ACHTUNG
ONLINE-EXTRA Nr. 307
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In kaum einer anderen Religion und bei kaum einem anderen Volk nimmt "Erinnerung" einen solch zentralen Stellenwert ein, wie es in der Religion des Judentums der Fall ist und es für das jüdische Volk zutrifft. U.a. hat dies elementar damit zu tun, dass Religion und Geschichte, religiöses und historisches Selbstverständnis im Judentum kaum voneinander zu trennen sind, ja, bisweilen regelrecht miteinander verschmelzen. In gewisser Weise steht damit das Judentum auf zwei Beinen, dem geschichtlichen und dem religiösen; und die Bewegung des einen zieht unweigerlich die Bewegung des anderen nach sich, ist imgrunde eine Bewegung, zu dessem inneren Motor etwas wird, das schon je für Religion allein und Geschichte allein bedeutsam, in ihrer beider Zusammenfließen nun aber zentral wird: Erinnern und Gedenken - jüdisches Gedächtnis.
Wie sehr sich jüdisches Erinnern aus religiösen Quellen speist und auf welche Weise es sich niederschlägt und tradiert wird, buchstabiert der nachfolgende Beitrag des kanadischen Rabbiners Joseph A. Kanofsky. In seinen eigenen Worten umreißt er das Spektrum seines Essays wie folgt:
"Ohne Zweifel ist Erinnern ist ein zentrales Anliegen des rabbinischen Judentums und, wie wir auf den folgenden Seiten zeigen werden, prägt es sich dem Bewusstsein als ein sinnvolles und konstantes Merkmal an den wichtigen Wendepunkten im jüdischen Leben ein. Wir werden uns mit folgenden Punkten befassen: Ereignisse, die Momente des Übergangs im Lebenslauf eines Juden markieren; Inhalt und Stil der täglichen Liturgie sowie der jährliche Kalender der Feste und Feiertage. Wie wir sehen werden, verkörpert die Kultur des Erinnerns im Judentum eine ganz besondere Haltung. Mehr als 1900 Jahre lang, seit der Zerstörung des Zweiten Tempels, hat diese Haltung den jüdischen Diskurs auf eindrückliche und konstante Weise geprägt. Sie ist Brennpunkt des religiösen und gemeinschaftlichen jüdischen Lebens."
Kanofskys Beitrag "Zikaron: Kultur der Erinnerung im Judentum", der hier als ONLINE-EXTRA Nr. 307 wiedergegeben wird, erschien erstmals in Heft Nr. 1/2 (2020) der "Zeitschrift für christlich-jüdische Begegnung im Kontext" (ZfBeg), in der eine ganze Reihe hoch interessanter Beiträge dem Thema "Erinnerungskultur im Wandel" zu finden sind (siehe die Anzeige weiter unten). COMPASS dankt der Redaktion der ZfBeg für die freundliche Genehmigung zur Online-Veröffentlichung des Beitrags von Joseph A. Kanofsky, der von Dr. Ulrich Ruh ins Deutsche übersetzt wurde.
Online-Extra Nr. 307
u. Verlag der ZfBeg
Online exklusiv für ONLINE-EXTRA
Einen angenehmen Tag, ein schönes Wochenende und Gut Schabbes wünscht
Dr. Christoph Münz
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