Raphael Gross verlässt Frankfurt
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Raphael Gross verlässt Frankfurt
Raphael Gross wird sich nach vielen Jahren paralleler Arbeit im Wissenschaftsbereich wie im Museum nun wieder auf Forschung und Lehre konzentrieren. Dabei ist es sein vorrangiges Ziel, die am Dubnow-Institut gewachsene Leipziger Tradition, jüdische Geschichte als allgemeine Geschichte zu verstehen und zu erforschen, mit neuen Impulsen aus der „Intellectual History“ zu erweitern.
Prof. Gross leitete seit 2001 das Leo Baeck Institut in London, war ab 2006 Direktor des Jüdi-schen Museums Frankfurt am Main und acht Jahre Direktor des Fritz Bauer Instituts. Er wird diese Führungspositionen übergangsweise zur Sicherstellung der jeweiligen Nachfolge noch wahrnehmen. Zwischen dem Jüdischen Museum in Frankfurt am Main, welches von Prof. Gross noch bis zum 30. April 2016 geleitet werden wird, und dem Simon-Dubnow-Institut in Leipzig, soll eine enge und nachhaltige Kooperation entstehen.
Sachsens Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Dr. Eva-Maria Stange, erklärt:
„Ich freue mich sehr, dass wir mit Herrn Professor Raphael Gross einen so renommierten Wissenschaftler für das Simon-Dubnow-Institut in Leipzig gewinnen konnten. Ich heiße ihn herzlich in Sachsen willkommen und bin mir sicher, dass er die erfolgreiche Arbeit des Insti-tuts unter der Leitung von Prof. Dan Diner weiter voranbringen wird. Er kennt die Leipziger Einrichtung, war bereits Mitglied im wissenschaftlichen Beirat und wird mit seiner Internati-onalität auch die Forschungszusammenarbeit mit zahlreichen wissenschaftlichen Einrichtungen in aller Welt stärken.“
Die Rektorin der Universität Leipzig, Prof. Dr. med. Beate A. Schücking, sagt:
„Mit Professor Raphael Gross ist es gelungen, einen international wirkenden und renommierten Wissenschaftler zu gewinnen. Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit mit ihm und befinden uns schon in intensiven Gesprächen, um die Kooperation mit der Universität Leipzig auf eine breitere Basis zu stellen.“
Die Stadt Frankfurt bedankt sich und bedauert den Weggang. Prof. Dr. Felix Semmelroth:
„Raphael Gross hat nicht nur mit großartigen Ausstellungen das Bewusstsein für die jüdische Kultur- und Geistesgeschichte und deren unschätzbaren Beitrag zur europäischen Kultur geschärft, sondern auch das Verhältnis von Geschichte und Gegenwart des Judentums verdeutlicht und so Verbindungen für die Zukunft gestiftet“, würdigt Kulturdezernent Professor Dr. Felix Semmelroth die Leistung des Direktors des Jüdischen Museums für Frankfurt. „Die Personalunion mit seiner Tätigkeit als Leiter des Fritz Bauer Instituts hat zum Nutzen des Publikums gewirkt, da sich Forschungsarbeit und museale Vermittlungstätigkeit gegenseitig befruchtet haben. Ich freue mich, unsere Zusammenarbeit im Rahmen von Kooperationsprojekten zwischen Frankfurt und Leipzig fortsetzen zu können.“
Die Stiftungsratsvorsitzende des Fritz Bauer Instituts, Jutta Ebeling:
„Prof. Dr. Raphael Gross ist es in seiner achtjährigen Tätigkeit gelungen, das Fritz Bauer Institut im In- und Ausland mit hoher Reputation zu versehen. Sein erfolgreiches Konzept er-möglichte wichtige, auch langfristige Projekte zur Geschichte des Holocaust und seiner Wirkungsgeschichte bis in die Gegenwart. Durch die wissenschaftliche Kompetenz und die kom-munikativen Fähigkeiten von Prof. Gross hat das Institut heute einen hervorragenden Ruf. Sein Ausscheiden ist ein großer Verlust.“
Das Simon-Dubnow-Institut für jüdische Geschichte und Kultur e.V. ist ein An-Institut der Universität Leipzig zur Erforschung der jüdischen Lebenswelten vornehmlich in Mittel-, Ostmittel-, Ost- und Südosteuropa mit interdisziplinären Zugängen von der frühen Neuzeit bis in die Moderne. Es beschäftigt derzeit über 30 Personen auch in Drittmittelvorhaben und ist international dicht vernetzt. Als national und international anerkanntes Forschungsinstitut im Bereich der jüdischen Studien strebt es eine Aufnahme in die Bund-Länder-Finanzierung an.
Grundlegend für die Weiterentwicklung der Institutsarbeit sind für Prof. Gross die transnationale Dimension jüdischer Geschichte und ihre Einbindung in die allgemeine Geschichte vor und nach dem Holocaust: "Das Simon-Dubnow-Institut hat in Leipzig eine eigene Tradition jüdischer Geschichtsschreibung begründet. Im Zentrum steht dabei das komplizierte Wechsel- und Spannungsverhältnis zwischen jüdischer Geschichte und allgemeiner Geschichte – und zwar sowohl methodisch als auch inhaltlich. Die bestehenden Schwerpunkte möchte ich beibehalten und gleichzeitig fortentwickeln. Am Anfang werde ich mich besonders um Impulse zur ‚Jewish Intellectual History in Context‘ bemühen. Außerdem soll zusammen mit der Universität Leipzig ein neuer Studiengang ‚Jewish Visual Cultures‘ eingerichtet werden. Auch als Konsequenz meiner bisherigen Forschung werde ich zudem großes Gewicht auf die Geschich-te jüdischer Juristen legen, ein für Vergangenheit und Gegenwart juristischer Entwicklungen besonders wichtiges Forschungsfeld. Mein eigenes Forschungsprojekt über Hans Kelsen passt genau in diesen Bereich.“
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