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Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit

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Koordinierungsrat





ONLINE-EXTRA Nr. 324

Mai 2022

Blickt man auf die Entwicklungen im Nahen Osten während der letzten Jahre, könnte man zu einer recht ambivalenten Einschätzung der Situation vor Ort gelangen: einerseits kam es zu regelrecht epochalen Veränderung, die vor allem mit dem Stichwort Abraham-Abkommen und den damit einhergehenden Veränderungen des Verhältnisses zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten und Bahrain zu umschreiben wären. Denkt man andererseits an die immer wieder aufflackernden Zusammenstöße mit der Hamas sowie an die jüngste Attentatserie in Israel selbst, könnte der Gedanke naheliegen, es sei alles wie bisher, nichts habe sich wirklich geändert. Und zum Dritten wäre schließlich an die Lage der Palästinenser und insbesondere der desolaten Verfassung der Autonomiebehörde im Westjordanland zu denken, die - so scheint es vielen - zwischen den beiden erstgenannten Faktoren einmal mehr unter die Räder zu kommen scheinen.

Vor diesem Hintergrund ist es immer hilfreich, authentische Stimmen zu hören, die die Sicht der Dinge aus einem unmittelbaren Blickwinkel vor Ort beschreiben, die Stimmen von Menschen, die in Israel leben und arbeiten, Stimmen derer, die die Verhältnisse im Innern selbst erleben, statt sie von außen zu beobachten. Eine solche Stimme kommt im heutigen ONLINE-EXTRA zur Geltung. Sie gehört Georg Rössler, der seit mehr als 30 Jahren in Israel lebt und arbeitet. Neben einem langjährigen Engagement für die jüdisch-arabischen „Hand-in-Hand Schulen“ in Israel, wo jüdische und arabische Kinder zusammen lernen, leitet er gemeinsam mit Kollegen "SK Tours in nature", ein Reiseunternehmen, das mit einem Team erfahrener Reiselogistiker bestehend aus Theologen, Kunsthistorikern, Anthropologen, Film- und Fußballxperten, Wander- und Kulinarik-Freaks individuell zugeschnittene Pilger-, Wander-, Studien- und Begegnungsreisen in Israel organisiert und begleitet. Von Anfang hatte dabei, so der mit einer jüdischen Israelin verheiratete Rössler, auch der christlich-jüdische Dialog eine wichtige Rolle gespielt.

Rössler, der im letzten Jahr ein in vielerlei Hinsicht außergewöhnliches und höchst empfehlenswertes Buch über die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem vorgelegt hat (siehe die Informationen weiter unten), wendet sich gemeinsam mit seinen Kollegen/innen von Zeit zu Zeit mit Briefen an seinen Freundes- und Kundenkreis, in denen er eine Art Zustandsbeschreibung und Standortbestimmung vom Leben in Israel abgibt. Der jüngste Brief vom April diesen Jahres, in dem er auf die "tektonische Bewegungen innerhalb der Region Nahost" während der letzten Jahre eingeht, ist dankenswerter Weise nachfolgend als Online-Extra Nr. 324 zu lesen: „Von geheimen Affären zu offener Lebenspartnerschaft...“ - Eindrücke vom neuen Nahen Osten.


© 2022 Copyright beim Autor / sktours.net
Online exklusiv für ONLINE-EXTRA



Online-Extra Nr. 324


„Von geheimen Affären zu offener Lebenspartnerschaft...“


Eindrücke vom neuen Nahen Osten


GEORG RÖSSLER u.a.


„Von geheimen Affären zu offener Lebenspartnerschaft...“ So könnte eine Beschreibung des „Neuen Nahen Ostens“ beginnen.

Und ein großes Hallo geht dabei an den Iran! Denn wie der Hunger das Essen in den Hals, treibt die Angst vor der shiitischen Achse Iran-Irak-Syrien-Libanon die arabisch-sunnitischen Staaten und Israel zueinander. Der Feind meines Feindes...

Die Beziehungen zwischen dem Staat Israel und den arabischen Ländern waren bis in die jüngste Vergangenheit vergleichbar mit einer geheimen und verbotenen Affaire: Besuche in der Nacht, um tagsüber und beim Anblick des anderen die Straßenseite zu wechseln. Diffamierung, wirtschaftlicher Boycott oder militärische Konfrontation bestimmten die offizielle Haltung der arabischen Welt gegenüber Israel, während unter dem Radarschirm munter wirtschaftliche, politische und geheimdienstliche Kanäle unterhalten wurden.

Die sunnitisch arabische Welt kann es Trump und seinem Schwiegersohn Jared Kushner nur danken, mit leichtem Druck und großen Worten vor weniger als zwei Jahren in die „Abraham Accords“ vermittelt worden zu sein. Beziehungen mit Israel - was viele arabische Länder oft lange schon wollten und nur leider nicht durften. Wir erleben gerade einen Szenenwechsel in den regionalen Konstellationen, die uns von einer Überraschung in die nächste werfen:

Im März trafen sich die Staats- und Regierungschefs der Länder Israel, Ägypten und der Golf-Emirate in Sharm el-Sheich. Und eine Woche später trafen die Außenminister der Länder Israel, Bahrein, der Golf-Emirate, Marokko, Ägypten und der USA in der Negevwüste zusammen, gleich neben dem Kibbuz von David Ben-Gurion. Und gelächelt wurde nicht verkniffen, sondern von Herzen. Offiziell ging es hier wie dort um Öl und Erdgas, die Folgen des Ukraine-Krieges für die Region und den Austausch von landwirtschaftlichem Know-How. Nicht öffentlich, dafür wichtiger: der Aufbau eines regionalen Sicherheitsverbundes gegenüber dem Iran.

Unmittelbar praktische Ergebnisse aus den Begegnungen: Touristen aus den Emiraten erhalten normale Besuchervisa für Israel, tägliche Flüge verbinden Dubai und Tel Aviv, Vereinbarungen für zollfreien Warenverkehr, Investitionen aus den Golfländern in israelische Hotels und eine Beteiligung in einem der israelischen Erdgasfelder.

Ein Jahr nach den Abrahams Accords lag der Wirtschaftsaustausch zwischen den Golf-Emiraten und Israel schon bei über einer Milliarde Dollar, das vierfache des Handelsvolumens zwischen Israel und Ägypten...

Ägypten versucht, auf den Zug der wirtschaftlichen Möglichkeiten aufzuspringen: Während in der Vergangenheit Flüge zwischen Tel Aviv und Kairo diskret von der AirSinai bestritten wurden, fliegt heute die staatliche EgyptAir die Strecke. Neu auch die Einrichtung von Direktflügen zwischen Tel Aviv und Sharm el-Sheich. Weniger beachtet, dafür umso dramatischer für den neuen Zeitgeist ist, daß die ägyptische koptische Kirche nach 40 Jahren politischer Verweigerung jetzt ihren Segen für Pilgerreisen in das Heilige Land gegeben hat! Die Bedeutung dieser Entscheidung kann gar nicht überschätzt werden.



Reisen und Wandern im Heiligen Land
SK TOURS IN NATURE



Wir bei SK Tours in Nature möchten die Zukunft der Gruppenreise neu gestalten – mit nachhaltigem, regenerativem Einfluss auf die Umwelt und unter Einbeziehung der einheimischen Bevölkerung. Leicht verdauliche Rundreisen oder All inclusive-Aufenthalte sind eigentlich nicht unsere Sache. Wir verstehen uns mehr als Experten für nachhaltig wirkende Reisen in Israel und seinen Nachbarländern.

Unsere Teammitglieder sind nicht nur erfahrene Reiselogistiker, sondern auch vielseitige Denker: Theologen, Kunsthistoriker, Anthropologen, Film- und Fußballxperten, Wander- und Kulinarik-Freaks. Wir stammen vom Bodensee, aus Jerusalem, Moskau, Köln und sogar Düsseldorf. Wir sprechen Hebräisch, Deutsch, Kölsch, Arabisch, Englisch und Russisch... Und auch der jüdisch-christliche Dialog hat seinen festen Platz in unseren Bürowänden.

Wir organisieren und begleiten Wüsten-Trekking und Begegnungsreisen, Wandern auf dem Jerusalem-Weg und Pilgerreisen, Fair Travel und Reisen über Israel hinaus (Ägypten, Jordanien).

Von der ersten Idee und bis zur Durchführung der Reisen seid IHR, sind SIE als Reiseplaner und Partneragenturen Teil unseres Teams. Dabei machen wir uns gemeinsam das Leben nicht ganz einfach, weil wir Mit EUCH / MIT IHNEN in fortgesetztem Austausch EURE / IHRE Reise entwickeln - ob als Gemeinde-, Begegnungs-, Pilgerwander-, oder Trekkingreise.

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Diese Neuaufstellungen der Spieler Nahost beeinflussen auch die Türkei. Noch vor Jahr und Tag wurde sie von den Emiraten als der größte Feind der Region bezeichnet – gefährlicher als der Iran! Heute erleben wir hochrangige Besuche zwischen den Ländern und eindrucksvolle Investitionen der Emirate in der Türkei. Die Türkei bemüht sich auch um eine (Wieder)Annäherung an Ägypten und Saudi-Arabien, und nach 12 Jahren diplomatischer Eiszeit zwischen Israel und der Türkei sind eine Wiederaufnahme von dipomatischen Beziehungen, der Austausch von Botschaftern und die Erneuerung militärischer und wirtschaftlicher Kooperation zwischen der Türkei und Israel auf dem Weg. Präsident Herzog besuchte im März Ankara, und für die kommenden Wochen wird tatsächlich ein Gegenbesuch von Präsident Erdogan in Jerusalem erwartet. Damit wackelt die Seilschaft von Türkei und Iran, das sichere Refugium für Hamas-Politiker und Muslimbrüder in der Türkei steht vor seinem Ende.

Der neue nahe Osten: Das sind nicht mehr allein (militär)politische Interessen oder ein kalter Frieden wie etwa zwischen Israel mit Ägypten oder Jordanien. Es zeigt sich ein völlig neues Interesse und echte Neugier aufeinander. Insbesondere die Emirate heißen die Israels mit weit offenen Armen willkommen, während Israel sich zu einem neuen Reiseziel für arabische Sommerfrischler entwickelt, die dem zunehmend ungastlichen Libanon ausweichen wollen.

Es sind oft die kleinen Geschichten, in denen größere  Veränderungen ihren Ausdruck finden. In diesen Tagen nahm die erste Delegation von arabisch-israelischen Jugendlichen über eine arabische-israelische NGO teil an dem sogenannten „Marsch der Lebenden“ von Auschwitz nach Birkenau. Aber auch ältere arabische Israelis, Muslime, Christen und Drusen wie auch Teilnehmer aus Marokko, Saudi-Arabien, dem Libanon und Syrien schlossen sich dem „Marsch der Lebenden“ an. Was nicht die Aufgabe einer palästinensischen Leidensgeschichte (Nakba) bedeutet, sondern den Versuch arabischer Menschen, über das eigene hinaus auch ein anderes Narrativ begreifen zu lernen. Und das ist für sich sehr bedeutsam, auch wenn die Shoah in der arabischen Welt weiterhin überwiegend als eine jüdische Erfindung abgetan (‚Es gab keine Shoah, und obendrein sind die Juden selber schuld...‘) oder gar nicht erst erwähnt wird.

Ebenfalls symbolhaft bedeutsam ist die Teilnahme einer offiziellen Delegation aus den Golf-Emiraten an diesem „Marsch der Lebenden“, mit einer offiziellen Fackelanzündung in Auschwitz. Und schon im letzten Jahr wurde eine ständige Holocaust-Gedenkausstellung in dem ‚Crossroads of Civilizations Museum‘ in Dubai eröffnet.

Das sind tektonische Bewegungen innerhalb der Region Nahost.

Wenig glücklich ist die palästinensische Autonomiebehörde. Die so völlig unverschleiert öffentliche Einbindung Israels in die neuen regionalen Allianzen zeigt, auf welch dünnen Füßen die arabische Solidarität gegenüber Palästinensern und einem Staat Falestin steht. Und nicht nur die arabische Welt setzt ihre Prioritäten neu: Der Krieg in der Ukraine, der irritierte Blick auf China, die iranische Atomisierung und nicht zuletzt der Klimawandel degradieren auch aus einer internationalen Perspektive das palästinensische Thema zu einem politischen ‚back-burner‘, der die Palästinenser weiterhin in einer fortgesetzten Perspektivelosigkeit hält. Aber - auch ein „back-burner“ kann sich zu einem Bummerang entwickeln, weil ein status quo wie der heutige auf jeden Fall keine Lösung darstellt.

Gleichzeitig müssen sich die Vertreter der palästinensischen Sache, Palästinensische Autonomiebehörde und Hamas-Regierung, aber auch die vielen Menschen aus Kirchen, Regierungsorganisationen und NGO-Kreisen, die sich für eine politische Zukunft der Palästinenser einsetzen, fragen (lassen), welche neuen und konstruktiven Ideen und Ansätze sie gegenüber einer solchen sich verändernden Realität entwickeln wollen. Die Formel „Frieden in Nahost nur über die Lösung der Palästina-Frage“ scheint nicht zu greifen.



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Georg Rössler

Nicht für Deutsche...?
Yad Vashem als Ort und Wirklichkeit

Mit Photos von Orli Hefetz-Haim
und Einführungen u.a. von Yehuda Bauer und Gil Yaron


AphorismA Verlag
Berlin 2021

272 Seiten | Fadenheftung - Hardcover - Mit Leporello

Euro 30.-

mehr Informationen/bestellen


Georg Rößler stellt sich der schwierigen Aufgabe, persönliche und gesellschaftliche Erfahrungen zu verschränken. Es spricht die Perspektive einer deutsch und christlich geprägten Identität, die sich von der Shoa hat erschüttern lassen, und nun nach einer Sprache sucht, die um die Vermittlung und Verständlichkeit des israelischen Erinnerungsnarrativ bemüht und der Versöhnung verpflichtet ist.

Bestellen bei:
AphorismA Verlag



Phönix aus der Asche: Die neuen, alten Spielregeln...

Die vergangenen zwei Monate haben uns allen ein lang und gut eingeübtes Verständnis von der Welt und ihrer Ordnung aus den Händen genommen: Phönix aus der Asche, das ist nicht nur die Überwindung von Corona und endlich wieder unmittelbare Begegnung zwischen Menschen. Es ist auch die Wiederauferstehung des Ost-Westkonfliktes, eines dann auch nicht mehr kalten, sondern ausgesprochen heißen Krieges, es ist das Ende von fast 80 Jahren eines befriedeten Europas. Mit einem einzigen Federstrich hat Herr Putin das Thema Corona vom Tisch gebracht, um mit seinem aberwitzigen Ukraine-Abenteuer die Themen fast der gesamten Welt neu festzulegen.

Nie wieder Täter! Nie wieder Opfer! Diese beiden fundamental entgegengesetzten Leitsätze hatten über lange Jahrzehnte zu einem immer wieder erneuten Nichtverstehen zwischen jüdischen Israelis und Deutschen geführt. Die positive Einstellung der Israelis zum Militär war von vielen Deutschen sehr kritisch betrachtet worden, während umgekehrt der Pazifismus junger und älterer Deutscher den jüdischen Israelis eher suspekt gewesen war. Hier scheinen sich mit Putin und Ukraine die Positionen ein klein wenig anzugleichen in dem Verstehen, daß halt niemand in Frieden leben kann, wenn sein Nachbar es nicht will. 

Verzeihlich mag ein gewisser Sarkasmus sein, mit dem Menschen in Israel jetzt fragen, wieso denn die Europäer ihre Probleme mit dem russischen Zaren nicht über vernünftige Gespräche und fairen Ausgleich zu lösen im Stande seien. Vielleicht hat man sich einfach über zu viele Jahre entsprechende Anfragen aus Europa zur Lösung des arabisch/palästinensisch-israelischen Konfliktes anhören müssen...

Industriespionage

Anfang März, dem kältesten Monat März in hundert Jahren, wurde Georg aus dem Büro gejagt und für 11 Tage auf Expedition geschickt! Industriespionage: Wie hat sich das Reisen durch das Heilige Land nach zwei Jahren Corona ge- und verändert?!
Die geheimdienstlichen Erkenntnisse waren umwerfend! Der Flughafen Ben Gurion warf zahllose Gruppen aus seinem Schlund oder saugte sie ein, wie das Atmen eines großen Ungeheuers. Am See Genezareth, in der Altstadt von Jerusalem, auf dem Carmel Mark in Tel Aviv drängelten sich Einzelreisende und Besuchergruppen, und nur für eine Wanderung und Gottesdienst im Ramon-Krater war seine Gruppe für wenige Stunden allein und unter sich...

Das ganze verdanken wir - Omikron! Einer Variante, die uns ersteinmal in eine weitere Depression gestürzt hatte: Optimismus perdü, die Inzidenzzahlen schossen in bis dahin nicht gewesener Weise weltweit durch die Decke. Das Ziel der bolschewistischen Weltverschwörung schien erreicht: Die Welt war rot!

Aber - rasant in ihrer Ansteckungsbereitschaft, dafür beinahe „mild“ in ihren Symptomen, wurden erst Omikron, dann die BA 2 Variante sehr schnell sowohl in medizinischen Kreisen wie auch der Öffentlichkeit begriffen als der Übergang von tödlicher Pandemie zu unerfreulicher Grippe. Omikron der „game-changer“! Und Reisen ist wieder möglich.

Probleme haben heute die Reiseagenturen, die ihre Mitarbeiter während der Pandemie freigestellt hatten, statt den Erhalt ihrer Team zu sichern. Die Besuchergruppen kommen, die Hotels füllen sich, Buchungen für das Jahr 2023 erreichen alte Zahlen und neue Spitzenzahlen, und so manche Unterkünfte wie auch viele der guten Guides sind schon heute und weit im Voraus ausgebucht...

Israel ein sicheres Reiseland?

Die letzten Wochen waren eine echte Herausforderung: Ramadan der Muslime, Ostern der westlichen Kirchen, Ostern der Orthodoxen, die jüdische Pessach-Woche, und das alles gleichzeitig und nebeneinander. Reiselogistisch die Hölle, dabei auch viel Raum für potentiellen Konflikt. Der dann nicht eingetreten ist. Das Gerangel auf dem Areal des Haram ash-Sharif/Tempelberg war dann auch mehr eine Pflichtübung, die sich Radikale vor Ort regelmäßig leisten, die aber nicht zu den angestrebten Eskalationen führten. Drei Attentate von islamistischen Daesh-Schläfern kamen überraschend, hatten aber ebenfalls keine Nachwirkungen. Bemerkenswert waren allerdings die dramatischen Schlagzeilen dazu in der internationalen Presse, die mehr oder weniger Bürgerkrieg im Heiligen Land suggerierten. Dieser journalistische Reflex mag die Folge einer jahrzehntelangen Fixierung auf den Nahost-Konflikt sein. Die regelmäßig dramatische Berichterstattung zu Geschehnissen im Heiligen Land ist aber auch deswegen so bemerkenswert, da Attentate von Radikalen oder Islamisten seit vielen Jahren in Europa und der Welt als Normalität begriffen und entsprechend wesentlich unaufgeregter berichtet werden.

Diese Disparität fällt in Israel und den palästinensischen Autonomiegebieten natürlich auf. Denn hier kommen Besucher eigentlich nur beim Autofahren ums Leben.   

Aber das hilft uns nicht groß. Es geht um Wahrnehmung, die dann oft mehr über die Berichterstattung und ihre Adressaten selbst als über das tatsächliche Geschehen vor Ort aussagt.

Wir freuen uns jedenfalls, Euch bald wieder in einem sicheren Heiligen Land begrüßen zu dürfen!

Eure Tzachi, Shenja, Mot, Li, Matty, Gedi, Georg




Der Autor

GEORG RÖSSLER

studierte Jüdische Wissenschaften und Staatsrecht (M.A.) in Jerusalem und Heidelberg und lebt seit 1988 in Jerusalem. Er ist lizensierter Reiseleiter für überwiegend christliche und politische Bildungsreisegruppen. Über viele Jahre war er mit seiner Familie engagiert im Rahmen der jüdisch-arabischen „Hand-in-Hand Schulen“ in Israel, wo jüdische und arabische Kinder zusammen lernen und versuchen, eine gemeinsame Zukunft in diesem Land zu gestalten. Nach einer Ausbildung in Deutschland als De-eskalationstrainer gründete er 2003 „SOS-Gewalt/Zentrum für Friedenspädagogik in Israel e.V.“ (www.matzmichim.org.il). 2017 erschien ebenfalls im AphorismA-Verlag sein Buch „Auf dem Weg nach Jerusalem. Ein Begleiter für die Pilgerwanderung in die Heilige Stadt."

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