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ISSN 1612-7331
07.02.2024 - Nr. 2056
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Die nächste Tagesausgabe erfolgt am Donnerstag, 15. Februar 2024.


Guten Tag!

Nr. 2056 - 07. Februar 2024



Ibrahim Dalalsha ist Direktor des Horizon Centers in Ramallah und war auch schon u.a. als Berater des US-Aussenministeriums in der Region tätig. Im Interview mit der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG erläutert er, warum eine vollständige Zerstörung der Hamas als auch ein baldiges Ende des Krieges unwahrscheinlich seien. Auf die Frage, warum es innerpalästinensisch keine Kritik oder Widerstand gegen die Hamas gibt, die doch ursächlich für den verheerenden Krieg verantwortlich sei, antwortet er:
"Die Palästinenser haben am 7. Oktober gejubelt, weil sich die Hamas dem allmächtigen Feind Israel entgegengesetzt hat, nicht weil sie Zivilisten entführt und getötet hat. Das Hauptproblem ist, dass es am 6. Oktober keine Alternative zur Hamas gab. Es gab seit Jahren keinen Friedensprozess mehr, keine Verhandlungen, nichts. Ich bin überzeugt: Wenn am 6. Oktober Frieden geherrscht hätte und die Hamas diesen Frieden zerstört hätte, dann hätten sich die Palästinenser gegen sie gestellt."
Im Blick auf eine Lösung des Nahost-Konflikts hält Dalalsha an der Zweistaaten-Lösung fest, die er freilich mit einem speziellen Konzept verbindet:
"Es gibt viele fähige Leute in Parteien, NGO, Think-Tanks, akademischen Kreisen. Wir leben in einer Autokratie, das bedeutet aber nicht, dass es keine besseren Führungsfiguren gäbe. Wir brauchen eine unabhängige Übergangsregierung, nicht die Hamas, nicht die Fatah, nicht die PLO. Sie könnte in einer Abkühlungsperiode den Boden für Neuwahlen bereiten, die internationale Hilfe und den Wiederaufbau im Gazastreifen koordinieren und neue rechtsstaatliche Mechanismen schaffen. Wir brauchen innerhalb der Palästinensischen Autonomiebehörde radikale Reformen, um Meinungsäußerungsfreiheit und Demokratie zurückzubringen. Nach dem 7. Oktober können wir keine Hamas-Leute mehr in eine Regierung einbinden. Wir brauchen finanzielle und politische Unterstützung der USA und der Europäer, und die werden keine Extremisten mehr akzeptieren. Wir sollten aber nicht nur die Hamas, sondern auch die Fatah fernhalten und nur unabhängige Technokraten akzeptieren."

"Was wir am 7. Oktober erlebt haben, ist eine Katastrophe, die vorprogrammiert war", so der israelische Historiker mit deutschen Wurzeln Moshe Zimmermann, der zusammen mit seinem Kollegen Moshe Zuckermann kürzlich das Buch "Denk ich an Deutschland... Ein Dialog in Israel" veröffentlicht hat. Im Interview mit der FRANKFURTER RUNDSCHAU spricht er über das Hamas-Massaker und die Folgen, ein gewandeltes Zionismus-Verständnis, die deutsche Debattenkultur, Antisemitismus in der politischen Linken und Rechten sowie über die Zweistaaten-Lösung, an der er unvermindert festhält:
"Die zwei Staaten muss man als Ausgangsposition akzeptieren. Wenn es einen Staat für die Juden gibt, muss es auch einen für die Palästinenser geben."

In der TAZ macht sich Tanja Tricarico darüber Gedanken, wie mit den Anschuldigungen gegen die UNRWA umzugehen sei. Dokumente belegen, dass sechs bis zwölf Mitarbeiter der UNRWA (über die Zahl wird gestritten) in das Massaker am 7. Oktober unmittelbar beteiligt waren. Tricarico schreibt:
"Gemessen an den rund 13.000 Mitarbeitern der Organisation ist die Anzahl der Menschen, die die Hamas unterstützen, aber offenbar doch recht gering. Der Einsatz von Hilfsorganisationen in Krisengebieten ist bedingungslos zu akzeptieren. Das gebietet die Menschlichkeit. Und zugleich birgt die Zusammenarbeit mit lokalen Partnern immer auch ein Restrisiko. So auch im Gazastreifen, in dem das UNRWA einer der größten Arbeitgeber ist. Wohin fließen Gelder? Wer unterstützt welche Milizen?"
Sehr viel kritischer äußert sich an gleicher Stelle in der TAZ Erica Zingher:
"Während Kinder in Gaza in UNRWA-Schulen zum Hass auf Juden erzogen wurden, weil der in Schulbüchern gepredigt wurde, erzählte sich die Weltgemeinschaft lieber die alte Mär von den armen palästinensischen Opfern; Opfern, die angeblich niemals Täter sein konnten, weil sie schließlich Flüchtlinge waren; Opfern, da dieser Status unter Palästinensern über Generationen weitergegeben werde."

Die Links zu den Themen in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Während die Geisel-Krise Netanyahu weiter unter Druck setzt - vergangenen Sonntag demonstrierten erneut Tausende von Menschen für die Freilassung der Geiseln - stilisiert sich der rechtsradikale Sicherheitsminister Ben Gvir bereits als Alternative zu Netanjahu. Und der weiß genau, welche Knöpfe er zu drücke hat, schildert Maria Sterkl für die FRANKFURTER RUNDSCHAU. Nach dem Ende des Gaza-Kriegs schwebt den Rechtsradikalen für den Gazastreifen eine Besatzung und Besiedlung durch Israel vor. Die dort lebende palästinensische Bevölkerung will man massenweise deportieren oder dazu bringen, „freiwillig zu migrieren“, wie Ben Gvir es nennt. Das deckt sich mit Vorstellungen, wie sie kürzlich bei einem Kongress in Jerusalem laut wurden, der von Israels radikaler Siedlerbewegung Nahala organisiert wurde und an dem mehrere Minister aus Netanjahus Kabinett  teilnahmen, wie die TAZ berichtet: "Zurück in den Gazastreifen".

"Netanjahu ist ein Versager – und womöglich dennoch Israels nächster Wahlsieger", so titeln Steven A. Cook, Kolumnist bei Foreign Policy, und Eni Enrico Mattei, Senior Fellow für Nahost- und Afrika-Studien beim Council on Foreign Relations in einer Analyse, die in der FRANKFURTER RUNDSCHAU zu lesen ist. Die Autoren skizzieren die innenpolitische Lage in Isral und führen dabei jene durchaus gewichtigen Faktoren an, die Netanyahu trotz allem Druck in die Hände spielen. So unterstütze beispielsweise immer noch eine Mehrheit der israelischen Bevölkerung ihren Ministerpräsidenten in dessen strikter Ablehnung einer Zweistaatenlösung. Netanyahu verstehe es sehr geschickt, den Hass auf die Hamas, die politisch wiederum gerade im Westjordanland derzeit an Ansehen gewonnen hat, für sich auszunutzen. Das Fazit der Autoren lautet, Netanyahu sei
"wahrscheinlich näher am Sieg dran, als viele denken. Die Israelis haben ihre Reihen geschlossen und scheren sich wenig darum, was die Welt darüber denkt, wie sie die Hamas bekämpfen – aus ihrer Sicht eine existenzielle Bedrohung. Sie sind es, die gegen die Hamas und die Welt kämpfen. Und genau darauf setzt Netanjahu."

Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik
ISRAEL INTERN

Ihre Stimmen sollen gehört werden: Menschen, die von sexueller Gewalt der Hamas gegen israelische Frauen berichten - die Zeugnis ablegen von unvorstellbaren Gräueltaten der Hamas. Dafür kämpft Shari Mendes, die auf Einladung von Gesa Bräutigam, Botschafterin für feministische Außenpolitik, kürzlich in der gediegenen Atmosphäre des Auswärtigen Amtes von ihrer bedrückenden Arbeit erzählt, wie ZDF-Heute und die WELT berichten. Eigentlich arbeitet die Israelin als Architektin. Doch seit dem Überfall der Hamas am 7. Oktober auf Israel ist sie Teil einer Reserveeinheit der israelischen Armee, deren Aufgabe die Identifizierung und Bestattungsvorbereitung ist. Nach beschämenden Widerständen, die auch Mendes schildert, kommt nun endlich auch die UNO in Bewegung, um die fürchterlichen Gewalttaten der Hamas gegen Frauen ernst zu nehmen. Wie die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG berichtet, hat die UN-Sonderbeauftragte für sexuelle Gewalt, Pramila Patten, mit einm Team von UN-Rechtsanwälten und medizinische Experten vor kurzem Israel besucht, um die weit verbreitete und systematische sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt zu untersuchen, die von Terroristen der Hamas am 7. Oktober gegen Israelis verübt wurde: »Schweigen macht sexuelle Gewalt wirksam und billig«.

Als Israel am 7. Oktober von der Hamas angegriffen wird, zögert Yasha, ein 28-jähriger Wiener mit israelischen Wurzeln, nicht lange: Er fliegt nach Israel, um seine Heimat zu verteidigen. Nach einem dreiwöchigen Training wird der ehemalige Reservist zum Kampfeinsatz in den Gazastreifen geschickt. Nun ist er wieder zurück in Wien – und schildert im Gespräch mit dem ORF, was er erlebt hat: „Hat mein Leben geändert“

Der Link zum Beitrag in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

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In einer bewegenden Gedenktstunde zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus sprachen als Gastredner die Holocaust-Überlebende Eva Szepesi, die als Kind das Vernichtungslager Auschwitz überlebte, und Marcel Reif. Der 1949 in Polen geborene Sportjournalist stand für die sogenannte zweite Generation, sein Vater überlebte die Shoah nur knapp. Viele andere Familienmitglieder Reifs wurden von den Nazis ermordet. Beide Reden liegen im Wortlaut vor. In einem lesenswerten Interview mit der Wochenzeitung DAS PARLAMENT sprach Reif vorab über die Geschichte seines Vaters und wie das Schweigen der Familie über das Grauen im Nationalsozialismus den Kindern eine behütete Jugend in Deutschland, dem Land der Täter, ermöglichte; und wie er als Angehöriger der zweiten Generation seine Rolle sieht. Im Interview erklärt Reif auch, was er über den Terror der Hamas denkt, wie er die pro-palästinensischen Demonstrationen in Deutschland sieht und wie sein Umgang mit Antisemitismus aussieht. „Ich weiß nicht, was die zweite, dritte Generation tun kann“, sagt Reif und fügte hinzu:
"Nie wieder! Das ist Nationalräson, Staatsräson, Volksräson. Wer sich nicht an diese Räson hält, der muss zur Räson gebracht werden. Ich weiß nicht, was die zweite, dritte Generation tun kann. Ich weiß nur, dass ich das Maul aufmachen muss. Mir soll kein Deutscher erklären, es reicht, irgendwann ist mal gut. An der Stelle bin ich Kämpfer."

Am 21. November 1941 mussten sich rund tausend Breslauer Juden in der schlesischen Großstadt Breslau morgens im leer stehenden Tanzlokal Schießwerder einfinden. Viele holte die Polizei mit Lastwagen an ihren Wohnorten ab; meist schon „Judenhäusern“, in die sie in den Monaten zuvor hatten umziehen müssen, um die eigenen Wohnungen für „Arier“ freizumachen. Manche kamen offenbar auch zu Fuß; Autos und Fahrräder durften Juden schon lange nicht mehr besitzen. Geplant war nun ihre Deportation in die Vernichtungslager. Überraschend sind jetzt im Archiv des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden Sachsen in Dresden zwölf Fotos aufgetaucht, die genau das zeigen: die Ankunft am Schießwerder am 21. November 1941. Sven Felix Kellerhoff berichtet in der WELT von dem aufsehenerregenden Fund, dessen historische Hintergründe und zeigt einige der gefundenen Fotos: "Diese Bilder zeigen Breslauer Juden auf dem Weg in den Tod".

Laut dem Schlussbericht der Bergier-Kommission hat die Schweiz während des Zweiten Weltkriegs rund 20 000 Flüchtlinge «an der Grenze abgewiesen oder aus dem Land ausgeschafft». Diese Zahl bezieht sich auf zivile Flüchtlinge im Allgemeinen, nicht spezifisch auf Jüdinnen und Juden. Trotz schwieriger Quellenlage heisst gleichwohl im Bericht: «Sicher ist, dass es sich bei den bis im Frühling 1944 weggewiesenen Flüchtlingen zu einem grossen Teil um Juden handelte.» Dieser Behauptung widerspricht nun der Historiker Adriano Bazzocco in einem Aufsatz, der von der Forschungsstelle Diplomatische Dokumente der Schweiz (Dodis) publiziert worden ist, wie Marc Tribelhorn in der NEUNE ZÜRCHER ZEITUNG berichtet. Bazzocco weise nun überzeugend nach, dass der Anteil der Juden unter diesen Flüchtlingen deutlich tiefer war als bisher in der Forschung vermutet. Die Mehrheit der Zurückgewiesenen seien höchstwahrscheinlich ehemalige Soldaten der aufgelösten italienischen Armee gewesen, schreibt er. Das ändere freilich nichts daran, dass die damalige Flüchtlingspolitik antisemitisch war – und ein schändliches Kapitel der Schweizer Geschichte, so Tribelhorn.

In einem bemerkenswerten Beitrag für den TAGESSPIEGEL widmet sich der Historiker Julius H. Schoeps, seines Zeichens Gründungsdirektor des Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien an der Universität Potsdam, einem Aspekt des Nationalsozialismus und der Person Hitlers, der in der historischen Zunft ansonsten eher untergewichtet, ja, vielleicht gar unterschätzt wird: "Der Nationalsozialismus als Glaubensbewegung". Eindrucksvoll skizziert Schoeps, wie sehr die "religiöse Komponente ... im Nationalsozialismus eine große Rolle" spielte und viele Menschen sich durch die Person Hitlers "verstanden und im NS-Staat wie in einer Kirche aufgehoben" fühlten. Und Schoeps zeigt auf, wie sehr erst diese quasi-religiöse Verblendung es möglich machte, den hinter ihr stehenden "Erlösungswahn und Vernichtungswille" in die Tat umzusetzen:
"Wenn wir akzeptieren, dass der Nationalsozialismus tatsächlich so etwas wie eine echte Glaubensbewegung war, dann gilt auch für den Vorgang des organisierten Judenmordes, dass dieser nur verstehbar ist, wenn er heilsgeschichtlich beziehungsweise heilstheologisch gedeutet wird. Die Juden waren das Blutopfer, das zur Selbstreinigung dargebracht wurde."

Alle Links zu den Themen in der Rubrik VERGANGENHEIT...

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Durch und durch erschreckend, was der jüngste Report der Bildungsstätte Anne Frank unter dem Titel "Die TikTok-Intifada - Der 7. Oktober & die Folgen im Netz" zutage gefördert hat: TikTok begünstigt Antisemitismus und Verschwörungsideologien, Terrorpropaganda und Hassrede, von Falschinformationen ganz zu schweigen. Da TikTok viel zu wenig im Fokus der Öffentlichkeit stehe, biete es einen idealen Nährboden für Extremisten, was auch auch AfD-Politiker sehr gut zu nutzen wüssten. Ihre Partei ist die reichweitenstärkste der deutschen Parteien auf Tiktok. Insgesamt trage das alles zu einer „Speed-Radikalisierung“ junger Menschen bei. „Kein anderes soziales Medium versorgt so eine vulnerable Zielgruppe mit derart verstörendem Content“, sagt Deborah Schnabel, Direktorin der Bildungsstätte. Der Bildungsstätte seien viele Berichte von Lehrern bekannt, die beklagen, wie Schüler „plötzlich mit terrorverharmlosenden, israelfeindlichen, antisemitischen und unverrückbaren Positionen zum Nahostkonflikt in die Schule kommen – als hätten sie sich über Nacht radikalisiert“. Der Bericht der Bildungsstäte steht online zur Verfügung: "Die TikTok-Intifada - Der 7. Oktober & die Folgen im Netz"

In der Nacht auf Samstag landete der jüdische Student Lahav Shapira mit Knochenbrüchen im Gesicht im Krankenhaus. Er wurde in Berlin von einem propalästinensischen Kommilitonen verprügelt. Das Opfer ist Enkel eines der Ermordeten des Olympia-Attentats von München 1972 und Bruder des Comedian Shahak Shapira. Der Fall sorgt für große Aufmerksamkeit, die Freie Universität gibt sich - drei Tage nach dem Vorfall - „zutiefst entsetzt“. Wenig überzeugend, wie Claudius Seidl in der FAZ kommentiert und im Blick auf die bislang folgenlos gebliebenen anti-israelischen Vorfälle an der Universität in den letzten Wochen schreibt: "Selten war Indifferenz einer Lüge so ähnlich." Immer mehr gerät dabei der Präsident der Freien Universität Günter M. Ziegler ins Zentrum der Kritik. So etwa seitens der Jüdischen Studierenden Union, die ihn in einem Offenen Brief, der in der WELT zu lesen ist, auffordert, sich endlich dem Antisemitismus-Problem an der FU zu stellen. In dem Brief heißt es u.a.:
"Sehr geehrter Herr Professor Ziegler, die Freie Universität steht seit Monaten für Offenheit und Toleranz gegenüber Antisemiten. Bis heute verbreiten diese Antisemiten ihren Hass auf Ihrem Campus. Bis heute wurde kein Hausverbot ausgesprochen. Es geht um Leute, die einen Hörsaal besetzt haben. Es sind Leute, die mit extremistischen Gruppen kooperieren. Leute, die nicht nur Gewalt androhen, sondern auch anwenden. Hören Sie endlich auf, die Dinge zu relativieren oder zu leugnen. Ziehen Sie endlich Konsequenzen gegen die Antisemiten!"
Forderungen, wie sie u.a. auch der Zentralrat der Juden erhoben hat, den propalästinensischen Studentenschläger zu exmatrikulieren, wurden unterdessen von der FU mit Verweis auf das Berliner Hochschulrecht zurückgewiesen. Maximal könne ein dreimonatiges Hausverbot verhängt werden. Kopfschüttelnd kommentier Klaus Hillenbrand in der TAZ:
"Die Ausflüchte der Freien(!) Universität Berlin sind typisch dafür, wie in diesem Land mit notorischen Antisemiten umgegangen wird. [...] Wenn es aber konkret wird, wenn Juden in Deutschland geschlagen, bedroht und eingeschüchtert werden, wenn Judenhass öffentlich verbreitet wird, dann sind die Reaktionen verdruckst. Schließlich ist das Verteilen von Süßigkeiten anlässlich eines Massakers nicht strafbar. Schließlich haben Beamte noch viele andere wichtige Aufgaben zu bewältigen, als nur den Judenhass zu verfolgen. Schließlich kann auch eine Uni-Leitung nicht jedem Vorfall akribisch nachgehen."

"Antisemitismus ist out – aber wirklich nur als Wort. Zwar wollen alle Antisemiten Juden hassen, nur möchte fast niemand mehr als Antisemit bezeichnet werden. Dafür gibt es die perfekte Ablenkungsstrategie: Antizionismus. Juden werden dabei mit Hass überzogen wie eh und je, aber statt von Juden ist die Rede von »Zionisten«. Das reicht bereits, niemand muss sich dabei mit komplizierten Begründungen aufhalten, es existieren in der Öffentlichkeit viel zu viele Verbündete, als dass damit Probleme entstehen würden."
Sascha Lobo legt im SPIEGEL eine efrischend deutliche, mit spitzer Ironie formulierte Anleitung vor, die dabei helfen will, "Antisemitismus leichter zu entdecken und zu begreifen, die Beweggründe zu verstehen, die Gedankengänge nachvollziehen zu können, so absurd, realitätsavers und gefährlich sie sein mögen – um anschließend Judenhass offensiver und besser bekämpfen zu können." Sein "fast gar nicht sarkastischer Einblick für Nichtantisemiten" will aufzeigen, "wie Seele und Hirn von Antisemiten funktionieren, speziell auf den gegenwärtigen Krieg in Nahost bezogen." Lesenswert: "Antisemitismus erkennen für Anfänger".

Wie sehr sich die als vermeintlich links verstehende Kulturszene pseude-faschistischen Narrativen auf den Leim geht, beschreibt und kritisiert der Kulturressortleiter der TAZ Andreas Fanizadeh in einem Beitrag, der sich mit den Auswirkungen der hybriden Kriegsführung totalitärer Mächte auf den Kulturbereich auseinandersetzt. Denn gerade solch autoriären Protagonisten wie Putin oder die Hamas nützten die bedenklichen Warhnehmungsverschiebungen linker Akteure entsprechend aus. Als Beispiel eines solchen verdrehten Denkmusters verweist er darauf, dass die Argumentatationsmuster heutiger propalästinensischer Aktivisten sich aufs Haar mit dem "Antiimperialismus" von einst ähneln:
"Während die Hamas genozidal angriff, soll die Verteidigung israelischen Lebens geächtet sein. Gerade die Linke in Deutschland sollte gewarnt sein. Schon einmal hatte sie furchtbar geirrt, als viele im palästinensischen Kontext den völkisch-religiösen Nationalismus als einen der Befreiung verkannten. Die westdeutsche Rote Armee Fraktion (RAF) verteidigte 1972 den Anschlag des palästinensischen „Schwarzen September“ auf die Olympischen Spiele in München."
Und heute betreibe man eine ähnliche Opfer-Täter-Umkehr:
"Der 'Globale Süden' als herrschaftsfreie Opferbewegung war damals wie heute eine Chimäre. Die unhistorischen Rhetoriken verstellen den Blick auf außereuropäische Herrschafts- und Gewalttraditionen. In der Geschichte der radikalen Linken führte dies zu falschen Parteinahmen. Und zu der gefährlichen Annahme, die Einhaltung der Menschenrechte sei nur ein Gebot für den Gegner, nicht für sich selbst. Heute bezichtigen postkoloniale, sich propalästinensisch verstehende Aktivisten Israel in Gaza einer genozidalen Kriegsführung. Die Täter-Opfer-Umkehr erinnert fatal an die Verdrehungen der 1970er Jahre."

Laut der vom Bundeskriminalamt veröffentlichen Statistik zur "Politisch motivierten Kriminalität (PMK)" gehen die meisten antisemitischen Vorfälle auf das Konto von Rechtsextremisten. Ein vezerrtes Trugbild, so legt kai Funkschmidt, wissenschaftlicher Referent bei der Evangelischen Kirche in Deutschland, in einem erhellenden Beitrag in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG dar. Denn auf der Seite der Betroffenen herrscht hingegen viel mehr die Wahrnehmung vor, dass es sich überwiegend um Täter aus dem Bereich des islamischen Antisemitisms handele:  
"Eine Studie der Universität Bielefeld stellte 2017 fest, dass in Deutschland nach Einschätzung der Betroffenen 81 Prozent der Taten von Muslimen ausgingen - die weniger als 10 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Auf das Konto von Linken gingen demnach 25 Prozent, Rechte tauchen mit 19 Prozent erst an dritter Stelle auf. Die Rangfolge ist also genau umgekehrt wie in der PMK-Statistik."
Der Grund für diesen seltsam anmutenden Widerspruch zwischen Kriminalstatistik einerseits und Opferwahrnehmung andererseits sei freilich leicht zu identifizieren, so Funkschmidt:
"Sobald etwa ein Hakenkreuz oder ein Hitlergruß im Spiel sind, gilt die Tat als 'PMK-rechts', egal, wer sie beging. Das gilt auch, wenn arabische Hizbullah-Anhänger 'Sieg Heil' oder 'Juden ins Gas' rufen - oder den Hitlergruß zeigen. Jede Bezugnahme auf den Holocaust oder NS-Symbole erscheint statistisch als 'rechtsextrem', obwohl solche Symbole häufig auch von muslimischen und linksextremen Tätern verwendet werden, wenn sie Israel als den neuen Nazi-Staat brandmarken wollen."

Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel zeigt sich einmal mehr, wie wenig das Versprechen des »Nie wieder« gilt und wie sehr Antisemitismus von verschiedenen Seiten gesellschaftsfähig geworden ist. So konstatiert der Publizist Michel Friedman in seiner jüngsten Publikation: "Judenhass. 7. Oktober 2023", in dem er über das Versagen der Politik schreibt, über die Ignoranz unserer Gesellschaft und darüber, wie wir verhindern können, dass die Gewalt gegen Jüdinnen und Juden weiter um sich greift. Denn, so Friedmann, es geht um alles: um unser aller Zukunft, um Freiheit und Demokratie:
»Ich bin nicht bereit, mich von Menschen, die hassen, beeinflussen zu lassen. Ich bin nicht bereit, ihnen dieses Machtgefühl zu schenken. Ich bin nicht bereit, einen Teil meiner Identität aufgrund von Drohungen zu löschen. Ich verstehe nicht, warum Menschen, die selbst keine Juden sind, nicht bemerken, dass dort, wo die autoritäre Geisteshaltung ihren Platz gefunden hat, nicht nur die Minderheiten, sondern auch sie selbst ihre Lebensqualität verlieren. Die Schlinge des Autoritären schließt sich auch um ihr Leben. Ich bin nicht bereit zu akzeptieren, dass der Hass das letzte Wort hat.«
Der Politologe Armin Pfahl-Traughber stellt das Buch für HAGALIL vor und in der AUGSBURGER ALLEMEINEN kommt Friedmann selbst im Interview zu Wort. Dort sagt er u.a. zu den jüngsten Massendemonstrationen gegen Rechtsextremismus:
"Ich bin sehr froh, dass es diese Demonstration gab. Aber die Demonstrationen, die wir in den letzten Wochen erlebt haben, waren eine Reaktion auf die Deportationsfantasien, die Correctiv aufgedeckt hat. Nicht eine Reaktion auf den Judenhass. So gesehen, habe ich ein glückliches Auge und weiterhin ein weinendes Auge. Diese Einsamkeit nach dem 7. Oktober, dieses nicht umarmt worden zu sein, bleibt nach drei Monaten eine nicht mehr zu ändernde Tatsache."

Nachkommen der deutschen Widerstandskämpfer in der NS-Zeit haben in einem öffentlichen Appell zum Schutz der Demokratie gegen den Rechtsextremismus aufgerufen. „Wir sollten uns alle dafür verantwortlich fühlen, die liberale und rechtsstaatliche Demokratie zu bewahren und sie zu verteidigen“, heißt es in dem Aufruf unter der Überschrift „Aus der Geschichte lernen, die Demokratie stärken!“. U.a. hatte die BERLINER MORGENPOST den Appell am Dienstag veröffentlicht. Wörtlich heißt es darin weiter:
„Wir haben in Deutschland schon einmal erlebt, wohin das führen kann. Es waren unsere Eltern, Großeltern und Urgroßeltern, die sich dem NS-Unrecht damals als Widerstandskämpfer entgegengestellt haben. Deshalb melden wir uns als Angehörige und Nachkommen heute zu Wort und fordern alle Mitbürger dazu auf, der Neuen Rechten in unserem Land und europaweit die Stirn zu bieten."
Zu den mehr als 280 Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern des Appells, der der Funke Mediengruppe vorliegt, gehören unter anderem die Nachfahren von Dietrich Bonhoeffer, Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Carl Friedrich Goerdeler sowie von Freya und Helmuth James von Moltke.

Die Links zu den Themen in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

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Sehr häufig wird in aktuellen Debatten etwa mit Blick auf den laufenden Nahost-Krieg ein Zusammenhang zwischen Religion und Gewalt unterstellt. Im Falle des Christentums überzeuge das jedoch nicht, im Falle des Islam schon sehr viel mehr. So etwa lautet die These von Martin Ronheimer, der von 1990 bis 2020 Ethik und politische Philosophie an der Päpstlichen Universität Santa Croce in Rom lehrte, in einem Beitrag für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG. Zwar könne jede Religion politisch und gewalttätig werden, wenn sie sich mit politischen Interessen verbindet. Im Gegensatz zum Christentum aber sei der Islam in besonderer Weise "strukturell gefährdet", in diese Gewalt erzeugende Falle einer Verbindung von Religion und Politik zu tappen. Denn für den Islam sei die Einheit von Religion, Recht und sozialer Ordnung und das damit verbundene öffentliche Gewaltmonopol Ursprung und Wesensmerkmal:
"Anders das Christentum: Dieses versprach von Anfang an allein und ausschliesslich einen Weg zum ewigen Heil und vertritt gerade deshalb eine klare Arbeitsteilung zwischen geistlicher und weltlicher Gewalt. Die antik-christliche Zivilisation leitete zudem ihr Rechtssystem nicht aus ihren Heiligen Schriften ab, sondern behielt das bisherige römische Recht bei."
Vor diesem Hintergrund müsse auch das palästinensische Selbstverständnis bis hin zum Massaker der Hamas gesehen werden:
"Das lässt die These plausibel werden, das palästinensische Nationalbewusstsein habe nur insofern zum mörderischen Gegner eines jüdischen Staates werden können, als es mit dem religiösen Anspruch des Islam als einer intrinsisch politischen Religion verbunden war. Die politische, nicht die religiöse Komponente, sofern diese beim Islam überhaupt unterscheidbar sind, begründet demnach den Konflikt. Genährt vom rassistischen Judenhass der Muslimbrüder macht die Verbindung von Islam und palästinensischem Nationalismus die Hamas besonders gefährlich und generierte so die im letzten Oktober sich manifestierende brutale Gewalt."

Kerem Adigüzel ist muslimischer Theologe und setzt sich für Glaubensvielfalt ein. Im Gespräch mit dem ostschweizer Kulturmagazin SAITEN spricht er über innermuslimische Reaktionen auf das Hamas-Massaker am 7. Oktober, Antisemitismus im Islam, die Kraft von interreligiösen Gebeten, über antimuslimischen Rassismus und den vernünftigen Umgang mit dem Koran. Insbesondere setzt er aber auch weiterhin auf eine "Verständigung zwischen muslimischen und jüdischen Menschen. Sie müssen zusammenkommen und ein klares Signal geben, dass wir hier in der Schweiz das Miteinander leben."

Vor dem Hintergrund des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar und der stets damit einhergehenden Frage nach angemessenen Formen des Erinnerns, würdigt die katholische Theologin und Judaistin Sara Han in einem lesenswerten Beitrag für FEINSCHWARZ Leben und Werk von Ernst Ludwig Ehrlich, einer der Gründungspersönlichkeiten jüdischen Lebens im Nachkriegsdeutschland und Pionier im christlich-jüdischen Dialog. Insbesondere geht Han auch auf Ehrlichs Überlegungen ein, welche Konsequenzen Religion und Theologie durch die Erinnerung an Auschwitz ziehen müssten. Ehrlich habe immer wieder betont:
"Aufgabe einer Theologie nach Auschwitz sei jedoch nicht ein einseitiger Freispruch Gottes oder eine Rechtfertigung menschlicher Schuld, sondern die Verantwortung, die 'Theodizee in den Bereich der Ethik [zu] verlagern'. Dabei gilt es jedoch, 'das Offenhalten der Frage' nach dem Wesen und Herkunft des Bösen auszuhalten. Denn: 'Anstelle der Suche nach einer Antwort tritt die Suche nach den Haltungen, die dieses Offenhalten ermöglichen.'“
Dabei fordere Ehrlich immer wieder das „harte Gespräch“ ein, denn erst in der Konfrontation mit der kirchlichen „Lehre der Verachtung“ (Jules Isaak) gegenüber Juden und Judentum, die den Weg zum Hass der Nazis geebnet habe, werde deutlich, ob christliche Theologie das jüdische Zeugnis weiter verdränge oder sich an ihm neu ausrichte. In diesem Sinne habe sich Ehrlich stets an dem orientiert, was der katholische Theologe Johann Baptist Metz einst als Leitfrage so formulierte:
„Hat uns die Erinnerung an Auschwitz in unserem Christsein verändert? Sind wir tatsächlich eine ‚Kirche nach Auschwitz‘?“

Fast auf den Tag genau vor fünf Jahren, am 4. Februar 2019, unterzeichneten Papst Franziskus und der Großscheich der Al Azhar-Universität in Kairo, Ahmad al-Tayyeb, in Abu Dhabi das "Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen. Für ein friedliches Zusammenleben in der Welt". Der wenige Seiten umfassende Text ist in der Reihe päpstlicher Dokumente bespiellos, seine Verabschiedung galt religionspolitisch als spektakulär. Im Interview mit QANTARA ordnet der Islamwissenschaftler und Jesuit Felix Körner das Dokument aus Abu Dhabi und die Entwicklung seitdem ein. Körner, der am Zentralinstitut für Katholische Theologie an der Humboldt-Universität in Berlin lehrt, gilt als einer der angesehensten katholischen Islamexperten: "Der Papst und die Muslime".

Die Links zu den Themen in der Rubrik
INTERRELIGIÖSE WELT

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Die liberale Jüdische Gemeinde in Hamburg bezeichnet aktuelle Senatspläne als ein „Unrecht der Nazi-Zeit“, kritisiert Bürgermeister Peter Tschentscher und Finanzsenator Andreas Dressel (beide SPD) scharf und fordert den Wiederaufbau der Synagoge in der Poolstraße. Hintergrund der Kritik: Hamburgs liberales Judentum fühlt sich benachteiligt. Konkret geht es um die lange vernachlässigten Reste eines einst neuartigen jüdischen Tempels in einem Hinterhof im Stadtteil Neustadt. 1944 von Bomben getroffen, später Jahrzehnte lang der Witterung ausgesetzt, ist sie in erbärmlichem Zustand, obwohl sie manchen doch als Keimzelle für das liberale Judentum gilt. Am Montag stellte nun die liberale Gemeinde eine Machbarkeitsstudie im Blick auf die geschichtsträchtige Immobilie vor. Weitere Hintergründe und Details schildern die WELT und die TAZ: "Liberale Jüdische Gemeinde fordert neue Synagoge"

Jüdisches Leben findet in Frankfurt seit fast 1000 Jahren statt. In einem längeren, sehr informativen Beitrag im JOURNAL FRANKFURT erhält man einen guten Überblick darüber, welche Menschen und Orte das jüdische Leben in der Mainmetropole bis heute geprägt haben und dies weiterhiin tun. Vorgestellt werden dabei u.a. die jüdische Gemeinde, das jüdische Museum, die jüdische Lichtigfeld-Schule, jüdische und israelische Küche in Frankfurt, oder der jüdische Sportverein Makkabi und die liberale jüdische Gemeinde mit ihrer Rabbinerin Elisa Klapheck: "Jüdisch in Frankfurt".

Die »Kölschen Kippa Köpp« sehen sich in der Nachfolge des »Kleinen Kölner Klubs«. Der Verein wurde 2017 gegründet und hat laut Beckhardt rund 50 aktive Mitglieder, darunter auch Aspiranten. Im März 2019 folgte die erste öffentliche Veranstaltung unter dem Motto »Falafel & Kölsch« in der Kölner Synagogen-Gemeinde. Nun hat es schon eine kleine Tradition, dass die jüdischen Karnevalisten sich in das närrische Treiben der Domstadt jedes Jahr mit einklinken. Auch dieses Jahr will man es so halten, wie Stefan Dege für die DEUTSCHE WELLE berichtet, trotz des Angriffs der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und des daran anschließenden Krieges in Israel. "Wir lassen nicht zu", so der Sprecher des jüdischen Karnevalsvereins, "dass der Terror uns auch noch die Kontrolle über unsere Lebensfreude nimmt". Und noch mehr über Juden im Karneval erfährt man in einer Ausstellung, die noch bis 31. März im NS-Dokumentationszentrum der Rheinstadt zu sehen ist, wie Leticia Witte für die JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG berichtet: "Als der Karneval nach New York kam".

„Ich möchte leben, / Ich möchte lachen und Lasten heben / Ich möchte kämpfen und lieben und hassen / Und möchte den Himmel mit Händen fassen / Ich möchte frei sein und atmen und schrein: / Ich will nicht sterben. Nein! Nein...“
Diese Verse schreibt im Juli 1941 die 1924 in Czernowitz geborene 17-Jährige Selma Meerbaum in ihrem Gedicht „Poem“. Ein gutes Jahr später im Dezember 1942 ist sie in einem unter der deutschen Besatzung eingerichteten Zwangsarbeitslager ermordet worden. Der Reclamverlag nimmt den 100. Geburtstag zum Anlass, ihre 58 Gedichte neu herauszugeben und im Verlag zu Klampen ist eine Biographie der jüdischen Lyrikerin von Marion Tauschwitz erschienen. JÜDISCHE ALLGEMEINE WOCHENZEITUNG, die TACHLES und die FRANKFURTER RUNDSCHAU erinnern an die Frühvollendete und stellen Gedichtband und Biographie näher vor: »Ich habe keine Zeit gehabt zuende zu schreiben«.

Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik JÜDISCHE WELT

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Die Kirche mache sich als Institution allmählich überflüssig - und begehe damit die »größte Dummheit« - meint der deutsch-jüdische Historiker Michael Wolffsohn in einem Beitrag für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG. »Sie schafft sich selbst ab, denn seit Jahrzehnten beschäftigt sie sich eher selten mit dem Thema Gott-Mensch«, schreibt Wolffsohn. Stattdessen befassten sich die Kirchen mehr mit Sexualtheologie, Zölibat, Genderfragen, Sozialethik sowie - besonders die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) - mit Politik. »Mehr als andere betätigt sich die EKD als NGO, als austauschbarer Verband in der Verbandsdemokratie«, lautet Wolffsohns Kritik. Als eine von vielen Nichtregierungsorganisationen verzichte die Kirche damit auf ihr »Alleinstellungsmerkmal Gottesbotschaft« und »macht sich selbst überflüssig«.

Der Link dazu in der Rubrik
CHRISTLICHE WELT.

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Endlich liegt in tadelloser Übersetzung ein Standardwerk der Israel-Histografie auf Deutsch vor, nämlich die im Original bereits 2008 erschienene Studie „1948. Der erste arabisch-israelische Krieg“ von Benny Morris. Morris‘ akribische Auswertung der seit den 1980er Jahren zugänglichen israelischen und internationalen Archive ermöglicht einen klaren, dokumentarischen Blick auf die vielfach mythologisierte Geschichte des Krieges von 1948 und seine politischen wie militärischen Akteure. Gegen die mithin geschichtsvergessenen und ressentimentgeladenen Debatten um Israel und Palästina, um Zionismus und Vertreibung liefert dieses Buch somit die dringend benötigte historische Aufklärung, wie auch Marc Reichwein meint, der das Werk ausführlich für die WELT vorstellt: "Das Buch, das erklärt, wie der Staat Israel entstand".

Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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Die nächste Tagesausgabe erfolgt am Donnerstag, 15. Februar 2024.