ACHTUNG:
Guten Tag!
Im ostjerusalemer Viertel Scheich Dscharrah ist es erneut zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen jüdischen Ultranationalisten und palästinensischen Bewohnern gekommen. Dort war es bereits im letzten Jahr zu Unruhen gekommen, die letzlich mit verantwortlich waren für den Beginn des elftägigen Krieges zwischen Israel und der islamistischen Hamas im Gazastreifen. Die aktuellen Auseinandersetzungen brachen aus, nachdem am Wochenende die Wohnung eines Siedlers in Brand gesteckt worden war. Zudem provozierte zum wiederholten Male der rechtsextreme Knesset-Abgeordnete Ben Gvir mit einer Aktion: er eröffnete ein provisorisches Büro in Scheich Dscharrah. „Wir sind die Hausherren“, verkündete er unmißverständlich, und dass man „auf Terror mit Terror antworten“ müsse. Prompt kam es zu weiteren Ausschreitungen: "Israelischer Politiker provoziert in umkämpftem Stadtteil Jerusalems".
Links zu Berichten über die Unruhen in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.
Freitag ist Brückentag für Uri Ashi. Seit 2015 steht der Friedensaktivist jeden Freitag allein auf der Hahalacha-Brücke, die in Tel Avivs Norden die Stadtautobahn überspannt. Dabei hat er ein Schild, auf dem zu lesen ist: "Frieden mit den Palästinensern ist möglich." Diese Überzeugung hat er auch in einem Buch ausgeführt, für das er zwei Jahre seinen Job ausgesetzt hat. Er hat gelesen, geforscht und Interviews geführt. Und am Ende hat ihn noch ein ganz anderes Buch für seine Friedenspläne inspiriert, nämlich Allen Carrs "Endlich Nichtraucher". Was es damit auf sich hat, erklärt Peter Münch in seinem Porträt des Aktivisten für die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG: "Israels letzter Optimist".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL INTERN.
Nun hat auch Israel seine Bürger aufgerufen, die kriegsbedrohte Ukraine zu verlassen. Zur Zeit befinden sich etwa 10- bis 15.000 jüdische und arabische Israelis in der Ukraine. Es gebe nur «ein besonders kleines Zeitfenster» zur Evakuierung, sagte Aussenminister Yair Lapid, wie die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG berichtet. Ulrich W. Sahm weist in seinem Bericht für ISRAELNETZ auf eine brisante politische Dimension der Ukraine-Krise hin, die weniger bekannt ist:
"Israel und der Libanon beziehen 50 Prozent ihres Brotgetreides aus der Ukraine. Hinzu kommen in Israel Unmengen Futtermittel sowie Stahl im Wert von rund 120 Millionen US-Dollar. 20.000 ukrainische Programmierer arbeiten für Firmen in Israel. Der alte Spruch von „der Ukraine als Kornkammer der Welt“ stimmt für den gesamten Nahen und Mittleren Osten. Selbst Ägypten bezieht 24 Prozent seines Brotgetreides aus der Ukraine. Eine Störung der Produktion durch eine russische Invasion hätte dramatische Auswirkungen."
Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
Außenministerin Annalena Baerbock hat Israel bei ihrem ersten Besuch in Jerusalem die unverbrüchliche Solidarität Deutschlands zugesichert: «Die Sicherheit Israels ist und bleibt deutsche Staatsräson», sagte die Grünen-Politikerin am vergangenen Donnerstag bei einem Treffen mit ihrem israelischen Kollegen Jair Lapid in Tel Aviv. «Und hinter diese Linie werden wir nicht zurückfallen.» Vor dem Treffen bsuchte die Außenministerin Yad Vashem und zeigte sich spürbar betroffen, als sie aus dem Eintrag ins Gästebuch vorlas. „Als Mutter zweier Kinder stockt mir der Atem, wenn ich an die Millionen jüdische Kinder denke, die ermordet wurden, ihren Eltern entrissen, allein gelassen, voller Angst vor dem Ungewissen“, sagte sie im strömenden Regen in Jerusalem. Gleichfalls deutlich formulierte sie gegenüber Lapid jedoch auch die Haltung der Bundesregierung, derzufolge die israelischen Siedlungen im Westjordanland „schädlich“ und unvereinbar mit internationalem Recht seien. Israels Außenminister Yair Lapid ließ die Kritik äußerlich unberührt, wie Mereike Enghusen für den TAGESSPIEGEL berichtet: „Es ist okay, unterschiedlicher Meinung zu sein“, habe Lapid betont gelassen gesagt, und: „Wenn ich nur mir selbst zuhören will, kann ich zu Hause bleiben.“ Und natürlich beschwor Baerbock auch die Zwei-Staaten-Lösung. "Aber hört noch irgendjemand zu?", fragt Mareike Enghusen kritisch im TAGESSPIEGEL und kommentiert:
"So oft wird die Zwei-Staaten-Lösung beschworen, dass ihr pflichtbewusstes Erwähnen einen ähnlichen Effekt hat wie die Frage „Wie geht’s?“ im tagtäglichen Smalltalk. Muss halt gesagt werden, der Form halber, also bringen wir es schnell hinter uns und kommen zum nächsten Punkt."
Als Alternative empfiehlt sie stattdessen, neue Wege zu gehen:
"Es muss ja nicht gleich die große Friedensinitiative sein, aber wie wäre es mit ein paar neuen, pfiffigen Projekten mit deutscher, israelischer und palästinensischer Beteiligung, vielleicht im Bereich Tech oder Klima? Solche Initiativen würden keine Berge versetzen, auch keine Grenzzäune, aber vielleicht ein wenig Vertrauen schaffen und der deutschen Diplomatie zu mehr Relevanz verhelfen."
Links zu Berichten und Kommentaren zur Israelreise der Aussenministerin in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
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Niemand weiß wirklich genau, wie viele jüdische Fußballspieler es in Deutschland in der Zeit vor dem Nationalsozialismus gab. »Die Nationalsozialisten«, sagt der Direktor des Deutschen Fußballmuseums Manuel Neukirchner, »löschten nicht nur Leben aus, sondern auch Erinnerungen.« Die Konterfeis sportlich erfolgreicher Juden wurden aus Sammelalben entfernt, ihre Namen von Gedenkplatten gekratzt, ihre Gesichter aus Vereinsfotos herausretuschiert und ihre Erfolge aus Rekordlisten gestrichen. Mit dem digitalen Projekt »Niemals vergessen! Das Online-Lexikon verfolgter jüdischer Fußballer« will man an das Schicksal verfemter und ermordeter jüdischer Sportpioniere erinnern, die dem Fußball in Deutschland einst wichtige Impulse gaben. Freigeschaltet wurde das Lexikon symbolträchtig am 27. Januar, dem Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust. Stefan Laurin stellt es in einem Beitrag für die JUNGLE WORLD näher vor: "Auf der Suche nach vergessenen Fußballern".
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Der irische Historiker Brendan Simms, 55, ist einer der originellsten Vertreter seines Fachs: Ob Brexit, Napoleon oder Hitler, immer wieder fällt der Historiker, der als Professor in Cambridge lehrt, durch neue Zugänge auf. Seine monumentale Hitler-Biografie erschien 2020 auf Deutsch (Hitler. Eine globale Biografie. Deutsche Verlags-Anstalt. 1050 S., Fr. 61.90). Im Interview mit der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG erläutert er, warum für ihn Hitlers Antikapitalismus am Ausgangspunkt seines Denkens steht - und auch sein Judenhass eine Folge davon sei:
"Ja, und das lässt sich auch gut belegen, denn er sagt dies mehrfach: Man könne nicht Antisemit sein, ohne Antikapitalist zu sein – und umgekehrt. Seine erste belegbare Äusserung gegen die Juden, im sogenannten Gemlich-Brief vom September 1919, steht eindeutig im Kontext des Antikapitalismus: Hitler legt dort ganz klar dar, sein Antisemitismus stehe im Zusammenhang mit der Macht des Geldes. Obwohl er den Brief fast zwei Jahre nach der Russischen Revolution geschrieben hat, erwähnt er diese mit keinem Wort. Daran sieht man eindeutig, dass ihm der Antikapitalismus wichtiger war als der Antibolschewismus."
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«Was hat das mit mir heute und hier zu tun?» Diese Frage taucht natürlich auch immer wieder im Unterricht auf, wenn es um die Shoah geht. Auch der Religionsunterricht ist damit konfrontiert. 75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges muss mithin eine Auseinandersetzung damit stattfinden, wie Erinnerungslernen im Religionsunterricht so gestaltet werden kann, dass sich auch jüngere Generationen ihrer Verantwortung bewusst werden, sodass Auschwitz nicht noch einmal sei. Wie dies gelingen kann, versucht Michèle Wenger, Doktorandin am Lehrstuhl für Praktische Theologie an der Universität Zürich und Gymnasiallehrerin für Deutsch und Religion, in einem Beitrag für das schweizer Portal RELIGIOLN.ch zu beschreiben: "Erinnerungslernen im Religionsunterricht".
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Eine unglaubliche, aber wahre Geschichte: Direkt nach Kriegsende im Mai 1945 setzt sich an der Nordseeküste ein junger britischer Soldat in einen Jeep und fährt los, quer durch seine ehemalige Heimat, die jetzt in Trümmern liegt – um seine Eltern aus dem KZ Theresienstadt zu holen. Der Historiker Daniel Huhn erzählt diese Geschichte einer jüdischen Familie und ihres Überlebens in Nazi-Deutschland in seinem Buch "Rückeroberung" und verbindet dabei die historische Darstellung mit unmittelbaren Eindrücken aus Briefen und Aufzeichnungen. Wolfgang Schneider stellt das Buch für DEUTSCHLANDRADIO näher vor: "Wiedersehen in Theresienstadt".
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Vor Kurzem ging bei einigen staatlichen Universitäten in den Niederlandens das Schreiben eines Vereins namens »The Rights Forum« ein. In dem Schreiben fordert Gerard Jonkman, Geschäftsführer des Vereins, die Leiter der Studieneinrichtungen auf, ihre gesamte Korrespondenz mit zehn israelischen Universitäten, 17 israelischen Unternehmen und Verbänden sowie »mit Organisationen, die den Staat Israel unterstützen«, zu veröffentlichen. Kaum zu glauben, dass dem einige Universitäten ohne Zögern und Zweifel nachkamen. Nun aber regt sich Protest, wie Michael Thaidigsmann für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG berichtet: »Das riecht nach Antisemitismus«
Der Link dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
In der Debatte um die von Amnesty International erhobenen Apartheidsvorwurf gegen Israel meldet sich die im Expertenkreis der Bundesregierung zu Muslimfeindlichkeit tätige Politologin Saba-Nur Cheema mit einem Beirtra in der FRANKFURTER RUNDSCHAU zu Wort. "Man könnte meinen", schreibt sie, "dass die Debatte pluralistisch und multiperspektivisch verläuft. Alle kommen schließlich zu Wort und können ihre Position vertreten. Aber wirklich alle?" Kaum, denn Palästinser selbst seien an der Debatte offenbar nicht beteiligt, was freilich kein Wunder sei:
"Dass hier lebende Palästinenser sich nicht gleich öffentlich äußern wollen, sollte auch nicht überraschen. So zeigt der Fall der palästinensisch-stämmigen Journalistin Nemi El-Hassan, wie schnell antiisraelische Äußerungen sanktioniert werden. Vergangenen Herbst verlor sie deshalb ihre Stelle als Moderatorin beim WDR. Unabhängig davon, wie gerechtfertigt die Vorwürfe im Einzelfall sein mögen - wenn palästinensische Stimmen immer besonders skrupulös behandelt werden, muss man sich nicht wundern, wenn sie sich seltener zu Wort melden."
Und in einem Beitrag für die TAZ hält der Politologe Daniel Marwecki, der Internationale Politik an der University of Hongkong lehrt, den Apartheidsvorwurf für abwegig, da die damit adressierten Probleme seiner Meinung nach nicht "das Resultat einer rassistischen Kolonialideologie, sondern die Folge eines Konflikts zweier verfeindeter Nationen um dasselbe Land. Das, was Amnesty International Apartheid nennt, sind in dieser Betrachtung die Resultate der israelischen Überlegenheit in einem gnadenlos geführten und hochgradig emotionalisierten Krieg. Die simple Konfliktformel 'zwei Nationen - ein Territorium' hat den Vorteil, dass sie ohne den Apartheidbegriff auskommt, ohne aber die schon seit Jahrzehnten andauernde Entrechtung der palästinensischen Seite auszuklammern."
Links zum Thema in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Ein Hitlergruss im öffentlichen Raum, Hakenkreuze während Kundgebungen, aufgenähte gelbe Judensterne mit der Inschrift «ungeimpft» oder mit der Reichskriegsflagge herumlaufen? Diese unwzeideutig auf den Nationalsozialismus verweisenden Symbole dürfen in der Schweiz öffentlich zur Schau gestellt werden, ohne dass man grundsätzlich mit Strafe rechnen müsste. Eine Gesetzesinitiative der Aargauer Nationalrätin Marianne Binder, dies zu ändern, wurde vom schweizer Bundesrat zurückgewiesen, was zu heftigen Reaktionen geführt hat. Mit Bedauern reagieren etwa die beiden jüdischen Dachverbände der Deutschschweiz, der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) und die Plattform der Liberalen Juden, wie die TACHLES berichtet. Und Yves Kugelmann, Chefredakteur der TACHLES, kommentiert zornig:
"Ein Bundesrat, der solches zulässt, ist kein Bundesrat der jüdischen Gemeinschaft, ebenso wenig aller anderen NS-verfolgten Minderheiten. Ritualstränen an Gedenktagen, leere Solidaritätsbekundungen oder Almosen für Sicherheit werden als Scheinheiligkeit ohne klare Haltung entlarvt. Eine Regierung kann sich nicht mal mehr in Sachen Nationalsozialismus auf einen kleinsten gemeinsamen Nenner berufen und spricht mit dem Entscheid geradezu eine Einladung an Europas Rechtsextreme aus."
Links zum Thema in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Noch immer und schon wieder wirkt das antisemitische Ressentiment wie eine Seuche bis in die bürgerliche Mitte unserer Gesellschaft. Vor diesem Hintergrund hat Kurt Oesterle in seinem Buch »Eine Stunde ein Jude« nun überzeugend dargelegt, wie Judenfeindlichkeit ästhetisch und emotional funktioniert: gänzlich empathielos. Und er zeigt auch, dass es in der deutschen Literatur der letzten 200 Jahre einen Traditionsstrang gibt, der als »Verteidigung des Jüdischen« zu würdigen ist. Und davon erzählt er in seinem Geschichtenbuch eindrucksvoll kenntnisreich, mit viel Herz und Verstand und großem Engagement, wie auch Rabbiner Joel Berger meint, der das Buch in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG kurz vorstellt: "Aufklärung für Herz und Hirn".
Der Link dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
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Wie bereits in der letzten Compass-Ausgabe (8.2.2022) bereits angezeigt, starb Rabbiner Henry G. Brandt am 7. Februar im Alter von 94 Jahren. Brandt war während der letzten 35 Jahre ohne Frage einer der maßgeblichen Träger des christlich-jüdschen Dialogs in Deutschland. Dies wird nun auch in dem Nachruf des DEUTSCHEN KOORDINIERUNGSRATES der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit (DKR) deutlich, deren jüdischer Präsident er 31 Jahre lang war. Nicht minder wichtig war Brandts Bedeutung für das liberale Judentum in Deutschland, die sich vor allem in seinem jahrelangen Vorsitz der Allgemeinen Rabbinerkonferenz (ARK) niederschlug. Sein Nachfolger in beiden Ämtern - beim DKR wie auch in der ARK - Rabbiner Andreas Nachama hat in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG einen Nachruf verfasst, der das Lebenswerk Brandts ausführlich würdigt - und ihn auch persönlich charakterisiert:
"Begegnungen mit Henry Brandt waren immer eine Bereicherung, denn er verkörperte jene Generation deutscher Juden, die nicht außerhalb der Gesellschaft stehend, sondern an ihr teilhabend und teilnehmend ein lebendiges Judentum verkörpern. Henry Brandt war ein leuchtendes Vorbild für ein modernes Judentum."
Die Links zu den beiden Nachrufen in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Iman Andrea Reimann und Rabbinerin Gesa Ederberg bildeten vor einiger Zeit bei einer Heimfahrt eine Fahrgemeinschaft und stellten fest, dass sie beide Erfahrungen als Trägerinnen von Kindertagesstätten haben. Wäre es nicht schön, eine multireligiöse Kita in Berlin zu gründen? Ist das nicht langsam an der Zeit? Ja, dachten sich beide, und so starteten sie 2014 das Projekt einer »Drei-Religionen-Kita«. Nun nimmt es konkrete Formen an, die Bupläne wurden vorgestellt, wie Joshua Schultheis in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG berichtet: "Norml, jüdische Freunde zu haben".
Der Link zum Bericht in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Im August dieses Jahres soll in Karlsruhe der Ökumenische Rat der Kirchen tagen. Dies im Blick veröffentlichten kürzlich fünf evangelische Landeskirchen in Deutschland Leitgedanken zum Thema "Israel-Palästina", einem sowohl in den Kirchen als auch im christlich-jüdischen Dialog äußerst sensiblen Thema (zu dem Papier siehe Compass 2.2.2022). Elisabeth Hausen hat sich das Positionspaper für ISRAELNETZ genauer angesehen und konzediert, dass die fünf Landeskirchen sich deutlich Mühe gegeben hätten, "brauchbare Gedanken zu formulieren". Gleichwohl kommt sie zu dem Schluss, dass ein "tiefere Verständnis für die Komplexität der Lage vor Ort fehlt": "Positionspapier zu`'Israel-Palästina' ohne Tiefgang".
Der Link zu ihrer Analyse des Papiers in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
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Dresden soll ein jüdisches Museum bekommen, so hat es zumindest der Dresdner Stadtrat beschlossen. Die Jüdischen Gemeinden der sächsischen Landeshauptstadt sehen dies freilich eher kritisch und wünschen sich stattdessen eine aktive Begegnungsstätte. Bisher konnten sich Stadt und Gemeinden noch nicht einigen und die Diskussionen über Standort, Ausrichtung und Größe halten an, wie Robin Hartmann für den MDR berichtet: "Jüdische Gemeinden in Dresden sehen Museumsidee kritisch".
Der Link zum Bericht in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Die jüdische Kantorin und Schauspielerin Chasan Jalda Rebling, 1951 in Amsterdam geboren und in Ostberlin aufgewachsen, erzählt im Gespräch mit HAGALIL von ihrem Erbe als Tochter des berühmten Künstlerinnenpaares Lin Jaldati und Eberhard Rebling und von wichtigen Begegnungen und Stationen – über die DDR-Zeit und die Vereinigung der deutschen Staaten bis ins Jetzt – auf ihrem Weg zu der Persönlichkeit, die sie heute ist: eine international anerkannte Spezialistin für jüdische Musik und Geschichte(n) vom frühen Mittelalter bis zur Moderne: "Ich bin einfach gerne jüdisch".
Der Link dzau in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Wie der Tradition treu bleiben und doch offen sein für die Moderne? Das 19. und 20. Jahrhundert waren geprägt von einem zähen Ringen um die jüdische Identität im christlichen Staat. Persönlichkeiten wie Israel Jacobson, Abraham Geiger, Leo Baeck und Regina Jonas sind Wegmarken eines liberalen Judentums, das sich aus Deutschland weltweit zur größten jüdischen Strömung entwickelte. Heute sind es in Deutschland vor allem das Abraham Geiger Kolleg an der Universität Potsdam, gut dreißig jüdische Gemeinden der Union Progressiver Juden, aber auch Einheitsgemeinden, die dieses liberale Erbe in aktuelle Bezüge setzen. Ein nun von Hartmut Bomhoff, Heinz-Peter Katlewski und Walter Homolka herausgegebenes Buch führt in Text und Bild anschaulich vor Augen, wie vielfältig sich das liberale Judentum nach der Schoa hierzulande zeigt: egalitär, zeitgemäß und offen für den Dialog. In der TAZ erläutert Hartmut Bomhoff im Interview einge Hintergründe des Buches: "Wandel gab es im Judentum immer".
Der Link zum Interview in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Im Jahr 1982, am Höhepunkt seiner philosophischen Produktivität, hielt Emmanuel Levinas den Vortrag "Ethique comme philosophie première" in Löwen. Nun liegt der Vortrag unter dem Titel «Ethik als Erste Philosophie» erstmals auf Deutsch vor. Der Text macht vor allem deutlich, wie sehr jüdische Theologie seine Ethik prägten, meint Peter Strasser, der den Vortrag für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG gelesen hat: "Woher weiss der Mensch, dass er Verantwortung trägt? Der Blick ins Gesicht eines anderen verrät es ihm".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
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Annika Brockschmidt, deren Buch "Amerikas Gotteskrieger. Wie die Religiöse Rechte die Demokratie gefährdet" vergangenes Jahr erschien, hat sich für die FRANKFURTER RUNDSCHAU einen von Wissenschaftlern aus verschiedenen Disziplinen und einer Journalistin verfassten Bericht angesehen, der das Ausmaß des Einflusses des Christlichen Nationalismus am Tag des Sturms auf das Kapitol analysiert. Dabei werde deutlich, das Kleinreden von Christlichem Nationalismus verkenne "nicht nur das Wesen, sondern auch den Aufbau der Christlich-Nationalistischen Institutionen, die das Rückgrat der amerikanischen Religiösen Rechten ausmachen: ein enges Netz von juristischen Interessenvertretungen, ausgeklügelten Datentransaktionen, politischen Think Tanks und einer riesigen rechten Nachrichten-Sphäre. Die Stärke der Bewegung liegt nicht in ihren Zahlen - ganz im Gegenteil, sie weiß sehr genau, dass sie nicht mehr mehrheitsfähig ist -, sondern in ihrer dichten Infrastruktur, und ihrem disziplinierten, organisierten Engagement für eine gemeinsame ideologische Vision, die nicht mit einer multi-ethnischen, pluralistischen Demokratie vereinbar ist. Das Ziel des Christlichen Nationalismus ist ein Amerika, in dem es sich in einer allen anderen vorangestellten politischen und gesellschaftlichen Machtposition befindet, Zugang zu Steuergeldern hat und Gesetze erlassen kann, die seine Weltsicht bevorzugen."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.
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Braucht es noch ein Buch über jüdische Religion, Riten, Kultur? Ja, braucht es! Und vor allem dieses Buch, so Peer Jürgens in der LITERATURKRITIK über den kürzlich erschienen Dialog-Band "Frag uns doch! Eine Jüdin und ein Jude erzählen aus ihrem Leben". Verfasst haben ihn Marina Weisband, geboren 1987 in der Ukraine, Diplom-Psychologin und Politikerin und Eliyah Havemann, geboren 1975 als Felix Havemann und Sohn von Wolf Biermann und Sibylle Havemann. In den gemeinsamen Gesprächen geht es u.a. darum, wer Juden eigentlich sind, um die Religion allgemein, um religiöse Strömungen, um die jüdische Kultur und das Zusammenleben und nicht zuletzt um Antisemitismus: "Mehr als Museumsstück und Ziel von Antisemitismus?".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.
Einen angenehmen Tag wünscht
Dr. Christoph Münz
redaktion@compass-infodienst.de
(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)
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