ACHTUNG:
Guten Tag!
Entegen der Ankündung Netanjahus, eine rasche Regierungsbildung herbeizuführen, gestaltet sich eben diese Bildung einer Koalitionsregierung in Israel schwieriger als erwartet. Insbesondere das Beharren des Chefs des Religiösen Zionismus, Bezalel Smotrich, die Position des Verteidigungsministers zu übernehmen, bereitet Netanjahu Kopfzerbrechen, berichtet die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG. Sowohl innenpolitische Sicherheitskdreise als auch internationale Verbündete, allen voran die USA, warnen vor dem rechtsextremen Smotrich. Ein weiteres Problem stellt der Vorsitzende der strengreligiösen Schas, Ariel Deri, dar, der Medienberichten zufolge Finanz- oder Verteidigungsminister werden soll, obowhl er befreits zweifach wegen Finanzdelikten verurteilt wurde. Aber auch das, was bereits inhaltlich aus den Verhandlungsrunden gedrungen ist, ist von problematischem Charakter und zeugt von der Dominanz religiös-fundamentalistischer Kräfte: kein Fußball mehr am Schabbat, konvertierte Juden sollen nur noch einwandern dürfen, sofern sie orthodox übergetreten sind und eine von der letzten Regierung eingeführte Steuer für Plastikgeschirr, das vor allem reigiöse Familien am Schabbat nutzen, soll wieder abgeschafft werden. "Aus dem in seiner Gründungsidee jüdischen wie demokratischen Staat soll ein Land werden, in dem streng religiöse Regeln über demokratischen Werten stehen", kommentiert Steffin Hentschke in ihrem Bericht für die ZEIT. "Benjamin Netanjahu steckt mitten in Koalitionsgesprächen – und weiß nicht, wie er sie heil überstehen wird", titelt Maria Sterkl im STANDARD und meint, Netanjahu müssen nun den "Spagat bewältigen, die Begierden seiner künftigen Koalitionspartner zu befriedigen, den Haussegen in der eigenen Partei zu wahren, aber auch den Gram im Weißen Haus gering zu halten."
Peter Münch greift in seinem Beitrag für die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG vor allem die geplante Änderung des Rückkehrgesetz auf, das nach dem Willen der drei religiösen Parteien Schas, Vereinigtes Torah-Judentum und die Religiösen Zionisten verschärft werden soll. Dahinter stehe die Sorge, "dass eine zu laxe Handhabung die 'jüdische Identität' des Staates schwächen könnte". Freilich hätte dies "weitreichende Folgen für das Verhältnis Israels zur jüdischen Diaspora.... Denn vor allem in den liberalen jüdischen Kreisen in den USA wächst ohnehin die Sorge vor einer neuen rechts-religiösen Regierung in Jerusalem."
Und in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG beschäftigt sich Jonas Roth wiederum mit dem auffallenden Fakt, dass im neuen Parlament und in Natanjahus rechter Koalition kaum Frauen zu finden sein werden: "Sie machen zwar die Hälfte der Bevölkerung aus, im neuen Parlament ... halten sie aber nur 29 von 120 Sitzen – und damit 7 weniger als in der letzten Legislaturperiode. Nachdem die Zahl der Parlamentarierinnen während Jahrzehnten kontinuierlich gestiegen war, hat sich der Trend nun gedreht." Roth zitiert in diesem Zusammenhang Ofer Kenig, Professor für Politologie am Israel Democracy Institute: «Die neue Regierung wird sehr konservativ und sehr religiös sein. Für Frauenrechte und Geschlechtergleichheit sind das keine guten Aussichten.» Und für die krasse Untervertretung von Frauen in der Politik nennt Kenig vor allem zwei Gründe:
"Zum einen würden viele Israeli fälschlicherweise noch immer glauben, dass Frauen nicht qualifiziert seien, sich mit sicherheitspolitischen Fragen zu beschäftigen, welche die politische Agenda in Israel dominierten. Zum anderen gebe es in der israelischen Gesellschaft sehr patriarchalische und konservative Gruppen – sowohl ultraorthodoxe wie auch islamistische Bewegungen –, welche die Teilhabe von Frauen am öffentlichen Leben als nicht wünschenswert erachteten".
Die Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL INTERN.
Am Wochenende kam es in Hebron zu schweren Auseinandersetzungen zwischen den alljährlich zum Abraham-Grab pilgernden religiösen Juden und muslimischen Einwohnern, wie die TAZ berichtet. In diesem Jahr habe das Ausmaß der Gewalt in Hebron, der einzigen Stadt im West-Jordanland, in deren Zentrum sich viele radkikale Sieder niedergelassen haben, eine neue Qualität erreicht, sagt Ori Givati von der Organisation Breaking the Silence. Er sieht einen Zusammenhang mit der israelischen Parlamentswahl vor drei Wochen, aus der der rechtsextreme Siedler Itamar Ben-Gvir mit seiner Liste „Religiöser Zionismus“ als eigentlicher Gewinner hervorging. Nun würde sich radikale Siedler durch die Wahl noch zusätzlich legitimiert fühlen. Judith Poppe befürchtet vor diesem Hintergrund in ihrem Kommentar eine "massive Zunahme von ohnehin seit Jahren steigender Siedlergewalt". Zumal im Kontext der Koalitionsverhandlungen eine Annexion des Westjordanlandes sowie eine Lockerung der Regeln, ab wann Soldaten und Polizisten schießen dürfen, auf der Agenda stünden. Um dieser Entwicklung vorzubeugen helfe nur noch eines: "Internationaler Druck gefragt".
Die Links zu Bericht und Kommentar in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.
Avrum Burg israelischer Autor und ehemaliger Politiker der Awodah-Partei war Mitte der 1990er-Jahre Vorsitzender der Jewish Agency und zwischen 1999 und 2003 Präsident der Knesset. In einem Beitrag für die BERLINER ZEITUNG kritisiert er mit deutlichen Worten die "Twitter-Politik" von Ron Prosor, israelischer Boschafter in Deutschland. Prosor hatte in einem Tweet Professor Meron Mendel, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt am Main, heftig dafür kritisiert, dass dieser die Vergabe zweier Gastprofessuren in Hamburg an Vertreterer des für die Documenta verantwortlichen Künstler-Kollektivs Ruangrupa verteidigt hatte. Mendel sah darin eine Chance zum Dialog über Antisemitismus und Rassismus und betonte gegenüber dem NDR: „Ruangrupa als Antisemiten zu verbannen, das wäre ein großer Fehler.“ Burg spekuliert nun darüber, wieso Prosor, den er für einen der talentiertesten Diplomaten Israels hält, sich in seiner Funktion als Botschafter in diesem Fall sowie bei anderer Gelegenheit so deutlich in innenpolitische Fragen seines Gastlandes einmische und mahnt:
"Prosors Aktivismus im Fall Mendel trägt meines Erachtens zur Entfremdung wichtiger Teile der deutschen Gesellschaft bei, die sich etwa zu Recht gegen die Fortsetzung der Besatzung der Palästinenser aussprechen. Jene Intellektuelle, die noch immer versuchen, Brücken zwischen Israel und dem Westen zu bauen, sind für uns Israelis essenziell. Prosors Positionen mögen – sofern sie demokratisch sind und die Meinungsfreiheit nicht einschränken – in Israel als legitim gelten. Werden sie von offiziellen Vertretern im Ausland geäußert, wirken sie hingegen unangebracht. Kein Botschafter sollte sich ins Prozedere akademischer Institutionen einmischen. Und schon gar nicht in das eines anderen Landes."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
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Dass die russische Armee nach dem dem unerwartet schnellen Rückzug aus Cherson die halbe Stadt vermint haben, ging kürzlich durch die Nachrichten. Johann Althaus erinnert daran, dass in diesem Zusammenhang noch eine verschärfte Taktik wiederbelebt werden könne, die sowjetische Truppen schon 1941 in Kiew einsetzten: funkgesteuerte riesige Sprengfallen, die ganze Gebäude zerstören konnten: "Schon die Rote Armee verminte Städte, die sie aufgeben musste".
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Kürzlich hatte der Dokumentarfilm «Klassik unterm Hakenkreuz» in Berlin Premiere, bei der u.a auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth anwesend war. «Klassik unterm Hakenkreuz» stellt das Wirken des Dirigenten Wilhelm Furtwängler unter den Nazis der Geschichte von Anita Lasker-Wallfisch gegenüber. Während der gefeierte Dirigent mit den Nazis paktierte, kämpfte die junge Cellistin Anita Lasker-Wallfisch in Auschwitz um ihr Überleben. Das sorgte bei der Premiere in Berlin auch für skurriles Verdrängungstheater, wie Andreas Scheiner für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG berichtet. «Klassik unterm Hakenkreuz: Der Maestro und die Cellistin von Auschwitz» ist übrigens auf dem Youtube-Kanal der Deutschen Welle zu sehen.
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Anfang Februar 1945 beschlossen die Alliierten in Jalta, die künftige deutsche Presse zu entnazifizieren. Goebbels’ Propagandisten sollten in der neuen demokratischen Presse keine Chance erhalten. Vier Jahre lang unterstanden demzufolge westdeutsche Presseerzeugnisse der Aufsicht von Presseoffizieren. Erst am 21. September 1949 endete endgültig die Zeit der Lizenzpflicht. Was danach geschah, schildert der Politikwisenschaftler und Autor Peter Köpf in einem Beitrag für die BERLINER ZEITUNG. Anhand einer ganzen Reihe von Beispielen schildert er, dass eine ganze Reihe namhafter Journalisten, u.a. auch die Gründungsväter der FAZ, in der Nachkriegspresse eine wichtige Rolle spielten, obwohl sie während des Dritten Reiches kräftig mit brauner Tinte geschrieben hatten:
"Lügen, Lücken, Listigkeiten zeichnen die Biografien vieler ehemaliger Nazijournalisten aus. Von 1933 bis 1945 wollte hinterher keiner geschrieben haben, oder bestenfalls als Teil des sogenannten publizistischen Widerstands."
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David Frankfurter richtete die Waffe zu einem Zeitpunkt gegen den Nationalsozialismus, als dieser von den Regierungen vieler Länder weder als Kriegsgefahr noch als genozidale Gewaltherrschaft betrachtet wurde. Am 4. Februar 1936 erschoss er in Davos den NSDAP-Landesgruppenleiter der Schweiz, Wilhelm Gustloff. Damit war Frankfurter einer der ersten Juden, die sich dem nationalsozialistischen Unrechtsregime mit der Waffe entgegenstellten. Zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt hielt er unmittelbar nach seiner Entlassung aus der Haft 1946 gemeinsam mit dem deutsch-jüdischen Dichter, Journalisten und Religionsphilosophen Schalom Ben-Chorin seine Lebensgeschichte fest. Zwei Jahre später erschienen seine Memoiren in hebräischer Sprache unter dem Titel "Nakam", dem biblischen Wort für »Rache«. Jetzt liegt Frankfurters Selbstzeugnis erstmals ungekürzt in deutscher Sprache vor, mit einem Nachwort versehen von Micha Brumlik. Andreas Scheiner erzählt für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG die Geschichte von David Frankfurter und hat sein Buch gelesen: «Ich tötete einen Nazi».
Der Link zum Beitrag in der Rubrik VERGANGENHEIT...
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Es war ein veritabler Skandal mitten im Kanzleramt: Mahmud Abbas (87), Präsident der palästinensischen Autonomiebehörde, hatte in einer Pressekonferenz mit Kanzler Olaf Scholz (64, SPD) Israel beschuldigt, „50 Holocausts“ an den Palästinensern begangen zu haben. Damit warf er dem jüdischen Staat vor, schlimmere Verbrechen zu verüben als die Nationalsozialisten, die im Holocaust sechs Millionen Juden ermordeten. Für die meisten war klar ersichtlich, dass es sich hier um eine "Relativierung des Holocaust" und den Versuch, "die Verbrechen des Holocaust zu leugnen" handelte, wie Scholz es einen Tag später die Öffentlickeit wissen ließ. Doch die Berliner Staatsanwaltschaft will in Abbas'absurder Anschuldigung weder Volksverhetzung noch Holocaust-Relativierung erkennen. Begründung: Für eine Strafbarkeit nach § 130 (Billigung, Leugnung und Verharmlosung von Nazi-Verbrechen) bestünden „keine zureichenden Anhaltspunkte“, wie die BILD-ZEITUNG berichtet: "Nach Holocaust-Vergleich: Ermittlungen gegen Abbas eingestellt"
Der Link zum Bericht in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Nach Antisemitismus-Vorwürfen u.a. von der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD) und des Verbandes jüdischer Studenten in Bayern (VJSB) hat das Münchner Metropoltheater das Stück "Vögel" abgesetzt (siehe Compass 16.11.2022). Nun sollen Experten über Konsequenzen beraten und eine öffentliche Debatte anstoßen, berichtet aktuell die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG. Unterdessen wurde auch in Israel die Debatte wahrgenommen. Die Tageszeitung Haaretz wies in einem Beitrag am Sonntag u.a. darauf hin, dass das Stück bereits 2019 bei einer Aufführung in Genf das Fadenkreuz der Kritik geriet - damals aber ironischerweise von Seiten der BDS-Bewegung, die eine staatliche Finanzierung des Theaterstücks kritisierten. Auf der Plattform Twitter fasste Haaretz-Autor Jonathan Shamir seinen Artikel so zusammen: "Die seltsame Geschichte eines Theaterstücks, das in Israel allgemeine Bewunderung hervorrief und das von BDS ins Visier genommen wurde wegen finanzieller Förderung aus Israel - nun wird es in Deutschland abgesetzt wegen Antisemitismus-Vorwürfen."
Bereits vor eingen Tagen erläuterte die Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland, Anna Staroselski, in einem Gastbeitrag für DIE WELT noch einmal anhand einschlägiger Beispiele aus dem Theaterstück dessen antisemitischen Charakter dar und kritisierte mit deutlichen Worten, dass die "Vögel" insgesamt ein weiteres Beispiel "für den Antisemitismus im deutschen Kulturbetrieb" sei, während die Kritik von jüdischer Seite nicht ernst genommen würde: "Was stattdessen geschieht, ist eine destruktive Abwehrhaltung und eine weitere Täter-Opfer-Umkehr. ... Nicht der Inhalt ist das Problem, sondern der Vorwurf der vermeintlich aggressiven und überempfindlichen Juden."
Ihr Fazit:
"Der Kulturbetrieb in Deutschland ist durchtränkt mit Antisemitismus – nicht erst seit diesem Jahr. Wir aber werden nicht mehr schweigen."
Der Link zum Interview in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Das sogenannte Slánský-Tribunal in der damaligen Tschechoslowakei im Jahre 1952 war der grösste und blutigste Schauprozess, der nach dem Zweiten Weltkrieg im sowjetischen Machtbereich stattfand. Es unterschied sich aber nicht nur in seiner Grössenordnung von den anderen Verfahren dieser Zeit, sondern auch aufgrund seines offen antisemitischen Charakters. Elf der vierzehn Hauptangeklagten kamen aus jüdischen Familien. Diese Herkunft, so wurde in der Anklageschrift suggeriert, mache sie zu national unzuverlässigen «Kosmopoliten». NEUE ZÜRCHER ZEITUNG und JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG erinnern an den beispiellosen Fall eines justiziellen Antisemitismus vor 70 Jahren: "Zionistische Verschwörer".
Die Links dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
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In einem Essay für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG macht Felix E. Müller deutlich, dass unsere Gesellschaft entgegen aller Säkularisierungstendenzen und Kirchenaustritten immer noch vom christlichen Denken geprägt ist. Als schlagendes Beispiel, das er ausführlich durchbuchstabiert, nennt er die gegenwärtige Dominanz des "apokalyptischen Endzeitdiskurses" in Politik und Kultur:
"Was in Predigten, in erbaulichen Büchern, was in mittelalterlichen Wandgemälden und klösterlichen Andachten in den letzten 2000 Jahren millionenfach wiederholt und beschworen wurde, kann innert zwei Generationen nicht einfach verlorengehen. Unser Zeitalter ist nicht weniger religiös als die vorangehenden, obwohl wir das alle meinen. Das religiöse Bedürfnis sucht sich nur andere Ausdrucksformen als früher. Der Endzeitdiskurs in der heutigen Politik, das apokalyptisch gefärbte heutige Kulturschaffen verraten dies."
Der Link zum Essay in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Sie zählen zu den wichtigsten archäologischen Funden des 20. Jahrhunderts: Vor 75 Jahren, im Verlauf des Jahres 1947, entdeckte ein Beduine in Qumran im Westjordanland die berühmten Schriftrollen vom Toten Meer. Sie haben das Wissen über das antike Judentum und das frühe Christentum deutlich erweitert. Und dass es dabei immer noch neue Erkenntnisse gibt, berichtet Christoph Arens in einem Beitrag für das schweizer Portal AUDIATUR: "Seit 75 Jahren geben die Schriftrollen von Qumran Rätsel auf".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
„Schalom Aleikum“, so der Name des Projekts, das der Zentralrat der Juden in Deutschland als Plattform für jüdisch-muslimischen Dialog ins Leben rief. Mitte September wurde dann bekanntgegeben, dass es in eine „Denkfabrik“ umgewandelt wird. Erforscht werden sollen darin „gesellschaftlich und politisch relevante Themen, die aus jüdischer und muslimischer Perspektive diskutiert werden“. Geplant sind Veranstaltungen, Bücher, Blogbeiträge und Positionspapiere. „Religion und Politik müssen zusammen gedacht werden“, sagt der Leiter der neuen jüdisch-muslimischen Denkfabrik in Berlin, Dmitrij Belkin. Die Denkfabrik will das Verbindende unterstreichen - und Themen neu anpacken, wie VATICAN NEWS berichtet: "Neue jüdisch-muslimische Denkfabrik nimmt Arbeit auf".
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Im Beisein von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat das bundesweit einzigartige „Haus der Religionen“ in Hannover am 21. November seine neu gestalteten Räume eingeweiht. Durch einen Umbau hat sich die Fläche der Bildungsstätte in der früheren evangelischen Athanasiuskirche auf 730 Quadratmeter verzehnfacht. Das "Haus der Religionen" in Hannover bringt Angehörige verschiedener Religionen miteinander ins Gespräch. Bundespräsident Steinmeier lobte in seiner Ansprache, die im Wortlaut nachzulesen ist, die bundesweit einzigartige Einrichtung als Sinnbild für ein tolerantes Deutschland. "Die wechselseitige Akzeptanz und die Friedensfähigkeit der Glaubenslehren sind in einer Gesellschaft der Vielfalt ohne Alternative. Wir müssen darauf bestehen. Das Haus der Religionen ist ein Beleg dafür, dass die großen Religionen grundsätzlich zum Frieden fähig sind", sagte Steinmeier in seiner Rede, die im Wortlaut nachzulesen ist. Und wie das "Haus der Religionen" funktioniert, wie ein gedeihliches Miteinander von Juden, Christen, Muslimen, aber auch atheistischen Humanisten unter einem Dach gelingen kann, erklärt im Interview mit DOMRADIO der Vereinsvorsitzende Wolfgang Reinbold: "Es braucht das Vertrauen"
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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besuchte am Montag die feierliche Ordination von fünf Rabbinern und einem Vorbeter, einem sogenannten Baal Tefilla, in der Synagoge der Jüdischen Gemeinde Hannover. Laut Bundespräsidialamt handelt es sich um die erste orthodoxe Rabbinerordination in Niedersachsen nach dem Zweiten Weltkrieg. Auch Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sowie Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) und der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, waren zugegen. »Für mich ist es ein Tag der Hoffnung und der Freude«, betonte das Staatsoberhaupt in seiner Ansprache. Dass zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg in Hannover und zum ersten Mal in Niedersachsen wieder Rabbiner ordiniert werden, bewege ihn zutiefst: »Ein Tag der Hoffnung und der Freude«.
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Im Zusammenhang mit Vorwürfen gegen Rabbiner Walter Homolka hat der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, Mutmaßungen über eine mögliche Kampagne zurückgewiesen. Der Zentralrat sei der größte Mittelgeber des Abraham Geiger Kollegs (AGK) in Potsdam, sagte Schuster am Freitag: »Wenn dort nun der Vorwurf des Machtmissbrauchs im Raum steht, muss das aufgeklärt werden.« Unterdessen berichtet die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG, dass 15 Mitglieder der Allgemeinen Rabbinerkonferenz sich von Walter Homolka öffentlich distanziert haben. Unter ihnen auch die Rabbinerinnen Ulrike Offenberg und Elisa Klapheck, den Rücktritt Homolkas von allen seinen Ämtern fordern: »Es geht hier auch um die Glaubwürdigkeit«.
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Von einer bemerkenswerten Ausstellung berichtet ausführlich Marina Baranovska in einem Beitrag für die DEUTSCHE WELLE: die Ausstellung zeigt die Geschichte der ukrainischen Jüdinnen und Juden von den 1920er-Jahren bis in die Gegenwart. Erzählt wird vom Alltag im Schtetl vor dem Zweiten Weltkrieg, vom unsäglichen Leid des Holocaust, vom Kampf um eine angemessene Erinnerungskultur vor dem Hintergrund der antisemitischen Politik der Sowjetunion und von der Wiedergeburt jüdischen Lebens in der unabhängigen Ukraine. Auch die jüdische Emigration ins Ausland in den 1990er- und 2000er-Jahren wird thematisiert: "100 Jahre jüdisches Leben in der Ukraine".
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Ein Kind, voller Furcht, kommt nach Deutschland – ins Land der Mörder, die die Familien seiner Eltern ausgelöscht haben. Hier soll es Wurzeln schlagen, ein Leben aufbauen. Das Kind staatenloser Eltern tut, was es kann. Es will Kind sein. Es will träumen. Es will leben. Doch was es auch erlebt, sind Judenhass, Rassismus und Ausgrenzung – und eine traumatisierte Kleinfamilie, die es mit Angst und Fürsorge zu ersticken droht. Mit großem Gespür für Zwischentöne und einer kunstvoll verdichteten Sprache zeichnet Michel Friedman in seinem Buch "Fremd" das verstörende Bild der Adoleszenz in einer als fremd und gefährlich empfundenen Welt. Das Buch ist Anlass für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG ein ausführliches Gespräch mit dem Rechtsanwalt, Philosoph, Journalist, Autor und Moderator zu führen. Zu den vielen angesprochenen Themen gehörte natürlich auch die Frage nach der deutschen Erinnerungskultur, die doch, so der Fragesteller der NEUEN ZÜRCHER, "zur DNA Deutschlands" gehöre. Darauf Friedman:
"Einspruch: Deutschland hat diese Erinnerungskultur nicht. Die Voraussetzung dafür wäre, dass das kommunikative Gedächtnis, also die Weitergabe innerhalb von drei Generationen, stattgefunden hätte. Stattdessen wurde in den meisten Familien geschwiegen. Die Erinnerungskultur ist in Wirklichkeit, mit Ausnahmen, ein schwarzes, leeres Loch. Es gibt eine offiziell verordnete Erinnerungskultur, aber nicht eine gelebte."
Und beim Thema Rechtsradikalismus antwortet Friedman auf die Frage, wie man etwa als Demokrat auf die Millionen Wähler der AfD reagieren solle:
"Indem man darauf reagiert! Also mit Antidemokraten streitet. In Deutschland haben wir rund 15 Prozent AfD-Wähler. Dass die so laut tönen, dass man meint, es seien viel mehr, liegt nicht einfach nur daran, dass die so laut sind. Es liegt daran, dass die anderen 85 Prozent so leise sind. Müde, fett und eigentlich gelangweilt von der Demokratie."
Der Link zum Gespräch in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
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"Es ist eine kleine Revolution in der katholischen Kirche in Deutschland", schreibt die WELT, denn für die 800.000 Beschäftigten der Kirche gilt künftig ein für kirchliche Verhältnisse bemerkenswert liberaleres Arbeitsrecht. Wer beispielsweise nach einer Scheidung erneut heiratet oder eine homosexuelle Ehe eingeht, muss nun nicht mehr die Kündigung fürchten. Für die gut
800.000 Beschäftigten der katholischen Kirche und der Caritas in Deutschland ein Novum. Beschlossen wurde eine entsprechende Neufassung des kirchlichen Arbeitsrechtes von der Vollversammlung des Verbands der Diözesen Deutschlands mit der erforderlichen Mehrheit: "Arbeitsrecht: Kirche sanktioniert private Lebensführung nicht mehr".
Links zum Thema in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.
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1948 wurden etwa 700.000 Palästinenser durch den ersten arabisch-israelischen Krieg aus ihren Häusern vertrieben. Mehr als 70 Jahre später sind die meisten ihrer Häuser längst verschwunden, aber Millionen ihrer Nachkommen sind immer noch als Flüchtlinge registriert, viele leben in Flüchtlingslagern. Diese Gruppe blieb im Gegensatz zu unzähligen anderen, die nach dem Zweiten Weltkrieg und anderen Konflikten vertrieben wurden, staatenlos und forderte, sich im Staat Israel niederzulassen. Ihr Glaube an ein „Rückkehrrecht“ ist eines der größten Hindernisse für eine erfolgreiche Diplomatie und einen dauerhaften Frieden in der Region. Adi Schwartz und Einat Wilf, beide liberale Israelis, schildern in ihrem jetzt auf deutsch vorliegenden Buch "Der Kampf um Rückkehr" die Ursprünge der Idee eines Rückkehrrechts und erklären, wie die UNRWA – die UN-Agentur, die mit der Suche nach einer Lösung für die Flüchtlinge befasst ist – dem palästinensischen, arabischen und internationalen politischen Druck nachgab, um ein dauerhaftes „Flüchtlingsproblem“ zu schaffen. Sie argumentieren, dass die palästinensische Forderung nach einem „Rückkehrrecht“ keine rechtliche oder moralische Grundlage hat und plädieren leidenschaftlich dafür, dass die USA, die UN und die EU diese Tatsache zum Wohle der Israelis und Palästinenser gleichermaßen anerkennen. Ruth Kinet, selbst Israelin, die in Berlin lebt, hat das Buch für DEUTSCHLANRADIO gelesen: "An der Wurzel des Konflikts".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.
Einen angenehmen Tag wünscht
Dr. Christoph Münz
redaktion@compass-infodienst.de
(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)
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