Deutsche Bibliothek
ISSN 1612-7331
28.11.2006 - Nr. 715
Anmeldung Abonnement Online-Extra Pressestimmen Leserstimmen Über COMPASS Archiv


Editorial
Israel und Nahost
... aktuell
... Hintergrund
... Israel intern
... und die Welt
Vergangenheit ...
Antisemitismus...
Interreligiöse Welt
Jüdische Welt
Christliche Welt
Online-Rezensionen
Fernseh-Tipps
Gesamtausgabe



anzeige


Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit

Deutscher Koordinierungsrat

Über 80 Gesellschaften haben sich im DKR zusammengeschlossen.

Besuchen Sie unsere Homepage:

Koordinierungsrat




Editorial

Guten Tag!

Nr. 715 - 28. November 2006


"Freundschaft und Kritik" lautet das umstrittene "Manifest der 25", mit dem 25 deutsche Politologen zu einem kritischeren Umgang der deutschen Politik mit dem Staat Israel aufgerufen haben (siehe COMPASS vom 16. u. 22.11.06). Am vergangenen Samstag veröffentlichte die FRANKFURTER RUNDSCHAU eine nicht minder kritische Antwort auf das "Manifest" aus der Feder des Politikwissenschaftlers Markus Weingardt. Den - gegenüber der leicht gekürzten Fassung in der FR - vollständigen Beitrag Weingardts können Sie im heutigen COMPASS lesen, Rubrik ISRAEL, DEUTSCHLAND, EUROPA UND DIE WELT.

"Schluss mit Hass. Nach sechs Jahren sinn- und ziellosen Blutvergießens ist die Zeit für einen Richtungswechsel gekommen", schreibt Hischam Abdel Rasek, ein palästinensischer Exminister. "Die Palästinenser haben erkannt, dass Raketenbeschuss israelischer Städte sie nicht weiter bringt, und Israel verstand, dass es mit einseitigen Schritten keinen Frieden schafft", formuliert Israels Schriftsteller Amos Oz. Es scheint, als ob neue Friedenshoffnungen im Nahen Osten aufkeimen. Ulrich W. Sahm berichtet in einem Beitrag auf HAGALIL aus Israel von der Stimmung in der Region.
Der Link dazu in der Rubrik ISRAEL UND NAHOST HINTERGRUND.

Braucht Deutschland ein zentrales Holocaust-Museum? Eine private Stiftung will mit viel prominenter Unterstützung in Leipzig ein Holocaust-Museum einrichten. Unter anderem Alfred Biolek, Günter Grass und Thomas Gottschalk stehen hinter dem Projekt, dass eine "umfassende, nationale Aufklärungsstätte über die Zeit und die Verbrechen des Nationalsozialismus" sein will. Gleichwohl hat das Projekt ein gespaltenes Echo gefunden. Während die "Stiftung Deutsches Holocaust Museum" eine beeindruckend lange Liste prominenter Unterstützer vorweisen kann, gibt es ebenso heftige wie grundsätzliche Kritik an dem Projekt. So bescheinigte Wolfgang Benz, der Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung in Berlin, den Initiatoren in der "Jüdischen Allgemeinen""gut gemeinten Dilettantismus". Zwei Beiträge von Sven Felix Kellerhoff in der WELT und Matthias Gretzschel im HAMBURGER ABENDBLATT erläutern die Pläne und die Debatte.
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik VERGANGENHEIT...

Die Konferenz über den Holocaust, die das iranische Regime im Dezember abhalten will, wird offenbar für die rechtsextreme Szene ein Reinfall. Warum? Der Grund gereicht dem Rechtsstaat zur Ehre: Mehrere einschlägig bekannte Antisemiten sitzen nämlich in Deutschland im Gefängnis, andere scheinen aus Furcht vor dem Entzug des Reisepasses auf die Tour nach Teheran verzichten zu wollen. Frank Jansen berichtet für den TAGESSPIEGEL über den Stand der Dinge.
Der Link zu seinem Artikel in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Dass auch die während des Zweiten Weltkrieges politisch "neutrale" Schweiz kein offener Fluchtort für Juden war, ist bekannt. Eine neue Regional-Studie über St. Gallen belegt einmal mehr, dass auch in der Schweiz antisemitische Grundströmungen stark verankert waren. Vor allem im katholischen Milieu, aber auch in liberalen und linken Kreisen war der Antisemitismus im St. Gallen der 1920er und 1930er Jahre weit verbreitet, wie die Studie von Thomas Metzger aufzeigt. Im ST. GALLER TAGBLATT wird die Studie näher vorgestellt.
Der Link dazu in der Rubrik ANTISEMITISMUS.

Durch die Veröffentlichung und Vorstellung des italienischen Buches „Der Heilige Stuhl und die Judenfrage (1933-1945)”, das Ende Oktober im Verlag „Studium“ (in italienischer Sprache) veröffentlicht wurde, hat die Diskussion über die Seligsprechung von Papst Pius XII. neue Nahrung erhalten. Verfasst wurde das Buch von Alessandro Duce, dem Außerordentlichen Professor für Geschichte der internationalen Beziehungen an den Fakultäten Politikwissenschaften und Rechtswissenschaften der Universität Parma. Duce zeichnet die Diplomatie des Heiligen Stuhls während der Jahre der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft und des Holocaust nach. Behandelt wird die Zeit von der Machtübernahme Adolf Hitlers bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. ZENIT sprach mit dem Autor über  den "Heiligen Stuhl und die Judenfrage".
Der Link zum Interview in der Rubrik CHRISTLICH-JÜDISCHER DIALOG.

Papst Benedikt XVI. erntete vor zwei Monaten mit seinen Regensburger Äusserungen zum Verhältnis von Vernunft und Glaube, Religion und Gewalt Empörung insbesondere von islamischer Seite. An zweierlei nahm man Anstoss: daran, dass der Papst die Gewaltgeschichte des Christentums mit keinem Wort erwähnt hatte, und - nicht minder - daran, dass er den Gott des Islams als einen über die Prinzipien der Vernunft erhabenen Willkürgott vor Augen gestellt zu haben schien, der der Gewalt den Weg ebne. In der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG geht nun der Islamwissenschafter Tilman Nagel der Frage nach, wie eng der Koran, wie eng Mohammed den rechten Glauben tatsächlich mit seiner notfalls gewaltsamen Ausbreitung verknüpft hat: "Kämpfen bis zum endgültigen Triumph. Über Gewalt im Islam".
Der Link zum Beitrag in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Kopftuchstreit im Gamsbartland: Eine Berliner Muslimorganisation erhob jetzt Popularklage gegen das seit 2005 im Freistaat geltende Kopftuchverbot für Lehrerinnen. Damit ist zum ersten Mal ein Landesverfassungsgericht mit der heiklen Frage befasst. WELT, FRANFKURTER RUNDSCHAU und TAZ berichten über die Hintergründe.
Die Links zu den Beiträgen in der Rubrik INTERRELIGIÖSE WELT.

Das private Touro College in Berlin ist Deutschlands einzige jüdisch-amerikanische Hochschule. Jan Friedman stellt das Colleg, in dem nun auch Experten zur Vermittlung von Wissen über den Holocaust ausgebildet werden sollen, in einer Reportage für den SPIEGEL vor: "Mit Talar und Kippa".
Der Link zu seinem Bericht in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

1988 wurde der ehemalige Bornplatz in Hamburg so umgestaltet, dass die Spuren jüdischen Lebens ansatzweise wieder sichtbar wurden. Die Künstlerin Margrit Kahl entwarf dazu ein Bodenmosaik, dass das Deckengewölbe der zerstörten Hauptsynagoge nachzeichnet. Dieser Teil des Bornplatzes wurde nach Joseph Carlebach umbenannt, dem 1942 ermordeten Oberrabbiner der Jüdischen Gemeinde Hamburg. In Rotherbaum gab es neben der Bornplatz-Synagoge mehrere und vor allem kleinere Synagogen. Im benachbarten Grindelhof 30 hat die Talmud-Tora-Schule 2002 den Lehrbetrieb nach 60 Jahren wieder aufgenommen. Wie nun mit den ersten Funden am Bonrplatz unter archäologischer Betreuung umgegangen wird, schildert Björn Bendig im HAMBURGER ABENDBLATT: "Unterm Pflaster liegt der Brand".
Der Link dazu in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Louis Begley, der große jüdisch-amerikanische Autor, hält sich gerade als Poetik-Dozent an der Universität Heidelberg auf. Mit der FAZ sprach er über die Lebenslüge des Günter Grass, Deutschland und seine Jugend sowie über seinen neuen Roman - und ein autobiographisches Geständnis. Begley wurde 1933 als Ludwig Begleiter in Polen geboren, überlebte den Krieg, zusammen mit seiner Mutter, als katholisch getarnter Jude und emigrierte 1947 mit seiner Familie nach New York. Seine Großeltern wurden von den Nazis ermordet. Er studierte Jura in Harvard, trat als Wirtschaftsanwalt in die renommierte Kanzlei Debevoise & Plimpton ein und veröffentlichte 1991 seinen ersten, von der Kritik vielfach gerühmten Roman „Lügen in Zeiten des Krieges“.
Der Link zum Interview in der Rubrik JÜDISCHE WELT.

Benedikt XVI. fährt in die Türkei. Dort erwartet ihn ein frostiger Empfang. Der türkische Polizeichef fürchtet gar "massive Proteste". Die Muslime empören sich noch immer heftig über seine umstrittene Regensburger Rede. Die Sicherheitsvorkehrungen sind äußerst hoch. Einen solchen Schutz erleben die ganz normalen Christen in der Türkei freilich nicht. Sie werden nur geduldet. Gemeinden müssen sich teilweise abenteuerliche Organisationsformen geben, Missionare leben gefährlich. Eine Reihe von Reportagen und Berichten beschreiben heute das Umfeld der Papstreise und beleuchten die Situation der Christen in der Türkei.
Die Links dazu in der Rubrik CHRISTLICHE WELT.

Dies alles und noch viel mehr wie üblich direkt verlinkt, ergänzt von aktuellen FERNSEH-TIPPS sowie einschlägigen ONLINE-REZENSIONEN im heutigen COMPASS.


Einen angenehmen Tag wünscht


Israel und Nahost


... aktuell

... aktuell




Olmert bietet Gefangenenaustausch an
Israel macht Angebote
Olmert für eigenen Palästinenser-Staat
Olmert signalisiert Gesprächsbereitschaft
Olmert bietet Palästinensern einen Staat an
Annan sorgt sich um Waffenruhe in Nahost

... Hintergrund

... Hintergrund




Schluss mit dem Hass
Abbas' letzte Chance
»Israel muß boykottiert werden«
Dicke Fische für die Palästinenser
Die Waffenlager der Hisbollah sind wieder gefüllt

... Israel intern

Israel intern




Kunst-Hype in Tel Aviv

... und die Welt

ONLINE-ARTIKEL




Wie deutsche Firmen Israel sehen

Zu Gast bei ...


Original-Beitrag


Nachfolgend lesen Sie einen Original-Beitrag des Politik- und Verwaltungswissenschaftlers Markus Weingardt, in dem er auf
das "Manifest der 25" antwortet. [siehe Compass 16.11.06 u. 22.11.06]

Eine leicht gekürzte Fassung veröffentlichte die FRANKFURTER RUNDSCHAU
in ihrer Ausgabe vom vergangenen Samstag.


Überdenken - aber ehrlich!

Das „Manifest der 25“ plädiert dafür, die besonderen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel neu zu überdenken. Viele Aussagen und Impulse sind höchst zutreffend und nicht zu beanstanden. Andere hingegen sind höchst beunruhigend und rufen eine Reihe von Fragen hervor.

Das Unbehagen beginnt im ersten Absatz. Warum zitieren die Autoren die israelische Außenministerin anstatt einen deutschen Politiker? Dutzende Politiker benutzen jährlich die völlig nichtssagende Formel von den „besonderen Beziehungen“ – nichtssagend, weil niemand erläutert, was darunter zu verstehen sei, und so jeder verstehen kann, was er mag. Und doch muss Frau Livnis Aussage herhalten, um daran eine Interpretation dieser Besonderheit der Beziehungen aufzuhängen. Soll damit vermittelt werden, dass die Besonderheit – wie sie die Autoren charakterisieren – eine israelische Forderung ist? Dass Israel auf eine Besonderheit besteht, die in Deutschland so niemand sieht? Immerhin war – offenbar – kein Zitat eines deutschen Politikers zu finden. Und so wird weiter formuliert: „Deutschland hat sich uneingeschränkt ... einzusetzen.“ Hat sich – also als Imperativ: Deutschland muss ... Warum? Wer sagt das? Das wird vielsagend offen gelassen und lässt damit Raum für unsägliche Spekulationen. Vor allem aber die Charakterisierung der Besonderheit ist irritierend, nein: viel zu eng gefasst und inhaltlich falsch. Sie wird festgemacht a) an einem ‚uneingeschränkten Einsatz’ für Israel, manifestiert in der Lieferung von Rüstungsgütern trotz israelischen Rechtsverstößen, und b) daran, dass „Kritik an Israel ... besser unterbleiben“ sollte.

Die Autoren erläutern nicht, was unter ‚uneingeschränktem Einsatz’ zu verstehen sei. Sie begründen ihre ‚Wahrnehmung’ auch nicht, es wird einfach eine – eindeutig negativ konnotierte – Behauptung aufgestellt. Dass man sich für Existenz und Sicherheit eines Staates oder Volkes ausspricht, dürfte eine Selbstverständlichkeit sein. Dass Deutschland anderen Staaten Kredite gewährt, ebenfalls. Was hat die Bundesrepublik also ‚uneingeschränkt’ aktiv getan? Bereits die unseligen Verhandlungen zum ‚Wiedergutmachungs’-Abkommen (1949-52) zeugen von höchst eingeschränktem Engagement für Israel. Im Jom-Kippur-Krieg 1973, als Israel am Rande einer vernichtenden (!) Niederlage stand, untersagte die Bundesregierung amerikanische Waffenlieferungen für Israel via Deutschland. Das geschah unter dem Deckmantel der Neutralität, faktisch aber aus Rücksicht auf die arabische Welt, aus Angst vor der ‚Ölwaffe’ und anderen wirtschaftlichen Nachteilen. Ist das ‚uneingeschränkter Einsatz’ für Israel?  Aber, so sagt uns dann das ‚Manifest’, der ‚uneingeschränkte Einsatz’ zeige sich ‚unter anderem’ (woran denn noch?) daran, dass Deutschland Israel mit Rüstungsgütern beliefert, trotz diverser Verstöße gegen internationales und Menschenrecht. Stimmt, Israel – und Dutzende andere Staaten auch. Darunter sogar arabische Staaten, die Israel keineswegs wohlgesonnen sind, gar den Kampf gegen Israel unterstützen (bspw. erhielt Saudi-Arabien in den Neunzigerjahren einige Dutzend ‚Fuchs’-Spürpanzer). Staaten, in denen die Menschenrechte in ganz anderer Dimension mit Füßen getreten werden, als dies in Israel geschieht. Staaten, in denen Frauen, Christen oder Homosexuelle vom Tod bedroht sind, weil sie Frauen, Christen oder Homosexuelle sind. Staaten, in denen Hunderte oder Tausende jährlich durch staatliche Gewalt zu Tode kommen. All diese und viel Rechtsbrüche mehr haben die verschiedenen Bundesregierungen bis heute nicht davon abgehalten, mit solchen Staaten Geschäfte zu machen oder zuzulassen, wie sie auch unbestreitbare Rechtsbrüche auf israelischer Seite hinnahm und hinnimmt. Das macht die deutsche Politik freilich nicht besser, doch sind Rüstungslieferungen trotz Menschenrechtsverstößen kein Charakteristikum, das die deutsch-israelischen Beziehungen von anderen bilateralen Beziehungen unterscheidet, mithin das Verhältnis zu Israel als ein ‚besonderes’ auszeichnet. Überdies stehen Rüstungslieferungen an israelfeindliche Staaten in krassem Gegensatz zu dem Postulat eines ‚uneingeschränkten Einsatzes für Israel’. Wie kommt es, dass die Unterzeichner diese Umstände ignorieren? Warum und zu welchem Zweck wird an Israel bzw. der deutschen Israelpolitik Kritik geäußert, während über vergleichbare, gar gravierendere Missstände hinsichtlich der arabische Staaten geflissentlich geschwiegen wird?

Weiter nehmen die Autoren als Kennzeichen der Besonderheit ein „unausgesprochenes Verbot offener Kritik“ an Israel wahr. Auch dies wird von den Autoren freilich nicht weiter begründet, doch zieht sich diese Behauptung wie ein Unterton durch den gesamten Artikel: Dieses ‚Verbot’ scheint ursächlich zu sein, dass kein offener, wirklich freundschaftlicher Dialog zwischen Deutschland und Israel gepflegt wird, wie es die Autoren sehen. Nun, diese These vom ‚Verbot deutscher Israel-Kritik’ ist so alt wie die Bundesrepublik – und ebenso lange schon falsch. Es ist nichts anderes als ein leider sehr etablierter und öffentlichkeitswirksamer, aber durch nichts gestützter Mythos. Was bedeutet denn überhaupt ‚Verbot’? Was geschieht mit jemandem, der dieses Verbot missachtet? Welche ‚Strafen’ oder Konsequenzen hat er zu fürchten? Der Protagonist offener Israelkritik war zeitlebens Jürgen W. Möllemann. Schon in den Siebzigerjahren attackierte er die israelische Regierungspolitik und wollte den damaligen Ministerpräsident Begin als Kriegsverbrecher vor einen internationalen Gerichtshof stellen – darauf hinweisend, dass auch der Umstand, dass Begin Jude sei, niemanden an dieser Feststellung hindern könne. Zur Strafe für diese ‚verbotene Kritik’ wurde er wenige Zeit später zum Staatsminister im Auswärtigen Amt ernannt. Als er in diesem Amt politische und private Geschäfte verquickte und zurücktreten musste, vermutete er öffentlich eine „zionistische Verschwörung“ gegen seine Person. Wiederum wenige Jahre später wurde er Bundesminister für Bildung und Wissenschaft (1987-1991), später gar Bundeswirtschaftsminister (1991-1993). Zahlreiche andere Politiker haben seit den Fünfzigerjahren und bis heute teils vehemente Kritik an Israel geäußert, davon geben zahllose Interviews und sogar die Bundestagsprotokolle beredt Auskunft. Doch keiner musste deswegen irgendein politisches Amt oder Mandat niederlegen, ganz im Gegenteil. Bundeskanzler Schmidt focht eine Kontroverse mit Begin aus und vermied jede Begegnung mit ihm, doch zierte sein Bild zeitlebens das Wohnzimmer des damaligen israelischen Botschafters Meroz. Joschka Fischer verurteilte mehrfach öffentlich Scharons Politik, und war in Israel angesehen wie kein deutscher Außenminister vor ihm. Und dennoch, dennoch wabert der Mythos vom angeblichen ‚Tabu deutscher Israel-Kritik’ weiterhin unaufhaltsam durch das Land. Dieser auffallende Umstand sagt mehr über Probleme vieler Deutscher im Umgang mit Deutschlands Vergangenheit als über tatsächliche deutsch-israelische Beziehungen, geschweige denn über israelische Erwartungen oder gar ‚Forderungen’. Doch so scheinbare Nebenbemerkungen wie im ‚Manifest der 25’ sind bestens dazu angetan, den Mythos – ohne jede Begründung! – am Leben zu halten und, angesichts der prominenten Unterzeichner, zu stärken.

Die Säulen, auf denen das Plädoyer für ein Überdenken der deutsch-israelischen Beziehungen aufbaut, sind tönern und tragen nicht. Positive Aspekte des bilateralen Verhältnisses, etwa das überaus intensive gesellschaftliche Beziehungsgeflecht in verschiedensten Bereichen der Kultur, Wissenschaft, des Jugendaustauschs und vieles mehr, werden gar nicht erwähnt. Dabei sind gerade sie es, die tatsächlich eine Besonderheit und Einmaligkeit unter den vielen zwischenstaatlichen Beziehungen Israels wie der Bundesrepublik darstellen. Stattdessen wird ein gefährlich klischeebesetztes und für Israel wenig schmeichelhaftes Bild von den deutsch-israelischen Beziehungen gezeichnet: Deutschland „hat sich uneingeschränkt für Israel einzusetzen“, unter anderem durch „staatlich geförderte Waffentechnologie“, und hat darüber hinaus Kritik zu unterlassen; im Klartext: Deutschland hat Israel jeden Wunsch zu erfüllen und ansonsten gefälligst den Mund zu halten. Wenn man die bilateralen Beziehungen wirklich neu ‚überdenken’ will, sollte man nicht nur Ausschnitte betrachten und sich vor allem von überkommenen Klischees und Mythen trennen und. Und wenn man Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und Freundschaftlichkeit im Umgang anmahnt, sollte man nicht zugleich mit einseitigen und nicht begründeten Postulaten bzw. Unterstellungen – besonders gegenüber dem ‚Freund’ – argumentieren
.




Vergangenheit ...

ONLINE-ARTIKEL




Warum das für Leipzig geplante Holocaust-Museum umstritten ist
Braucht Deutschland ein zentrales Holocaust-Museum?
Mehrheit schwieg dazu
Lippenlese-Software entschlüsselt Gespräche in Hitlers Privatfilmen
Holocaust und Kriegsverbrechen vor Gericht
"Musik hat uns das Leben gerettet"

Antisemitismus...

Online-Artikel




Irans Holocaust-Konferenz ohne deutsche Rechtsextreme?

Anschlag auf jüdische Schule: "Ein Akt der Barbarei"
Antisemitische Motive

Katholisch und judenfeindlich
"Der Mensch hat Beine und keine Wurzeln"

"Ich werde konsequent weiter gegen rechts arbeiten"
Proteste gegen einen extrem rechten Laden in Bochum
Aufschwung durch Armut
Im Kampf gegen den Rechtsextremismus

Christlich-jüdischer Dialog - Interreligiöse Welt

ONLINE-ARTIKEL




Der Heilige Stuhl und die Judenfrage
Kämpfen bis zum endgültigen Triumph
Vom Umgang mit Muslimen: Ignatius von Loyola und Raimundus Lullus

Prozess um Bayerns Kopftuch-Verbot für muslimische Lehrerinnen
Prozess um Kopftuch-Verbot
Kopftücher ab, Hüte auf

Islam-Gelehrte ächten Mädchenbeschneidung
"Das wusste ich nicht, das wusste ich doch nicht . . ."

Jüdische Welt

ONLINE-ARTIKEL




Der schwere Weg in die Normalität
Er kannte den Zauber der Schrift
Mit Talar und Kippa
Unterm Pflaster liegt der Brand
Unwissenheit durch Wissen ersetzen

Die Jugend in Deutschland ist so ernsthaft

amazon



    

Christliche Welt

ONLINE-ARTIKEL




Religionsfreiheit auf Türkisch
Die Hagia Sophia: Die Kathedrale Konstantinopels
Die schwierigste Reise des Papstes
«Der Papst steht im politischen Spannungsfeld»
Kriegerisches Trommeln, versöhnliche Gesten
Empfang zweiter Klasse
Mission im Minenfeld des Glaubens
"Reise des Dialogs und der Versöhnung"

Online-Rezensionen




Christen, Juden, Muselmanen




Witze als Ventil fürs Volk

Amazon




Judenschmerz




Eine Aufforderung




Fernseh-Tipps


Abo-Hinweis

 Die Information, in welchem externen Medium Sie den vollständigen Text kostenfrei lesen können sowie einen Link dorthin ist angemeldeten Abonnenten vorbehalten!
Sie möchten die Information über die Fundstelle inkl. Quellenangabe und Link zum Artikel sehen und nutzen, um den angegebenen Artikel zu lesen?
Dann abonnieren Sie unsere Seiten oder testen Sie uns vorab mit einem kostenfreien Schnupper-Abonnement!
Abo bestellen

Sie sind bereits Abonnent?
Dann melden Sie sich bitte erst mit Ihrem Benutzernamen und Passwort an, um die Fundstelle inkl. Quellenangabe und Link sehen und nutzen zu können!

Anmeldung


» Home | » Impressum | » Online-Extra | » Pressestimmen | » Leserstimmen | » COMPASS-Service | » Archiv