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ISSN 1612-7331
14.03.2025 - Nr. 2098
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Guten Tag!

Nr. 2098 - 14. März 2025



Die Fronten zwischen Israelis und Palästinensern sind verhärtet wie kaum je zuvor. Wie kann man sich da noch für den Dialog im Nahen Osten einsetzen? Die Friedensaktivistinnen von „Palestinians and Jews for Peace“ machen es vor. Im Gespräch mit dem FLUTER, dem Jugendmagazin der Bundeszentrale für politische Bildung, geben zwei der Aktivistinnen einen Eindruck von ihrem Engagement und den Widerständen und Herausforderungen in ihrer Arbeit. Yael Schmitt (47; der Name ist ein Pseudonym) ist Künstlerin. Ihre Mutter ist eine im Irak geborene Israelin, ihr Vater ist Deutscher. Teile ihrer Familie leben in Israel. Zeynep Karaosman (37) arbeitet als Inklusionsbegleiterin und engagiert sich seit über zehn Jahren als Friedensaktivistin. Ihre Mutter stammt aus Syrien, ihr Vater aus Palästina. Aufgewachsen ist sie in der Türkei. Beide leben in Köln. Auf die Frage, ob in Anbetracht der verhärteten Fronten ihr Engagement nicht ermüdend sei, antwortet Karaosman:
"Ja, es kann anstrengend sein. Gleichzeitig ist unsere Arbeit für mich auch notwendig, um die Geschehnisse zu verarbeiten. Ich mache das aber nicht nur für mich, sondern auch für alle Betroffenen und Friedensgruppen in Israel und Palästina, die sich seit Jahrzehnten für Frieden einsetzen. Nichts zu tun, bedeutet für mich aufzugeben, und Aufgeben ist keine Option."

Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Laut einer neuen Umfrage des Jewish People Policy Institute (JPPI), über die FOKUS JERUSALEM berichtet, haben 85% der Juden in Israel die Hoffnung auf ein Friedensabkommen mit den Palästinensern aufgegeben, wobei 70% diese Ansicht „nachdrücklich“ äußerten. Von den arabischen Bürgern Israels stimmten 40 % zu, dass Frieden unwahrscheinlich sei, darunter 19 %, die „voll und ganz zustimmen“. Die Umfrage zeigte auch eine Verschiebung hin zu einer zunehmenden Skepsis, insbesondere unter jüdischen Israelis. Selbst unter den Wählern der Linken gaben 44 % an, ein Friedensabkommen sei unwahrscheinlich. Einer anderen Umfrage zufolge, über die Sabine Brandes in der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN WOCHENZEITUNG berichtet, ist eine überwältigende Mehrheit der Israelis der Meinung, dass Premierminister Benjamin Netanjahu die Verantwortung für die Geschehnisse des 7. Oktobers übernehmen müsse. 87 Prozent sprachen sich in einer aktuellen repräsentativen Umfrage des Israel Democracy Institutes (IDI) dafür aus. 72,5 Prozent finden darüber hinaus, dass der Ministerpräsident wegen seiner Verantwortlichkeit zurücktreten sollte. Knapp die Hälfte der Befragten (48 Prozent) meinen sogar, er solle sein Amt umgehend niederlegen.

Die Links zu den Themen in der Rubrik ISRAEL INTERN.

Kürzlich besucht eine CSU-Delegation aus dem bayrischen Landtag unter Leitung von CSU-Fraktionschef Klaus Holetschek zusammen mit dem Beauftragten gegen Antisemitismus, Ludwig Spaenle, die Stätten des Hamas-Massakers in Israel. Für die AUGSBURGER ALLGEMEINE begleitete Sarah Ritschel die Reisegruppe und berichtet in einer längeren Reportage von einem Land, in dem Grauen und Hoffnung nah beieinander liegen. So war die Reisegruppe auch an jenem Ort im Negev, wo die Hamas während des Nova-Festivals 364 junge Menschen ermordete. Heute ist es ein Erinnerungsort. Sichtlich betroffen fragt Holetschek in die Stille hinein, „Warum war dieser Hass so groß?“ und fährt fort:
„Im Handeln der Terroristen war nichts Menschliches mehr. Die Leute hier wurden förmlich hingerichtet. Für Generationen von Jüdinnen und Juden reißt hier die tiefe Wunde des Holocaust wieder neu auf. Gerade für die Jungen ist sie präsenter als je zuvor.“ 

Elf Jahre war er Regierungssprecher von Bundeskanzlerin Angela Merkel, seit fast drei Jahren ist Steffen Seibert deutscher Botschafter in Israel. Im Gespräch mit der RHEINISCHEN POST schildert er Begegnungen mit Geisel-Angehörigen – und äußert Hoffnung für die Zukunft der Menschen im Nahen Osten. Kritik übte er allerdings auch an Israels Vorgehen, die Einfuhr von Gaza-Hilfslieferungen zu stoppen: »Es kann nicht richtig sein, die notleidende Bevölkerung von Gaza pauschal den Preis für die entsetzlichen Verbrechen der Hamas bezahlen zu lassen«, sagt er. Er warnte davor, die Bevölkerung im Gazastreifens mit der Hamas gleichzusetzen. Seibert räumte ein, dass die Hamas einen Teil der Hilfslieferungen abzweige. »Dagegen muss vorgegangen werden - aber die Menschen brauchen Unterstützung.« Der Raub von Hilfsgütern durch die Terroristen ist eines der Argumente Israels für den Einfuhrstopp. Für die Terrororganisation und ihre »zynischen und sadistischen Inszenierungen« bei den Geiselfreilassungen dürfe es wiederum »keinen Funken des Verständnisses« geben. 

Im Interview mit der WELT kritisiert der Chefredakteur der "Jüdischen Allgemeinen Wochenzeitung" Philipp Peyman Engel mit scharfen Worten die Israel-Nahost-Politik der (noch-)Regierung unter Außenministerin Baerbock. Insbesondere nimmt der kürzlich zum „Chefredakteur des Jahres“ ausgezeichnete Engel jedoch den deutschen Medienbetrieb aufs Korn. Wo bespielsweise sei die große Berichterstattung über die deutsch-israelische Familie Bibas zu lesen gewesen? Die "Gleichgültigkeit an dem Schicksal dieser und anderer israelischer Geiseln" sei offenkundig, "während zugleich jeder noch so kleine Schritt der israelischen Regierung breit kommentiert und kritisiert wird." Insgesamt wirft Engel der Mehrheit des deutschen Medienbetriebs vor, nicht auf der Grundlage von Fakten, sondern auf Grundlage von persönlichen Einstellungen Israel gegenüber zu berichten:
"Ich stehe im regen Kontakt mit Journalisten der genannten Medien, die immer wieder ziemlich frustriert von ihren Versuchen berichten, fair über Israel zu schreiben. Redaktionen sind ja zum Glück nie homogen, es gibt auch hier eine Bandbreite an Positionen, selbst beim israelfeindlichen Spiegel. Und nicht wenige Kollegen würden in der Tat gern berichten, dass es beispielsweise nicht Israel ist, das ein Geiselabkommen immer wieder verhindert hat, sondern - wen mag das überraschen - die Terrororganisation, die ihre Morde an Frauen, Kindern, Familienvätern und Holocaust-Überlebenden live im Netz gestreamt haben. Und diese Kollegen erzählen mir dann, dass sie mit dieser Position in ihrer Redaktion kein Bein auf den Boden bekommen."

Die Links zu den Themen in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

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Insgesamt sind rund drei Millionen Menschen zwischen 1939 und 1945 in Polen ermordet worden. Die Erinnerung an sie sind jedoch auf die Museen und Gedenkstätten der grossen Vernichtungslager wie Auschwitz, Belzec, Treblinka oder Majdanek konzentriert. Ermordet wurden die Menschen freilich nicht nur in Auschwitz und Treblinka. Nach und nach werden im ganzen Land Massengräber entdeckt, Tote an Orten, an die niemand erinnert. Solche Massengräber zu entdecken hat sich Magdalena Saryusz-Wolska zur Aufgabe gemacht, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Historischen Institut Warschau und Professorin an der Universität Lodz. Für sie sind solche Überreste von Massengräbern Mahnmale, die auf einen blinden Fleck in der polnischen Geschichtsschreibung hinweisen, wie Till Hein in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG schreibt: "In Polen erschossen die Nazis Tausende von Juden – und niemand will sich mehr daran erinnern".

Primo Levis Bücher "Ist das ein Mensch?" und "Die Untergegangenen und die Geretteten" gehören zu den erschütterndsten und nachdenklichsten autobiografischen Berichten über das Leben und Sterben im Vernichtungslager Auschwitz. In Turin ist nun eine Ausstellung zu sehen, die sich einer wenig bekannten Seite Levis widmet, der des Briefschreibers, sowie seiner größtenteils noch unveröffentlichten Korrespondenz, die der Turiner vom Ende der Fünfzigerjahre bis zu seinem Freitod 1987 mit deutschen oder deutschsprachigen Gesprächspartnern führte. Karen Krüger hat die Ausstellung für die FAZ besucht. Wiedergegeben sei an dieser Stelle ein Zitat aus einem Brief Levis an seinen deutschen Übersetzer Heinz Riedt, dessen Botschaft kaum aktueller sein könnte:
„Ich habe nie einen Haß gegen das deutsche Volk gehegt, und wenn ich ihn gehabt hätte, wäre ich jetzt, da ich Sie getroffen habe, davon geheilt. Ich verstehe nicht, ich kann es nicht ertragen, daß man einen Menschen nicht nach dem beurteilt, was er ist, sondern nach der Gruppe, der er zufällig angehört“.

Er war der letzte Überlebende von Schindlers Liste: Francisco Wichter. Jetzt ist er im Alter von 98 Jahren in Buenos Aires gestorben. Der gebürtige Pole wurde während des Holocausts von Oskar Schindler gerettet. Wichter arbeitete in Schindlers Fabrik und war der 371. Arbeiter auf der berühmten Liste. Nach dem Krieg emigrierte er mit seiner Frau nach Argentinien. Jürgen Vogt widmet ihm in der TAZ einen Nachruf: "Die Erinnerung wach halten".

Michel Hazanavicius ist eher für Komödien bekannt („The Artist“, „OSS 117 – Der Spion, der sich liebte“). Mit „Das kostbarste aller Güter“ hat sich der 57-Jährige an eine große Herausforderung gewagt: den Holocaust, ein Thema, das er in einem märchenhaften Animationsfilm darstellt. Kann das gut gehen? FRANKFURTER RUNDSCHAU und DER FREITAG stellen den Film vor und im Interview mit ARTHAUS erklärt der französische Regisseur und Drehbuchautor, warum er dieses "Märchen über den Holocaust" nach einem Jugendbuch von Jean-Claude Grumberg verfilmen wollte und warum Zeichnungen und Animationen der richtige Weg dafür waren: "Selbst, wenn die Welt um dich herum zusammenbricht, hast du immer die Wahl, ein guter Mensch zu sein."

Im November 2022 bewegte sich der Börsenkurs der Rüstungsfirma Rheinmetall bei rund 100 Euro. Heute, knapp zweieinhalb Jahre später, liegt der Kurs bei über 1.200 Euro! Rheinmetall hat durch infolge des Angriffskrieges Russlands gegend die Ukraine ausgerufene "Zeitenwende" (Olaf Scholz) selbst eine Zeitenwende erfahren und stürmt wirtschaftlich von Erfolg zu Erfolg, ein eminenter Börsenstar! Worüber man freilich nicht spricht: Rheinmetall war ein zentraler Bestandteil der NS-Rüstungsindustrie. Doch über dieses Kapitel schweigt Rheinmetall lieber und stellt seine eigene Geschichte nur unvollständig dar. Welche Verstrickungen verschwiegen werden, schildert Niclas Staritz in einem Beitrag für T-ONLINE-News: "Die dunkle Vergangenheit von Rheinmetall".

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten verließ Thomas Mann Deutschland und kehrte nie wieder zurück. Im Schweizer Exil verlor der deutsche Literaturnobelpreisträger 1936 seine Staatsbürgerschaft. Er emigrierte weiter nach Amerika, von wo aus er ab 1940 seine Anti-Kriegsreden sendete. In 58 verzweifelten, glühenden humanistischen Appellen redete er den deutschen Hörern bis November 1945 ins Gewissen. »Der Thomas Mann der Radioansprachen ist ein über sein Land verbitternder und enttäuschter Schriftsteller. Er hat für die Faschisten, die ›die Welt in Nacht und Grauen‹ hüllen, nur ein Gefühl übrig: Hass. Ja, er hasst die Nazis aus der Tiefe seines poetischen und politischen Herzens«, schreibt Mely Kiyak in ihrem Begleittext zu dem soebben neu herausgegebenen Band von Thomas Mann: "Deutsche Hörer!: Radiosendungen nach Deutschland". Thomas Ribi hat die Reden für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG gelesen und meint: "Die Rundfunkreden «Deutsche Hörer!» sind brillante Hasspredigten".

Die Links zu den Themen in der Rubrik VERGANGENHEIT...

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Mit einer drastischen Kürzung in Höhe von 400 Mill. Dollar für die New Yorker Columbia-University greift Präsident Donald Trump gegen den grassierenden Antisemitismus an amerikanischen Hochschulen durch. Grund dafür sei "die fortgesetzte Untätigkeit" der Einrichtung "angesichts der anhaltenden Schikanen gegen jüdische Studenten". Nur wenige Tage später sorgte die Festnahme eines palästinensischen Studenten für Aufsehen, der bei israelfeindlichen Protesten auf dem Campus der Columbia-Universität im vergangenen Jahr eine führende Rolle spielte. Trump kündigte an, den »radikalen ausländischen Pro-Hamas-Studenten« abschieben zu wollen. In einem Beitrag für MENA-WATCH schildert Stefan Frank die Aktivitäten der neuen Trump-Administration, um gegen den Antiseitismus vorzugehen und schildert eine Reihe der jüngsten antisemitischen Fällen an den US-Universitäten. Guy Katz, deutsch-israelischer und jüdischer Professor für International Business Management an der Hochschule München, empfiehlt in einem Beitrag für den FOCUS das amerikanische Vorgehen als Vorbild für den Umgang mit dem Antisemitismus auch an deutschen Hochschulen: "Warum Deutschland nach dem Vorbild der USA handeln sollte".
Auch Hannes Stein greift in einem Beitrag für DIE WELT die Vorgänge an der Columbia auf und nennt zudem Beispiele, die zeigen, dass der Antisemitismus keineswegs auf studentische Kreise beschränkt, sondern auch bei Lehrenden anzutreffen ist. Dennoch sieht Stein die jetzt vorgenommenen Maßnahmen Trumps gegen die Columbia äußerst kritisch, denn:
"Die meisten amerikanischen Juden verstehen, dass es Donald Trump und den Seinen nicht um den Kampf gegen den Antisemitismus an sich, sondern vor allem um den linken und muslimischen Antisemitismus geht. Während sie mit dem rechten und christlichen Antisemitismus ganz gut auszukommen scheinen. Es bleibt die unbestimmte Ahnung, dass der Kampf gegen den Judenhass an der Columbia University für diese Regierung kein edler Selbstzweck ist, sondern eine andere Agenda vorantreiben soll."

"95 Minuten Propaganda. Maskiert als 'Dokumentation'". So lautet das Fazit des Historikers Michael Wolffsohn über Yuval Abrahams und Basel Adras Dokumentarfilm "No Other Land", der vor einem Jahr auf der Berlinale und nun auch als bester Dokumentarfilm mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. In seinem Beitrag für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG lässt Wolffsohn kaum ein gutes Haar an dem 'Dokumentarfilm'. "Das Darstellungsmuster ist simpel. Eine israelische Schikane folgt der anderen, dazu Bilder der Zerstörung von Häusern vorgeblich unbescholtener Palästinenser. ... Der Hauch eines Gedankens, dass es vielleicht einen politischen oder gar militärischen Grund, eine Rechtfertigung israelischen Durchgreifens geben könnte, kommt nicht auf." Der Film lasse wesentliche Kontexte für das Elend der Palästinenser im Westjordanland außer Acht, die Wolffsohn nun detailliert nachreicht. Weder werde Arafats Starrsinnigkeit beleuchtet, die statt zum Frieden zur zweiten Intifada geführt habe, noch das Osloer Abkommen. Stattdessen
"kein Wort darüber, dass Israels Höchstes Gericht seit der Besetzung des Westjordanlandes 1967 eher oft als selten gegen Regierung und Militär und zugunsten klagender Palästinenser entscheidet. ... Dass kein Palästinenser auf Israeli schießt, versteht sich für den Zuschauer von selbst. Kein Wort von den zahlreichen terroristischen Angriffen und Morden der Palästinenser an Israeli."

Der Berliner Journalisten Nicholas Potter ist Redakteur bei der taz, schreibt aber auch für die Jüdische Allgemeine, den britischen Guardian und die israelische Haaretz. Dabei thematisiert er immer wieder unter anderem linken Antisemitismus. Nun ist er ins Zentrum einer Rufmordkampagne gerückt, die maßgeblich von der russlandnahen Plattform Red betrieben wird. Darüber berichtet Stefan Leber im TAGESSPIEGEL und vermutet, dass auch Potters Buch 'Judenhass Underground' einer der Gründe dafür ist:
"Denn die darin enthaltenen Einblicke, auf welche Arten Antisemiten versuchen, in tendenziell linken Subkulturen Fuß zu fassen, hat es so bislang nicht gegeben. Wer es noch nicht gelesen hat: Ich kann das Buch sehr empfehlen. Die Hetzer diffamieren Potter als 'menschenverachtenden Rassisten', wünschen sich, dass er ermordet wird. Ich hoffe, dass sein Arbeitgeber, die taz, Potter nach Kräften unterstützt und dass die Redaktion ihre eigenen Mitarbeiter genauso resolut gegen Extremisten verteidigt, wie es meine tut."

Die Links zu den Themen in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

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Der Historiker Meron Mendel und die Politologin Saba-Nur Cheema sind vergangenen Sonntag in Hamburg mit der Buber-Rosenzweig-Medaille geehrt worden. Die muslimische Politologin und der jüdische Historiker aus Frankfurt am Main engagieren sich seit langem schon für Demokratie und Menschenrechte, wie es in der Begründung des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit heißt. Die Kolumne "Muslimisch-jüdisches Abendbrot" des Paares für die "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" ist mittlerweile auch als Buch erschienen. Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kirsten Fehrs, lobte in ihrer Laudatio im Hamburger Rathaus den Einsatz des muslimisch-jüdischen Paares für die Würde jedes einzelnen Menschen. „Ihr Freimut und Einsatz für Verständigung trifft den Nerv der Zeit.“ Denn der Mensch sei mehr als Jude, Muslima oder Christ. Umso wichtiger sei es, das menschliche Antlitz auch im Anderen oder sogar im Gegner oder Feind zu erkennen, betonte die Hamburger Bischöfin, wie aus den Berichten für die Preisverleihung hervorgeht: "Meron Mendel und Saba-Nur Cheema mit Buber-Rosenzweig-Medaille ausgezeichnet".

Hartnäckige Vorurteile von Christen gegenüber Juden haben Jahrhunderte überdauert - und dienten auch als "Rechtfertigung" für Verfolgung und Pogrome. Wie also können Geschichten über Jesus so erzählt werden, dass sie frei von solchen Tönen sind? Während die akademische Theologie und der christlich-jüdische Dialog vieles in den letzten Jahrzehnten geleistet haben, um in Lehre, Exegese und Verkündigung genau in diesem Zusammenhang neue Wege zu gehen, liegt in der Vermittlung eines von Antijudaismen bereinigten christlichen Glaubens und der Evangelien im Blick auf Kinder eher noch manches im Argen, Stichwort "Kinderbibel". Nun hat sich ein insbesondere für Kinder geschriebenes und mit liebevollen Illustrationen versehenes Buch vorgenommen, diese Lücke zu füllen: "Gute Nachricht. Geschichten von Jesus für Kinder fair erzählt". Leticia Witte stellt es auf KATHOLISCH.de näher vor: "Geschichten über Jesus – ohne antijüdische Töne". 

Christliche Judenfeindschaft zeigt sich auch in Kunstwerken in und an Kirchen – bis heute. Prominentes Beispiel die in jüngerer Vergangenheit heftigen Diskussionen um die sogen. Erfurter "Judensau". In Nordrhein-Westfalen wollen die katholische und die evangelische Kirche nun Gemeinden dabei helfen, mit solchen Werken kritisch und sensibel umzugehen und haben zu diesem Zweck eine Arbeitshilfe veröffentlicht: nach grundlegenden Ausführungen zu antijüdischen Inhalten und der Bedeutung von Bildern sowie einer Einordnung der theologischen Erneuerung des christlich-jüdischen Verhältnisses folgen Beispiele von antijüdischen Motiven in Geschichte und Kunstgeschichte in und an Kirchen in NRW. Außerdem werden verschiedene Möglichkeiten des kritischen Umgangs am Ort selbst sowie Möglichkeiten der Auseinandersetzung in der Gemeinde vorgestellt, wie KATHOLISCH.de berichtet: "… und jetzt? Leitlinien zum Umgang mit antijüdischen Bildwerken in und an Kirchenräumen"

Die Links zu den Themen in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

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Das Vorurteil vom reichen Juden, der gerne Geschäfte macht ist nicht nur alt, sondern wohl auch unausrottbar. Im Mittelalter entstanden ist es auch heute noch Bestandteil antisemitischer Weltbilder und Verschwörungsideen. Dass dies freilich nichts mit der Realität zu tun hat und ganz besonders hier in Deutschland nicht, wo die meisten Jüdinnen und Juden eher arm sind, wie eine Reportage von Erica Zingher in der TAZ eindrucksvoll schildert. Denn von den 220.000 Jüdinnen und Juden, die 2005 aus der Sowjetunion ins Land kamen, leben die meisten heute in Altersarmut. Zingher hat drei Frauen von ihnen getroffen und ihnen zugehört: „Ich gehe zur Tafel, und ich schäme mich nicht dafür“.ählen. 

Sich neuer Medien und Techniken zu bedienen, um Geschichte lebendig werden zu lassen, ist eine gute Idee und geschieht bereits mithilfe diverser Apps. Die Idee freilich, in einem Handyspiel an historischen Schauplätzen eine Brücke in die Gegenwart jüdischer Kultur zu schlagen, ist neu. Genau das versuch die App "FreiBuddy", einem Geschichts-Stadtrundgang-Handyspiel, das einen neuen Zugang zur jüdischen Geschichte in Freiburg und im Südwesten anbietet. Mit Hilfe von Augmented-Reality-Technik verbinden sich auf dem Handy oder Tablet Realität und Computerspiel. Wie genau das funktioniert und ob es tatsächlich hilft, jüdische Geschichte neu zu erleben, erläutert Volker Hasenauer in einem Beitrag für das schweizer Portal AUDIATUR: "Erste Augmented-Reality-App zur jüdischen Geschichte".

Was für ein atemberaubender Lebenslauf, den Hartmut Sommer in der TAGESPOST schildert: Benny Lévy, Maoist und letzter Sekretär Jean-Paul Sartres, der schließlich auf einem langen Weg geistiger Selbstverständigung zurück zu seiner jüdischen Identität und zum Gott Abrahams fand! In seinen Anfängen war der aus Ägypten emigrierte maoistischer Aktivist ein führender Kopf der militanten "Gauche prolétarienne" (GP), die in den 60er Jahren für eine Serie zunehmend aggressiver, gegen Polizeistationen und Unternehmen gerichteter Aktionen war. Seinen jüdischen Namen legte Lévy ab, um seine jüdische Identität hinter sich zu lassen und lebte fortan unter dem Kampfnahmen Pierre Victor. Nachdem 1972 die GP verboten wurde, lernte er den durch Raubbau an der eigenen Gesundheit früh gealterten Sartre kennen, der seit August 1973 fast vollständig erblindet war. Und so kam es, dass der 28-jährige Ex-Maoist 1974 seinen Dienst als Sekretär bei dem 68-jährigen Philosophen begann. Auf einer gemeinsamen Reise mit Sartre nach Israel erlebte er dann „die Luft und die Steine“ in Jerusalem als ein plötzliches Erkennen und Wiedererwachen der eigenen, jüdischen Identität. Ende 1978 begann er mit dem Studium des Hebräischen und richtete sein Leben nach den jüdischen Regeln aus bis er schließlich am 15. Oktober 2003 mit nur 58 Jahren an einem Herzinfarkt starb: "Vom Maoismus zum Judentum: Benny Lévys Lebenswende".

Was macht eigentlich Rabbiner Walter Homolka, der aufgrund verschiedener und zumindest im justiziablen Sinne inzwischen entkräfteter Anschuldigungen seine Stellung als Rektor des Abraham-Geiger-Kollegs aufgeben musste? Nun, er hat ein Buch geschrieben, ein interessantes und eminent aktuelles dazu: "Krieg und Frieden im Judentum". Vor dem Hintergrund von Ukraine- und Gaza-Krieg zeichnet Homolka darin das jüdische Ringen um Krieg und Frieden nach: von der Hebräischen Bibel über die rabbinische Literatur und jüdische Religionsphilosophie bis hin zur aktuellen Situation im Staat Israel. Paul-Philipp Braun hat es für die in Thüringen erscheinende MEINE KIRCHENZEITUNG gelesen: "Homolka über Israels Frieden zwischen Schrift und Staat".

Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

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Welche Bedeutung haben Glaube und Religion in einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft? Und wie werden sie öffentlich dargestellt? Diesen Fragen ist der im französischen Straßburg lehrende evangelische Theologe und Musikwissenschaftler Beat Föllmi am Beispiel deutscher Vorabendkrimis nachgegangen. Der Schweizer Wissenschaftler hat fast 900 Folgen von beliebten Fernsehserien wie "Hubert und Staller", "WaPo Bodensee" oder "Großstadtrevier" angeschaut und auf ihre Darstellung von religiösen Riten und Menschen hin untersucht. Im Interview spricht er über die Ergebnisse seiner Studie: "Viele TV-Krimis vermitteln völlig falsches Bild von Religion".

Der Link dazu in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

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Nach der Machtergreifung 1933 ist in Ginsterburg ein neuer Alltag eingekehrt. Manche Einwohner der kleinen Stadt leiden, andere profitieren – und die meisten versuchen, sich mit der neuen Ordnung zu arrangieren. Allmählich aber öffnet sich unter dem Alltag der Abgrund. Davon handelt der neue Roman "Ginsterburg" von Arno Frank, in dem er die Schicksale von Kleinstadtcharakteren verwebt und aufzeigt, wie sich das Böse in den Alltag einschleicht. Oliver Pfohlmann hat den Roman für DEUTSCHLANDRADIO gelesen: "Zwischen Panzer-Torte und Feuersturm".

Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik
ONLINE-REZENSIONEN.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Dr. Christoph Münz

COMPASS

redaktion@compass-infodienst.de

(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)



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EDITORIAL HIGHLIGHTS

14. März 2025

 * „Aufgeben ist keine Option“ ... mehr

 * 87 Prozent der Israelis fordern Verantwortung von Netanjahu ... mehr
 
 * „Durch den Waffenstillstand hat sich in den vergangenen Wochen vieles verbessert“  ...
mehr

 * „Meine Schlussfolgerung: Juden zählen nicht“ ... mehr
 
 * In Polen erschossen die Nazis Tausende von Juden ...
mehr
 
 * Primo Levi: Das Ringen darum, gehört zu werden ...
mehr
 
 * „Das kostbarste aller Güter“: Holocaust-Animationsfilm ...
mehr
 
 * Die dunkle Vergangenheit von Rheinmetall ...
mehr
 
 * Thomas Mann: «Deutsche Hörer!» ... mehr
 
 * US-Regierung bestraft Elite-Uni für Antisemitismus ...
mehr
 
 * 95 Minuten Propaganda. Maskiert als 'Dokumentation' ...
mehr
 
 * Rufmordkampagne gegen Berliner Journalisten ... mehr
 
 * Buber-Rosenzweig-Medaille: Meron Mendel und Saba-Nur Cheema ...
mehr
 
 * Geschichten über Jesus – ohne antijüdische Töne ...
mehr
 
 * Leitlinien zum Umgang mit antijüdischen Bildwerken ... mehr
 
 * „Ich gehe zur Tafel, und ich schäme mich nicht dafür“ ...
mehr
 
 * Erste Augmented-Reality-App zur jüdischen Geschichte ...
mehr
 
 * Vom Maoismus zum Judentum: Benny Lévys Lebenswende ...
mehr
 
 * Walter Homolka: Krieg und Frieden ... mehr
 
 * "Viele TV-Krimis vermitteln völlig falsches Bild von Religion" ... mehr
 
 * Buch-Tipp: Arno Frank - Ginsterburg ... mehr
 
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EDITORIAL



ACHTUNG:
Die nächste Tagesausgabe erscheint am Freitag, 21. März 2025.