ACHTUNG:
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Der Israel-Gaza-Konflikt im vegangenen Jahr 2021 war nach damals langer Zeit eine der schwersten Auseinandersetzungen im israelisch-palästinensischen Konflikt. Im Gazastreifen kämpft man noch heute mit den Folgen, berichtet Maria Sterkl für den österreichischen STANDARD aus Gaza-Stadt, wo sie einige Familien kennenlernte, deren Schicksal und Folgeprobleme exemplarischer Natur sein dürften: "Schwieriger Neubeginn nach Eskalation im Gazastreifen".
Der Link zu ihrer Reportage in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.
Die palästinensisch-amerikanische Jornalistin Abu Akle hatte vor wenigen Tagen vor Ort für den TV-Sender al-Jazeera über einen Einsatz der israelischen Armee im besetzten Westjordanland berichtet. Dabei wurde sie durch mehrere Schüsse getötet. Palästinenser und israelisches Militär beschuldigen sich gegenseitig, die tödlichen Schüsse abgegeben zu haben. Seit dem Tod der Journalistin steigen die Spannungen in Israel stark an. Beim Begräbnis am Freitag kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, die Israel unter großen Rechtfertigungsdruck brachten. In Washington etwa bezeichnete die Sprecherin des Weißen Hauses die Bilder der Gewalt als "außerordentlich verstörend", EU-Vertrete zeigten sich "entsetzt" und auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock sagte, sie sei "zutiefst erschüttert, dass die Trauerfeier nicht in Frieden und Würde stattfinden konnte".
Aber auch in israelischen Medien wurde der Polizei-Einsatz heftig kritisiert, so Peter Münch in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Die konservative Jerusalem Post habe von einer "Schande" für das Land gesprochen und im Massenblatt Jedioth Achronoth hieß es, man sei "schockiert von der ungezügelten Brutalität und Gewalt" der Polizeikräfte, für die es "keine Entschuldigung" gebe. Erschwerend kommt hinzu, dass mittlerweile auch hochrangige Kirchenvertreter und das katholische St.-Joseph-Spital im besetzten Ostjerusalemer Stadtteil Sheikh Jarrah, wo der Trauerzug begann, die Darstellung der Ereignisse durch die Polizei entschieden zurückgewiesen haben. So warf der höchste Vertreter der katholischen Kirche im Heiligen Land, der lateinische Patriarch Pierbattista Pizzaballa, den Behörden schwere Rechtsverletzungen vor. Der unverhältnismässige Gewalteinsatz sei eine Missachtung der Kirche, einer Gesundheitseinrichtung und der Erinnerung an die Verstorbene, sagte er, wie in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG und in DEUTSCHLANDRADIO zu lesen ist.
In einem Beitrag für den SPIEGEL resümiert Richard C. Schneider vor dem Hintergrund der aktuell angespannten Lage die diversen politischen Entwicklungen auf palästinensischer wie israelischer Seite, die zur Eskalation in der gegenwärtigen Lage führten. Als bezeichnend für die inner-palästinensiche Konstellation sieht er einerseits eine schwache Palästinensische Autonomiebehörde (PA) mit ihrem greisen Präsidenten Mahmud Abbas und andererseits eine politisch auch im Westjordanland immer stärker werdende Hamas. Und die israelische Regierung unter Bennet wiederum habe sich bislang auch "nicht um eine Lösung oder Verhandlungen mit der PA oder der Hamas bemüht", denn:
"Für die Regierung Bennett, die seit einigen Wochen keine Mehrheit mehr in der Knesset hat, ist jeder Schritt riskant. Die (arabische Partei) Raam könnte im Falle eines neuen Kriegs das Bündnis verlassen. Bennett wäre damit vorerst politisch am Ende, Israel wäre erneut in einer innenpolitischen Krise mit vorgezogenen Neuwahlen."
Unterdessen habe, so berichtet Sabine Brandes für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG, "die israelische Polizei am Samstag angekündigt, dass eine Untersuchung der Ereignisse im Zusammenhang mit der Gewalt bei der Beerdigung der Al-Jazeera-Journalistin Shireen Abu Akleh eingeleitet wird."
Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.
Am 14. Mai 1948 wurde der Staat Israel gegründet. Anlässlich der 74. Wiederkehr dieses Jahrestages zeichnet Antonia Kleikamp in der WELT die entscheidenden Wochen vor der Staatsgründung nach, schildert die Rolle Ben Gurions dabei sowie dessen biographisch entscheidenden Stationen auf dem Weg nach Israel: "Dieser Zweckpessimist gründete den Staat Israel".
Der Link zum Beitrag in der Rurbrik ISRAEL INTERN.
Das Olympia-Attentat 1972 in München ist bis heute eines der prägendsten Ereignisse der bundesdeutschen Geschichte. Eine achtteilige Podcast-Reihe schildert aus ebenso überraschender wie ungewöhnlicher Perspektive die Ereignisse jener Tage. Patrizia Schlosser, Autorin der acht Podcast-Folgen, rollt in ihrem neuen Investigativ-Podcast die Ereignisse rund um das Olympia-Attentat neu auf. Sie spricht mit Geheimdienstlern, Angehörigen von Opfern, Polizisten und Politikern in Deutschland und Israel und präsentiert Erkenntnisse, die das ganze Attentat in einem neuen Licht erscheinen lassen. Durch den Podcast führt Patrizia Schlossers gemeinsam mit ihrem Vater, der damals als Polizist in Fürstenfeldbruck eingesetzt war: "Himmelfahrtskommando"
Mehr dazu in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
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"Der Wert meiner Tätigkeit ist die Warnung an die Mörder von morgen, dass Verbrechen nie straflos begangen werden können."
Dieses Zitat Simon Wiesenthals findet sich auf der letzten Seite des Abschlussberichts der Arbeitsgruppe zur "Ausforschung mutmaßlicher NS-Täter:innen", der am Dienstag im österreichischen Justizministerium präsentiert wurde. Die Forschungsgruppe arbeitet seit 2010 den beschämenden Umgang der österreichischen Nachkriegsjustiz mit NS-Verbrechen auf. Colette M. Schmidt war bei der Präsentation des Berichts für den STANDARD dabei: "NS-Verbrechen: Bitterer Endbericht zu österreichischer Nachkriegsjustiz".
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Heldentum, Heimat und Berge: Die nationalsozialistische Propaganda passte zur Bergsteigerszene. Der Deutsche Alpenverein (DAV) wurde zum Vorreiter der Ausgrenzung von Juden in der Gesellschaft. Das traf nicht wenige, denn in großen Städten wie Berlin, Wien oder auch München waren Anfang des 20. Jahrhunderts bis zu 20 Prozent aller Mitglieder des Alpenvereins jüdisch. Sie waren nicht nur Mitglieder, sondern auch engagiert als Vereinsvorstände, aktiv als Bergführer oder erfolgreich als Kletterer. Beispielhaft ein Zitat des Frankfurter Rabbiner Samson Raphael Hirsch, einer der prägenden Figuren des deutsch-jüdischen Lebens des 19. Jahrhunderts: "Wenn ich vor Gott stehen werde, wird der Ewige mich fragen: Hast du meine Alpen gesehen?". Mit dem Nationalsozialismus begann schließlich die Ausgrenzung der jüdischen Mitglieder. Jetzt endlich stellt sich der DAV der dunklen Seite seiner Vereinsgeschichte, berichten BAYRISCHER RUNDFUNK und SONNTAGSBLATT: "Jüdische Bergsteiger: DAV stellt sich seiner Vergangenheit".
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In der vergangenen Woche hatte der öffentlich-rechtliche Jugendkanal „Funk“ Recherchen über Henri Nannen, journalistische Lichtfigur des "Stern"-Magazins, in den letzten Jahren des Zweiten Weltkrieges veröffentlicht. Der „Stern“ gehörte einst zu den erfolgreichsten Magazin-Gründungen nach dem Zweiten Weltkrieg. Noch Mitte der 1990er-Jahre lag die Auflage bei 1,25 Millionen Exemplaren, bis 2021 sank die Auflage auf rund 360.000 Hefte. Bei den Recherchen ging es nicht nur um die Tätigkeit Nannens als Kriegsberichterstatter und seine Arbeit in einer Propaganda-Kompanie in Italien, aus der Nannen keinen Hehl gemacht hatte. Brisant ist die Veröffentlichung, weil sie den späteren „Stern“-Gründer für antisemitische, rassistische und sexistische Flugblätter verantwortlich macht. Nun will der "Stern" die Vorwürfe gegen seinen Gründer prüfen: "Keine Ruhe um den „Stern“-Gründer".
Links zum Thema in der Rubrik VERGANGENHEIT...
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Diego von Bergen zum ersten deutschen Botschafter beim Heiligen Stuhl ernannt und vertrat die Weimarer Republik und Hitler-Deutschland bis 1943 am Vatikan. Bis weit in die Nachkriegszeit hinein galt er als der „nationalsozialistischen Mystik nicht empfänglich“. Entgegen älterer Forschung zeigt die nun vorliegende Studie von Gregor Wand auf, dass der Diplomat ein Anhänger des NS-Regimes war – und damit auch ein Gegenspieler des Papstes. Urs Buhlmann stellt die neue Studie über Diego von Bergen und dessen Wirken in der NS-Zeit in der TAGESPOST vor: "Ein treuer Dienser seiner braunen Herren".
Der Link dzau in der Rubrik VERGANGENHEIT...
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Die auf Hochtouren laufenden Vorbereitungen zur diesjährigen documenta in Kassel, der weltgrößten Kunstschau, bleiben überschattet von dem Vorwurf im Raum, Mitglieder des Documenta-Teams und eingeladene Teilnehmer seien antisemitisch oder stünden der Israel-Boykott-Bewegung BDS (Boycott, Divestment and Sanctions) nahe. Der Versuch der Kuratorengruppe durch ein wissenschaftliches Podium den Konflikt zu deeskalieren, scheiterte. Danach äußerten sich die Documenta-Macher erstmals zur Aussetzung der geplanten Gesrächsreihe in einem Offenen Brief in der BERLINER ZEITUNG und wiesen die vorgebrachten Antisemitismus-Vorwürfe zurück. Nun hat sich vor kurzem nach Intervention des Zentralrats der Juden in Deutschland die Kulturstaatsministerin Claudia Roth mit Zentralratspräsident Schuster getroffen. Zu welchem Ergebnis das führte, beleuchten DIE WELT und der TAGESSPIEGEL. Und in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG nimmt Zentralratspräsident Schuster im Interview Stellung zur »documenta«-Debatte, dem Gespräch mit Kulturstaatsministerin Roth und zum Antisemitismus in der Kulturszene: »Kunstfreiheit ist kein Freibrief für Antisemitismus«.
Die Links dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Über Antisemitismus in Deutschland erschien eine neue empirische Studie, die vom American Jewish Committe in Auftrag gegeben und vom Allensbach Institut durchgeführt wurde. Sie macht deutlich, dass insbesondere unter AfD-Anhängern, aber auch unter Muslimen antisemitische Zerrbilder verbreitet sind (siehe Compass 10.5.2022). Frederik Schindler schildert in der WELT die politischen Reaktionen auf die Studie und berichtet, dass u.a. Bundesinnenministerin Faeser (SPD) sich mit einem klaren Appell an die Strafverfolgungsbehörden gewandt hat. Jonas Hermann wiederum klagt in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG, dass nach wie vor die Politiker das Thema meiden, weil es ihre Haltung zur Zuwanderung infrage stellt. Vor dem Hintergrund der neuen Studie ist ebenfalls in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG ein Beitrag von Stephan Grigat, Professor für Theorien und Kritik des Antisemitismus, zu lesen. Er plädiert dafür, erst einmal die Begriffe zu klären, bevor man weiter über Antisemitismus, Islamophobie und Rassismus redet. Antisemiten, schreibt er, fühlten sich bedroht "durch den überlegenen Geist, die 'Herren des Geldes' oder die als illegitim begriffene jüdische Staatlichkeit. Dieser imaginierten Bedrohung gedenken sie in letzter Konsequenz durch Vernichtung zuvorzukommen." Demgegenüber sehen Rassisten andere als minderwertig an. Das wirkt sich auch auf den Vorwurf der "Islamophobie" aus, so Grigat, denn keine "politisch relevante Gruppe" glaube, nur die Vernichtung aller Muslime könne uns retten. Darum zielt für ihn der Vorwurf der "Islamophobie" vor allem "auf die Abwehr einer dringend gebotenen Kritik nicht nur am Islamismus, sondern beispielsweise auch an antisemitischen Ausprägungen eines orthodox-konservativen Mehrheitsislam. Derartige Kritik unter Rassismusverdacht zu stellen, ist ein durchschaubares Manöver, das sehr viel offensiver in seiner intellektuellen Unredlichkeit und seinem antiaufklärerischen Impetus kenntlich gemacht werden sollte."
Links zum Thema sowie zum Download der Allensbach-Umfrage selbst in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
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Sünde, Schuld, Hybris und Erlösung: Eine Literaturtagung in Trumau zeigte anhand der Geschichte des Brudermords, wie zeitlos und aktuell die Themen der „Genesis“ sind. Zwischen Kain, der seinen Bruder Abel aus Eifersucht erschlägt, wurde beispielsweise eine Parallele mit Russland gezogen, das seinen „kleinen Bruder“, die Ukraine, auslöschen will. Emanuela Sutter berichtet für die TAGESPOST von der Literaturtagung „Kain und Abel. Vom tragischen Moment: Katharsis und Erlösung“ auf Schloss Trumau in Niederösterreich, die aufgrund der Corona-Pandemie nun mit zweijähriger Verspätung stattfand: „Kain und Abel ist unsere Wirklichkeit“
Der Link zum Bericht in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Für zwei Jahre musste der interreligiöse "Preacher Slam" an der Urania in Berlin pausieren. Nun gibt es das Format wieder. Einen Abend lang feiern Juden, Christen und Muslime Gott, in Text, Gedichten und Gesang. Das diesjährige Motto des interreligiösen Wettstreits, den der evangelische Pfarrer Simon Klaas organisiert, lautete: „Dein Glaube – Mein Glaube“. Elmar Krämer hat für DEUTSCHLANDRADIO den "Preacher Slam" beobachtet: "Wettstreit im Gotteslob".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Vergangenen Samstag begannen in Oberammergau die 42. Passionsspiele bei schönsem Wetter und vor gut gelaunter Prominenz. Nach Corona-bedingter Pause war es die vierte Inszenierung der Spiele von Regisseur Christian Stückl. Es ist sein Verdienst, die Passionspiele vom antijüdischen Staub der Jahrhunderte weitgehend befreit zu haben und erstmals mit den Laienschaupspielern nach Israel zu reisen, um Sensibilität und Kompetenz im Blick auf die "jüdische" Geschichte des Jesus von Nazareth zu stärken. Dafür erhielt er im letzten Jahr u.a. die Buber-Rosenzweig-Medaille der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit. Die jetztige Premiere wurde von den Kritikern überwiegend positiv, teilweise enthusiastisch aufgenommen. Christine Dössel etwa schreibt in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG:
"Mit einem Folklorespektakel oder billigem Sandalentheater hat das nichts zu tun, das sei allen gesagt, die noch nie da waren und womöglich ihre Vorurteile pflegen. Zwar spielen tatsächlich 'nur' Laien, insgesamt 1.800 Oberammergauer, doch gerade dass es sich um Laien handelt, macht die Sache umso beeindruckender, denn wie sie spielen und singen, mit welcher Inbrunst, Authentizität und Qualität, das ist schon sagenhaft: das wohl professionellste Laientheater der Welt."
Maximilian Sippenauer ist da in seiner Kritik für das Portal NACHTKRITIK sehr viel skeptischer:
"Auch sonst konkurriert nicht hier Team Juden mit Team Jesus, sondern sowohl unter den Aposteln als auch unter den Pharisäern zeigen sich politische Konfliktlinien. Es geht um den Umgang mit den Besatzern: Sich fügen? Die Römer wollen ihre Abgaben, sind aber bekanntlich ziemlich tolerante Besatzer. Oder Freiheit um jeden Preis? Die Parallelen zum Ukraine-Krieg springen einen geradezu an. Und nun passiert etwas Wichtiges: Eine Wertung schleicht sich ein. Die Römer und dessen Prokurator Pontius Pilatus treten in schwarzen, dezidiert nicht historischen Uniformen auf: Sie wirken totalitär, protofaschistisch. In dieser Gewichtung scheinen die irdischen Bedenken der Juden plötzlich nachvollziehbarer als das Wort Jesu, obwohl der diesen unwahrscheinlich tiefen Satz sagt: Wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, wo liegt dann der Verdienst. In dieser Passion aber klingt dieser Gedanke so hilflos und naiv wie heute ein offener, pazifistischer Brief im Feuilleton. Dann wird Jesus verhaftet. Pause."
Im Interview mit VATICAN NEWS kritisiert schließlich Stückl selbst, die Kirche habe verlernt, die Geschichte von Jesus zu erzählen, obwohl sie „uns wahnsinnig viel zu sagen“ hat. Auf die Frage, ob er denke, es sei ihm gelungen, die Passion frei von Antisemitismus zu halten, antwortet er:
"Ich habe mit mehreren jüdischen Kollegen geredet: wir werden nie einen Koscher-Stempel kriegen, „jetzt ist es frei von Antisemitismen“. Wir haben fast 2000 Jahre Antisemitismus getrieben innerhalb der Kirche und der Gläubigen, deshalb ist das nicht so schnell aus der Welt zu bringen. Wir bemühen uns, aber ganz herausbringen wird man es nicht, und wenn das nur im Gefühl von manchen Juden ist, die wissen, wie schrecklich zum Teil die Wirkungsgeschichte war, weil man ihnen vorgeworfen hat, sie hätten den Sohn Gottes umgebracht."
Viele Links zum Thema in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
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Die Vorwürfe gegen den Rektor des Potsdamer Abraham-Geiger-Kollegs, Rabbiner Walter Homolka, und gegen die Ausbildungsstätte selbst verdichten sich. Wie der „Spiegel“ berichtet, soll sexuelle Belästigung an der Potsdamer Ausbildungsstätte für Rabbiner und Kantoren zum Alltag gehört haben. In jüdischen Kreisen spreche man offen vom „Gay-ger-Kolleg“. Vor einer Woche hatte erstmals die „Welt“ über Vorwürfe gegen Homolka und seinen Gatten Hartmut Bomhoff berichtet (siehe Compass 10.05.2022). Bomhoff soll Studierenden Fotos únd Videos seines erigierten Penis geschickt haben. Unterdessen ist nun auch der Direktor der School of Jewish Theology in Potsdam, der Judaist Daniel Krochmalnik zurückgetreten. Gegen Krochmalnik waren Vorwürfe laut geworden, dass er bei der Aufklärung der Sexismus-Affäre Kritik abgebügelt haben soll. Jonathan Schorsch, Professor für Jüdische Geistesgeschichte an der School of Jewish Theology in Potsdam, ist wiederum der Lehrer, dem sich der Student, der jenes Video von Homolkas Ehemann erhielt, anvertraute. Im DEUTSCHLANDRADIO wird er mit den Worten zitiert:
„Das Problem: Wie war es möglich, dass alle diese Dinge geschehen? Weil die Strukturen alle kontrolliert sind von Homolka und es ist sehr schwierig, etwas dagegen zu tun. Herr Homolka fühlte, er war untouchable.“
Links zum Thema in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Die Synagoge auf Djerba, eine der ältesten in ganz Afrika, ist eine uralte jüdische Pilgerstätte. Erbaut wurde sie der Legende nach auf Bruchstücken des ersten Jerusalemer Tempels. Jüdische Flüchtlinge sollen diese nach der Zerstörung des Gotteshauses im Jahr 586 vor Christus auf ihrer Flucht bis nach Tunesien mitgebracht haben. Heute leben auf Djerba rund eintausend tunesische Juden, im gesamten Land sind es nur wenig mehr. Dieser Tage nun hat traditionell die internationale Wallfahrt von Juden zur Synagoge auf der tunesischen Insel Djerba begonnen. In vielen Staaten der Region wäre ein solches Ereignis kaum vorstellbar, aber auch in Tunesien bleibt die Politik ein Störfaktor, wie Kersten Knipp für DEUTSCHE WELLE berichtet: "Glaube und Politik: Jüdische Pilgerfahrt auf Djerba".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Das Thema Juden bzw. Judentum und Musik ist vorbelastet. Erörtert hat es zum ersten Mal (pseudo)theoretisch Richard Wagner im 19. Jahrhundert. Was er dabei zuwege brachte, war eines der bissigsten antisemitischen Schriften, die in der Frühzeit des modernen Judenhasses entstanden waren. Geblieben ist dennoch die Frage, was genau den "jüdische" Musik ausmache? In einem erehellenden Beitrag für das kulturpolitische Online-Magazin KRASS & KONKRET erläutert Moshe Zuckermann die verschiedenen Definitionsversuche, was man sich unter jüdischer Musik vorzustellen habe, einschließlich der Bemühungen, in Israel eine originär zionistische Musikkultur zu etablieren: "Juden, Judentum udn Musik".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Michael Wolffsohn, der Meister der deutsch-jüdischen Geschichtsschreibung, erzählt in seinem neuen Buch "Eine andere jüdische Weltgeschichte" die Historie der Juden von den Anfängen bis heute. Präzise, vielschichtig und spannend berichtet er von einem Volk und einer Religion, die Weltgeschichte und Weltkultur prägen. Er beleuchtet die Theologie ebenso wie die Geografie jüdischer Geschichte. Er stellt zentrale Persönlichkeiten vor und schreibt über jüdische Kultur und Wirtschaft sowie jüdisches Sozialleben – auch in der islamischen Welt. So entsteht eine Universalgeschichte des Judentums aus der Feder eines großen Kenners und Erzählers, die Schulweisheiten entkräftet und antisemitische Ideologien durch Fakten entlarvt. Jörn Schumacher zeigt sich in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG begeistert: "Eine andere Jüdische Weltgeschichte jedenfalls gehört auf alle Nachttische der Republik, in alle Klassenzimmer und Hörsäle des Landes. Wer dieses Buch gelesen hat, ist hinterher um Wesentliches klüger. Das gilt übrigens auch und ganz besonders für uns Juden."
Links zu zwei Rezensionen in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
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Die Soziologin Kristina Stoeckl ist Professorin an der Universität Innsbruck, sie forscht zu den Netzwerken aus US-amerikanischen und russischen Konservativen mit einer klaren Agenda gegen liberale Menschenrechte, die hinter Kampagnen zu Homeschooling und traditionellen Familienbildern stehen. Diese rechte Bewegungen kämpfen im Namen des Christentums für sogenannte traditionelle Familienwerte. Als Teil der Neuen Rechten wirken sie auch auf politische Bewegungen in Mitteleuropa ein, wie Stoeckl im Gespräch mit DEUTSCHLANDRADIO erläutert:
"Im Namen Gottes gegen liberale Lebensweisen".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.
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Wie wurde aus dem Kosmopoliten und assimilierten europäischen Juden der wichtigste Anführer der zionistischen Bewegung? Theodor Herzl (1860-1904) ist als Begründer des politischen Zionismus weltberühmt geworden. Dennoch wirft sein kurzes Leben viele Fragen auf: Wie konnte er gleichzeitig Künstler und Staatsmann sein, Rationalist und Ästhet, strenger Moralist und doch getrieben von tiefen, manchmal dunklen, Leidenschaften? Und warum wurde er von so vielen – auch traditionellen – Juden als Führungsfigur verehrt? Anhand eines umfangreichen Korpus der privaten, literarischen und politischen Schriften zeigt Derek Penslar in seiner neuen Biographie "Theodor Herzl: Staatsmann ohne Staat", dass Herzls Weg zum Zionismus nicht nur vom grassierenden Antisemitismus angetrieben wurde, sondern sich auch aus persönlichen Krisen erklärt. Jakob Hessing hat die Biographie für den TAGESSPIEGEL gelesen: "Der gescheiterte Prophet".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.
Einen angenehmen Tag wünscht
Dr. Christoph Münz
redaktion@compass-infodienst.de
(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)
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