Deutsche Bibliothek
ISSN 1612-7331
13.07.2021 - Nr. 1958
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ACHTUNG:

Am Mittwoch, 21. Juli 2021, verabschiedet sich COMPASS mit Online-Extra Nr. 314 in die Sommerpause - mit einem Beitrag des Medizinhistorikers Peter Voswinckel: "Geraubtes Lexikon als Longseller und ein Verfasser, der in den Tod getrieben und verleugnet wurde: Dr. Josef Löbel, Franzensbad".


Guten Tag!

Nr. 1958 - 13. Juli 2021



Jordanien: für Israel ist die Partnerschaft mit dem Land die vielleicht wichtigste in der unmittelbaren Umgebung. In den letzten Monaten unter der Regierung von Benjamin Netanyahu litt sie jedoch deutlich. Nun ist es ausgerechnet der neuen Regierung unter Hardliner Bennett gelungen, eine wichtige Einigung in einem lebenswichtigen Bereich zu treffen, nämlich wie das spärliche Wasser in der Region verteilt wird. Israel verkauft eine Rekordmenge der knappen Ressource an das benachbarte Königreich, wie beide Regierungen nach einem Treffen des israelisches Außenministers Jair Lapid und seines jordanischen Kollegen Aiman Safadi mitteilten. Demnach bekommt Amman 50 Millionen Kubikmeter Wasser von seinem Nachbarn, das sind 50 Milliarden Liter. Es könnte ein wichtiges Signal für den Frieden sein - und dokumentiert zugleich welche wachsende politische Rolle dem Wasser in Zeiten des Klimawandels zufällt, wie Matthias Jauch im TAGESSPIEGEL erläutert: "Wenn Wasser zur politischen ware wird".
Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Ende Juni haben Schläger der Fatah-Regierung im Westjordanland den palästinensischen Regimekritiker Nizar Banat zu Tode geprügelt. Seitdem herrscht, wie Maria Sterkl für die FRANKFURTER RUNDSCHAU berichet, im palästinensischen Autonomiegebiet "so etwas wie der Ausnahmezustand". Regelmäßig demonstrieren seit dem Vorfall Palästinenser in Ramallah, Bethlehem und Hebron und sind überzeugt, dass es sich um einen Auftragsmord von Präsident Mahmud Abbas gehandelt habe:
"Banat ist nicht der erste palästinensische Regimekritiker, der nach schweren Misshandlungen stirbt. Aber diesmal sei es anders geschehen, unverblümter als zuvor, sagt die Jerusalemer Publizistin Nadia Harhash. 'Das Regime versucht erst gar nicht, sich hinter einem Mordkommando zu verstecken.' Banats Tod zeige vor allem eines: 'Das Regime hat keine Skrupel mehr.'“
Vor diesem Hintergrund der wachsenden Unruhen sprach Sterkl auch mit dem Politologen Michael Koplow über die Entwicklung in der Westbank und die Zeit nach Abbas. Auf die Frage, wie er sich die offenbar neue Stufe der Repression unter Präsident Mahmud Abbas erkläre, antwortet Koplow:
"Die Palästinenserbehörde spürt, dass sie bei den Menschen an Rückhalt verliert, während Hamas beliebter wird. Und es war immer so: Wenn Abbas sich bedroht fühlt, schlägt er jede Form von Widerstand nieder. Der zweite Grund ist, dass die Palästinenserbehörde sich vom Ausland gestärkt fühlt. Nach der letzten Gaza-Eskalation im Mai hat Ramallah von Israel und der internationalen Gemeinschaft immer wieder gehört, wie wichtig es doch sei, die Palästinenserbehörde zu stärken, damit die Hamas geschwächt wird. Das verwendet Abbas jetzt als eine Art Blankoscheck, um politische Gegner:innen zu verfolgen."
Die Links zu Bericht und Interview in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Nach einem Aufsehen erregenden Urteil des höchsten israelischen Gerichts dürfen auch gleichgeschlechtliche Paare in Israel ein Kind von einer Leihmutter austragen lassen. Die Entscheidung beendet einen mehr als zehnjährigen Rechtsstreit. Bereits vor einem Jahr hatte das Oberste Gericht entschieden, dass das Parlament die Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Paare und alleinstehender Männer bei der Leihmutterschaft beenden müsse. Konservative, ultra-orthodoxe Abgeordnete hatten dies jedoch bislang im Parlament verhindert. Nun muss die Regierung handeln und einen extremen Kurswechsel auf den Weg bringen: "Israel erlaubt Homo-Paaren Leihmutterschaft".
Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Bei uns ja schon geraume Zeit ein viel diskutiertes Thema: wie sieht es mit den ökonomischen Folgen der Corona-Pandemie aus? Nun ist zu dieser Frage auch in Israel eine umfassende Untersuchung veröffentlicht worden, über die Sabine Brandes in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG berichtet. Das Ergebnis - kaum überraschend - ähnelt den hierzulande gemachten Beobachtungen doch sehr:
"Die Pandemie hob die bestehenden sozialen und wirtschaftlichen Strukturen und Ungleichheiten besonders hervor."
Der Link zum Berich in der Rubrik ISRAEL INTERN.

An kaum einem anderen Ort dieser Erde treffen unterschiedliche Religionen so unmittelbar aufeinander wie in Israel - und das keineswegs immer friedlich und in einer Region, in der Bomben und Raketenangriffe erst jüngst wieder gezeigt haben, wie brüchig der Frieden im Nahen Osten ist. Und dennoch zieht es deutsche Freiwillige ungebrochen ins Heilige Land, berichet Susanne Lohse für EVANGELISCH.de. Sie hat nachgefragt, was jene, die ein Freiwilliges Soziales Jahr in Israel anstreben, bewegt und berichtet, wo sie zum Einsatz kommen: "Zum Friedensdienst nach Israel".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

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Im Alter von 96 Jahren ist die Holocaust-Überlebende Esther Bejarano gestorben. 1924 wurde sie als Esther Loewy in Saarlouis geboren. Ihr Vater war Lehrer und Kantor. Im Ersten Weltkrieg war ihm das Eiserne Kreuz 1. Klasse verliehen worden, er verstand sich als Jude und als deutscher Patriot: Auch nach der Eingliederung des Saarlandes ins Deutsche Reich 1935 hielt er den Judenhass der Nazis für ein Phänomen, das vorübergehen würde. Während zwei ihrer drei Geschwister emigrierten, blieb Esther Bejarano bei ihren Eltern in Deutschland. 1943 wurde sie nach Auschwitz deportiert. Weil sie musikalisch war, wurde sie für das »Mädchenorchester von Auschwitz« als Akkordeonspielerin verpflichtet - und überlebte. Nach dem Krieg ging sie zunächst nach Israel, bevor sie 1960 mit ihrer Familie nach Hamburg zog. In der Folgezeit engagierte sie sich in der "Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten" (VVN-BDA) und im "Internationalen Auschwitz-Komitee". Neben zahlreichen Nachrufen sei besonders ein Beitrag von ihr selbs erwähnt, der vor einem Jahr im SPIEGEL erschien und nun anlässlich ihres Todes erneut veröffentlicht wurde. In dem Beitrag schilderte sie u.a. ihre Erinnerungen an das Kriegsende und die ersten Erfahrungen in Deutschland:
"Noch viel später kam ich durch Freunde aus Israel, die schon vorher ausgewandert sind, nach Hamburg. Die hatten uns geschrieben, es gebe überhaupt keine Nazis mehr. Die Leute, die ich auf der Straße gesehen habe, waren ungefähr in meinem Alter. Da habe ich immer gedacht: Was hat der gemacht im Krieg? Vielleicht ist es der Mörder meiner Eltern oder meiner Schwester Ruth? Ich konnte mit diesen Menschen nicht reden."
Die Links zum Thema in der Rubrik VERGANGENHEIT...

In Polen droht jedem, der eigene Staatsbürger für den Holocaust mitverantwortlich macht, Ärger mit der Justiz. Grundlage dafür ist ein im Januar 2018 verabschiedetes „Holocaust-Gesetz“, das Personen mit einer bis zu dreijährigen Gefängnisstrafe bedrohte, die den „guten Namen der polnischen Nation“ verleumden. Dieses Gesetz wurde weithin als Bedrohung für die Erforschung des Holocaust angesehen und stieß weltweit auf Protest. Darauf zog die polnische Regierung im Juni 2018 die Strafbestimmungen des Gesetzes wieder zurück. Allerdings stehen andere Mittel bereit, um mutmaßlichen „Tätern“ beizukommen – mithilfe zivilrechtlicher Verfahren. Jan Grabowski, Professor of History an der University of Ottawa, Kanada, und Ingo Loose, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Zeitgeschichte München-Berlin, schildern in einem Beitrag für den TAGESSPIEGEL eine Reihe von Fällen und Gerichtsurteilen, die der Befürchtung Auftrieb geben, dass einem "Gefühl nationaler Identität" Vorrang vor geschichtswissenschaftlicher Forschung einräumen: "Die polnische 'Politik der Würde' und ihre Folgen".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Ein einem Essay für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG setzt sich Claudia Schwartz mit dem Vorwurf auseinander, die Deutschen würden an der Vorstellung des Holocaust als Zivilisationsbruch festhalten, um von kolonialen Verbrechen abzulenken. So sei es in den jüngsten Debatten geschehen, wo die Erinnerungspolitik hierzulande als ein «Katechismus der Deutschen» bezeichnet wurde und von einer «erinnerungspolitischen Orthodoxie» mit «Erlösungsnarrativ» die Rede war. Die «Hüter der erinnerungspolitischen Häresie», «deutsche Eliten», polemisierte etwa der australische Genozid-Forscher A. Dirk Moses, würden den Holocaust als «Verpflichtung gegenüber den Juden» instrumentalisieren, «um andere historische Verbrechen auszublenden», sprich: den Völkermord in Namibia durch deutsche Kolonialtruppen. Schwartz weist diese These energisch zurück und sieht letztlich ein ganz anderes Motiv bei Moses am Werk:
"Moses allerdings geht es nur vordergründig um die deutsche Vergangenheitsaufarbeitung. Eigentlich zielt er mit seiner Bestrebung, den Holocaust in eine historische Linie mit dem Kolonialismus zu rücken, auf den Umgang Deutschlands mit Israel – und letztlich auf die Palästinafrage."
Der Link zum Essay in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Buczacz war jahrhundertelang eine vielsprachige Kleinstadt in einer osteuropäischen Grenzregion. Als die polnischen und ukrainischen Nationalbewegungen sich gegen die imperiale Macht auflehnten, geriet eine Gruppe zwischen alle Fronten: die Juden. 1942/1943 richteten sich die Angehörigen der deutschen Besatzungsmacht mit ihren Familien in der Stadt ein. Angestellte der Firma Ackermann, die bei Brückenarbeiten die Erschießung jüdischer Zwangsarbeiter mitansehen. Oder eine Frau wie Berta Herzig, die ein jüdisches Kindermädchen beschäftigt und sich mit Henriette Lissberg, der Frau des Landkommissars, die Friseurin teilt. Ungerührt genießen sie die idyllische Provinz. Etwa 10 000 Juden wurden damals in Buczacz umgebracht – vor aller Augen. Ausgehend von einem Gespräch mit der Mutter in Tel Aviv kurz vor ihrem Tod, beginnt der israelische Historiker Omer Bartov seine Recherchen, die ihn durch unzählige Archive führen. Seine glänzend geschriebene Mikrogeschichte der ostgalizischen Stadt ist ein Meilenstein der Holocaust-Forschung, wie Friedemann Köhler in seinem Beitrag für die WELT deutlich macht: "Sie ließen jüdische Diener für sich arbeiten und schickten sie dann in den Tod".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

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Der politmediale wie wissenschaftliche Diskurs in Bezug auf den Grad an Antisemitismus in der „Alternative für Deutschland“ (AfD) beschränkt sich weitestgehend auf Ausprägungen der sekundären, sozialen, politischen und strukturellen Judenfeindlichkeit, konstatiert Marcus Ermler in einem lesenswerten Beitrag für das schweizer Portal AUDIATUR. Weit weniger im Fokus, so Ermler, stünden die dezidiert israelbezogenen Ausläufer des Judenhasses:
"Ein wesentlicher Grund hierfür: Die Partei positioniert sich öffentlich sowie politisch im deutschen Bundestag als ausdrücklich proisraelische Kraft, wie vielzählige Pressemitteilungen, Anträge und Reden bezeugen. Doch ist das die ganze Wahrheit?"
Erlmer hat sich zur Klärung dieser Frage eingehend etwa mit Höcke-Vordenkern wie dem Spiritus Rector Götz Kubitschek befasst, das Ineinandergreifen von sekundärem und israelbezogenem Antisemitismus untersucht: "Wie halten es Björn Höckes Vordenker mit Israel?"
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

"Concerti" ist ein 2005 in Hamburg gegründetes Magazin für das Konzert- und Opernpublikum in Deutschland und erscheint heute nach zehn Jahren bundesweit mit monatlich über 150.000 Exemplaren. In seiner jüngsten Ausgabe hat sich Teresa Pieschacón Raphael,´Enkelin des jüdischen Komponisten Günther Raphael (1903-1960), mit dem Antisemitismus-Beauftragten Felix Klein  über 1700 Jahre jüdische Musik in Deutschland unterhalten und die Schwierigkeit, Antisemitismus nachhaltig, aber ohne falschen Aktionismus zu bekämpfen. Das die Wahl des Musikmagazins auf den Gesprächspartner Felix Klein fiel, ist nicht zufällig, denn in seiner Freizeit ist der Sohn eines professionellen Orchestergeigers aus Hermannstadt Mitglied des „Diplomatischen Streichquartetts Berlin“, das sich vorrangig mit Werken jüdischer Komponisten befasst. Interessant auch, dass Klein als studierter Völkerrechtler über „Eherecht und Ehewirklichkeit in Kamerun“ promoviert hat, was die Frage nahelegt, woher eigentlich sein Interessa am jüdischen Leben in Deutschland rührt. Klein antwortet:
"In Darmstadt auf der Schule gab es zwei jüdische Mädchen, deren Familien-Traditionen mich sofort faszinierten. Auf dem Internat in Italien war ich mit einem kanadischen Juden befreundet. Meine erste Reise nach Israel machte ich als Jugendlicher mit unserem Jugendorchester. Die erste Klarinettistin des Staatsorchesters in Darmstadt stammte aus Haifa und hatte den Auftritt für uns arrangiert. Diese Begegnungen und Erlebnisse haben mich geprägt und mein Interesse am Judentum begründet."
Der Link zum Gespräch in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Rechtsradikale und Neonazis scheinen uns oft genug als Ewiggestrige, die ideologisch rückwärtsgewandt sind. Geht es freilich ums Geld, gehören sie zur technologischen Avantgarde. Denn längst haben die Proud Boys, Daily Stormer oder Identitäre Bewegung die Kryptowährung Bitcoin für sich entdeckt. Wie die radikale Rechte versucht, sich mittels der Kryptowährung zu finanzieren, schildert Ralf Balke in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG: "Die Rechtsextremen und der Bitcoin".
Der Link zum Bericht in der Rubrik RECHTSEXTREMISMUS.

Die Expertenkommission zur Aufarbeitung rechtsextremer und antisemitischer Chats in der hessischen Polizei hat die bisherige Krisenkommunikation scharf kritisiert. Zudem konstatiert die Expertenkommission in ihrem nun vorliegenden Bericht einen „verrohten Fremdenhass“ und mangelnde Fehlerkultur. Der ehemalige grüne Bundestagsabgeordnete und Verfassungsrichter Jerzy Montag hat als Kommissionsmitglied in die Chats Einblick genommen und laut der TAZ "dort einen Abgrund von Antisemitismus, Menschenfeindlichkeit und Zynismus entdeckt. Es ist schlimmer als befürchtet. Der Jubel über tote Flüchtlingskinder mit ekligen Fotomontagen, die Verherrlichung des Nationalsozialismus und des Massenmords an den Juden mit vermeintlichen ‚Witzbildchen‘, Frauenhass mit sexistischen Mordfantasien – die Verfassungsfeinde in hessischen Polizeiuniformen konnten sich über Jahre hinweg ungestört und offenbar ohne Unrechtsbewusstsein austauschen." Zugleich gab die Expertenkommission allerdings auch eine Reihe an Empfehlungen heraus, wie die Polizei ihre Rolle in der Gesellschaft künftig wahrnehmen sollte, um sich nicht mehr dem Verdacht auszusetzen, die gesamte Organisation sei durchzogen von rechten Strukturen: "Schlimmer als befürchtet".
Links zum Thema in der Rubrik RECHTSEXTREMISMUS.

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Entgegen den herkömmlichen Säkularisierungsthesen wird jüngst ein Wiedererstarken der Religion beobachtet. Aber ist es wirklich Religion, was sich da zeigt?  Michael Roth,  Professor für Systematische Theologie an der Universität Mainz, und Stephan Weyer-Menkhoff, Professor für Praktische Theologie in Mainz, widmen sich in einem Beitrag für das DEUTSCHE PFARRERBLATT dieser Frage und beobachten, dass die proklamierte Rückkehr zur Religion allzu oft mit einer Rückkehr fundamentalistischer Grundzüge verbunden ist. Vor diesem Hintergrund erläutern sie ihre These, dass Fundamentalismus geradezu das Gegenteil von echter Religion sei: "Gelebte und behauptete Wahrheit".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Eine Diskussion, die die Kirche spaltet und den christlich-jüdischen Dialog in Stress versetzt: Müssen judenfeindliche Zeichen oder Figuren an Kirchengebäuden entfernt werden oder können sie mit geschichtlichen Erklärungen bleiben? Dazu gab es nun in Bamberg eine Debatte über zwei weibliche Figuren, Darstellungen von Ecclesia und Synagoge, die als Steinfiguren das Christentum und Judentum symbolisieren. Sie hängen im Dom und sind als Repliken am Außenbereich angebracht. Dabei sind sie Ausdruck eines mittelalterlichen Verständnisses beider Religionen zueinander: Ecclesia soll das Überlegenheitsgefühl der christlichen Kirche gegenüber dem Judentum zeigen. Im vergangenen Jahr hat nun ein Kirchenmann der Debatte einen neuen Impuls verliehen:  Der Weltanschauungsbeauftragte des Erzbistums, Hans Markus Horst, plädierte in einem Vortrag zur »Woche der Brüderlichkeit« dafür, die umstrittene Synagoga aus dem Dom zu entfernen und mit ihrer Gegenfigur, der siegreich gekrönten Ecclesia, ins Diözesanmuseum zu verlegen. Das Domkapitel als Eigentümer der Kathedrale hat das abgelehnt. Am vergangenen Mittwoch fand dazu eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion in der Universität statt, an der u.a. auch Zentralratspräsident Schuster teilnahm. BAYRISCHER RUNDFUNK und JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG berichten über das Problem und wie darüber diskutiert wurde: "Entfernen oder geschichtlich einordnen?".
Die Link zum Thema in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Pfarrerin Dr. Daniela Koeppler, promovierte Theologin und Judaistin, evangelische Pfarrerin in Osnabrück-Sutthausen, war bis 2020 Referentin für Kirche und Judentum im Haus kirchlicher Dienste in Hannover und in dieser Funktion Autorin zweier Arbeitshilfen (2018 und 2019), die dazu beitragen sollen, die christliche Verbundenheit mit jüdischer Tradition im Gottesdienst bewusst werden zu lassen. Die Arbeitshilfe "Mit Israel preisen wir - Gottesdienst feiern im Klangraum des Alten Testamentes" macht einen Gang durch die christliche Liturgie und zeigt deren jüdische Bezüge auf. In der zweiten Arbeitshilfe geht es um das Predigen über Texte der Hebräischen Bibel mit Impulsen aus jüdischer Tradition. In einem Beitrag im DEUTSCHEN PFARRERBLATT legt Daniela Koeppler nun zehn Thesen zu der Thematik vor: "Im Klangraum der Hebräischen Bibel".
Der Link zum Beitrag sowie den beiden erwähnten Arbeitshilfen in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Immer wieder werden Muslime beschuldigt, Extremisten zu sein – manchmal nur aufgrund von Kontakten. Häufig treffen solche Anschuldigungen Personen oder Gruppen, die seit Jahren wichtige Dialogarbeit leisten. Herauszufinden, was an den Vorwürfen dran ist, ist alles andere als einfach, wie Julia Ley und Luise Sammann in ihrer umfangreichen Recherche für DEUTSCHLANDRADIO anhand einschlägiger Beispiele deutlich machen: "Die Gefahr von Islamismus-Vorwürfen".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

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Nach jahrzehntelanger Sanierung und vielfachem gesellschaftlichen Engagement ist die ehemalige Görlitzer Synagoge mit einem großen Festakt als Kulturforum wiedereröffnet worden. Das Gotteshaus der Görlitzer Juden hatte als einzige Synagoge in Sachsen die Pogromnacht der Nationalsozialisten im November 1938 überstanden. Nach Jahrzehnten des Verfalls und der Sanierung soll von ihr nun als Kulturforum ein Signal der Verständigung ausgehen. Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland sprach von einem »glücklichen Tag für Sachsen und Deutschland«. Die Synagoge sei ein »eindrucksvoller Beweis, dass jüdisches Leben hierzulande blüht und trotz dunkler Epochen untrennbar zu Deutschland und Europa gehört«.
Links zu Berichten über die feierliche Wiedereröffnung und deren Hintergründe in der Rubrik JÜDDISCHE WELT.

Ob kulinarisch, kulturell, sportlich oder wissenschaftlich – in München begegnen einem jüdische Geschichte und Gegenwart an vielen Orten. Florian Kappelsberger gibt in einem Beitrag für MUCBOOK, einem Münchner Portal junger Journalisten, einen Überblick darüber, wie und wo sich jüdisches Leben in der bayerischen Landeshauptstadt heute präsentiert und gelebt wird: "Jüdisches Leben in München".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDDISCHE WELT.

Das Jüdische Museum Wien beleuchtet in einer neuen Ausstellung die weltberühmten Salzburger Festspiele aus einem besonderen Blickwinkel: "Jedermanns Juden. 100 Jahre Salzburger Festspiele" in der Wiener Dorotheergasse holt die jüdischen Protagonistinnen und Protagonisten vor den Vorhang, von denen Festspielgründer Max Reinhardt nur der berühmteste war. Geht man durch die Ausstellung, so SEBASTIAN FLEISCHER in seinem Bericht für den ORF, bemerke man schnell, dass die Salzburger Festspiele nicht nur ein katholisch-barockes Spektakel waren, sondern von Beginn an auch ein Spielort für die Avantgarde - unter starker jüdischer Beteiligung. Dies wird in einem äußerst lesenswerten Beitrag von Klaus Taschwer im Begleitband zur Ausstellung sehr beeidruckend deutlich, den der österreichischen STANDARD in leicht gekürzter Form veröffentlicht hat. Taschwer schildert die Geschichte der jüdischen Familie Hellmann, die beispielhaft für das jüdische Mäzenatentum steht. Ihre Verdienste wurden nach 1945 allzu lange unterschlagen: "Verdrängtes Mäzenatentum - Wie wichtige jüdische Förderer der Salzburger Festspiele einfach vergessen wurden".
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik JÜDDISCHE WELT.

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Christliche Missionare, die in Indigenen-Gebiete in Lateinamerika eindringen, gefährden das Leben und die Kultur der dort lebenden Menschen, meint Jan-Christian Petersen in einem Beitrag für den HUMANISTISCHEN PRESSEDIENST. Er berichtet, dass diese Missionsarbeit auch von Deutschland aus organisiert und von christlichen Gemeinden finanziert wird. Ein im April ratifiziertes Gesetz soll nun helfen, den drohenden Kulturmord zu beenden: "Evangelikale Mission – Ethnozid im Namen Gottes".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

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Was für ein Leben! Geboren 1923 in der Bretagne, aufgewachsen in einfachen Verhältnissen, schon als Jugendliche Mitglied der kommunistischen Résistance, Retterin zweier jüdischer Jugendlicher - wofür sie von Yad Vashem später den Ehrentitel »Gerechte unter den Völkern« erhalten wird –, nach dem Krieg Neurophysiologin in Marseille, 1959 zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt wegen ihres Engagements auf Seiten der algerischen Unabhängigkeitsbewegung und noch heute an Schulen ein lebendiges Beispiel für die Wichtigkeit des Ungehorsams. Anne Weber erzählt in ihrem 2020 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichneten Werk das unwahrscheinliche Leben der heute 97-jährigen Widerstandskämpferin Anne Beaumanoir. Anita Pollak hat das biographische Heldinnenepos für das österreichisch-jüdische Stadtmagazin WINA gelesen: "Heldinnen gibt's wirklich".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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EDITORIAL HIGHLIGHTS

13. Juli 2021

 * Israel/Jordanien: Wenn Wasser zur politischen ware wird ... mehr
 
 * Ein Tod zu viel in der Westbank ... mehr
 
 * Israel erlaubt Homo-Paaren Leihmutterschaft ... mehr
 
 * Im Schatten von Corona ... mehr
 
 * Zum Friedensdienst nach Israel ... mehr
 
 * Esther Bejarano mit 96 Jahren gestorben ... mehr
 
 * Die polnische 'Politik der Würde' und ihre Folgen ... mehr
 
 * Der postkolonialistische Angriff auf Deutschlands Holocaust-Gedenken ... mehr
 
 * Anatomie eines Genozids ... mehr
 
 * Wie halten es Björn Höckes Vordenker mit Israel? ... mehr
 
 * Felix Klein über 1700 Jahre jüdische Musik und Antisemitismus in Deutschland ... mehr
 
 * Die Rechtsextremen und der Bitcoin ... mehr
 
 * Hessische Polizei: "Schlimmer als befürchtet" ... mehr
 
 * Wiederkehr der Religion und Fundamentalismus ... mehr
 
 * Diskussion um antijüdische Darstellungen an Kirchen ... mehr
 
 * Im Klangraum der Hebräischen Bibel ... mehr
 
 * Die Gefahr von Islamismus-Vorwürfen ... mehr
 
 * Görlitzer Synagoge als Begegnungsort wiedereröffnet ... mehr
 
 * Jüdisches Leben in München ... mehr
 
 * Verdrängtes Mäzenatentum - jüdische Förderer der Salzburger Festspiele ... mehr
 
 * Evangelikale Mission – Ethnozid im Namen Gottes ... mehr
 
 * Buch-Tipp:  Anne Weber - Annette, ein Heldinnen-Epos... mehr
 
weiter zum vollständigen
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ACHTUNG:
Am Mittwoch, 21. Juli 2021, verabschiedet sich COMPASS mit Online-Extra Nr. 314 in die Sommerpause - mit einem Beitrag des Medizinhistorikers Peter Voswinckel: "Geraubtes Lexikon als Longseller und ein Verfasser, der in den Tod getrieben und verleugnet wurde: Dr. Josef Löbel, Franzensbad".