Deutsche Bibliothek
ISSN 1612-7331
13.07.2022 - Nr. 1999
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ACHTUNG:

Die nächste Tagessausgabe erfolgt am Mittwoch, 20. Juli 2022.


Guten Tag!

Nr. 1999 - 13. Juli 2022



Am heutigen Mittwoch wird US-Präsident Biden im Nahen Osten erwartet - und die Erwartungen sind hoch, vor allem in Israel. Unter anderem soll der Demokrat das neue Laser-Abwehrsystem begutachten. Noch wichtiger freilich wird wohl das Treffen mit dem starken Mann in Saudiarabien sein. Nachdem sich die arabische Welt und Israel jahrzehntelang feindlich gegenüberstanden, stellt nun sogar die israelische Regierung eine Annäherung an Saudi-Arabien in Aussicht. Der Kitt, den die bislang verfeindeten Lager zusammenhalten könnte, ist die gemeinsame Gegnerschaft zum Iran. Biden wiederum ist zwar einerseits daran interessiert, das Atomabkommen mit dem Iran doch noch möglich zu machen, andererseits liegt sein Hauptinteresse an einer neuen Sicherheitsstruktur im Nahen Osten unter Einbeziehung der arabischen Staaten: "Vor einer neuen Nahost-Allianz?".
Die Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Der Dirigent Zubin Mehta ist 86 Jahre alt und setzt sich noch immer und wie seit Jahren schn für eine Versöhnung zwischen Arabern und Juden in Israel ein. Er tut das, indem er Projekte unterstützt, die Menschen einander näherbringen. So etwa die Organisation "Road to Recovery" (Weg zur Gesundung), in der es rund tausend ehrenamtlich aktive Israelis sich zur Aufgabe gemacht haben, Tag für Tag schwer kranke Palästinenser aus den besetzten Gebieten in israelische Krankenhäuser zu bringen. 20 000 Patienten chauffieren sie im Jahr, die meisten davon Kinder und legen dabei mehr als eine Million Kilometer zurück. Peter Schäfer schildert für QANTARA die Arbeit der Organisation und welche Rolle Zubin Mehta dabei einnimmt: "Wie man Frieden schafft".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Der bevorstehende Wahlkampf in Israel laufe wohl auf ein Duell zwischen Jair Lapide und Benjamin Netanjahu hinaus, meint Ralf Balke in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG. Dass es doch etwas komplizierter werden könnte und aus dem Zweikampf ein Dreikampf wird, berichtet wiederum Peter Schäfer in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Um ihre Schlagkraft zu erhöhen, haben sich nämlich die zwei bisherigen Koalitionspartner aus dem Mitte-rechts-Lager zusammengeschlossen: das Bündnis Blau-Weiß von Verteidigungsminister Benny Gantz und die Partei Neue Hoffnung von Justizminister Gideon Saar. "Ihre gemeinsame Liste soll sie bei der späteren Regierungsbildung in eine zentrale Position bringen und Gantz eine Option auf das Amt des Premierministers eröffnen." Unterdessen sieht sich Netanjahu nach wie vor seinem Gerichtsverfahren wegen Korruption ausgesetzt. Peter Münch berichtet in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG von der Aussage der Schlüsselzeugin Hadas Klein bei der jüngsten Sitzung des Gerichts vor wenigen Tagen. "Alles wurde ausdrücklich angefordert", sagte Klein und schildert Details: "Meist waren das Zigarren für ihn und Champagner für die Dame. [...] Das ging so über viele Jahre und mit großer Regelmäßigkeit. Laut Anklageschrift summierte sich das für Milchan zwischen 2011 und 2016 auf umgerechnet rund 75 000 Euro für Zigarren, gut 50 000 Euro für Champagner und mindestens 3000 Euro für Schmuck." Auf Israesl Wähler scheint das freilich kaum Eindruck zu machen, wie Münch schreibt: "In den Umfragen dieser Woche hat Netanjahu noch einmal zugelegt."
Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Riesige Erdgasfelder vor der israelischen Küste könnten Israel bald schon zum Global Player im heftig umkämpften Energiemarkt machen. Die jüngsten Vereinbarungen zwischen Israel, Ägypten und der Europäischen Union geben davon einen Vorgeschmack (siehe ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT). Die Erschließung der Gasfelder und die Ausliefrung des Gases hat nun aber Umweltaktivisten auf den Plan gerufen, die nicht nur die Klimakrise im Blick haben, sondern auch die bedrohte Tierwelt der Meere. In welch kompliziertem gesellschaftspolitischen Kontext die Umweltschützer in Israel operieren müssen, schildert in einer längeren Reportage Judith Poppe für die TAZ: "Gas oder Wale".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Einmal pro Monat kommt es an der Klagemauer in Jerusalem zu Tumulten. Seit 34 Jahren kämpft eine Gruppe von Jüdinnen gegen die strengen religiösen Vorschriften, die ihrer Ansicht nach Frauen diskriminieren. Die Frauen gehören der Organisation «Women of the Wall» an, die 1988 gegründet wurde. Die Jüdinnen aus Israel und anderen Ländern verlangen von den religiösen Behörden beispielsweise die Anerkennung ihrer Gottesdienste. Dass alleine jüdisch orthodoxe Männer bestimmen, was jüdische Tradition sei, empfinden sie Frauen und liberaleren Jüdinnen und Juden gegenüber als diskriminierend. Die Rabbiner und die «Frauen der Mauer» haben sich schon vor Jahren auf einen Kompromiss geeinigt – bisher hat ihn jedoch keine israelische Regierung umgesetzt. Wie unversöhnlich es zwischen der Orthodoxie und den liberalen Frauen zugeht, schildert eindrücklich Susanne Brunner in einer Reportage für das SCHWEIZER RADIO UND FERNSEHEN (SRF): "Das Klagelied der Frauen an der Klagemauer".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Bundeskanzler Olaf Scholz will sich in den kommenden Wochen im Rahmen einer Bürgerdialogreihe in allen 16 Bundesländern den Fragen der Bürger stellen. Den Auftakt bildete eine Veranstaltung am Montag im im Lübecker »Strandsalon«. Bei dieser Gelegenheit äußerte sich Scholz auch zum deutsch-israelischen Verhältnis, zum israelischen Siedlungsbau und sprach sich gegen die Kennzeichnungspflicht oder dem Boykott von Waren aus, wie Michael Thaidigsmann für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG berichtet: »Ich bin nicht mit Ihnen einverstanden«
Der Link zum Bericht in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

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Fast genau vor 75 Jahren in der Nacht auf den 11. Juli 1947 stach der ehemaliger Vergnügungsdampfer namens "Exodus" unter honduranischer Flagge vom südfranzösischen Hafen Sete in See. An Bord: rund 4500 Schoa-Überlebende. Ihr Ziel: Palästina. Die hoffnungsvolle Reise aus der Hölle des Naziregimes ins gelobte Land scheiterte, die Fahrt endete in Lübeck - in mit Stacheldraht und Wachen gesicherten Lagern. Daran erinnert Andera Krogmann in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG. Und in der WELT porträtiert Sven Felix Kellerhoff den Leiter der Aktion Yossi Harel und erzählt, warum er trotz der gescheiterten Überfahrt einen Sieg für Israel bewirkte: "Vor 75 Jahren brach die »Exodus« auf nach Palästina".
Die Links dazu in der Rubrik VERGANGENHEIT...

100 Jahre ist es her, dass am 11. Juli 1922 Frauen der Weg zu den juristischen Staatsexamina und Berufen eröffnet wurde. Aber nicht alle erhielten seit dem Gesetzeserlass durchgehend Zugang zu den juristischen Fakultäten. Melina Reyher schildert in einem Beitrag für das jursitische Portal LEGAL TRIBUNE ONLINE über die gesonderte Situation der jüdischen Juristinnen, die in den 20er Jahren durchaus mehr als eine Randgruppe waren. Reyher beschreibt die Zäsur im Jahre 1933 und wirft einen Blick auf das Erbe jüdischer Juristinnen, die sie als Erinnerung und Auftrag begreift: "Doppelte Diskriminierung jüdischer Juristinnen".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Ist es ein neuer Historikerstreit? Die Erinnerung an den Holocaust in Deutschland steht plötzlich in der Kritik. Was eben noch als eine politische und gesellschaftliche Errungenschaft galt, verstehen manche nun als einen «Katechismus», der den Deutschen aufgezwungen sei und über dessen Einhaltung «Hohepriester» wachten. Seine wahre Funktion sei es, andere historische Verbrechen auszublenden und dem Mord an den Juden eine übertriebene Rolle im kollektiven Gedächtnis der Deutschen einzuräumen. Diesem Versuch, den Holocaust unter postkolonialen Vorzeichen zu relativieren, tritt ein kürzlich erschienener Band entgegen. Saul Friedländer, Norbert Frei, Sybille Steinbacher und Dan Diner zeigen aus jeweils unterschiedlichen Perspektiven, warum das Argument der Präzedenzlosigkeit des Holocaust historisch gut begründet ist. Marko Martin stellt den Band in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG vor: "Präzedenzloses Verbrechen".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...

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Eine israelische Beobachtungsstelle hat herausgefunden, dass Schulbücher, die vom UN-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge (United Nations Relief and Works Organization, UNRWA) produziert werden, weiterhin zur Gewalt gegen Israel und zum Hass auf Juden aufrufen, obwohl die Organisation versprochen hat, diese Inhalte zu entfernen. Zu den beanstandeten Inhalten gehörte etwa eine Grammatikübung, in der gelehrt wird, dass „die Palästinenser ihr Blut opfern, um Jerusalem zu befreien". Andere Übungen enthalten Sätze über „Dschihad-Krieger“ gegen „die Besatzer“, die Verpflichtung zur „Befreiung“ Palästinas und den „mutigen Widerstand gegen den Feind“. Ein Gedicht lehrt die Schüler, dass es ein „Hobby“ ist, als Märtyrer zu sterben, indem man Israelis tötet. Das schweizer Portal AUDIATUR und ISRAELNETZ berichten weitere Hintergründe: "UNRWA-Lehrbücher enthalten immer noch Hass und Antisemitismus".
Die Links dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Was ist das da bloß in Kassel? Ein Drama? Eine Tragödie? Oder gar eine "Schmierenkomödie"? Nachdem Meron Mendel mit heftiger Kritik an der documenta-Leitung von seiner Aufgabe als Berater im Antisemitismus-Streit zurückgetreten ist, bestreitet die Documenta-Generaldirektorin Sabine Schormann schlicht sämltiche Vorwürfe. Eine "Bankrotterklärung" tituliert kurz und bündig die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG die jüngsten Vorgägne in ihrem Kommentar und stellt fest: "Wollten die Documenta-Verantwortlichen in Kassel ihre Institution beschädigen, sie könnten es nicht besser anstellen."
Und wie reagiert die Politik? In einem zornigen Artikel für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG kritisiert Claudai Schwartz das in ihren Augen eklatante Versagen der Kulturstaatsministerin Claudia Roth, bei der die Alarmglocken bereits im Januar hätten läuten müssen, als die ersten Medienberichte das Problem aufgriffen:
"Dass Roth auch drei Wochen nach Eröffnung des Kunstevents noch die Unwissende spielt, belegt, dass sie in diesem Amt komplett überfordert ist. Dass der Bund bei einer weltweit derart bedeutenden Kulturveranstaltung bezahlt und nicht im Aufsichtsgremium sitzt, ist ohnehin der grösste Witz, seit Gerhard Schröder den Kulturstaatsministerposten im Kanzleramt etablierte.
Alle Ablenkungsmanöver werden der Ampelregierung indes nichts nützen; Roth ist mittlerweile eine Hauptverantwortliche dieses kulturpolitischen Skandals."

Ausführlich analysiert Schwartz die diversen Hintergründe und Fehler im Umgang mit dem Skandal, der maßgeblich auf einem immer noch viel zu toleranten Umgang mit BDS-Aktivisten zurückgehe. Ihr Fazit:
"Die Documenta belegt es nun auf schockierende Weise: Wer BDS-nahe Kreise zu sich einlädt, bekommt Antisemitismus und historische Verharmlosung ins Haus geliefert. Es ist kein Geheimnis, dass im Kulturbetrieb kaum mehr Karriere macht, wer sich nicht kritisch gegenüber Israel äussert. Umgekehrt, so besagen es die Ereignisse rund um die Documenta 15, kann offenbar ein bisschen Antisemitismus nicht schaden."
Ähnlich beklagt Harry Nutt in der BERLINER ZEITUNG, dass die Verantwortung für den Antisemitismus-Skandal noch immer "wie eine faule Kartoffel an den Tellerrand geschoben" werde. Nutts Kritik und Analyse der Vorfälle geht jedoch noch tiefer:
"Fünf Wochen nach dem fatalen Start der Documenta ist nicht zu erkennen, wie das Kommunikationsversagen behoben werden könnte. Das liegt nicht zuletzt an der eindimensionalen Funktionalisierung der Kunst zu einer Plattform für politische Botschaften. Von Anfang an kam es einer sozialromantischen Verklärung gleich, den Stimmen des „globalen Südens“ Gehör verschaffen zu wollen, obwohl völlig unklar ist, worin der Gegenbegriff zu dieser widersprüchlichen regionalen Zuschreibung bestehen mag. Wer dazugehört und wer nicht, ist so offen wie die Redewendung von der schönen Kunst. Sehr viel ärgerlicher aber ist die demagogische Frontstellung, in der mit Thesen aus dem Baukasten postkolonialistischer Theorie die zivilisatorische Katastrophe des Holocaust kurzerhand delegitimiert wird. Die Documenta ist in die Arena umstrittener Schlagworte geraten."
In der ZEIT meldet sich Philipp Oswalt zu Wort, seines Zeichens Professor für Architekturtheorie an der Universität Kassel und von 2009 bis 2014 ebenso Leiter der Stiftung Bauhaus Dessau. Er zeichnet die regelrechte Kommunikationsverweigerung nach, die im Grunde seit den ersten öffentlich geäußerten Warnungen Anfang des Jahres herrschte:
"Die documenta gGmbH hat es versäumt, den Prozess so zu moderieren, dass eine monatelange Eskalation des Konflikts vermieden wurde. Auch gelang es ihr nicht, den durchaus symptomatischen Konflikt produktiv zu machen. Sie hat Versprechen gebrochen, Vertrauen zerstört. Der Fürsorgepflicht für Ihre Gäste ist sie nicht hinreichend nachgekommen."
Sein Fazit:
"Und statt eigene Fehler einzuräumen, flüchtete die Generaldirektorin sich in eine Unmenge relativierender Ausreden. Leider habe man 'Gefühle verletzt', aber schließlich gehe es um 'unterschiedliche kulturelle Erfahrungsräume'. Als der Druck nicht abnahm, räumte Frau Schormann zwar ein, antisemitische Darstellungen dürften 'in Deutschland' keinen Platz haben, aber anderswo schon? Auf fast allen Seiten finden wir nun Verlierer: Das Anliegen des Kuratorenteams ist von dem Skandal weitgehend verschüttet worden. Muslimfeindliche Positionen sehen sich bestätigt. Aber auch antisemitische Haltungen in Deutschland haben Aufwind bekommen, wie die Gespräche in Kassels Kneipen und auf dem Friedrichsplatz zeigen."
Links zum Thema in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

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Diversität ist dieser Tage in aller Munde. Und so beschäftigt sich auch die Religionswissenschaft mit religiöser Vielfalt und den Formen, wie man diese im gesellschaftlichen Kontext darstellen kann. Selbstkritisch fragt die Religionswissenschaft:  Was machen wir da eigentlich, wenn wir «religiöse Vielfalt» darstellen? Wo sehen wir Vielfalt, wo Religion, warum genau da und wo ziehen wir Grenzen? Wen und was sehen wir – machen wir sichtbar? Wen und was nicht? Warum wollen wir Religionsvielfalt überhaupt sichtbar machen? Welche Konsequenzen hat das – wer profitiert, wer kommt zu Schaden? Anne Beutter gibt in einem Beitrag für das schweizer Portal RELIGION einen Überblick zu Problem und Diskussion: "Religiöse Diversität und ihre Darstellung".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

In einem längeren Porträt für KATH.ch beschreibt Eva Meienberg den Lebensweg und die Wirkungskreise des Jesuiten und Priesters Christian Rutishauser. Nach Studiums in Freiburg, Lyon und einem Aufenthalt in Israel in einer Bibelschule beendete Christian Rutishauser 1991 sein Studium. 1992 trat er in Innsbruck das Noviziat bei den Jesuiten an. «Die Jesuiten sind die Juden innerhalb der Kirche», sagt er. "Das Lernen stehe bei ihnen ebenso im Zentrum wie in der jüdischen Tradition. Sie teilten den freien und kritischen Weltzugang, seien mitbrüderlich trotz der herrschenden Hierarchie. Die Jesuiten seien wie die Rabbiner: Städter und weltweit vernetzt." Nach der Priesterweihe begann Rutishauser sein Doktorat an der Universität Luzern mit einem Forschungsstudium der Jüdischen Philosophie und des Rabbinischen Judentums an der Hebräischen Universität und am Institut Ratisbonne der Brüder und Schwestern von Sion in Jerusalem. Seit 2004 ist Christian Rutishauser Mitglied der Jüdisch/Römisch-katholischen Gesprächskommission der Schweizer Bischofskonferenz und des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes - und seit 2014 gehört er zu den ständigen Beratern des Papstes für die religiösen Beziehungen mit dem Judentum: "Jesuit, Priester und lebenslanger Pilger".
Der Link zum Porträt in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

1930 veröffentlichte der aus Russland stammende jüdische Gelehrte Joseph Klausner im Jüdischen Verlag sein Buch über Jesus von Nazareth. Er hatte das Buch in den Jahren zuvor in Jerusalem verfasst, um Jesus als Juden zu zeigen und eine Erklärung dafür zu finden, dass »Israel als Volk« das aus dem Judentum entstandene Christentum »mit aller Macht zurückgestoßen« habe. 1919 war der Zionist Joseph Klausner nach Palästina ausgewandert und lehrte an der 1925 neu eröffneten Hebräischen Universität in Jerusalem hebräische Literatur. Er deutet aus nationaljüdischer Perspektive Jesus als zwiespältige Gestalt: als eng mit Palästina verbundenen »Nationaljuden«, dessen sittliche Botschaft auch für die moderne zionistische Geschichte von Bedeutung sei, und als Propheten, dem »das politische Verständnis und die Gabe der nationalen Tröstung und Aufrichtung« fehlte und aus dessen Lehre sich daher eine »unjüdische« Religion entwickeln konnte. Klausners Buch sorgte über Jahrzehnte für Kontroversen zwischen jüdischen wie christlichen Zeitgenossen und birgt entsprechend ein spannendes Kapitel jüdisch-christlicher Zeitgeschichte. Seit Sommer letzten Jahres liegt eine Neuausgabe des Buche vor, herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Christian Wiese, Inhaber der Martin Buber-Professur an der Goethe-Universität in Frankfurt. Daniel Hoffmann stellt die Neuausgabe in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG näher vor: "Weder Apologetik noch Polemik".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

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"Makkabiade" - das ist das größte jüdische Sportevent der Welt, eine jüdische Olympiade sozusagen. Eine Teilnahme an ihr ist für jüdische Sportler das Größte. Alle vier Jahre treffen sie sich in Israel zur drittgrößten Sportveranstaltung der Welt. Vom 12. bis zum 26. Juli 2022 findet aktuell die 21. Maccabiah in Jerusalem, Haifa, Netanya und Tel Aviv statt. Bei der größten jüdischen Sportveranstaltung werden sich über 10.000 Athletinnen und Athleten aus 80 Ländern in 47 Disziplinen messen. Aus Deutschland nehmen 230 Athletinnen und Athleten teil, das größte Team mit rund 1400 Teilnehmern kommt wenig überraschend aus den USA. Die WELT und die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG berichten weitere Einzelheiten: "Makkabäer auf dem Weg nach Israel".
Die Links dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Bis Ende August zeigt das Musée d’Art et d’Histoire du Judaisme in Paris Marcel Proust aus einer besonderen Perspektive: «Du côté de la mère juive», von der Seite der jüdischen Mutter. Prousts Mutter, Jeanne Weil, entstammte einer ursprünglich in Deutschland, später im Elsass angesiedelten jüdischen Familie. Doch schon der Urgrossvater von Marcel führte in Paris eine blühende Porzellanmanufaktur. Die Familie war begütert, assimiliert, Teil der besseren Pariser Gesellschaft. Jeanne Weils Ehemann, Prousts Vater, ein angesehener Professor der Medizin, war katholisch. Mit rund 230 Exponaten wird in dieser Ausstellung vor allem Marcel Prousts jüdische Seite aufgezeigt. Tatsächlich wurde er mit elf Jahren getauft und christlich erzogen. Und dennoch, so Ruth Werfel in ihrem Bericht für die TACHLES, wirft die Ausstellung ein überraschendes und spannendes Licht auf die jüdische Seite von Marcel Proust: "Die jüdische Mutter".
Der Link zum Ausstellungsbericht in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Der langjährige Moskauer Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt hat seinen Rückzug als Leiter der jüdischen Gemeinde in der russischen Hauptstadt erläutert. „So traurig ich auch bin, unter den gegebenen Umständen ist es eindeutig im Interesse der Zukunft der Gemeinde, dass ich jetzt von meinem Posten als Oberrabbiner von Moskau zurücktrete“, sagte er am Donnerstagabend. Laut russischen Medienberichten entschieden sich die Jüdische Gemeinde und Goldschmidt einvernehmlich, ihren auslaufenden Vertrag doch nicht zu verlängern. Erst Anfang Juni war Goldschmidt als Oberrabbiner wiedergewählt worden, obwohl er im März kurz nach Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine Russland verlassen hatte. Über Gründe und Hintergründe des Rückzugs von Goldschmidt berichten die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG und NEUES RUHRWORT: "Goldschmidt erläutert Rückzug als Oberrabbiner".
Der Link zur Reportage in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Anfang der 1920er-Jahre tun sich einige wohlhabende, liberale, jüdische Bürger und Bürgerinnen zusammen und errichten in der Rothenbaumchaussee 26 das erste baugenossenschaftliche Projekt Hamburgs. Das zunächst als Skandal empfundene Gebäude der Architekten Gebr. Gerson mit der modernen dunklen Klinkerfassade vis-à-vis zum Curiohaus wird bald zu einem einzigartigen Schauplatz der Zeitgeschichte. Bewohnt von prominenten Bankern, Sportlern, Künstlern und in direkter Nähe zu Grindelviertel und Bornplatzsynagoge, spiegelt das Haus das Selbstverständnis deutscher Juden wider – bis zu ihrer Ausgrenzung, Vertreibung und »Arisierung« der Wohnungen. In einer Fülle von Details hat Michael Batz den Familienschicksalen des Hauses nachgespürt und verblüffende Zusammenhänge in Hamburg und der ganzen Welt aufgezeigt, wie Andrea Richter für DEUTSCHLANDRADIO erzählt: "Eine Klarinette unter den Dielen".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

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Dass die Demokratie in Gefahr sei, haben viele geschrieben, und oft gilt der Fundamentalismus als Gefahr. Ist sie folglich auf dem Weg „zu einer bildmediengesteuerten Talkshow-Ochlokratie mit der Tendenz, sich selbst zu zerstören“? Und kann wohlmöglich politische Theologie die Demokratie schützen? In seinem anspruchsvollen Buch mit dem Titel „Die Krise der öffentlichen Vernunft“ hat sich der Theologe Ingolf U. Dalferth ein Doppeltes vorgenommen: Er möchte sowohl die Theologie als auch die Demokratie gegen eine fortschreitende Erosion verteidigen. Genauer gesagt möchte er die Theologien als geeignete Helferinnen in der Krise der öffentlichen Vernunft ins Spiel bringen. Gesine Palmer hat das Buch für DEUTSCHLANDRADIO gelesen und sich damit auseinandergesetzt: "Wie moderne Theologie die Freiheit verteidigt".
Der Link dazu in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

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Stefan Zweig ist einer der erfolgreichsten Autoren deutscher Sprache. Berühmt wurde er durch seine romanhaften Biografien, aber sein Werk zeichnet sich besonders durch eine Vielzahl an Novellen aus, die bekannteste ist wohl die Schachnovelle, sein letztes Werk, die posthum 1942 in Brasilien erschien. Auch wenn Zweigs jüdische Herkunft in seinen Werken keine prominente Rolle spielt, und er den jüdischen Kontext in seinen Werken nie besonders herausgestellt hat, darf dessen Bedeutung für Zweigs Schaffen nicht unterschätzt werden. Das macht ein Buch deutlich, in dem sechs seiner Novellen und Legenden versammelt sind, in denen es Zweig gelingt, die jüdische Thematik immer wieder subtil aufscheinen zu lassen. Die Texte stammen aus den Jahren 1901 bis 1936 und sind teils als eigenständige Publikationen, teils in Sammelbänden erschienen. In dieser Form sind sie nun erstmals gemeinsam veröffentlicht. Jörg Magenau hat sie für DEUTSCHLANDRADIO gelesen: "Geist ist stärker als Gewalt".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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EDITORIAL HIGHLIGHTS

13. Juli 2022

 * Vor einer neuen Nahost-Allianz? ... mehr
 
 * Israel/Palästina: Wie man Frieden schafft... mehr
 
 * Zigarren und Champagner mussten schon sein ... mehr
 
 * Gas oder Wale ... mehr
 
 * Das Klagelied der Frauen an der Klagemauer ... mehr
 
 * Vor 75 Jahren brach die »Exodus« auf nach Palästina ... mehr
 
 * Doppelte Diskriminierung jüdischer Juristinnen ... mehr
 
 * Präzedenzloses Verbrechen ... mehr
 
 * UNRWA-Lehrbücher enthalten immer noch Hass und Antisemitismus ... mehr
 
 * documenta: Bankrotterklärung  ... mehr
 
 * Religiöse Diversität und ihre Darstellung ... mehr
 
 * Jesuit und Priester Christian Rutishauser ... mehr
 
 * Joseph Klausners "Jesus" ... mehr
 
 * Makkabäer auf dem Weg nach Israel ... mehr
 
 * Marcel Prousts jüdische Mutter ... mehr
 
 * Goldschmidt erläutert Rückzug als Oberrabbiner ... mehr
 
 * Eine Klarinette unter den Dielen ... mehr
 
 * Wie moderne Theologie die Freiheit verteidigt ... mehr
 
 * Buch-Tipp: Stefan Zweig - Jüdische Erzählungen und Legenden ... mehr
 
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EDITORIAL


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ACHTUNG: Die nächste Tagessausgabe erfolgt am Mittwoch, 20. Juli 2022.