Deutsche Bibliothek
ISSN 1612-7331
08.06.2022 - Nr. 1994
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ACHTUNG:

Am Mittwoch, 15. Juni 2022 erscheint ONLINE-EXTRA Nr. 325 mit einem Beitrag von Christian Wiese: „Unterwegs zu einer historisch fundierten, theologisch achtsamen Dialogizität: Perspektiven zum christlich-jüdischen Dialog".


Guten Tag!

Nr. 1994 - 08. Juni 2022



Dass der Iran so viel Uran angereichert habe, um bald eine Atombombe bauen zu können, davon ist Israel überzeugt und fordert die internationale Gemeinschaft dazu auf, einzuschreiten, wie u.a. das REDAKTIONSNETZWERK DEUTSCHLAND berichtet. Einmal mehr lehnt Israel vor diesem Hintergrund das Atomabkommen mit Iran ab und droht mit der militärischen Option. Das führe zu nichts, sagt Danny Citrinowicz, der lange die strategische Abteilung des israelischen Militärgeheimdienstes geleitet hat und einer der besten Kenner des iranischen Atomprogramms ist. Im Interview mit der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG erklärt er Israels Strategie gegen Irans Atomprogramm für gescheitert und sagt:
"Wir müssen unseren Kurs überdenken. Wir müssen vom Baum der Nullanreicherung herunterklettern. Selbst im Fall eines Regimewechsels würden die Iraner das Atomprogramm nicht aufgeben. Darüber gibt es einen Konsens, in der Führung, aber auch in der Bevölkerung. Wir müssen uns dieser Realität stellen und darüber nachdenken, was tatsächlich unsere roten Linien sind. Die Inspektionen sind entscheidend. Aktivitäten im Dual-Use-Bereich wie die Herstellung von Uranmetall sind ebenfalls wichtig. Dafür braucht es ein Abkommen. Aber in Israel ist die iranische Frage so politisiert, dass eine Diskussion kaum möglich ist."
Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Das irakische Parlament hat ein Gesetz verabschiedet, das jegliche Verbindungen zu Israel und seinen Menschen unter Strafe stellt, berichtet Birgit Sensson in der WIENER ZEITUNG. Auch Chats mit israelischen Freunden oder Verwandten  sind verboten. Bei Zuwiderhandlung drohen gar lebenslange Haft oder die Todesstrafe. Dabei gilt das Gesetz nicht nur für Iraker allein, sondern auch für ausländische Firmen und Privatpersonen, die im Irak tätig sind. Das bedeutet, wer einen israelischen Stempel im Pass hat, lebt fortan gefährlich: "Chats mit Israel können tödlich enden".
Der Link zum Bericht in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Es war ein Krieg, der nur 48 Stunden dauern sollte, sich aber schliesslich 18 Jahre lang hinzog. Am letzten Montag jährte sich der Einmarsch Israels in den Libanon, der als Erster Libanonkrieg bezeichnet wird, zum vierzigsten Mal. Ziel Israels war es, die PLO aus dem Nachbarland zu vertreiben und den Norden des Landes vor Raketenangriffen zu schützen. Doch die Rechnung sollte nicht aufgehen, weshalb die Folgen dieses Konflikts bis heute zu spüren sind, wie die Beiträge in DEUTSCHLANDRADIO, HAGALIL und ISRAELNETZ deutlich machen: "Fragiler Frieden für Galiläa".
Die Links dazu in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Das sogenannte Westjordanland-Gesetz hat am Montagabend die Mehrheit im israelischen Parlament verpasst - und bringt Israels Regierung unter schweren Druck. Das Westjordanland-Gesetz wurde nach dem Sechstagekrieg mit der Besatzung des Westjordanlands eingeführt und sollen regeln, dass für Israelis in den Siedlungen im Westjordanland israelisches Recht gilt – während die Palästinenser unter Militärrecht stehen. Bis zum letzten Montag war die Verlängerung der Verordnungen stets eine Formalie, die von allen Regierungen bisher ohne Probleme durchgebracht wurde. Doch um die jetzige Regierung als unfähig vorzuführen, hatte die zu großen Teilen rechte und siedlernahe Opposition gegen das Gesetz gestimmt. Christian Meier kommentiert in der FAZ: "Dass linke Abgeordnete der Regierungskoalition für die Verlängerung eines Gesetzes stimmen, welches den Siedlern zugutekommt, während rechte Politiker es ablehnen, spricht Bände über die innenpolitischen Zustände in Israel." Ähnlich auch Susanne Knaul in ihrem Kommentar für die TAZ:
"Es ist absurd, dass sich die rechte Opposition, allen voran Israels früherer Regierungschef Benjamin Netanjahu, der Verlängerung der Notstandsregelung, die turnusmäßig jeweils alle fünf Jahre stattfindet, in den Weg stellt. ... Für Netanjahu wiegen – wie stets – Inhalte und seine ideologische Überzeugung eben nicht so schwer wie sein Wunsch, die Regierung zu stürzen. Der Ball liegt nun in den Reihen der Koalition. Jetzt sind die Linken gefragt. Wie weit sind sie bereit, ihre ideologische Überzeugung zurückzustellen, um es nicht wieder schlimmer kommen zu lassen? Schon drohen Neuwahlen. Schon steht Netanjahu in den Startlöchern, bereit für das nächste Comeback. Wollen gerade die arabischen Abgeordneten die erste Koalition zu Fall bringen, an der sie selbst teilhaben? Ein schwieriges Dilemma. Zu beneiden sind Israels Abgeordnete gerade nicht."
Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Robert Habeck, Wirtschafts- und Klimaschutzminister, ist seit Montag zum Antrittsbesuch in Nahost. Er reist durch Israel, die palästinensischen Gebiete und Jordanien. Haupttema seiner Reise sind vor allem Energiefragen. Deutschland sucht seit der russischen Invasion in der Ukraine neue Öl- und Erdgaslieferanten. Habeck hat allerdings auch die humanitäre Situation der Palästinenser im Gespräch mit Israels Premierminister Bennett angesprochen: "Ich habe mehrfach darauf hingewiesen, dass die Situation sich für die Palästinenser und in den Palästinensischen Gebieten verbessern muss." Habeck leitet die Vision, dass wenn Israelis, Palästinenser, Jordanier, Libanesen und andere gemeinsam den Kampf gegen die Klimakrise aufnehmen, dann könnten sie die Feindschaft hinter sich lassen. Wenn sie zum Beispiel Windparks vor den Küsten errichten oder Solarfelder bauen und mit dem grünen Strom Anlagen zur Meerwasserentsalzung betreiben. Vorsichtig formuliert er seine Hoffnung, dass neue Energiepartnerschaften auch Bewegung in den verfahrenen Nahostkonflikt bringen könnten: "Staatsbesuch in Israel: Habeck als Handlungsreisender".
Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

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Die Eroberung oder Verteidigung von Grossstädten zählt zu den komplexesten militärischen Operationen, mit denen Streitkräfte konfrontiert sind. Das zeigte sich auch bei der Eroberung von Kiew durch die deutsche Wehrmacht im Jahre 1941. Sie gelang erst im zweiten Anlauf und wurde von Kriegsverbrechen begleitet. Wie verlief der Angriff auf Kiew durch die Wehrmacht im Jahr 1941, und welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten lassen sich aus einer militärhistorischen Perspektive zum gegenwärtigen Angriff Russlands auf Kiew und die Ukraine ausmachen? Markus Pöhlmann, Historiker aus Potsdam, versucht in einem Beitrag für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen 1941 und 2022 auszuloten: "Kiew im Krieg".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Andrée Geulen ist tot. Die Brüsselerin, die während des Zweiten Weltkriegs Widerstand gegen die deutschen Besatzer leistete und dabei mithalf, mehr als 3000 jüdische Kinder und Jugendliche zu retten, verstarb im Alter von 100 Jahren. Das meldeten belgische Medien am Mittwoch. Geulen nahm einst Kontakt zur Untergrundorganisation »Jüdisches Verteidigungskomitee« auf und mietete sich unter dem Pseudonym Claude Fournier gemeinsam mit der aus Rumänien stammenden Jüdin Ida Sterno in einer Wohnung ein. Mit zehn weiteren Mitstreiterinnen gelang es den beiden Frauen, zahlreiche jüdische Kinder und Jugendliche unter falschem Namen in nichtjüdische Familien oder Einrichtungen zu vermitteln und so vor dem Zugriff der Nazis zu verstecken. Michael Thaidigsmann erinnert in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG an die Geschichte der mutigen Frauen, die hierzulande viel zu wenig bekannt sind: »Wieso führen Sie Krieg gegen jüdische Kinder?«
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Das hebräische Wort "Nakam" lässt sich am treffendsten mit "Rache" übersetzen. Gleichzeitig benannte es aber auch eine jüdische Organisation, die es sich nach Kriegsende 1945 zum Ziel setzte, den grausamen Genozid der Nazis nach dem Motto "Sechs Millionen für sechs Millionen" zu rächen. Für jeden getöteten Juden sollte ein Deutscher sterben. Dieses weithin unbekannte Kapitel der Nachkriegsgeschichte erzählt nun in beeindruckender Manier die deutsch-israelische Sky-Co-Produktion "Plan A - Was würdest du tun?" (ab 10. Juni auf Sky zu sehen). Julian Weinberger stellt die Produktion in einem Beitrag für das Internet Portal YAHOO näher vor und ist sehr angetan: "So geht Geschichtskino: Wie sich eine jüdische Partisanengruppe 1945 an den Deutschen rächen wollte"
Der Link zu seinem Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

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Im Interview mit der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG bezieht Alexander Graf Lambsdorff, stellvertretender Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion, im Streit um die "documenta" und ihre Nähe zur israelfeindlichen Boykottbewegung BDS deutlich Stellung:
"Ich bin ein großer Anhänger der Kunstfreiheit. Aber die documenta wird mit Bundesmitteln unterstützt, und bei BDS, Antisemitismus und Israelhass endet die Kunstfreiheit. Wer sich in postkoloniale Diskurse begibt, hat die Verantwortung, Partner aus anderen Ländern auf diesen Aspekt hinzuweisen. Wir haben in Deutschland richtigerweise eine eindeutige Haltung: Eine Delegitimierung des Staates Israel kann und darf es nicht geben, da die Sicherheit Israels deutsche Staatsräson ist, wie Angela Merkel das 2008 in der Knesset formuliert hat. So steht es auch im Koalitionsvertrag der Ampel."
Sehr viel skeptischer, ob es gelingen kann, BDS in die Schranken zu weisen, zeigt sich Claudia Franziska Brühwiler, promovierte Politikwissenschafterin und Privatdozentin für Amerikanistik an der Universität St. Gallen. In einem Essay für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG greift sie einen Vorfall vom April diesen Jahres an der Harvard University in den USA auf, bei dem eine studentische Tageszeitung einen Artikel veröffentlichte, der über die USA hinaus, insbesondere in Israel, heftige Reaktionen ausgelöst hatte. Sie betrachtet den Vorfall als "Vorbote einer weiteren Normalisierung antisemitischer Ressentiments" und als Zeichen, dass die BDS-Bewegung immer salonfähiger wird: "Der Damm bröckelt überall – wenn Antisemitismus nicht nur an amerikanischen Universitäten normal wird"
Die Links zu den genannten Beiträgen in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Seit über 700 Jahren hängt an der Wittenberger Stadtkirche ein antisemitisches Sandsteinrelief, das eine Sau darstellt, an deren Zitzen zwei durch ihre spitzen Hüte als Juden identifizierbare Menschen saugen. Ein Rabbiner hebt den Schwanz des Tiers und blickt ihm in den After. Ein Bonner Jude legte vor dem Landgericht Dessau Klage ein und forderte die Entfernung der »Judensau«, doch das Gericht in Dessau als auch das Oberlandesgericht Naumburg wiesen die Klage ab. Nun liegt der Fall vorm Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe, wo diese Woche verhandelt wurde. Michael Thaidigsmann bringt uns in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG auf den Stand der Dinge: "Antisemitismus in Stein".
Der Link zum Bericht in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Die Amadeu-Antonio-Stiftung beobachtet in Deutschland neue Formen von Antisemitismus. Diese seien »eine akute Bedrohung für jüdisches Leben in Deutschland durch NS-Relativierungen, Verschwörungserzählungen und Terrorverherrlichung«, stellte die Stiftung am Mittwoch anlässlich der Veröffentlichung eines »Zivilgesellschaftlichen Lagebildes« fest, dessen Titel aufhorchen lässt: "Antisemitismus und der Ukraine-Krieg". Der Bericht zeigt auf, wie sehr antisemitische Stereotypen und Ressentiments in Deutschland im Zuge des Ukraine-Krieges zu verzeichnen sind. Die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG gibt einen Überblick zum Bericht, der zudem auch im Wortlaut heruntergeladen werden kann: "Antisemitismus und der Ukraine-Krieg".
Die Links dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Rechts, links, islamistisch, antisemitisch, diffus: Der Extremismus bekommt in Deutschland immer mehr Schattierungen. Das zeigt auch der Verfassungsschutzbericht für 2021, der am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde und wenig Anlass für Optimismus gibt. »Der neue Verfassungsschutzbericht zeigt, dass jüdisches Leben in Deutschland weiterhin massiv bedroht ist. Die größte Gefahr geht von der rechtsextremen Szene aus«, betonte in Reaktion auf den Bericht der Vorsitzende des Zentralrats der Juden Josef Schuster. »Allein die Zahl antisemitischer Straftaten von Rechtsextremen ist im Vergleich zum Vorjahr um rund zwölf Prozent gestiegen.« Diese Gefahr dürfe auf keinen Fall unterschätzt werden: »Jüdisches Leben in Deutschland ist massiv bedroht«.
Links zu Berichten über den neuen Verfassungsschutzbericht in der Rubrik RECHTSEXTREMISMUS.

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Für Hamburgs Schulsenator Rabe ist es "religiös betrachtet ein Erdbeben" - und meint damit das neue religionsplurale Hamburger Modell in Sachen Religionsunterricht. Dabei haben jetzt die evangelische Kirche, drei muslimische Verbände, die alevitische Gemeinde, die jüdische Gemeinde und die katholische Kirche in Hamburg auf ihr Recht verzichtet, nach Artikel 7 (3) GG einen eigenen Religionsunterricht in der Schule anzubieten. "Spannend dabei ist, dass auch das unterrichtende Personal multikonfessionell sein wird. Evangelische, katholische, muslimische, alevitische und jüdische Religionslehrer*innen werden diesen Unterricht in den Schulen auf der Grundlage gemeinsamer Lehrpläne gemeinsam erteilen", schreibt Gerhard Lein in einem Beitrag für den HUMANISTISCHEN PRESSEDIENST und vermag dem allem durchaus etwas Positives abzugewinnen. Aber das Modell habe "zwei Gesichter" und so kritisiert er:
"Eltern, die auf dem Elternabend nach Schuljahresbeginn ihr Recht auf Nicht-Teilnahme [ihrer Kinder am gemeinsamen Religionsunterricht] reklamieren, müssen damit rechnen, dass ihr Kind mangels Alternativangebot dann in der Pausenhalle zur Stillbeschäftigung geparkt wird, bestenfalls in den Gruppenraum der Nachbarklasse geschickt. ... Säkular und religionsfern aufwachsende Kinder erhalten kein Angebot, mit dem sie sich identifizieren können."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Wie entstehen Religionen? Wer glaubt an welchen Gott – und warum? Und wie entwickelte sich die westliche Zivilisation? Der Themenpark der Weltreligionen in der niederländischen Grenzgemeinde Berg en Dal versucht, Antworten zu finden – oder zumindest zur Reflektion anzuregen. Das 30 Hektar große Areal will ein Ort der Begegnung für Religion und Philosophie sein. Doch die Zukunftssorgen sind seit Jahren groß. Finanziell befindet man sich in schwerem Fahrwasser, und die Besucherzahlen ließen zuletzt nach, wie Maarten Oversteegen in der RHEINISCHEN POST berichtet: "Orientals kämpft um seine Zukunft".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Mehr als ein Dutzend Vertreter verschiedener Religionsgemeinschaften aus Europa und den USA begaben sich kürzlich gemeinsam auf eine Reise der Solidarität in die Ukraine. Sie besuchten Orte wie Butscha, Irpin oder Hostomel, wo die russische Armee über Wochen willkürlich geplündert, vergewaltigt und gemordet hat. In Babyn Jar versammelten sich die Teilnehmer der Delegation auch zu einem Gebet – an jenem Ort, an dem 1941 SS- und Wehrmachtseinheiten innerhalb von zwei Tagen 33.000 Juden erschossen haben. "Der Bezug zur Gegenwart lag in der Luft", berichtet Stefan Schocher, der für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG die Reise der Geistlichen verfolgt hat: "Beten in Babyn Jar".
Der Link zum Bericht in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Juden und Christen feiern 50 Tage nach Pessach und Ostern ein Geschenk des Himmels: die Juden die Gabe des Gesetzes, der Tora, die Christen die Sendung des Heiligen Geistes. 2022 fielen beide Feste, Schawuot und Pfingsten, am 5. Juni zeitlich zusammen. In einem Beitrag für das SONNTAGSBLATT erläutert Christian Feldmann, wie sehr beide Feste in den biblischen Berichten zusammenhängen: "Was das christliche Pfingsten und das jüdische Schawuot verbindet".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

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Nach den schweren Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs durch einen Mitarbeiter am Abraham-Geiger-Kolleg geriet auch deren Leiter Rabbiner Walter Homolka ins Fadenkreuz der Kritik (siehe Compass 24.5.2022 u. 18.5.2022). Nun ist die Union Progressiver Juden in Deutschland Homolka beigesprungen und hat in einer Presseerklärung die "diffamierende Darstellung des liberalen Judentums" durch den Bericht von Alan Posener in der WELT aufs Schärfste verurteilt:
"Wir verwahren uns gegen die Vorverurteilungen und bizarren Anwürfe, die Alan Posener in der WELT gegen Herrn Rabbiner Walter Homolka in herabwürdigender Weise geäußert hat. [...] Uns bestürzt, dass Alan Posener in seinem Beitrag antisemitische Klischees benutzt und bedient, und wir fragen uns, wie die Redaktion der WELT eine derartige Berichterstattung billigen kann."
Unterdessen hat die Interimsdirektorin des Potsdamer Geiger Kollegs, Gabriele Thöne, eine umfassende Aufklärung der Vorwürfe sexualisierter Übergriffe am Rabbinerseminar zugesagt. Bislang seien ihr vier Verdachtsfälle von sexualisierter Belästigung oder Machtmissbrauch bekannt. Die Aufklärung habe begonnen, die Zahl könne »sich entwickeln«, wie u.a. die SÜDDEEUTSCHE ZEITUNG berichtet. Für Verwirrung sorgte schließlich ein jüngst in der ZEIT publizierter "Offener Brief", in dem 23 Absolventen ihre Ausbildungsstätte verteidigen, laut JÜDISCHER ALLGMEINE WOCHENZEITUNG jedoch hätten mittlerweile mehr als die Hälfte der als Unterzeichner Genannten mitgeteilt, den Offenen Brief nie unterschrieben zu haben: "Schauen, was ist".
Links zum Thema in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Sein Vater, ein konservativer preußischer Jude, der eine Zeit lang meinte, auch die Nazis von seinem Deutschsein überzeugen zu können, floh 1938 nach Schweden. Dort wurde 1942 sein Sohn geboren: Julius Hans Schoeps. Für ihn sollten die deutsch-jüdischen Beziehungen zum Lebensthema wurden. Nun ist er am 1. Juni 80 Jahre alt geworden. Seit 1974 war Schoeps fast 50 Jahre an Universitäten tätig – bis 1991 in Duisburg, dann an dem von ihm gegründeten und geprägten Moses Mendelssohn Zentrum für Europäisch-Jüdische Studien in Potsdam. "Sein Blick ist immer über den Horizont gerichtet, allen anderen meist ein, zwei Schritte voraus", würdigt Rabbiner Andreas Nachama, seines Zeichens ebenfalls wie Schops Historiker und langjähriger Leiter der Stiftung Topographie des Terrors, den Jubilar in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG. Und an gleicher Stelle kommt Schoeps auch selbst zu Wort. Im Interview blickt er auf seine Projekte und aktuelle Aufgaben, das Verhältnis von Juden und Nichtjuden, Antisemitismus, Restitution von Kulturgütern und den Ukrainekrieg: »Der Aufklärung sind Grenzen gesetzt«
Die Links zu den Geburtstagsartikeln in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Die Doku «Wir sind alle deutsche Juden» führt den 77-jährigen Europapolitiker und Alt-68er Daniel Cohn-Bendit ins Heilige Land. Mit der Kamera begleitet hat ihn sein Stiefsohn, der Filmemacher Niko Apel, und getroffen haben die beiden ein breites Spektrum von Leuten, unter ihnen eine liberale Rabbinerin, den Ex-Chef des Inlandsgeheimdienstes, eine redegewaltige Orthodoxe auch. Beim jüdischen Filmfestival "Yesh!" im schweizerischen Zürich wird der Film nun gezeigt. Anlass für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG ein längeres Gespräch mit Cohn-Bendit über sein gespaltenes Verhältnis zu Israel wie auch zum Judentum zu führen. Angesprochen auf den Ukraine-Krieg und die Frage nach der Gewalt sagt Cohn-Bendit:
"Manchmal muss man Menschen schützen, auch mit Gewalt. Heute höre ich wieder diese Debatten in Deutschland, die Gruppe um Alice Schwarzer. Oder Habermas. Ich habe den Eindruck: Die wünschen sich insgeheim, dass Selenski so wird wie Pétain. Ein Land wird geteilt, man unterwirft sich. Nein, es gibt Momente, in denen Krieg einfach notwendig ist. Meine Eltern haben mich gezeugt nach der Landung der Alliierten in der Normandie, ich bin 1945 geboren. Wenn die Pazifisten sagen, Krieg bringe nichts Gutes, sage ich: «Einspruch, Euer Ehren. Ohne die Alliierten – und sie kamen nicht etwa mit der Fliegenklatsche – wäre ich nicht geboren.»"
Der Link zum Gespräch in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Im Mittelpunkt von Karen Körbers und Andreas Gotzmanns umfassender Studie „Lebenswirklichkeiten - Russischsprachige Juden in der deutschen Einwanderungsgesellschaft“ steht eine quantitativ und qualitativ geführte Studie, in der junge russischsprachige Jüdinnen und Juden sich über ihr Verhältnis zu Deutschland und Israel, sowie über familiär geprägte Erinnerungskulturen äußern und über ihre Erfahrungen als »Russen« und Juden in der deutschen Einwanderungsgesellschaft sprechen, über soziale Aufstiege und Diskriminierungen. Zur Sprache kommt ihr Verständnis vom Judentum, von mehrheitlich säkular geprägten Lebensentwürfen, aber auch von religiöser Suche, sowie alte und neue Formen jüdischer Vergemeinschaftung. Für die FRANKFURTER RUNDSCHAU hat Micha Brumlik die Studie gelesen und ist von ihr äußerst angetan:
"... wer sich auch immer – sei es aus theologischen Dialogperspektiven oder immigrationspolitischen Interessen – mit dem in Deutschland existierenden Judentum vertraut machen will, kommt um diese umfassende und erhellende Studie nicht herum."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

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Singen und beten für den Frieden, das gehört eigentlich fast schon immer zu Katholikentagen. Sicher immer auch als eine Art Selbstvergewisserung der Beteiligten, dass sie auf der richtigen Seite stehen. Aber welche ist aus christlicher Perspektive die richtige Seite, wenn die Ukraine schwere Waffen fordert, um sich gegen den Angriffskrieg des russischen Präsidenten Wladimir Putin zu verteidigen? Mit dieser Frage waren Katholiken auf dem jüngsten Katholikentag konfrontiert. Und es zeigte sich, so Burkhard Schäfers in seinem Beitrag für DEUTSCHLANDRADIO, dass die christliche Friedensbewegung vom Ukraine-Krieg unerwartet getroffen und ihre Überzeugungen ins Wanken gebracht wurden: "Von den Gräueln in der Ukraine überrollt".
Der Link zum Bericht in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

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Ein ausgesetztes Kind, ein ertrunkener alter Mann und ein Ermittler, der sich zu Höherem berufen fühlt. Der israelische Autor Dror Mishani schreibt in seinem jüngsten Roman "Vertrauen" über Glauben, Selbstermächtigung und Tod zwischen Tel Aviv und Paris. Carsten Hueck hat den Roman für DEUTSCHLANDRADIO gelesen: "Geleitet von der Kraft des Glaubens".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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EDITORIAL HIGHLIGHTS

08. Juni 2022

* «Israels Strategie gegen Irans Atomprogramm ist gescheitert» ... mehr
 
 * Chats mit Israel können tödlich enden ... mehr
 
 * Fragiler Frieden für Galiläa ... mehr
 
 * Israels Regierung verliert Abstimmung über Siedlergesetz ... mehr
 
 * Staatsbesuch in Israel: Habeck als Handlungsreisender ... mehr
 
 * 1941 - 2022: Kiew im Krieg ... mehr
 
 * »Wieso führen Sie Krieg gegen jüdische Kinder?« ... mehr
 
 * "Sechs Millionen für sechs Millionen" ... mehr
 
 * »Bei BDS endet die Kunstfreiheit« ... mehr
 
 * Antisemitismus in Stein ... mehr
 
 * Antisemitismus und der Ukraine-Krieg ... mehr
 
 * »Jüdisches Leben in Deutschland ist massiv bedroht« ... mehr
 
 * Religionsplurales Hamburger Modell in Sachen Religionsunterricht ... mehr
 
 * Themenpark der Weltreligionen kämpft ums Überleben ... mehr
 
 * Beten in Babyn Jar ... mehr
 
 * Was christliches Pfingsten und jüdisches Schawuot verbindet ... mehr
 
 * Geiger-Kolleg: Schauen, was ist ... mehr
 
 * Julius Hans Schoeps zum 80. Geburtstag ... mehr
 
 * Daniel Cohn-Bendit im Gespräch ... mehr
 
 * Russischsprachige Juden in der deutschen Einwanderungsgesellschaft ... mehr
 
 * Von den Gräueln in der Ukraine überrollt ... mehr
 
 * Buch-Tipp: Dror Mishani - Vertrauen ... mehr
 
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ACHTUNG: Am Mittwoch, 15. Juni 2022 erscheint ONLINE-EXTRA Nr. 325 mit einem Beitrag von Christian Wiese: „Unterwegs zu einer historisch fundierten, theologisch achtsamen Dialogizität: Perspektiven zum christlich-jüdischen Dialog".