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ISSN 1612-7331
21.04.2008 - Nr. 911
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Original-Beitrag:
Hans Maaß rezensiert Igal Avidan "Israel. Ein Staat sucht sich selbst"



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Original-Beitrag


Igal Avidan:
ISRAEL. Ein Staat sucht sich selbst
216 S., geb., Heinrich Hugendubel Verlag
Kreuzlingen/München 2008


Eine Rezension von Dr. Hans Maaß


Rezension

Avidan, ein versierter Journalist, schreibt in flüssiger, gut lesbarer Sprache und zeigt Problematiken des Staates Israel anhand anschaulicher  Beispiele und Szenen auf. Der Titel des Buches ist vielsagend, bringt er  doch zum Ausdruck, dass dieser Staat nach 60 Jahren immer noch nicht zur  Ruhe gekommen ist, nicht nur aufgrund äußerer Bedrohungen, sondern auch  infolge politischer Entscheidungen in der Vergangenheit und innerer  Unsicherheit über den Weg in die Zukunft. Schonungslos, aber nicht  einseitig stellt er die Probleme dar. Die einzelnen Kapitel enthalten  jeweils Beispiele für bedenkliche, aber auch hoffnungsvolle  Entwicklungen und Ansätze.

So hat es zwar auch Vertreibungen arabischer Bevölkerung aus israelischem Gebiet und Zerstörung von Dörfern gegeben, Avidan gibt aber  auch den Bericht eines Arabers wieder, der mit seiner Familie 1948  seinen Ort nach Aufrufen arabischer Führer verlassen hatte, „damit die  siegreichen arabischen Armeen die Juden ausrotten könnten.“ Mit Staunen  liest man, dass ein kämpferisches Lied jener Tage von dem heutigen  „Friedensaktivisten“ Uri Avnery stammt – ein Beispiel für Israels Suche  nach sich selbst. Recht ausführlich geht Avidan auch auf die Thesen der  ›neuen Historiker‹ ein und das Umdenken eines Teils infolge der zweiten  Intifada: „Damals kämpften sie, um die israelische Besatzung  loszuwerden, jetzt kämpfen sie, um Israel loszuwerden“, zitiert er B.  Morris, der nachträglich die Vertreibung arabischer Bevölkerung als  tragisch, aber notwendig bezeichnete. Ausführlich wird das Problem der  Rückkehr der Flüchtlinge und die verschiedenen Lösungsansätze  dargestellt und eine „begrenzte Rückkehr ohne Rückkehrrecht“ als  „Zauberformel“ bezeichnet. Auch in dieser Frage ist Israel auf der  Suche. Erfreulich ist die Tatsache, dass es gelungen ist, in Israel  Schulbücher einzuführen, die auch die Sicht der Palästinenser  darstellen, ohne billige Lösungen zu propagieren.

Die unterschiedliche Sicht innerhalb der israelischen Gesellschaft bezüglich der seit 1967 besetzten Gebiete und zur Einigung auf die  Grenzen zweier Staaten, machen am Beispiel der „grünen Linie“ zwei  Anzeigen deutlich, die am gleichen Tag in israelischen Zeitungen  erschienen sind. Überhaupt wird die Problematik der mit den  unterschiedlichsten Grenzziehungen verbundenen Schwierigkeiten  ausführlich an konkreten Beispielen dargestellt: Räumung von Sinai und  Gaza, Zaun und Mauer. Durchweg zeichnet sich das Buch dadurch aus, dass  die verschiedenen Fragen nicht theoretisch erörtert, sondern an  Einzelschicksalen veranschaulicht werden. Dadurch wird Lebensnähe  erreicht, doch stellt sich auch jeweils die Frage, wie exemplarisch  diese tatsächlich sind. Am Beispiel geschilderter Schwierigkeiten einer  Konversion kennt der Rezensent auch gegenteilige Beispiele.

Erfreulich ist die begriffliche Unterscheidung zwischen Arabern und Palästinensern, erhellend die Darstellung der Schwierigkeiten des  Zusammenlebens unterschiedlicher religiöser jüdischer Gruppen etwa in  dem Dorf Yavne‘el, die eine friedliche Lösung gefunden haben, oder In  Jerusalem. Am Beispiel der Personalausweise wird die Problematik der  „Volkszugehörigkeit“, die von „Staatsangehörigkeit“ unterschieden wird,  deutlich. Avidan berichtet auch von einer bisher erfolglosen Initiative,  die Angabe der „Nation“ aus dem Personalausweis zu streichen.

Keine Problematik wird ausgespart, auch nicht die Frage künstlicher Befruchtung. Die Zukunftsperspektive Israels wird sich nach Avidan daran  entscheiden, wie Israel „mit den eigenen Minderheiten umgeht“. Kein bequemes, aber zum Nachdenken anregendes Buch, das gerade uns  Deutsche vor vorschnellen Antworten und Lösungsvorschlägen bewahren kann.







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