ACHTUNG
ONLINE-EXTRA Nr. 345
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Eher selten wird in gegenwärtigen Debatten um den Antisemitismus auf die lange Tradition der religiösen Judenfeindschaft rekurriert. Dies folgt der gängigen - mal implizit, mal explizit - vorgenommenen begrifflichen Unterscheidung zwischen einem älteren, religiösen Antijudaismus und dem modernen, säkularen Antisemitismus. Auch wenn diese Differenzierung in vielerlei Hinsicht stimmig und hilfreich sein mag, verdeckt sie doch manche tieferliegende Kontinuitäten und dient mitunter auch apologetischen Zielen.
Der nachfolgende Beitrag des Theologen und landeskirchlichen Beauftragten für christlich-jüdischen Dialog der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Dr. Axel Töllner, geht vor diesem Hintergrund der Frage nach, ob und inwieweit ältere Antijudaismen nicht doch bis in die Gegenwart hinein relevant sind. Dabei zeigt er anhand ausgewählter Beispiele, dass sich die Entwicklungen und Transformationen von einer älteren, religiösen (meist christlichen) Judenfeindlichkeit zu einem modernen, säkularen Judenhass nicht in einem linearen Prozess vollzogen haben. Während sich bereits in christlich-spätantiken Texten säkulare antijüdische Stereotype finden, wirken auch in gegenwärtigen, scheinbar säkularen Kontexten christlich geprägte antijüdische Feindbilder und Denkmuster nach. Mit Blick auf die Quellen sucht Töllner zu verdeutlichen, dass Judenfeindschaft in der Regel ein komplexes System aus Feindbildern und Vorstellungen unterschiedlicher – religiöser und nichtreligiöser – Herkunft ist. Insofern kann dieser Artikel auch als Plädoyer dafür gelesen werden, traditionellen, christlich geprägten und tradierten antijüdischen Stereotypen mehr Aufmerksamkeit zu widmen.
Töllners Beitrag erschien zuerst in der "Zeitschrift für Religion, Gesellschaft und Politik" (2022) [https://doi.org/10.1007/s41682-022-00101-8] und erscheint hier als ONLINE-EXTRA Nr. 345 unter dem Originaltitel: "Von christlichem Antijudaismus im modernen Antisemitismus".
Online-Extra Nr. 345
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Dr. Christoph Münz
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