ACHTUNG:
Guten Tag!
Mit der umfangreichsten Militäroperationen der letzten beiden Jahrzehnte im Westjordanland hat das israelische Militär mit Angriffen aus der Luft wie auch zu Land den zunehmenden palästinensischen Terroraktionen zu begegnen versucht. Zentrum des Einsatzes war die als Terrorzentrum bezichtigte Stadt Dschein im Westjordanland. Mehrere Tote und viele Verletzte sind zu beklagen. In der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG erläutert Sabine Brandes die jüngsten Entwicklungen und Hintergründe, die zu dem Militäreinsatz in Dschenin führten:
"Zentrum des palästinensischen Terrors ist die Stadt Dschenin, dort insbesondere das palästinensische Flüchtlingslager. Allein von dort seien nach Angaben der Armee zahlreiche tödliche Terrorangriffe ausgegangen. Verschiedene Terrororganisationen, darunter die Hamas, hätten dort ihre Infrastruktur ausbauen können, Sicherheitskräfte der Palästinensischen Autonomiebehörde hätten in der gleichen Zeit jeglichen Einfluss verloren."
Hinter dem verstärkten Agieren der Hamas im Westjordanland stehe dabei eine systematische Strategie. Sie zitiert Professor Kobi Michael vom Institut für nationale Sicherheitsstudien der Tel Aviv Universität (INSS):
»Das Ziel der Hamas besteht darin, ihre Stellung im Westjordanland auf Kosten der PA zu festigen. Währenddessen geht die Aufrüstung im Gazastreifen weiter bis zu dem Tag, an dem alle Fronten gegen Israel aktiviert werden.«
Ebenfalls in einem Hintergrundbericht für ZDF HEUTE schildert Michael Bewerunge die diversen Entwicklungen der jüngsten Zeit, die zur gegenwärtigen Eskalation der Gewalt führten, die er als eine "neue Phase" im israelisch-palästinensischen Konflikt bezeichnet. U.a. mach er dabei auch auf ein "neues Phänomen der Gegengewalt" aufmerksam, das nach palästinensischen Mordanschlägen zu beobachten ist und das von der israelischen Politik unheilvoll gestützt werde:
"Mehrfach rotteten sich hunderte Siedler zu einem Mob zusammen und fielen in pogromartigen Angriffen über palästinensische Dörfer her. ... Orchestriert wird diese Gewalt von der Hetze der beiden Siedlerparteien und ihrer Vorsitzenden Itamar Ben-Gvir und Bezalel Smotrich, dem Finanzminister."
Das Fazit seiner Reportage ist wenig ermutigend:
"Die eskalierende Gewalt sorgt jeden Tag nur für mehr verwundete Seelen, denen der Hass als einzig mögliche Option erscheint. In Israel, aber auch im besetzten Westjordanland geht die Angst vor einer dritten Intifada um. Wenn niemand eingreift, ist die Frage nicht, ob sie kommt. Sondern nur: Wann?"
Und in der FAZ warnt Alexander Haneke:
"Bislang konnten Israels Regierungen meist darauf setzen, dass sich die Bürger hinter der Armee versammeln, wenn es wirklich brenzlig wird. Wenn sie aber das Gefühl bekommen, dass junge Israelis geopfert werden, um der Gewaltlogik einer extremistischen Regierung zu folgen, könnte es bald noch schwieriger werden für Netanjahu."
Die Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.
Zwar hat der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu kürzlich angekündigt, den umstrittensten Teil der geplanten Justizreform zu streichen, nämlich die Möglichkeit des Parlaments, Entscheidungen des Obersten Gerichtshofes aufzuheben. Gleichwohl haben vergangenen Samstag erneut Hunterdetausende gegen die umstrittene Justizreform protestiert. Auch in vielen anderen Städten Israels kam es zu Protestdemonstrationen. Die Kommentatoren hierzulande zeigen sich im Blick auf Netanjahus Ankündigungen ebenalls skeptisch. "Netanjahu kann sich nicht das kleinste Einlenken erlauben", bemerkt Tilman Schröter in seinem Kommentar für den TAGESSPIEGEL und verweist auf die Reaktion des rechtsextremen Ministers für Nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, der Netanjahu bezichtigte, vor der Protestbewegung zu "kapitulieren". Schröters Fazit:
"Ein Auseinanderbrechen seiner Koalition kann er sich nicht leisten. Das Volk und die USA gegen sich weiter aufzubringen auch nicht. So bleibt Netanjahu ein Getriebener."
Ähnlich Susanne Knaul in der TAZ:
"Netanjahu strebt offensichtlich eine Art „Justizreform light“ an. Ein Balanceakt, um die Koalitionsparteien im Boot zu behalten und die Konsequenzen für deren Reformvorstellungen auf ein Minimum zu beschränken. Die rund 150.000 Leute, die am Wochenende erneut vor das TelAviver Rathaus zogen, hat er wenig überzeugt."
Zudem verweist Knaul auf eine andere Klausel der geplanten Justizreform:
"Allein die Regelung, dass fortan eine Dreiviertelmehrheit in der Knesset nötig ist, um dem Regierungschef die Immunität zu nehmen, stinkt zum Himmel. Völlig richtig ist es deshalb, dass die unermüdlichen DemokratInnen im Land ihren Kampf gegen die Regierung fortsetzen."
Links zum Thema in der Rubrik ISRAEL INTERN.
Laut israelischer Regierung sind seit Ausbruch des Krieges zwischen Russland und der Ukraine im Frühjahr 2022 rund 50.000 Männer und Frauen aus der Ukraine als Flüchtlinge ins Land gekommen. Davon befinden sich aktuell noch knapp 15.000 im Land, vor allem Frauen und Kinder. Sie haben, weil sie keine Juden sind, kaum die Möglichkeit, die israelische Staatsbürgerschaft zu beantragen. Viele Flüchtlinge haben Israel wieder den Rücken gekehrt. In diesem Jahr sind nur noch 861 Ukrainer ins Land eingewandert, ein Rückgang um 87 Prozent gegenüber dem Vorjahr! Ganz anders sieht es bei den russischen Flüchtlingen aus: Hier kamen zwischen Januar und März dieses Jahren 18.610 Einwanderer in Israel an. Ein Anstieg von fast einem Viertel gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres. Viele von ihnen sind aus ihrem Land geflohen, um nicht in die Armee für den Krieg gegen die Ukraine eingezogen zu werden. Da, wo sich russische und ukrainische Flüchtlinge einander begegnen, herrscht oft Misstrauen und entstehen Spannungen, wie Bettina Meier und Julio Segador in einem Beitrag für TAGESSCHAU.de schildern: "Neue Heimat, alte Konflikte".
Der Link zur Reportage in der Rubrik ISRAEL INTERN.
Die internationale Data and Analytics Group YOUGOV hat in sieben europäischen Ländern und in den USA eine Umfrage zum Israelisch-Palästinensischen Konflikt durchgeführt. Die Ergebnisse der Umfrage in Deutschland, Großbritannien, den USA, Frankreich, Italien, Spanien, Dänemark und Schweden zeigen, dass die jeweiligen Sympathien für die Konfliktparteien unterschiedlich gelagert sind, und dass eine Zweistaatenlösung, die häufig zur Beendigung des Konfliktes diskutiert wird, von den Befragten in allen acht Ländern am häufigsten bevorzugt wird. Anne-Kathrin Sonnenberg fasst für YOUGOV die wichtigsten Zahlen und Daten der Umfrage zusammen, begleitet von mehreren Info-Grafiken: "Zweistaatenlösung im Israelisch-Palästinensischen Konflikt wird europaweit am ehesten befürwortet".
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
Letzte Woche veröffentliche ConAct, das Koordinierungszentrum Deutsch-Israelischer Jugendaustausch, gemeinsam mit der israelischen Partnerorganisation Israel Youth Exchange Authority ein Kochbuch für den deutsch-israelischen Jugendaustausch und veranstalteten ein Kochseminar für junge Menschen. Zur feierlichen Präsentation des Kochbuchs kamen der israelische Botschafter Ron Prosor und die Staatssekretärin des BMFSFJ Margit Gottstein. "A Biss of Culture", so der Titel des Kochbuches, enthält Rezepte aus beiden Ländern, beigesteuert von Hobbyköchen, die die Geschichten hinter ihren Rezepten erzählen, die aus unterschiedlichen Regionen, Traditionen und Familiengeschichten kommen. Zu jedem Rezept gibt es zudem Fragen für ein Gespräch oder kurze Spiele, die den Leser nicht nur dazu einladen, die Zubereitung der Gerichte aktiv zu verfolgen, sondern auch am Diskurs über die verschiedenen Kulturen und Gesellschaften in Deutschland und Israel teilzunehmen. Das ansprechend gestaltete Kochbuch der Jugendlichen gibt es schließlich in deutscher und hebräischer Sprache und steht als pdf-Version zum Download bereit!
Den Link dazu und weitere Infos in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
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Alois Brunner gilt als einer der schlimmsten NS-Verbrecher und NS-Täter aus Überzeugung. Er befehligte SS-Sonderkommandos, war Stellvertreter von Adolf Eichmann und in dieser Rolle maßgeblich an der industriellen Vernichtung von Millionen Menschen beteiligt. Für seine Taten musster er sich freilich nie vor einem Gericht verantworten. Bis 1954 lebte er unter falschem Namen in Deutschland, setzte sich dann ins Ausland ab und soll um 2001 in Damaskus gestorben sein. Nun endlich liegt der TAZ die vollständige, rund 400 Seiten starke Akte über Brunner vom Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) vor, der sich seit Jahren gegen eine Veröffentlichung wehrte. Wie Konrad Litschko berichtet, beweist die Akte eindeutig: Schon seit Jahrzehnten wussten deutsche Geheimdienste, wo Brunner untergetaucht war, was er dort machte und wer ihn bei seiner Flucht unterstützt hatte. Den imgrunde ungeheuerlichen Vorgang kommentiert Klaus Hillenbrand ebenfalls in der TAZ:
"Es hat sich inzwischen herausgestellt, dass diese Art mörderischer Kumpanei in der Bonner Republik allgegenwärtig war, ob beim BND, im Auswärtigen Amt oder bei anderen Dienststellen – also eben auch beim Verfassungsschutz. Weite Teile gerade der Geheimdienste hatten sich aus NS-belastetem Personal rekrutiert. Deren Loyalität galt nur formal der neuen Demokratie. Sobald es um ausgeschiedene Bandenmitglieder ihrer terroristischen Vereinigung ging, waren Freundschaftsdienste angesagt, galt es doch, die alten Bande und damit die eigene Karriere zu stärken."
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50 Männer und Frauen, Juden und Jüdinnen zu Kriegsende großteils um die 20 Jahre alt, schließen sich 1945 zu einer Organisation namens "Nakam" (hebr. Rache) zusammen. Die meisten stammten aus der Ukraine, aus Litauen, Belarus und Polen. Ihre Familien waren ermordet worden, einige waren auch selbst in Konzentrationslagern gewesen. Ihr Plan: Durch die Vergiftung der Trinkwasserversorgung in deutschen Großstädten sollten Millionen Deutsche getötet werden. Die Vorbereitungen dafür waren schon fortgeschritten gewesen, als der Anführer der Gruppe verhaftet und die Umsetzung unmöglich geworden war. Wer waren diese jungen Menschen, die eine derart unvorstellbare Tat geplant hatten? David Rennert erzählt in einem Beitrag für den österreichischen STANDARD ihre Geschichte - und auch, dass viele Beteiligte später froh waren, dass ihr Vorhaben scheiterte: "Wie eine Gruppe jüdischer Überlebender den Holocaust rächen wollte".
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Am 4. Februar 1936 kommt es in Davos zu einem der aufsehenerregendsten und bedeutsamsten Ereignisse der Schweizer Zwischenkriegsgeschichte. Der Rabbinersohn und Medizinstudent David Frankfurter erschiesst Wilhelm Gustloff, den NSDAP-Landesgruppenleiter der Schweiz. Damit war Frankfurter einer der ersten Juden, die sich dem nationalsozialistischen Unrechtsregime mit der Waffe entgegenstellten. Zehn Monate später wird Frankfurter von einem Bündner Gericht wegen Mordes zu achtzehn Jahren Zuchthaus verurteilt. Unmittelbar nach seiner Entlassung aus der Haft hielt er 1946 gemeinsam mit dem deutsch-jüdischen Religionsphilosophen und Pionier des christlich-jüdischen Dialogs nach 145 Schalom Ben-Chorin seine Lebensgeschichte fest. Zwei Jahre später erschienen seine Memoiren in hebräischer Sprache unter dem Titel "Nakam", dem biblischen Wort für »Rache«. Nun liegt Frankfurters Selbstzeugnis erstmals ungekürzt in deutscher Sprache vor. Die Memoiren werden in kommentierter Lesefassung von Sabina Bossert und Janis Lutz herausgegeben und mit einem Nachwort von Micha Brumlik kommentiert. Anlass für Lukas Joos für das schweizer Portal AUDIATUR in einem längeren Beitrag Frankfurters Lebensweg und seine vorliegenden Memoiren vorzustellen: «Ein tapfrer Jud, gleich Wilhelm Tell»
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Auch in Grossbritannien ist BDS, die Boykottbewegung gegen Israel, lange schon ein großes und umstrittenes Thema. Insbesondere die Labour-Partei unter ihrem Ex-Chef Jeremy Corbyn zeigte offene antisemitische Tendenzen und unterstützte die BDS-Bewegung, was etliche jüdische Mitglieder zum Austritt veranlasst und die Partei in Misskredit gebracht hatte. Nun hat die Tory-Regierung hat ein neues Gesetz vorgebracht, das Gemeinden wirtschaftliche und kulturelle Kampagnen gegen Israel untersagen soll. Ein Gesetzt mit Tücken, gegen das es auch im Parlament Vorbehalte gibt, wie Niklaus Nuspliger für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG berichtet: "Grossbritannien will lokalen Behörden Israel-Boykotte explizit verbieten".
Der Link zum Bericht in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Beleidigungen, Angriffe mit Baseballschlägern, Einschusslöcher in einer Tür: auch in 2022 waren Jüdinnen und Juden all zu oft Zielscheibe von gefährlichem Hass und Vorurteilen. So geht es aus dem Jahresbericht des Bundesverbands der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (Rias) für vergangenes Jahr hervor, der letzte Woche der Öffentlichkeit vorgelegt wurde. Demzufolge sei für 2022 zwar ein Rückgang antisemitischer Vorfälle insgesamt zu verzeichnen, gleichzeitig aber einen Höchststand an antisemitisch motivierten Gewalttaten. In diese letztgenannte Kategorie fallen dem Verband zufolge potenziell tödliche oder schwere Gewalttaten. Rias-Vorstand Benjamin Steinitz sprach von einer hohen Gefährdung von Jüdinnen und Juden vorwiegend durch "islamistische und rechtsextreme Akteure". Es gebe "Sicherheitsdefizite für jüdische Gemeinden", die umgehend von den Bundesländern behoben werden müssten. FRANKFURTER RUNDSCHAU, TAZ, JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG u.a. berichten über die wesentlichen Ergebnisse des Jahresberichts, der zudem als pdf-Datei vollständig heruntergeladen werden kann: "Antisemitische Vorfälle in Deutschland 2022".
Die Links zum Thema in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Dass Antijudaismus und Judenfeindschaft in der islamischen Welt durch den Import des europäischen Antisemitismus entstanden seien, wie es viele westliche Linke und Muslime behaupten, entspreche nicht der historischen Wahrheit, meint mit Nachdruck der Islamwissenschaftler Abdel-Hakim Ourghi ("Die Juden im Koran. Ein Zerrbild mit fatalen Folgen", München 2023) in einem Essay für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG. Er schreibt:
"Islamischen Antijudaismus gibt es nicht erst seit der Staatsgründung Israels. Das zeigen Pogrome, Verfolgungen und Vertreibungen der Juden, etwa in Granada (1066), Fes (1565), Benghasi (1785), Algier (1815), Damaskus (1840) oder Kairo (1844)."
Vielmehr skizziere der Koran "regelrecht ein Programm für Judenhass, der auf der Auffassung gründet, die Juden blieben auf ewig Feinde der Muslime. Er legalisiert den Status der Inferiorität der Juden und legitimiert somit ihre Unterwerfung, sogar Vertreibung und Tötung".
Und weiter heißt es: "Schon ab dem Jahr 623 werden die Juden - ähnlich wie die Christen - als Ungläubige (kuffar) bezeichnet, über die Gottes Fluch komme, solange sie sich nicht zum Islam bekennten."
Daher fordert Ourghi eindringlich eine "Vergangenheitsbewältigung, die auf einer kritisch-reflektierenden Aufarbeitung der Geschichte des Islam beruht. (…) Es muss endlich an die Vertreibung der Juden aus den arabisch-muslimischen Ländern erinnert und das Thema Schuld zu einem Kern der muslimischen Identität erhoben werden."
Der Link zum Essay in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Die erstmalige Wahl eines AfD-Kanditaten zum Landrat wie auch die erstmalige Wahl eines AfD-Kandidaten zum hauptamtlchen Bürgermeiser und schließlich die ständig wachsenden, hohen Umfragewerte für die AfD sorgen für reichliche politische Unruhe und Ratlosigkeit. Vor diesem Hintergrund machte ein «Policy Paper» des Else-Frenkel-Brunswik-Instituts der Universität Leipzig vergangene Woche ordentlich Schlagzeilen. Die Studie trägt den vollständigen Titel "Autoritäre Dynamiken und die Unzufriedenheit mit der Demokratie. Die rechtsextreme Einstellung in den ostdeutschen Bundesländern". Die Ergebnisse der Studie bescheinigen den Menschen in Ostdeutschland eine verbreitete Demokratie-Skepsis, DDR-Sehnsucht, rechtsextremes Gedankengut und antisemitische Ressentiments, wie FAZ, MDR und JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG berichten: "So weit verbreitet sind rechtsextreme Ansichten in Ostdeutschland".
Die Links zu den Berichten wie auch zur Studie selbst in der Rubrik RECHTSEXTREMISMUS.
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Im Islamischen Zentrum in Penzberg (Oberbayern) haben nach einem zweijährigen Kurs die ersten 17 Teilnehmer ihr Zertifikat zum interreligiösen "Dialogbegleiter" erhalten. Berufsbegleitend lernten die Teilnehmenden, Begegnungen von Menschen mit verschiedenen religiösen Hintergründen zu gestalten. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind Mitglieder der christlichen Kirchen, eine Teilnehmerin ist Jüdin, ein Absolvent ist Muslim, andere gehören keiner Religionsgemeinschaft an, wie die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG und das SONNTAGSBLATT berichten: "Interreligiöse Dialogbegleiter ausgebildet".
Die Links dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Seit Anfang Juni gibt es an der Universität Tübingen eine Jüdisch-Islamische Forschungsstelle, die nach eigenen Angaben die deutschlandweit erste ihrer Art ist. Im Gespräch erläutern die beiden Gründer, die Professorin für Islamische Religionspädagogik, Fahimah Ulfat, und der Dozent für Jüdische Theologie, Asher Mattern, die Gemeinsamkeiten von Judentum und Islam, die Notwendigkeit antijüdische Stellen im Koran aufzuarbeiten und neu zu bewerten sowie über die künftigen Aufgaben der Forschungsstelle: "Mit Kippa und Kopftuch für ein friedliches Zusammenleben".
Der Link zum Gespräch in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Einem historisch brisanten Thema widmet sich der gebürtige US-Amerikaner Daniel Weiss an der Universität Tübingen. Er erforscht, wie Juden im zweiten und dritten Jahrhundert auf Texte reagierten, die sich feindlich gegenüber Juden äußern. Der jüdische Wissenschaftler hat sich insbesondere vorgenommen, den antiken Texten möglichst unvoreingenommen zu begegnen - und macht dabei ganz neue Entdeckungen, wie Valentin Schmid für EVANGELISCH.de berichtet: "Forschung zu Konflikten von Juden und Christen".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Seit Jahrzehnten ist ein kleines israelisches Dorf gut 35 Kilometer nördlich von Haifa eine beliebte Anlaufstelle für Freiwillige aus Europa und den USA, die eine Zeitlang im „Heiligen Land“ leben, lernen und arbeiten wollen. In diesem Jahr feiert es sein 60-jähriges Bestehen, es wurde im Frühjahr 1963 gegründet: Nes Amím, zu Deutsch „Zeichen für die Völker“. Ein christliches Dorf in Israel: Diese Idee hatte in den 1950er Jahren der niederländische Arzt Johan Pilon, ein engagierter Protestant, der entsetzt über den deutschen Massenmord an sechs Millionen Juden den Beweis antreten wollte, dass es auch anders geht: Christen sollten in Israel das Judentum kennenlernen und so für die vielfältigen Formen des Antisemitismus sensibel werden. Markus Grau wirft in der EVANGELISCHEN ZEITUNG einen Blick zurück in die Geschichte von Nes Amim und schildert, wie es heute um das interrligiöse Friedensdorf bestellt ist: "Israelische Siedlung Nes Ammim: Das Dorf der Versöhnung".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
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Mehr als 80 Jahre nach ihrer Zerstörung und gut drei Jahre nach dem Start der Renovierung wurde in München mit einem Richtfest die Wiederherstellung der Synagoge in der Reichenbachstraße gefeiert, wie der BAYRISCHE RUNDFUNK berichtet. Sie ist eine der wenigen Synagogen weltweit im Bauhaus-Stil. "Ein Haus mit Seele", wie der Historiker Michael Wolffsohn im Vorfeld des Richtfestes in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG schrieb. Und fast übertroffen wurde die Freude über das Richtfest dann noch durch einen Sensationsfund wenige Tage später, wie der MÜMCHNER MERKUR berichet: Teile der vor 85 Jahren auf Befehl Adolf Hitlers abgerissene Hauptsynagoge Münchens wurden unweit ihres Standortes an der der Isar gefunden. „Das ist heute ein Blick über drei Generationen in die Vergangenheit“, sagt Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, die noch als Kind die Hauptsynagoge kennengelernt hatte. Ihre Freude über die Fundstücke ist groß, damit kehre "ein Stück der eigenen Geschichte" zurück in die Gemeinde. Knobloch, die sicher eines der bekanntesten Gesichter des Judentums in Deutschland ist, kommt auch an anderer Stelle ausführlich zu Wort. Im Gespräch mit Rafael Seligmann spricht sie im FOCUS über das Verhältnis zu Israel, warnt vor dem zunehmenden Antisemitismus und äußert sich zur Zukunft jüdischen Lebens in Deutschland. Auf die Bemerkung Seligmanns etwa, es bestehe doch viel guter Wille und Freude über jüdisches Leben in Deutschland, reagiert sie mit den Worten:
"Wir sind aber kein Festival, auf dem man auftreten und wieder gehen kann, sondern eine Religionsgemeinschaft in der Mitte der Gesellschaft. Wir wollen keine Privilegien, aber auch nicht am Rand der Gesellschaft stehen. Es ist für viele unerträglich geworden, permanent bedroht und beschimpft zu werden."
Alle Links zu den erwähnten Themen in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Seit einem Jahr lockt das jüdische Kulturschiff MS Goldberg Kulturinteressierte in Berlin-Spandau mit Theaterstücken, Lesungen, Themen-Revuen, Konzerten, Filmen und Talkrunden an Board. Im TAGESSPIEGEL erzählt der Leiter des Projekts Peter Sauerbaum vom ersten Jahr an Board, von spitzen Bemerkungen und schweigenden Schulen, einem überraschenden Besuch am Fluss, der Polizei und seinen Ideen für den Herbst: „Mit dieser Überraschung hätte ich nicht gerechnet“.
Der Link zum Interview in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Anlässlich seines 140. Geburtstages zeichnet Thomas Tews in einem Beitrag für HAGALIL Franz Kafkas lebenslanges Ringen um seine Jüdischkeit nach. Tews schildert die entscheidenden Situationen in Kafkas Suche nach jüdischer Identität und sieht in seiner Entwicklung Aspekte, die mit Blick auf unsere heutigen Identitätsdebatten von großer Aktualität sind. U.a. schreibt er:
"Kafkas lebenslanges Ringen um seine Jüdischkeit zeigt, dass »Identität« – ein zentraler Begriff der Postmoderne – nicht statisch, sondern dynamisch ist. Seine von Ambivalenzen und Unsicherheiten geprägte Identitätsentwicklung sprengt das in der westlichen Gesellschaft tief verankerte binäre Denken, das sich in Dichotomien wie jüdisch/nichtjüdisch erschöpft. Dabei sind kulturelle, religiöse, geschlechtliche oder andere Identitäten in Wahrheit wesentlich fließender. Dieser Diversität gilt es Rechnung zu tragen."
Der Link zum Beitrag in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Von einem bemerkenswerten Auftritt des weltbekannten und langjährigen englischen Fußballnationalspielers David Beckham berichtet die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG. Beckham hielt in der bis auf den letzten Platz mit gut 700 Zuhörern besetzten Synagoge im Londoner Stadtteil St. John’s Wood eine Rede zum Thema "Lesson in Leadership". Während Beckhams Vortrag habe in dem Gebetssaal andächtiges Schweigen geherrscht, ganz im Gegensatz zu den Gottesdiensten, schrieb die anwesende Korrespondentin der »Jewish News«. Dabei äußerte er sich auch deutlich zu seinen jüdischen Wurzeln: »Wie jüdisch sind Sie, Mr. Beckham?«
Der Link zum Bericht in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
"Die Jüdische Gemeinde Bern (JGB) zählt 315 Mitglieder. Das klingt nicht nach viel. Doch die Gemeinschaft ist äusserst vielfältig. Da ist die Präsidentin, die kaum in der Synagoge anzutreffen ist. Der Vorbeter, der eine intensive atheistische Phase durchlebt hat. Der neue Rabbiner, der früher Manager in der Erdölbranche war. Die junge Mutter, die auch ohne jüdische Dating-Apps die grosse Liebe gefunden hat. Und ihr Vater, der sich genau überlegt, mit wem er über israelische Politik spricht. Um diese Menschen dreht sich dieser Text. Und um die Frage, wie die älteste Weltreligion im 21. Jahrhundert gelebt werden soll."
Martin Erdmann schildert in einer ansprechenden und ausführlichen Foto-Reportage in der BERNER ZEITUNG Einblick in eine jüdische Gemeinde mit verschiedenen Anspruchhaltungen, die sich auf einen neuen Rabbiner einstellen muss - und dieser auf sie: "Zwischen Tradition, Frauenfrage und Hadern mit Gott".
Der Link zur Reportage in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
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Mehr als eine halbe Million Menschen - 522.000 - sind im zurückliegenden Jahr 2022 aus der Katholischen Kirche ausgetreten. Ein absoluter Rekord. Die Zahlen seien zwar auch in der Evangelischen Kirche beträchtlich, dennoch hat sich die Entwicklung deutlich "entkoppelt", kommentiert Tobias Schrörs in der FAZ:
"Der rasante Niedergang ist ein katholisches Problem und eine Folge des Umgangs mit der Missbrauchskrise. Die Diskussion um die Rolle des inzwischen verstorbenen Papstes Benedikt XVI. nach der Veröffentlichung des Münchener Missbrauchsgutachtens im Januar 2022 bildete den traurigen Auftakt eines weiteren Jahres der Enttäuschungen."
Links zum Thema in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.
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Ein dunkles Kapitel der Religionsgeschichte steht im Mittelpunkt des Romans "Tod oder Taufe – Die Kreuzfahrer am Rhein" des deutschen Schriftstellers und Wahl-Skandinaviers Jakob Matthiessen (siehe auch: Online-Extra Nr. 318). Anschaulich erzählt er vom Überlebenskampf der Mainzer Juden, die sich zunächst mutig gegen die Angreifer zur Wehr setzten, aber schließlich vor die fürchterliche Alternative gestellt wurden, sich taufen oder töten zu lassen. Eingebettet in einen spannenden Plot rückt er den Zwiespalt zwischen Überleben und Martyrium in den Fokus der Handlung und führt den Lesern die Glaubensfragen der damaligen Zeit vor Augen. Der im christlich-jüdischen Dialog bewanderte Theologe Norbert Reck hat das Buch für FEINSCHWARZ gelesen und ist voll des Lobes: "Tod oder Taufe".
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.
Einen angenehmen Tag wünscht
Dr. Christoph Münz
redaktion@compass-infodienst.de
(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)
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