Deutsche Bibliothek
ISSN 1612-7331
18.01.2021 - Nr. 1929
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Die nächste Ausgabe erscheint am Freitag, 22. Januar 2021.


Guten Tag!

Nr. 1929 - 18. Januar 2021



Die Corona-Pandemie macht vor den Palästinensergebieten im Westjordanland und Gazastreifen nicht Halt - wie auch. Wann dort aber geimpft wird, ist aufgrund des aktuell mangelnden Impfstoffs völlig ungewiss. Ob Israel eine rechtliche Verantwortung für die Mitversorgung der Palästinensergebiete, insbesondere des Westjordanlandes, trägt, ist umstritten. Laut Oslo-Abkommen ist Israel nicht für die palästinensische Gesundheitsversorgung zuständig, bemerkt Maria Sterk in ihrem Bericht für den STANDARD, aber "die Genfer Konvention teilt einer Besatzungsmacht jedoch zumindest begrenzte Verantwortung zu". Inge Günther äußert sich in der FRANKFURTER RUNDSCHAU noch kritischer gegenüber Israel und schreibt: "Dass die israelischen Westbank-Siedler das Vakzin bekommen, ihre palästinensischen Nachbarn aber nicht, nennt Mustafa Barghouti „medizinische Apartheid“. Die ungleiche Verfügbarkeit des Impfstoffs sei nirgends augenscheinlicher als im israelisch-palästinensischen Konflikt." Derlei Kritik, wie sie jüngst Amnesty International noch deutlicher formulierte und die intendiere, Israel nehme den Palästinensern die Vakzine weg, bringt wiederum Alan Posener in der JÜDISCHNE ALLGEMEINEN WOCHENZETUNG auf die Palme. Er sieht ganz andere Gründe für die niedrigen Impfzahlen auf palästinensischer Seite:
"Tatsache ist, dass die niedrigen Impfraten vor allem mit Verschwörungstheorien zusammenhängen, die auf arabischsprachigen sozialen Medien zirkulieren: Der von Israel verwendete – deutsche – Biontech-Impfstoff werde Araber töten oder ihre DNA verändern (vermutlich, um sie zu Juden zu machen, was noch schlimmer wäre als der Tod). Es könnte kaum eine bessere Illustration der Tatsache geben, dass antisemitische Verschwörungstheorien letztlich auch auf diejenigen zurückfallen, die an sie glauben."
Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Und wie sieht es in Israel selbst aus? Obwohl Israel derzeit Weltmeister im Impfen ist und sich gleichzeitig bereits zum dritten Mal binnen eines Jahres im Lockdown befindet, steigen die Infektionszahlen dramatisch, wie u.a. der FOCUS und die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG berichten. Dennoch gibt es hoffnungsvolle Nachrichten - nicht nur für Israel, sondern die pandemiegeplate Welt insgesamt: FAZ und TAGESSPIEGEL berichten über erste Erhebungen der beiden größten Krankenkassen des Landes, Clalit und Maccabi, die ermutigende Ergebnisse zur Wirksamkeit des Biontech-Impfstoffs ergeben haben: "Wie die erste Dosis des Pfizer-Biontech-Impfstoffs wirkt".
Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Israel befindet sich in vielerlei Hinsicht - und zwar schon vor und unabhängig von der Corona-Krise - in der schwersten politischen Krise seiner Geschichte, was etwa schon dadurch augenfällig wird, dass seit Monaten Tausende Bürger auf die Straße gehen. Wie also steht es um die Demokratie im Land? Mit dieser Frage setzt sich Steffi Hentschke in einer längeren Reportage in der ZEIT auseinander. Um den Zustand der Demokratie in Israel auszuloten hat sie drei sehr verschiedene Israeli befragt: Eljakim Rubinstein, 73 Jahre alt, ehemaliger Vizepräsident des Obersten Gerichts und Diplomat, der zu den Architekten der Friedensabkommens mit Jordanien und Ägypten gehörte; Yair Tarchitsky, 40 Jahre alt, Mitarbeiter der Tageszeitung "Haaretz" und Nizar Bakri, arabischer Israeli, Ende 30, Anwalt und Vertreter jener 20 Prozent arabischer Israeli im Lande: "Attacken von Innen".
Der Link zur Reportage in der Rubrik ISRAEL INTERN.

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Der 17. Januar 2001 markierte einen Meilenstein im Umgang Österreichs mit seiner NS-Vergangenheit: Vor genau 20 Jahren unterzeichneten in Washington, D.C. Vertreterinnen und Vertreter der Republik Österreich, der Vereinigten Staaten von Amerika und von NS-Opferorganisationen eine gemeinsame Erklärung, das „Joint Statement“. Es war die Grundlage für ein Abkommen zwischen Österreich und den USA zur Regelung von Fragen der Entschädigung und Restitution für Opfer des Nationalsozialismus. Aus Anlass des 20-jährigen Jubiläums des Washingtoner Abkommens wird nun der Schlussbericht des Antragskomitees des Allgemeinen Entschädigungsfonds in einer Online-Veranstaltung präsentiert. Die Veranstaltung ist am 19.1.2021 ab 17:30 Uhr via Zoom für alle Interessierten frei zugänglich, wie einer Pressemeldung des österreichischen Nachrichtendienstes OTS zu entnehmen ist. In der Tageszeitung DIE PRESSE zieht Hannah Lessing eine Bilanz des Abkommens. Lessing ist Generalsekretärin des Nationalfonds der Republik Österreich und des Allgemeinen Entschädigungsfonds für Opfer des Nationalsozialismus. Auch war sie Mitglied der österreichischen Delegation unter Botschafter Sucharipa zum Entschädigungsabkommen von Washington: "20 Jahre Washingtoner Abkommen – Eine Bilanz".
Die Links dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Welche Texte wählt man aus, um jungen Menschen einen literarischen Zugang zu etwas wie dem Holocaust zu verschaffen, was sich literarisch schwer begreifen lässt? Worüber immer wieder gestritten wird, was darstellerisch möglich, was künstlerisch angemessen ist? Vor allem, wenn sich das Wissen darüber, was geschehen ist, für diese jungen Menschen gerade noch aufbaut? In einem leidenschaftlichen Essay in der FAZ plädiert Caroline Jebens dafür, zu diesem Zweck den vor 30 Jahren erschienen Comic "Maus" von Art Spieglemann zu nutzen. In amerikanischen Schulen, berichtet sie, gelte diese "berühmte Graphic Novel als Standardwerk, wenn es im Unterricht um die Schoa geht, in deutschen Klassenzimmern scheint sie aber gänzlich unbekannt." Eindrucksvoll argumentiert sie, warum gerade "Maus" dazu helfen könne, der heutigen Generation einen Zugang zum Holocaust zu vermitteln - und auch, woran der Einsatz des Comics im Unterricht scheitert: "Dieser Comic gehört auf den Lehrplan".
Der Link zum Essay in der Rubrik VERGANGENHEIT...

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Lucien Scherrer stellt in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG in einem ebenso interessanten wie bedrückenden Beitrag das bislang nur in französicher Sprache vorliegende Buch von Jean-Pierre Obin "Comment on a laissé l'islamisme pénétrer l'école" («Wie wir den Islamismus in die Schulen eindringen liessen») vor, in dem der Autor insbesondere die französische Linke beschuldigt, dem Islamismus und damit mittelbar auch dem Antisemitismus in den öffentlichen Schulen keinen Einhalt zu gebieten. Obin hat jahrelang als Schulinspektor die schlimmsten Vorkommnisse dieser Art untersucht, mittlerweile besucht nur noch jedes dritte jüdische Kind eine öffentliche Schule. In seinem Report heißt es u.a.:
"Neben dem verbalen und gewalttätigen Antisemitismus fallen islamistisch inspirierte Schüler und Eltern durch eine offene Verachtung demokratischer Werte und Prinzipien auf. Sie lehnen es ab, bestimmte Bücher zu lesen, historische Fakten wie den Holocaust zur Kenntnis zu nehmen oder dem Biologieunterricht zu folgen. Sie protestieren gegen gemischten Turnunterricht, und sie weigern sich, Frauen oder Homosexuellen die Hand zu geben. Dazu gibt es Berichte von Jungen, die Mädchen und 'Ungläubige' drangsalieren."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Gibt es einen israelischen Antisemitismus? Dieser auf den ersten Blick durch und durch provokant anmutenden Frage stellt sich der israelische Psychologe Gabriel Strenger in einem interessanten Essay für die schweizer-jüdische Wochenzeitung TACHLES und widmet sich damit psychologischen Aspekten eines latenten Phänomens in Israels Gesellschaft, das seines Erachtens tabuisiert wird, aber längst diskutiert werden sollte. "Die anstehenden weltanschaulichen und existenziellen Fragen, denen sich unsere Gesellschaft stellen muss, sind gewiss gewichtig, doch können sie das giftige Klima nicht erklären", schreibt Strenger und fügt hinzu:
"Eigene Beobachtungen bringen den Verfasser zu der These, dass die israelische Gesellschaft sozusagen unter einem kollektiven posttraumatischen Wiederholungszwang steht und unbewusst aus der Diaspora importierte antisemitische Skripts inszeniert. Während viele Staaten der westlichen Welt, und an ihrer Spitze Deutschland, in Folge der Schoah über die andauernde gesellschaftliche Wirkung des Antisemitismus, ob latent oder offenbar, Rechenschaft ablegen und Strategien zu seiner Bekämpfung entwickeln, scheint sich in Israel die naive Hypothese verfestigt zu haben, dass Juden gegenüber dem antisemitischen Virus über eine natürliche Immunität verfügen. Die absurde Folge ist, dass ausgerechnet im jüdischen Staat antisemitische Prozesse unerkannt ihren Lauf nehmen können."
Vor allem in drei Bereichen sieht er diese virulent antisemitischen Prozesse in der israelischen Gesellschaft am Werke: Im Verhältnis zu den orthodoxen Juden Israels, im Konflikt zwischen dem rechten und linken politischen Lager sowie im Kontext dynamischer Schuldgefühle, die aus den nahöstlichen Kriegen bzw. dem Verhältnis zu den Palästinensern resultieren:
"In Israel aber sind es die schwer ertragbaren Gefühle der Trauer, der Schuld und der Ohnmacht angesichts der Schoah und der verfahrenen Situation im Nahen Osten, welche Verdrängungsmechanismen in Fahrt bringen und den Hass zwischen den politischen Lagern bis zur gegenseitigen Dämonisierung schüren. Der antisemitische Virus, der in vielen Ländern seit Jahrhunderten sein Unwesen treibt, ist auch in Israel auf verborgene Weise aktiv. Es ist Zeit für uns, aus der tragischen Weltgeschichte des Antisemitismus Konsequenzen zu ziehen, ähnliche Prozesse in der israelischen Gesellschaft zu erkennen und ihnen die Stirn zu bieten."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

„Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nichtjüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen.“
So lautet die Arbeitsdefinition des Antisemitismus, wie sie die International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA, deutsch Internationale Allianz zum Holocaustgedenken) nach Beratungen ihrer 31 Mitgliedsländer, darunter auch Deutschland, am 15. Mai 2016 beschloss. Anfang Januar diesen Jahres wurde nun ein 46-seitiged, englischsprachiges Handbuch zur praktischen Anwendung dieser IHRA-Arbeitsdefinition von Antisemitismus vorgestellt, das vom Bundesverband der „Recherche und Informationsstellen Antisemitismus (RIAS)“ erstellt wurde, wie u.a. NEUES DEUTSCHLAND und der TAGESSPIEGEL berichten.
Links zu den Berichten wie auch zum Handbuch selbst in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

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Die Initiative zum "Tag des Judentums" geht auf die Zweite Europäische Ökumenische Versammlung 1997 in Graz zurück. U.a. in Österreich, Italien, der Schweiz, Polen und den Niederlanden wird der Tag des Judentums begangen. Das Datum dafür - der 17. Januar - wurde bewusst gewählt: So sollen die Kirchen den Geist dieses Tages in die anschließende weltweite "Gebetswoche für die Einheit der Christen" (18. bis 25. Jänner) weiter tragen; denn bei allen Trennungen der Christenheit untereinander sei allen Kirchen gemeinsam, dass sie im Judentum verwurzelt sind, so die Veranstalter. Auch in diesem Jahr wurde der "Tag des Judentums" trotz aller pandemiebedingter Einschränkungen begangen, wie eine Reihe von Berichten über Aktivitäten in Polen, der Schweiz und Österreich illustrieren: "Jesus ist für Christen ohne sein Judentum nicht zu haben".
Die Links zum Thema in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Über Beschneidung wird kontrovers diskutiert: Für die einen ein Akt der Körperverletzung, ist sie für die anderen ein unverzichtbares Ritual religiöser Überlieferung. Im Judentum etwa ist sie das Bundeszeichen zwischen Gott und seinem Volk Israel. Was wenige noch wissen: auch im Festkalender der katholischen Kirche wurde bis 1960 mit dem kirchlichen Feiertag der "Beschneidung des Herrn" jeweils am 1. Januar an Jesu Beschneidung erinnert.  Der Theologe Jan-Heiner Tück plädiert dafür, das Fest wieder einzuführen - und hat soeben einen Sammelband zum Thema herausgegeben, der das Thema aus bibel- und liturgiewissenschaftlicher, judaistischer, theologischer, kunstgeschichtlicher, juristischer und medizinischer Perspektive behandelt. In einem sehr langen, hoch interessanten Gespräch mit DEUTSCHLANDRADIO fächert er die verschiedenen Aspekte des Themas auf. Jesus sei als Jude geboren und erzogen, sagte Tück. Christen sollten sich ihrer jüdischen Wurzeln erinnern - und plädiert dafür, das Fest der "Beschneidung des Herrn" wieder in den Kirchenkalender einzuführen und sich auf diese Weise der jüdischen Wurzeln des Christentums zu vergewissern:
"Jesus ist nach dem Lukasevangelium am achten Tag beschnitten worden und in den Abrahamsbund mit hineingenommen worden. Er hat das Schma Jisrael gebetet. Er hat die Psalmen Israels gekannt. Kurz, er ist im semantischen Universum Israels groß geworden. Und das ist kein Zufall. Es ist keine Lappalie. Und man kann Jesus nicht verstehen, ohne den Hintergrund der Tora, der Propheten, des Psalters zu kennen. Und das wird natürlich symbolisch verdichtet an der Tatsache des Beschnitten-Seins Jesu verdeutlicht. Und darin liegt quasi die Chance einer Revitalisierung dieses Gedenktages Circumcisio Domini – die Beschneidung des Herrn."
Der Link zum Gespräch in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Ein selbstbestimmtes Leben bis zum Tod. Das wünschen sich alle, auch Muslime. Im Interview mit ISLAMIQ erläutert die Biologin Dr. Ferya Banaz-Yasar die aktuelle Situation in Hospizen und Palliativstationen im Blick auf Muslime. Auf die Frage, was muslimische und nichtmuslimische Patienten in der Hospizarbeit voneinander unterscheide, antwortet sie:
"Tatsächlich unterscheiden sich die Bedürfnisse kaum. Bei jungen Patienten sind es womöglich finanzielle Probleme oder es gibt Bedenken, wie sie Kindern die Situation erklären sollen. Eine andere Sache, die man beobachten kann, ist, dass Muslime im Allgemeinen untereinander nicht gerne über die ernste Lage der Kranken oder das Thema Tod sprechen möchten. Auch hindern Familien Ärzte daran, diese Themen mit dem Patienten zu besprechen. Damit möchten sie in erster Linie den Patienten schützen, jedoch wird damit auch verhindert, dass sich der Sterbende von seinen Angehörigen verabschieden kann."
Der Link zum Interview in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

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Das jüdische Leben in Deutschland steht unter besonderem Schutz. Doch zuletzt häufen sich Fälle über rechte Chatgruppen bei der Polizei. In Baden-Württemberg läuft seit Jahresbeginn auf Anregung des Beauftragten der Landesregierung gegen Antisemitismus, Michael Blume, ein Pilotprojekt: Polizeirabbiner sollen möglichen Ressentiments bei Beamten entgegenwirken. Bislang gab es solche Ämter nur in Israel und den USA. Rabbiner Moshe Flomenmann aus Lörrach ist für Baden zuständig, der Ulmer Shneur Trebnik kümmert sich um den württembergischen Landesteil. In der AUGSBURGER ALLGEMEINEN schildert Sebastian Mayr weitere Hintergründe des Projekts und porträtiert den 45-Jährigen Shneur Trebnik, der schon vor seiner jüngsten Berufung enge Kontakte zur Polizei pflegte: "Pilotprojekt: Shneur Trebnik aus Ulm wird Polizeirabbiner".
Links zum Thema in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Im Jahr 321 erwähnte ein Edikt des römischen Kaisers Konstantin erstmalig eine jüdische Gemeinde in Köln. Es legt fest, dass Juden städtische Ämter in der Kurie, der Stadtverwaltung Kölns, bekleiden dürfen. Das Dokument ist Grundlage für das Jubiläum, das 2021 bundesweit mit zahlreichen Veranstaltungen begangen wird, die auch vom Innenministerium mit rund 22 Millionen Euro unterstützt werden: "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland". Gerald Beyrodt sieht das in einem Kommentar für DEUTSCHLANDRADIO durchaus mit gemischten Gefühlen, denn seines Erachtens werde über den kirchlichen Antisemitismus früherer Jahrhunderte und seine Nachwirkungen immer noch zu wenig gesprochen:
"Der Blick in die jüdische Geschichte in Europa offenbart sicher viel Positives und erstaunliche Kooperationen. Aber es wimmelt von Pogromen – zur Zeit der Reconquista, der Kreuzzüge oder auch zur Zeit der Pest. Die meisten jüdischen Gemeinden haben sich nach den Pestpogromen nicht mehr erholt. Die Überlebenden wanderten häufig nach Osteuropa ab. Für solche Umstände hat man in Deutschland ein ebenso kurzes Gedächtnis wie in Spanien für die Vertreibungen unter der Inquisition."
Links zum Thema in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

In Hamburg soll die einst von den Nazis zerstörte Synagoge am Bornplatz wiederaufgebaut werden, was nun zu einem Streit um Erinnerungspolitik geführt hat. Im TAGESSPIEGEL meldet sich sehr kritisch zu dem Vorhaben der israelische Historiker Moshe Zimmermann zu Wort. Zimmermann, selbst Sohn einer jüdischen Familie, die Hamburg in der NS-Zeit in Richtung Palästina verlassen musste, kritisiert das Vorgehen heftig: "Die Initiative, den Gedenk- und Erinnerungsort durch den Bau einer Replik der alten Synagoge zu ersetzen, ist eine Verletzung der Grundnormen des historischen Gedenkens, ein pietätloser Akt." Die Geschichte "lässt sich nicht rückgängig machen". Insbesondere wendet er sich gegen den Slogan „Nein zu Antisemitismus, Ja zur Bornplatzsynagoge“, den die Befürworter des Wiederaufbaus ins Feld führen. Er hält das für eine unzulässige, ja geradezu skandalöse Instrumentalisierung des Antisemitismus. In der ZEIT äußert sich wiederum Micha Brumlik, emeritierter Professor am Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft der Goethe-Universität Frankfurt am Main und seit Oktober 2013 Senior Advisor am Zentrum für Jüdische Studien, sehr viel moderater und spricht sich trotz allem Verständnis für die Argumente der Kritiker für den Wiederaufbau aus. Allerdings plädiert er für eine Veränderung des Bauvorhabens, von der er überzeugt ist, dass auch die Kritiker sich damit anfreunden könnten: "Steine der Erinnerung".
Die Links zum Thema in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

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Mit Armin Laschet wurde ein überzeugter Katholik an die Spitze der CDU gewählt. Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, erwartet nun vom neuen Parteichef intensive Arbeit in der Flüchtlingspolitik. Dabei sollten auch christliche Prinzipien eine Rolle spielen, wie einem Bericht auf KATHOLISCH.de zu entnehmen ist. Laschet sei schließlich "alles andere als ein Taufschein-Katholik", so Sternberg. Und in KATHPRESS versuchen Sabine Kleyboldt und Christoph Scholz den neuen rheinisch-katholischen Vorsitzenden der CDU im christlichen Spektrum zu verorten: "Katholik, Jurist, Journalist".
Die Links dazu in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

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Sperranlagen an Grenzen bringen die Menschen dazu, nach Möglichkeiten zu suchen, sie zu umgehen. Stellen Sie sich vor, eine Gruppe Israelis baut einen Tunnel in die Westbank, weil sie dort religiöse Artefakte vermutet. Ebenso zielstrebig bauen Palästinenser in entgegengesetzter Richtung ihren unterirdischen Gang. Wenn sich dann diese Wege kreuzen, müssen sie sich irgendwie arrangieren, wenn sie nicht auffliegen wollen. So etwa die Ausgangssituation des neueste Comics "Tunnel" der israelischen Zeichnerin Rutu Modan und bringt dabei auf gleichermaßen sehr politischer wie humoristischer Ebene orthodoxe Juden und Palästinenser zusammen. Christoph Haas hat die Graphic Novel für die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG gelesen - mit großem Vergnügen, wie er bekennt: "Jäger der verlorenen Bundeslade".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag und eine gute Woche wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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EDITORIAL HIGHLIGHTS

18. Januar 2021


 * Banges Warten auf Impfungen in Palästinensergebieten ... mehr
 
 * Wie die erste Dosis des Pfizer-Biontech-Impfstoffs wirkt ... mehr
 
 * Attacken von Innen ... mehr
 
 * 20 Jahre Washingtoner Abkommen – Eine Bilanz ... mehr
 
 * Dieser Comic gehört auf den Lehrplan ... mehr
 
 * Gewalt gegen jüdische Schüler, Selbstzensur in der Lehrerschaft ... mehr
 
 * Gibt es einen israelischen Antisemitismus? ... mehr
 
 * Hanbuch zur IHRA-Arbeitsdefinition von Antisemitismus  ... mehr
 
 * Kirchen: Tag des Judentums ... mehr
 
 * Plädoyer für Feiertag "Beschneidung des Herrn" ... mehr
 
 * „Hospizarbeit unter Muslimen kaum bekannt“ ... mehr
 
 * Pilotprojekt Polizeirabbiner ... mehr
 
 * 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland ... mehr
 
 * Hamburg: Streit um Synagoge am Bornplatz ... mehr
 
 * Neuer CDU-Chef: Katholik, Jurist, Journalist ... mehr
 
 * Buch-Tipp: Rutu Modan - Tunnel ... mehr

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ACHTUNG:
Die nächste Ausgabe erfolgt am Freitag, 22. Januar 2021.