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ISSN 1612-7331
25.09.2024 - Nr. 2078
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Michael Krupp: Ein Jahr siebter Oktober – Ein Jahr Krieg



Ehemaliger Armeechef Israels gewaltsam von Straßenblockade entfernt

[DER SPIEGEL]
22.09.2024 – Seit dem 7. Oktober protestieren Israelis gegen ihre Regierung. Nun hat die Polizei den ehemaligen Armeechef auf grobe Weise von einer Demonstration weggezerrt. Er hatte die Straße zu Netanyahus Haus blockiert...

Risikofaktor Itamar Ben-Gvir



Von Gady Gronich | 23.09.2024 - Der israelische Minister und seine Mitstreiter tragen maßgeblich zur wachsenden Unsicherheit unter europäischen Juden bei. [Der Autor ist Generalsekretär der Europäischen Rabbinerkonferenz] ...




Der Krieg in Nahost erreicht nun auch Haifa



Von Maria Sterkl | 22.09.2024 - Die israelische Luftabwehr hat das Schlimmste verhindert, dennoch schlugen im Großraum Haifa mehrere Raketen ein. Die Politik gibt strenge Regeln vor. Ein Bericht aus Haifa...

So bereitet sich Israels Norden auf den Ernstfall vor: zu Besuch im grössten Bunker-Spital der Welt



Von Rewert Hoffer | 23.09.2024 - Nach dem Hizbullah-Raketenangriff auf die israelische Hafenstadt Haifa hat das Rambam-Spital seine Patienten unter Tage verlegt. Denn ein umfassender Krieg mit der Schiitenmiliz wird immer wahrscheinlicher...

Die Airline, die immer fliegen muss: Die Hassliebe der Israeli für El Al



Von Rewert Hoffer | 25.09.2024 - Mitten im Krieg streicht Israels nationale Fluggesellschaft Rekordgewinne ein – obwohl die Sicherheitskontrollen aufwendig und die Tickets teuer sind. Denn El Al hat einen grossen Wettbewerbsvorteil: Ihre Maschinen heben auf jeden Fall ab...

Kapital für Israels Tech-Sektor könnte laut Studie spärlicher fließen



23.09.2024 - Die Investitionen seien seit dem 7. Oktober bislang nicht zurückgegangen, allerdings gebe es Ungleichgewichte...





Ein Jahr siebter Oktober – Ein Jahr Krieg

Michael Krupp


23.09.2024 - Fast ein Jahr nach dem siebten Oktober und der Kriegserklärung Israels gegen die mörderische Terroristenbande Hamas.

Ob diese Kriegserklärung vernünftig war, ist nach einem Jahr Kriegserfahrung eher fraglich. Israel und seine Regierung mit seinem Ministerpräsidenten  Benjamin Netanjahu, von Freunden und Gegnern Bibi genannt, hatte das größte Scheitern seiner Geschichte begangen, schlimmer als das des Oktoberkrieges von 1973, auf den man auch nicht vorbereitet gewesen war und dessen 50zigjähres Gedenken man gerade hinter sich hatte. Auch damals hatte man leichtsinnig alle Warnungen im einer arroganten Weise zurückgewiesen. Diesmal waren gerade die Beobachtungsposten auf den Wachtürmen an der Grenze zu Gaza  die ersten Opfer des Massakers, alles Soldatinnen ohne Waffen, die das Militär davor gewarnt hatten, was ihrer Meinung nach ihren Beobachten die Hamas vorhabe nach all den Aufmärschen an der Grenze. Aber das Militär hatte das alle genervt abgetan, Frauengespinste, die endlich den Mund halten sollten. Die Mehrzahl der Truppen, die am Gazastreifen standen und einen Einfall von Gaza aus verhindert hätten, wurden abgezogen und in die besetzten Gebiete verlegt, um die Siedler dort zu beschützen.

1200 Tote, Vergewaltigte, Abgeschlachtete und Verstümmelte und 250 Verschleppte, Tote und Lebendige, Kinder, Babys, Frauen, Greise und wer nicht noch alles. Es wäre die Pflicht des Staates gewesen, nach seinem Versagen, alles zu tun, zuerst diese Elenden zurückzuholen. Eine Kriegserklärung war dabei nicht das richtige und eine Weiterführung dieses Krieges nach einem Jahr ist wahrscheinlich der Tod der noch lebenden Geiseln, der Tod vieler weitere Gazabewohner und der Tod von noch mehr israelischen Soldaten, deren Zahl schon jetzt die Zahl der toten Soldaten vom 7. Oktober übersteigt. Und das alles, weil ein Mann und seine korrupte Gefolgschaft aus persönlichen Gründen diesen Krieg fortsetzen will.

Und was hat dieser Krieg erreicht. Nichts von seinen erklärten Kriegszielen, und das nach einem Jahr und ein weiterer wird nicht mehr erreichen, die Zerschlagung der Hamas und das Ende seiner Herrschaft im Gazastreifen. Israel hat nicht von den Sowjets seiner Zeit in Afghanistan, den Amerikanern in Vietnam, in Afghanistan und im Irak gelernt. Wenn diese Länder auch kein direkter Vergleich sind, so hätte das doch zum Nachdenken genügen müssen.

Die israelische Regierung hat keine Zukunftsvorstellung für die Zeit nach dem Krieg in Gaza, und jetzt auch im Norden im Libanon veröffentlicht. Die Extremrechten in der Regierung denken schon  an eine Wiederbesiedlung des Gazastreifens und eine Besetzung des Südlibanon. Auch hier haben die Lehren aus  zwei verlorenen Libanonkriegen nichts genützt. Und Bibis hartnäckiges Weigern, den Grenzbereich im Gazastreifen zu Ägypten zu verlassen, zeigt auch eher seine Intention, den Gazastreifen besetzt zu halten, den Krieg auszudehnen, so dass sein Prozess ihn nicht ins Gefängnis bringt.

Das also ist die Situation nach einem Jahr Krieg, ein Scherbenhaufen. Zehntausende Umgesiedelte aus dem Gebiet um den Gazastreifen herum und aus Galiläa, die die Hotels in Eilat, am Toten Meer und anderswo bevölkern, die zu ihren Arbeitsstätten nicht kommen können und deren Felder und Gewächshäuser zerfallen, das Obst und das Gemüse nicht geerntet wird und deren Häuser im Norden immer mehr zu Trümmerfeldern werden, wie die Dörfer im Südlibanon, die auch von ihren Bewohnern verlassen wurden. Und hier und da verbrennt das Land durch den gegenseitige Beschuss, mehr in Israel als im Libanon, weil Israel mehr aufgeforstet ist.

Hisbolla und der Jemen haben gesagt, das Feuer einzustellen, wenn Israel das Feuer im Gazastreifen einstellt. Ob das stimmt, dafür gibt es keine Garantie. Aber man könnte es ja ausprobieren, zumal der Kriege in Gaza und gegen die Hisbolla keinerlei Fortschritte zeigen und was sie erreichen könnten, längst erreicht ist, eine Schwächung der Hamas und der Hisbolla. Mehr ist sowieso nicht möglich. Ein erklärter Krieg im Norden mit Einmarsch israelischer Truppen in den Libanon ist existenzgefährdend für Israel. Israel hat seit dem Sechstagekrieg 1966 keinen Krieg, milde gesagt, gewonnen. Israel steht an den Grenzen seiner Möglichkeiten und eine Überziehung davon könnte eine Katastrophe einleiten, deren Ende das Verschwinden des Staates Israel bedeutet.

Das sind keine guten Aussichten nach einem Jahr Krieg. Möge es endlich dazu kommen, dass eine bessere Regierung die Macht übernimmt und den Krieg beendet. Dann könnte ein Wiederaufbau in Gaza, in Israel und im Libanon beginnen, mit Hilfe der Völkergemeinschaft einschließlich der gemäßigten arabischen Nachbarstaaten.




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