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ISSN 1612-7331
21.06.2018 - Nr. 1776
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Der Spion, der aus der Knesset kam



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Rabbinatsgerichts mutige Entscheidung befreit eine Frau

In einem völlig unerwarteten und ungewöhnlichen Schritt hat das Rabbinatsgericht in Haifa eine Ehe annulliert und damit eine Frau befreit, ein normales Leben zu führen.

Das Rabbinatsgericht hatte 2016 entschieden, dass die Frau ein Recht auf Scheidung hat und der Mann ihr die Scheidung gewähren muss. Da aber nach dem Religionsgesetz eine Ehe nur geschieden werden kann, wenn der Mann zustimmt, kann eine Frau jahrelang, wenn nicht für ihr ganzes Leben keinen anderen Mann heiraten, eine solche Frau ist in der religiösen Fachsprache eine „angekettete“ Frau.

Die Religionsgerichte versuchen nun mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln, den Mann zu zwingen, sein Einverständnis zu geben, von der Einziehung des Führerscheins über die Sperrung des Bankkontos bis zur Inhaftierung auf unbestimmte Zeit.

Das Haifa Gericht verhängte als ersten Schritt über den widerspenstigen Ehemann den Bann, das besagt, dass es jedem verboten ist, mit ihm zu reden, mit ihm Kontakt aufzunehmen oder sonst irgendeinen Verkehr mit ihm zu haben. Darauf hat der Arbeitgeber des Mannes, die religiöse Universität Bar Ilan, den Mann entlassen. Um diese Maßnahme durchzusetzen veröffentlichte das Gericht sein Foto und seinen Namen, Oded Guez.

Um weiteren Schritten gegen ihn zu entgehen floh der Betreffende mit einem gefälschten Pass ins Ausland, zuerst nach Zypern, dann in die Ukraine, England und schließlich nach Belgien. Hier wurde er verhaftet aufgrund des falschen Passes. Israel hat inzwischen seine Auslieferung verlangt.

Damit war die Frau aber noch nicht geschieden und befreit. So entschied das Gericht nach weiteren Nachforschungen in einem bisher noch nicht dagewesenen Fall die Annullierung der Ehe aufgrund der Tatsache, dass einer der Trauzeugen keinen religiösen Lebenswandel pflegt. Tausende von Trauzeugen sind nicht unbedingt religiös nach dem jüdischen Religionsgesetz und noch niemals wurde dieses Argument in einem Scheidungsverfahren angewandt.

Hiermit ist die Frau frei, neu zu heiraten. Sie gilt als bisher noch nie verheiratet und kann nach dem Religionsgesetz auch Männer heiraten, die einer Geschiedenen sonst verwehrt sind. So darf ein Priester, also ein Mann mit dem Namen Kohen, Kühn, Katz, Kahane oder ähnlich, die seine priesterliche Abstammung belegen, nach biblischem Gesetz, das in diesem Fall in Israel Geltung hat, keine Geschiedene heiraten.

Diese Entscheidung eines religiösen Gerichts wurde landesweit von liberalen Kreisen begrüßt. „Dieser Fall zeigt, dass, wenn die Rabbiner wollen, sie einen halachischen (religionsgesetzlichen) Weg finden, eine Frau von einem scheidungsunwilligen Ehemann zu befreien“, sagte Batya Kahana-Dror, die Vorsitzende einer Vereinigung, die Frauen in dieser Situation zur Seite steht. Sie hoffe, dass diese Entscheidung Schule machen und Hunderte von Frauen aus ihrer misslichen Lage befreien werde.

(COPYRIGHT: Michael Krupp)




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