor und politischer Aktivist hat er wie kein Zweiter Grenzen und Extreme ausgelotet. Kurz nach der Staatsgründung reiste er nach Israel, »in der zermürbenden, vergifteten Atmosphäre von Terrorismus, Brutalität und Trauer«, und verfasste eine Chronik der ersten Wochen des jüdischen Staats. Unter dem Titel »Mit dem Rücken zur Wand. Israel im Sommer 1948« ist der Bericht nun erstmals auf Deutsch erschienen. Till Schmidt hat ihn für die JUNGLE WORLD gelesen: "Das umgekehrte Pompeji".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.
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Dima, 16, ist Sohn russischer Einwanderer und Jude. Als sein Klassenkamerad Tobi ihn eines Tages mit einem ziemlich schlechten Witz über das Schicksal der Juden in Deutschland provoziert, haut er ihm eine rein. Das hat Folgen, freilich recht unerwartete... Sehen kann man das in dem Kurzfilm "Masel Tov Cocktail", der heute Abend im TV ausgestrahlt wird.
Mehr dazu in den FERNSEH-TIPPS.
Einen angenehmen Tag wünscht
Dr. Christoph Münz
redaktion@compass-infodienst.de
(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)
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