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Es war ein Skandal. Als Amos Oz 1998 den angesehenen Israel-Preis bekommen sollte, brach eine politische Kontroverse los. Rechte Politiker wollten die Ehrung vor Gericht verhindern. Der friedensbewegte Autor, der heute 70 Jahre alt wird, erhielt den Preis natürlich dennoch. Aber dieser Vorfall aus dem Jahr 1998 zeigt, wie fremd der Autor mitunter im eigenen Land ist - und zugleich dennoch bedeutend und geachtet, preiswürdig eben. Der Sohn einer aus Polen und Russland geflohenen Familie ist auch ein Europäer jenseits Europas. Seine Eltern, sagt Oz, waren „Europäer zu einer Zeit, als in Europa niemand Europäer war“. Die Mutter sprach sechs oder sieben Sprachen, der Vater zwölf. „Doch meine Eltern wollten, dass der Sohn nur Hebräisch lernte. Vielleicht hatten sie Angst, dass ich, wenn ich ein, zwei Sprachen spreche, dahin zurückkehre, von wo sie geflohen waren.“ Die Feuilletons gratulieren dem "Gewissen Israels" mit lesenswerten Porträts.
Die Links dazu in der Rubrik ISRAEL INTERN.
Palästinenser reden nicht mit Netanjahu, solange er die Zwei-Staaten-Lösung nicht akzeptiert, sagt Tayseer Khaled, Mitglied des Exekutivkomitees der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), im Interview mit dem DEUTSCHLANDRADIO. Und ergänzt vorwurfsvoll: "Israel hat nie ernsthaft verhandelt".
Der Link zum Interview in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.
Hat Ahmadi-Nejad auch wirklich gesagt, was ihm vorgeworfen wird? Rudolf Walther bestritt dies kürzlich in einem Kommentar im österreichischen STANDARD und empfahl, die Gefahr vor dem iranischen Präsidenten nicht zu übertreiben. Ganz anders sieht das Stephan Grigat, Lehrbeauftragter für Politikwissenschaft an der Universität Wien, der Walther an gleicher Stelle antwortet: "Irans Mäßigung ist eine Illusion", schreibt er. Die Intentionen des iranischen Präsidenten Ahmadi-Nejad in Bezug zu Israel seien vielmehr eindeutig: anti-israelisch und antisemitisch. Passend dazu ein Beitrag von Brian Klug, Professor für Philosophie an der Universität von Oxford, der sich in der schweizer-jüdischen Wochenzeitung TACHLES ebenfalls mit Ahmadinejad, der UNO und dem Antizionimus beschäftigt.
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.
In der BERLINER ZEITUNG stellt Peter Uehling eine Ausstellung über Bach und Mendelssohn in der NS-Zeit vor, in der deutlich werde, dass die Nazis alles auf Vererbungs-Fragen reduzierten. Mendelssohn etwa mit seinen vier jüdischen Großeltern war damit als "volksfremd" identifiziert, seine Musik galt als "genialisch, aber unbeschadet ihrer musikalischen Werte ist sie für eine völkische Kulturbewegung untragbar". Demgegenüber wurde Bachs Genie zum "Ergebnis einer gelungenen Inzucht" innerhalb eines langen thüringischen Stammbaums erklärt. Das Bachhaus Eisenach widmet sich in der Ausstellung "Blut und Geist" diesem ganz und gar unmusikalischen Thema: "Dieses Rasseproblem in der Musik".
Der Link zum Bericht in der Rubrik VERGANGENHEIT...
Jeff Cox ist Stadtführer in München. Dort seht er auf dem Marienplatz mit einem blauen Ordner mit Folien. Er hält den Ordner nicht mal hoch. Man muss herantreten, um zu lesen, was Cox anbietet. "Third Reich Tour. Munich Walk Tours in English". Third Reich, das "Dritte Reich" in München. Hitler, Göring, die Gestapo, die SS. Hitler in der Stadt, in der alles begann, der Hauptstadt der Bewegung. Das Guido-Knopp-Paket mit München-Schwerpunkt. Cox ist zufrieden. 18 Touristen stehen vor ihm. Engländer, Amerikaner, eine indische Familie. Jeder hat zwölf Euro gezahlt. Was Stadtführungen angeht, ist auf Hitler Verlass. Nazis gehen immer. Juan Moreno schildert im SPIEGEL, wie Touristen in München dem Führer auf der Spur sind: "Hauptstadt der Bewegung".
Der Link zur Reportage in der Rubrik VERGANGENHEIT...
Hinter verschlossenen Türen muss das Schwurgericht in Paris über eines der aufsehenerregendsten Verbrechen der letzten Jahre in Frankreich beraten: die Entführung, die Misshandlungen und den Mord des 23-jährigen Handyverkäufers Ilan Halimi. Insgesamt 27 Frauen und Männer aus den südlichen Vorstädten sind angeklagt. Auf ihnen lastet auch der Vorwurf des Antisemitismus. Youssouf Fofana, Anführer der "Gang des Barbares" und Hauptangeklagter, soll sein Opfer ausgewählt haben, weil es jüdisch war. Mit dem Ausspruch "Allah ist mächtig" hat der Hauptangeklagte Fofana am vergangenen Mittwochmittag den Prozess mit der erwarteten Provokationen eröffnet. Die TAZ und die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG berichten von dem Prozessverlauf, der zum Unmut vieler hinter verschlossenen Türen stattfindet.
Die Links dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Nicht nur dieser Prozess, sondern auch die im Sommer anstehenden Europawahlen werfen ein wenig erfreuliches Licht auf die antisemitische Szene in Frankreich. Nicht nur der altebekannte und notorische Antisemit Le Pen kandidiert für die Europawahlen, sondern auch der in Frankreich nicht minder bekannte Komödiant Dieudonné. Anlass für Bernard Schmid in HAGALIL über "Französische Antisemiten" zu berichten.
Der Link zum Beitrag in der Rubrik ANTISEMITISMUS.
Das katholisch-jüdische Verhältnis hat gelitten, manche meinen gar, es sei auf dem Tiefpunkt. Die Gründe liegen offen zutage: Die „Begnadigung“ des Traditionalistenbischofs und Holocaust-Leugners Richard Williamson und die Neuformulierung der Karfreitagsfürbitte für die „Erleuchtung“ der Juden. In wenigen Tagen reist Papst Benedikt XVI. ins Heilige Land. Die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, sprach im DOMRADIO über die Papst-Reise und den katholisch-jüdischen Dialog: „Da ist einiges zu Bruch gegangen“.
Der Link zum Interview sowie weiteren Berichten über die bevorstehende Papst-Reise in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Und noch ein leidiger Streitpunkt, der das katholisch-jüdische Verhältnis insbesondere in Deutschland belastet: Dürfen Christen unter den Juden Mission treiben? Das Zentralkomitee der Katholiken hat sich in einer bemerkenswerten Stellungnahme kürzlich klar und deutlich dagegen ausgesprochen (siehe Compass 03.04. u. 17.04.09). Das wiederum rief den Philosophen Robert Spaemann auf den Plan, der in einem FAZ-Artikel (siehe Compass 23.04.09) für die Judenmission warb und das Papier des ZdK-Gesprächskreises heftig kritisierte. Ihm antwortete nun ebenfalls in der FAZ der Judaist Michael Brenner und erläutert, warum die Judenmission heute seines Erachtens undenkbar ist: "Gott ist kein Christ".
Der Link dazu in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.
Manche bezeichnen das Dörfchen als „kaukasisches Jerusalem“. Andere, denen das zu großspurig erscheint, nennen Krasnaja Sloboda schlicht bei seinem Namen: der bedeutet „Rote Siedlung“. Die vielleicht größte rein jüdische Ansiedlung außerhalb Israels liegt im Nordwesten Aserbaidschans, drei Autostunden von der Hauptstadt Baku entfernt. Jutta Sommerbauer hat die Heimat der aserbaidschanischen Bergjuden besucht und schildert ihre Eindrücke in der österreichischen PRESSE: "Aserbaidschan: Im kaukasischen Jerusalem".
Der Link zum Reisebericht in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Seit seiner Gründung 1995 versteht sich das "Jewish Film Festival Berlin" als Forum für den jüdischen Film weltweit. Gestern wurde es zum 15. Mal feierlich in Berlin eröffnet. Das Festival hat sich zur Aufgabe gesetzt, die neuesten und interessantesten Beiträge jüdischer internationaler Filmemacher nach Berlin zu holen: "Wir wollen das heutige Judentum aus aller Wert als etwas Spannendes und Anregendes nach Berlin bringen, wir wollen erfahren, wie Juden in anderen Ländern leben, von Argentinien bis Tunesien. Was verbindet uns, was trennt uns? Wie entwickelt sich das Judentum mit seinen Traditionen und Riten außerhalb Deutschlands?", so heißt es auf der offiziellen Homepage des Festivals. In diesem Jahr werden im Programm 23 ganz unterschiedliche Filme aus Israel, den USA, Großbritannien, Frankreich, Norwegen, Belgien, Kasachstan und Deutschland gezeigt, darunter 13 Deutschlandpremieren.
Links zu Berichten über die Eröffnung sowie einigen Filmvorstellungen in der Rubrik JÜDISCHE WELT.
Der Vorgang ist in der Geschichte des organisierten deutschen Laienkatholizismus ohne Beispiel: Zum ersten Mal haben die Diözesanbischöfe einem Kandidaten für das Amt des Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) ihre Zustimmung verweigert. Im Ständigen Rat der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) erhielt der bislang einzige Bewerber für die Nachfolge von Hans Joachim Meyer (72), der aus Niedersachsen stammende hessische Kultus-Staatssekretär und derzeitige ZdK-Vizepräsident Heinz-Wilhelm Brockmann (61), nicht die im Statut vorgeschriebene Zweidrittelmehrheit. Gernot Facius erklärt in der WELT, worauf sich die Ablehnung der Bischöfe stützt: "Bischöfe lassen "Linkskatholiken" durchfallen".
Der Link dazu in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.
Eine Fundgrube neuer Erkenntnisse verspricht das im renommierten Neukirchener Verlag erschienene Buch „Die Trinitätslehre im jüdisch-christlichen Dialog" von Klaus-Dieter Straßburg, das auf den Seiten von PR-INSIDE vorgestellt wird. In dem Buch werden Konvergenzen und Divergenzen des jüdischen und christlichen Glaubens von ihrem Zentrum, dem jeweiligen Gottesverständnis, her beleuchtet. Aktuell im jüdisch-christlichen Dialog verhandelte Themen werden angesichts dieses Zentrums einer Beurteilung unterzogen. Der Autor stellt die Gottesvorstellungen Martin Bubers, Franz Rosenzweigs, Friedrich-Wilhelm Marquardts und Jürgen Moltmanns einem dezidiert trinitarischen Gottesbegriff in der Folge Karl Barths und Eberhard Jüngels gegenüber.
Der Link zur Buchvorstellung in der Rubrik ONLINE-REZENSIONEN.
Und noch einmal Amos Oz: ARTE zeigt anlässlich seines heutigen 70. Geburtstages heute zu mitternächtlicher Stunde ein filmisches Porträt des Autors. Und nicht minder interessant der anschließend folgende französische Spielfilm "Mein kleines Jerusalem", in dem es um das Suche zweier Schwestern nach Glück, Liebe und Lebenssinn geht. Während die eine Schwester das Leben einer orthodoxen Jüdin lebt, hinterfragt Laura, ihre Schwester, die Existenz Gottes.
Mehr zu den beiden Beiträgen in der Rubrik FERNSEH-TIPPS.
Einen angenehmen Tag und eine gute Woche wünscht
Dr. Christoph Münz
redaktion@compass-infodienst.de
(Editorial zusammengestellt unter Verwendung des Teasermaterials der erwähnten Artikel)

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