ACHTUNG:
Guten Tag!
Erstmals seit zehn Jahren ist wieder ein israelischer Ministerpräsident offiziell nach Ägypten gereist: Naftali Bennett traf Präsident Abdel Fattah al-Sisi am Montag im Küstenort Scharm el-Scheich. Zwar funktioniert die Kooperation auf Sicherheitsebene hervorragend, wie israelische Vertreter bestätigten. Auf politischer Ebene herrscht jedoch seit Jahren Stillstand. Die ägyptische Seite vermeldete nun, dass es neben bilateralen und regionalen Fragen auch um "Anstrengungen zur Wiederbelebung des Friedensprozesses" gegangen sei. Ägypten, so heißt es, biete sich als Gastgeber einer internationalen Friedenskonferenz an: "Mit Sisi auf dem Sinai".
Links zu Berichten über das Treffen in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.
Auf den Tag genau ist es ein Jahr her (15. September), dass die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain die „Abraham-Abkommen“ mit Israel unterschrieben haben. Marokko und der Sudan sind ihrem Beispiel gefolgt. Zum Jahrestag passend nimmt Khaled Al Jalahma als erster Gesandter des Golf-Königreichs sein Amt auf, wie die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG berichtet. Und für ISRAELNETZ versucht Carmen Shamsianpur nach einem Jahr die ersten Erfolge, bleibende Herausforderungen und die Zukunftsperspektiven zu beschreiben: "Weiter unter neuen Vorzeichen".
Die Links dazu in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.
In einer längeren Reportage für die FRANKFURTER RUNDSCHAU berichtet Inge Günther von wachsenden Spannungen im Westjordanland. Ursache dafür sei vor allem die illegale Landnahme israelischer Siedler, so zB. im Falle des auch nach israelischem Recht widerrechtlich hochgezogenen Siedlungsposten Eviatar. Eine besonders unrühmliche Rolle spiele dabei die Siedlerorganisation Nahala, der nachgesagt werde, "mit glühendem Eifer das Ziel zu verfolgen, möglichst viele Hügel in 'Judäa und Samaria' – sprich: im gesamten Westjordanland – mit jüdischen Außenposten zu krönen". Die gegenwärtige Regierung sehe das zwar auch mit Mißfallen, scheut aber eine harte Konfrontation mit der Siedler-Lobby, was "die fragile Acht-Parteien-Koalition unter dem Nationalrechten Naftali Bennett sprengen" könnte: "In der Westbank entwickelt sich das nächste Nahost-Schlachtfeld".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.
Eigentlich geht es nur um drei Punkte in der Fußball-Meisterschaft und die Frage, wer die fußballerische Vorherrschaft in Jerusalem einnimmt: Hapoel oder Beitar, die beiden Klubs der Stadt. Aber das ist längst nicht alles, wie Peter Münch in einem Beitrag für die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG beschreibt:
"Denn wenn Hapoel und Beitar gegeneinander antreten, dann ist das mehr als nur ein Spiel: Zwei Welten prallen aufeinander, und der Fußball wird zur Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. ... Hapoel, das sind die Arbeiterklubs, verwurzelt im linken Milieu. Beitar verweist auf die Herkunft aus dem rechten, dem sogenannten revisionistischen Flügel der zionistischen Bewegung."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL INTERN.
Die „unaufhörliche, unverhältnismäßige und ritualisierte Verurteilung des einzigen jüdischen Staates der Welt in der UN“ müsse endlich beendet werden, so die Unterzeichner einer transatlantischen Initiative des American Jewish Committee. 312 Abgeordneten aus den USA und Europa haben die Erklärung unterschrieben. „Natürlich sollte auch Israel kritisch untersucht werden, wie jeder andere Mitgliedstaat“, so die Unterzeichnet. „Allerdings verdient Israel auch Gleichbehandlung – nicht mehr und nicht weniger.“ Zu den Unterzeichnern gehören auch die deutschen Europa-Parlamentarier Dietmar Köster (SPD), Nicola Beer (FDP), Svenja Hahn (FDP), Stefan Berger (CDU), Niclas Herbst (CDU), David McAllister (CDU), Monika Hohlmeier (CSU), Sergey Lagodinsky (Grüne) sowie einige Bundestagsabgeordnete: "Europa soll Israel-Hass bei UN bekämpfen".
Links zu Berichten über die Initiative sowie der Wortlaut der Erklärung in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sich für eine weitere Aufklärung über die Verstrickung staatlicher Institutionen mit der NS-Vergangenheit ausgesprochen. Auch hinter den Fassaden des Staates liege vieles noch im Dunkeln, sagte Steinmeier am Montag in Berlin bei der Vorstellung des Forschungsprojekts „Das Bundespräsidialamt und die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus 1949-1994“. Verantwortlich für das Projekt ist der Jenaer Historiker Norbert Frei, wie DIE WELT berichtet: "Wie braun war das Bundespräsidialamt?"
Der Link dazu sowie zur eindringlichen Rede von Steinemeier selbst in der Rubrik VERGANGENHEIT...
Le Chambon-sur-Lignon ist ein kleiner Ort und Teil des tausend Meter hoch gelegenen Plateaus im französischen Département Haute-Loire in der Region Rhône-Alpes. Nach der französischen Niederlage 1940 kam das Dorf unter das Vichy-Regime, das den südlichen Teil Frankreichs formal verwaltete. Es ist der Abgeschiedenheit der Gegend zu verdanken, aber vor allem der beispiellosen Hilfe der Bewohner, dass Tausende Menschen im Zweiten Weltkrieg letzte Rettung vor dem Nazi-Regime und dem sicheren Tod fanden. Im Zentrum der Hilfe standen zwei Pfarrer und ihre Gemeinde. Florian Stark erzählt ihre Geschichte in der WELT und versucht auch zu erklären, warum es ausgerechnet hier zu dieser Hilfe kam: "Warum Le Chambon-sur-Lignon? Die Menschen waren von hugenottischer Tradition geprägt. Sie waren gläubige Protestanten, die mit Juden das erste Testament als biblisches Erbe teilten und denen Gastfreundschaft ebenso viel zählte wie eigensinnige Unabhängigkeit."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...
Zwischen März und November 1945 folgte George Orwell, Autor des Bestsellers "1984", als Kriegsberichterstatter den alliierten Streitkräften durch Deutschland und Österreich. Seine Reportagen schildern frei von Triumph oder Hass, welche Zerstörung der Krieg über Städte, Länder und Menschen gebracht hat. Seine Aufzeichnungen liegen nun erstmals geschlossen in deutscher Übersetzung vor. Andreas Austilat stellt sie im TAGESSPIEGEL näher vor: "Herrenvolk in Trümmerbergen".
Der Link dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...
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Vor wenigen Tagen hat in der WELT Elio Adler, Vorsitzender der WerteInitiative - jüdisch-deutsche Positionen e.V., in einem offenen Brief den WDR für seine Ankündigung scharf kritisiert, dass Nemi El-Hassan künftig das Wissenschaftsmagazins "Quarks" moderieren soll. El-Hassan habe 2014 am antisemitischen Al-Quds-Marsch teilgenommen und dort auch "aktiv Parolen gerufen". Und sie habe in einem Interview verkündet, dass ihre Gemeinde einmal im Jahr eine Fahrt zum "Islamische Zentrum Hamburg" (IZH) organisiert, das laut Verfassungsschutz vom Büro des iranischen Revolutionsführers Khamenei aus geleitet wird, worauf sie mit keinem Wort einging, sondern die "nette" Atmosphäre dort pries. Adler kommentiert dazu:
"Diversität, auch bei den ModeratorInnen, ist wichtig, gerade als positive Identifikationsmöglichkeit in einer (post-)migrantischen Gesellschaft. Dafür sollten jedoch Vorbilder genutzt werden, die weder in einem zweifelhaften Verhältnis zu Islamisten stehen noch aktiv an einer als alljährliches Sammelbecken von Antisemiten unterschiedlicher Couleur zu trauriger Berühmtheit gelangten Hassdemonstration teilgenommen haben."
Heute nun wurde bekannt, dass der Sender Konsequenzen gezogen hat - und die Nominierung von El-Hassan als Moderatorin zurückzieht: "Antisemitin oder geläutert? Wirbel um eine Personalie beim öffentlichrechtlichen Rundfunk".
Die Links zum Thema in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Das Verwaltungsgericht in Chemnitz hat entschieden, die rechtsextremen Wahlplakate mit der Aufschrift "Hängt die Grünen" dürfen hängen bleiben, weil anderenfalls "das kommunikative Anliegen" der Nazis "beeinträchtigt" werden könnte. In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG zeigt sich Kurt Kister fassungslos:
"Wenn in einem Gemeinwesen ein Aufruf zu Mord und Totschlag - wie anders sollte die Zeile 'Hängt die Grünen' verstanden werden? - zu den scharfen, aber legitimen Mitteln der Auseinandersetzung gezählt wird, dann bedeutet dies eigentlich auch die juristische Billigung einer Vorstufe des Lynchmords."
Und in der Welt ist auch Frederik Schindler empört über die Gerichtsentscheidung:
"Diese Mordaufrufe der Rechtsextremen müssen ernst genommen werden. Die Kleinpartei tritt immer wieder martialisch und gewaltbereit auf. Auf der bayerischen Landesliste kandidiert etwa der Rechtsterrorist Karl-Heinz Statzberger, der 2005 wegen der Planung eines Anschlags auf ein jüdisches Gemeindezentrum zu über vier Jahren Haft verurteilt worden war. Im Jahr 2015 ging man in Sicherheitskreisen von einer bedeutenden Rolle des 'III. Wegs' bei Brandanschlägen auf Asylbewerberunterkünfte aus. Gewalt ist ein integraler Bestandteil rechtsextremer Ideologie. Nach dem Mord an Walter Lübcke darf es nicht zugelassen werden, Neonazis öffentlich über die Ermordung politischer Gegner fantasieren zu lassen."
Die Links zum Thema in der Rubrik RECHTSEXTREMISMUS.
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Die immer wieder viel diskutierte Frage nach dem Verhältnis von Religion und Staat in den pluralistischen Demokratien des Westens flammt auch in der Schweiz immer wieder auf. In den Kantonen unseres Nachbarlandes etwa werden trotz grundsätzlicher Trennung von Staat und Religion die verschiedenen Religionsgemeinschaften gleichwohl in unterschiedlichen Modellen rechtlich an den Staat gebunden, was den Religonsgemeinschaften eine Reihe von Privilegien verschafft. Demgegenüber können Menschen mit einer nicht religiösen Weltanschauung nicht von einer solchen Beziehung profitieren, obwohl auch in der Schweiz die Zahl der Menschen, die sich keiner Religion zugehörig fühlen, stetig steigt. Die Bedürfnisse von nicht religiösen Menschen werden in diesem System jedoch schlicht nicht abgedeckt, kritisiert Valentin Abgottsporn, Vize-Präsident der Freidenker-Vereinigung der Schweiz (FVS), in einem Beitrag für das schweizer Portal RELIGION.ch. Er hält diese Beziehung von anerkannten Religionen und Landeskirchen zum Staat für eine nicht mehr gerechtfertigte und nicht mehr zeitgemässe Privilegierung dieser Religionen gegenüber Menschen mit einer nicht religiösen Weltanschauung: "Ein Plädoyer zur Scheidung von Staat und Religion".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Wie sehen Jugendliche in Österreich ihre Zukunft? Was ist ihnen wichtig? Was erwarten sie von Familie und Partnerschaft? Wie wichtig ist ihnen ihre schulische Ausbildung? Was tun sie in ihrer Freizeit und welche Erwartungen haben sie an ihren zukünftigen Beruf? Diese und weitere Fragen standen im Mittelpunkt einer repräsentativen Untersuchung zu Werthaltungen von 14- bis 16-jährigen Schülerinnen und Schülern, die von den österreichischen Pädagogischen Hochschulen durchgeführt wurde. Die jungen Menschen wurden auch zu „Religion“ befragt. Häufig wird das Thema nicht so ausdrücklich befragt wie in dieser Studie: Wie religiös schätzen sich Jugendliche selbst ein? Welche Bedeutung, welchen Stellenwert haben Religion und Glaube in ihrem Leben? Wie denken sie über Fragen von Religion und Glaube? In einem Beitrag für das Portal FEINSCHWARZ gibt Helga Kohler-Spiegel Einblicke in die österreichweite Jugendstudie „Lebenswelten 2020. Werthaltungen junger Menschen in Österreich“ zu religiösen Fragen: "Wie hältst du’s mit der Religion? – eine Jugendstudie".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Seit Jahren herrscht in der Republik Zentralafrika ein blutiger Krieg, oft kämpfen Christen und Muslime gegeneinander. Die ranghöchsten Würdenträger der beiden Religionen wollen das ändern: Seite an Seite machen sie sich stark für ein friedliches Zusammenleben. Fabian Urech stellt die beiden Friedensmänner in einem Beitrag für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG näher vor und beschreibt, wie die Beiden die Hoffnung in einem Land bewahren wollen, in dem die Menschen im Schnitt nur 50 Jahre alt werden, in dem jedes zweite Kind unterernährt ist und in dem seit Jahren Krieg herrscht: "Wie ein Kardinal und ein Imam gemeinsam den Frieden nach Zentralafrika bringen wollen".
Der Link zur Reportage in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Mitten in der Altstadt von Bratislava, gleich neben der Kathedrale, lag jahrhundertelang das jüdische Viertel. An seinem ersten vollen Besuchstag in der Slowakei traf sich Papst Franziskus hier am Montagnachmittag mit Mitgliedern der jüdischen Gemeinschaft. Auch hat er das Holocaust-Mahnmal besucht, das an die mehr als 100.000 während des Zweiten Weltkriegs ermordeten slowakischen Juden erinnert. In seiner Ansprache sagte er u.a.:
»Hier, angesichts der Geschichte des jüdischen Volkes, die von dieser tragischen und unsagbaren Schmähung gezeichnet wurde, schämen wir uns zuzugeben: Wie oft ist der unaussprechliche Name des Höchsten für unbeschreibliche Akte der Unmenschlichkeit benutzt worden!«
Zuvor schon hatte Papst Franziskus bei einem Kurzbesuch in Ungarn den weiterhin in Europa schwelenden Antisemitismus beklagt: "Das ist eine Lunte, die gelöscht werden muss", sagte er am Sonntag in Budapest bei einem Treffen mit Vertretern anderer Kirchen und jüdischer Gemeinden.
Links zu Berichten sowie zum Wortlaut der Papstrede in Ungarn in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
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Am Dienstag ist mit einem Festakt das Zentralarchiv zur Geschichte der Juden in Deutschland an seinem neuen Standort in Heidelberg wiedereröffnet worden. Das „Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland“ wurde 1987 in Heidelberg gegründet und archiviert seitdem Akten der Jüdischen Gemeinden sowie Literatur über das Judentum in Deutschland. Außerdem kommen Dokumente aus der Zeit vor dem Nationalsozialismus und der Schoah hinzu. Derzeit liegen im Archiv rund 2.000 laufende Meter Akten, hauptsächlich von jüdischen Gemeinden, Verbänden und Personen aus der Zeit nach 1945. Anlässlich der Wiedereröffnung betonte der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, das Archiv verwahre das Gedächtnis der Jüdischen Gemeinden und sei daher ein grosser Schatz: »Gedächtnis der jüdischen Gemeinden«
Links zum Thema in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Über 220.000 jüdische Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion folgten bis 2005 der Einladung der Bundesregierung, als „Kontingentflüchtlinge“ nach Deutschland zu kommen. Ohne diese Zuwanderung wären damals viele überalterte und kleine jüdischen Gemeinden nicht überlebensfähig gewesen. Rund 90 Prozent der in Deutschland lebenden Juden gehören heute zu dieser Gruppe der russischsprachigen Zuwanderer und ihrer Nachkommen. Schätzungsweise 70.000 dieser Zuwanderer sind im Alter allerdings auf Grundsicherung angewiesen, weil ihre Rente zum Leben nicht reicht. Denn im Gegensatz zur Gruppe der Spätaussiedler, werden die Sozialversicherungsansprüche aus den Herkunftsstaaten bei der Rentenberechnung in Deutschland im Falle der ehemals aus den GUS-Staaten stammenden Juden und Jüdinnen nicht anerkannt. Peinlich für die Regierung und bitter für die Betroffenen, meint Frederik Schindler in der WELT: "Eine Frage der Gerechtigkeit, an der die Bundesregierung scheitert".
Der Link zum Bericht in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
In einem längeren, sehr lesenswerten Feature für DEUTSCHLANDRADIO beschreibt Carsten Dippel welches Verhältnis einige bekannte Juden und Jüdinnen zur Politik einnehmen. Daniel Cohn-Bendit, Mike Samuel Delberg, Michael Groys, Anetta Kahane, Sergey Lagodinsky, Karin Prien und Anna Staroselski haben ihm erzählt, was ihr Jüdischsein für ihr Engagement bedeutet. Einige haben lange überlegt, wie offen sie damit umgehen sollen. Und auf Antisemitismus und Nahost möchten sie freilich nicht reduziert werden: "Jüdinnen und Juden in der Politik: Wahlheimat Deutschland".
Der Link zum Feature in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Während in einem offenen Brief 278 Unterzeichner und Unterzeichnerinnen sich mit dem jüdischen Intellektuellen Max Czollek solidarisiert haben und von »unfairer Kritik und Verleumdungen« sprechen, geht die Debatte um die Person Czolleks und die Frage, wer Jude ist, weiter. In einem Essay für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG hat sich nun Michael Wolffsohn zu Wort gemeldet. Er verweist als Gegenbeispiel zu Czollek auf Marcel Reif und Wolf Biermann hin. Beide sind auch "Vaterjuden", aber Beide hätten sich, ohne ihre jüdischen Anteile zu leugnen, nie als Juden aufgespielt. Ander der "Großvaterjude" Czollek, der mit seiner Identität spiele:
"Anders als Max Czollek gab sich Wolf Biermann nie als Jude aus, und nie hat er sein Image durch Jüdeln vergoldet oder in die Welt trompetet. Das hatte Biermann auch nicht nötig. Biermann ist Biermann, und Reif ist Reif – mit und ohne Judentum."
Demgegenüber kritisiert er Czollek:
"Richtig ist auch, dass Czollek in der Öffentlichkeit 'unter falscher Flagge segelt' und sich von juden- und israelkritischen (-feindlichen?), linken und linksliberalen Milieus als Jude feiern lässt. Als deren 'Alibi-Jude' gibt er das Feuer für scheinkoschere Kanonen auf jüdische und israelische Mehrheitspositionen frei und macht sich damit letztlich zum 'nützlichen Idioten'. Merkt er es nicht? Manche würden Max Czollek einen 'falschen Fünfziger' nennen. Nein, er ist ein falscher Jude, weil er seine Familiengeschichte fälscht."
Es hänge weder an der Geburt noch an rechtlichen Fragen, meint wiederum der Bestsellerautor Tuvia Tenenbom im SPIEGEL. Geteilte Identität, geteilte Vergangenheit und Zukunft, und, am allerwichtigsten, ein geteiltes Schicksal sei das, was einen Juden zum Juden mache. Und kritisch merkt er an:
"Beim Bekenntnis zum Judentum geht es nicht darum, die psychologischen Probleme zu lösen, die manche Deutsche – ich bitte um Nachsicht – mit ihren SS-Großeltern haben. Und egal, ob man zum Reformjudentum oder zu den Orthodoxen konvertiert, ist das allein ein rechtlicher Vorgang und hat mit Identität wenig zu tun. Ich kenne etliche Deutsche, die zum Judentum übergetreten sind – und das bei den ultraorthodoxen Haredim – und immer noch an Jesus glauben. Sie sind dem Gesetz nach Juden, aber in den Augen vieler Juden, mich eingeschlossen, sind sie psychotische Deutsche, die dringend ihrer Medikamente bedürften."
Die Links zum Thema in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Das liturgische Gebet „Unetane Tokef“ bedeutet „Lasst uns von der Großartigkeit sprechen“. Es beschreibt die Inthronisation Gottes auf seinem himmlischen Sitz, wo Gott Ankläger, Zeuge, Sachverständiger, Sekretär, Richter und Unterzeichner ist. Der Allmächtige wird im Gebet als ein Gott gepriesen, der will, dass die Bösen Buße tun und nicht sterben. Diese Worte spricht man etwa zu Rosch Haschana und Jom Kippur. Wie es dazu kam, dss die Worte dieses Gebetes auch Leonard Cohen zu einem Song inspirierten und was damit der israelische Botschafter Jeremy Issacharoff zu tun hat, erzählt Igal Avidan in einem Beitrag für DEUTSCHLANDRADIO: "Das Gebet, das Leonard Cohen zu einem Song inspirierte".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
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Wer religiös ist, dessen Parteipräferenz und Wahlverhalten werden immer noch erkennbar davon beeinflusst. Doch was eindeutig klingt, kann sehr unterschiedliche Auswirkungen haben. Denn die Vorstellung vom Christsein hat sich geändert – und damit auch, wo das Kreuz gemacht wird, wie Christoph Paul Hartmann in einem Beitrag für KATHOLISCH.de erläutert: "Gleicher Glaube, verschiedene Partei: Religiosität und Wahlverhalten".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.
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Sasha Marianna Salzmanns beeindruckender Roman „Im Menschen muss alles herrlich sein“ erzählt von einer urkainisch-jüdisch-deutschen Familie, von den Lebensläufen und Lebenswirren zweier Mütter (Lena, Tatjana) und zweier Töchter (Edi, Nina) – und natürlich von der ganzen jüdisch-ukrainisch-deutschen „Mischpoche“ drumherum. Wolfgang Schneider hat den Roman mit Begeisterung für den TAGESSPIEGEL gelesen: "In den Wirren der Umbruchszeit".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.
Einen angenehmen Tag wünscht
Dr. Christoph Münz
redaktion@compass-infodienst.de
(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)
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