ACHTUNG:
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Israels Präsident Izchak Herzog hat als erstes Staatsoberhaupt seines Landes den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) einen offiziellen Besuch abgestattet. Bereits vor seinem Abflug hatte er von einem "historischen Besuch" gesprochen und starke Worte gebraucht: "Ich bringe einen Segen und eine Botschaft des Friedens für die Völker der ganzen Region mit mir". Hintergrund des Besuchs ist das von Israel 2020 mit den Vereinigten Arabischen Emiraten und Bahrain geschlossene Abkommen über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen. Bis dahin hatten mit den Nachbarländern Ägypten und Jordanien nur zwei arabische Staaten diplomatische Beziehungen zu Israel unterhalten. "Spektakuläre Entwicklungen gibt es nicht zu vermelden", kommentiert Peter Münch das Treffen in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG und fügt hinzu: "Denn das wirklich Besondere ist die Normalität eines solchen Besuchs". In der arabischen Welt hat das Treffen unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. Viele waren begeistert, einige waren verärgert, und nicht wenige sahen darin ein unverdientes „Geschenk an Israel“ und einen Dolchstoß in den Rücken der palästinensischen Sache, schreibt Rami Dabbas, der für ISRAEL HEUTE eine kleine Presseschau zusammengestellt hat: "Izchak Herzog als erster israelischer Präsident in den Emiraten".
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Was verbindet den jüdischen Staat mit Kurden und Berbern sowie anderen Minderheiten des Nahen Ostens und Nordafrikas? Dieser interessanten Frage widmet sich Johannes Becke, Professor für Israel- und Nahoststudien an der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg, in einem Beitrag für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG. Er analysiert die Querverbindungen zwischen den Nationalbewegungen, die sich für jüdische Selbstbestimmung im Land Israel/Palästina, für ein freies Kurdistan oder für sprachlich-kulturelle Autonomie in Tamazgha, dem »Land der Freien« (so die berberische Selbstbeschreibung Nordafrikas), einsetzen. Etwa:
"In allen drei Fällen erheben die jüdische, die kurdische und die berberische Nationalbewegung einen Anspruch auf Indigenität und verstehen sich damit als die eigentliche und ursprüngliche Bevölkerung eines bestimmten Territoriums, lange vor der europäischen Besiedlung – aber auch lange vor der arabischen oder türkischen Eroberung."
Auch haben die drei Bewegungen gemeinsam, dass deren politischer Anspruch auf ein angestammtes Territorium in einem angespannten Verhältnis zu ihrer jeweils langen Geschichte der Staatenlosigkeit stehen. Und die engste Verbindung etwa zwischen der jüdischen und der kurdischen Geschichte zeige sich "vielleicht in der Gedächtniskultur", so Becke.
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.
Erstmals seit fast einem Jahr ist die Zahl der schwer an Corona Erkranken in Israel wieder über 1.000 gestiegen. Den bisherigen Höhepunkt hatte die Zahl im Januar 2021 mit rund 1.200 Schwerkranken erreicht. Israelische Krankenhäuser klagen gegenwärtig über eine hohe Belastung, weil es auch deutlich mehr Grippekranke gibt als vor einem Jahr. Zuletzt steckten sich bis zu 80.000 Menschen an einem Tag ein – ein Infektionsrekord scheint auf den nächsten zu folgen. Trotzdem sind weitgehende Öffnungen angedacht und sogar das Aus der Impfzertifikate wird in Betracht gezogen, wie FRANKFURTER RUNDSCHAU und HANDELSBLATT berichten: „Nicht mehr relevant“.
Die Links dazu in der Rubrik ISRAEL INTERN.
Sie werden immer älter: Überlebende des Holocaust. In Israel leben derzeit noch etwas mehr als 165.000 Überlebende. Doch 90 Prozent sind über 80 Jahre alt. Das Ministerium für soziale Gleichheit in Israel veröffentlicht eine neue Statistik, über die ISRAELNETZ informiert. Gleichzeitig haben die noch wenigen Überlebenden große Probleme, finanziell über die Runden zu kommen, wie die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG berichtet. Schuld sind wachsende Inflation und explodierenden Lebenshaltungskosten: "Schoa-Überlebende in Not".
Die Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL INTERN.
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In einem US-Schulbezirk in den USA wurde das weltberühmte Holocaust-Comic „Maus“ von einem Lehrplan entfernt. Die Geschichte eines Überlebenden sei wegen der „unnötigen Nutzung von Obszönität und Nacktheit und der Darstellung von Gewalt und Suizid“ nicht akzeptabel ließen die Sittenwächter wissen - und lösten damit einen internationalen Sturm der Entrüstung aus. „Angesichts der ausgeprägten Wissenslücken vor allem junger Amerikaner über den Holocaust“ sei die Entscheidung „völlig unverständlich“, erklärte beispielsweise der Vorsitzende des American Jewish Committee, David Harris. "Der populistische Kulturkampf wird immer absurder" kommentiert Andreas Busche im TAGESSPIEGEL. Und in der WELT meint Dirk Schümer bitter ironisch:
"Und wären erst einmal alle Bücher wie „Maus“ aus dem Lehrplan verschwunden, dann hätte es auch für die Klassenbesten und Fleißigsten jeder Schulklasse den Mord an sechs Millionen Juden niemals gegeben. Genauso haben es sich auch die Bücher verbrennenden Nationalsozialisten vorgestellt, als sie die Vernichtungslager einebneten und sprengten, als sie die Asche der Ermordeten in Flüsse schütteten oder noch Monate später die Leichen zu hunderttausenden verbrannten. Was niemand sieht, was niemand ausspricht, wovon es kein Bild gibt und woran sich niemand erinnert, das hat es nie gegeben."
Ironie der Geschichte: der ganze Wirbel verschaffte "Maus" größte Aufmerksamkeit und katapultierte den vierzigjährigen Klasiker von Art Spiegelman an die Spitzen der Bestsellerlisten: "Generalangriff auf die Wahrheit".
Die Links zu Berichten und Kommentaren in der Rubrik VERGANGENHEIT...
Müssen sich erforschte und erinnerte Geschichte widersprechen und ausschließen? Vergeht die Vergangenheit oder vergeht sie nicht? Und wer ist überhaupt dafür zuständig, solche Fragen zu entscheiden? Solche Fragen stehen nach Meinung der Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann im Hintergrund der gegenwärtigen Debatten um eine Neubewertung des Holocaust und der Erinnerung an ihn etwa im Kontext der Kolonialismusdiskussion. In dieser bereits als "zweiter Historikerstreit" bezeichneten Debatte plädiert sie in einem lesenswerten Essay in der FRANKFURTER RUNDSCHAU für Differenzierung insbesondere im Blick auf zwei der maßgeblichen Protagonisten: Dirk Moses, "der die polemische Formel von der Holocaust-Erinnerung als „deutschem Katechismus“ geprägt hat, weil er glaubt, dass sie einer ernsthaften Auseinandersetzung mit der deutschen Kolonialgeschichte im Wege steht" und Wolfgang Reinhard, der im Blick auf die Erinnerungskultur von einer „Holocaust-Orthodoxie“ und „politischer Rechtgläubigkeit“ spricht. Assmann dazu:
"Oberflächlich gesehen stoßen beide in dasselbe Horn. ... Doch Reinhard geht es nicht um die Aufnahme der Kolonialgeschichte in einen erweiterten Erinnerungsrahmen. Er plädiert tatsächlich für eine Abschaffung der Holocaust-Erinnerung. Dieses Plädoyer entspringt einer unter Historikern und Historikerinnen verbreiteten Aversion gegenüber der Erinnerungskultur, in der sie nichts anderes sehen als eine fatale Verfälschung und Verformung der Geschichte. Hier gilt es unbedingt zu unterscheiden zwischen einer allgemeinen Abwehr der Geschichtserinnerung einerseits und einer legitimen Kritik an der Art, wie sie betrieben wird, wenn zum Beispiel eine Erinnerung als Bollwerk gegen eine andere Erinnerung eingesetzt wird."
Der Link zum Essay in der Rubrik VERGANGENHEIT...
Vor einiger Zeit stieß Judy Batalion auf die Berichte junger jüdischer Frauen, die im Widerstand gegen die Nazis kämpften. Diese »Ghetto-Mädchen« versteckten Revolver in Brotlaiben und bombardierten Züge. Sie flirteten mit den Nazis, bestachen sie mit Schnaps – und töteten sie. Warum weiß man davon nichts, fragte sich Batalion, die in einer Familie von Holocaust-Überlebenden aufgewachsen war. Jetzt erzählt sie selbst die wahre Geschichte dieser mutigen Frauen in ihrem nun auch auf Deutsch vorliegenden Buch. Alexander Kluy stellt Autorin und Buch im österreichischen STANDARD näher vor: "Sag nie, es gäbe nur den Tod für uns. Die vergessene Geschichte jüdischer Freiheitskämpferinnen".
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Der britische Zweig von Amnesty International hat in einem soeben bekannt gewordenen Bericht Israel beschuldigt, ein "grausames System der Herrschaft und ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit" zu betreiben. Israel sei ein "Apartheidsregime". Die Organisation habe festgestellt, so kann man in dem Papier lesen, "dass fast die gesamte zivile Verwaltung Israels und seine Militärbehörden, sowie seine Regierungs- und Quasi-Regierungs-Institutionen beteiligt sind an der Durchsetzung eines Systems der Apartheid gegen Palästinenser in Israel und in den besetzten Palästinensergebieten und gegen palästinensische Flüchtlinge und ihre Nachkommen außerhalb des Gebietes." Gegen den Bericht regt sich Widerstand auf breiter Front. Der israelische Außenminister Yair Lapide wie die Anschuldigungen zurück und kritisierte: „Amnesty bezeichnet Syrien – wo das Regime über eine halbe Million seiner eigenen Bürger ermordet hat – nicht als Apartheidstaat. Auch nicht den Iran oder andere mörderische Regime auf der ganzen Welt. Nur Israel." Lior Haiat, Sprecher des israelischen Außenministeriums, betonte, das beste Gegenargument gegen den Apartheid-Vorwurf sei das Gruppenfoto des aktuellen israelischen Kabinetts:
„Da sehen Sie nicht nur zwei Minister arabischer Parteien, einen muslimischen und einen drusischen, Säkulare und Religiöse, LGBT-Vertreter und Menschen mit Behinderung. Wir sind eine sehr inklusive Gesellschaft.“
Ronald Lauder, Präsident des Jüdischen Weltkongresses, sprach in einer Stellungnahme von einer klaren »Dämonisierung des Staates Israel« und einer »heimtückischen Kampagne« der Menschenrechtsorganisation gegen den jüdischen Staat. Und nach Einschätzung des Zentralrats der Juden in Deutschland sei der Bericht klar antisemitisch intendiert, dem jüdischem Staat werde »de facto das Existenzrecht abgesprochen«. Klare Worte auch von Jacques Schuster, der in der WELT kommentiert:
"Es ist bezeichnend, dass eine angesehene Institution wie Amnesty nicht fähig ist, den Verlockungen der Vereinfachung und Schwarzweißmalerei zu widerstehen. Schlimmer noch: Amnesty gibt sich der Parteilichkeit in der Gestalt des Antizionismus hin. Antizionismus aber ist nichts anderes als ein gerechtfertigter Antisemitismus."
Und ähnlich auch Mareike Enghusen im TAGESSPIEGEL:
"Die Lage ist komplex, es gibt viel zu verbessern. Doch mit Apartheid hat sie nichts zu tun. Bedauerlicherweise hat Amnesty die Schwarz-Weiß-Zeichnung mancher pro-palästinensischer Aktivisten übernommen. Ein scheinbar übermächtiges Israel ist in dieser Welt an jedem Übel Schuld, das den Palästinensern widerfährt, die selbst keinerlei Verantwortung zu tragen scheinen. Die Komplexität, die Nuancen, die moralischen Dilemmata, die diesen Konflikt prägen, kommen darin nicht vor. So sieht kein neutraler Bericht einer seriösen Organisation aus, sondern politischer Aktivismus."
Die Links zum Thema in der Rubrik ANTISEMITSMUS.
Remko Leemhuis, Direktor des American Jewish Committees (AJC) Berlin, verteidigt in einem Beitrag für die WELT das kürzlich ebenfalls in der WELT von Hubertus Knabe stark kritisierte Dossier über Berliner Straßen- und Platznamen mit antisemitischen Bezügen, das der Historiker Felix Sassmannshausen im Auftrag des Berliner Antisemitismusbeauftragten Samuel Salzborn erstellt hatte. Über eine Umbenennung zu diskutieren, sei kein „Angriff auf das kulturelle Gedächtnis einer Nation“, sondern eine Selbstverständlichkeit. Das Dossier nenne in der Tat eine Reihe von Namen, die man nicht mehr sehen braucht, meint er: Treitschke, Wagner, Henry Ford, Charles Lindbergh und auch Luther:
"Im Falle Martin Luthers, den Knabe lediglich als 'Vater des deutschen Protestantismus' bezeichnet, wäre es mehr als angebracht, dessen Hass auf Juden, der die deutsche Kulturgeschichte nicht unwesentlich mitgeprägt hat, zumindest zu benennen. Schon anhand dieser Beispiele wird deutlich, wie komplex die Debatte ist. Wäre es daher nicht sinnvoll, das Dossier zum Anlass zu nehmen, um jeden der aufgeführten Namen individuell zu diskutieren und dann die entsprechenden Straßen und Plätze zu kontextualisieren, sie möglicherweise umzubenennen oder es nach einer entsprechenden Debatte beim Istzustand zu belassen?"
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITSMUS.
"Im Kampf gegen den Antisemitismus befindet sich Deutschland auf dem Holzweg", meint das Autoren-Duo Shimon Stein und Moshe Zimmermann im Blick auf die derzeitige Antisemitismus-Debatte um die Documenta in einem Beitrag für die FRANKFURTER RUNDSCHAU. Einfach gesagt halten die Autoren die Debatten um BDS und das Problem des israelbezogenen Antisemitismus - wie im vorliegenden Fall am Beispeil der documenta - mithin also Debatten um politisch linksmotivierten Antisemitismus für gefährlich, weil sie vom eigentlichen Problem des Antisemitismus ablenkten, das eher in der "Mitte der Gesellschaft" und politisch rechts anzusiedeln sei. Auch der israelische Soziologe Natan Sznaider versucht die Antisemitismusvorwürfe im Konetxt der kommenden Documenta in Kassel einzuordnen. In einem Beitrag für den österreichischen STANDARD beschreibt er das Problem zunächst wie folgt:
"Die Documenta muss sich also mit unüberwindbaren Gegensätzen beschäftigen. Einerseits deutscher Schuld und Verantwortung für die Verbrechen der Nazis und ihrer Verbündeten, was dann auch die Solidarität mit Israel bedingte, also ein "Nie wieder Holocaust", andererseits einem postkolonialen "Nie wieder Kolonialismus", was dann auch Israel selbst als einen ungerechten kolonialistischen Staat beschreibt. Gerade die Kunst versucht sich in den letzten Jahren mit diesem neuen Zeitgeist zu verknüpfen. Wenn das in Deutschland geschieht, dann sind die unüberbrückbaren Konflikte miteingebaut. Das Resultat sind gegenseitige Vorwürfe, die von der anderen Seite nicht verstanden werden wollen."
Dem entgegen empfiehlt er:
"Nicht um das Rechthaben soll es den Documenta-Machern und ihren Kritikern gehen, nicht um den Antisemitismus-Vorwurf und seine empörte Zurückweisung, sondern um ein illusionsfreies Konfrontieren der Antagonismen im öffentlichen Kulturraum. Man kann Konflikte nicht einfach wegdenken. Gewaltgeschichten trennen Menschen voneinander. Oft ist Dialog nicht möglich, sondern nur Einsicht in die Tragik der eigenen Geschichte."
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik ANTISEMITSMUS.
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Ist der «Klimatismus» eine neue Religion? - so fragt Josef Joffe, der internationale Politik und Ideenlehre an der Johns Hopkins School of Advanced International Studies in Washington lehrt, in einem ebenso anregenden wie provokanten Essay für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG. Die strukturellen Ähnlichkeiten von wissenschaftlich gestützten Klimaktivisten und religiösen Glaubensaposteln seien jedenfalls verblüffend. Denn hier wie dort, so Joffe, gebe es Propheten, Apokalypse, Schuld – und Hoffnung. In seinem Beitrag beschreibt er sodann ausführlich, was "alte Glaubenslehren und die neuen Dogmatiker" miteinander verbinde. Beispielsweise wenn es um einen Ausweg aus Katastrophe und Schuld gehe:
"Im Klimatismus kommt die Rettung aus dem Verzicht, was auch ein religiöser Topos ist. Jesaja grollt: «Eure Häuser sind voll von dem, was ihr den Armen geraubt habt» (3, 18). Heute ist es die Ausbeutung der Dritten Welt. Sühne heischt Entsagung: Weg mit dem Tand! Fahrrad statt Autos, Zug statt Flugzeug. Kein Fleisch, weil Viehzucht die Wälder vernichtet und die Atmosphäre mit Methan vergiftet. Verteuert die Energie, auch wenn das die Armen härter trifft als die Reichen. Lasst ab vom Götzen «Wachstum».
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Berlin: in der Friedrichshainer Marchlewskistraße soll eine Drei-Religionen-Kita für 135 Kinder errichtet werden. Entstehen soll das Gebäude auf dem Grundstück der evangelischen Kirchengemeinde St. Markus-Lazarus. Es ist das bundesweit erste Projekt dieser Art. Um das Kita-Projekt zu realisieren gab und gibt es eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Verein zur Förderung der jüdischen Bildung und des jüdischen Lebens e.V. „Masorti“, dem evangelischen Kirchenkreisverband für Kindertageseinrichtungen Berlin Mitte-Nord sowie dem muslimischen Zentrum Berlin. Ein Beitrag auf dem Portal ENTWICKLUNGSSTADT.de beschreibt die Hintergründe und Einzelheiten des Projekts: "In Friedrichshain entsteht eine Drei-Religionen-Kita für 135 Kinder".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Unter dem Titel „Israel-Palästina – Leitgedanken und Thesen“ haben die fünf evangelischen Landeskirchen an Rhein und Ruhr (Evangelische Landeskirche in Baden, Evangelische Kirche in Hessen und Nassau, Evangelische Kirche der Pfalz, Evangelische Kirche im Rheinland, Evangelische Kirche von Westfalen) einen gemeinsamen Text veröffentlicht. Der Text nimmt das komplexe Verhältnis von Israel und Palästina aus evangelischer Sicht in den Blick und will mit einer differenzierten Sichtweise zu einer konstruktiven Auseinandersetzung mit dem Thema beitragen.
Nähere Informationen sowie der Link zum Download des Positionspapiers in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
In einem sehr nachdenklichen, unbedingt lesenswerten Interview mit der FRANKFURTER RUNDSCHAU spricht Navid Kermani über sein neues Buch "Fragen nach Gott", die Krise der Religionen in Deutschland im Allgemeinen und des Islam im Besonderen. Schon die Entstehungsgeschichte des Buches ist bemerkenswert, ist es doch gewissermaßen eine Auftragsarbeit: sein Vater hatte ihn unmittelbar vor seinem Tod darum gebeten, der Enkelin den Islam zu lehren. Zu letzterem, dem Islam, sagt Kermani:
"Was da gerade wächst, macht mir eher Sorge, weil es oft ein Islam in völliger Unkenntnis der eigenen Tradition ist. Die berühmtesten Autoren der islamischen Theologie, der Mystik, der Poesie wie Ibn Arabi oder Al-Dschurdschani oder auch Rumi spielen im herrschenden religiösen Diskurs kaum eine Rolle mehr. Nicht selten werden sie sogar verketzert. Es sagt sehr viel, dass nicht wenige religiöse Autoren des Islams heute eher in London aufgelegt werden als in Mekka, und zwar heutige ebenso wie klassische. Umso wichtiger ist es heute, dieses Erbe zu bewahren, zu retten, was zu retten ist. Ich komme mir mit meinen Lektüren der klassischen islamischen Poesie und Mystik manchmal vor wie ein Archäologe in einem Kriegsgebiet."
Aber es geht in dem Buch nicht allein um den Islam, Kermani wagt wie stets auch den religiösen Brückenschlag etwa zum Christentum. So sagt er beispielsweise zum jesuanischen Gebot der Feindesliebe:
"Im Kern ist die Feindesliebe die Basis eines humanen Gemeinwesens. Wir haben diese Weisung politisch übersetzt, in einen rechtlichen Rahmen überführt: Unsere Verfassung erkennt jedem Menschen unveräußerliche Würde und Grundrechte zu. Auch ein Mörder verliert seine Würde nicht. Auch der Terrorist, der den Staat bekämpft, hat in diesem Staat Rechte. Das wird heute – zum Glück – säkular begründet. Man braucht dafür nicht die Religion. Aber dennoch ist es wichtig zu fragen: Wo kommt so etwas her? Ganz sicher nicht aus einer rein diesseitigen, materialistischen Sicht auf die Welt."
Der Link zum Interview in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
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Einst kamen sie vielfach gut ausgebildet und gewiss mit großen Hoffnungen in das wohlhabende Deutschland, das sich soeben seiner Wiedervereinigung erfreute: die jüdischen Kontingentflüchtlinge. Doch 30 Jahre danach sind viele Träume geplatzt. Heute sind gut 65.000 bis 70.000 von ihnen im Seniorenalter und von der Grundsicherung abhängig. Ihre Diplome und Abschlüsse wurden oftmals nicht anerkannt und so bekamen sie in der neuen freien Heimat keine ihrer Ausbildung entsprechende Anstellung oder aber Jobs weit unterhalb ihrer einst erworbenen Qualifikation. Das schlägt sich nun im Rentenalter auf dramatische Weise in finanzieller Hinsicht nieder. Und so fordern die Zentrale Wohlfahrtstelle und der Zentralrat dringend eine Anpassung der Rentensätze für die Zuwanderer. Eugen El und Heide Sobotka beschreiben in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG das Problem und angedachte Lösungen: "Eine Frage der Würde".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Er spielte Hamlet und Hitler, aber auch den Commissario Patta in den „Donna Leon“-Filmen. Nun feiert Michael Degen, 1932 als Sohn eines Sprachenprofessors russisch-jüdischer Herkunft geboren, seinen 90. Geburtstag. In Berlin verbrachte er einst seine Jugendjahre. Auf der Flucht vor der Gestapo nahm er ab 1943 mit seiner Mutter Anna falsche Identitäten an, beide wurden schließlich von einem Ehepaar in einer Laubenkolonie versteckt und gerettet. Da war der Vater längst an den Folgen seiner Haft im KZ Sachsenhausen gestorben. 1999, veröffentlichte Degen seine Lebensgeschichte: „Nicht alle waren Mörder – Eine Kindheit in Berlin“. Das Buch wurde ein Bestseller und 2006 von Jo Baier für die ARD verfilmt. Heute gratulieren ihm u.a. die WELT, SÜDDEUTSCHE ZEITUNG und JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG: "Masal tow, Michael Degen!"
Die Links dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Viel Aufmerksamkeit erhält derzeit der voluminöse Roman "Witz" von Joshua Cohen. Der Roman erzählt in seinem überbordenden „Märchen vom Singenden, Springenden Vorhäutchen“ in großen Bögen von der Jagd auf den letzten Juden der Erde. Seiner Geburt an Weihnachten 1999 folgt eine rätselhafte Seuche, die nur er überlebt. Als Heilsbringer wird er zum Gründer eines neujüdischen Kults erhoben, dessen Anhänger jenen, die sich ihnen nicht anschließen wollen, in den Lagern von „Polenland“ zu Leibe rücken. Cohens wahnwitzige Suada überträgt den Zivilisationsbruch des Holocaust in eine Sprache, die an der Aufgabe des Erzählens selbst immer wieder scheitert - und dabei freilich alle Register der Komik und Parodie zieht, Biblisches mit Stand-up-Comedy, Hochkultur mit Trash und Familiengeschichte mit Slapstick verbindet. In Interviews mit der FAZ und der TAZ gibt Übersetzer Ulrich Blumenbach, der fünf Jahre lang an der Übersetzung gearbeitet hat, Einblick in den Roman und seine sprachlichen Herausforderungen. Und im STANDARD stellt Dominik Kamalzadeh den Roman selbst vor: „Dem Chaos der Welt Kontra geben“.
Die Links dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
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In einem Beitrag für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG verteidigt der Psychiater, Theologe und Autor Manfred Lütz den ehemaligen Papst Benedikt gegen Vorwürfe, er habe zum sexuellen Missbrauch in der Kirche zu lange geschwiegen. Lütz, der bereits 2003 den ersten vatikanischen Missbrauchskongress organisierte, schildert wie er selbst den Papst in seinem Vorgehen gegen Missbrauch erlebt habe. Dem gemäß habe Ratzinger sich schon 1999 für die Aufklärung der Missbrauchsvorwürfe eingesetzt und ließ die Ergebnisse 2004 gegen Widerstand aus der Kirche publizieren:
"Natürlich kann man Joseph Ratzinger kritisieren, er selber hat dazu immer wieder aufgefordert. Hier aber entsteht der Eindruck, dass ein Greis, der ausgerechnet zur ihm ursprünglich ganz fremden Missbrauchsthematik Bahnbrechendes geleistet hat, sensationslüstern auf die Bühne gezerrt wurde, anstatt endlich den entscheidenden Fragen nachzugehen: Warum hat bis heute noch kein kirchlich Verantwortlicher in Deutschland offen seine persönliche Schuld eingestanden und ist freiwillig zurückgetreten?"
Der Link zum Beitrag in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.
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International wird schon lange über das Verhältnis von Kolonialverbrechen und Holocaust diskutiert. Werden jüdische Opfer in der Erinnerung gegenüber den afrikanischen Opfern bevorzugt? Was unterscheidet Rassismus von Antisemitismus? Hannah Arendt und Edward Said waren nicht die Einzigen, die schon früher solche Fragen gestellt haben. Bei ihnen findet der israelische Soziologe Natan Sznaider Ideen und Argumente, um die heutige Diskussion voranzubringen. Wird es am Ende möglich sein, der Opfer des Holocaust und des Kolonialismus zu gedenken, ohne Geschichte zu relativieren? In seinem nun vorliegenden Buch "Fluchtpunkte der Erinnerung. Über die Gegenwart von Holocaust und Kolonialismus" erklärt er, warum Kolonialismus und Judenvernichtung historisch betrachtet verschiedene Dinge sind. Ernst Piper hat das Buch für den TAGESSPIEGEL gelesen: "Die zweifache Schuld".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.
Einen angenehmen Tag wünscht
Dr. Christoph Münz
redaktion@compass-infodienst.de
(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)
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