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Kretschmann ehrt Hollywood-Erfinder mit 150-Pfund-Torte
Der Erfinder Hollywoods
Der Mann, der Hollywood erfand
Zeugen einer gescheiterten Symbiose
G’tt betet zu sich selbst
Nichtjüdische Ehefrau darf auf jüdischem Friedhof bestattet werden
(COPYRIGHT: Andreas Rehnolt,
Kläger waren die Kinder eines im Jahre 1996 verstorbenen Juden aus der Ruhrgebietsstadt Essen. Er hatte für sich und seine nichtjüdische Ehefrau, die Stiefmutter der Kläger, 1971 bei der beklagten jüdischen Kultusgemeinde gegen Zahlung einer Gebühr ein Doppelgrab auf deren jüdischem Friedhof in Essen reservieren lassen. Die Beklagte hatte ihm die Reservierung damals schriftlich mit dem Zusatz bestätigt, "trotzdem Ihre Gattin Nichtjüdin ist". Der Mann war 1996 in dem Doppelgrab beerdigt worden.
Nach dem Tod seiner Ehefrau im Jahre 2011 lehnte die jüdische Kultusgemeinde deren Bestattung in der anderen Grabstelle mit der Begründung ab, der Friedhof sei seit Inkrafttreten ihrer Friedhofssatzung im Jahr 1998 Mitgliedern vorbehalten. Sie vertrete seitdem eine streng orthodoxe Ausrichtung ihres jüdischen Glaubensrechts, der die Bestattung auch der Ehefrau widerspreche. Um die Bestattungsfrist einzuhalten, ließen die Kläger die Bestattung zunächst auf einem städtischen Friedhof vornehmen und verklagten die Kultusgemeinde.
Das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen hatte den Klägern bereits in der ersten Instanz den Anspruch zugesprochen, ihre Stiefmutter neben ihrem Vater bestatten zu lassen. Das Oberverwaltungsgericht Münster bestätigte das Urteil nun. Nach Auffassung des Oberverwaltungsgerichts verstößt die Kultusgemeinde mit der Ablehnung offensichtlich gegen die Totenwürde beider Eheleute, in der sich ihre Menschenwürde als oberstes Verfassungsprinzip nach dem Tod fortsetzt.
Beide hätten mit dem Erwerb des Grabnutzungsrechts den Wunsch artikuliert, in dem erworbenen Doppelgrab als Eheleute gemeinsam die letzte Ruhe zu finden. Dieser Belang habe unter den Umständen des vorliegenden Einzelfalles Vorrang vor dem ebenfalls besonders hoch zu gewichtenden Schutz des Selbstverwaltungsrechts der Kultusgemeinde. Der Beschluss des Oberverwaltungsgerichts ist nach Angaben des Gerichts unanfechtbar.
Aktenzeichen:
OVG Münster 19 A 1970/14 - VG Gelsenkirchen,
Urt. v. 22.08.2014 - 14 K 744/12
Microtext-Journalistenbüro)
Damit der Tod nicht scheidet
Für immer?
Neue Zeitschrift: Jalta – Positionen zur jüdischen Gegenwart
(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)
Jalta versammelt neue Beiträge zur jüdischen Gegenwart, die sich aus der Vielfältigkeit der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland heute ergeben. Diese Diversität schöpft nicht nur aus der Existenz sowjetischer, israelischer und BRD/DDR-Jüdinnen und Juden. Sie ergibt sich auch aus Generationsunterschieden und der Entwicklung neuer Institutionen. Gleichzeitig ist sie Teil einer insgesamt vielgestaltiger werdenden deutschen Gesellschaft. Diese Entwicklung fordert die simple Gegenüberstellung von „Juden“ und „Deutschen“ als Denk- und Argumentationsfigur zunehmend heraus.
Die reale Diversität des gegenwärtigen deutschen Judentums eröffnet politische und kulturelle Potenziale, die sich in neuen Allianzen und der Erkundung alternativer Modelle für ein gesellschaftliches Zusammenleben ausdrücken. Diese Entwicklung übersteigt eine oftmals erstarrte Erinnerungskultur, von der die deutsche Öffentlichkeit geprägt ist. Was Juden heute in Deutschland sind, kann nicht mehr nur im Kontext der Shoah, des Antisemitismus und Israels erfasst werden.
Jalta versteht sich als Forum für die intellektuelle Auseinandersetzung mit jüdischen Perspektiven auf Gegenwart und Geschichte sowie mit jüdischen Themen. Die Diversität jüdischer Gemeinschaften, verschiedene Selbstverständnisse und Ausdrucksformen sind dabei Gegenstand und Ressource. Von Interesse sind vor allem die wenig sichtbaren, die bewusst wie unbewusst vergessenen, die ausgegrenzten und neuen Zugänge und Gegenstände, die sich aus der Vielzahl der oft kontroversen jüdischen Perspektiven ergeben.
Wissenschaftliche, essayistische und literarische Texte sowie Arbeiten aus der bildenden Kunst stehen gleichberechtigt nebeneinander. Der gesellschaftspolitische Anspruch ist, die radikale Diversität jüdischer Stimmen zum Ausgangspunkt zu machen, Möglichkeiten von Allianzen zu reflektieren und diese in kritische Diskussionen der gesellschaftlichen Verortungen voranzutreiben. Ebenso vielfältig wie Themen und Formen in Jalta sind auch die angesprochenen Leser und Leserinnen.
Der Themenschwerpunkt des ersten Heftes ist Selbstermächtigung. Die erste Rubrik widmet sich Themen rund um den Titel Jalta. In der zweiten Rubrik finden sich künstlerische, essayistische und wissenschaftliche Auseinandersetzungen mit dem Schwerpunktthema. Die Rubriken „Juden und …“, „Übersehenes und Vergessenes“ und „Streibares“ versammeln kürzere Eindrücke, Berichte, Rezensionen und Reflexionen zu aktuellen politischen Bewegungen, kulturellen Fragen und künstlerischen Motiven der jüdischen Gegenwart. Herausgeber der ersten Ausgabe sind: Anna Schapiro, Lea Wohl von Haselberg, Hannah Peaceman, Max Czollek, Marina Chernivsky und Micha Brumlik.
Weitere Informationen und Kontakt unter:
http://bit.ly/2g4M6JA oder www.facebook.com/jaltapositionen
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